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Verloren im Salsa-Fieber: Ein Kommissar Ela/Singe Roman aus Berlin
Verloren im Salsa-Fieber: Ein Kommissar Ela/Singe Roman aus Berlin
Verloren im Salsa-Fieber: Ein Kommissar Ela/Singe Roman aus Berlin
eBook232 Seiten3 Stunden

Verloren im Salsa-Fieber: Ein Kommissar Ela/Singe Roman aus Berlin

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Über dieses E-Book

Ihre Leidenschaft für Salsa bestimmt schon seit langem ihr Leben. Simone und Julia genießen das Inselleben in der Karibik, spazieren am Malecón, hören eine der besten kubanischen Bands, fahren mit dem Bus durch Havanna. Als Simone in den letzten Stunden ihres Urlaubs einen netten, gutaussehenden jungen Mann kennenlernt, der zudem noch ein begnadeter Tänzer ist, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Dass er sie auf der Stelle zu seiner Frau machen will, schmeichelt der Endvierzigerin und sie entscheidet spontan, sich auf das Abenteuer mit dem Salsero einzulassen. Nur ein paar Wochen später findet die Hochzeit in Havanna statt. Was sie nicht mitbekommen hat, ihre beste Freundin, hat sich ebenfalls in Orlando verliebt und ist von echten Gefühlen und wahrhaftiger Liebe, beiderseits, über¬zeugt.
In Deutschland angekommen, stehen Simone und Orlando vor genau denselben Problemen wie zahllose andere Paare, die zwei unterschiedlichen Kulturen ent-stammen. Aber die Liebe ist groß und man ist willens, es gemeinsam zu schaffen.
Eine Zeitlang geht alles gut, aber dann lässt Orlando sei¬ne Frau nächtelang alleine und beginnt schließlich eine Beziehung mit einer jungen, attraktiven Geschäfts-frau, Veronika Pieler. Eines Tages treffen alle vier zusammen und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Ein Verbrechen geschieht.
Kriminalkommissarin Ela und ihr Kollege Singe versu-chen Licht ins Dunkle dieser verworrenen Geschichte zu bringen. Dabei nehmen die beiden charismatischen Ermittler die Leser nicht nur mit in die Salsa-Szene und zu Promi-Treffpunkten, sondern machen sich auch zu Führern durch das neue, weltoffene Berlin.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum6. Okt. 2014
ISBN9783737509442
Verloren im Salsa-Fieber: Ein Kommissar Ela/Singe Roman aus Berlin

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    Buchvorschau

    Verloren im Salsa-Fieber - Eva Kowalski

    Impressum

    Verloren im Salsa-Fieber

    Erster Fall der Kommissare Ela und Singe

    Eva Kowalski

    published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright: © 2014 Eva Kowalski

    ISBN 978-3-7375-0944-2

    Cover-Foto: Eva Kowalski

    Coverdesign: www.roshof.de

    fb: Verloren im Salsa-Fieber

    Twitter: Kowalski

    www.verlorenimsalsafieber.de

    print-ISBN 978-3-7375-0871-1

    Besonderer Dank geht an meine Mutter, die eine begnadete Tänzerin ist und mir einiges weitergegeben hat, an meine Geschwister und an meine Freunde, die mir ein schönes Leben ermöglichen.

    In eigener Sache: Ich freue mich über Besuche, Kommentare, Likes, Teilen, Twittern auf meinen Seiten, auf ein lebendiges Miteinander. Eure Eva Kowalski

    Die Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Inhaltsverzeichnis

    Kuba Malecón

    Im Bus

    Ein Abend mit Überraschungen

    Unterwegs mit Orlando

    Rückflug

    In Berlin – wieder im Alltag

    Wieder in Kuba – zur Hochzeit

    Die Hochzeit

    Halbe Kubanerin

    Wieder in Deutschland

    Die Freunde vom Malecón

    Orlandos Ankunft

    Arbeitssuche

    In der Sackgasse

    Orlando

    Ein neues Leben

    Der erste Hochzeitstag

    Julia in der Kneipe

    Der Tag nach dem ersten Hochzeitstag – die Tat

    Die Kommissare

    Erste Vernehmung im Krankenhaus

    Zweite Befragung von Orlando Sanchez

    Das Gutachten

    Tag 3

    Mädels – Spaßabend

    Julia besucht Orlando

    Im Büro

    Kuba Malecón

    Mit zufriedenen Gesichtern saßen sie auf der Mauer und reichten den Rum vom einen zum anderen. Dieses Mal war es einer von der besseren Sorte.

    „Sie hat mir ihr gesamtes Kleingeld gegeben und alles, was sie noch an Scheinen hatte. Sie bräuchte es sowieso nicht mehr und es würde sich nicht lohnen, die CUC[1] zu wechseln", sagte er lässig und warf einen Blick auf seine nagelneuen weißen Nike Schuhe.

    „Ich habe meine bis an den Flughafen gebracht und ihr dann erklärt, dass ich kein Geld für ein Taxi hätte. Sie dachte wirklich, man kommt vom Flugplatz nur mit einem Taxi in die Stadt, und das noch für Touristenpreise. Ich als Kubaner! Sie hat mir 25 CUC gegeben, ohne mit der Wimper zu zucken. Und zum Schluss hat sie gesagt, dass sie sich in mich verliebt hätte."

    Ein Lachen ging durch die Runde und begleitete den Rum.

    „Und was hast du dazu gesagt?"

    „Dass ich ihr gerne schreiben würde, aber in Kuba ginge das nicht so einfach. Die Internetcafés sind so teuer. Eine Stunde kostet 10 CUC und die Verbindung ist auch ziemlich mies, man muss da für einen kleinen Brief schon einiges hinlegen. Sie hat mich irgendwas gefragt, ob die noch mit Modems arbeiten oder so ähnlich und hat mir dann noch mal 100 CUC in die Hand gedrückt. Ich habe ihr die Telefonnummer von meiner Nachbarin gegeben, vielleicht will sie ja mehr. Aber das kenn‘ ich schon, nach spätestens einem Monat hat sie mich vergessen."

    Orlando stieß seinen Kumpel von der Seite an. „Nicht schlecht, dein Tipp mit den Bachata-Liedern."

    Sein Kumpel schaute ihn fragend an.

    „Na, dass ich die Texte nehme und als meine Gedichte ausgebe. Sie hat mir alles geglaubt. Und weißt du, was sie immer gesagt hat, wenn ich ihr meine Gedichte vorgelesen habe? Ich wäre romantisch und so begabt!"

    Die jungen Männer lachten sich halb schief.

    „Das muss ich auch mal probieren."

    „Ich auch. Ernesto nahm seine Sonnenbrille ab und schob sie auf den Kopf. „Miguelito hat`s echt geschafft, der hat sogar eine junge abgekriegt.

    „Ja, aber die hat kein Geld, wie soll er dann nach Schweden kommen?" Orlando schwenkte ein wenig die Flasche.

    „Dafür wurde sie schon am ersten Tag schwanger. Die wird das schon hinkriegen." Ernesto schob seine Sonnenbrille wieder an ihren Platz.

    Der gute Rum war bald ausgetrunken und mit schwungvollen Bewegungen erhoben sie sich und machten sich auf in Richtung Konzert. Das Leben konnte so schön sein.

    Im Bus

    Julia und Simone stiegen in den Bus ein und blieben gleich hinter dem Busfahrer stehen. Von dort hatte man den besten Blick.

    Der Fahrer hatte einen gemächlichen Fahrstil und sie konnten durch die Busfenster die vielen alten Wohnhäuser mit ihren blass verwitterten Hausfassaden betrachten. Nur wenige waren liebevoll mit frischer Farbe renoviert. Kleine Gruppen von Kindern in beiger Schuluniform standen vor aufgestellten Tischen an und wurden für ein paar Pesos Cubanos[2] mit Selbstgebackenem versorgt. Immer wieder waren Verkaufsstände mit handgemalten Preistafeln zu sehen, die ein bisschen provisorisch wirkten. Hier wurden Kaffee, einheimische Säfte, Brötchen und frittierte Kochbananen angeboten. Dazwischen auch Handwerkerleistungen, welche oft direkt vor dem Haus ausgeführt wurden, die Arbeiter dabei umrahmt von Neugierigen oder alten Rentnern, die so noch am gesellschaftlichen Leben teilnahmen. „In Kuba muss sich keiner alleine fühlen, das ist das Schöne am Leben hier", sagte Simone mit einem Blick auf die Männer, die gerade Fahrräder und Autoreifen vor dem Laden reparierten.

    Auch die Reklametafeln der Partei, die dazu aufriefen den Sozialismus zu verteidigen, die Che Guevara-Bilder und die in Übergröße gemalten Durchhalteparolen an den Häuserwänden beeindruckten sie.

    Neugierig schauten die beiden auf Kubanerinnen, die körperbetonte, farbenfrohe Kleidung trugen sowie aufwändig zurechtgemachte Frisuren; die Frauen gaben sich offenbar große Mühe mit ihrem Aussehen. Die meisten kamen wohl von der Arbeit oder vom Einkaufen.

    Die Männer im Bus mochten es eng, sie stellten sich dicht hinter Julia und ihre Freundin und freuten sich, wenn der Bus abbremste, die beiden Touristinnen nach hinten schwankten und sie dabei ihren Arm oder ihren Bauch berühren konnten. Es roch nach Seife, Parfüm und Schweiß, kein Wunder bei der Hitze. Alle Fenster waren offen, es kam aber nur heiße Luft herein, die gleichwohl immer noch frischer war als die im Bus.

    „Können Sie uns direkt hinter dem Tunnel ´rauslassen?", fragte Julia den Busfahrer des P1 auf Spanisch.

    „Wo wollt ihr hin?", fragte er zurück.

    „Wir wollen den Malecón entlanglaufen."

    „Aber es ist sehr weit bis in die Innenstadt, etwa acht Kilometer, versuchte er ihnen zu erklären. „Das ist zu weit zum Laufen. Der Dialekt war einigermaßen verständlich, es fehlte fast immer nur das s.

    „Ja, aber das wollen wir." Um sie herum leichtes Grinsen, es gab auch eine Bemerkung von einer älteren Frau, die man kaum verstand, daraufhin lachten alle um sie herum.

    „Ich glaube, sie halten uns für verrückt. Kein Kubaner würde freiwillig so weite Strecken laufen, schon gar nicht, wenn der Bus die gleiche Strecke fährt", erklärte Julia ihrer Freundin.

    „Ja, ich hab`s auch gehört, Julchen."

    Als sie ausstiegen, fragte der Busfahrer noch einmal: „Seid ihr sicher?"

    „Ja." Er entließ die beiden in die feuchtwarme Meeresluft.

    Vor der Burg mit der runden Umrahmung, dem Torreón de la Chorrera, gab es ein Restaurant mit einem schönen Blick aufs Meer und den Malecón, die vielleicht berühmteste Uferpromenade der Welt. Rechts führte eine Treppe in das alte Gemäuer hinein. Simone wollte unbedingt hinauf, um Fotos zu schießen. „Vielleicht kann man die ganze Uferpromenade einfangen."

    Sie entschieden aber, erst später eine Pause einzulegen und machten sich gleich auf den Weg in die Altstadt. Simone überlegte, ob sie die ganze Zeit auf der Mauer entlang laufen könnte. Aber sie sah schon, dass in einiger Entfernung die Gischt über die Mauer und sogar über den Gehweg hinweg bis auf die Straße spritzte. Die Autos fuhren durch die Pfützen hindurch und kleine Fontänen spritzten hoch.

    „Wenn man hier in die Straße, Calle 6, rechts reingeht, kommt das Palenque. Dort führt am Samstag die Conjunto Folklorico Nacional kubanische Rumba auf, vielleicht können wir dort auch noch einmal nach Tanzunterricht fragen. Rumba wollte ich schon immer lernen. Den Tipp habe ich von einem Kubaner, dem Nachbarn unserer Vermieterin", erklärte Julia, stolz auf ihr Wissen. Sie wollte viel mitnehmen aus Kuba.

    Auf den nächsten Metern gab es nichts Besonderes zu sehen. Rechts kamen einige Sportstätten und vereinzelte Häuser. Einige Oldtimer mit einem Taxischild auf dem Dach oder hinter der Windschutzscheibe, voll besetzt mit Kubanern, hupten, um zu signalisieren, dass sie bereit waren anzuhalten und sie mitzunehmen. Die beiden machten Handbewegungen, die nein bedeuten sollten. „Das sind Chevrolets und Buicks aus den 50ern, die stehen bei uns in Museen und hier fahren sie überall rum, ist das nicht fantastisch?", schwärmte Simone und drückte auf den Auslöser ihres Fotoapparates.

    Nach nur einem Kilometer fing Simone an zu jammern, sie hatte keine Sonnencreme dabei und ihre linke Gesichtshälfte wurde rot. Die Spätnachmittagssonne brannte noch heiß, sie konnten immer noch einen Sonnenbrand bekommen. Simone hielt das nächste Koko-Taxi an. Sie setzten sich auf die gepolsterte Sitzbank der Dreiviertel-Kokosnuss in Gelb, der Fahrer gab Gas, drehte sein kleines Radio ein wenig lauter und mit viel Wind in den Haaren ging es nun am Meer entlang.

    „Wir wollen bis ungefähr zur Mitte des Malecón", riefen sie dem braungebrannten, sehr schlanken Jungen zu.

    „Si, no hay problema."

    Wie angenehm und entspannend. Simone holte wieder den Fotoapparat heraus und fotografierte alles, was vorbei lief oder fuhr. An einer faszinierenden, prunkvollen Statue baten sie ihn anzuhalten und bezahlten ihm gerne die vier CUC. „Wie heißt denn diese Statue hier?", fragte ihn Simone gutgelaunt. „Monumento ao General Calixto Garcia. Er war an den drei Unabhängigkeitskriegen gegen die spanischen Kolonialherren führend beteiligt. 1898 bereitete er die Landung der US-Truppen vor. Ich kann auch ein Foto von Euch beiden machen. Ich kann euch auch noch mehr von Havanna zeigen", erklärte er geschäftstüchtig und freute sich auf die Chance auf noch mehr Trinkgeld.

    Das Angebot für ein Erinnerungsfoto nahmen sie dankend an. Aber nun wollten sie wieder zu Fuß das Flair des Malecón erleben, mittlerweile war einiges los.

    „Natürlich haben die USA keine Botschaft in Kuba, es gibt ja immer noch das Embargo, aber die haben so was wie eine Interessenvertretung hier, erklärte Julia, als sie an dem sechsstöckigen Gebäude vorbei gingen. „Und genau deswegen hat Castro immer die lautstarken Großveranstaltungen gegen die US-Regierung genau hier stattfinden lassen, dem Goliath in die Augen schauend.

    „Seit wann gibt es denn die Wirtschaftsblockade? Eigentlich könnte man von Obama doch erwarten, dass er sie nicht nur lockert, sondern endlich komplett abschafft. Dann würde es den Leuten hier wesentlich besser gehen. Wie kann Amerika so ein kleines Land als Bedrohung empfinden?", fragte Simone interessiert.

    „Das Embargo wurde ausgesprochen, als das neue Kuba alle Großgrundbesitzer und US-Amerikaner mit Grundbesitz und Fabriken auf Kuba enteignete. Ich glaube, es war 1960. Unsere Vermieterin hat mir erklärt, dass es immer noch viele Exil-Kubaner gibt, die in Miami und den USA sitzen und auf den Zusammenbruch warten, damit sie sich ihre alten Besitztümer zurückholen können. Es gibt Abgeordnete, und die sind nicht nur bei den Republikanern zu finden, die nie einem Ende der Sanktionen zustimmen werden. Und das sind mächtige Leute, die unterstützen auch Künstler, selbst Berühmtheiten aus der Salsaszene, die haben viel Geld und Einfluss. Kuba war seitdem immer mit Ländern verbündet, deren Regierungen mehr oder weniger offensive Gegner der USA waren."

    „Du meinst Russland und China und mittlerweile Venezuela."

    „Stimmt, ich kann mich noch an Postkarten erinnern, auf denen man russische Ladas auf den Straßen Havannas sah zwischen den Oldtimern."

    „Und der Schnellkochtopf unserer Vermieterin kommt aus China, den hat sie vor ein paar Jahren zum Muttertag von der Regierung bekommen, wie jede kubanische Frau."

    „Mittlerweile lebt Kuba ja hauptsächlich von den Touristen und den Dollars, die die Exil-Kubaner schicken. Klar würde es den Leuten hier besser gehen, wenn es kein Embargo gäbe und sie normal handeln könnten. Mit Kuba Geschäfte zu machen ist kaum möglich. Deswegen gibt es hier auch so wenig moderne Technologie. Zurzeit dürfen nur bestimmte Gruppen von US-Amerikanern direkt nach Kuba reisen. Früher hingen hier auch mal Plakate, die den US- Präsidenten Bush als Mörder oder als Vampir darstellten. Aber seit Obama an der Regierung ist, herrscht so was wie Waffenruhe zwischen den beiden Staaten. Man sieht nur noch ab und zu Plakate zu den fünf Helden, die in den USA wegen angeblicher Spionageaktivitäten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden."

    „Aber ich habe doch schon Amerikaner im Hotel getroffen. Wie kann das sein?", fragte Simone nach.

    „Na vielleicht sind das Sozialarbeiter oder sie gehören einer Kirche an. Früher gab es noch nicht mal Direktflüge aus den USA nach Kuba, US-Amerikaner reisten über Kanada oder Mexiko ins Land. Obama hat schon einiges verändert."

    Bald erschien auf der rechten Seite ein großer Platz, La Piragua, hier hatte vor einer Woche eine groß angelegte Musikveranstaltung stattgefunden. Vorwiegend junge Kubaner trafen sich, führten eigene Musikstücke vor, zeigten die neuesten Choreografien oder vergnügten sich einfach nur zu Rum und Musik. Salsa hörte man eher selten, die meisten bevorzugten Techno, House oder Reggeaton.

    „Wollen wir uns an der Tankstelle noch eine Flasche Wasser kaufen? Ich hätte auch Lust auf ein paar Schoko-Kekse. Simone hatte sich zwar vorgenommen, in Kuba keine Süßigkeiten zu essen, aber manchmal konnte sie einfach nicht widerstehen. Ihre Glücksgefühle wollte sie bis auf weiteres nicht mehr nur von ihrer geliebten Schokolade abhängig machen, hatte sie ihrer besten Freundin geschworen, als sie zwei Wochen zuvor aus dem Flugzeug gestiegen waren. Julia hatte sie damals ein wenig aufgezogen und zu ihr gesagt: „Jetzt fehlt nur noch, dass du den kubanischen Boden küssen willst.

    Sie bezahlten einen CUC für die Kekse und einen CUC für das Mineralwasser, das ausschließlich von Touristen gekauft wurde, nicht verwunderlich bei den Preisen. Touristen riskierten außerhalb der Hotels ansonsten bei einem Getränk mit Eiswürfeln Durchfall und Fieber. In Kuba trank man Wasser, das mindestens 20 Minuten lang gekocht hatte.

    Ein Stück weiter erschien auf der rechten Seite eine große Steinmauer, in der Mitte schoss sprudelndes Wasser heraus. Die Mauer begrenzte die Parkanlage des Hotel Nacional, dessen großzügiger Gebäudekomplex im neoklassizistischen Stil bereits von weitem Erhabenheit und Größe ausstrahlte.

    „In das Hotel müssten wir auch noch mal reingehen, du kommst dir vor wie in die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts versetzt; edle Bilder von kubanischen und weltbekannten Berühmtheiten, Schauspielern, Sängern hängen an den Wänden. Es gibt prunkvolle Spiegel, Kommoden, einfach ein wunderschönes Ambiente. Und eine riesige Parkanlage mit Blick auf den Malecón und aufs Meer. Ich habe mal mitbekommen, wie sie dort Hochzeitskleider für eine Zeitschrift fotografierten, eine Braut mit wehenden Haaren, wehendem Schleier, ein Traum in Weiß."

    Immer wieder schauten sie aufs Meer, um die Schlauchfischer zu sehen, die pneumaticos, wie die Kubaner sie nannten, die sich nahe am Ufer, dicht an den Felsen, ein Abendbrot fingen oder auch Fisch für ihre Nachbarn. Ganz ungefährlich war das nicht. Wenn sie mit ihren großen LKW-Schläuchen weiter vom Ufer entfernt waren, sah man sie nur noch als schwarze Punkte und manche paddelten allein mit ihren Händen zurück. Ein Liebespaar, das vor den Freundinnen ging, hielt sich eng umschlungen. Ein Gitarrenspieler und zwei Jungs sangen ein romantisches Lied: enamorado en ti. Simone wäre am liebsten noch länger bei ihnen stehen geblieben, es berührte ihr Herz; was für warme Stimmen, an wen sie wohl dabei dachten? Ein älterer Herr, den hier jeder zu kennen schien, bot in kleinen Tütchen Erdnüsse an. Eine Gruppe von Jugendlichen trank Rum und tanzte Reggeaton - Wow, wie die sich bewegen konnten! Julia und Simone blieben stehen, wurden gleich umringt und auf Spanisch angesprochen: „Wo kommt ihr her? Wollt ihr einen Schluck Rum? Habt ihr Lust zu tanzen?"

    Innerhalb einer Sekunde waren sie der Mittelpunkt des kleinen Kreises. Alle lachten. Einer, der wirklich gut aussah, bewegte seinen Oberkörper passend zum Bass, dagadagadada, dagadagadada. Es war wie im Film. Simone und Julia hatten in der Woche zuvor in Havanna einen Tanzkurs besucht, Reggeaton war auch dabei gewesen, sie zeigten gleich, was sie gelernt hatten, und ließen ihre Hüften in die eine Richtung kreisen und die Oberkörper in die andere. Die Jungs waren verzaubert. „Wie eine Kubanerin. Wo habt ihr das gelernt?"

    Julia zog Simone am Rock: „Wir wollen noch ins Konzert, nun los."

    „Wollt ihr mitkommen ins Casa de la Musica, es gibt dort ein Konzert, Charanga Habanera spielt", fragte Simone die Jungen.

    Oh, Charanga, que bueno, pero no tenemos dinero", gaben sie lachend zurück und hielten die Rumflasche hoch. Simone hatte sich schon gedacht, dass sie kein Geld hatten.

    „Simone, nun komm doch", drängte Julia.

    Sie riefen ihnen Liebeserklärungen hinterher: „Hola! Lindas."

    Auf der rechten Seite gab es einige Häuser, die sehr schön renoviert waren. Daneben ein modernes Hotel mit viel Glas und ein kleines Restaurant, vor dem auch einige Kubaner fast auf der Straße standen und Salsa hörten.

    „Ich würde sofort in einen dieser Kolonialbauten einziehen, mit direktem Blick aufs Meer. Stell dir vor, abends einen Mojito trinken, vor sich hinträumen, dem Treiben zuschauen und dann noch eine Runde tanzen gehen, mit der Garantie, dass man die ganze Nacht durchtanzen kann. Was Schöneres gibt’s doch gar nicht", schwärmte Simone.

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