Virus des Grauens: Der Thriller zur Virenkrise 2020
Von Peter Citti
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Über dieses E-Book
"Virus des Grauens" ist die erste bluttriefende literarische Reflexion zur Viruskrise 2020, die unmittelbar im Brennpunkt Lombardei während der Ausgangssperre entstanden ist. 200 Morde in einem Band!
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Buchvorschau
Virus des Grauens - Peter Citti
1. Die Nacht vom 4. auf den 5. Dezember
Virus des Grauens
Der Thriller zur Virenkrise 2020
Peter Citti
Geschrieben von 16. März 2020 bis 22. März 2020 in Mailand
Impressum
Texte: © Copyright by Peter Citti
Umschlag: © Copyright by Mag.art Dieter Wolf
gestaltungWolf.at, Klagenfurt
Lektorat: onlinelektorat.at, Klagenfurt
Verlag: Peter Citti Selbstverleger
Viale Gabriele D’Annunzio 100
20123 Milano, MA, Italia
petercitti@gmail.com
Jede Ähnlichkeit mit realen Tatbeständen, lebenden oder juristischen Personen, mit Körperschaften, Gesellschaften oder Organisationen, natürlichen oder übernatürlichen Hierarchien ist rein zufällig.
Druck: epubli, ein Service der
neopubli GmbH, Berlin
Printed in Germany
Nur Geschichten mit Herz und Seele werden bestehen, selbst wenn sie schrecklich sind.
(Jess Franco)
Im Zimmer 2 der psychiatrischen Abteilung waren vier Patienten mit sehr unterschiedlichen Krankengeschichten untergebracht.
Das Bett 1 war von einem jungen Mann Ende zwanzig belegt, der sich für einen Rapper hielt und mit seinem Gangnamen Fred angesprochen werden wollte. Er war in die offene Psychiatrie eingewiesen worden, um an einem Drogenentzugsprogramm teilzunehmen. Rapper Fred war seit einem Monat in der psychiatrischen Abteilung und somit am längsten von den 4 Patienten im Zimmer Nummer 2.
Das Bett 2 war von einem gleichaltrigen Mann namens Oscar belegt, der erst am Vormittag des 4. Dezember in die Psychiatrie eingeliefert worden war, weil er an seinem Arbeitsplatz kollabiert war und nach seiner ersten Einvernahme durch die lokalen Rettungskräfte angab, von Visionen geplagt zu werden; angeblich habe er mehrmals unter Zeugen die Heilige Jungfrau im Kurpark Warmbad gesehen, doch heute sei sie ihm am Arbeitsplatz erschienen; kurz danach verlor er das Bewusstsein. Weiters litt er an Herzproblemen und musste trotz seines relativ jungen Alters mit einem Herzschrittmacher leben.
Das Bett 3 war von einem sechzigjährigen Musiker belegt, der in einer Bar in eine Schlägerei geraten war. Angeblich habe ihn dort der Teufel überfallen und ihm den Arm auszureißen versucht – eine Angabe, die durch eine schwere Fleischwunde als durchaus möglich erschien. Allerdings war der Musiker als Säufer in diversen Alkoholentzugsanstalten bekannter als seinerzeit in seiner aktiven Karriere als Gitarrist; eine Karriere, die viele Jahre zurücklag und an die sich nur noch die treuesten Fans erinnern konnten. Seine Geschichte vom Teufel wurde von den Psychiatern am wenigsten ernst genommen, vielmehr konzentrierte sich die medizinische Behandlung auf die Alkoholkrankheit des Patienten namens Joe. Joe war seit vier Tagen im Zimmer 2 untergebracht.
Das vierte und letzte Bett war von der schillerndsten Person des Quartetts belegt: einem Mann Mitte dreißig namens Pedro, der aus einer spanischen Psychiatrie nach Österreich überstellt worden war, in der er eigenen Angaben zufolge eineinhalb Jahre verbracht hatte, was auch der spanische Arztbrief bestätigte; eine Übersetzung dazu ins Deutsche gab es nicht. Dieser Mann, der eine spanisch-österreichische Doppelstaatsbürgerschaft vorweisen konnte, wollte angeblich an Visionen und Halluzinationen leiden, den Tod höchstpersönlich sehen und von einer Gestalt, die er als den „Henker betitelte, Befehle empfangen. Damit nicht genug, glaubte er General Francisco Franco und General José Millán-Astary zu sehen, zwei Personen, die in der Villacher Psychiatrie nicht geläufig waren, aber da es sich um Generäle des spanischen Militärs handelte, als durchaus wichtig eingestuft wurden. Patient Pedro behauptete, dass die Generäle nur indirekt mit ihm kommunizierten, ihre Befehle gaben sie dem „Henker
, der sie dann an Pedro übermittelte.
Selbstverständlich wurde diese komplizierte Befehlskette auf Spanisch durchgeführt. Je nach Laune sprach Señor Pedro fallweise Spanisch und Deutsch; die Visionäre pflegten, nach Angabe des Patienten, ausschließlich auf Spanisch mit ihm zu verkehren, was die Behandlung nicht gerade vereinfachte, da niemand im Krankenhaus der spanischen Sprache mächtig war.
Immerhin hatte Señor Pedro eingesehen, dass es für ihn – wie auch für die Ärzte und Pfleger – günstiger war, zumindest hier auf der Station Deutsch zu sprechen; sonst pflegte er ausschließlich spanisches Fernsehen online zu sehen und las zwei spanische Bücher: einen Liebesroman und ein Sachbuch über den spanischen Filmregisseur Víctor Erice, den außer Señor Pedro keine Menschenseele vor Ort kannte, obwohl er preisgekrönte Filme gedreht hatte, die nie in Österreich gezeigt worden waren.
Nach Ansicht der Ärzte schien Señor Pedros Gesundheitszustand am besten von den vier Patienten zu verlaufen, da sich seine Visionen und Halluzinationen mittlerweile nur noch auf die Nacht beschränkten, die sich dann zu Horrornächten auswuchsen, die mit mehr oder weniger bekannten Horrorfilmen aus seiner spanischen Heimat vergleichbar waren. Er war vor drei Tagen ins Zimmer Nummer 2 eingerückt, und niemand wusste genau, warum der Patient überhaupt hier war.
Die Probleme begannen, wie die Ermittlungen der Villacher Kriminalpolizei später festhielten, am frühen Morgen des 5. Dezember, als ein guter Bekannter des Musikers Joe um 6 Uhr Früh die Patienten des Zimmers 2 aus dem Schlaf riss, um seinem alten Kumpel Joe einen Krankenbesuch abzustatten. Der Mann, der die Sechziger bereits überschritten hatte, war laut Aussage der Nachtschwester schwer alkoholisiert und ging sofort zu Joes Bett, den er mit aller Selbstverständlichkeit der Welt begrüßte.
„Hey Joe, ich war gerade in der Nähe, und da dachte ich mir, ich schaue bei meinem Kumpel vorbei, wie es dem alten Haus in der Klinik geht", begann der Bekannte wortgewaltig.
„Verlassen Sie sofort das Krankenhaus!", rief die Nachtschwester.
„Wieso denn? Ich will doch nur meinen alten Kumpel Joe besuchen. Wir kennen uns schon seit Ewigkeiten und haben zwanzig Jahre lang in einer Band gespielt", argumentierte der Bekannte, ein Typ in Lodenmantel und Schal. Der Alkoholdampf erfüllte das Zimmer 2 zusehends.
„Verlassen Sie sofort das Zimmer und die Station!", rief die Nachtschwester.
„Aber wieso denn? Es handelt sich um einen netten Krankenbesuch", antwortete der alte Bekannte.
„Wir haben jetzt keine Besuchszeit! Und wecken Sie nicht unsere Patienten! Gehen Sie sofort, oder ich alarmiere den Sicherheitsdienst, der wird Sie dann schon rausschmeißen!", schrie die Nachtschwester.
„Wer wird denn gleich so hektisch sein? Ich habe Getränke für alle mitgebracht. Wir singen ein paar Lieder. Hey Joe von Jimmy Hendrix kennt doch jeder!", rief der alte Bekannte und stimmte den Song an.
Auch die gesamte Belegschaft des Zimmers 2 reagierte unwirsch auf den ungebetenen Besucher, besonders Joe, der seinen Vollrausch vor dem Klinikpersonal zu vertuschen versuchte.
„Hey Mann, hau ab, und komm am Nachmittag wieder", stammelte Joe, der sich seiner unpässlichen Lage bewusst war.
„Aber wieso denn? Trinken wir etwas! Was ist mit euch, Jungs? Wer will selbstgebrannten Obstschnaps? Alles gratis, kostet nichts!", rief der alte Bekannte.
Der junge Angestellte und Herzkranke Oscar jammerte herum, dass endlich Ruhe herrschen sollte, und bewarf den Störenfried mit Mandarinenschalen. „Verschwinde! Mach sofort, dass du wegkommst!", rief Oscar.
Schon etwas unwirscher reagierte der Rapper Fred. „Hau sofort ab, oder du bekommst ein paar aufs Maul!", drohte er dem Störenfried Hiebe an.
„Bitte beruhigt euch, ich hole jetzt den Sicherheitsdienst, versuchte die Nachtschwester die Patienten im Zimmer 2 zu beschwichtigen, was jedoch erfolglos blieb, besonders beim Austro-Spanier Pedro, der sofort zum Gegenangriff überging. „Vergessen Sie die puta Guardia, wir schmeißen den Tonto selber raus!
, rief der Austro-Spanier und wandte sich an den frühmorgendlichen Besucher: „Sag einmal, spinnst du?"
„Normalerweise nicht", antwortete der alte Bekannte.
„Gibt es hier irgendwo eine Tafel, dass hier das Irrenhaus von diesem Idiotenkaff ist?", fragte Pedro.
„Natürlich! – Das hier ist die Psychiatrie!", antwortete der alte Bekannte.
„Richtig. Das ist eine Psychiatrie, und zwar eine offene, und in jeder guten Psychiatrie gibt es auch eine geschlossene Abteilung, die gemeinhin als Irrenhaus bekannt ist, ist dir das klar, Tonto?"
„Diese Argumentation scheint stimmig zu sein. Aber was hat das mit mir zu tun, mein lieber Herr, wo ich doch nur einen freundschaftlichen Krankenbesuch machen wollte?", fragte der alte Bekannte des Musikers Joe.
„Vale, wir verstehen uns, Amigo, nur ein Idiot macht einen Krankenbesuch um sechs Uhr morgens, ist dir das klar, Tonto?", machte der Austro-Spanier Druck.
„Kannst du mir mal erklären, was ein Tonto ist? In unserer Sprache kennen wir den Begriff nicht", antwortete der Besucher.
„Ein Tonto ist ein Idiot. Und wo nehmen sie Idioten auf? In einem Irrenhaus. Faktum ist, dass du gleich hierbleiben kannst, denn in einem Irrenhaus haben sie für solche Idioten wie dich einen gemütlichen Platz in der Gummizelle frei. Und jetzt verschwinde, bevor ich dich persönlich in die Gummizelle stecke. ¡Vete al infierno, Tonto!", rief Pedro, dessen Aggressivität doch für Eindruck bei dem ungebetenen Besucher sorgte.
„Na gut, dann will ich mich lieber zurückziehen, aber ich komme am Nachmittag wieder", sagte der alte Bekannte.
„Puta madre, endlich una buena idea, bis dahin liegt eine Zwangsjacke beim Portier für dich bereit, du brauchst das gute Stück nur noch anzuziehen und in die Gummizelle einzurücken, die wird dir das Personal schon zuweisen, vorausgesetzt, es sind nicht noch mehr Idioten wie du auf freiem Fuß", antwortete Pedro.
Joes alter Bekannter verließ das Zimmer 2 grußlos. Am Gang beschwerte er sich jedoch noch bei der Nachtschwester, dass man hier offensichtlich gemeingefährliche Leute mit seinem alten Kumpel Joe untergebracht hatte.
Auch Joe kam aus dem Zimmer, um seinen Kumpel aus der Station zu begleiten und um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen, während die beiden Nachtschwestern ins Zimmer 2 eilten, um die Patienten zu beruhigen. Sie verteilten Beruhigungstabletten, jeder bekam eine, nur der wilde Austro-Spanier musste zwei schlucken, sicher sei sicher, was dem Amigo jedoch überhaupt nicht passte; außerdem sprach er schon wieder nur Spanisch.
Doch die Medikamente wirkten. Die drei Patienten schliefen schnell wieder