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Leichenwasser: Ein Starnberg Krimi
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Leichenwasser: Ein Starnberg Krimi
eBook237 Seiten3 Stunden

Leichenwasser: Ein Starnberg Krimi

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Über dieses E-Book

Im Starnberger See schwimmt die Leiche von Walter Rosenberg, dem Vorstandsvorsitzenden eines bekannten Porzellanherstellers. Dem Toten fehlt das Herz. Hauptkommissar Robert Dippold, der von allen Kollegen nur "Boschi" genannt wird, ermittelt im zweiten Starnberg Krimi, mit seiner taffen, jungen Kollegin Juliane von Jettenbach, zu der alle nur "Jette" sagen, in alle möglichen Richtungen. Als Verstärkung wird ihnen der junge Kollege Frank Maisetschläger zugewiesen, der frisch von der Polizeischule kommt. Dann wird eine schwer verletzte Frau in Tutzing aufgefunden. Ihr fehlt eine Niere. Treibt ein irrer Serienkiller sein Unwesen oder hat die Organ-Mafia ihre Hände im Spiel? Die Kommissare tappen lange Zeit im Dunkeln. Erst als die Feuerwehr eine verkohlte Leiche in einem brennenden Wohnmobil entdeckt, kommen sie dem Mörder auf die Spur.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum23. Sept. 2016
ISBN9783741852022
Leichenwasser: Ein Starnberg Krimi

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    Buchvorschau

    Leichenwasser - Christina Kreuzer

    cover.jpg

    Verlag epubli GmbH Berlin

    www.epubli.de

    Mein Buch

    Im Starnberger See schwimmt die Leiche von Walter Rosenberg, dem Vorstandsvorsitzenden eines bekannten Porzellanherstellers. Dem Toten fehlt das Herz. Hauptkommissar Robert Dippold, der von allen Kollegen nur „Boschi genannt wird, ermittelt im zweiten Starnberg Krimi, mit seiner taffen, jungen Kollegin Juliane von Jettenbach, zu der alle nur „Jette sagen, in alle möglichen Richtungen. Als Verstärkung wird ihnen der junge Kollege Frank Maisetschläger zugewiesen, der frisch von der Polizeischule kommt. Dann wird eine schwer verletzte Frau in Tutzing aufgefunden. Ihr fehlt eine Niere. Treibt ein irrer Serienkiller sein Unwesen oder hat die Organ-Mafia ihre Hände im Spiel? Die Kommissare tappen lange Zeit im Dunkeln. Erst als die Feuerwehr eine verkohlte Leiche in einem brennenden Wohnmobil entdeckt, kommen sie dem Mörder auf die Spur.

    Die Autorin

    Christina Kreuzer, Jahrgang 1957, in einer Kleinstadt in Oberfranken geboren, wohnt seit 2005 in Inning am Ammersee. Nach ihrem ersten erfolgreichen Heimatkrimi „Druidenweihe" im Januar 2015 ist dieses Buch der zweite Starnbergkrimi mit den Kommissaren Dippold und Jettenbach.

    Christina Kreuzer

    Leichenwasser

    Ein Starnberg Krimi

    Die Personen und die Handlung des Buches sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten und lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.

    Titelbild

    „Starnberger See" Aquarell von Gisela Preuß

    Copyright © 2016 Christina Kreuzer

    Verlag epubli GmbH Berlin, www.epubli.de

    Die Personen:

    Hauptkommissar - Robert Dippold - „Boschi"

    Kommissarin - Juliane von Jettenbach - „Jette"

    Kommissar - Frank Maisetschläger - „Meise"

    Revierleiter - Josef Brandl - „Sepp"

    Polizeiobermeister - Sascha Meier

    Polizeiobermeister - Christian Müller

    Oberstaatsanwalt - Franz Höglmeier

    Leiter der Spurensicherung - Dr. Wolfgang Reiter

    Polizeipsychologe - Dr. Wilfried Brenner

    Chefarzt Hömeda GmbH - Professor Ignaz Höpflinger

    Ehefrau - Dr. Alina Höpflinger

    Adoptivsohn - Max Limmer

    Chefarzt KKH Haar - Professor Heinrich Schlüter

    Sägewerksbesitzer - Peter Liebherr

    Vorsitzender der Rosenberg AG - Walter Rosenberg

    Ehefrau - Inge Rosenberg

    Putzfrau - Rosa Fuchsgruber

    Rumäne - Adrian Radu

    Rumäne - Marius Bogdan

    Rumänin - Liana Popescu

    Rumänin - Alexandra Faimosu

    Deutschrusse - Maksin Wolkow

    Prolog

    D

    er Regen hatte endlich aufgehört und im Westen des Starnberger See ging die Sonne unter. Der gleißende Mittelpunkt am Horizont verglühte in verschiedenen gelb-orange-roten Farbtönen und tauchte die Kieselsteine am Strand in funkelnde Rubine. Kleine, weiße Schäfchenwolken umrahmten den aufgehenden Mond und kündigten schönes Wetter an. Die Luft war klar und rein und eine leichte Brise formte seichte Wellen in den See. Peter Liebherr, der größte Sägewerksbesitzer im Landkreis saß unweit des Seehotels Leoni auf der Terrasse seines herrschaftlichen Anwesens und hielt ein Glas teuren Rotwein in die letzten Sonnenstrahlen. Direkt neben dem ehemaligen Playboy der High Society stand eine große Sauerstoffflasche, deren durchsichtige Kunststoffschläuche zur Nase des 60-jährigen Industriellen führten. Er zuckte leicht zusammen als sein Handy klingelte. Mühselig ergriff der schwer Übergewichtige das Telefon und sah auf die SMS-Nachricht auf dem Display. Schlagartig verwandelten sich seine nach unten hängenden Mundwinkel zu einem freudigen Grinsen. Seine Hand griff nach dem Horizont, als wollte sie die untergehende Sonne festhalten. Das Rauschen der Wellen und die friedvolle Stille wurden durch einen Jubelschrei unterbrochen. „Ja! Leben, ich darf weiter leben!"

    Kapitel 1

    I

    n der ersten Juniwoche wurde Hauptkommissar Robert Dippold nach einer Reha und seinen verdienten Urlaub in Südtirol auf dem Polizeikommissariat in Starnberg herzlich begrüßt. „Hallo Boschi! Schön dass du wieder bei uns bist, freute sich Dienststellenleiter Josef Brandl. „Wie geht es deiner Hand?

    „Hallo Sepp! Mir geht es prima! Da, schau her! Der kleine Finger fehlt halt, aber es stört mich nicht - außer bei Föhn, da vermiss ich ihn! Hauptsache ich kann die Hand und die anderen Finger schmerzfrei bewegen. Boschi fiel auf die Knie, streifte seine rot-weiß geringelte Häkelmütze vom Kopf und reichte seinem Revierleiter wie bei einem Begrüßungszeremoniell im 19. Jahrhundert, galant seine linke Hand. „Erlaub er sich aber ja nicht meine Hand zu küssen. Haha!

    Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Kommissarin Juliane von Jettenbach kam beladen mit einer riesigen Einkaufstüte zur Arbeit. „Josef, ich… Hallo, Boschi! Boschi! Ich hab dich so vermisst. Schön, dass du wieder im Dienst bist und dass es dir so gut geht. Du brauchst aber nicht gleich vor mir auf die Knie fallen. Das müsste eigentlich ich machen, um mich bei dir zu bedanken. Komm steh auf und lass dich drücken!" Juliane von Jettenbach erinnerte sich an die todesmutige Rettungsaktion von Boschi, als er sie aus den Klauen eines verrückten Serienkillers befreit hatte.

    „Jette! Hauptkommissar Dippold sprang sofort auf und drückte seine junge Kollegin herzlich. „Schau! Alles gut mit meiner Hand! Dabei spreizte er die angenähten Finger und formte abwechselnd eine Faust. „Wie neu! Den Mittel- und den Ringfinger hams mer wieder richtig angepappt. Die beiden Finger sind genauso beweglich wie vorher und den kleinen Finger braucht mer net unbedingt."

    „Ach geh zu!" Jette benutzte Boschis erstaunten fränkischen Ausruf.

    „Hey, willst du mich nachmachen? Nur ich darf so „babbln, haha! Boschi erhob warnend seinen Zeigefinger und freute sich darüber, dass ihn seine Kollegin so täuschend echt nachäffte.

    Revierleiter Josef Brandl stand grinsend daneben, zog seine Hose über den Bauch und richtete korrekt seine Dienstkleidung. Seit Jahren versuchte er schon abzunehmen, doch mit Innendienst und Schreibtischarbeit war das ein hoffnungsloses Unterfangen. Er hatte in Boschis Abwesenheit die Dienstpläne koordiniert und der noch unerfahrenen Kommissarin Juliane von Jettenbach bei der Führung des Kommissariats geholfen. „Haha! Bevor ich auch noch zum Franken werde, machen wir lieber Brotzeit. Ich hab frischen Kaffee gekocht! Kommt, wir haben uns viel zu erzählen!"

    Während sich alle eine Haferltasse Kaffee einschenkten, berichteten der Revierleiter und Jette von den Ereignissen auf der Polizeiinspektion Starnberg. Seit der Mordserie des Pilsensee Killers Angus Streitberger, der den Landkreis in Angst und Schrecken versetzt, fünf Menschen grausam geköpft, Jette entführt und Hauptkommissar Dippold schwer verletzt hatte, war endlich wieder Ruhe und Normalität auf der Dienststelle eingekehrt.

    „Die Leiche vom Streitberger ist in meiner Abwesenheit nicht aufgetaucht?", fragte Boschi während er sich eine filterlose Zigarette anzündete.

    „Nein, bis heute nicht! Das Ufer des Kienbachs, die Mündung in den Ammersee und die Bucht von Herrsching haben wir dreimal durchkämmt. Sogar mit einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera wurde alles abgesucht. Nichts! - Keine Spur vom Killer, beantwortete Sepp Brandl Boschis Frage und kaute dabei auf einer Butterbrezn herum. „Mit den Schussverletzungen, die er hatte und dann der Sturz vom Wasserfall … das hat der alte Mann sicher nicht überlebt. Den gibt der See nimmer her!

    Boschis fehlender Finger juckte. Eigentlich war das kein gutes Zeichen. „Habt Ihr die Personalien und die Identität vom Streitberger noch nachverfolgt? Wo kam der eigentlich her?"

    „Natürlich! Der Personalausweis, den er damals im Altenheim abgegeben hat, war gefälscht. Der Alte war auch nirgendwo gemeldet, weder beim Finanzamt, noch bei der Kranken- und Rentenversicherung. Der hatte nicht mal ein Bankkonto! Die Rechnungen im Seniorenheim hat er immer in bar bezahlt. Wir haben rein gar nichts über ihn herausgefunden. Er hatte keine Freunde, kein Auto und ging nirgends zur Schule. Seine beiden Helferinnen, die inhaftierten Zimmermann Schwestern konnten auch keine Angaben zu seiner Identität machen. Für die Behörden existierte Angus Streitberger nicht. Ein Geist! Haha!" Revierleiter Sepp Brandl lachte, obwohl es ihm eigentlich nicht danach zumute war.

    „Und was ist mit der Tatwaffe? Habt ihr diese Sichel gefunden?"

    „Ebenso Fehlanzeige! Das Ufer des Kienbachs haben wir vom Wasserfall bis in den Ammersee mehrmals abgesucht. Nichts! Weder Tatwaffe noch Täter! Die Morde haben jedenfalls aufgehört, fügte Jette dazu. „Mir wär es lieber gewesen, wir hätten die Leiche gefunden. Dann hätte ich endlich hundertprozentige Sicherheit, meine Alpträume wären weniger und ich würde besser schlafen. Oberstaatsanwalt Franz Höglmeier hat die Akte Pilsensee jedenfalls letzte Woche geschlossen.

    „Ich glaube auch, dass der Streitberger nicht mehr auftaucht. Der Ammersee ist bekannt dafür, Leichen zu behalten. Sepp, hatten wir nicht erst letztes Jahr einen Ertrunkenen, der seit 1994 nach einem Segelunfall vermisst wurde?" Boschi wollte seine Kollegin mit dem Beispiel beruhigen. Ihm ging es nicht viel anders als ihr. Er hatte auch Alpträume und in ihm brodelte die Ungewissheit! Ihm wäre wesentlich wohler, wenn er endlich Klarheit über den Verbleib seines schlimmsten Feindes hätte. Der Verrückte hatte Schuld an fünf gräßlichen Morden und an seinem fehlenden kleinen Finger.

    Sepp Brandl stand auf und ging in Richtung Aktenschrank. „Soll ich euch die Berichte raussuchen? Ja, das ist halt so, viele Leichen lässt der See erst Jahre später frei. Das liegt an den starken Strömungen im See und an den enormen Mengen Treibholz auf dem Grund des Sees, an dem sich die Toten verhaken."

    „Nein! Halt Josef! Lass bitte die Fotos der Wasserleichen, wo sie sind. Wegen mir, soll der Streitberger da unten, schön langsam von den Fischen angeknabbert werden. Boschi, schau, was ich mir Schönes gekauft habe!, lenkte Jette vom Thema ab und packte ihre Einkaufstüte aus. „Sind die nicht geil? Jette stellte ein paar rote High Heels mit atemberaubenden Absatz auf den Tisch.

    „Haha! Eher gefährlich! Ich muss jetzt aber! Die Arbeit macht sich nicht alleine!" Sepp Brandl packte schnell seine Brezenreste ein und schaute Boschi auffordernd an.

    Boschi hob einen der Schuhe in die Höhe und grinste. „Das du damit laufen kannst? Boschi reagierte endlich auf den Wink seines Revierleiters. „Warte Sepp, ich komm mit. Sorry, Jette! Die Arbeit ruft! Fluchtartig verließen beide den Raum bevor Jette weitere Erungenschaften ihrer Shopping-Tour auspacken konnte. Ihr Modetick und ihre Einkaufserlebnisse waren auf der Dienststelle berüchtigt und dauerten unendlich.

    *

    Walter Rosenberg, der Erbe, Besitzer, Direktor und Vorstandsvorsitzende der Rosenberg AG, eine der größten Porzellanfabriken in Deutschland, wusste nicht mehr weiter. Vor vier Wochen hatte er Konkurs anmelden müssen und 2500 Mitarbeiter standen von heute auf morgen auf der Straße. Die hohen Produktionskosten in Deutschland und das Billigporzellan aus der Tschechei und China hatten sein Lebenswerk und das seiner Vorfahren ruiniert. Bis zuletzt hatte er all seine Ersparnisse in die angeschlagene Firma gepumpt. Jetzt war er finanziell am Ende. Eigentlich blieb ihm nur die Kugel aus einem Jagdgewehr seiner umfangreichen Waffensammlung. Schon seit Wochen hurte seine Frau mit jungen Männern herum, die ihre Söhne sein könnten. Sie war schon vor Wochen ausgezogen. Kinder hatte sie keine. Er fühlte sich als einsamer, gebrochener Mann, den die Verzweiflung das Herz zerriss. Aus seiner Villa am Starnberger See sollte er bis Ende des Monats ausziehen und sein bulliger Geländewagen stand ebenso in der Konkursmasse, wie seine schicke Segeljacht. Zweimal schrieb er einen Abschiedsbrief, um diesen anschließend in den Papierkorb zu werfen. „Ding, Dong! Es klingelte an der Haustür. Erst nach dem fünften Mal Läuten mühte sich Walter Rosenberg auf und schlürfte langsam zur Eingangstür des riesigen Anwesens. „Wahrscheinlich braucht der Insolvenzverwalter noch eine wichtige Unterschrift, dachte er sich. Anderer Besuch fiel ihm in seiner derzeitigen Lage nicht ein. „Ich komm ja schon! Das Geräusch der Klingel zerrte an seinen Nerven. Unbedacht öffnete er die massive Haustür. Vor ihm stand ein fremder, fast zwei Meter großer, schlanker Mann mit kurz geschorenen Haaren. „Ich kaufe nichts! Walter wollte die Tür wieder schließen, doch der Fremde stellte schnell seinen Fuß zwischen Tür und Angel. „Was fällt Ihnen ein?"

    „Herr Rosenberg, wir zusammen reden!, bestimmte der Unbekannte in gebrochenem Deutsch, schob den überraschten Hausherren einfach beiseite und ging zielstrebig in Richtung Wohnzimmer. „Wo ist Geld, du Fettsack?, fauchte ihn der Mann an.

    Walter Rosenberg lief dem Eindringling hinterher. „Halt! Hallo, was für Geld? Wer sind Sie überhaupt? Was erlauben Sie sich?" Ehe sich Walter Rosenberg versah schlug ihn der Fremde mit der Faust ins Gesicht.

    „Du Schulden - 20 000 Euro", forderte der Mann.

    „20 000 Euro?, stammelte Walter Rosenberg ängstlich und wischte sich warmes Blut aus dem Mundwinkel. „Ich bin pleite, haha! Walter drehte provozierend seine leeren Hosentaschen um.

    Sein Gegenüber packte blitzschnell zu, griff mit seiner rechten Hand den Hals des übergewichtigen Industriellen und hielt den zappelnden, röchelnden Mann mit ausgestrecktem Arm in die Luft. „20 000 Euro! Wo ist Geld?"

    „Ich … ich hab … kein Geld. Hilfe, ich ersticke! Lassen Sie … mich los. Bitte!" Nur stoßweise kamen die Worte aus dem keuchenden, weit aufgerissenen Mund von Walter Rosenberg. Kalte Schweißtropfen spiegelten sich auf seiner faltigen Stirn.

    Der Angreifer ließ ihn endlich fallen. Gekrümmt lag er vor den Füßen des Unbekannten, röchelte nach Luft und zitterte dabei wie Espenlaub. „Gnade! Ich bring … ich hol dir das Geld", keuchte und hustete Walter Rosenberg.

    „Wo ist Geld?", wiederholte der brutale Fremde.

    „Im Safe! Ich hol es Dir! In zwei Minuten bin ich wieder da!", schlug Walter mit qualvoll verzerrten Gesicht vor.

    „Nix da! Dass dir so passen. Wir zusammen gehen!, zischte der Riese und riss den Hausherren auf die Beine. „Los!

    Walter Rosenberg trottete ängstlich einen halben Meter vor dem Eindringling her, wie ein Schoßhund mit seinem Frauchen. Das Büro mit dem uralten Safe lag neben dem Wohnzimmer, ebenfalls im Erdgeschoß. „Wäre es nicht besser zu flüchten, dachte Walter nur kurz, da packte der Riese schon seinen Oberarm. „Mach schon! Mit seinen Stahlpranken zog er Walter mit Gewalt in die Mitte des Raums und drückte ihn auf den Schreibtischstuhl. „Wo ist Safe? Wo ist Geld?", brüllte ihn der Eindringling an. Plötzlich hatte der Fremde ein langes Messer in der Hand und fuchelte damit drohend vor Walter Rosenberg herum.

    „Der Safe … äh, der Safe ist leer! Ich hab kein Geld!, jammerte Walter. „Ich bin pleite, versteh das doch!

    Ohne Worte zerrte der Fremde Walters Arm auf die Schreibtischplatte und trennte ihm mit einem Schlag die linke Hand ab. Walter Rosenberg starrte einen Moment ungläubig auf den Stumpf am Arm, dann auf seine Hand, die inmitten seiner Papiere die lederne Schreibtischunterlage versaute. Dann schoss ihm ein Blutstrahl ins Gesicht. Walter brüllte los, wahnsinnig vor Schmerzen. „Uah! Du Irrer! Au! Mein Gott! Uah. Hilf mir! Ich verblute!" Walter wollte aufspringen, doch der Verrückte drückte ihn mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Stuhl zurück. Er presste den Kopf des Industriellen mit aller Kraft auf die Tischplatte. Walters Augen sahen dabei genau auf seine abgetrennte Hand, deren Finger noch zuckten.

    „Ich frage letztes Mal! Wo ist Geld?", keuchte der Unbekannte, während Walter Rosenberg verzweifelt versuchte mit seinem Hemd den Blutschwall am Armstumpf zu stoppen.

    „Hinter … hinter der Ikone. Uah! Hilf mir doch! Ich verblute!", röchelte Walter mit schmerzverzerrten Gesicht. Der Verrückte ließ ihn endlich los, riss die teure Porzellanikone von der Wand und lachte teuflisch.

    „Geht doch, haha! Kombination? Schnell! Sonst andere Hand weg!", drohte er dem wimmernden Schwerverletzten.

    „23121957", presste Walter mit letzter Kraft hervor und sah noch, wie der sadistische Angreifer seinen Safe öffnete. Dann erlöste ihn endlich die Ohnmacht.

    *

    Im Polizeikommissariat Starnberg herrschte Sommerflaute. Außer einigen Wohnungseinbrüchen, Taschendiebstählen oder Betrugsvergehen hatten Boschi und Jette wenig zu tun. Der Alltag in einem kleinen Kommissariat war wenig aufregend. Jette hatte Zeit für die angesagtesten Schuh- und Klamottenläden rund um Starnberg. Boschi verbrachte viel Zeit in seinem Garten in Schlagenhofen, der nach seinem langen Rehaaufenthalt dringend Pflege brauchte. Eine Woche feierte Jette Überstunden ab und besuchte dabei ihre Eltern in Ingolstadt.

    Jette genoss die freien Tage bei ihren Eltern Hilde und Franz. Zusammen besuchten sie den Viktualienmarkt am Theater, kauften frisches Gemüse, aßen Würstel mit Sauerkraut und relaxten nach einer ausgiebigen Shoppingtour gleich neben dem Marktplatz, in einem italienischen Café bei Cappuccino und Kuchen. Jette mochte diese Atmosphäre, die Gerüche und Geräusche an den farbenfrohen Ständen und Buden. Alles erinnerte sie an ihre Kindheit, wie sie ihre Mutter Hilde jeden Mittwoch und Samstag beim Einkaufen begleitet hatte und dafür immer eine Belohnung in Form von Süßigkeiten und Nascherei erhalten hatte. Es war so schade, dass ihre Eltern nicht in der Nähe von Starnberg wohnten. Jette beobachtete einfach das geschäftige Treiben der Marktfrauen und war glücklich. Hand in Hand, wie zwei Teenager, schlenderte sie mit ihrer Mutter später am Liebfrauenmünster vorbei in Richtung Kreuztor, dem Wahrzeichen von Ingolstadt, wo sie mit ihrem Vater Franz verabredet waren, der das langweilige Herumsitzen in den Straßencafés hasste und sich lieber die neu hergerichtete Torstube des Kreuztorvereins anschaute. Während die beiden auf ihn warteten, fühlte sich Jette schlagartig unwohl. Zuerst konnte sie das komische Gefühl nicht zuordnen. Sie hatte den Eindruck, sie würde beobachtet, doch außer einer Frau mit Kinderwagen und drei weiteren Passanten war niemand in der Nähe. Gingen die Emotionen nach den schrecklichen Erlebnissen, gefesselt und allein mit einem fünffachen Mörder, mit ihr durch? Bisher konnte sie die grausamen Mordfälle und die damit verbundenen Geschehnisse immer gut verdrängen. „Die Stube solltet ihr auch mal besuchen. Wirklich sehenswert!, riss sie ihr Vater aus den Gedanken. „So, jetzt freue ich mich schon aufs Grillen heute Abend. Los kommt, ich habe Hunger.

    *

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