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Und tot bist du: Nordsee-Krimi
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eBook238 Seiten2 Stunden

Und tot bist du: Nordsee-Krimi

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Über dieses E-Book

Ene mene muh - mit diesem Satz auf der Stirn brandmarkt ein Mörder seine Opfer und beginnt so eine Serie an immer gleich ablaufenden Morden, die das beschauliche Meldorf erschüttern. Es muss eine Verbindung zwischen den Taten geben, und diese führt in die Vergangenheit einiger nicht so braver Bürger des kleinen Ortes in Dithmarschen. Es gilt herauszufinden, welche Rolle eine zänkische, rücksichtslose Gruppe alteingesessener Frauen und ein hochpotentes Gift dabei spielen.

Können die Kommissare Meinders, Vesper und Claasen, nach ihrem Erfolg in Büsum, erneut des Rätsels Lösung finden?

SpracheDeutsch
HerausgeberSchardt Verlag
Erscheinungsdatum11. Dez. 2018
ISBN9783961521623
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    Buchvorschau

    Und tot bist du - Petra Winter

    1. Kapitel

    Herbert Heymann saß wie jeden Morgen auf seiner Terrasse und blätterte in einem Buch über Pflanzen. Wenn man ganz leise war, konnte man das Summen von Insekten hören, die sich an den farbenprächtigen Blumen im Garten zu schaffen machten. Ab und an wehte ein warmer Windhauch durch die Hecken. Herbert blickte auf und sog die frühlingsfrische Luft in seine Lungen. Wie schön so ein Tag doch beginnen konnte, dachte er. Sonnenschein, ein herrlicher Duft und Farben, die kein Tuschkasten hätte besser mischen können. Ein Seufzer der Zufriedenheit machte sich breit. Er befeuchtete die Kuppe seines linken Zeigefingers und blätterte eine Seite seiner Morgenlektüre um. Besser konnte ein Tag nicht beginnen, dachte er noch einmal. Doch mit seiner Ruhe sollte es gleich vorbei sein.

    „Herbert!"

    Wie vom Schlag getroffen zuckte er zusammen. Die Stimme seines holden Weibes verursachte ihm regelrechte Schmerzen. Nur widerwillig schaute er von seiner Lektüre auf und wartete, bis sie auf der Terrasse erschien. Das Holz unter seinen Füßen begann zu vibrieren, als Waltraud ins Freie trat. Sie war mittelgroß, von gedrungener Figur mit einem breiten, fast rundlichen Gesicht und einem kurzen Hals. Ihr Brustkorb und ihr Bauch schienen sich optisch kaum zu unterscheiden. Hochaufgerichtet stand sie vor ihm und warf einen gewaltigen Schatten.

    „Herbert, warum antwortest du mir nicht, wenn ich dich rufe? Ihre Stimme war schrill und scharf wie eine Rasierklinge. „Herbert, ich rede mit dir.

    Die Stirn in Falten, fixierte sie ihren Mann. Herbert wusste, was jetzt kam. In den zwanzig Jahren, in denen sie verheiratet waren, hatte seine Frau keinen Tag ausgelassen, um sich über ihn zu beschweren. So auch heute nicht.

    „Ich hätte auf meine Mutter hören sollen, dann wäre mir viel erspart geblieben. Warum musste ich ausgerechnet an dir hängenbleiben? Hätte ich doch nur den Adelbert geheiratet, so wie meine Mutter es wollte. Der war immerhin ein Beamter und hatte die Güte, früh zu sterben. Ich hätte so ein schönes Leben gehabt mit seiner Pension." Ein tiefer Seufzer begleitete ihr schwer empfundenes Selbstmitleid.

    Herbert machte sich nichts aus ihren Tiraden. Er hatte seine geliebten Blumen, allen voran Orphelia. Sie war die Königin unter all seinen liebevoll herangezüchteten Schätzen. Eine Orchidee von außergewöhnlicher Schönheit. Wahrscheinlich sagt ein Vater das immer über seine Tochter, dachte er, während sein Blick zum Tisch wanderte. Orphelia – allein ihr Name brachte Entzücken. Ihre Blüten leuchteten in einem unbeschreiblichen satten Lila. Ihre Grazie ... Ein erneuter Schrei ließ ihn aus seiner Schwärmerei auftauchen.

    „Herbert, verdammt noch eins! Warum sagst du denn nichts?" Wütend schaute sie ihren Mann an.

    Herbert dachte angestrengt nach. Was hatte sie ihn denn nur gefragt? Er wusste es nicht mehr. Also hob er das Buch höher und murmelte vor sich hin: „Was willst du denn? Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin."

    Ihr Körper war wie ein Bollwerk und verdunkelte vor ihm die Sonne. Das Atmen fiel ihr schwer.

    „Du und deine hässlichen Stängel! Ihr Gesicht verzog sich vor Ekel. „Was gibt dir dieses Gestrüpp nur, dass du dich nur noch damit beschäftigst? Die Leute zerreißen sich schon das Maul über dich. Weißt du, wie peinlich das für mich ist? Einen Mann zu haben, der sich mit irgendwelchen Blumen beschäftigt. Kannst du nicht so sein wie andere Männer? Angeln gehen oder anderen Röcken nachjagen? Nein, natürlich nicht! Ich hätte auf meine Mutter hören sollen ...!

    Herbert hatte sich in den Jahren ihrer Ehe eine Art geistige Zuflucht erschaffen. So etwas wie einen Garten Eden – nur ohne seine Frau. Ihr Gezeter prallte einfach an ihm ab. Er benetzte erneut seinen Finger und blätterte langsam eine Seite weiter. Das funktionierte auch heute wieder perfekt. Seine Frau griff sich ihre Einkaufstasche und machte sich davon. Obwohl sie schon außer Sicht war, konnte Herbert sie immer noch hören. Tief atmete er auf. Mit einem Blick auf seine Orchidee lehnte er sich in seinem Sonnenstuhl zurück und genoss die Ruhe. Als er kurze Zeit später das Quietschen des Gartentores vernahm, erschrak er heftig. Sollte seine Frau ihre Gewohnheiten geändert haben und vorzeitig zurückkehren? Gespannt blickte er zur Ecke des Hauses.

    Er war auf jeglichen verbalen Angriff gefasst. Langsam schoben sich jedoch einige Gestalten in den Garten und sahen ihn verlegen an. Herbert war überrascht und neugierig zugleich. Was hatte dieser Menschenauflauf zu bedeuten? Er kannte sie alle. Es waren Nachbarn, Stadtvertreter und Mitglieder der Kirchengemeinde darunter. Er legte seine Lektüre aus der Hand. Sie war für den Moment uninteressant geworden.

    Betreten blickten die Leute zu Boden. Mit sanfter Gewalt schoben sie einen grauhaarigen, älteren Herrn nach vorne. Dieser räusperte sich und kam einige Schritte näher. Herbert erkannte seinen Nachbarn Rudi Herrkamp. Also erhob er sich und lächelte sein Gegenüber an.

    „Rudi, was führt dich ..., mit einem Blick auf die anderen, „euch denn zu mir?

    „Herbert, wir müssen mal mit dir reden. Du bist doch alleine, oder?" Ängstlich suchend blickte Rudi sich um.

    Herbert folgte seinem Blick. „Ja, ich bin alleine. Aber was gibt es denn so Wichtiges?"

    Rudi wischte verlegen mit seinem Fuß über den kurz geschnittenen Rasen.

    „Wir ... wir müssen mit dir über deine Frau sprechen. Wieder wanderte sein Blick ängstlich umher. „Es kann so nicht weitergehen. Sie ist einfach nicht mehr tragbar für unsere Stadt. Wir sind alle der Meinung, dass etwas geschehen muss. Um seine Worte zu unterstützen, zeigte er auf seine Mitstreiter. Diese murmelten etwas und bewegten die Köpfe dazu. „Versteh uns bitte nicht falsch, aber die Beschwerden über deine Frau häufen sich. Sie geht mit ihrer spitzen Zunge einfach zu weit. Beleidigungen und Anfeindungen ohne Ende. Nicht einmal die polizeilichen Maßnahmen haben gefruchtet. Herbert, das muss aufhören, oder ihr müsst Meldorf verlassen."

    Die Stadt verlassen? Seinen schönen Garten, den er jahrelang gehegt und gepflegt hatte, zurücklassen? Erschrocken blickte Herbert von einem zum anderen. Er sah in die peinlich berührten, aber entschlossenen Gesichter seiner Nachbarn. Einen kurzen Moment trat Stille ein. Nur das Summen der Insekten war zu hören. Erschrocken fuhren die Anwesenden herum, als die Glocken des Meldorfer Doms anschlugen. Es war Mittag. Jeden Moment konnte Frau Heymann von ihrem Einkauf zurückkehren. Rudi Herrkamp ergriff wieder das Wort.

    „Herbert, du weißt, wie sehr wir dich alle schätzen und das, was du für unsere Stadt tust und getan hast. Aber so geht es nicht weiter. Sprich mit deiner Frau, und sorge dafür, dass ihre verbalen Attacken unterbleiben, oder wir überlegen uns was."

    Herbert sah zu, wie sich die Menschentraube entfernte. In seinem Kopf begann es zu rattern. Wie in Gottes Namen sollte er seine Frau dazu bringen, sich normal zu benehmen? Alles, was seine Frau betraf, war nicht normal. Wieder quietschte das Gartentor. Herbert fuhr abermals herum. Er war noch so aufgewühlt, dass er sich nervös übers Gesicht fuhr. Sein keifendes Eheweib konnte er in seiner jetzigen Verfassung nicht ertragen. Seufzend ging er auf seine Terrasse zurück und ließ sich in seinen Sonnenstuhl fallen, den Blick fest auf die Hausecke gerichtet. Vor Überraschung hob er die Augenbrauen, denn es war nicht seine Frau, die er erblickte.

    „Beate? Was machst du denn hier?"

    Die Angesprochene kam schnell näher und setzte sich in den zweiten Sonnenstuhl. Beate Beermann war eine langjährige Freundin seiner Frau. Das klang so aberwitzig, dachte Herbert. Eine Freundin seiner Frau. Wusste seine Holde eigentlich, was Freundschaft bedeutet? Schnell verwarf er den Gedanken.

    „Beate, was kann ich für dich tun? Waltraud ist auf dem Markt einkaufen …"

    Beate schaute ihn lange an, bevor sie zu sprechen begann.

    „Herbert, ich habe mitbekommen, was hier gerade los war. Wie außer Atem schnappte sie nach Luft. „Das können die doch nicht ernst gemeint haben? Euch von hier zu ..., sie suchte nach den richtigen Worten, „... zu entfernen."

    Herbert begann zu schmunzeln. Beate war schon eine komische Person.

    „Mach dir keine Sorgen. Das wird nicht passieren. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich meinen schönen Garten aufgebe? So einfach ist das nicht, jemanden von seinem Grund und Boden zu vertreiben. Er legte seine Hand auf ihre und ließ sie eine Weile dort ruhen. „Ich werde schon einen Weg finden, dass Waltraud ... sagen wir ... geschmeidiger wird. Und wenn nicht, dann finde ich eine andere Lösung, um sie ‚mundtot‘ zu machen. Langsam zog er seine Hand zurück und lächelte Beate an.

    „Herbert, das wünsche ich dir von ganzem Herzen. Ich kenne Waltraud und ihre spitze Zunge ja schon lange genug. Auch ich bin nicht davon verschont geblieben."

    Das Quietschen des Gartentors ließ die beiden zusammenfahren. Schon vernahmen sie Waltrauds Stimme.

    „So eine Unverschämtheit. Das werde ich mir nicht gefallen lassen. Darauf kann er sich verlassen."

    Mit stampfenden Schritten kam sie den kleinen Weg zur Terrasse hinauf, die Taschen vollgepackt mit Obst und Gemüse. Als sie Beate und ihren Mann entdeckte, blieb sie abrupt stehen, ihren finsteren Blick auf die beiden gerichtet.

    „Ach, ich kann mich hier abschleppen, und der Herr des Hauses flirtet hier herum. Kaum bin ich aus dem Haus, schmeißt sich meine Freundin an meinen Mann ran."

    Beate zuckte erschrocken zusammen. Ihre Gesichtsfarbe nahm einen leicht rötlichen Ton an, und ihr Mund klappte auf und zu, wie bei einem Fisch auf dem Trockenen.

    „Also wirklich, Waltraud! Was denkst du denn von mir?"

    Bevor sie weiterreden konnte, hatte Herberts Frau die Taschen auf die Terrasse gestellt und ihre Hände in die Hüften gestemmt.

    „Glaubst du, ich weiß nicht, warum du mit mir befreundet bist? Du hast ein Auge auf meinen Herbert geworfen. All die Jahre schmachtest du ihn schon an. Denkst du, ich merke das nicht?"

    Mit einem breiten Grinsen baute Waltraud sich vor Beate auf. Herbert hatte sich seiner Lektüre zugewandt. Es war ihm zuwider, wenn seine Frau ihren giftigen Speichel verteilte. Und doch schweiften seine Gedanken kurzweilig ab. Sollte seine Frau recht haben, dass Beate in ihn verliebt war? Er warf einen kurzen Blick auf sie und schmunzelte innerlich. Beate war eine kleine und zierliche Person. Ihr Wesen war sanft und gutmütig. Sie hatte nichts Boshaftes an sich und war das absolute Gegenteil seiner Holden. Die erneute verbale Attacke seiner Frau ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken.

    „Warum verschwindest du nicht? Und lass ja die Finger von meinem Mann. Auch, wenn er mich jeden Tag aufs Neue enttäuscht, gehört er immer noch mir, nur mir!"

    Beate war nicht robust genug für einen solchen Kampf, und mit Tränen in den Augen trat sie ihren Rückzug an. Herbert tat es leid, dass Waltraud sie so rabiat anging.

    „Waltraud, lass sie doch in Ruhe!"

    Er hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als seine Frau ihn drohend ansah und mit samtweicher Stimme sprach: „Du gehörst mir, verstehst du, mir! Ich habe mit dir nicht gerade das große Los gezogen, aber was ich habe, das behalte ich auch. Verstanden?"

    Herbert dachte über die Besucher von vorhin nach. Er hatte ja versprochen, mit ihr zu reden. Er entschied sich dafür, dies später nachzuholen, wenn sie etwas besser gelaunt war. Es war ihm bis jetzt allerdings schleierhaft, wie er es fertigbringen sollte, sie zum Schweigen zu bringen.

    *

    Kommissar Brauer saß an seinem Schreibtisch und klopfte leise mit einem Kugelschreiber auf den Tisch. Sein Blick wanderte immer wieder zu den Aktenbergen vor ihm. Fahrraddiebstähle, Verkehrsdelikte, kleine Betrügereien und Nachbarschaftsstreitereien waren die schwersten Vergehen, die er zu bearbeiten hatte. Mit einem Seufzer legte er den Stift beiseite und nahm sich den nächsten Fall vor.

    „Ah, wieder ein Nachbarschaftsstreit. Was haben wir denn hier Schönes?"

    Lustlos blätterte er den kleinen Ordner durch, während er von seiner Kollegin Karin Döbler beobachtet wurde.

    „Na, Herr Kollege. Was gibt es Interessantes?"

    Sie stellte ihm einen Becher heißen Kaffee hin.

    „Oh, wir haben hier was ganz Niederträchtiges. Eine Frau hat ihrem Nachbarn das Blumenbeet zerstört. Wenn das keine Schlagzeile wert ist. Kommissar Brauer lächelte ironisch. „Fünfzehn Jahre. Vor fünfzehn Jahren bin ich hierhergekommen, und nichts Aufregendes ist passiert.

    Karin Döbler schenkte ihm ein verständnisvolles Lächeln und setzte sich zurück an ihren Schreibtisch.

    Es half alles nichts. Er musste die Fälle bearbeiten, ob er nun wollte oder nicht. Er hatte sich gerade in seine Unterlagen vertieft, als das Telefon klingelte und er zu einem Tatort gerufen wurde. Ein neuer Fall?

    Kurze Zeit später erreichte der Kommissar die ruhig und friedlich gelegene Seitenstraße nahe der Burgstraße. Doch mit dem, was ihn hier erwartete, hatte er nicht gerechnet. Es schien, als hatte sich der halbe Ort am Haus der Heymanns eingefunden. Die Menschen drängelten sich, von Neugier getrieben, am Gartenzaun und flüsterten hinter vorgehaltener Hand.

    Kommissar Brauer hatte Mühe, zum Haus zu gelangen. Im Innern war alles anders. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es. Auf dem Boden lag die Leiche einer Frau, die Augen und der Mund weit aufgerissen, der Blick starr an die Decke gerichtet, der Körper verkrampft. An dem schön gedeckten Kaffeetisch saß ein älterer Herr und schrieb. Kommissar Brauer warf noch einen kurzen Blick auf den Leichnam und wandte sich um.

    „Na, Bommers. Kannst du mir was dazu sagen?"

    Der Angesprochene sog heftig die Luft ein. „Nee. Aber normal ist das nicht."

    Jetzt wurde Kommissar Brauer hellhörig. „Was?"

    „Ich weiß es nicht."

    Dem Kommissar blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen. „Bommers, willst du damit sagen, dass es sich hier um ein ... Vergehen handelt?"

    „Das muss die Rechtsmedizin klären."

    Es dauerte eine Weile, bis Kommissar Brauer klar wurde, was er hier hatte: vielleicht seinen ersten Mord.

    „Frank, bleib ruhig!, brummelte er zu sich selbst. „Das wäre doch gelacht, wenn du das nicht hinkriegst.

    Mit zittrigen Fingern wählte er die Nummer der Kripo.

    2. Kapitel

    Als die Kommissare Meinders, Vesper und Claasen in die Burgstraße einbogen, bot sich ihnen ein seltsames Bild. Eine riesige Menschentraube stand vor einem weißen Gartenzaun. Meinders drückte zweimal kurz auf die Hupe. Widerwillig drehten sich die Leute um und machten ihnen Platz. Meinders stellte den Motor ab und öffnete die Tür seines Dienstwagens. Leises Gemurmel drang an sein Ohr. Viele Augenpaare blickten neugierig, aber auch misstrauisch auf die drei.

    Kommissar Brauer trat ins Freie und setzte seine Dienstmütze auf. Seine Stimme hallte durch den idyllischen Vorgarten.

    „Leute, hier gibt’s nichts zu sehen. Geht nach Hause und lasst uns in Ruhe arbeiten!"

    Während er sprach, fuchtelte er mit seinen Armen. Nur langsam bewegten sich die Leute und bildeten eine kleine Gasse. Mit einer kurzen Kopfbewegung forderte Brauer die Kollegen von der Kripo auf, sich zu nähern. Er öffnete die Haustür und ließ die Kommissare schnell eintreten. Die Gasse schloss sich umgehend, und die Menschentraube drängte wieder an den Gartenzaun. Hier dachte keiner daran, nach Hause zu gehen. Die Stille, die im Haus herrschte, dröhnte Meinders in den Ohren. Sogar die Kollegen der Spurensicherung schienen sich irgendwie lautlos zu bewegen. Nur das Klicken einer Kamera war zu hören. Brauer führte die Kommissare ins Wohnzimmer. Ein älterer Mann beugte sich gerade über eine am Boden liegende Frau.

    „Das ist Dr. Bommers, ein hiesiger Mediziner."

    Meinders wandte seinen Blick langsam zum Doktor. „So, so. Was können Sie uns denn schon sagen?"

    Vesper trat neben den Kommissar und zog seinen Notizblock aus der Jackentasche hervor. Seinem Blick entging nichts. Schnell begann er, sich Notizen zu machen.

    Dr. Bommers schob seine Brille die Nase hoch. Misstrauisch blickte er auf sein Gegenüber.

    Brauer wippte ungeduldig vor und zurück. „Darf ich Ihnen vorstellen: die Kommissare Meinders und Vesper." Mit einem fragenden Blick sah er auf die Frau. Vesper reagierte als Erster.

    „Das ist unsere neue Kollegin, Hannah Claasen."

    „Ah ja. Das sind die Kollegen von der Mordkommission aus Itzehoe. Sie sind für diesen Fall zuständig."

    Brauer besann sich, beendete die Wipperei und stellte sich aufrecht hin. Niemand sollte denken, dass er mit diesem Fall überfordert sein könnte. Dann wandte er sich an die Männer von der Kripo.

    „Ich habe auch ein Büro für Sie auf dem Revier freigemacht. Ich weiß ja, dass Sie gerne vor Ort recherchieren."

    Brauer und der Doktor besahen die neue Kommissarin von oben bis unten und entschieden, dass das, was sie sahen, ihnen gefiel.

    Meinders schüttelte den Kopf. Es war immer dasselbe. Wenn Hannah irgendwo auftauchte, zog sie die Blicke auf sich. Er begann, in seinen Taschen zu wühlen. Irgendwo mussten seine Glimmstängel doch sein?

    Hannah lächelte in sich hinein. Die Reaktionen der Männer

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