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Zwölf Senkrecht
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eBook351 Seiten3 Stunden

Zwölf Senkrecht

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Über dieses E-Book

1 waagrecht – 's beschte Eckch? 2 senkrecht - Grautier mit el?

Robert ist selbständiger Unternehmer und richtet sein Leben nach seinem eigenen Tempo und Belieben. Erst beschäftigt Robert Larner nur das vertrackte Kreuzworträtsel seiner Sonntagszeitung. Diese fünfundfünfzigste Aufgabe stellt sich quer. Schlimmer noch, der Code des Rätsels legt Robert Zugänge zu seiner eigenen Vergangenheit, die er so gar nicht haben möchte. Robert droht daran zu scheitern – am Denksport und am Leben?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Nov. 2017
ISBN9783742763778
Zwölf Senkrecht

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    Buchvorschau

    Zwölf Senkrecht - Stefan Schützenhofer

    1983, Sommer

    Ich zwinkere. Für einen kurzen Augenblick bleibt alles still.

    Ich zwinkere nochmals. Ich fliege, lande. Ein dumpfes Geräusch – ein Pfloff fast wie im letzten Asterix-Band während einer Keilerei mit den Römern.

    Zuerst ein dumpfer Aufprall, dann ein Knacksen. So wie eines dieser dürren Fichtenästchen, wenn ich darauf trete. Ein zerbrechliches Knacksen. Beinahe wie das Weinglas, das ich letzte Woche beim Abtrocknen etwas zu fest gedrückt hatte. Als ich Mama bei der Abwasch half.

    Ein Aufprall, das Knacksen. Jetzt geht das Gewimmere los.

    Im Halbdunkel liegend blicke ich unter mich. Während der Aufprall eindeutig unterhalb von mir war, bin ich mir beim Knacksen nicht sicher. Was ist zerbrochen. Etwas da gleich unter mir, etwas bei mir? In mir?

    Egal. Das Klagen kommt jedenfalls aus zehn, fünfzehn, zwanzig Zentimetern Nähe, tiefer. Es ist unerträglich. Nicht unerträglich laut, nein. Aber unerträglich nah. Unerträglich er.

    Ich stemme meine Arme in den Stütz, mühsam. Ich versuche mich mit Schwung zu erheben. Wieder ein Augenblick scheinbar vollkommener Stille. Ein zweiter Moment Ruhe, als ob mein Aufstehen dem Lärm Pause gebietet. Mein Schrei setzt ein. Ich verspüre wilde Schmerzen. Kreische, während sich mein Wimmern mit dem anderen vermischt – dem Jammern, Brüllen, Weinen.

    Ich stehe auf meinen zwei Beinen. Nehme meine staubigen Socken, die zerschlissenen Sportschuhe und gehe zum Licht. An Sophie und Florentina vorbei.

    »Hallo, Sophie«, sage ich und trete aus dem Halbdunkel unseres Lieblingsbaumes. Meines Lieblingsbaumes. Meines. Meines.

    2017, Herbst, Sonntag

    I

    Eigentlich noch schlaftrunken drehte Robert den dicken Schlüsselbund zweimal herum. Er zog fest an der Tür, die in den kühleren Jahreszeiten klemmte. Geblendet blinzelte Robert mit lichtempfindlichen Augen in die Morgensonne, die zu dieser Uhrzeit den Zufahrtsweg zum Haus meist angenehm aufwärmte. Er blickte zur Tür hinaus.

    Dann ging er die paar Meter in Richtung Gartentor. Die Zeitungsrolle erreichte er barfuß über die nach dem nächtlichen Gewitter noch etwas feuchten Pflastersteine. Bald würde das nicht mehr so sein, wenn das Wetter – wie vorausgesagt – in den kommenden Tagen die Weichen klar auf Herbst stellen würde. Die Presse-Am-Sonntag erwartete ihn bereits.

    Nach einem kurzen Blick in die umliegende, leicht hügelige Gegend des Mühlviertels schlüpfte er zurück ins Haus.

    Mission completed. Meine Sonntagslektüre gesichert.

    Robert fühlte beim Hochsteigen über die Holztreppe, wie kalt seine Zehen geworden waren. Er faltete die Zeitung auseinander und betrachtete zunächst das dieswöchige Aufmacherthema.

    Die Sonntagsausgabe hob sich für ihn erfreulicherweise von anderen Zeitungen ab.

    Sie blieb in einer Art Vogelperspektive und ging nur in wenigen Artikeln auf das lähmende Tagesgeschehen ein. Das Generalthema dieser Ausgabe war ‚Mega-Trend Regionalität?!’ Die Redaktion hatte sich offenbar mit dem Gegenentwurf zur Globalisierung auseinandergesetzt.

    Robert betrat sein und Glorias Schlafzimmer.

    »Ich mache die Jalousien auf, okay?«, flüsterte er. Von ihr kam zunächst nur ein leises Hm. Sie zog ihre nackten Beine unter die Decke und schlug sich fest ein, als wäre ihr kalt. Gloria genoss das Wochenende. Sie liebte es auszuschlafen. Den Stress, der sie von Montag bis Freitag heimsuchte, wich an den Wochenenden einer Gemütlichkeit und bewussten Langsamkeit.

    »Okay? Jalousien auf?«, wiederholte er etwas lauter.

    »Wie spät ist es?«, noch immer schlaftrunken.

    »Acht, grad vorbei. Ich lass’ mehr Licht herein, ja ...?«

    »Okay«, meinte Gloria. Sie drehte sich der anderen Bettseite zu. Das braune Haar fiel ihr ins Gesicht, sie vergrub es im Kopfpolster. Robert kurbelte bereits, ließ das zu dieser Jahreszeit flache Morgenlicht ins Zimmer und setzte sich dann mit der Zeitung ins Bett. Die noch körperwarme Decke schlug er fest um seine fröstelnden Beine, damit die wieder auftauen würden.

    Wenig hasste er mehr als eiskalte Füße.

    Er knipste die Nachttischlampe an, nahm aus seinem Nachkästchen einen der Kugelschreiber zur Hand, die immer gemeinsam mit einigen Post-It Blöcken bereit lagen, damit er sich spontane Gedanken sofort – auch nachts – notieren konnte. Robert und die Presse-Am-Sonntag – ein wöchentliches Ritual mit beinahe autistischen Zügen: keiner in seiner Familie durfte die Zeitung angreifen, bevor er sie gelesen und – vor allem – die Rätselseite gelöst hatte. Die Rätsel in der Blattmitte: seine erste Sonntagsbeschäftigung. Akribisch faltete Robert das Großformat.

    Das Zeltlager war seine Aufwärmübung, beim Hashiwokakero zog er nach langer Zeit wieder einmal eine falsche Verbindung – ein Anfängerfehler auf halbem Weg durch das Rätsel. Auf der falschen Annahme aufbauend hatte er ein paar weitere, natürlich ebenso falsche Verbindungslinien gezogen. Das Hashiwokakero war, als er seinen Irrtum bemerkte, quasi zerstört.

    Na das fängt ja gut an ... Wie soll ich mit der Tagesform die Königsdisziplin lösen, ärgerte er sich.

    Als das bezeichnete Robert selbst nämlich das komplexe Kreuzworträtsel der Zeitung. Der Begriff Kreuzworträtsel wurde dem Schwierigkeitsgrad kaum gerecht, immerhin handelte es sich nicht um eine einfache Form mit den scheinbar ewiggleichen Fragen – á la ‚Initialen der Piaf’ – wie sie in anderen Tageszeitungen abgedruckt waren.

    Nein, das hier ist Denksport. Und ich bin Spitzensportler.

    Robert dachte an seinen Notizzettel über seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer. IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII, IIII. Vierundfünfzig Striche. Je einer für ein gelöstes Presse-am-Sonntag-Rätsel.

    Ich und meine vierundfünfzig in einer Reihe. Ohne technische Hilfsmittel. Ohne Internetsuche, ohne Wörterbücher oder Lexika. Jetzt starte ich Mission Nummer fünfundfünfzig.

    Wie üblich begann er, die Rätseltexte durchzulesen – waagrecht und senkrecht. Die low hanging fruits – also jene Lösungswörter, die auf der Hand lagen – waren das, was er bei diesem ersten Scan zu finden suchte.

    Quick-wins spielten eine zentrale Rolle, um bei den kniffligeren Begriffen überhaupt eine Chance zu haben. Er blickte zu Gloria hinüber, die noch immer ruhig schlummerte. Die wenigen Male, die sie sich vor einigen Jahren mit Robert gemeinsam an deren Lösung versuchte, hatten seine Frau derart frustriert, dass sie irgendwann einfach aufstand und meinte, über welch krankes Hirn man verfügen müsse, um überhaupt die Chance zu haben, so um die Ecke denken zu können, wie es angesichts dieser Angaben notwendig wäre.

    Fast so als hätte sie seine Gedanken gespürt, regte sich Gloria neben ihm. Sie wendete sich ihm gähnend zu. Robert blickte von den Texten auf. Ihre braunen, schulterlangen Haare waren vom Schlaf zerzaust. Robert ließ sie durch seine Finger gleiten und strich die Strähnen aus dem Gesicht, die ihre Augen verdeckten.

    Er musste an die Zeit denken, als sie einander kennengelernt hatten, schon damals waren sie häufig miteinander aufgewacht – in seinem Zimmer im Studentenheim in Wien. In Glorias Heimatstadt.

    Damals hatten sie ganze Vormittage im Bett verbracht, um sich von den anstrengenden Festen zu erholen, die oft bis in die frühen Morgenstunden dauerten. Er hatte ihr das nie gesagt, aber Gloria und ihre Beziehung zueinander waren ihm als etwas erschienen, das er sich nicht verdient hatte – als ‚Trophäe auf Zeit’.

    Robert war – ähnlich wie viele Männer um die zwanzig – damals in vielerlei Hinsicht unreif gewesen. Ein immer noch bubenhaftes Aussehen, bartlos, kein erkennbarer Haarschnitt für seine dichten, beinahe schwarzen Haare. Zudem leichtes Übergewicht und eine unreine Haut von seinen schlechten Ernährungsgewohnheiten, vom etwas zu häufigen Bierkonsum und dem Mangel an Bewegung. Gloria dagegen trainierte bereits damals – Rudern und Laufen. Mit dem erfreulichen Ergebnis einer sportlich-schlanken, großen und doch weiblich-sinnlichen jungen Frau.

    Ganz im Gegensatz zu seinem eigenen, damaligen Selbst war Gloria damals schon rein optisch eine Erscheinung gewesen, die für gewöhnlich nicht lange alleine blieb.

    Getroffen hatten sie einander nicht auf einer dieser Parties, sondern auf der Donauinsel. Ganze Nachmittag verbrachte Robert dort auf einer Bank sitzend mit einem Becher Kaffee und Büchern von Gaarder, Köhlmeier oder anderen. Der Zufall führte Regie, indem im Umkreis die anderen Bänke mit Senioren besetzt waren und Gloria just auf seiner Höhe ihr Tageslaufpensum erreicht hatte.

    Sie hatte sich zu ihm gesetzt. Was dann passierte und vor allem warum, daran erinnerte sich Robert nicht mehr.

    Dass ich Gloria auf Dauer haben könnte. Nie hätte ich mir das gedacht.

    Beinahe jeden Sonntagmorgen wiederholte Robert seither in ihrem gemeinsamen Bett fast den gleichen Gedanken.

    Meine schöne Ehefrau. Nicht meine erste große Liebe. Aber meine erste ernsthafte Liebe. Eine realistische Liebe. Erwachsenenliebe.

    Und sie sah mit ihrem hellen, ins zarte Rosa gehenden Teint, ihren braunen Haaren und den milden, etwas verträumt geschnittenen Augen ein wenig so aus wie Sophie heute aussehen könnte. Beinahe.

    Gloria schien seine Gedanken zu spüren. Schlaftrunken öffnete sie ihre braun-grauen Augen ein wenig und blickte Robert lächelnd an, so wie sie es immer tat, wenn sie registrierte, dass er sie bereits zuvor unbemerkt angesehen hatte. Robert legte seine Hand nochmals in ihren Nacken und streichelte ihren Haaransatz.

    »Guten Morgen, Liebes!«

    »Hallo«, gab sie noch immer schläfrig zurück, »legst du dich noch ein paar Minuten zu mir?«

    »Ja, warte kurz.«

    Robert faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf das Kästchen neben seinem Tisch. Auch das war ein gern wiederholtes Muster zwischen den beiden.

    Er steckte sein Gesicht in die Grube zwischen ihrem Kinn, Hals und Schulter. Nach fast zwanzig gemeinsamen Jahren genoss er immer noch Glorias umwerfenden Körpergeruch.

    Wie würde ich das beschreiben, fragte er sich. Wie eine Mischung aus – ja, was eigentlich? Zitronen? Apfelnoten? Verwaschen durch leicht salzige Sandkörner? Abgerundet mit den Überresten der Parfums ihrer vielen Tagescremen und nächtlichen Feuchtigkeitsfluids.

    Robert ließ ihren Duft durch seine Nase sickern und atmete flach, um Gloria in ihrem Dämmerzustand zu halten. War Gloria erst einmal munter, folgte in der Regel kurz darauf der Griff zu ihrem eBook.

    ‚Die Nachttischlampe ist eingeschaltet’, durchfuhr es ihn. Bei so viel Licht war das gemeinsame Dösen meist von kurzer Dauer.

    Kaum wieder beim Einschlafen meldete sich – eigentlich auch wie jede Woche – der jüngere der beiden Söhne aus dem Kinderzimmer. Diese Woche lag es also nicht am grellen Licht der Nachttischlampe.

    »Wann gibt’s Frühstück?«

    »Eh bald, Ben«, rief Robert so leise als möglich zurück und mit einem leisen Seufzer stand er auf.

    Die Zeitung nahm er mit. Die Denksportseite lag obenauf. Noch gänzlich leer.

    1

    WAAGRECHT

    1. Da kommt's beschte Eckch eher weich daher 13. eher das Gegenteil vom kürzeren selbst 14. Auch nicht gewusst, dass darein eventuell glattes Brät stecken kann? 15. ... da kann einem dann das sein? 17. Bei der Ingwerart kommt dir dann auch noch das Gelbe hoch? 18. Straße, s.v.p. 19. Erwachsener im Dialekt? Tse-tung! 20. Dort wo das Wort herkommt, kann man den Lachs selten aber doch so zubereiten. 22. Gottesdienst im Fernsehen? 25. that is how the Austrian calls the people of that nationality? Ian not sure! 30. eins und eins macht zwei 31. Sprachenmischung: Min-Son? Balltreter! 32. Hatte seine Hochzeit in den 1940ern! 34. haben die Association of American Medical Colleges und das Australian Army Medical Corps gemeinsam. 36. Selbst heute ist 32 waagrecht mitnichten das 39. In Film und Fernsehen kurz für das ursprüngliche 40. ... Wonne, wenn du das weißt 42. Netter, weil umgestellter Ekel 43. Hat mit athlon was mit 30 waagrecht zu tun. 44. Zuerst Druck, dann Beschleunigung 45. hatten wir das nicht schon mal? 46. Und schon wieder auf gut Österreichisch: leicht abfallender Hang zum seelisch und körperlich belastet sein? 48. Für den Rufnamen ergänze die Pluhar vornämlich? Kaufe dazu ein m! 49. Kontonummer 2.0 50. Brauchst du, wenn's natürlich nicht reicht 51. Womit Koksler ihre Rivalen zur Schwarz-Weiss-Glut brachten: »Lasst Andere siegen Kameraden!« 54. Verstehst du 18 waagrecht, kennst du auch sie 55. pausenlos alle Augenblicke 56. Lässt mich das GPS auf die Himmelsrichtung warten, denk' ich mir manchmal ungeduldig. 57. An seinem Ende fällt der Vorhang das letzte Mal.

    SENKRECHT

    1. Auch dem Emil'schen »Grautier mit el« wirft man vor, einer zu sein 2. Dem Schabrackenschakal ist's beziehungsweise wichtig. 3. Ist die wirklich eine schlechte Mama? 4. hat als Friedensprojekt bereits eine vergleichsweise lange Halbwertszeit 5. wegen der Ortschaft jetzt bloß nicht die Nerven Werfen! 6. Anders gesagt: Takashi Kano, Saitama, Japan 7. Schnecken gibt's mit und ohne 8. Mit -ach ein Ort oder @ThingsThatDoNotNeedTheWorld.Com: wie du deine Arme zu etwas ganz Besonderem machst 9. Betrunkener Rasenmäher? Sorry, Produktplatzierung! 10. diese generische Top-Level-Domain ist mehr als einBildung. 11. Heißt fast wie ein afrikanischer Strom, ist aber eine indische Kleinstadt. 12. Ganz frei, du Römer: Schluss, aus, vorbei! 16. Dort ins Museum zu gehen, kann nur lachhaft sein. 21. Ohne Hütchen und Accents der 36. Buchstabe des armenischen Alphabets 23. Schon The Clash waren sich unsicher: stay or ... 24. OMG: other word for «peace out« or «later, man« 26. Gemeinsam mit Cetium war das damals schon ein Verwaltungsmittelpunkt 27. abbr. britisch-hauptstädtischer Haupthandlungsort von Holzmanns Vermächtnis 28. in die Liste einzusetzen, wenn ich's nicht weiss 29. Was ist das nun schon wieder: Takelage? Teil davon! 32. Neusprech: Forschung und Entwicklung um die Mitte beraubt. 33. Kategorie: Prägendste Staubsaugerwerbung der frühen 80er - and the Oscar goes to ... 35. Transformiert sich erst dazu, wenn's dir wer beweisen kann 37. Dabeisein war alles auf slowakisch: Martin-«Gansl« statt Adler? Sein größter Erfolg waren zwei Olympia-Teilnahmen! 38. Was ist der Mann? 41. Beim langen Laufen im Winter wichtig für Hand und Schub 42. Aschgrauer Beutelsäuger mit 5 Buchstaben 43. Norwegische Großmeierei 47. so nehmen Briten Nahrung zu sich. 50. die allermeisten österreichischen Adressen enden so 52. Aufschlag. Punkt. Weiter geht's 53. Airlines Austrian in IATA-Sprech

    II

    Die Familie war mit dem ausgiebigen Sonntags-Frühstück fast fertig. Ben und David –obwohl beide bereits Teenager und damit dem Gröbsten bereits entwachsen – stritten sich gerade noch fast schon traditionellerweise darum, wer von beiden welches Briochekipferl essen würde.

    Sie hatten es beide auf dasselbe abgesehen – das etwas hellere ohne erkennbare Druckstelle in der Teigkruste. Gloria sah den Kindern eine Minute lang zu, um dann einzugreifen und mit den unmissverständlichen Worten ‚Das nimmst jetzt du. Alles klar?!’ das verschmähte Gebäckstück auf Bens Teller zu platzieren.

    Der Jüngere setzte sein charakteristisches Schmollgesicht auf. Sein schräg ins Gesicht fallender blonder Seitenscheitel verdeckte das Gesicht weitgehend und ließ die heruntergezogenen Mundwinkel sehr dramatisch erscheinen. David wiederum konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen.

    »So. Was haben wir heute vor?«

    Robert eröffnete mit dieser Floskel eine gefährliche Phase am sonntäglichen Frühstückstisch und blickte gleichzeitig auf seine Presse-Am-Sonntag Ausgabe.

    »Die Kinder werden jetzt dann raufgehen und die Sachen für die Schule erledigen«, gab Gloria wie eingeübt zurück.

    »Nix auf«, raunte David – mittlerweile ebenso ein Schmoll-gesicht ziehend. Wenn beide Jungs nebeneinandersaßen – noch dazu in der gleichen Stimmungslage – sahen sie einander ziemlich ähnlich – ohne die knapp eineinhalb Jahre Altersunterschied hätte man die beiden für Zwillinge halten können.

    Beide ein sonnengebräuntes Teenagergesicht. Bei David zeichnete sich die nahende Pubertät durch einige Hautunrein-heiten ab. Aber ansonsten: Beide hochgeschossen und schlank. Beide sonnenblondes, langes und geglättetes Deckhaar, Seitenscheitel, Undercut. Mit Ausnahme der hellen Haarfarbe, die von Roberts Seite der Familie stammte, hatten ihre Jungs eindeutig mehr von Glorias Genen als von den seinen mitgenommen. Die idente Augenpartie mit den zierlichen Brauen, den langen Wimpern, und den braun-grauen Augen. Die vorne etwas zu zarte Nase und die eher schmale Mundpartie.

    Gloria unterbrach seine Gedanken.

    »Was heißt das?«, wandte sie sich nochmals an David.

    »Naja, was schon. Keine Hausübung über das Wochenende.«

    »Ich auch nicht«, versuchte sich Ben gleich anzuhängen.

    »Ja, und zum Vorbereiten gibt’s nichts? Ben, du hast am Mittwoch Englisch Vokabeltest«, wobei Gloria von Bens Mah-he nur kurz unterbrochen wurde, »und du, David, Latein. Vokabeln, alles klar?«

    Auch von dessen Seite kam dazwischen ein murrendes Geh-he, mit wenig Chancen auf Erfolg. Dicht gefolgt von Bens Das ist so unfair-Ausruf, den Robert und Gloria schon so gut kannten, dass sie sich wissend und lächelnd anschauten, um dann wie aus einem Mund die neueste Jugendsprache ihrer beiden Kinder zum Besten zu geben: »Gönn’ dir!«

    Weil sie darauf natürlich angestrengte Mah-he-Blicke der Jungs ernteten, ergänzte Robert das Gesagte.

    »Schaut’s, jetzt macht ihr die halbe Stunde etwas für die Schule und dann habt ihr den ganzen Sonntag frei. Und könnt tun, was ihr wollt.«

    »Darf ich dann xBox spielen?«, nutzte David gleich die Steilvorlage. Keine Minute später waren die Jungs ohne weitere Diskussion – dafür unter Roberts und Gloria bösen Blicken – in ihren Zimmern und machten sich vermutlich ans Lernen.

    Sie selbst setzten sich nach dem Frühstück stets mit einem weiteren Café ins Wohnzimmer. Robert besetzte den Ohrensessel, seinem einzigen Erinnerungsstück an seine Großmutter. Vor einiger Zeit hatte er ihn neu polstern und beziehen lassen, als er nach jahrelangem Suchen im Internet ein beinahe identes Stoffmuster gefunden hatte. Gloria saß ganz in seiner Nähe am Wohnzimmersofa.

    Sie vertiefte sich in ihr eBook, er in seine Zeitung. Das Rätsel ruhte, sein Sonntagvormittag gehörte dem Inhalt. Immer wieder verlor der den Text aus dem Fokus und blickte abwechselnd auf Gloria, abwechselnd sah er zum den großen Terrassentüren hinaus in den Garten, der sich bereits herbstlich einfärbte.

    Was seine Gedanken beschäftigte, konnte er nicht festmachen. Jedenfalls war es nichts Bestimmtes, das ihn unkonzentriert werden ließ. Vielleicht war es ja nur das dieswöchige Aufmacherthema der Zeitung – Regionalität – das ihn nicht ansprach, einzig im Eco-Wirtschaftsheft war ein aus seiner Sicht wirklich lesenswerter Artikel. Aus beruflicher Sicht.

    Unter dem Titel Fahr nicht fort, mach’s im Ort beschäftigte sich der Journalist mit einem Netzwerk von Lebensmittelproduzenten, deren Wertschöpfungskette sich zu einem höchstmöglichen Anteil in einem Umkreis von dreißig Kilometern abspielte – einem Cluster verschiedenster Spezialisten, deren Lieferanten, Werber und der lokalen Verbraucher.

    Robert sprang darauf an, weil dieses Netz sich in seiner erweiterten Heimat etabliert hatte – in drei eher kleinen und jedenfalls sehr ländlichen Gemeinden des unteren Mühlviertels. Die first-mover in dieser Zusammenarbeit waren durchwegs junge Betriebsnachfolger der elterlichen Bauernhöfe. Der Artikel thematisierte deren Herangehen über Industrial Design und Design Thinking. Auch oder vielleicht gerade weil Robert noch kein genaues Bild von diesen Begriffen hatte, nahm er sich vor, an einer der nächsten Gelegenheiten darüber zu recherchieren.

    In Roberts Branche der Unternehmensberatung konnte es nie schaden, wenn man etwas über solche Initiativen und die dahinterliegenden neumodernen Konzepte plaudern konnte.

    2017, Herbst, Montag

    III

    Was ihn geweckt hatte, nahm Robert nicht bewusst wahr. Vielleicht einfach ein dringendes Bedürfnis, vielleicht aber auch ein Geräusch von Gloria. Oder Bens charakteristisches Husten im Nachbarzimmer. Jedenfalls erlaubte er sich ein leises Blinzeln.

    Die Dunkelheit war drinnen und draußen vor dem Fenster noch vollkommen.

    »Gut so«, dachte er einen kurzen Moment. Doch dann blitzte ein Gedankenstakkato auf.

    Oktober. Montag. Morgen. Dunkel. Wie spät? Hoffentlich Mitternacht. Erst.

    Robert schlug die Decke zurück, setzte sich kurz an die Bettkante. Er vertrieb den kurzen Schwindel und horchte auf Glorias leichten Atem. Sie war nicht aufgewacht. Robert schlich auf Zehenspitzen durch den Gang.

    Er spähte in Bens Zimmer, doch der schlief tief und fest. Keine Spur von Husten. Er drehte sich aus dem Zimmer und tappte weiter ins Bad. Vier Uhr dreißig zeigte dort die Uhr.

    »Hm,« dachte er enttäuscht, wusch sich die Hände, trank zwei Schlucke Wasser

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