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Mördermädchen
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eBook116 Seiten1 Stunde

Mördermädchen

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Über dieses E-Book

Als Laura die alten Eltern im Dorf ihrer Kindheit besucht, da kommen sie wieder, die Bilder froher Tage und die dunklen Geschichten. Auch die von Eri, der falschen Freundin, die sie in den Fluss gestoßen hatte. Mit Absicht. Längst vergessene Erinnerung. Auf einmal ist sie wieder da, mit einer Wucht, dass sie Laura aus der Bahn zu werfen droht.
Die Vergangenheit ist wieder lebendig: Eris attraktive Mutter, die sich gegen dörfliche Konventionen stemmte und früh an zu viel Alkohol starb. Christiane, Eris Schwester, die mit Laura in den Wiesen und Wäldern des Dorfes spielte, versuchte schon früh, dem engen Rahmen zu entfliehen. Durch Heirat. Drei Kinder folgten dicht aufeinander. Die wachsende Enge schnürte Christiane die Kehle zu. Sie starb früh nach ihrer Flucht in Drogen und Alkohol.
Lauras Kindheitserinnerung: Eris Geschichte von den Käfern im Brotkasten. Später während eines Dorffestes verschwindet die 14-jährige Eri mit einem verheirateten Mann. "Er hat mich vergewaltigt", behauptet sie in ihrer Bedrängnis, als sie erst am späten Abend wieder auftaucht. Zwei Tage später ist der Mann tot. Er hatte sich das Leben genommen.
Immer wieder, wenn Eri die dörfliche Enge nicht mehr erträgt, verschwindet sie für einige Monate.
An einem Sommertag schlagen Eri und ihre Freunde einen Mann bewusstlos und werfen ihn in den See.
Laura wird von all diesen Erinnerungen überflutet. Auch weil sie die Geschichten endlich loswerden kann. Ihr Ehemann Lorenz, der Psychiater, ist ein empathischer Zuhörer. Jetzt kann sie auch die verdrängten Gefühle zulassen: Beschämung, Trauer, Enttäuschung und Wut. Ungeheuere Wut. Laura weiß nicht wohin damit. Die Wut auf Eri blockiert ihren Alltag und macht sie handlungsunfähig.
Laura inszeniert ein Treffen, bei dem sie Eri mit den Geschichten von damals konfrontiert. Warum der Mord am See? Warum hat Eri síe absichtlich ins Wasser gestoßen? Eri wirkt emotional unbeteiligt, wie immer. Da fasst Laura einen Entschluss...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum15. Jan. 2014
ISBN9783847668749
Mördermädchen

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    Buchvorschau

    Mördermädchen - Regine Wagner-Preusse

    Im Reich der Träume

    „Könntest du bitte den Sam noch ein paar Runden Schritt reiten? Ich muss in einer halben Stunde am Bahnhof sein und vorher noch die beiden Hengste verladen." Sünje springt vom Pferd und überläßt der Praktikantin die Zügel. In großen Schritten läuft sie zu den Boxen. Hier bewegt sie sich vorsichtig. Bloß keine Hektik aufkommen lassen. Die jungen Tiere sind noch nicht an den Hänger gewöhnt. Sünje verteilt Möhren, dabei redet sie mit leiser Stimme zu den Pferden, streichelt über ihren Kopf und legt ihnen ein Halfter an. Als sie den Bahnhof erreicht, steht Laura schon suchend am Ausgang.

    „Das war knapp, entschuldige, ich mußte noch hier die Jungs verladen." Sünje springt aus dem Jeep und hat gleich Laura im Arm, die sie um Haupteslänge überragt.

    „Willst du etwa jetzt gleich mit mir zum Turnier?" Laura blickt zum Pferdehänger.

    „Noch besser. Die beiden sollen jetzt ihren Sommerurlaub antreten. Wenn du einverstanden bist, bringen wir sie jetzt gleich zu den Hengstweiden. Wir sollten ankommen, bevor es dunkel ist. Tut mir leid, dass ich dich gleich so überfalle, aber die Pflegerin hat sich heute krank gemeldet, sodass ich einspringen muss."

    „Aber es ist doch erst halb zwei", wendet Laura ein.

    „Spät genug, wenn alles glatt geht, brauchen wir mindestens drei Stunden. – Hast du warme Sachen dabei? Und feste Schuhe? Dann kannst du den Ben auf die Weide führen. Das ist ein ganz Braver. Ich nehme den Max. – Wenn wir Pech haben, müssen wir lange laufen, bis wir eine Herde finden.

    „Die sind den ganzen Tag draußen?"

    „Bis zum Herbst, dann hole ich sie wieder ab. Alles junge Hengste, die noch nicht unter den Sattel müssen. Sie verbringen die Sommermonate auf riesigen Weiden in Ostfriesland. Können dort den ganzen Tag herumlaufen und ihren Platz in der Gruppe finden. Ein Paradies für Pferde. Der Max, der wollte im letzten Herbst gar nicht heim. Es dauerte zwei Stunden, bis er sich von Daniel einfangen ließ. Den Tieren geht’s richtig gut. Das merke ich, wenn ich mit ihrer Reitausbildung beginne. Sie sind ausgeglichen und weniger ängstlich als ihre Altersgenossen, die im schlimmsten Fall ihre Kindheit zusammen mit Kühen bei irgendeinem Bauern im Stall verbringen. Wenn die zu uns in die Anlage kommen, erleiden sie beim Anblick der vielen Pferde einen Kulturschock."

    Laura macht ein bekümmertes Gesicht:

    „Die haben es immer noch besser als unser Hector. Mein Großvater brauchte ihn für die Feldarbeit. Dafür holte er ihn aus dem Stall und spannte ihn gleich vor den Wagen oder Pflug. Das Pferd war sein ganzes Leben lang nur im Geschirr oder allein im fensterlosen Pferdestall. – Aber jetzt bin ich hier und freue mich auf die lange Autofahrt. Ich bin gespannt zu hören, wie du zu diesem Pferdeparadies gekommen bist."

    Laura steigt in Sünjes alte Reitstiefel. „Ich habe seit Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen."

    Lieblich war die Maiennacht…

    Laura versucht, gegen den Strom zu schwimmen. Kämpft gegen braunes Schlammwasser. Das kalte Wasser dringt durch den Anorak, ihre Hose, und den Wollpullover. Die Haare werden naß. Laura presst die Lippen fest zusammen, das Dreckwasser soll nicht in den Mund kommen. Sie versucht, Boden unter die Füße zu bekommen. Vergebens. Sie tritt ins Leere, will sich über Wasser halten. Bloß nicht untergehen. Kämpft gegen die Strömung, um nicht noch weiter vom Ufer abgetrieben zu werden. Das ist anstrengend. Die Beine werden schwer. Laura schnappt nach Luft und schmeckt die faulige Brühe. Wird von Dämmerung umfangen, schwefelgelbes Dämmerlicht. Kein Ufer, kein Himmel, keine Bäume, keine Sonne, kein Vogelgesang. Sie ist allein in der dunklen Kloake.

    Laura wacht auf und ringt schweißgebadet nach Luft.

    Halb vier. Verdammt. Dieser Albtraum. Warum auch hier bei Sünje? Warum wird sie auch hier die quälenden Bilder nicht los, kann das Gedankenkarussell nicht stoppen? Zum Glück muss sie morgen nicht in die Schule. Wenigstens das. An Werktagen klingelt um halb sechs ihr Wecker. Sie würde den Vormittag nicht durchstehen.

    Laura schleicht durch das dunkle fremde Haus, holt sich ein Glas Wasser und setzt sich an den Küchentisch. Die Zeitung ist schon da. Das lenkt ab von den düsteren Bildern, manchmal. Wenn nicht, dann wäre es vorbei mit dem Schlaf in der Nacht. Und der Lärm in der Schule unerträglich.

    ‚Wie soll ich Land gewinnen, wenn ich müde und unkonzentriert bin? Nicht den Faden verlieren in lauten Klassen? Wie den Unwillen und die Ungeduld unter Verschluß halten?’

    Vier Uhr. Laura leert ihr Glas und legt die Zeitung beiseite.

    Das war wohl nichts mit der Ablenkung. Warum? Die vergangenen Tage verliefen ohne besondere Vorkommnisse. Kein Ärger mit den Schülern, kein Beziehungsstress, gleichförmiger öder Alltag ohne Höhen und Tiefen. Nur dieser Traum, aufgetaucht aus dem Nichts nach so vielen Jahren.

    Laura stellt sich ans Fenster, blickt in die dunkle Nacht. Weiß von dem weiten Wiesental mit den Bäumen und Büschen, in dessen Mitte Lenes Haus liegt. Nicht weit davon fließt ein kleiner Bach.

    „Lieblich war die Maiennacht,

    Silberwölklein flogen,

    Ob der holden Frühlingspracht

    Freudig hingezogen.

    Schlummernd lagen Wies und Hain,

    jeder Pfad verlassen.

    Niemand als der Mondenschein

    Wachte auf der Straßen.

    Leise nur das Lüftchen sprach,

    Und es zog gelinder

    In das stille Schlafgemach

    All der Frühlingskinder.

    Heimlich nur das Bächlein schlich,

    Denn der Blütenträume

    Dufteten gar wonniglich

    Durch die stillen Räume …

    Die Frühlingsnacht hier bei Sünje vertreibt Lauras düstere Gedanken und lässt dieses Gedicht von Nikolaus Lenau in ihr Bewußtsein. Auch seine dunkle Seite: Trauer, Tod und Gewalt.

    Laura denkt an Lorenz und seinen gesunden Schlaf. Wenn er Streß hat, dann schläft er ein. Beim streiten wird er müde. Will dann nichts ausdiskutieren, nur ins Bett.

    Das ist eine besondere Begabung, vor den Konflikten wegschlafen. Schluß machen können. Morgen ist auch noch ein Tag. Das schafft Distanz. Ausgeschlafen finden sich Lösungen. Manchmal.

    Halb fünf. ‚In einer Stunde müßte ich aufstehen.

    Nur drei Stunden Schlaf diese Nacht. Das wird nichts.’ Gut, dass sie nicht zur Schule muss. Laura wäre trotzdem gegangen, präpariert mit Schmerzmitteln. Hätte unterrichtet trotz Kopfschmerzen und Übelkeit. Benommen und übermüdet. Anfangs trieb sie die Angst um den Arbeitsplatz.

    Doch auch jetzt fühlt sie sich nur wertvoll, wenn sie funktioniert.

    Auf der Brücke

    Sie gehen vorbei am Haus des Nachbarn, biegen rechts ein in den Feldweg, vorbei an der wiederaufgebauten Scheune, abgebrannt vor dreißig Jahren. Brandstiftung. Täter noch immer unbekannt?

    Langsam gehen sie an den letzten Fachwerkhäusern vorbei, die Mutter links, Laura rechts, der Vater in der Mitte stützt sich auf die Gehhilfe. Auch mit dem Rollator schafft er nur noch kurze Wege. Manchmal eine halbe Stunde. Zwanzig Minuten. Zehn Minuten. Es wird immer weniger.

    Dann links und rechts das Wiesental.

    Am Ufer des kleinen Flusses stehen noch immer die Zwetschgenbäume. Der Vater hat sie gepflanzt. Das war in seiner Jugend. Helmut, der mit dem Vater durch die Wälder fährt, weil der Vater sie nicht mehr zu Fuß durchqueren kann, kommt mit dem Hund.

    Auf der Brücke passiert es. Da wird Laura überflutet von der Erinnerung:

    „Da hinten, wo der Fluss eine

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