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Der Schmuggelhund
Der Schmuggelhund
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eBook156 Seiten2 Stunden

Der Schmuggelhund

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Über dieses E-Book

Wenn man elf Jahre alt ist und sich schon immer einen Hund gewünscht hat, kann man nicht wissen, dass ein kleiner Hund nichts als Faxen im Kopf hat. Schlimm genug, dass Lilies Familie überhaupt keine Ahnung von Hunden hat und in jedes Fettnäpfchen tritt, von Dreckwälzen bis wilde Schafsjagd. Aber als sie dann auch noch in den Sommerferien mit der kleinen Hündin Killa in den Urlaub nach Marokko fahren, wird es bitterernst. Killa gerät in große Gefahr und Lilie muss sehr, sehr mutig sein, sonst werden sie die kleine Hündin für immer verlieren.

Ein überaus amüsant geschriebener Kinderroman, der zu Herzen geht, für alle kleinen und großen Leute von 7-99.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum28. Sept. 2016
ISBN9783738086034
Der Schmuggelhund

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    Buchvorschau

    Der Schmuggelhund - Carmen Sternetseder-Ghazzali

    Der Biss

    Gleich würden sie ihren Welpen haben! Glücklich stapfte Lilie durch den hohen Schnee auf das Haus zu. Ob der Welpe schon auf sie wartete? Sie klingelte. Ein Hund fing an, laut zu bellen. Bestimmt die Mutter des Welpen, dachte Lilie. Kurz darauf ging die Tür einen Spalt auf. Ein riesiger Mann schob seinen Kopf heraus. Er trug einen grünen Hut mit einer roten Feder daran. „Grüß euch Gott! Ihr kommt wegen der kleinen Hündin?", sagte er.

    „Ja, genau! Grüß Sie Gott!, sagte Lilies Mutter, da fegten ein großer Hund und ein kleiner Hund nach draußen. Aber wie! Der große Hund rempelte Lilie so grob an, dass sie vor Schreck ihren Kaugummi verschluckte. Dieser saß nun wie ein Kartoffelkloß in der Kehle fest. Sie hüstelte, während der große Hund laut bellend um die Mutter, Ilias und Lilie herumsprang. Wie um ein Lagerfeuer. Wie bei einem Kriegstanz. So hatte sie sich das Ganze nicht vorgestellt. „Ist der Welpe für dich?, fragte der Mann Lilie.

    Lilie machte bloß ein gurgelndes Geräusch. Alle starrten sie an. Auch der große Hund. Nur der kleine Hund flitzte um sie herum. Sie hustete noch einmal. Da sprang der Kaugummi in hohem Bogen geradewegs vor die Schnauze des Welpen. Der bremste augenblicklich. Fast wären seine Hinterbeine über seine Vorderbeine gestolpert. Lilie kicherte. Dann beschnupperte der Welpe neugierig den Kaugummi. Der war im Grunde ein riesiger pinkfarbener Gummibatzen. „Nein!", quietschte Lilie. Sie befürchtete, er würde ihn verschlingen.

    Der Welpe guckte sie an. Offenbar hatte ihm Lilies Kreischen gefallen, denn er drückte seinen Po jetzt so begeistert und eifrig auf den Boden, dass ihm vorne ein Knurren entwich. Oder war es hinten? Ein Furz?

    Lilie lachte. Sie wollte sich bücken, um den Kaugummi aufzuheben, da geschah es: So schnell. So unerwartet. So gemein. Ein spitzer Hieb, ein Hack, sekundenkurz, schmerzhaft, wie der Griff in ein Nadelkissen. Der Welpe hatte nach ihrer Hand geschnappt und sie erwischt. Eiskalt.

    „Au!", kreischte Lilie. Ein Blutstropfen bildete sich auf ihrer Hand. Blitzschnell waren die Bilder in ihrem Kopf. Als sie im vergangenen Herbst mit ihrem Fahrrad durch den Stadtpark gefahren war, war ein Hund schnurstracks auf sie zugelaufen und hatte sie in die Wade gezwickt. Oder ein anderes Mal hatte sich Rotbart, ihr Kater, mit einer blutüberströmten Pfote nach Hause geschleppt. Ein Hund hatte ihn gebissen. Ein Husky, wie eine Nachbarin sagte, die es vom Küchenfenster aus beobachtet hatte. Zornig blickte Lilie auf den Welpen. Der kaute genüsslich auf dem pinkfarbenen Gummibatzen herum.

    Die Mutter kramte ein Taschentuch aus ihrer Manteltasche hervor und tupfte den Blutstropfen weg.

    „Welpen haben sehr spitze Zähnchen. Ich hole ein Fläschchen Jod", sagte der Mann und verschwand im Haus.

    Währenddessen schob der Welpe den pinkfarbenen Gummibatzen von einem Backenzahn zum anderen.

    „Nicht schlucken!", schrie Ilias nun auch erschrocken. Seine sonst tiefe Trompetenstimme klang sehr, sehr hoch. Wie eine Flöte. Er versuchte, den Welpen am Geschirr zu packen, doch der sprang geschickt beiseite.

    Ilias versuchte es noch einmal. Da schnappte der Frechdachs auch nach seiner Hand.

    „Au!", rief Ilias.

    „Jetzt ist genug!, sagte der Mann, der mit einem Fläschchen Jod zurückkam. „Labradormischlinge schnappen nach allem, was ihnen vor die Schnauze kommt. Und wenn etwas einmal in ihrem Maul ist, geben sie es ungern wieder her. Er reichte der Mutter das Jodfläschchen, griff dann blitzschnell in die Schnauze des Welpen und zog den Kaugummi heraus.

    Ilias klatschte laut in die Hände. In dem Moment knurrte der große Hund. Dabei kräuselte er seine Lefzen so, dass seine weißen, spitzen Zähne hervorblitzten. Erschrocken hob Ilias die Arme, als hätte jemand „Hände hoch!" gerufen.

    „Keine Angst! Babe ist heute etwas durch den Wind. Schließlich wurden heute schon sieben abgeholt. Sieben auf einen Streich. Das haut auch die beste Hündin um, meinte der Mann. Und zu Babe sagte er: „Tsssst, hierher! Jetzt verstummte die Hündin schlagartig. Sie klappte die Schlappohren nach hinten und trottete brav zu dem Mann, um sich neben ihn zu legen und „Platz" zu machen. Der Welpe tat es seiner Mutter nach.

    Lilies Mutter tupfte etwas Jod auf ihre Wunde.

    Sieben auf einen Streich. Was meinte er damit? Lilie dachte nach. Logisch, die Welpen! Mitleid durchflutete sie. Die Arme! Sie verlor an einem einzigen grauen Wintertag alle ihre Kinder. Wie grausam! Plötzlich sah sie die Hündin mit ganz anderen Augen.

    In Ilias ging derweil etwas ganz Anderes vor. „Sagten Sie vorhin Labradormischling?", fragte er plötzlich misstrauisch.

    „Ja, warum?", meinte der Mann und hob erstaunt die Augenbrauen.

    Ilias blickte zu seiner Mutter.

    „Du hast gesagt, wir holen einen Pitbull."

    „O nein", widersprach die Mutter und schraubte das Jodfläschchen zu. „Du hast immer von einem Pitbull gesprochen. Ich habe gesagt, wir holen einen Bullenbeißer."

    Sie setzte ihr süßestes Lächeln auf, reichte dem Mann das Jodfläschchen und bedankte sich.

    „Ja, eben, einen Pitbull", rief Ilias.

    Jetzt lachte der Mann laut. „Weißt du, was ein Bullenbeißer ist?", fragte er.

    „Ein Kampfhund", erwiderte Ilias.

    „Nein. Bullenbeißer nannte man früher die Boxer", erklärte der Mann.

    „Bullenbeißer? Echt?", sagte Ilias belustigt.

    „Was ist dabei so lustig?", fragte der Mann misstrauisch.

    „Bulle ist ein Schimpfwort für Polizisten", erwidert Ilias.

    „Ach so. Mit Bullen sind hier aber Bären gemeint. Boxer waren früher ausgezeichnete Bären- und Wildschweinjäger. Heute sind sie eher Familienhunde, obwohl in ihnen noch dieselbe Kraft steckt. Der Vater eures Welpen ist ein Boxer, sagte er. „Aber was den Pitbull betrifft – ein toller Hund, treu bis in den Tod, aber den darfst du in Bayern nicht so einfach führen. Ein Pitbull ist ein Listenhund. Und als ersten Hund würde ich niemals einen Listenhund nehmen. Niemals! – Übrigens …, fügte er hinzu und zeigte auf Babe. „Sieht so ein Pitbull aus?"

    Natürlich sah so kein Pitbull aus. Ilias blickte zerknirscht zu der Hündin, die jetzt still neben ihrem Besitzer lag. Lilie guckte ebenfalls zu ihr und dachte, wie hübsch sie doch war. Wie sie die Pfoten jetzt so von sich streckte, das sah richtig elegant aus. Und das Fell erst. Wie in Honig getaucht. Und dazu gelbe Augen. Gelb! Sie leuchteten in ihrem sandfarbenen Gesicht wie kleine Sonnen. Ja, sie war wunderschön. Sie war eben reinrassig.

    Ganz anders der Welpe. Lilie war noch immer böse auf ihn. Sie sah zu ihm. Sein sandfarbenes Fell war gesprenkelt mit schwarzen Flecken und um seine Augen verlief ein pechschwarzer Strich. Rundherum. Das gab seinen klaren, bernsteinfarbenen Augen eine Schärfe, einen gefährlichen Glanz. Aber vom Fell her war er eben ein Mix. Eine Mischung aus seiner hellen Labradormutter und seinem schwarzen Boxervater. Und wenn man genau hinsah, sah er am ehesten noch wie diese Tiere aus dem Fernsehen aus. Die, die hinter den Löwen herhinken, um an ihre Fleischreste zu kommen. Wie hießen die noch mal? Ach ja! Hyänen! Genauso! Nur dass er nicht hinkte.

    Wenn jemand Lilie in diesem Moment gefragt hätte, ob sie den Welpen wirklich haben wollte, hätte sie Nein gesagt. Wer will schon einen Hund, der wie eine Hyäne aussieht, Augen wie ein Dämon hat und beißt?

    Des Jägers beste Freundin

    Lilie fand das sooo langweilig, was der Hundebesitzer dann erzählte, als sie im Wohnzimmer vor einem riesigen Aquarium mit kleinen, bunten Fischen standen. Wörter wie Hundepass, Welpenfutter, Kacka-Gewohnheiten und Impfungen rauschten an ihrem Ohr vorbei. Gähn! Sooo langweilig! Lilie guckte lieber den Fischen zu, wie sie hinter dem Glas hintereinander herflitzten.

    Danach betrachtete sie die Wände. Da hingen wirklich allerhand interessante Dinge. Hirschgeweihe, daneben ausgestopfte Tiere. Fasane, ein Fuchs und ein Luchs. Warum hing man sich tote Tiere an die Wand?

    „Waren das alles mal Ihre Haustiere?", unterbrach Lilie den Mann.

    Der lachte laut auf. „Nein, meine Haustiere waren das nicht. Wer hält sich schon einen Luchs? Das sind meine Jagdtrophäen, sagte der Mann grinsend. „Ich bin Jäger.

    Lilie hatte im Flur einen Hut mit einer Feder liegen sehen, einen Jägerhut. Von nun an nannte sie den Mann in Gedanken „Jägerhut".

    „Und die, sagte Jägerhut und zeigte dabei auf Babe, die ihn treuherzig ansah, „ist des Jägers beste Freundin. Jetzt lächelte er wie einer, der sich Hals über Kopf verliebt hatte.

    „Wie meinen Sie das?", fragte Ilias und sah den Mann aufmerksam an.

    „Na, sie stöbert alle erschossenen Fasane auf", schwärmte der Mann.

    „Und was macht sie damit?" Ilias Augen glitzerten jetzt. Er hatte verstanden, was Babe für ein Hund war, und es schien ihm zu gefallen. Sehr zu gefallen, denn er tätschelte ihren Kopf. Babe ließ ihre Rute kräftig hin und her schwingen.

    „Na, ist doch logisch, sie bringt die Beute zu mir. Das nennt man Apportieren. Dafür hat man den Labrador ja ursprünglich gezüchtet. Das ist sein Job, erklärte er. „Das Schlimmste sind Labradore, die sich langweilen. Solche, die man in einer Stadtwohnung hält und mit denen man zwei- oder dreimal täglich kurz im Stadtpark Gassi geht. An der Leine, versteht sich! Grässlich! Ein Labrador muss laufen, schnüffeln, stöbern, jagen, apportieren.

    Lilie warf Ilias einen betroffenen Blick zu. Sie sah, wie seine Lippen zitterten, denn sie lebten in einer Wohnung am Stadtrand. Zwar befand sich hinter ihrem Wohnblock ein mit Dornengestrüpp und Kiefern bewachsener Hügel und dahinter lag eine verwilderte Heidelandschaft. Aber die durfte man bis vor Kurzen nicht betreten. Wegen der Schießereien. Also Übungsschießerereien. Hier wurden Soldaten ausgebildet. Nun war die Kaserne aufgelöst, die Soldaten fort und zurück blieb diese verwilderte Heidelandschaft mit lauter Tümpeln und Wäldchen. Aber Lilie war noch nie dort gewesen und sie hatte nicht vor, mit dem Welpen dort hinzugehen.

    „Hinter unserem Haus gibt es eine Heide voller Kaninchen", sagte Ilias.

    „Wow! Das ist ja wunderbar, meinte Jägerhut. „So, das wäre es, sagte er dann und drückte der Mutter den Hundepass und einen Beutel mit Welpenfutter in die Hand. „Nun nehmen Sie Ihren Welpen mit. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit ihm. – Halt! Noch etwas: Lassen Sie ab und zu von sich hören. Mich interessiert, wie sich der Kleine entwickelt. Ein kurzer Anruf, das genügt. Sie gingen zur Haustür. „Und sollten Sie die nächsten Monate mit dem Gedanken spielen, den Kleinen in ein Tierheim zu geben, rufen Sie bitte zuerst bei mir an. Ich weiß um die Qualität des Hundes. Ich kann ihn womöglich woanders unterbringen.

    „Aber nein, rief die Mutter entsetzt. „Wir würden doch niemals …

    „Niemals? Jägerhut sah sie streng an. „Sagen Sie das nicht! Dreiunddreißig Prozent aller Hundehalter geben ihren Hund noch im ersten Lebensjahr wieder ab. Entweder weil der Hund zu anstrengend ist oder weil er Macken entwickelt hat, mit denen sie nicht zurechtkommen. Weitere dreiunddreißig Prozent trennen sich im Laufe der ersten fünf Jahre von ihrem Hund. So, und jetzt dürfen die Kinder ausrechnen, wieviel Prozent den Hund für immer behalten.

    „Vierunddreißig", sagte Lilie.

    „Exakt! Vierunddreißig Prozent behalten ihren Hund lebenslänglich. Ein Labrador-Boxer lebt im Durchschnitt zwölf Jahre. Das ist eine lange Zeit. – Und nun viel Spaß mit dem Welpen und auf Wiedersehen."

    „Na,

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