Zodiac: Durch die Galaxis
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Buchvorschau
Zodiac - Martin J. J. Stark
Ein unbekanntes Objekt
Es ist nun bereits drei Monate her, seit das geheimnisvolle Objekt zum ersten Mal gesichtet wurde. Eine Station auf dem Mars bemerkte einen Schatten, der sich stets zu verändern schien. Bei genauerer Betrachtung mit den stationären Teleskopen konnten sie jedoch nur eine unscharfe Masse mit seltsam stachligen Umrissen ausmachen. Als sich das Objekt von einem Herzschlag auf den Nächsten praktisch in Luft auflöste, zweifelten die Wissenschaftler, ob es sich nicht doch um eine Störung der Sensoren handelte.
In den darauffolgenden Monaten wurde das Objekt an den unterschiedlichsten Winkeln der besiedelten Galaxie gesichtet. Ein Frachter der Qwerk, der gerade dabei war von einem Bergbauasteroiden zu starten, wurde sogar beinahe gerammt. Die Sichtungen beflügelten die Gedanken der Wissenschaftler, Künstler und Amateurjournalisten und es entstanden die unterschiedlichsten Geschichten und Theorien. Die einen behaupteten, es handle sich um ein physikalisches Phänomen, bei dem die Masse eines Objektes über Quantenverschränkung teilweise an einem anderen Ort sicht- und messbar wurde. Andere hielten es für das Raumschiff einer neuen Zivilisation, die sich bisher versteckt hielt. Natürlich gab es auch die Theorie einer Verschwörung, dass es sich hier um einen neuartigen Schiffstyp der Dracks oder des Bundes handle, welcher für zukünftige Kriegszwecke getestet wurde.
Als vor einigen Tagen eine Fregatte des Bundes nicht nur gestreift, sondern regelrecht gerammt wurde, wurden Stimmen laut, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Das Objekt war nicht mehr einfach nur eine wissenschaftliche Kuriosität, sondern bedrohte den Handel und das Reisen. Sowohl Vertreter der Tourismusbranche als auch das interplanetare Wirtschaftskonglomerat forderten entsprechende Maßnahmen zur Sicherung der Routen. Dem entsprechend wurde ein Gesuch eingereicht, das Objekt aufzuspüren und notfalls mit Waffengewalt zu zerstören.
Doch was hatte ich mit all dem zu schaffen?
Mein Name ist Noah Davies. Ich habe mich in den letzten Jahren mit den unterschiedlichsten Technologien der verschiedenen Völker auseinandergesetzt. Ursprünglich studierte ich die Ingenieurswissenschaften auf der Erde. Bald erkannte ich jedoch, dass die wahre Weiterentwicklung erst möglich wird, wenn wir unser Wissen mit dem der anderen Rassen teilen. Also brach ich mein Studium im dritten Semester ab und begann damit in meiner Werkstatt Einzelteile von Schrotthändlern auseinanderzunehmen. Bald entwickelte ich ein gewisses Gespür für die zu Grunde liegende Technik. Ich begann meine Erkenntnisse aufzuschreiben und zu veröffentlichen und meine Ergebnisse fanden erste Beachtung. Aus der Synthese der Einzelteile konnten alle profitieren. Denn wo die Politik lange um ein Problem herum diskutiert, schafft die Technik eine Brücke zwischen den Kulturen.
Nach Beendigung des Erstkontaktkrieges mit den Adalaari bot sich mir die Gelegenheit, mein Wissen vor Ort zu erweitern. Also verbrachte ich die nächsten Jahre damit, umher zu reisen und Fabriken, Fertigungsstätten und Universitäten anderer Rassen einen Besuch ab zu statten. Der Austausch mit den unterschiedlichen Völker war gleichsam spannend und herausfordernd. Die daraus gesammelten Informationen veröffentlichte ich regelmäßig über das Exanet, eine weiterentwickelte und viel leistungsfähigere Version des Internets.
Mit der Zeit stieg meine Bekanntheit und ich wurde innerhalb meines Fachgebietes auch direkt nach meiner Meinung gefragt. Ich erhielt teilweise auch Aufträge, um von Grund auf neue Technologien zu entwickeln und zu implementieren. Es war demnach nicht verwunderlich, dass ich nach den aktuellen Vorkommnissen kontaktiert und um eine Stellungnahme gebeten wurde. Immerhin galt ich mittlerweile als einer der führenden Techniker, wenn es um die Konstruktion neuer Raumschiffe und deren Antriebe ging.
Zunächst hielt ich mich zurück. Ich hatte mittlerweile ein grundlegendes Verständnis über die unterschiedlichen Fertigungsmethoden der einzelnen Völker entwickelt. Was ich hier jedoch zu hören bekam, passte zu keinem mir bekannten Vorgehen. Allein die Geschwindigkeit, mit der sich das Objekt bewegen musste, widersprach allen Regeln der Physik.
Nach mehrmaligem Bitten verfasste ich schlussendlich doch einen Aufsatz zu diesem Thema. Ich schilderte meine Ansicht und äußerte die Vermutung, dass es sich um eine unbekannte Wechselwirkung von Gravitationswellen handeln konnte. Damit kombinierte ich die Theorie der Quantenverschränkung mit den noch nicht ausreichend erforschten Wellen. Es war gewagt, aber in der Forschung mussten Risiken eingegangen werden. Schlimmstenfalls würde mich die Zukunft Lügen strafen. Eine Frage blieb jedoch weiterhin offen: Weshalb konnten wir in der Vergangenheit keine ähnlichen Phänomene beobachten? Bisher waren in keinen Aufzeichnungen von ähnlichen Vorkommnissen die Rede.
Schließlich gab der Bund, bestehend aus den vier wichtigsten bekannten Rassen der Adalaari, Qwerk, Dracks und Menschen, den Auftrag, eine Fregatte vorzubereiten. Sie soll das Objekt genauer untersuchen und herausfinden, woher es stammte. Ich war einer der Ersten, der sich freiwillig für die Besatzung meldete. Aufgrund meiner Reputation wurde ich dankend aufgenommen.
Nun ist es endlich so weit. Ich erhielt heute Morgen das Aufgebot, mich auf der Avalon zu melden. Ein Schiff der Hammer-Klasse, bei deren Entwicklung ich teilweise beteiligt war. Es verfügte sowohl über ausgezeichnete Geschwindigkeit und Wendigkeit als auch genügend Feuerkraft für einen gezielten Angriff. Der Kapitän, Walker, würde für mich und meinen Assistenten eine Kabine bereithalten.
Abfahrt
Ich machte mich daran, die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Da ich in den letzten Jahren keine eigene Wohnung besaß, sondern jeweils vor Ort untergebracht wurde, hielt sich mein Gepäck in Grenzen. Tatsächlich gestaltete sich mein Lebensstil ziemlich spartanisch, so dass ich auch mit den heruntergekommenen Arbeiterquartieren zufrieden war, in die ich anfangs gerne abgeschoben wurde. Ich fühlte mich dort sogar ziemlich wohl, denn die einfachen Arbeiter hatten oft ein besseres Verständnis über die Mechanik als die Professoren an den Universitäten.
„Alix, mach dich bereit. Wir gehen auf eine Reise!" rief ich meinem Assistenten zu.
Sein vollständiger Name lautete Alixiandar Kah’helos Y’Arda. Da dies nicht nur schwer zu merken, sondern beinahe unmöglich auszusprechen ist, einigten wir uns auf Alix. Er ist ein noch junger Adalaari, wobei das Wort jung bei einer Rasse, die durchschnittlich eintausend Jahre alt wird, nicht wirklich etwas bedeutete. Sein genaues Alter kenne ich nicht, doch ich vermute, er ist zwischen achtzig und neunzig und damit etwa doppelt so alt wie ich.
Alix hatte sich mir vor vier Jahren angeschlossen, als ich in seiner Heimat ein Kraftwerk besuchte. Er ist seiner Spezies entsprechend ruhig und ausgeglichen. Zumindest glaube ich das. Tatsächlich redet er nur selten und noch seltener über sich selbst. Im Grunde weiß ich kaum etwas über ihn.
Die Adalaari sind in ihrer Erscheinung menschenähnlich, wobei sie jedoch sehr dünn sind. Zudem gestalteten sich ihre Extremitäten absonderlich lang. Ihr Körper ist haarlos und dem Gesicht fehlen die üblichen Merkmale. So sind die Augen lediglich zwei schwarze Punkte. Eine Nase fehlt komplett und der Mund ist nicht viel mehr als ein schmaler Strich. Die Erscheinung war etwas gewöhnungsbedürftig, doch sind sie treue Gefährten. Immerhin beklagte er sich nie und wurde scheinbar nie müde. Ehrlich gesagt, habe ich ihn noch nie schlafen sehen. Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich die Technologie der Adalaari wohl um Welten besser als ihre Kultur oder auch nur meinen Assistenten.
„Was geschieht mit den Werkzeugen?" fragte Alix.
„Alles bleibt hier, wir müssen rasch fort."
Er legte den Kopf schief. Das tat er immer, wenn er mir Recht gab.
„Hör zu, mein Freund. Wir fahren mit der Avalon. Es handelt sich um die Verfolgung des unbekannten Objektes."
Sein Kopf neigte sich weiter zur Seite.
„Es kann gefährlich werden und ich kann nicht garantieren, dass wir beide unbeschadet zurückkommen."
Nun war sein Kopf um beinahe neunzig Grad gedreht. Ich wunderte mich noch, wie er diese Position halten konnte, ohne auch nur mit der nicht vorhandenen Wimper zu zucken.
„Fertig" verkündete er.
Während ich ihn betrachtete und meinen Plan zum Besten gab, wanderten seine langen Arme im schmalen Zimmer umher und sammelten die wenigen Gegenstände zusammen, die wir mitnehmen würden. Nun hatte er alles zu zwei sauberen Bündeln geschnürt, die wir uns unter die Arme klemmen konnten. Also machten wir uns auf den Weg zur Anlegestelle.
Wenig später wurden wir an Bord der Avalon dem Kapitän vorgestellt und wir bezogen unsere Kabine. Sie lag im Heck und grenzte damit an die Offiziersmesse. Wir würden also immer pünktlich zum Essen erscheinen.
Eine halbe Stunde später spürten wir eine leichte Erschütterung. Die Fregatte löste sich von den elektromagnetischen Armen, die sie in ihrer Position am Steg gehalten hatten und der Antrieb kam auf Touren. Majestätisch schwebten wir dem Pier entlang und beschleunigten langsam, als wir den offenen Raumhafen erreichten.
Walker war ein erfahrener Schiffsoffizier, der bereits mehr Zeit an Bord eines Schiffes verbrachte als Alix und ich zusammen. Seine Uniform war vorbildlich gefaltet und auf seiner stolzen