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Mythos, Pathos und Ethos
Mythos, Pathos und Ethos
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eBook925 Seiten14 Stunden

Mythos, Pathos und Ethos

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Über dieses E-Book

Ein alter Sack schaut auf sein Leben zurück. Ein anderer Kerl derselben Sorte will sich an einem Schriftsteller rächen und trifft dabei auf sein Opfer. Dazu auch noch jede Menge Interessantes und Humorvolles über Politik, Fußball, Medien und Religion sowie ganz viele absurde Geschichten, die nicht nur lustig sind, sondern manchmal sogar auch noch zum Nachdenken anregen. Sehr abwechslungsreich.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum16. Juni 2015
ISBN9783738030754
Mythos, Pathos und Ethos
Autor

Thomas Häring

Schreibt seit 20 Jahren alles Mögliche und noch viel mehr.

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    Buchvorschau

    Mythos, Pathos und Ethos - Thomas Häring

    Der Hundertjährige, der im Tausendjährigen Reich aus dem Zeitfenster entschwand

    25.09.2013: Heute bin ich 100 Jahre alt geworden. Da staunen Sie, was? Wundern Sie sich aber bitte nicht darüber, daß ich diesen Tag nicht zelebriere oder mit meiner Familie, meinen Freunden oder Bekannten feiere. Erstens habe ich keine mehr und zweitens ist mir nicht danach. Ich werde die mir noch verbleibende Zeit nutzen, um über mein bisheriges Leben zu berichten, aber da bei uns Alten das Langzeitgedächtnis bekanntlich viel besser als das Kurzzeitgedächtnis funktioniert, werde ich mit den Ereignissen der letzten Tage und Wochen beginnen, bevor ich jene gleich wieder vergesse.

    Das schönste Geburtstagsgeschenk hat mir zweifellos die FDP gemacht, indem sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte und in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, welche ja bekanntlich 1949 begonnen hatte, nicht in den Bundestag eingezogen ist. Daß ich das noch erleben darf! Welch große Freude! Man muß sich das einmal vorstellen und auf der Lunge zergehen lassen: 64 Jahre lang hintereinander saß die FDP im Bundestag, die meiste Zeit davon sogar in der Regierung. 4,8 Prozent, noch nie zuvor war mir die Fünf-Prozent-Hürde so sympathisch wie heute. Daß es die AfD (Alternative für Deutschland) ebenfalls nicht ins Parlament geschafft hat, dürfte genauso zu verschmerzen sein. Es gibt also jetzt endlich eine rechtspopulistische Partei bei uns, das wurde aber auch höchste Zeit. Nachdem Frau Gerkel mit der CDU immer weiter in die Mitte gerückt ist und da die konservative CSU bekanntlich nur in Bayern antritt, entstand ein Vakuum auf der Rechten, welches nun scheinbar ausgefüllt worden ist. Die SPD und ihre linken Schwestern, die Grünen sowie die Linke, können ihr Glück kaum fassen. Sie sitzen alle drei im Bundestag und hätten dort sogar eine rechnerische Mehrheit, wenngleich sie die bestimmt nicht nutzen wollen und werden. Zusammengerechnet kämen die bürgerlichen Parteien auf 51 beziehungsweise 52 Prozent der Wählerstimmen (sofern man das eine Prozent der Freien Wähler noch dazuzählen würde), die linken Parteien dagegen lediglich auf knapp 45 Prozent (wenn man das Ergebnis der Piraten dazurechnet). Also eine klare rechte Mehrheit, die im Parlament jedoch nicht sichtbar wird, da darin nur CDU und CSU sitzen. Tja, hätte die AfD nicht so viele enttäuschte FDP-Wähler angezogen, wären die Freien Wähler nicht angetreten oder hätte Frau Gerkel nicht alle Stimmen aus dem bürgerlichen Lager für sich und ihre Partei beansprucht, dann hätten wir womöglich weitere vier Jahre Schwarz-Gelb vor uns, doch zum Glück blieb uns das allen erspart. Die FDP hat etwas Bemerkenswertes vollbracht: Sie wurde gedrittelt, landete nach 14,6 Prozent der Wählerstimmen 2009 bei besagten 4,8 %. Das ist wahrlich eine sehr beachtliche Leistung, es gibt nicht viele, die so etwas fertigbringen, was also waren die Ursachen für dieses Debakel?

    Das ist Guildo Festerbelle, das ist der, den keiner mag, hieß es mal in einer Cover-Version der Perfekten Welle. Er allein ist nicht der Hauptschuldige, aber er hat seinen Teil zur Misere beigetragen. 2009 landeten CDU/CSU bei gerade mal 33,8 Prozent der Stimmen, ein ziemlich maues Ergebnis, das der Tatsache geschuldet war, daß die Union in der Großen Koalition mit der SPD wenig vom eigenen Programm durchsetzen hatte können. Deshalb wählten viel CDU- und CSU-Anhänger 2009 die FDP, um dafür zu sorgen, daß eine christlich-liberale Koalition möglich wurde. Dummerweise glaubte Parteichef Festerbelle, die 14,6 % für seine Partei wären selbst erarbeitet und die FDP hätte jede Menge neue Fans dazu gewonnen. Also plusterte er sich mächtig auf, sprach von seinem Haufen als zukünftiger Volkspartei und konnte vor lauter Kraft fast nicht mehr laufen. Außerdem war er es nach elf Jahren in der Opposition gewohnt zu kritisieren, weshalb er sich in den Koalitionsverhandlungen sowie in den ersten Monaten der Koalition nach wie vor wie ein Oppositionsführer gerierte. Er wollte ein neues liberales Zeitalter einläuten, glaubte, jene Regierung würde jahrzehntelang bestehen und der Größenwahn ließ ihn nicht mehr los. So versprach er seinen Wählerinnen und Wählern Steuersenkungen, seinen Parteifreunden gut dotierte Posten und sich selber einen Platz in den Geschichtsbüchern.

    Na ja, letzteren hat er tatsächlich bekommen, wenn auch nicht unbedingt so, wie er sich das seinerzeit vorgestellt hatte. Die FDP ist grandios gescheitert, sie hat es sich mit allen verscherzt, die ihr mal wohlwollend gegenüberstanden und wenn man bedenkt, daß von den 4,8 %, die sie immerhin noch gewählt haben, nur 40 Prozent von denen angaben, die FDP wäre ihre Lieblingspartei, dann kann man sich vorstellen, wie tief die Gelben gesunken sind.

    Allerdings ist Mitleid hier völlig fehl am Platz, denn die FDP-Vertreter waren meistens diejenigen mit der größten Klappe, marktradikal bis zum Exzeß, immer nur die Wirtschaft fördern und die Arbeitslosen fordern, das wird der Markt schon regeln, lautete ihre Maxime. Und in der Tat, der Markt hat es geregelt und die FDP auf dem Müllhaufen der Geschichte entsorgt, vorerst zumindest. Aus den FDP-Abgeordneten und ihren Mitarbeitern wurden quasi die Schlecker-Frauen der Politik. Natürlich wird die olle FDP in vier Jahren grandios wiederauferstehen, aber sie wird sich nicht mehr so arrogant aufführen, das steht zweifelsfrei fest. Genießen wir deshalb die folgenden vier historischen Jahre, in denen die FDP erstmals nicht im Bundestag vertreten sein wird.

    Wer Gerkel als Bundeskanzlerin haben will, muß FDP wählen, hatte der Spitzenkandidat der Liberalen wenige Tage vor der Wahl noch getönt gehabt. Die Wähler hingegen waren schlauer und wählten, wenn sie Gerkel haben wollten, lieber gleich die CDU, schließlich war sie ja für jene Partei angetreten. Dieses erbärmliche Betteln um die Zweitstimme der Unionswähler, das in früheren Jahren immer erfolgreich funktioniert hatte, gab der FDP in der öffentlichen Wahrnehmung endgültig den Rest. Haste mal ne Stimme, uns reicht auch die Zweitstimme, wurden die Leute angebettelt und das war nicht mal mehr nur noch peinlich, sondern fast schon widerlich. Nicht einmal die mitfühlenden Frauen, welche ein Dirndl ausfüllen konnten, wollten den Sexismus-Experten mehr ihre Stimme geben.

    Ja, die FDP mußte einen ähnlichen Absturz erleben, wie die CSU 2008, als sie von 60,7 % bei der Landtagswahl in Bayern 2003 bei 43,4 % landete. Auch da war der Größenwahn schuld gewesen, deshalb bleibt lediglich festzuhalten, daß alle bekommen was sie verdienen, die Wähler sind auf ihre Art und Weise durchaus gerecht und das stimmt einen doch ziemlich hoffnungsfroh.

    Nach der Großen Koalition von 2005 bis 2009 erreichten die drei kleineren Parteien FDP (14,6 %), Die Linke (11,9 %) und Die Grünen (10,7 %) miteinander über 36 Prozent bei der Bundestagswahl 2009 und lagen zusammen gerade mal noch gut 20 Prozent hinter CDU/CSU (33,8 %) und SPD (23 %). So einen geringen Abstand hatte es noch nie zuvor gegeben, doch das war eben allein der Tatsache geschuldet, daß die Anhänger der großen Parteien entweder nicht zur Wahl gingen oder mal die Kleinen wählten, da sie von ihrer Partei enttäuscht worden waren. Demzufolge verwunderte es nicht wirklich, daß jene Wählerinnen und Wähler 2013 wieder zu ihren Volksparteien zurückkehrten, nur die Kleinen schienen das nicht so recht begreifen zu wollen. Die Grünen hatten von mindestens 13 bis 15 Prozent der Stimmen geträumt und auch die Linke hatte auf ein zweistelliges Ergebnis gehofft.

    Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß das Wahlergebnis bei der Bundestagswahl 2013 das wohl ehrlichste seit vielen, vielen Jahrzehnten gewesen ist, auch wenn das etlichen Leuten nicht passen wird.

    Bevor meine Demenz mich ein weiteres Mal übermannt, noch ein paar Worte zu den einzelnen Parteien:

    Andrea Gerkel wird 2017 wahrscheinlich nicht wieder antreten und das könnte für ihre CDU ein böses Erwachen bedeuten, denn viele Menschen haben der CDU nur wegen ihr die eigene Stimme gegeben. Genauso war es in Bayern mit Torsten Feehoffer von der CSU, die Persönlichkeiten an der Spitze machen halt doch eine Menge aus. Andrea Gerkel ist Deutschlands beliebteste Politikerin und das mit weitem Abstand, sie hätte mit den 41,5 % für die Union beinahe die absolute Mehrheit der Sitze im Bundestag erreicht. Wenn man nicht das Wahlrecht vor der Wahl hätte ändern müssen, dann wäre jener Coup womöglich sogar gelungen, so aber mußte die FDP dran glauben, denn die meisten CDU-Wähler verzichteten deswegen auf ein Stimmen-Splitting, so daß der FDP nicht einmal die massive Unterstützung durch die Schild-Zeitung mehr über die Fünf-Prozent-Hürde half.

    Die SPD hatte es mal wieder schwer. Ihr Spitzenkandidat Pierre Seinglück wurde von den Medien ständig durch den Kakao gezogen; erst kreidete man ihm seine beträchtlichen Nebenverdienste an, was bei einem SPD-Politiker nicht gern gesehen wurde, bei CDU-, CSU- und FDP-Politikern waren hohe Nebenverdienste hingegen die Regel und wurden eher gewürdigt als kritisiert. Dann wurde jeder Satz des Kandidaten Seinglück, der gerne deutscher Bundeskanzler geworden wäre, hergenommen und darauf durchleuchtet, ob man ihm damit nicht schaden konnte. Zu guter Letzt reichte es dem Mann, weshalb er den Medien und ihren Vertretern in einem pantomimischen Interview den Stinkefinger zeigte, doch nicht einmal das brachte ihn voran, ganz im Gegenteil.

    Ja, das Leben war manchmal ein kleines bißchen ungerecht, denn Karl-Georg Wellmann von der CDU konnte es sich sogar leisten, den Berlinern auf Wahlplakaten den Stinkefinger zu zeigen und bekam trotzdem über 42 Prozent der Erststimmen, was locker für seine Wiederwahl in den Bundestag reichte. Dazu nun ein kleiner Text von mir:

    I-Pad und Stinkefinger. Was hat sich Karl-Georg Wellmann von der CDU dabei gedacht, als er all seinen potentiellen Wählerinnen und Wählern, leicht versteckt aber doch deutlich sichtbar, den erigierten Mittelfinger entgegenstreckte? Dazu noch dieses süffisante Grinsen, frei nach dem Motto: Da könnt Ihr mal sehen was ich wirklich von Euch halte. Er ist definitiv Deutschlands ehrlichster Politiker, vielleicht wurde er auch gerade deswegen wieder in den Bundestag gewählt. Endlich mal einer, der sich nicht verstellt, mögen sich da etliche Steglitzer und Zehlendorfer gedacht und ihn deshalb gewählt haben. Gerüchten zufolge sollen sogar etliche Punks sowie Anarchisten den mutigen Whistleblower gewählt haben, da sie ihn irrtümlich für einen der Ihren hielten. Aber womöglich war es auch ganz anders gewesen und Karl-Georg hat mit seiner fingerfertigen Aktion lediglich demonstrieren wollen, daß er Technik nicht mag.

    Ja, das ist schon so eine Sache mit dem ganzen neumodischen Zeug. Da wollte so ein Berliner CDU-Mann mal ganz cool sein und ließ sich deshalb mit I-Pad ablichten, auf dem er mit seinem Mittelfinger herumscrollte, womöglich wollte er so etwas wie Sträuber mit Laptop und Lederhose kreieren, aber ob I-Pad und Stinkefinger da dasselbe Potential haben wird?

    Wie auch immer, sein Mut wurde jedenfalls belohnt, aber das vermutlich halt auch, weil er in der richtigen Partei war und die Sieger können sich bekanntlich alles erlauben. Nur 1,2 Prozent fehlten der Union zur absoluten Mehrheit, genau so viel hätte auch Egmont Sträuber 2002 noch gebraucht, um zusammen mit der FDP regieren zu können, irgendwie schon interessant, das Ganze.

    Die SPD dagegen steht mal wieder vor der Wahl zwischen Pest und Cholera. Ein rot-rot-grünes Bündnis hat sie kategorisch ausgeschlossen, Rot-Grün zusammen kamen gerade mal auf gut 34 %, sind also meilenweit von einer eigenen Regierungsmehrheit entfernt und so bleiben nur die Große Koalition oder die Opposition als Optionen übrig.

    Die Grünen haben eigentlich auch keine Lust auf eine Koalition mit der gefräßigen Andrea, die bekanntlich ihre Koalitionspartner ruiniert und schlecht aussehen läßt, weshalb die dann mindestens an die zehn Prozent der Wählerstimmen verlieren, was im Fall der Grünen gar nicht möglich wäre, denn dann hätten die Minusstimmen und so etwas gibt es ja bekanntlich nicht. Also wird sich halt doch mal wieder die SPD opfern müssen, immerhin mit der Aussicht, daß die allseits beliebte Kanzlerin höchstwahrscheinlich 2017 nicht mehr zur Wahl antreten wird.

    Für die AfD wird es weiterhin aufwärts gehen, denn die Rettungspakete für Krisenländer werden in der EU auch weiterhin fleißig geschnürt werden und so kann sich die Professorenpartei darauf verlassen, daß immer genug Protestwähler zu ihr überlaufen werden.

    Zum Glück gibt es in der CDU bereits einen würdigen Nachfolger für Königin Drea, wenn die mal das Politische segnen sollte, nämlich Caius Julius Caesar aus Nordrhein-Westfalen, allein schon vom Namen her die beste Lösung.

    Was also bleibt nach der Bundestagswahl 2013 zusammenfassend festzustellen? Schwarz-Gelb ist erst mal Geschichte, sollte sich die AfD langfristig im Bundestag etablieren, dann wird man zukünftig mehr als nur einen Koalitionspartner brauchen, die Zeit der personellen Erneuerung hat in den Verliererparteien begonnen und damit haben die Wähler irgendwie auch gewonnen.

    An dieser Stelle, bevor ich mit meiner eigenen Lebensgeschichte beginne, noch einige Zeilen zur bayerischen Landtagswahl, welche eine Woche vorher stattgefunden hat: Die Erektionen waren euphorisch, berichtete eine Reporterin von der CSU-Wahlparty und das konnte man sich nur zu gut vorstellen, wie die alten Säcke der bierbäuchigen CSU-Anhänger wiederauferstanden und sich voller Geilheit an der Reporterin gerieben hatten, schließlich macht Macht geil und, wie schon Fürstin Chloria aus eigener Erfahrung einst mitteilte: Der Schwarze schnakselt gern. Ja, die Wiedererringung der Alleinherrschaft in und über Bayern, welche die CSU in allererster Linie ihrem Parteichef und Ministerpräsidenten Torsten Feehoffer zu verdanken hatte, sorgte für überglückliche Mienen im Lager der Christsozialen.

    Ganz anders sah es hingegen bei der bayerischen FDP aus. Niedergeschlagenheit und Enttäuschung hatten sich breitgemacht, mit gut drei Prozent der Wählerstimmen war man sowohl aus der Regierung als auch aus dem Bayerischen Landtag herausgeflogen; wenn, dann verlor man schon richtig. Kein Wunder, bei so sympathischen Spitzenleuten wie Marvin Beil, man fragte sich wirklich, nach einem Blick auf jenen und den hessischen Spitzenkandidaten Jürgen-Udo Wahn (dessen FDP bei der Landtagswahl in Hessen, welche am gleichen Tag wie die Bundestagswahl stattgefunden hatte, von 16,2 % auf 5,0 % abgeschmiert war) und Leuten wie Müderle, Dösler, aber auch Tomburger, woher man diese Gestalten nur brachte, gab es da irgendwo einen liberalen Lebensborn, in dem jene Über-Menschen gezüchtet worden waren?

    Die SPD freute sich über die 2 vorne, gab sich mit 20,6 Prozent zufrieden, na ja, nach 56 Jahren in der Opposition in Bayern war man bescheiden geworden. Zwar war man mit dem äußerst populären, in München seit 20 Jahren als Oberbürgermeister amtierenden Christoph Ode als Spitzenkandidaten in die Mutter aller Schlachten (Zitat von Torsten Feehoffer) gezogen, doch am Ende gab es mal wieder nur lange Gesichter. Die Grünen und die Freien Wähler waren ebenfalls in den Landtag eingezogen, beide mit Verlusten, aber 2008 hatte es ja da noch die Große Koalition auf Bundesebene gegeben, welche dafür gesorgt hatte, daß die Kleinen über sich hinausgewachsen waren. Die Grünen waren enttäuscht, da sie sich aufgrund der Umfragen vor der Wahl mehr versprochen gehabt hatten, doch bei denen lief so ziemlich alles schief, was möglich war, von daher mußten sie sich mit 8,6 % zufriedengeben, die Freien Wähler erreichten immerhin 9,0 Prozent. Also ein deutlicher Vorsprung der CSU, welche 47,7 Prozent der Wählerstimmen abgeschöpft hatte und da die Wahlbeteiligung um sechs Prozent auf fast 64 gestiegen war, hatten eigentlich fast alle im Landtag vertretenen Parteien Stimmen dazu gewonnen, nur bei den Prozentzahlen sah man das bei den beiden kleinen Parteien nicht wirklich, weshalb jene nicht so gut drauf waren.

    Bayern ohne die FDP, alles ist wieder gut und in Ordnung. Schon eine wahre Meisterleistung der Liberalen, wie sie es doch immer wieder schaffen, sich selbst aus den Regierungen und Parlamenten zu kicken. Noch schöner daran ist und bleibt, daß ihnen dabei jegliche Einsicht fehlt, was sie denn falsch gemacht hätten, dabei bräuchten sie oft nur in den Spiegel, also nicht in das Magazin, sondern in den echten schauen, dann wüßten sie es sofort.

    Eine Krise bedeutet ja immer auch eine Chance auf einen Neuanfang. Wie das bei meiner Geburt am 25.09.1913 gewesen war, weiß ich leider nicht genau. Die Begeisterung hielt sich vermutlich in Grenzen, wenngleich es sich ja bei mir vermutlich um ein Weihnachtsgeschenk gehandelt haben mußte. Wie, Sie verstehen nicht? Ganz einfach: Meinen Berechnungen zufolge wurde ich am 24. oder 25.12.1912 gezeugt, also jedenfalls ziemlich sicher zur Weihnachtszeit, denn ich war keine Frühgeburt und kam auch nicht zu spät, weshalb mich das Leben nicht bestrafte. Wie dem auch sei, entweder war ich das Weihnachtsgeschenk meines Vaters an meine Mutter, der mit ihr schlief, weil er vergessen hatte, ihr ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen oder es war umgekehrt und sie entschuldigte sich für ihr Versäumnis mit der Erlaubnis eines Quickies. Womöglich war auch Alkohol im Spiel, der sie erst in Stimmung brachte, im Endeffekt spielt es überhaupt keine Rolle und ich will es auch nicht wirklich wissen. Über das Jahr 1913, das ich überwiegend in meiner geschützten Höhle verbracht habe, brauche ich Ihnen nicht viel mitzuteilen, lesen sie dafür einfach den Roman 1913 von Fabian Billies, dann wissen Sie schon Bescheid. Jedenfalls begann im Jahre 1914 der Erste Weltkrieg, für die Leute damals war es einfach nur der Weltkrieg, denn wenn die gewußt hätten, daß gut 20 Jahre nach dem Ende des Ersten auch schon gleich der Zweite folgen würde, dann wären sie höchstwahrscheinlich nicht so euphorisch in die Schlacht gezogen. Man hatte es seinerzeit mit lauter aufstrebenden Nationen zu tun, unter ihnen viele imperialistische Kolonisten, welche sich die Welt untertan machen wollten. Außerdem gab es jede Menge junge Männer, die sich auf die große Prügelei freuten, denn das war doch mal was Anderes als das stinknormale, langweilige Leben in Friedenszeiten. Mein Vater wurde ebenfalls eingezogen und kehrte nie mehr zurück. Später hieß es immer, er wäre im Krieg geblieben, was ich als Kind natürlich noch nicht so verstanden habe, wie es eigentlich gemeint war. Später erklärte man mir dann, das hieße tatsächlich, er wäre auf dem Schlachtfeld gestorben, was mich traurig und stolz zugleich machte. Doch je älter ich wurde, desto mehr beschlichen mich die Zweifel, ob nicht doch meine erste Interpretation die richtige gewesen wäre. Nein, ich behaupte damit nicht, er hätte nicht genug vom Krieg bekommen und wäre im Krieg geblieben, um nie wieder nach Hause zu seiner nörgelnden Ehefrau und dem kleinen Schreihals, der ich damals war, zurückkommen zu müssen, aber ich konnte mir gut vorstellen, daß er irgendwo eine nette Frau gefunden und mit jener eine Familie gegründet hatte. Meiner Mutter erzählte ich selbstverständlich nichts von meiner Theorie, für sie war es besser zu glauben, er wäre im Krieg gefallen und nicht mehr aufgestanden.

    Na ja, jedenfalls war ich ab 1914 der Mann im Haus und errichtete eine Schreckensherrschaft, an die ich mich leider überhaupt nicht mehr erinnern kann. Angeblich hatten wir in jenen Jahren des Ersten Weltkriegs wenig zu essen und meine Mutter dachte viel an ihren Mann, aber das war es dann auch schon gewesen. 1918 hatte der Spuk schließlich ein Ende und der König mußte abdanken, mit ihm gleich die ganze Monarchie noch dazu. Ja, Verlierer waren nun mal nicht gern gesehen, auch nicht im deutschen Volk und weil es da im Osten bei den Russen eine kommunistische Revolution gegeben hatte, drohte dem Deutschen Reich ein ähnliches Schicksal. Die Räterepublik hatte allerdings nur eine äußerst kurze Lebenszeit, man kann ja heutzutage kaum glauben, daß es die erste davon auf deutschem Boden ausgerechnet in Bayern gegeben hat, aber dann kam die Zeit der Weimarer Republik, mit dem ersten Versuch einer Demokratie, in der jede Partei, die von irgendwem gewählt wurde, Abgeordnete in den Reichstag schicken konnte und durfte. Das führte zu schwierigen Regierungsbildungen, unzähligen Kompromissen und einem großen Durcheinander. Und genauso wie sich die Bayern nach dem Chaos-Jahr mit Zuber und Blackschein an der Spitze der CSU wieder klare Verhältnisse wünschten, die sie dann in der Wahl Feehoffers manifestierten, so sehnten sich die meisten Deutschen recht schnell wieder nach einem König und da jene Zeit halt mal vorbei war, wenigstens nach einem Führer, einem Alleinherrscher, der bestimmte, wohin die Reise gehen sollte. Ich für meinen Teil wuchs heran, bekam so einiges mit, mußte natürlich in die Schule wie alle anderen auch und erkannte recht schnell, daß sich die Jugendlichen und jungen Leute nach etwas Neuem sehnten. Als dann irgendwann die NSDAP mit ihrem Anführer Adolf Hitler auf der Bildfläche erschien, waren viele von uns begeistert, ich zähle mich auch dazu. Der Mann hatte Feuer in sich, der redete nicht lange um den heißen Brei herum, sondern nannte die Dinge direkt beim Namen. Er erzählte von der Dolchstoßlegende, schimpfte über den Schandfrieden von Versailles und appellierte an das deutsche Volk, wieder aufzustehen, sich zu erheben und ein weiteres Mal zu der großen, starken und stolzen Nation zu werden, welche das arische Blut, das angeblich in unseren Adern floß, Herrenmenschen die wir laut ihm nun mal waren, wieder freudig pulsieren ließ. Hitler wurde schnell bekannt, berühmt und berüchtigt, ich zählte bereits als 18jähriger zu seinen großen Fans. Schon bemerkenswert, daß uns ausgerechnet ein Österreicher wieder aufbauen und motivieren mußte, andererseits war es ja auch bei Fußballmannschaften oft so, daß ein ausländischer Trainer mehr bewirkte als ein Landsmann, woran auch immer das liegen mochte. Wir fühlten uns wie neugeboren, viele jungen Leute wurden arisch-repressiv und wünschten sich, daß jener böhmische Gefreite, als der er des Öfteren bezeichnet worden war, die Macht ergriff. 1923 hatte er es mal mit einem Putsch versucht gehabt, was an mir als Zehnjährigem ziemlich unbemerkt vorbeigegangen war und daran erinnerte mich meine Mutter immer wieder gerne, wenn ich mal wieder zu sehr von meinem großen Idol schwärmte. Ich tat das als läßliche Jugendsünde ab und ging nicht weiter darauf ein. Schließlich waren wir Jungen die Zukunft des Landes und wenn wir den Hitler zu unserem Reichskanzler machen wollten, dann war das unser gutes Recht, der alte Reichspräsident Paul von Hindenburg hatte ja immer nur so Nieten als Kanzler eingesetzt gehabt, die allesamt schon nach wenigen Monaten mit ihrem Deutsch am Ende gewesen waren. Hitler kam, sah und siegte, mit ihm feierte auch die Farbe Braun eine glorreiche Wiederkehr und das nicht ohne Grund. In Braunau am Inn war der Führer schließlich am 20.04.1889 geboren worden, vom chinesischen Sternzeichen her betrachtet ein Büffel, genau wie ich. In den Braunhemden marschierte die Hitlerjugend genauso wie die Parteiführung der NSDAP, seine Freundin hieß Eva Braun, was von uns aber niemand wußte, in Braunschweig bekam er eine Stelle in einem Amt und damit die deutsche Staatsbürgerschaft, ohne die er nicht deutscher Reichskanzler werden hätte können und Braunschlag war die beste österreichische Serie seit Jahren. Entschuldigung, manchmal vermische ich Vergangenheit und Gegenwart, das kommt in meinem Alter leider öfter mal vor. Jedenfalls war Braun die Farbe der Stunde, sehr erdig und wir Jungen fühlten uns wohl. Den Tag der Machtergreifung, den 30.01.1933, feierte ich mit meinen Kameraden, wir soffen bis zum Morgengrauen und kotzten dann in die Büsche. Wir fühlten uns unbesiegbar und glaubten an die Wiederauferstehung des deutschen Volkes sowie an unseren Sieg über seine Feinde. Na ja, es ging alles ganz verheißungsvoll los, auch wenn die Leute von der SA ständig nervten und ebenfalls lukrative Posten ergattern wollten. Ich selber war ja anfangs auch in der SA gewesen, doch irgendwann hatte ich gemerkt, daß der Führer höchstpersönlich mit den alten Kameraden, welche für die Bewegung in den Straßenschlachten den Kopf hingehalten hatten, nicht mehr sonderlich viel anfangen konnte und so wandte auch ich mich von meinen alten Freunden langsam ab und suchte mir bessere Gesellschaft. Zugegeben, ich war durchaus schockiert, als die alten Kameraden im Sommer 1934 massenweise hingerichtet wurden, aber andererseits störte es mich auch nicht sonderlich, denn irgendwie waren die ein Relikt aus alten Zeiten, welches man in der Zukunft nicht mehr brauchen würde. Die meisten Leute in Deutschland sahen das ähnlich, viele lobten den Führer für seine Entschlossenheit und der machte munter weiter. Das ganze historische Zeug, Reichstagsbrand, Notverordnungen, Ermächtigungsgesetz und so weiter dürfte ja hinlänglich bekannt sein, von daher werde ich mich lieber auf meine eigene Lebensgeschichte konzentrieren. Apropos Konzentration: Von den Lagern wußten die meisten Deutschen wirklich nichts, also das KZ Dachau war schon bekannt, aber da dorthin ja nur Andersdenkende sowie Andersartige gebracht wurden, machte sich unsereins darüber keine großen Gedanken. Wir bejubelten viel lieber den Führer beim Reichsparteitag in Nürnberg, lasen voller Begeisterung den Stürmer und freuten uns darüber, daß der Hitler von einem Erfolg zum nächsten eilte. Bevor er damit anfing, die Juden auszurotten, tat er dasselbe mit der Arbeitslosigkeit, was ihn noch beliebter machte. Er war ein politisches Genie, das stand für uns als seine überzeugten Anhänger völlig außer Frage und die paar Kritiker, Besserwisser und Dauernörgler ignorierten wir entweder oder denunzierten sie bei der Gestapo, wenn sie ihre Klappe überhaupt nicht halten wollten. Wie bereits erwähnt, für mich persönlich waren die Jahre zwischen 1933 und 1938 vielleicht die schönsten meines Lebens. Der Führer gurrte süßlich wie eine Friedenstaube, wenn er mit dem Ausland korrespondierte, im Inland hielt er die Zügel straff und fest in der Hand, wir hatten alle gut zu tun und waren stolz auf unsere glorreiche Nation. Es ging wieder aufwärts und wir wußten nur zu gut, wem wir das zu verdanken hatten. Den Juden bestimmt nicht, denn die konnte unser Führer überhaupt nicht leiden, warum auch immer, jedenfalls hatte er was gegen die und weil er sie nicht mochte, behandelten auch wir sie so schlecht wie möglich, obwohl sie uns früher ziemlich egal gewesen waren. Für die Juden wurde es immer ungemütlicher im Deutschen Reich, was uns nichts ausmachte, denn wir hatten unseren Ariernachweis, der bewies, daß wir ein Teil der Herrenrasse, die über die ganze Welt herrschen sollte, waren. Von daher hatten wir es ziemlich gut erwischt, ich für meinen Teil sah auch nicht schlecht aus und weil ich als Kind viele Jahre lang dank meiner Mutter gelernt hatte, wie Mann mit Frauen umgehen mußte, erzielte ich bei der Damenwelt beachtliche Erfolge. Mein Charme war legendär, Scham kannte ich nicht und so feuerte ich aus allen Rohren, noch lange bevor der Zweite Weltkrieg begann. Das Problem an der Sache bestand lediglich darin, daß sich manche meiner Freundinnen relativ ähnlich sahen, weil ich scheinbar auf einen ganz bestimmten Typus Frau abfuhr, also ähnlich wie heutzutage der Maurice Mecker oder der Dietmar Kohlen, nur halt nicht auf so Mischlinge wie die, das wäre seinerzeit auch völlig undenkbar und überhaupt nicht gern gesehen gewesen, als abartige Rassenschande hätte man das bezeichnet.

    Wie auch immer, ich brachte leider des Öfteren die Namen der Frauen durcheinander, was mir durchaus peinlich war, aber letzten Endes konnte ich auch wirklich nichts dafür, wieso mußten sich die blöden Weiber denn auch so ähnlich sehen? Mit der Zeit lernte ich aus meinen Fehlern und hielt mir deshalb nie mehr als drei Freundinnen auf einmal. Das konnte ich gerade noch so bewerkstelligen, weshalb die Frauen auch nichts voneinander erfuhren. Meine Freunde, die wie ich NSDAP-Mitglieder waren und genauso wie ich auf einen Aufstieg in der Partei hofften, bewunderten mich für meine Redekunst, amüsierten sich aber auch über meine Weibergeschichten und genossen es, mich damit erpressen zu können. Beruflich hatte ich es in jenen Jahren noch nicht sonderlich weit gebracht. Zwar war ich immerhin vom einfachen Fabrikarbeiter zum Blockwart aufgestiegen, aber so richtig Karriere gemacht hatte ich nun wahrlich nicht. Nichtsdestotrotz lobte ich den Führer in den allerhöchsten Tönen, was mir sowohl Anerkennung als auch Verachtung einbrachte. Meine Mutter zum Beispiel wollte deshalb schon längst nichts mehr von mir wissen, ich aber über sie viel mehr, weshalb ich sie von der Gestapo bespitzeln ließ. Irgendwann wurde sie von jener abgeholt und in ein Lager gebracht, aber mein Mitleid hielt sich in Grenzen, denn das hatte sie sich alles selbst zuzuschreiben. Wer nicht mit der Zeit geht, der muß halt mit der Zeit gehen, lautete das Motto jener Jahre und auch die Bücherverbrennungen stießen bei mir und meinesgleichen auf ein freudiges Echo und Hallo, denn auf die Art und Weise war der jüdische Schund wenigstens noch zu was gut, nämlich zu einem schönen, wärmenden Feuerchen, lesen konnte und wollte man den Scheiß eh nicht.

    Wie bereits erwähnt, für die Juden wurde es immer unangenehmer, manche von denen waren schlau und reich genug, um ins Exil zu gehen, andere glaubten wiederum, alles wäre halb so schlimm und würde irgendwie vorübergehen. Na ja, wir Deutschen feierten uns und unsere Führung bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin und als es damit begann, mehr Lebensraum zu geben, durch den Anschluß Österreichs, der Annexion von Böhmen und Mähren, sowie die Zerschlagung der Tschechoslowakei, da wußten wir endgültig, daß wir auf das richtige Pferd, also den Führer Adolf Hitler, gesetzt hatten.

    Der Antisemitismus als solcher war ja schon lange verbreitet und tief in vielen Völkern verankert, der entstand keineswegs von heute auf morgen. Hitler wußte das, nutzte die Gunst der Stunde und entfachte die lodernde Glut. Daß wir Deutschen uns für die Drecksarbeit einen Ausländer geholt hatten, weil wir uns selbst unsere arisch reinen Finger nicht schmutzig machen hatten wollen, sprach vielleicht nicht gerade für uns, zeugte aber irgendwie dennoch von einer bemerkenswerten Weitsichtigkeit. Auf die Art und Weise konnten wir nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg die ganze Verantwortung und Schuld auf den Österreicher schieben, unsere Hände in Unschuld waschen und danach genauso weitermachen wie vorher. Wir erteilten uns alle gegenseitig die Absolution und damit hatte es sich dann auch schon. Doch bevor es dazu kam, erst einmal auf in den Kampf. Ich für meinen Teil hatte Mein Kampf schon vor dem Ausbruch des Krieges mehrere Male gelesen und war begeistert gewesen. Meiner Meinung nach hätte Hitler dafür den Literaturnobelpreis erhalten müssen und wenn dem so gewesen wäre, dann hätte er die Welt womöglich verschont. Na gut, zugegeben, das vielleicht nicht, aber wer sein Werk aufmerksam studiert hatte, der wußte ganz genau was kommen würde. Entweder hatte man den Adolf völlig unterschätzt, nicht ernst genommen, für einen Sprücheklopfer gehalten, oder, noch schlimmer, sein Meisterwerk überhaupt nicht gelesen, obwohl doch in jedem deutschen Haushalt mindestens eins davon zu finden war. Ich für meinen Teil wußte schon längst, daß Führer oder später die Revanche für den verlorenen Ersten Weltkrieg beginnen würde, von daher hielt sich meine Überraschung in den Grenzen von 1913, als es dann wirklich soweit war. Auf an die Front, hipp hipp, hurra!

    Um Hitler wirklich zu verstehen, muß man sich vergegenwärtigen, daß der Mann eigentlich ein Künstler und kein Politiker gewesen war. Ihn interessierte nicht die Macht des Möglichen, sondern lediglich die Möglichkeiten der Macht. Er war ein Radikaler in seinem ursprünglichen Sinn, einer, der das Übel, in seinem Fall den jüdischen Bolschewismus, bei den Wurzeln packen und ausreißen wollte. Für Hitler war der Krieg die Fortführung des Friedens mit anderen Mitteln. Ja, es war keine schöne Zeit an der Front und es machte auch keinen Spaß, andere Leute zu erschießen, selbst wenn es sich bei jenen nach unserer Ideologie um Untermenschen handelte. Außerdem verstand ich auch nicht, warum wir uns mit den Russen verbündet hatten, um untereinander Polen aufzuteilen. Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache, schließlich hatte uns Onkel Adolf, wie wir ihn hinter verschlossenen Türen manchmal liebevoll nannten, jahrelang eingetrichtert gehabt, die Russen wären die leibhaftigen Bösen, die uns vernichten wollten. Na ja, da konnte man schon durcheinander kommen, bei jener sich ständig verändernden Gemengelage. Wir machten das Beste daraus, versuchten zu überleben und ballerten was das Zeug hielt. Unsere ersten Kriegseinsätze waren Kinderspiele, wir wollten Gegner, keine Opfer, aber dafür waren wir einfach zu stark und noch dazu vollgepumpt mit Drogen. Wir überrannten halb Europa im Sauseschritt und waren noch begeisterter von unserem Führer, der es mittlerweile bereits zum GröFaZ gebracht hatte, zum Größten Feldherrn aller Zeiten, als ohnehin. Doch so richtig euphorisiert und erleichtert waren wir erst, als der Überfall auf die Russen begann, denn nun war unsere schöne braune heile Welt endlich wieder in Ordnung und der wahre Feind durfte wieder bekämpft werden.

    Doch mit der Zeit schien sich das Kriegsglück zu wenden und auch unser Über-Führer machte nicht mehr immer die allerbeste Figur. Dafür konnte er aber rein gar nichts, denn schuld daran waren zum einen die ausländischen Spione sowie die Exil-Juden, Exil-Sozialdemokraten, Exil-Kommunisten, Exil-Gewerkschafter und wen wir sonst noch so aus unserem schönen Deutschen Reich, das laut Adolf 1000 Jahre dauern sollte, vertrieben hatten. Aber am allerschlimmsten war der Widerstand innerhalb der deutschen Wehrmacht und dafür trugen diese Adeligen die Hauptverantwortung. Jene waren mir schon von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen, diese Snobs mit ihrem feinen Getue, ihren Manieren und ihrer Ehre. Solange wir unsere Schlachten gewannen, konnte man ihnen nichts anhaben, doch dann wurden sie immer dreister und ihre Sabotageakte, kombiniert mit dem Widerstand der hiesigen Partisanen in den jeweiligen besetzten Gebieten, sorgten dafür, daß wir immer mehr Probleme bekamen. Der Führer hätte sich von jenen Parasiten schon viel früher trennen müssen, er aber zögerte und zauderte, wie es anscheinend leider des Öfteren bei ihm Usus war und so verübten sie auch noch ein feiges, hinterhältiges Attentat auf den großartigen Mann, den die Vorsehung für uns ausersehen hatte. Wenigstens zog er danach alle nötigen Konsequenzen und machte dem Adel in der Wehrmacht den Garaus. Besser spät als nie, aber in dem Fall hätte sich der Führer schon früher vorsehen müssen, vor solchen Kreaturen, die ihn von Anfang an für einen Emporkömmling gehalten und deshalb immer belächelt hatten. Feige Schweine waren sie allesamt gewesen, nach dem Krieg wurden sie zu Helden erklärt, aber alle, die wie ich, tapfer und ehrlich gegen den Feind gekämpft haben, anstatt mit ihm zu kollaborieren, wissen, was man von solchen Kameradenschweinen zu halten hat.

    Krieg geil!, rief niemand von uns, nicht umsonst hatte unser Schlachtruf ja immer Sieg Heil gelautet, doch nachdem wir eine entscheidende Schlacht nach der anderen verloren hatten, wurde auch dem überzeugtesten Nazi unter uns schön langsam klar, was die Stunde, beziehungsweise daß unser letztes Stündlein geschlagen hatte. Deutschland würde untergehn und vermutlich auf absehbare Zeit nicht mehr wiederauferstehn, damit hatte man sich abzufinden und an jenen Gedanken mußten sich auch wir Tausendprozentigen langsam gewöhnen. Vom Endsieg war irgendwann keine Rede mehr, nur noch Endzeitstimmung war zu spüren. Alle versuchten, das Ganze irgendwie zu überstehen und von der guten alten Zeit wollte schon bald niemand mehr etwas wissen.

    Wie so viele Andere auch, kam ich ebenfalls in Kriegsgefangenschaft, doch ich blieb ein Ewiggestriger und schleimte mich bei den Besatzungsmächten nicht ein. Das wiederum imponierte jenen nur bedingt, sie hielten mich für einen Unbelehrbaren, weshalb sie mich länger in Kriegsgefangenschaft behielten als meine opportunistischen Kameraden, die unbedingt zu ihren Familien zurückwollten. Ich dagegen hatte im Grunde nichts mehr zu verlieren und genau so benahm ich mich auch. Der Führer war tot, mein Idol hatte sich aus dem Staub gemacht und uns mit den Besatzern allein gelassen. Am schlimmsten waren nicht die Russen, sondern die Neger. Wenn die einen ganz fröhlich und unverschämt angrinsten, dann wurde einem Rassisten wie mir ganz schlecht. Aber die würden ihre Quittung nach ihrer Rückkehr in die Heimat schon noch bekommen, davon war ich felsenfest überzeugt, denn die Amis waren im Grunde genauso rassistisch wie wir Deutschen, von daher würde den Bimbos das Lachen schon noch vergehen. Rassenschande gab es nun natürlich allerorten, die deutschen Frauen gaben sich den Besatzern hin und all die Schauspielerinnen, die früher bei Goebbels auf der Besetzungscouch gelandet waren, um sich in einen tollen Film zu ficken, waren nun auf der Besatzungscouch vertreten, um Uncle Sam und Uncle Joe, wie Stalin in den USA genannt wurde, einen zu blasen.

    Das war der Treppenwitz der Geschichte schlechthin: Die Loser wie Rußland und Frankreich durften plötzlich über das deutsche Schicksal mitbestimmen, obwohl sie gegen uns keine Chance gehabt hatten, eine Demütigung sondergleichen. Na ja, irgendwie ging das auch alles vorüber, ich aber brauchte unheimlich lange, um mich in jenem neuen Deutschland wieder zurechtzufinden, in dem plötzlich alles verboten worden war, was bis vor Kurzem noch als das einzig Wahre gegolten hatte. Wenigstens lebte ich im Westen des Landes, so daß ich mit den russischen Soldaten nicht in Kontakt kam, das hätte mich völlig fertiggemacht.

    1949 gab es dann die ersten Bundestagswahlen und neben mir dürfte es doch so einige Leute gegeben haben, welche die NSDAP auf dem Wahlzettel vermißten. Na ja, also wählte man halt das kleinere Übel, nicht unbedingt die FDP, die damals auf stolze 11,9 Prozent der Stimmen kam. Erster Bundeskanzler der neuen Bundesrepublik Deutschland (BRD, im Osten gründete man die DDR) wurde ein gewisser Elmar Wadenhauer von der Christlich Demokratischen Union (CDU). Der Mann war damals schon sage und schreibe 73 Jahre alt, aber wenn uns jemand prophezeit hätte, daß der Alte länger an der Macht sein würde als unser geliebter Führer, dann hätten wir uns tot gelacht und so gar nicht mehr erlebt, daß es dann tatsächlich so kam. In Bayern konnte man die CDU gar nicht wählen, dort gab es die bayerische Variante der Partei, nämlich die Christlich Soziale Union (CSU). Jene war damals noch jung, frisch gegründet und hatte mit der Bayernpartei, welche Bayern vom Bund abspalten wollte, eine beachtliche Konkurrenz neben sich. Ein Mann namens Hans Werner Braus ragte schon recht bald aus der CSU heraus, man merkte ziemlich schnell, daß es der noch weit bringen wollte und vielleicht auch würde. 14 Jahre Wadenhauer, das war die Höchststrafe für einen Altnazi wie mich, auch wenn der ehemalige Kölner Oberbürgermeister wenigstens fast genauso eindringlich vor den Soffjets warnte wie sein Amtsvorgänger. Es waren bewegte Jahre, aber wir waren ein geschlagenes Volk, litten Hunger und waren Verlierer, die nichts mehr hatten worauf sie stolz sein konnten. Nur gut, daß sich die USA und die UdSSR nicht verstanden und überhaupt nicht zusammenpaßten, denn so wurden wir für die Amerikaner plötzlich wichtig und sollten zu einem Bollwerk gegen die kommunistische Gefahr aus dem Osten werden. Dazu waren wir gerne bereit, vielleicht hatte unser kleines Leben also doch noch einen höheren Sinn.

    Ein Leben ohne die FDP, das kann ich mir momentan noch überhaupt nicht vorstellen. Ist das eigentlich möglich? Wir werden sehen, aber nachdem mich jene Partei fast zwei Drittel meines Leben auf meinem Weg begleitet hat, bin ich doch gespannt, wann die ersten Phantomschmerzen auftreten werden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe die FDP nie gewählt und oft gequält, doch für mich war sie wie ein Arbeitskollege, den man kennt und grüßt, aber nicht sonderlich mag. Wenn der eines Tages weg ist, dann freut man sich zunächst darüber, allerdings findet man es auch etwas komisch, nicht lustig komisch, sondern eher merkwürdig komisch. Ich für meinen Teil blieb auch in den Jahren nach dem Krieg ein überzeugter Nazi und das führte dazu, daß ich mich dadurch in der Gesellschaft immer mehr isolierte. Zwar gab es auch Leute, die mich deswegen mochten und ermunterten so weiterzumachen, doch das taten jene nur heimlich, in der Öffentlichkeit dagegen verurteilten sie das alte Regime, auch wenn sie selbst zu seinen allergrößten Fans gehört hatten.

    Das deutsche Volk wurde von den Besatzern systematisch umerzogen und in Bayern wurden aus den Nazis lauter Bazis. Bazis bedeutet nicht etwa bayerische Nazis, sondern eher Gauner, Lumpen, Hallodris, Spitzbuben und Schlitzohren. Jene rafften sich was sie kriegen konnten und zu ihrer bevorzugten Partei im Bayerischen Landtag wurde die CSU, denn die praktizierte so etwas in Gestalt von Hans Werner Braus und etlichen seiner Kollegen ebenfalls ungeniert.

    Um an dieser Stelle ein großes Mißverständnis endlich mal auszuräumen: Natürlich rückten die Bayern noch enger zusammen, wenn ein bestimmtes angebliches Polit-Magazin aus Hamburg mal wieder über ihren Hans Werner herzog und ihm alles Mögliche unterstellte, aber wir waren nicht so blöd zu glauben, daß an den Vorwürfen überhaupt nichts dran war. Ganz im Gegenteil, viele von uns waren sogar sehr stolz darauf, daß es der Braus so toll trieb und ihm trotzdem niemand etwas anhängen konnte, das war schon sehr beeindruckend.

    Der Bayer an sich ist so etwas wie der Italiener Deutschlands. Vetternwirtschaft, Filz und Amigos waren und sind ihm keineswegs fremd, ganz im Gegenteil, sie gehören zu seinem Leben dazu. Alle Räder möchten geschmiert werden und wer als Unternehmer der CSU oder Braus Geld gegeben hat, der brauchte selbstverständlich weniger oder gar keine Steuern ans Finanzamt zahlen. Sonst hätte man sich die Spende ja sparen können. Braus umgab sich mit Milliardären und ließ sich von denen aushalten, das ist mittlerweile bekannt und auch früher hieß es schon oft auch in Kreisen der CSU, daß es sich bei den Mann um einen eiskalten Geschäftsmann mit Selbstbedienermentalität gehandelt hat. Die Mafiamethoden mit Omerta und der Ausschaltung von Gegnern wurden dort ebenfalls höchst erfolgreich praktiziert Auch die Menschen in Bayern wußten das, fanden es aber überhaupt nicht schlimm, denn das gehörte schließlich dazu.

    Nicht umsonst landeten fast immer die Skrupellosen an der Macht, welche sie dann auch ohne Rücksicht auf Verluste für die eigenen Zwecke mißbrauchten. Ein Hauch von Korruption haftete der CSU schon seit jeher an und auch wenn es mir schwerfällt, das zuzugeben, bei der NSDAP war es nicht viel anders.

    Verstehen Sie jetzt endlich, warum ausgerechnet diejenigen, welche in der Verwandtenaffäre des Bayerischen Landtags an den Pranger gestellt worden waren, mit die besten Ergebnisse bei der Landtagswahl 2013 erhalten haben? Ganz genau, a Hund is er scho, murmelte der bayerische Wähler anerkennend und schenkte dem Skrupellosen sogleich sein Vertrauen und damit auch seine Stimme.

    Egal, die Bayern hatten sich mit der CSU ihren Ersatz gebastelt und lebten fortan in ihrer blau-weißen Diktatur, in der ab 1962 nur noch eine Partei ganz allein das Sagen hatte, fröhlich vor sich hin. Da kann man sich dann auch durchaus vorstellen, was für ein Schock es 2008 für die CSU war, als sie plötzlich mit einer anderen Partei koalieren mußte, so etwas hatte sie total verlernt und wollte es sich auch nicht wieder beibringen, wozu auch, schließlich gehörte Bayern der eigenen Partei.

    Vielleicht mal zwischendurch einige Details aus meinem eigenen Leben. Ich hatte mich nach dem vermasselten Endsieg und nachdem ich dann 1948 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden war, in Murnau am Staffelsee niedergelassen. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, dort kam ich ein wenig zur Ruhe und hatte etwas Zeit, um dem viel zu schnell zu Ende gegangenen Dritten Reich nachzutrauern. Wie bereits erwähnt isolierte ich mich dadurch, daß ich immerzu von den guten alten Zeiten schwärmte, was mich aber nicht daran hinderte, diverse Frauen kennenzulernen und zu besteigen, die das Anrüchige an mir sehr erregend fanden. Eines Tages hatte ich davon genug und zog mich deshalb noch mehr aus der Gesellschaft zurück. Ich arbeitete als Filmvorführer in einem Kino, was den Vorteil hatte, daß ich nicht mit vielen Leuten reden mußte, doch da mich die pompösen amerikanischen Schinken mit ihrer Selbstherrlichkeit, die mindestens so schlimm wie die in den Filmen von Goebbels war, total nervten, heuerte ich in einem kleinen Kino an, in dem auch andere Filme gezeigt wurden. Jene waren zwar oft langweilig, aber leichter erträglich, nur das pseudointellektuelle Publikum ging mir tierisch auf den Senkel. Ich mußte mich gewaltig zusammenreißen, um den Leuten nicht die Wahrheit ins Gesicht zu schreien, sonst hätte ich bestimmt meinen Job verloren. Meine Freizeit verbrachte ich damit, mir noch mehr Wissen über die gute alte Zeit anzulesen, ich studierte jede Biographie über Hitler, doch auch vor Speer und Stalin machte ich nicht Halt.

    Meine Stammtischbrüder mochten mich, denn ich war der Einzige von ihnen, der nicht besoffen sein mußte, um lautstark von Hitler und Konsorten zu schwärmen. Zwar drohte man mir des Öfteren, mich anzuzeigen und vor Gericht zu stellen, doch irgendwie trauten sich die mir feindlich gesinnten Leute das dann doch nicht. Unsere Wirtin fuhr total auf mich ab und wenn ich mal wieder zu total besoffen war, dann nahm sie mich mit zu sich nach Hause und mißbrauchte mich dort. Mich störte das nicht sonderlich, denn ich bekam von alledem ohnehin so gut wie nichts mehr mit, nur meine Saufkumpane beneideten mich deswegen.

    Es fiel mir schwer, in jener Bundesrepublik zu leben, welche die Ostgebiete preisgab und sich immer mehr nach links orientierte, aber der Reihe nach:

    1957 war Elmar Wadenhauer ganz oben angekommen. 50,2 % der Stimmen hatte er für CDU/CSU eingefahren und damit die absolute Mehrheit der Stimmen und damit auch der Sitze im Bundestag erreicht. Ich und meinesgleichen waren damit zufrieden, denn Wadenhauer hatte nichts gegen Altnazis, er ließ sie teilweise sogar für sich arbeiten und auch sonst stand uns die CDU, insbesondere aber natürlich die CSU, politisch am nächsten. Keine Experimente, lautete sein beliebtester Wahlslogan damals und mit genau dem hätte es Andrea Gerkel 56 Jahre später auch wieder fast zur absoluten Mehrheit gebracht. Und das mit gerade mal 41,5 Prozent der Wählerstimmen, so etwas ist doch abartig, der Führer würde sich im Grabe umdrehen, denn selbst der brauchte für seine gut 43 Prozent im März 1933 einen Koalitionspartner. Zugegeben, damals gab es leider noch keine Fünf-Prozent-Hürde. Wie auch immer, auf den Kanzler kam und kommt es an, heutzutage auf die Kanzlerin, scheiß Emanzipation, aber wenn man den Führungsstil von Hitler und Wadenhauer vergleicht, dann gab es da keine sonderlich großen Unterschiede. Wadenhauer holte das Saarland ins Reich zurück und rüstete zusammen mit Braus mächtig auf, doch das war nun erlaubt sowie erwünscht, denn plötzlich standen wir Westdeutschen auf der Seite der Guten, zumindest brauchte man uns immer mehr im Kampf gegen die rote Gefahr aus dem Osten. Wadenhauer durfte sich also weitere vier Jahre lang austoben, dieses Mal ohne Rücksicht auf einen Koalitionspartner und alles war gut. Sehr aufschlußreich, daß das alles acht Jahre nach seiner ersten Wahl zum Kanzler geschah, also genauso wie bei der Gerkel, nur daß die einen Koalitionspartner aus dem linken Lager braucht, was ihr und mir überhaupt nicht paßt, na ja, die Zeiten sind eben andere.

    Nichtsdestotrotz muß man an dieser Stelle mal entscheidend festhalten, daß man den Wadenhauer mit der Gerkel nun wahrlich nicht vergleichen kann. Der Wadenhauer war stockkonservativ, die Gerkel ist lediglich beliebig, um beliebt zu sein. Das war noch ein Kanzler, also natürlich kein Vergleich zum Führer, aber wenigstens noch ein Sturkopf mit Mumm in den Knochen, nicht so wie diese feige Ostschnepfe, die sofort einknickt, sobald sich der Wind ein wenig dreht, was man ja letztens beim Atomausstieg gesehen hat. 1961 war es mit der absoluten Mehrheit für CDU/CSU leider vorbei und wir hatten in Deutschland wieder den Koalitionseinheitsbrei.

    Ja, schön langsam sterben sie alle weg, die ganzen tollen Leute. Letztens hat es den Bertram Bleitz und den Marco Bleich-Planicki erwischt, wieder solche Superhelden, die jetzt Beide ein Staatsbegräbnis bekommen. Bei mir wird kein Vertreter des Staates am Grab stehen, höchstens werden ein paar linke Chaoten vor Freude darauf tanzen. Und als einziger Prominenter wird nicht etwa der Ex-Fußballtorhüter Wim Tiese, sondern nur der Neonazi Marvin Miese meiner Beisetzung beiwohnen, wenn er nicht gerade mal wieder im Knast sitzt. Heß und Speer habe ich im Gefängnis öfter mal besucht, aber die hatten immer Angst davor abgehört zu werden und hielten mich für einen feindlichen Agenten, der gekommen war, um sie auszuhorchen, mit denen war folglich auch kein Rechtsstaat mehr zu machen.

    Dabei hatte der Führer doch Recht gehabt mit seiner Prophezeiung, die jüdischen Bolschewisten würden die Weltherrschaft anstreben, wenn man sie nicht stoppen würde. Genau das haben die Sowjets nach 1945 doch die ganze Zeit versucht, bis sie irgendwann nicht mehr konnten. Ach, es ist wirklich zum Heulen, aber immer wenn es mir so richtig schlecht geht, dann denke ich an mein Treffen mit Adolf Hitler zurück. Ja, ich bin ihm tatsächlich höchstpersönlich gegenübergestanden, dem Führer. Allerdings war der Zeitpunkt leider ein wenig unpassend, weshalb ich mein ursprüngliches Ziel dann auch leider nicht erreichte. Es war 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin, ich hatte mich in Richtung Führerloge begeben, um dort um ein Autogramm von meinem großen Idol Adolf Hitler zu bitten. Allerdings gewann genau in dem Moment der Neger Jesse Owens den 100 Meter Lauf, weshalb der Führer stinksauer wurde und an ein Autogramm von ihm nicht mehr zu denken war. Diese blöden Neger, die machten einem doch alles kaputt!

    Ach ja, später habe ich dann auch noch die Biographien über Hans Werner Braus gelesen, selbst vor seinen Erinnerungen machte ich nicht Halt. Ich war ja fast zwei Jahre älter als der Hans Werner gewesen und dennoch habe ich immer bewundernd zu ihm empor geblickt. Zwar war er kein Nazi und behauptete auch immer, jene verabscheut zu haben, doch das mußten damals alle sagen und außerdem zählten für mich Worte und nicht Taten. So wie er auftrat und sich gegenüber der politischen Konkurrenz aufführte, war er dem Hitler gar nicht so unähnlich und genau aus dem Grund schimpfte die CSU auch immer so über die DDR und die SED, weil sie ihr nur allzu ähnlich gewesen war. Deswegen hassen die Linksradikalen ja auch die Rechtsradikalen, da sie nicht sehen und sich eingestehen wollen, daß es zwischen den beiden extremen Lagern weitaus mehr Gemeinsamkeiten gibt, als den jeweiligen Gruppen lieb sein kann.

    Wieder zurück in die deutsche Geschichte: 1961 verloren CDU/CSU die absolute Mehrheit und mußten wieder mal mit der unvermeidlichen FDP regieren, welche so unverschämt war, den Abgang Wadenhauers zu fordern. Welch Frevel und schandhafte Majestätsbeleidigung von diesen gelben Emporkömmlingen! Der Alte war not amused, handelte noch zwei Jahre Kanzlerschaft aus, nach denen er sich mit 87 Jahren dann zurückzuziehen gedachte. 1963 wurde Ludger Gerhard sein Nachfolger, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders, wie man ihn nannte. Daß ich nicht lache! Dieses Wirtschaftswunder hatten die Deutschen nicht dem fetten Zigarrenraucher zu verdanken, sondern dem ehemaligen Reichskanzler Adolf Hitler, denn ohne den Zweiten Weltkrieg mit seiner umfassenden Zerstörung der deutschen Städte hätte es überhaupt keinen Wiederaufbau mit daraus resultierendem Wirtschaftsaufschwung gegeben! Das muß doch mal gesagt werden! Wie dem auch sei, 1965 kam es noch mal zu einer schwarz-gelben Liaison, Hans Werner Braus hatten die Liberalen bereits 1962 im Zusammenhang mit der Spiegel-Affäre aus dem Kabinett geekelt, diese Widerlinge und 1966 gab es dann plötzlich die erste Große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD, unter Karl Gregor Niesinger, weil es für die CDU mit Gerhard und der FDP nicht mehr ging.

    Ich kotzte innerlich voll ab, denn so eine Große Koalition war ja doch wohl das Allerletzte. Die Jungen wurden immer frecher, fragten ihre Eltern ganz dreist nach deren Vergangenheit, nur mir, der ich doch nur zu gerne von den guten alten Zeiten erzählt hätte, wollte mal wieder niemand zuhören. Für kurze Zeit setzte ich all meine politischen Hoffnungen in eine erstarkte NPD, aber die erwies sich letzten Endes dann doch als Dilettantenverein, die NSDAP blieb einfach einmalig.

    Überhaupt, all diese Leute, die sich heutzutage als Neonazis bezeichnen lassen, die sind nicht unbedingt meine Welt. Viel zu modern und angepaßt sind mir diese Schnösel, die sich oft betont bürgerlich geben und Kreide gefressen haben. Auf solche Rechte kann ich gerne verzichten.

    So, jetzt noch ein paar Worte zu diesem NSU-Prozeß, über den da andauernd berichtet wird. Was für ein gigantischer Aufwand und welch enorme Kosten wegen neun toten Ausländern. Gut, eine deutsche Polizistin war auch noch dabei gewesen, aber was soll das? Es gibt Millionen von denen (Ausländern, nicht Polizisten, obwohl …) bei uns im Land, also müßte man das alles nicht gar so hoch hängen. Nur weil der Verfassungsschutz und die Polizei in die falsche Richtung ermittelt haben, was ja völlig verständlich ist, denn wer von uns wäre denn im Traum darauf gekommen, daß es bei den Rechten doch auch Leute gibt, die nicht nur große Töne spucken, sondern auch handeln? Egal, ich für meinen Teil bin leider zu alt für irgendwelche Aktionen, doch ich vergesse nichts. Am schlimmsten waren für mich diese langhaarigen Weltverbesserer, von denen es gegen Ende der sechziger Jahre immer mehr gab. Für mich waren jene obskuren Gestalten von Anfang an Terroristen und die Geschichte hat eindrucksvoll gezeigt, daß ich mit meiner damaligen Einschätzung von Anfang an richtig gelegen hatte. Alles Bombenleger!

    Es war im Jahre 1969, als die FDP die Union verriet und sich den Vaterlandsverrätern Rand, Bar und Dehner anschloß. Daß sie dabei mit 5,8 % schon beinahe unter die Räder der parlamentarischen Demokratie geraten und somit ebenfalls ein Teil der Außerparlamentarischen Opposition (APO) geworden wäre, schien sie dabei nicht im Geringsten zu stören. Man manövrierte König Silberzunge, wie Bundeskanzler Niesinger seinerzeit oft genannt wurde, geschickt aus und Billy Rand alias Hubert Farm alias Exilant alias Vaterlandsverräter alias norwegischer Soldat übernahm das Kommando. Und wie! Er verkaufte unsere Heimat an den Feind und zwar umsonst, er schenkte einfach alles her, was nicht niet- und nagelfest war, er kroch den Russen in den Arsch und war danach nicht etwa braun, sondern noch roter als je zuvor. Dreckige Schweinebande!

    Klar, jetzt kämen wieder die Anderen daher und würden behaupten, der Braus wäre viel schlimmer gewesen und hätte das deutsche Volk sowie insbesondere die Bayern noch viel mehr verarscht. Und wenn schon? Aber der Braus, der war unser Bazi, auf den ließen wir nichts kommen.

    Kein Wunder, daß sich die Stasi so über den Rand freute, daß sie ihm auch gleich einen eigenen Spion an die Seite stellte, weshalb der schreckliche Kerl zum Glück 1974 endlich zurücktreten mußte. 1976 trat dann der neue Bundeskanzler Hartmut Schritt gegen den Hartmut der CDU, den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Fohl an. Fohl erreichte sensationelle 48,6 % der Wählerstimmen, aber es reichte wieder nicht für die Union, denn SPD und FDP hatten zusammen etwas mehr. Sauerei!

    Ja, das waren noch Zeiten, als es quasi nur drei Parteien gab, die von den Leuten gewählt wurden. 1980 versuchte es dann mein neues Idol Hans Werner Braus, der von den Linken immer wieder mal mit Adolf Hitler verglichen wurde. Das gefiel ihm nicht sonderlich, ich dagegen war begeistert und wählte ihn voller Überzeugung. Braus schaffte mit über 44 Prozent sogar mehr als der gute Adolf, aber neuer Führer, äh Bundeskanzler, wurde er trotzdem nicht und das nur, weil die blöde FDP ihn nicht leiden konnte und deshalb weiterhin in der Koalition mit der SPD blieb, obwohl es ihr dort schon längst nicht mehr gefiel.

    Erst 1982 wechselte die FDP wieder zur Union und von da an war Hartmut Fohl bis 1998 deutscher Bundeskanzler.

    Ich persönlich fand den Dicken in Ordnung, er war zwar nicht der geborene Führer, aber wenigstens ein Machtmensch und er war länger im Kanzleramt als alle seine Vorgänger, außer vielleicht Bismarck, das weiß ich jetzt nicht so genau. Fohl wurde zwar nie mein Idol, aber er vergrößerte das deutsche Territorium im Jahre 1989/90 gewaltig und verdiente sich so meinen Respekt. Auch unsere neuen, alten Landsleute fand ich anfangs ziemlich brauchbar, vor allem als ostdeutsche Neonazis Anfang der 90er Jahre damit begannen Ausländer zu jagen. Der braune Spuk hatte allerdings leider schon bald ein Ende, aber immerhin sorgte er dafür, daß das Asylrecht gewaltig verschärft wurde.

    Braus starb leider schon 1988 mit 73 Jahren, dabei war der Wadenhauer in dem Alter gerade erst Bundeskanzler geworden, es gibt schon manchmal wirklich merkwürdige Zufälle im Leben. Es entstand ein Vakuum bei den Christsozialen, welches jene mit Schreibl und Baigel nicht ausreichend füllen konnten, so daß plötzlich meine Freunde von den Republikanern erstarkten und große Wahlerfolge feierten. Leider dauerte das auch nicht lange.

    Die 16 Jahre unter Hartmut Fohl und seiner schwarz-gelben Koalition habe ich in einer relativ angenehmen Erinnerung. Hauptsache, die Linken waren und kamen nicht an die Macht, das war für mich das Wichtigste.

    Privat hatte sich bei mir auch einiges getan, ich hatte mir eine Haushälterin angelacht und mit der lauter schweinische Sachen gemacht, zum Beispiel gekocht. Leider war sie der deutschen Sprache nicht richtig mächtig, sonst hätten wir uns noch besser verstanden. Klar, jetzt werden Sie wahrscheinlich hervortreten, mit dem Finger auf mich zeigen und schimpfen: Was ist denn das für ein falscher Nazi? Läßt sich da von einer Ausländerin bedienen!, aber was blieb mir denn Anderes übrig? Deutsche Frauen wollten von mir nichts wissen, die ließen sich lieber mit den amerikanischen Besatzern ein und wenigstens war ich der deutsche Arbeitgeber und damit der Chef in jener Konstellation. 1998 war für mich das schlimmste Jahr seit 1945, denn wir verloren die Macht an die Linken, noch dazu an die rot-grünen Chaoten, denen vor gar nichts grauste, ich schreibe nur Homo-Ehe, dann wissen gleich alle Bescheid. An die letzten 15 Jahre kann ich mich zum Glück nicht mehr wirklich erinnern, das sollen Andere übernehmen, das tu ich mir freiwillig nicht an.

    Ja, meine Lieben, bald werden die Letzten von meiner Sorte ausgestorben sein, genauso wie die ehemaligen KZ-Häftlinge, deren Geschichten sich die Medien immer wieder freiwillig und gerne anhören, dabei sind die doch stinklangweilig. Außerdem finde ich es total ungerecht und typisch für die Siegerjustiz, daß meinen Kameraden, die allesamt auch schon fast 90 oder älter sind, heutzutage noch der Prozeß gemacht wird. Was für eine Schande! Nur gut, daß niemand so genau weiß, was ich vor und im Krieg so alles angestellt habe, sonst würde es mir wahrscheinlich auch noch an den Kragen gehen.

    Wie dem auch sei, ich bin nun so frei, mich von Ihnen zu verabschieden, und lasse Sie ab jetzt in Frieden. Heil Gerkel? Nein, das kann ich nicht, die ist eine Frau, aus dem Osten, evangelisch und geschieden, so eine darf doch dieses Land nicht regieren, aber sie tut es ja schon seit acht Jahren, das ist nicht mehr mein Deutsches Reich, mir werden gleich die Knie weich.

    Schlimm genug, so etwas, aber daß in den USA seit fast fünf Jahren ein Neger an der Spitze des Staates steht, das ist ja wohl die größte Ungeheuerlichkeit des dritten Jahrtausends! Und wer serviert dem und seiner Familie dann das Essen? Wahrscheinlich ein Weißer, ich bin entsetzt und empört, das ist doch wirklich unerhört, sind die da drüben schon so gestört?

    Schon gut, ruhig Blut, ich soll mich nicht immer so aufregen, hat mein Arzt hier zu mir gesagt, wenn der wüßte, daß ich nur deshalb so alt geworden bin, weil ich mich andauernd so massiv aufgeregt habe. Wie auch immer, es wird bestimmt noch schlimmer, ich für meinen Teil, trete jetzt gleich ab, machen Sie’s gut und Heil!

    3,75 Jahre Süddeutscher Zeitdung

    Ende März 2002: Was für ein Drama! Großes Theater im Bundesrat. Abgestimmt werden sollte über das neue Zuwanderungsgesetz, das Rot-Grün durchsetzen, die Union aus CDU/CSU jedoch verhindern wollte. Hinter den Kulissen wurde fleißig Stimmung gemacht und manipuliert, am Ende lief es auf ein Duell zwischen Bundeskanzler Bernhard Schräder (SPD) und seinem Herausforderer, dem bayerischen Ministerpräsidenten Egmont Sträuber (CSU) hinaus. Es wurde mit harten Bandagen gekämpft und irgendwie mauschelten sich die Sozialdemokraten ins Ziel, indem sie das unterschiedliche Votum des Landes Brandenburg, in dem eine SPD/CDU-Koalition regierte, durch das Votum des Ministerpräsidenten Stolpe (SPD) aufheben ließen. Handelte es sich dabei um einen Pyrrhussieg der Roten oder doch eher um einen taktisch genialen Schachzug?

    Die Unions-Ministerpräsidenten jedenfalls empörten sich lebhaft, doch als wenige Tage später herauskam, daß es sich dabei um ein Schauspiel gehandelt hatte, wuchs die Empörung der Bevölkerung, welche ihren Staatsschauspielern fortan noch weniger glauben wollte als zuvor. Ja, der ach so erhabene Bundesrat war zweifellos für parteitaktische Spielchen mißbraucht worden, aber irgendwie konnte man das auch nachvollziehen, denn gut fünfeinhalb Monate später sollte die Bundestagswahl stattfinden, in der es mal wieder für alle Parteien um alles ging.

    20. Juli 2002: Es war vollbracht, ein weiterer Widerstandskämpfer hatte aufgeben müssen. Bundesverteidigungsminister Alf Paarping von der SPD war von seinem Chef, Bundeskanzler Schräder, gefeuert worden und fast alle atmeten erleichtert auf. Schließlich hatte sich der ehemalige SPD-Partei- und Fraktionsvorsitzende in den vergangenen Jahren immer unbeliebter und unmöglicher gemacht gehabt. Auf so einen Ballast im anstehenden Bundestagswahlkampf konnte und wollte man gerne verzichten. Außerdem erinnerte man sich auch noch schaudernd an die vergeigte Bundestagswahl 1994, in der Paarping als Kanzlerkandidat für die Sozialdemokraten angetreten und deutlich hinter allen Erwartungen zurückgeblieben war. Nein, der Alf wagte an jenem 20.Juli 2002 kein Attentat auf Kanzler Schräder, er plante auch keinen Putsch, doch sein Widerstand war endlich gebrochen, denn ohne ihn würde es seine Partei in Zukunft höchstwahrscheinlich leichter haben, seine Badefotos mit seiner damaligen neuen Flamme, einer Gräfin, waren allen in der Partei noch nur zu gut in Erinnerung. 65 Tage vor der Wahl war so ein Rausschmiß eines Ministers durchaus gewagt, doch im Grunde hatte die SPD nicht mehr viel zu verlieren, deswegen ging sie das Risiko ein.

    Anfang September 2002: Für die PDS wurde es immer enger. Wegen der Bonusmeilen-Affäre war ihr Aushängeschild Igor Fysi als Berliner Wirtschaftssenator zurückgetreten und nun war der Einzug ins Parlament in Gefahr. Dank Flut und drohendem Irak-Krieg, wegen denen Schräder immer mehr Ostdeutsche auf seine Seite zog, drohte der PDS der parlamentarische Garaus. Man hoffte, drei Direktmandate zu erringen, um dadurch den Wiedereinzug in den Bundestag zu schaffen, doch das war mehr als ungewiß. Das Hauptproblem für die Partei war und blieb Westdeutschland, denn dort erreichte man als Regionalpartei Ost höchstens ein bis zwei Prozent der Wählerstimmen. Früher hatte immer der dunkelrot wählende Osten das Ganze gerettet, doch dieses Mal sah es da auch nicht so gut aus. Schließlich wollten viele Ostdeutsche Egmont Sträuber als deutschen Bundeskanzler unbedingt verhindern, weshalb sie lieber die SPD als die PDS zu wählen beabsichtigten.

    Hinzu kam, daß die Parteispitze und Fraktionsführung ziemlich blaß und unscheinbar rüberkamen, was die eigenen

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