Notwendige Unruhe: Über Kirche, Sexualität und Freiheit
Von Wolfgang Metz
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Über dieses E-Book
Mit diesen Worten in den sozialen Netzwerken hat Wolfgang Metz begonnen, offen über Glaube, Kirche und seinen Dienst als katholischer Priester nachzudenken. Darüber, dass Menschen wichtiger sind als Regeln und Gott mehr ist als Vorschriften.
Manchmal kritisch doch mit einer wunderbaren Offenheit ermutigt er dazu, in Kirche und Gesellschaft unruhig zu bleiben, um selbst menschlicher, vertrauender und liebevoller zu werden.
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Buchvorschau
Notwendige Unruhe - Wolfgang Metz
WOLFGANG METZ
Not wendige Unruhe:
Über Kirche, Sexualität und Freiheit
WOLFGANG METZ
Not wendige Unruhe:
Über Kirche, Sexualität und Freiheit
Inhalt
Frühstücksszenen eines Bildungshauses oder: Nicht das Vielwissen sättigt die Seele
Worte vor den Worten
Zum Inhalt
Zur Form mancher Worte
I. Mensch werden
Ein Taufgespräch
Über die Sache mit der Schöpfungsgeschichte
Ich mag das Wort »Gleichmut«
Über die Menschwerdung oder die ganz schön vielen Schubladen in meinem Kopf
Fasst mich doch an!
Über die Zuneigung
Über das leidige Thema mit dem Sex und die Frage, über was geredet werden darf
Über das leidige Thema mit dem Sex und warum wir nicht die Klappe halten dürfen
Über die Frage nach dem »liebet einander«
Die Liebe hört niemals auf
Dreifaltigkeit … bitte was?!
Lieblingsgebet
II. Kirche suchen
Vom Festhalten und Loslassen oder »Wir wollen drei Hütten bauen« (Mk 9,2–10)
Über Sinn und Unsinn von Kirche
Über die Grenze der Kirchentür, die keine Grenze ist
Über die Kirche als Heimat oder home sweet home
Über die Sache mit dem Καθολικός (katholisch)
Über die Sache mit dem »alle«
Die Kirche und das leidige Thema mit den Frauen
Über die Kirche und das leidige Thema mit dem Sex
Über das leidige Thema mit den Priestern und der Selbstbefriedigung (Teil I)
Über das leidige Thema mit den Priestern und der Selbstbefriedigung (Teil II)
Die Kirche und das manchmal leidige Thema, Priester zu sein
Vorsicht: Revolution!
Über diese seltsame Sache mit der Berufung
Über diese seltsame Sache mit der Berufung (Teil II)
Über diese seltsame (erste) Liebe und das Leben
Das Gleichnis von den zehn Kirchenmännern (nach Mt 25,1–13)
Hund, Katze ohne Maus: Ansichtssache
Knie locker, Schultern locker, Unterkiefer locker: Lächeln!
Über die Freundschaft und die Grenzenlosigkeit
Über Stolpersteine
priesterlich
III. Freiheit finden
Über die Offenheit im Himmel und auf der Erde
Über den Nutzen einer leeren Vorratstasche
Gott ist alles, aber nicht schwer
Gott ist alles, aber nicht langweilig
Fürchtet euch nicht!
Die Sache mit den Elf und dem Einen …
Früher war alles besser … (Teil I)
Weniger ist mehr …
Familie und andere wunderbare Katastrophen
Über das Bleiben
Nähe und Distanz
Es geht nicht einfach alles weg …
Über das zweite Mal …
Es ist ein Anfang: Die Sache mit der Veränderung und der Wandelung
IV. Unterwegs bleiben
pilgerweg
Mary, did you know …
Wachgeküsst werden
Es geht abwärts
Über den Petersplatz und pfingstliche Vielfalt
Die Kirche und das manchmal leidige Thema, Priester zu sein (Teil II)
Heimkommen
WochenendSenfkornmomenteTagebuch (Mk 4,26–34)
Und fast zum Schluss: Über die Freiheit
Worte nach den Worten
Früher war alles besser … (Teil II)
Und zu guter Letzt: DANKE
Das wirklich letzte Wort
Frühstücksszenen eines Bildungshauses oder: Nicht das Vielwissen sättigt die Seele
Eine Frau sieht mich mit Priesterkragen.
So, wie sie mich anspricht, weiß sie ganz genau, was meine kirchenpolitischen Spielwiesen sind und wie ich ticke.
Ein Mann am Tisch erzählt, dass er nicht gegen Corona geimpft ist. Jemand legt daraufhin sofort los, weil er genau weiß, warum das Gegenüber es nicht ist, und erklärt, wie asozial doch solche Impfgegner sind.
Dann kommt noch das Thema Afghanistan auf den Tisch und alle wissen, warum es dort gerade so ist, wie es ist, und dass nichts davon irgendjemand überrascht.
Wir kennen uns aus.
Wir wissen vieles.
Wissen ist etwas Gutes und Wertvolles.
Aber leider wissen wir nicht alles.
Ich denke, ich weiß einiges …
… und jede:r andere auch.
Jede:r für sich. Jede:r für sich weiß, wie Kirche und Gott und Welt sein sollten.
Jede:r weiß, was aktuell die Kirche wirklich
weiterbringen würde.
Jede:r weiß vor der Wahl, wer am besten nicht
Bundeskanzler:in werden soll.
Jede:r hat sich, wenn es in Afghanistan rumort hat, quasi gestern locker-flockig mit nem Taliban auf einen Kaffee getroffen und könnte den Konflikt heute beenden.
Wenn wir nur auf all diese Menschen hören würden!
Wenn nur irgendjemand endlich mich fragen würde!
Denn ich weiß sehr gut, was richtig und was falsch ist!
Nur leider fragt mich niemand …
Mir gefallen in diesem Zusammenhang die Evangelien, wo
Jesus Menschen zur Seite nimmt und heilt (z.B. Mk 7,31–37).
Dort geht es nämlich nicht um richtig und falsch,
um Wissen und Nichtwissen,
sondern erst einmal um Wahrnehmung.
Die beschriebenen Menschen sind nämlich meist genau darin eingeschränkt.
Eines glaube ich zu wissen:
Viele sollten sich in ihrer schrägen und eingeschränkten
Wahrnehmung auch mal zur Seite nehmen lassen.
Und eines weiß ich ganz sicher:
Erst einmal muss ich mich selbst zur Seite nehmen lassen,
um dadurch mehr zu hören,
wahrscheinlich auch mehr zu sehen,
und um im Umgang mit meinen Mitmenschen
weiter, weiser und hoffentlich liebevoller zu werden.
Worte vor den Worten
»Ich bin es so leid, mir im Beichtstuhl private Dinge aus dem Bereich der Sexualität anzuhören und gleichzeitig miterleben zu müssen, wie sich Menschen dabei kasteien und schämen, und ich mir allzu oft dabei denke, nein, davon überzeugt bin, dass Gott nichts Falsches daran sieht und sich diese Menschen ihr Leben nur schwermachen, weil wir (die Kirche) ihnen diesen Mist eingetrichtert haben, dass Sex vor der Ehe, Masturbation oder alles außer Heterosexualität böse ist.«
Mit diesen Worten in den sozialen Netzwerken hat für mich einiges begonnen. Ich habe angefangen, regelmäßig, öffentlich und offen über meinen Glauben, tagtägliche Erfahrungen, Kirche und auch über meinen Dienst und mein Leben als katholischer Priester nachzudenken, darüber zu schreiben und auch dazu Fragen zu stellen.
Nicht, weil ich mehr wüsste als andere.
Auch nicht, weil ich glaube, fertige Antworten zu haben.
Und ich schrieb und schreibe solche Worte erst recht nicht,
weil ich frustriert bin,
sondern ganz im Gegenteil,
weil ich wahnsinnig gerne in dieser katholischen Kirche arbeite und weil ich immer noch wahnsinnig gerne Priester bin,
weil ich in den vergangenen Jahrzehnten genau in dieser Kirche verschiedenste Menschen erleben durfte, die mir Freiräume aufgezeigt und gelassen haben, Gott und mich zu entdecken. Deswegen bin ich auch Priester geworden, um andere Menschen genau in dieser Freiheit begleiten zu dürfen, diese feiern zu dürfen und manchmal auch aushalten zu müssen.
Und das gilt rigoros für alle Lebensbereiche,
für das Morgengebet und das Abendessen,
für die Alltagsarbeit und die Sexualität,
für das Alleinsein und das Rockkonzert.
Ich bin es leid, dass Kirche und Glaube für viele Menschen mehr Regel und Gefängnis bedeutet als Freiheit und Frohbotschaft, denn Letzteres durfte und darf ich selbst erfahren und möchte genau das auch weitergeben.
Die Erfahrung, dass Gott mich und uns in eine immer größere Freiheit und Weite führen möchte.
Dies heißt aber auch, dass ich das selbst immer neu erfahren darf und muss, mich auch selbst immer neu in diese Freiheit und