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Nebelland: Gedanken und Gedichte
Nebelland: Gedanken und Gedichte
Nebelland: Gedanken und Gedichte
eBook189 Seiten

Nebelland: Gedanken und Gedichte

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Über dieses E-Book


Wie in einem Nebelland – so fühlt sich das Leben für manche Menschen an. Für Trauernde, denen ein lieber Mensch einen Teil ihrer Seele mit ins Jenseits genommen hat. Für Verzweifelte, die jede Hoffnung verloren haben. Für Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen. Und für ihre Angehörigen.
Wer im Nebelland lebt, ist nicht tot, aber auch nicht wirklich lebendig. Der Körper funktioniert, die Seele fühlt jedoch nichts mehr.
Dieses Buch bietet keine Diagnosen oder Therapiemodelle, nur Tagebuchaufzeichnungen einiger Bewohner des Nebellands.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Apr. 2021
ISBN9783985518333
Nebelland: Gedanken und Gedichte

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    Buchvorschau

    Nebelland - Birgit Frank

    Vorwort

    Im „Nebelland" wird gezeigt, wie sich das Leben mit Depression und anderen psychischen Erkrankungen für den Betroffenen, aber auch für Angehörige, anfühlt. Es sollen keine Diagnosen gestellt oder Möglichkeiten zur Therapie aufgezeigt werden. Es geht nur um das Hineindenken und Mitfühlen.

    Die Menschen, die im Nebelland leben, sind nicht tot, aber auch nicht lebendig:

    Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Körper recht lebendig sind, deren Seelen aber mehr oder weniger tot sind.

    Trauernde, von denen ein lieber Mensch einen Teil ihrer Seele mit ins Jenseits genommen hat.

    Verzweifelte, die jede Hoffnung verloren haben, dass sich etwas ändern wird und die nur noch darauf warten, was der kommende Tag wieder bringen wird.

    Möchtest du dich auf eine Reise ins Nebelland einlassen?

    Das Nebelland.

    Land der schwarzen Dame

    und der flüsternden Schatten.

    Heimat der Energievampire

    und anderer Wesen,

    die dem Menschen

    jede Hoffnung rauben.

    Mein Zuhause.

    Das Nebelland.

    Das Nebelland

    Diese Karte wurde von einem Bewohner des Nebellandes gezeichnet. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt, der Teil, in dem dieser Mensch lebt. Natürlich ist das Nebelland viel größer, aber eine Orientierung ist kaum möglich: Wo fängt es an, wo endet das „normale" Leben?

    Meist läuft man nur blind im Kreis und erkennt erst in der Rückschau die Orte, an denen man gewesen ist.

    Komm mit mir ins Nebelland,

    es ist nah, doch unbekannt.

    Mancher hat es schon gesehen,

    viele können’s nicht verstehen.

    Leben, auf den Kopf gestellt,

    führt in diese Nebel-Welt:

    Mancher lebt sein Leben dort,

    Hölle ist es ihm und Hort.

    Wenn der Geist benebelt ist,

    du den Lebenssinn verlierst,

    dass du nur im Kreise rennst,

    und dein Ziel nicht mehr erkennst.

    Mancher ist dort jahrelang,

    and’re kurz, auf einen Sprung.

    Einige sind nie entkommen,

    and’re sind grad so entronnen.

    Kurz, der „Seele weites Land",

    es ist nah, doch unbekannt.

    Der Friedhof der Kuscheltiere

    steht für alle Kinder, die in einer Familie aufgewachsen sind, in der es keine ehrlichen Gespräche gab. Gefühle waren nicht erlaubt und mussten ständig kontrolliert werden, um nicht verspottet und bloßgestellt zu werden.

    … steht für Kinder, die schon sehr früh eine bestimmte Rolle übernommen haben, deren Vorstellungen und Wünsche ignoriert wurden, bis sie ihre Gefühle und Gedanken ablehnten und verleugneten.

    Viele dieser Kinder haben verlernt, auf ihr Gefühl zu vertrauen, und können gar nicht mehr fühlen. Oft stolpern sie ihr ganzes Leben von einer Beziehung in die andere auf der Suche nach der Liebe und Aufmerksamkeit, die sie zu Hause nie erleben durften. Sie können und wollen aber auch niemandem vertrauen, um nicht wieder enttäuscht zu werden.

    Within your darkest memories

    Lies the answer, if you dare to find it,

    Don't let hope become a memory.

    disturbed, the light

    Die schwarze Dame

    Die schwarze Dame

    Wenn du mit der schwarzen Dame zusammen bist, führst du einen Krieg, in dem es nur Verlierer gibt. Du und alle Menschen, die dich lieben, kämpfen einen aussichtslosen Kampf gegen Dämonen, die sich jedem Zugriff entziehen. Jeder Tag ist eine neue Schlacht, die es zu führen gilt.

    Soll ich heute aufstehen? Duschen? Mich hübsch anziehen? Wozu noch weiterkämpfen, welchen Sinn hat es denn noch?

    Immer wieder der Wunsch, all dem ein Ende zu setzen. Auch wenn du weißt, dass du geliebt wirst, so kannst du es nicht fühlen: Werde ich wirklich geliebt? Bin ich denn wichtig, oder wäre die Welt ein besserer Ort ohne mich?

    Jeder dieser dunklen Gedanken ist wie ein Stich ins Herz. Die schwarze Dame nimmt dir alles, was du je hattest. Du gehst auf Distanz zu deinen Freunden und deiner Familie, den Menschen, die dir Halt geben könnten. Immer wieder flüstert sie in deinem Kopf, wie sehr du diesen Menschen das Leben schwer machst: Würdest du nicht allen einen großen Gefallen tun, wenn du einfach verschwinden würdest, aufhören zu existieren.

    Hast du es überhaupt verdient, geliebt zu werden? Ist die Liebe der anderen echt?

    Schon lange bist du nicht mehr der Mensch, der du einmal gewesen bist. Du erkennst dich selbst nicht wieder. Alles ist schwer, auch die Dinge, die dir früher Spaß gemacht haben. Der Mensch, den du im Spiegel siehst, ist dir nur ähnlich, das bist nicht du. Der Körper lebt, aber du bist schon lange tot, wie gefangen in diesem lebendigen Körper. Du bist ein Zombie geworden, „the walking dead".

    Es ist die schwarze Dame, die dich von innen auffrisst, bis du nur noch ein Schatten von dir selbst bist. Du bist mitten in einem schlimmen Alptraum, aber du wirst aus diesem Traum niemals erwachen.

    Du hast Angst zu leben und Angst vor dem Sterben.

    Hello Darkness, my old friend,

    I've come to talk with you again.

    Simon and Garfunkel, the sound of silence

    Ich kämpfe schon länger als ein Jahr

    weil’s nie selbstverständlich war:

    Duschen, kämmen, Zähne putzen,

    nachts den Schlafanzug benutzen,

    täglich frische Kleidung tragen ...

    wie könnt ihr es daher wagen?

    Wisst, was „selbstverständlich" ist,

    habt die Kraft noch nie vermisst?

    Wenn ich in den Spiegel schau’

    seh’ ich mein Gesicht,

    den Menschen in dem Bild

    kenne ich doch nicht.

    Kann nicht denken und nicht fühlen,

    fühl’ mich fremd in meiner Haut.

    Wie betäubt in dichtem Nebel

    alles ringsum ist zu laut.

    Denk dir nur: Ich geh’ verloren

    und ich finde mich nicht mehr,

    auch wenn’s fast zum Lachen ist,

    wäre das denn ein Malheur?

    Hab vergessen, was ich wollte,

    stehe vor dem Spiegel jetzt,

    habe mich schon lang verloren,

    merke ich (nun doch entsetzt).

    Liegt ein Ich im Straßengraben

    irgendwo am Lebensweg?

    Würd’ es gerne wiederhaben,

    weil so lang ich ohne leb’.

    Paul

    Ich befinde mich in einer Art Zeitblase. Meine Zeit vergeht viel langsamer, jeder Tag zieht sich endlos lange dahin. Sehr oft teile ich einen Tag in zwei Hälften, um nicht gleich nach dem Aufstehen die Hoffnung zu verlieren. Nur bis Mittag muss ich noch durchhalten, danach werde ich weitersehen ...

    Immer enger wird mein Denken,

    immer dunkler wird die Welt.

    Menschen wollen mich nur kränken,

    weiß nicht, was mich hier noch hält.

    Ist es denn nicht einerlei,

    wenn ich nicht mehr bin?

    Denk dir nur: Es wär’ vorbei,

    hat doch alles keinen Sinn.

    Leben hinter hohen Mauern,

    die ich selbst errichtet hab’,

    einstmals sollten sie mich schützen,

    schließen ein mich wie ein Grab.

    Neben mir sind viele Menschen,

    trotzdem bin ich ganz allein,

    wie auf einer fernen Insel,

    keiner hört mein stummes Schrei’n.

    Cause it's almost like your heavens's trying

    everything to break me down.

    Five Finger Death Punch – Far From Home

    Stefan

    „Wenn dir das Schicksal in die Suppe spuckt, dann hast eine Menge zum Auslöffeln."

    Der Kämpfer schafft mit der doppelten Anstrengung gerade die Hälfte davon, was andere scheinbar mühelos vollbringen. Aber anstatt glücklich darüber zu sein, dass sie sich nicht für jede Kleinigkeit anstrengen müssen, denken manche Menschen, es wäre nur ihre eigene Tüchtigkeit, die sie zu solchen Leistungen befähigt.

    Wenn diese Menschen dann verständnislos einen solchen Kämpfer ansehen, so denken sie, dass sich dieser einfach nur etwas mehr anstrengen müsste, um sein Leben auf die Reihe zu bekommen. Sie vergleichen die Situation des Kämpfers mit ihrer eigenen und befinden, dass alles ja „nicht so schlimm ist", sie selbst haben ja auch ihr Kreuz zu tragen. Wenn man bedenkt, was sie gestern erlebt haben, als ihr Nachbar …

    Oftmals hat der Kämpfer nicht einmal einen Grund, dass er sich traurig / wertlos / erschöpft / ängstlich ... fühlt. Die einfache Logik ist: Wenn es keinen Grund gibt, kann auch das Gefühl nicht echt sein.

    Kann sich aber jemand hineindenken, wie es sich anfühlt, wenn man sich jeden Tag neu dafür entscheiden muss zu leben, am Leben teilzuhaben? Vor allem, wenn der kommende Tag wie ein unüberwindbarer Berg vor dem Kämpfer liegt. Wieder ein neuer Berg, den es zu erklimmen gilt. Ist das endlich geschafft, so wartet nur ein weiterer Tag, ein weiterer Berg. Wie lange noch?

    Es ist immer wieder der ganz normale Alltag, der sich bedrohlich auftürmt, das scheinbar Selbstverständliche, über das man gar nicht nachdenkt. Zumindest so lange es mühelos von der Hand geht. Wie kann man es auch verstehen, dass die einfachsten Dinge plötzlich Schwerarbeit sind? So als würde man durch Gelee schwimmen.

    Die schwarze Dame

    Die Dame in Schwarz hat schon viele verführt,

    unverhofft einen Menschen berührt.

    Die Seele wird dunkel und brüchig wie Glas,

    daran hat die Dame den größten Spaß.

    Außen lebendig, doch innen tot,

    ein Lächeln verbirgt die größte Not:

    „Alles ist bestens, alles ist gut",

    die Dame zerstört die letzte Glut.

    Das Lebensfeuer flackert, erlischt zuletzt,

    die Seele ist zutiefst verletzt.

    Das Lachen, die Freude, das kleine Glück

    nimmt sie aus der Seele, Stück für Stück.

    Dort, wo früher warme Flammen

    von Liebe und Freude Nahrung bekamen,

    ist eine Seele aus Stein, ein Herz von Eis,

    die Dame berührt dich zärtlich, ganz leis’.

    Brücken abgebrochen, geschlossen die Türen:

    „Ich werde dich in mein Land entführen."

    Die Dame flüstert im Morgengrauen:

    „Willst du in deine Zukunft schauen?"

    Nie wieder siehst du die Sonne, das Licht,

    deine Seele erholt sich nicht.

    Hoffnung sagst du? Du großer Narr!

    Nichts ist mehr so, wie es früher war.

    Was immer du machst, du kannst nicht fliehen,

    wohin immer du gehst, dort gehe ich hin.

    Du wirst sein wie ich, eine Dame in Schwarz,

    ein Leib ohne Seele, ein Mensch ohne Herz.

    Die schwarze Dame ist natürlich ist nicht real. Nicht real im Sinn einer Person, aber sie hat die Kraft, dir die Luft zum Atmen zu nehmen. Sie kann dich von einem Moment auf den anderen in die schwärzeste Finsternis stürzen, die du dir vorstellen kannst.

    Es hat keinen Sinn, der schwarzen Dame die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Sie ist in dir.

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