und unsern kranken Nachbarn auch: Ein Nachtstück über die Sehnsucht nach Schlaf, Geschichten und Wiegenlieder im Frauenhaus
Von Stefan Weiller
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Über dieses E-Book
Nachtgeschichten, Abend- und Wiegenlieder im Frauenhaus
Stefan Weiller
Autor Stefan Weiller schafft viel beachtete Kunstprojekte zu existenziellen Themen: Ausgrenzung, Gewalt, Armut, Liebe, Sterben, Tod, Trauer, Einsamkeit. Er veröffentlicht Bücher und Hörbücher. Immer wieder arbeitet er mit bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern zusammen: Christoph Maria Herbst, Annette Frier, Eva Mattes, Jens Harzer und viele mehr. Besondere Bekanntheit erreichte Weillers Kunstwerk: »Letzte Lieder - und die Welt steht still«.
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Rezensionen für und unsern kranken Nachbarn auch
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Buchvorschau
und unsern kranken Nachbarn auch - Stefan Weiller
Dieses Nachtstück dokumentiert mit Mitteln der Kunst das Leben in Frauenhäusern. Es enthält Texte über verbale, seelische und körperliche Gewalt, Not und Leid. Wenn Sie Sorgen haben, suchen Sie Rat und professionelle Hilfe.
Alle Inhalte wurden verfremdet und anonymisiert. Eine Ähnlichkeit zu realen Personen wäre rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Inhaltsverzeichnis
WIEGENLIEDER IM FRAUENHAUS
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DER SCHLAF
WIEGENLIEDER IM FRAUENHAUS
Vor einigen Jahren war ich zum ersten Mal in einem Frauenhaus. Als Mann ist das ein eher seltenes Privileg – und ein durchaus zweifelhaftes. Der Zweifel gilt nicht der Notwendigkeit dieser Häuser und schon gar nicht den Frauen, sondern dem Zustand von Beziehungen. Wie kann es sein, dass Menschen sich zum Schutz vor häuslicher Gewalt in ein Gebäude flüchten müssen, das es offiziell nicht gibt?
Die Adressen von Frauenhäusern bleiben zur Sicherheit der Bewohnerinnen anonym. Der Begriff »Bewohnerinnen« ist übrigens in diesem Zusammenhang falsch. Die Frauen, die hier Aufnahme finden, erhalten für die begrenzte Zeit ihres Aufenthalts keinen Mietvertrag, wie sie ihn für eine »feste« Wohnung bekämen. Man wohnt hier nicht; man ist an diesem Ort, ohne dort sein oder bleiben zu wollen. Es geht um das Überleben. Formal gesehen sind diese Frauen wohnungslos. Sie sind zu Gast in einem Safe Space.
Was viele Menschen nicht bedenken: Im Frauenhaus leben auch Kinder. Jungs ab 14 können in einigen Häusern aus Prinzip nicht aufgenommen werden. Weil Gewalt meistens männlich ist, ertragen manche Frauen, die Gewalt erfahren haben, Männer in ihrer Umgebung nicht: weder ihr Aussehen, den Klang ihrer Stimme, ihren Geruch, ihre Bewegungen, noch ihre Neigung zu Aggression, Brutalität und Paschaverhalten oder ihre Nachbarschaft. Das kann zu großen Problemen führen: Wohin mit pubertierenden Jungs? Jedenfalls war das zu der Zeit, in der ich, damals ein Mann über 40 Jahren, zum ersten Mal im Frauenhaus war, eine Herausforderung. Männer sind nicht erwünscht. Männlichkeit ist toxisch.
Wenn Handwerker ins Haus kommen mussten, – in einem Haus, das so intensiv genutzt wird, ist der Reparaturbedarf groß – herrschte Aufregung unter den Bewohnerinnen. Mann ist gleich Gefahr. »Männer reparieren nicht, sie machen kaputt«, so schrien die verletzten Seelen auf.
Als Mann im Frauenhaus fühlte ich mich unter Verdacht. Ich empfand die Scham, die den Schlägern fehlte, als sie ihre Opfer hierher prügelten, ihre Würde besudelten.
Als Schwuler ahne ich die Gefahren, die von Jungs und Männern ausgehen können. Ich kenne sie sogar: die Demütigungen, die manche Männer sich erlauben, um ihre vermeintliche Dominanz zu sichern.
Ich kam nicht als Opfer ins Haus, sondern weil ich als Öffentlichkeitsarbeiter jenes Wohlfahrtsverbands, der die Einrichtung betrieb, angestellt war. Zu meinen Aufgaben gehörte es, mit Texten nach außen zu tragen, was Frauenhäuser leisten, wie die Menschen darin leben, was sie in das Haus getrieben hat. Um davon erzählen zu können, wollte ich das Frauenhaus kennenlernen.
Das Gebäude stand in einer Durchfahrtsstraße, in der man nicht parken konnte. Verkehr donnerte über den Asphalt. Fußgänger sah man kaum. Hier spazierte man nicht herum. Hier geht es nicht um Schönheit und Gemütlichkeit. Es geht um das nackte Überleben.
Manchmal haben die Frauen, die in vielen Fällen akut von der Polizei vermittelt werden, keine eigene Kleidung dabei. Man packt nicht, wenn man sich auf die Flucht begibt. Man rennt. Also erhalten diese Frauen Spenden. Hier sucht man sich die Dinge des Lebens nicht aus. Die Umstände sortieren sich und teilen das Nötigste zu. Man hat keine andere Wahl.
Frauenhäuser, so wie ich sie kennenlernte, führen ein Schattendasein. Während Hospize, Obdachlosentreffs oder Altenheime auf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zählen können, sind fremde Menschen