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Dan Henry allein im fremden Land
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eBook118 Seiten1 Stunde

Dan Henry allein im fremden Land

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Über dieses E-Book

Dan Henry stürzt von einem Abenteuer in das nächste. Der junge Regimentsmusiker flieht vor der Polizei aus seiner schwedischen Heimat in Richtung Amerika. Auf seiner Flucht kommt er als blinder Passagier auf einem Frachter unter. Erst im englischen Hull kann Dan Henry vorerst wieder von Bord gehen. Doch der Weg nach Amerika ist noch lang. Und alleine in einem fremden Land muss er sich vor so manch zwielichtigen Gestalten in Acht nehmen, um nicht erneut mit der Polizei in Konflikt zu geraten und doch noch nach Amerika zu kommen. - Spannender Lesespaß für Kinder und Jugendliche. Zweiter Teil der Kinderbuch-Reihe um "Dan Henry".Rezensionszitat"Ein Buch über die Zeit, als Amerika für viele das Land der Träume war. Ein Buch, das man lesen sollte. DIe Dan Henry-Bücher erzählen das Leben eines jungen Mannes um 1870 herum und schildern seinen Weg vom europäischen Schweden in die harte Wirklichkeit des neuaufgebauten und industriellen Westen Amerikas." – www.boksidan.netBiografische AnmerkungStig Ericson (*1929 in Stockholm, † 1986) war ein schwedischer Kinderbuchautor und Musiker. In seinen Büchern geht es zum großen Teil um das Leben und Schicksal der nordamerikanischen Indianer. Stig Ericson wurde 1970 mit der Nils-Holgersson-Plakette ausgezeichnet. Zu seinen Werken gehört unter anderem die Reihe vom den Jungen Dan Henry, der von Schweden nach Amerika flieht und dort jede Menge spannende Abenteuer erlebt. Insgesamt erschienen in der Reihe fünf Bücher.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum28. Aug. 2015
ISBN9788711446706
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    Buchvorschau

    Dan Henry allein im fremden Land - Stig Ericson

    Saga

    1

    Es war an einem graukalten Nachmittag irgendwann Ende September 1874. Ich lehnte an der Reling des Postdampfers Orlando und fröstelte. Feine Wasserspritzer stoben durch die Luft; ich wandte mich ab, um mein Gesicht vor dem scharfen Wind zu schützen.

    Da sah ich einen Mann auf mich zukommen.

    Er ging mit langsamen, schweren Schritten, und mir kam es plötzlich vor, als sei ich ganz allein mit ihm auf Deck. Er trug eine kurze Jacke mit hochgestelltem Kragen und während er näherkam, starrte er mich unablässig an. Sein Gesicht sah derb und kantig aus, er hatte Tränensäcke unter den Augen und einen herabhängenden Schnurrbart. Ich fühlte, wie ich zu Eis erstarrte. Ich konnte weder wegblicken, noch weglaufen: So hätte ich mich verraten, bildete ich mir ein.

    Er stellte sich ungefähr einen Meter neben mich an die Reling, starrte ins Wasser und seufzte tief. Dann ging er wieder. Das war alles; aber ich kann mich noch genau an sein Gesicht erinnern, an den grauen Himmel dahinter und daran, wie sehr ich mich in jenen Sekunden fürchtete.

    Ich hatte ja auch allen Grund, mich zu fürchten — ohne Fahrkarte und ohne irgendwelche Papiere. Ich befand mich auf der Flucht — fort von Schweden. Und ein Flüchtling fühlt sich immer beobachtet.

    Der Mann mit dem schweren Gesicht hatte natürlich keine Ahnung, wer ich war, daß ich vielleicht sogar von der Polizei gesucht wurde. Er fragte sich höchstens, was das wohl für ein Junge sein mochte, der da allein im Wind stand und vor Kälte zitterte. Vielleicht suchte er Gesellschaft. Vielleicht war er genauso einsam wie ich. Meine Eltern waren tot, und ich war von der ersten Leibgarde in Stockholm, wo ich im Musikkorps spielte, durchgebrannt, weil ich eines Nachts in eine Schlägerei zwischen älteren Leibgardisten hineingeraten war. Ich weiß immer noch nicht, ob die Polizei wirklich hinter mir her war, auf jeden Fall endete damals die ganze Geschichte damit, daß ein Gardist blutend im Sand liegenblieb, und als ich in der Dunkelheit davonstürzte, riefen seine Kameraden »Mörder!« hinter mir her.

    Ein paar Wochen später war ich in Göteborg. Auf dem Weg dorthin hatte ich Max kennengelernt, den zweiten Steuermann der Orlando.

    Die Orlando war ein Passagierdampfer mit schlechtem Ruf. Das Schiff verkehrte regelmäßig zwischen Göteborg und der Hafenstadt Hull an Englands Ostküste. Die meisten Passagiere waren Auswanderer, die nach Nordamerika wollten. Dies war der übliche Weg nach Nordamerika: Zuerst über die Nordsee nach Hull, dann mit dem Zug quer durch England nach Liverpool, und von dort aus mit einem größeren Schiff nach New York oder Boston oder wohin man eben wollte.

    Zu jener Zeit war Schweden ein sehr armes Land, und viele Schweden träumten davon, in Nordamerika ihr Glück zu machen. Ich auch.

    In meinen Träumen erhoffte ich mir ungeheuer viel von Amerika, nur so fand ich auch den Mut, Max zu bitten, mich mit aufs Schiff nach England zu nehmen. Dort würde ich dann versuchen, alleine weiterzukommen.

    Er zögerte lange, bevor er einwilligte, doch als wir nach Göteborg kamen, ging ich, als Schiffsjunge verkleidet, an Bord der Orlando. Ich mußte mich in einer Abstellkammer irgendwo tief unten im Schiffsbauch verstekken, und da saß ich, bis es zu hämmern und klopfen begann. Ich begriff, daß wir unterwegs waren.

    »Alles in Ordnung«, sagte Max, »zieh jetzt wieder deine eigenen Kleider an und gehe hinauf auf Deck. Mische dich unter die anderen Amerikareisenden. Vor Abend suche ich wieder nach dir. Übermorgen um diese Zeit sind wir in Hull.«


    So war ich also an Bord der Orlando gekommen, und jetzt stand ich an der Reling, sah den Möwen zu und überlegte, wie es wohl weitergehen würde, wenn ich in Hull ankam. Ich hatte ja von nichts eine Ahnung, wie sollte ich nur ohne Geld und ohne Sprachkenntnisse quer durch ganz England bis nach Liverpool kommen? Das war eine große Stadt, hatte ich gehört. Und gefährlich sollte es dort auch sein.

    Jetzt, hinterher, verstehe ich nicht, daß ich nicht mehr Angst hatte. Aber ich war ja erst fünfzehn Jahre alt und verließ mich ganz auf Max. Er hatte mir ja an Bord geholfen, ihm hatte ich es zu verdanken, daß ich hier stand und die schwarzgestrichene Bugseite der Orlando durch die Wellen gleiten sah.

    Ich spuckte ins Wasser und ging nach hinten. Vereinzelte Auswanderer hielten sich noch an Deck auf; ich erinnere mich noch an graue Gestalten mit großen Händen und gefurchten Gesichtern. Max hatte mir zwar empfohlen, mich an sie zu halten, aber das wollte ich nicht; nicht nur, weil ich schüchtern war oder weil sie mich alles Mögliche fragen konnten, worauf ich keine Antwort wußte, oder weil ich sie um ihre Fahrkarten und alle anderen Papiere, die sie besaßen, beneidete.

    Ich wollte ganz einfach nichts mit ihnen zu tun haben. Damals hatte man diese Einstellung. Für einen Großstadtjungen waren Bauern vor allem etwas, worüber man sich lustig machte, etwas Fremdes und Lächerliches.

    »Jetzt kommt das Land«, empfing man sie, wenn sie mit ihren Marktkarren angerasselt kamen, »Bauernkerle, die nach Stall riechen und Kuhmist unter den Fingernägeln haben.«

    Man schnitt Grimassen und streckte die Zunge raus, und sie wiederum drohten mit der Faust und schlugen mit der Peitsche nach den Städtern ...

    Auch in Nordamerika würden die Bauern weiterhin graben und pflügen, sie würden weiterhin Bauern bleiben. Das war ihr Los. Aber mit mir verhielt es sich ganz anders. Wenn ich dorthin kam, konnte ich werden, was ich wollte. Alles, was ich wollte!

    Solche Gedanken ging mir durch den Kopf, als ich jetzt, meine Tasche in der Hand, an den Bauern vorbeiging; ich hatte nicht die geringste Lust, mich mit ihnen einzulassen.

    Der Wind kam jetzt von hinten und blies mir die Haare in die Augen. Im Heck suchte ich hinter einer Kajüte Schutz vor dem Wind, hier, mit dem Rücken zur Wand, wollte ich auf Max warten.

    Links und rechts von mir brauste das Meer. Mein Gesicht brannte nach all dem Wind, gleichzeitig fror ich, daß ich zitterte. Während ich an der Reling stand, war die Kälte in mich hineingekrochen. Die Wand fühlte sich warm an. Ich preßte meine Handflächen dagegen und dachte: Jedesmal, wenn die Maschine klopft, komme ich Nordamerika ein Stück näher ...

    Durch das Brausen hindurch vernahm ich eine Mädchenstimme. Sie wiederholte immer wieder dieselben Worte, und ich konnte keine Stimme hören, die ihr antwortete. Da wurde ich neugierig und schielte vorsichtig um die Ecke.

    Sie saß genau wie ich auf einer Tasche. Sie hatte dunkles Haar und einen hellen Schal über einem blauen Kleid. Ihr Gesicht konnte ich nicht erkennen.

    Im Augenblick sagte sie nichts, sie schien völlig von einem sehr kleinen hellgrünen Buch in Anspruch genommen zu sein, das sie im Schoß hielt. Wie mochte sie wohl aussehen? Und warum saß sie ganz allein im Wind und las? Sie erinnerte mich an meine Kusine Anna ...

    Anna hatte auch dunkles Haar und große graue Augen, die manchmal sehr ernst blicken konnten. Wie in jener Nacht, als ich Stockholm verließ und in die Wohnung meiner Tante kam, um Kleider zu holen. Anna war aufgewacht und hatte meine Tasche gepackt, während die anderen schliefen, und dann hatte sie mir ein Paket mit Proviant gerichtet. Sie war ein ganzes Jahr älter als ich und sah im Halbdunkel sehr hübsch aus.

    Sie hatte nur ein Jäckchen über ihr Nachthemd angezogen, sie roch nach Schlaf und hatte zerzaustes Haar, und während sie packte, sagte sie, daß ich dumm sei, auf diese Art fortzugehen. Ich solle doch an meine Zukunft denken, meinte sie.

    »Aber begreifst du denn nicht«, sagte ich, »einer von ihnen blieb zurück. Er lag da unter der Laterne, und das Blut rann ihm aus dem Mund. Vielleicht ist er tot!«

    »Aber schließlich hast du ihn doch nicht erschlagen«, beharrte sie.

    »Ich war auf jeden Fall dabei«, sagte ich, »und das genügt ihnen. Und dann habe ich ja noch das Ruderboot geklaut, um zu entkommen. Übrigens hast du ja

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