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Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket
Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket
Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket
eBook1.830 Seiten19 Stunden

Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket

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Über dieses E-Book

Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket
von Alfred Bekker

Über diesen Band: 

Diese Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer:


Alfred Bekker: Sunfrosts Ruhm (Imperium der Erde)
Alfred Bekker: Das Rascheln des Universums (Imperium der Erde)
Alfred Bekker: Fairoglans Mission (Imperium der Erde)
Alfred Bekker: Raumschlacht um die Erde (Imperium der Erde)
Alfred Bekker: Die Götter der Aliens
Alfred Bekker: Bedrohung aus dem Hyperraum
Alfred Bekker: Planet der Gläubigen
Alfred Bekker: Der Raumschiff-Friedhof
Alfred Bekker: Invasion der Qalaak
Alfred Bekker: Krisenplanet Elysium
Alfred Bekker: Ein galaktischer Feind
Alfred Bekker: Die Raumstation der Aliens
Alfred Bekker: Mission blaue Sonne

Ein furchtbarer Krieg tobt zwischen der Menschheit und den außerirdischen Okargs.
Die Okargs greifen das irdische Sonnensystem an. Nur die NOVA GALACTICA unter Commander Martin Takener ist zunächst in Reichweite, um den Feind abzuwehren.
Die Kämpfe konzentrieren sich auf die Jupiter-Monde und einen Schwarm unterlichtschneller Siedler-Schiffe, die in der Frühzeit der irdischen Raumfahrt hier aufbrachen und seit Generationen von der Helium-3-Förderung leben.
Erst lange nach dem Ende des Okarg-Krieges kommt Takener dem Geheimnis näher...
War das Ziel der Angreifer ein mysteriöse Artefakt, das sich im Inneren eines Mondes befindet?

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum14. Dez. 2020
ISBN9781393203322
Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Das Galaktische Imperium der Humanität - Alfred Bekker

    Das Galaktische Imperium der Humanität: 1400 Seiten SF Abenteuer Paket

    von Alfred Bekker

    Über diesen Band:

    Diese Band enthält folgende Science Fiction Abenteuer:

    ––––––––

    Alfred Bekker: Sunfrosts Ruhm (Imperium der Erde)

    Alfred Bekker: Das Rascheln des Universums (Imperium der Erde)

    Alfred Bekker: Fairoglans Mission (Imperium der Erde)

    Alfred Bekker: Raumschlacht um die Erde (Imperium der Erde)

    Alfred Bekker: Die Götter der Aliens

    Alfred Bekker: Bedrohung aus dem Hyperraum

    Alfred Bekker: Planet der Gläubigen

    Alfred Bekker: Der Raumschiff-Friedhof

    Alfred Bekker: Invasion der Qalaak

    Alfred Bekker: Krisenplanet Elysium

    Alfred Bekker: Ein galaktischer Feind

    Alfred Bekker: Die Raumstation der Aliens

    Alfred Bekker: Mission blaue Sonne

    Ein furchtbarer Krieg tobt zwischen der Menschheit und den außerirdischen Okargs.

    Die Okargs greifen das irdische Sonnensystem an. Nur die NOVA GALACTICA unter Commander Martin Takener ist zunächst in Reichweite, um den Feind abzuwehren.

    Die Kämpfe konzentrieren sich auf die Jupiter-Monde und einen Schwarm unterlichtschneller Siedler-Schiffe, die in der Frühzeit der irdischen Raumfahrt hier aufbrachen und seit Generationen von der Helium-3-Förderung leben.

    Erst lange nach dem Ende des Okarg-Krieges kommt Takener dem Geheimnis näher...

    War das Ziel der Angreifer ein mysteriöse Artefakt, das sich im Inneren eines Mondes befindet?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author / COVER LUDGER OTTEN

    © dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

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    Imperium der Erde: Chronik der Sternenkrieger Extra Roman

    Imperium der Erde: Chronik der Sternenkrieger Extra Roman

    Alfred Bekker

    Published by Alfred Bekker, 2020.

    Table of Contents

    UPDATE ME

    Imperium der Erde

    Chronik der Sternenkrieger Extra

    von Alfred Bekker

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 342 Taschenbuchseiten.

    1200 Jahre sind vergangen, seit ein Raumschiff namens STERNENKRIEGER zu seiner ersten Mission aufbrach. Admiral Raimondo schuf aus dem Bund der Humanen Welten das IMPERIUM DER HUMANITÄT, regiert es als unsterblicher, genetisch veränderter MASTERMIND und führt einen erbarmungslosen Eroberungskrieg. Auf der anderen Seite steht eine Allianz, in der sich die Sternenreiche der K’aradan, Morrhm, Fulirr, Yroa und andere zusammengeschlossen haben, um dem aggressiven Expansionsdrang der Menschheit Einhalt zu gebieten.

    Es kommt zur entscheidenden Raumschlacht um die Zentralwelt des Imperiums: Die Erde!

    Dieser Roman ist in folgende Teile gegliedert:

    Sunfrosts Ruhm (Alfred Bekker)

    Das Rascheln des Universums (Alfred Bekker)

    Fairoglans Mission (Alfred Bekker)

    Raumschlacht um die Erde (Alfred Bekker)

    Alfred Bekker ist Autor zahlreicher Romane und Erzählungen mit einer Gesamtauflage von über 4,5 Millionen Exemplaren. Außerdem ist er Verleger und Jazz-Musiker. Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane und Bücher für junge Leser.

    Alfred Bekker wurde vor allem durch seine Fantasy-Romane bekannt. Als Fantasy-Autor erreichte Alfred Bekker ein großes Publikum mit seinen Romanen um DAS REICH DER ELBEN, sowie den Trilogien um die DRACHENERDE, GORIAN und DIE HALBLINGE VON ATHRANOR. Außerdem schrieb Alfred Bekker die Fantasy-Zyklen ELBENKINDER (7 Bände), DIE WILDEN ORKS (5 Bände) und ZWERGENKINDER (bislang 4 Bände).

    Für junge Leser erfand Alfred Bekker Buchserien wie TATORT MITTELALTER und DA VINCI’s FÄLLE.

    Alfred Bekker schreibt außerdem regelmäßig Ostfrieslandkrimis um Kommissar Steen von der Kripo Emden.

    Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Kommissar X, John Sinclair, Bad Earth und Jessica Bannister. 

    Alfred Bekker benutzte auch die Pseudonyme Neal Chadwick,  Henry Rohmer, Adrian Leschek, Brian Carisi, Leslie Garber, Robert Gruber, Chris Heller, Sidney Gardner und Jack Raymond. Als Janet Farell verfasste er die meisten Romane der romantischen Gruselserie Jessica Bannister. Historische Romane schrieb er unter den Namen Jonas Herlin und Conny Walden.  Einige Gruselromane für Teenager verfasste Alfred Bekker als John Devlin. Die Romane von Alfred Bekker erschienen u.a. bei Lyx, Blanvalet, BVK, Goldmann,, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt., darunter Englisch, Niederländisch, Dänisch, Türkisch, Indonesisch, Polnisch, Vietnamesisch, Finnisch, Bulgarisch und Polnisch.

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    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author/ COVER STEVE MAYER

    © dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

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    Sunfrosts Ruhm

    von Alfred Bekker

    Das Jahr 3423...

    Mehr als ein ganzes Jahrtausend ist vergangen, seit das Space Army Corps der Humanen Welten gegründet wurde und zum ersten Mal ein Raumschiff namens STERNENKRIEGER in die Weite des Alls aufbrach, um die von Menschen besiedelten Planeten zu schützen.

    Inzwischen hat die Menschheit eine Phase extremer Expansion hinter sich. Aus dem Bund der Humanen Welten wurde das Imperium der Humanen Welten - oder offiziell: Das Imperium der Humanität. Neue Techniken zur Überlicht-Transition und die galaxisweiten Wurmlochstraßen einer uralten Spezies, die man die Alten Götter (oder auch >die Erhabenen<) nennt, haben die Eroberung unzähliger Welten möglich gemacht und zu einer beispiellosen Ausdehnung des menschlichen Einflussbereichs geführt. Entfernungen spielen keine Rolle mehr, Sternenreiche sind keine geschlossenen Raumterritorien mehr. Stattdessen durchdringen sie sich gegenseitig.

    An der Spitze des Imperiums der Humanität steht der MASTERMIND - ein genetisch optimiertes, unsterbliches Wesen, das mal ein Mensch war, aber längst zu etwas anderem geworden ist. Der Plan des MASTERMINDS ist es, der Galaxis die Ordnung seiner vorausschauenden Herrschaft und die Ideale der Humanität zu bringen. Er entfesselt einen Eroberungskrieg, der in der galaktischen Geschichte ohne Beispiel ist.

    Kealan Sunfrost kommandiert die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO, ein Schlachtschiff des Space Army Corps. Er ist ein Nachfahre von Captain Rena Sunfrost, die mehr als tausend Jahre zuvor ein anderes Schiff namens STERNENKRIEGER befehligte.

    Kealans Auftrag ist die Eroberung neuer Welten und die Vernichtung möglichst vieler Kriegsschiffe der Allianz Kalimpan, in der sich Sternenreiche und Welten der K’aradan, Qriid, Chgorr, Fulirr, Morrhm, Yroa, Kelradan, Nugrou, Ktoor und einige andere Spezies gegen den ungehemmten Eroberungsdrang der Menschheit zusammengeschlossen haben.

    *

    ‘Die Idee der Humanität ist ganz einfach: Frieden, Glück und Wohlstand für alle und überall. Diesem Ziel hat sich jenes stetig wachsende Sternenreich der Menschheit verpflichtet, das aus dem eher losen Bund der Humanen Welten entstand und sich fortan das Imperium der Humanität nennt.’

    Admiral Raimondo, am 27.4.2292

    (Einer Inschrift des am 3.10.3423 eingeweihten Denkmals in Mastermind City, dem Regierungskomplex der Erde, entnommen; Originalquelle ungesichert)

    ––––––––

    ‘Wir führen permanent Krieg, um den Frieden zu sichern. Wir erweitern die Einflusssphäre des Imperiums der Humanität stetig, um uns für Gefahren zu rüsten, die erst in ferner Zukunft auftreten werden und die nur die strategische Voraussicht des MASTERMINDS bereits jetzt zu erkennen vermag. Glücklicherweise haben wir die Herrschaft der vom Volk gewählten Unfähigen abgeschafft und durch die Herrschaft der strategischen Vernunft ersetzt, wie sie der MASTERMIND repräsentiert. Unser Prinzip ist die zukunftsgerichtete Nachhaltigkeit, nicht die kurzfristige Beliebtheit bei einer Mehrheit der imperialen Bevölkerung. Erstaunlicherweise ist dies der beste Garant für die Erhaltung der individuellen Freiheiten.’

    G.J. Gordon, Exekutivminister des MASTERMIND von 3410-3429 n. Chr. - inzwischen in Ungnade gefallen und inhaftiert.

    ––––––––

    ‘Es gibt eine Bedrohung. Sie wartet in ferner Zukunft auf uns. Die Zukunftslinien der Wahrscheinlichkeit lassen eine Begegnung mit dieser Bedrohung als unausweichlich erscheinen, deren volles Ausmaß das Vorstellungsvermögen jedes heute lebenden Menschen übersteigt. Wenn es uns nicht gelingt, aus einem Großteil der Galaxis eine einheitliche Macht zu formen, wird diese Bedrohung das Ende jeglicher Zivilisation in diesem Teil des Universums bedeuten.

    Es gibt Hinweise darauf, dass jenes uralte und nach wie vor rätselhafte Volk, das wir die Erhabenen Alten Götter nennen und vor mehr als einer Million Jahre die Galaxis beherrschte, sich dieser Bedrohung auch stellen musste - und verschwand.

    Wir müssen alles dafür tun, dass es uns nicht genauso ergeht.’

    Worte des MASTERMIND, ohne Datierung

    *

    Ein Schlachtschiff...

    Ein Raumschlachtschiff, wie es größer, imposanter und furchteinflößender nicht sein konnte.

    Selbst die antiken Dreadnoughts in jenen längst vergangenen Zeiten, als das Space Army Corps gegründet worden war, um der Gefahr durch die Invasion der aggressiven Qriid zu begegnen, wirkten wie Winzlinge gegenüber diesem Koloss.

    Kealan Sunfrost gehörte zu den wenigen Menschen seines Zeitalters, die solche Dreadnoughts überhaupt schon einmal gesehen hatten, wenn auch nur in Form holografischer Projektionen. Denn Kealan hatte sich mit dieser Zeit vor tausend Jahren intensiv befasst. Das lag wohl auch daran, dass es das Zeitalter einer Vorfahrin von ihm war, die wohl irgendeinen mehr oder weniger bedeutsamen Beitrag dazu geleistet hatte, dass die Menschheit heute zumindest teilweise in der Lage war das technologische Erbe einer uralten Spezies anzutreten, die man die Alten Götter nannte.

    Oder auch: Die Erhabenen, wie sie sich angeblich selbst genannt hatten.

    Ja, damals, zu Captain Rena Sunfrosts Zeiten hatte man es schwer, dachte Kealan nicht zum ersten Mal. Dieser langsame Gurkenflug durch den Zwischenraum - auch Sandström-Kontinuum genannt.

    Den kannten heute nur noch theoretische Physiker.

    Transitionen durch den Hyperraum hatten sich in der Triebwerkstechnik im Überlichtberereich durchgesetzt.

    Dass man auf vielen technisch zurückgebliebenen Welten immer noch Sandströmraum-Technik fand, stand auf einem anderen Blatt. Und die Kriegsschiffe der Humanen Welten waren in der Regel mit einem Sandström-Aggregat ausgestattet, um neben der Hyperraum-Transition eine zusätzliche Option für den Überlichtflug zu haben. Der Flug im Zwischenraum - auch Sandström-Kontinuum genannt - war zwar sehr viel langsamer, als die Hyperraum-Transition, aber in mancher Hinsicht auch zuverlässiger.

    Der langgezogene, schimmernde Rumpf der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO trat aus dem Hyperraum aus. Ein zwei Kilometer großer Gigant.

    Eine fliegende Festung, das war dieses Schiff. Und ein Garant dafür, dass sich die Expansion des Imperiums der Humanität fortsetzen konnte.

    Ungehindert.

    Das Schwert der Menschheit nannte man diesen Giganten auch wohl. Und der Begriff war durchaus zutreffend.

    Commodore Kealan Sunfrost empfand Stolz darüber, dieses Kommando erhalten zu haben.

    Aber er zweifelte andererseits nicht daran, dass er es sich verdient hatte.

    Seine strategischen Fähigkeiten waren außergewöhnlich und in seinen bisherigen Einsätzen für das Imperium der Humanität hatte er nachdrücklich unter Beweis gestellt, wozu er im Stande war.

    Der MASTERMIND wusste das zu schätzen.

    Logbuchfunktion, sagte Kealan, obwohl eigentlich ein Gedanke gereicht hätte, um die Funktion aufzurufen.

    Das Logbuch-System war auf seine Gehirnströme geeicht.

    Aber Kealans Kopf war im Moment so voller Gedanken, dass es ihm leichter fiel, die entsprechende Konzentration inklusive dem codierten Gehirnmuster durch einen verbalen Befehl herbeizuführen.

    Früher hatte man ihn deswegen manchmal auch spöttisch den Redner genannt. Denn normalerweise machte das niemand so. Fast niemand.

    Aber Kealan unterschied sich eben von anderen.

    Wie bereits erwähnt: Man sagte ihm große strategisches Talent nach. Und zwar wirklich außergewöhnlich Großes. Die Wirklichkeit richtig und möglichst intuitiv zu analysieren bedeutete, dass man die Zukunft ein Stückweit voraussehen konnte. Zumindest die wahrscheinliche Zukunft. Antizipation, darauf kam es an. Die blitzschnelle Vorwegnahme künftiger Möglichkeiten. Eine Simulation im Kopf, die trotzdem um so vieles schneller und treffsicherer war, als alles, was Künstliche Intelligenzen in dieser Hinsicht bislang zu Wege brachten.

    Darin war Kealan ein Meister.

    Und deshalb hatte man ihm ein so wichtiges Schiff wie die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO anvertraut.

    Aber Kealan war weit davon entfernt, sich darauf irgendetwas einzubilden. Ein schlichter Diener der Humanität - so sah er sich. Er brachte die Menschenrechte auch noch in den letzten Winkel des Universums. Selbst dahin, wo gar keine Menschen lebten. Das Prinzip der Humanität war ja durchaus weiter gefasst. Es umfasste alle human gesonnenen intelligenten Lebensformen. Alle, die zur Kooperation, zum Dialog und zur Toleranz bereit waren.

    Wer nicht - nun gut, eine solche Lebensform hatte umgekehrt auch nicht mit Kooperationsangeboten oder Toleranz zu rechnen.

    Für solche Fälle war die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO da, mit ihren Geschützbatterien.

    Irgendwann, so hatte es der MASTERMIND errechnet, dessen strategische Voraussichtsfähigkeiten noch um den Faktor zehntausend ausgeprägte waren als bei einem Raumschiffcaptain wie Kealan Sunfrost, würde es zur nahen Schlacht mit dem Ultimativen Feind kommen. Dem Feind der Humanität. Und auf diesen Augenblick (der vielleicht auch ein ganzes Zeitalter dauern mochte) bereitete sich der MASTERMIND vor.

    Und für diese Schlacht musste das IMPERIUM wachsen.

    Wachsen, bis es groß genug war, um den Kampf zu bestehen.

    Kealan empfand einen gewissen Schauder, wenn er an die Größe dieser Aufgabe dachte. Sein Beitrag dazu würde minimal sein. Trotz der langen Lebenspannen, die der medizinische Fortschritt inzwischen ermöglichte.

    Die Schlacht gegen den ultimativen Feind würde Kealan wohl kaum noch erleben.

    Der MASTERMIND allerdings schon.

    Denn der MASTERMIND lebte ewig.

    Kealan begann mit seinem Logbuch-Eintrag.

    Das gehörte zu jenen Pflichten eines Raumschiff-Kommandanten, die er nicht besonders schätzte.

    Selbst der MASTERMIND hatte einen Feind der Menschheit nie zu besiegen vermocht: Die Bürokratie.

    *

    Aus dem Logbuch der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO:

    Wir sind auf dem Weg zu einem System, dass in unseren Katalogen die Bezeichnung A-456657 trägt. Der verbreitetste Trivialname des Systems lautet Alandi, benannt nach Gordon Alandi dem Anführer und Begründer der ersten Kolonie von menschlichen Adaptionisten in dem System.

    Das System hat strategische Bedeutung und spielt eine Schlüsselrolle bei der Ausdehnung des irdischen Einflussgebietes.

    Das Alandi-System wird mehrheitlich von adaptionistisch eingestellten Menschenabkömmlingen bewohnt, zumeist Umweltangepasste ihrer jeweiligen Welt. Die Beitrittsverhandlungen des Systems zur Allianz Kalimpan stehen kurz vor dem Abschluss. Wir müssen also mit einem Eingreifen der Allianz rechnen.

    Die strategische Bedeutung des Alandi-Systems ist auch durch die reichhaltigen Vorkommen einiger sehr wichtiger Rohstoffe gegeben. Insbesondere die Vorkommen von Deuterium und Schwerem Wasser auf Alandi Quintus.

    Wir hoffen, den Auftrag schnell erledigen und dafür sorgen zu können, dass Menschenrechten und Humanität auch im Alandi-System Geltung verschafft wird und wir den Einfluss gefährlicher Kulte zurückdrängen können.

    gez. Commodore Kealan Sunfrost, Captain in Charge.

    *

    Das Schiff hat den Hyperraum verlassen, meldete eine Kunststimme, während Kealan Sunfrost in seiner Kabine lag und sich gerade ein Buch auf die Netzhaut projizieren ließ, dass er über das Datennetz der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO empfing.

    Danke, sagte Kealan, obwohl er sicher war, dass es der KI völlig egal war, ob er sich bedankte oder nicht. Aber es gehörte sich so.

    Sei auch nett zu Maschinen, so lautete ein geflügeltes Wort. Und Kealan hatte das immer beachtet. Schließlich stand es in den berühmten WORTEN DES MASTERMIND. Und die hatten fast so etwas wie den Status einer Heiligen Schrift.

    Wenig später erschien Commodore Kealan Sunfrost auf der Brücke der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO.

    Achtung, Captain auf der Brücke!, meldete eine Kunststimme, die allerdings, was Tonfall und Modulation betraf, nicht von der Stimme eines echten Menschen zu unterscheiden war.

    Kealan Sunfrost ließ sich auf dem Sitz des Kommandanten nieder.

    Auf dem großen Hauptschirm des Schiffes war ein jupitergroßer Gasriese zu sehen. Der Anzeige nach wurden 129 Monde gezählt.

    Gibt es irgendetwas Neues?, fragte Kealan Sunfrost.

    Die Frage war an den Ersten Offizier Commander D.M Galveston gerichtet. Galveston hob die Augenbrauen. Am Ende der linken Augenbraue war das Interface erkennbar, dass ihn mit dem Schiffsrechner verband.

    Wir beobachten Subrauminterferenzen, sagte Galveston.

    Commodore Kealan Sunfrost hob die Augenbrauen.

    Da gibt es eigentlich nur eine mögliche Erklärung, nicht wahr?, meinte Kealan.

    Wir nehmen an, dass sich eine Flotte nähert und in Kürze in den Normalraum eintritt. Wenn die Subraum-Interferenzen einen bestimmten Wert überschreiten, dann können wir davon ausgehen, dass es sich um Schiffe der neuen Großkampfklasse handelt...

    Ja, ich habe die Berichte darüber zur Kenntnis genommen, sagte Kealan. Über sein eigenes Interface wurden ihm die Rohdaten inklusive entsprechender optischer Darstellungen direkt auf die Netzhaut gespielt.

    >Neben den Raumstreitkräften der einzelnen Mitgliedsvölker der Allianz Kalimpan unterhält diese inzwischen auch eine von der Zentralwelt Larsyrc aus kommandierte Flotte von gemeinsam befehligten Großkampfschiffen<, empfing Kealan den dazugehörigen Informationstext als Gedankenimpuls. Er schaltete diese Funktion seinerseits durch einen Gedankenimpuls ab. Konnte manchmal wirklich lästig sein. Kealan war genetisch in vielfacher Hinsicht optimiert - und das bedeutete, dass er, was seine Gedächtnisleistung anging, weit weniger auf die Unterstützung einer kybernetischen Verbindung zum Bordrechner oder irgendeinem anderen leistungsfähigen Datennetz angewiesen war, als das bei Nicht-Optimierten der Fall war.

    Aber Nicht-Optimierte gab es in der Flotte des Space Army Corps inzwischen ohnehin nur noch selten. Wer dort Karriere machen wollte, tat gut daran,auf irgendeine Weise aufgerüstet worden zu sein. Entweder genetisch, biotechnisch, medikamentös, cybertechnisch oder nanotechnisch. 

    Captain, wir bekommen gerade eine Transmission des Geheimdienstes der Humanität, sagte Commander Mendoza. Sie war der Zweite Offizier der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO. Ihr dunkles Haar war zu einer strengen Knotenfrisur gebunden.

    Kealan Sunfrosts Rang war der eines Commodore. Aber an Bord eines Schiffes war der Kommandant, ganz unabhängig von seinem militärischen Rang, immer der Captain. Dass es innerhalb des Space Army Corps auch noch einen gleichnamigen Rang mit der Bezeichnung Captain gab (was die Rangfolge betraf unterhalb des Commodore und oberhalb des Commanders) sorgte nur bei Außenstehenden manchmal für Verwirrung. Aber dasselbe Phänomen gab es ja auch beim Commander. Der Befehlshaber einer militärischen Einheit war immer ein Commander, unabhängig davon, ob er auch diesen Rang bekleidete oder der Größe des Kommandos. So war der regierende MASTERMIND auch der Commander in Chief des gesamten Space Army Corps...

    Was ist der Inhalt der Nachricht?, fragte Kealan.

    Wenn Sie die Datensperre für externe Datensätze aufgeben, spiele ich sie Ihnen auf Ihr Interface, Captain, sagte Mendoza.

    Die Datensperre für externe Inhalte diente dazu, eine Beeinflussung von feindlicher Seite zu verhindern. Ein Schlachtschiff wie die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO ließ sich schließlich nicht nur durch Geschütze angreifen. Sehr viel effektiver konnten bei einem derart bis auf die Zähne bewaffneten und geschützten Raumkampfschiff unter Umständen Attacken auf die Rechnersysteme sein.

    Datensperre aufgehoben, sagte Kealan.

    Über sein Cyberinterface wurden jetzt die speziell klassifizierten Daten überspielt und konnten abgerufen werden. Auf seiner Netzhaut wurde eine Positionsdarstellung mutmaßlicher Flottenverbände der Allianz Kalimpan projiziert.

    >Es handelt sich um Hyperraum-Normalraum-Relativ-Darstellungen<, nahm Kealan einen Hinweis des Systems wahr.

    Das bedeutete, dass sich die angezeigten Einheiten im Hyperraum oder im Sandström-Zwischenraum befanden und entsprechend eines hypothetischen sofortigen Normalraumeintritts dargestellt wurden. So, als ob sie sich im Einstein-Universum befanden, obwohl sie sich derzeit in Wahrheit im Überlichtraumflug durch ein übergeordnetes Kontinuum bewegten.

    Da ist einiges los, murmelte Kealan. Freigabe der klassifizierten Informationen an alle auf der Brücke!

    Kealan sagte das laut.

    Es war gleichzeitig auch ein Gedankenbefehl, der über sein Interface an den Bordrechner ging.

    >Freigabe erteilt<, nahm Kealan den entsprechenden Hinweis des Systems wahr.

    Die Positionsdarstellungen erschienen daraufhin für alle sichtbar als Drei-D-Darstellung, die mitten im Raum schwebte.

    Gleichzeitig waren die Daten für das Brückenpersonal auf den Konsolen verfügbar.

    Commander Zimmerman?, sagte Kealan.

    Ja, Sir?

    Ihre Analyse!

    Commander Zimmerman war der Offizier für Taktik und Waffen an Bord der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO und damit die Nummer Vier in der Hierarchie an Bord.

    Es gibt erhebliche Truppenbewegungen der anderen Seite, sagte Zimmerman. Der Taktikoffizier ließ seine Finger über ein paar Tastfelder an seiner Konsole gleiten. Er veränderte die Darstellung durch ein paar Gedankenbefehle etwas, sodass ihr taktischer Gehalt besser zu erfassen war. Ich würde sagen, man hat uns eine Falle gestellt, Captain.

    Kealan nickte leicht. Er trat etwas vor, machte einen Schritt auf die Projektion zu und blieb dann stehen.

    Ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, dem dieser Gedanke gekommen ist, erklärte er.

    Die strategische Bedeutung dieses Systems liegt auf der Hand, sagte Zimmerman. Man hat im Vorfeld ein paar Anreize gesetzt, damit die STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO sich hierher begibt.

    So würde ich das im Nachhinein auch interpretieren.

    Dann soll uns hier eine große Übermacht erwarten, während wir uns in Sicherheit wiegen, fuhr Zimmerman fort.

    Womit die andere Seite nicht rechnen konnte, ist die Tatsache, dass es dem Geheimdienst der Humanität offenbar gelungen ist, wichtige Daten abzufangen, sagte Kealan. Dann wandte er sich an den diensthabenden Ortungsoffizier. Lieutenant McGregor?

    Sir?

    Wie lange haben wir Ihren Berechnungen nach, um uns vorzubereiten?

    Gar keine mehr. Mit einem Eintritt der Feindeinheiten in den Normalraum ist unmittelbar zu rechnen. Erste Subraumschwingungen sind bereits geortet worden.

    Geschützbatterien sind feuerbereit, meldete Zimmerman.

    Die Jägerstaffeln und Kampf-Raumboote sollten starten. Und zwar sofort, befahl Kealan.

    Erste Jägerstaffel bereits gestartet, meldete Geschwader-Commander Doyle, dessen Aufgabe die Kommandoführung der Jägerstaffeln und Kampf-Raumboote war. Raumboote wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Start in Kürze.

    Erste Allianz-Einheiten sind im Normalraum materialisiert, meldete Lieutenant McGregor. Es handelt sich tatsächlich um Großkampfschiffe.

    Kursänderung, befahl Kealan an den Rudergänger Lieutenant Jörgensen gerichtet. Empfangen Sie Daten über mein Interface.

    Ja, Sir! Kursdaten empfangen.

    Auf einer Projektionsblase, die sich gerade geöffnete hatte, wurde der geplante Kurs optisch dargestellt. Ebenso die Kursdaten der Allianz-Schiffe sowie der gerade ausgeschleusten Jäger-Staffel-Einheiten.

    Das sieht ziemlich chaotisch aus, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, wandte sich Mendoza an den Commodore. Die Zweite Offizierin der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO zog die Augenbrauen zusammen.

    Um Kealans dünne Lippen spielte ein überlegenes Lächeln.

    Finden Sie, Nummer Zwei?

    Es ist Absicht, nicht wahr?

    Taktik.

    Ich verstehe.

    Waren Sie je auf der Erde, Mendoza?

    Nein. Ich bin im New Hope-System geboren.

    Auf der Erde bringen sich Motten durch chaotisches Flugverhalten vor ihren Fressfeinden, den Fledermäusen in Sicherheit, indem sie damit deren Sonar täuschen.

    Das ist mir bekannt, sagte Mendoza. Diese Taktik wurde schon von irdischen Kampfpiloten des 20. Jahrhunderts imitiert. Und was Motten angeht: Die scheinen sich von der Erde aus auf alle Humanen Welten verbreitet zu haben, auf denen die Umweltbedingungen ihr Überleben zulassen.

    Captain, wir bekommen eine Funk-Transmission der Gegenseite, meldete Lieutenant De La Plaza, die Kommunikationsoffizierin.

    Stellen Sie die Verbindung her, Lieutenant, befahl Kealan.

    Es ist nur eine zweidimensionale Projektion, fügte De La Plaza hinzu.

    Ich denke, unser aller Vorstellungskraft ist groß genug, um sich den Kommandanten der gegnerischen Flotte trotzdem als dreidimensionales Wesen zu denken, meinte Kealan. Wir können schließlich nicht überall den gehobenen Kommunikationsstandard des Imperiums voraussetzen.

    Auf einem der Bildschirme, die es neben den Emittern für dreidimensionale Projektionen ebenfalls auf der Brücke der STERNENKRIEGER ADMIRAL RAIMONDO gab, erschien nun zunächst das Symbol des Imperiums der Humanität und das Zeichen des MASTERMINDS. Ein Zeichen, das auf allen Humanen Welten Ehrfurcht gebot. Und jenseits davon vor allem Furcht. Denn für die anderen Völker der Galaxis war der Begriff Mensch etwas, das an dunkle Zeiten und militärische Expansion erinnerte.

    Und an Unterdrückung.

    Vor allem Letzteres.

    Aber Kealan Sunfrost war weit davon entfernt, sich diese Sichtweise zu eigen zu machen.

    Ganz im Gegenteil.

    Er war ein vollkommen loyaler Anhänger dieses einzigartigen Sternenreichs. 

    Das Rascheln des Universums

    von Alfred Bekker

    ––––––––

    Weit entfernt von der Erde, im Einflussbereich der Allianz Kalimpan...

    Ein unruhiges Zittern erfasste Hgrreks grazilen Körper. Es war eine Reaktion der Nerven, die höchste emotionale Erregung signalisierte. Allzu lange hatte Hgrrek Fassung bewahren und den wahren Zustand seiner Seele verschleiern müssen.

    Er war schließlich der Erste der Chgorr.

    Der oberste Repräsentant eines der Völker, die sich in der Allianz Kalimpan zusammengeschlossen hatten. Die Chgorr glichen etwa ein Meter sechzig hohen Schmetterlingen von ausgesprochen filigraner, zartgliedriger Gestalt. Trotz der Tatsache, dass sie auf Angehörige anderer Spezies sehr zerbrechlich wirkten, wussten sie sich durchaus ihrer Haut zu wehren und verfügten über eine Flotte von bewaffneten Raumschiffen. Einen mehrere Dutzend Lichtjahre durchmessenden Raumsektor um die Heimatwelt Lasraf herum hatten sie unter ihrer Kontrolle. Stützpunkte und Kolonien befanden sich auf einer ganzen Reihe von Planeten.

    Aber das Volk der Chgorr stand jetzt an einem Wendepunkt in seiner Entwicklung. Genau wie die gesamte Allianz Kalimpan.

    Die Krise stand unmittelbar bevor.

    Hgrrek spürte es mit jeder Faser seines zerbrechlich wirkenden Körpers. Auch wenn viele in seinem Volk sich vor dieser Erkenntnis noch drückten -—es half nichts, die Augen vor dem Unvermeidlichen zu verschließen.

    Hgrrek stieß ein paar Töne im Hochfrequenz-Bereich aus, die nicht einmal das feine Gehör eines Chgorr noch wahrzunehmen vermochte. Allerdings hatten diese unhörbaren Laute eine beruhigende Wirkung auf die Psyche. Sie waren Teil eines Rituals der Hgalrrah-Meditationsschule. Es war üblich, dass die geistige und politische Elite von Lasraf bei Hgalrrah-Lehrern die Kunst der Selbstbeherrschung gelernt hatte. Mit Hilfe bestimmter Übungen und Rituale sollte unter höchster psychischer oder physischer Belastung ein Zustand des Gleichgewichts erreicht werden. Ein Nebeneffekt war die weitgehende Beherrschung äußerlich sichtbarer Anzeichen emotionaler Regungen. Die Veränderungen der Flügelfärbung gehörten dazu.

    Hgrrek trat auf die von innen durchsichtige Wand seiner Residenz zu. Seine langen, sehr dünnen Bein-Extremitäten verliehen ihm dabei ein erstaunliches Maß an Stabilität.

    Die Residenz des Ersten der Chgorr lag hoch über As-Lasraf.

    Perle von Lasraf - so lautete die Übersetzung dieses Namens.

    As-Lasraf war die größte und bedeutendste Stadt auf der Heimatwelt der Chgorr. Die kokonartigen Gebäude waren nahezu perfekt an die natürliche Umgebung angepasst. Der einzige Kontinent Lasrafs war zum Großteil mit dichtem Dschungel bedeckt. Die Luftfeuchtigkeit war enorm. Der hohe Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre sorgte für einen beträchtlichen Treibhauseffekt. Die Vegetation neigte unter diesen Bedingungen zu Riesenwuchs. Bäume von bis zu dreihundert Metern Höhe waren durchaus keine Seltenheit. Die kokonartigen Gebäude der Chgorr hingen wie reife Früchte von den gewaltigen Ästen dieser aus extrem hartem Holz bestehenden Bäume, von denen manche bis zu zwanzigtausend Planetenumläufe alt werden konnten.

    Lasrafs Sonne leuchtete wie ein verwaschener Lichtfleck durch die Wolken hindurch.

    Ka-La-Lasraf wurde sie in der Sprache der Chgorr genannt. Das große Licht von Lasraf.

    Im Gegensatz dazu gab es in der Nacht die kleinen Lichter von Lasraf. So bezeichneten die Chgorr sowohl die drei bei Nacht sichtbaren Monde ihres Heimatplaneten, als auch den Nachbarplaneten Tasaragh, der von Lasraf aus wie eine gewaltige tiefblau leuchtende Scheibe wirkte.

    Außer den Nachtmonden besaß Lasraf auch noch drei Trabanten, die vom Tageslicht überstrahlt wurden und daher unsichtbar waren.

    Sämtliche Planeten und Monde des Heimatsystems der Chgorr wurden durch röhrenartige Konstrukte miteinander verbunden. Die sechs Monde umliefen Lasraf deshalb in geostationären Bahnen, die die Chgorr vor langer Zeit mit großem technischem Aufwand synchronisiert hatten.

    Die Umlaufgeschwindigkeit der anderen Planeten des Systems war ebenfalls mit Lasrafs Umlauf um seine Sonne synchronisiert.

    Gemeinsam umkreisten sie Ka-la-Lasraf, ihr Zentralgestirn.

    Die Verbindungen zu den Trabanten und Nachbarwelten waren nicht fest verankert. Die röhrenartigen, aus einem überraschend dünnen, karbonartigen Material bestehenden Bauwerke waren durch ein Energiefeld mit der Planetenoberfläche verbunden. Durch Eigenrotation wanderten sie und erschienen Tag für Tag zur gleichen Uhrzeit wieder exakt am selben Ort. Durch diese Verbindungen verkehrte eine Art interplanetarer Rohrpost. Es gab Fracht- und Personenkabinen die unablässig zwischen den einzelnen Welten hin und her pendelten.

    Yrgadh nannten die Chgorr diesen Weltenverbund.

    Ein Begriff, den bisher niemand wirklich zufriedenstellend in eine der anderen Allianz-Sprachen hatte übersetzen können.

    Er bedeutete gleichermaßen so etwas wie System, Verbund, aber auch Heimat oder vertrauter Kokon.

    Hgrrek ließ den Blick über die Stadt schweifen. Seine Residenz hing am höchsten Ast eines besonders großen Urwaldriesen. Gut sechshundert Meter ragte dieser fast hundert Meter durchmessende Stamm empor und war damit selbst für lasrafische Verhältnisse von außergewöhnlicher Größe. Nirgends in As-Lasraf gab es einen Punkt, von dem aus man eine bessere Sicht über die gesamte Stadt gehabt hätte.

    Ein Rascheln erfüllte die Luft.

    Sensoren übertrugen dieses Geräusch ins Innere der Residenz.

    Der Erste der Chgorr wollte es so.

    Es beruhigte ihn zusätzlich. Ist es nicht paradox?, überlegte er. Einerseits möchte ich allein sein, um durch die Rituale der Hgalrrah-Meditation neue Kraft für die vor mir liegenden Aufgaben und Prüfungen zu schöpfen—andererseits hole ich mir per Sensorschaltung DAS RASCHELN in meine Einsamkeit.

    DAS RASCHELN wurde einerseits durch die Blätter verursacht, die der leichte Wind aus Nordwest bewegte. Andererseits gab es Hunderttausende von Chgorr-Flügeln, die diesem Rascheln eine spezielle Note hinzufügten. Es wimmelte nur so von schmetterlingshaften Chgorr, die von einem Gebäude zum anderen flogen.

    DAS RASCHELN war für einen Chgorr nicht einfach irgendein Geräusch. Schon gar nicht für Anhänger der Hgalrrah-Meditationsschule. DAS RASCHELN hatte eine spirituelle Bedeutung. Es versicherte einen Chgorr der Anwesenheit seiner Artgenossen und vermittelte dadurch ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Chgorr, die auf einsamen Stützpunkten, draußen im All ihren Dienst tun mussten und nur Kontakt zu einer Handvoll Crewmitglieder hatten, ließen sich dieses RASCHELN per Hyperfunk übertragen. Tonträgeraufzeichnungen kamen dafür nicht in Frage. Um das richtige Gefühl zu erzeugen, musste DAS RASCHELN live aus einer der Städte auf Lasraf übertragen werden. Notfalls taten es auch Sendungen von anderen Welten, die zum Weltenverbund des Yrgadh gehörten.

    Hgrrek blickte nach Westen.

    Ein Gebilde, das zunächst wie ein gewaltiger Strich aussah, den jemand in den Himmel hineingemalt hatte, näherte sich und wurde rasch größer.

    Die Verbindung nach Tasaragh, erkannte Hgrrek sofort. Pünktlich wie stets. Das Energiefeld, das die interplanetare Röhrenverbindung an die Oberfläche Lasrafs band, ließ die Vegetation am Boden vollkommen unbeschadet. Es strich über die Oberfläche wie ein heftiger Wind. In den Wanderschneisen der interplanetaren Fahrstühle befanden sich selbstverständlich keine Siedlungen.

    Hgrrek beobachtete, wie der Fahrstuhl nach Tasaragh sich immer weiter näherte.

    In der Umgebung stiegen mit Antigravaggregaten ausgestattete Gleiterkabinen empor und verschwanden nach und nach in der Öffnung des Fahrstuhls. Aus derselben Öffnung kamen im Gegenzug Dutzende von Kabinen ins Freie und landeten nach kurzem Flug in der Umgebung.

    Wir sind ein Teil der Natur geblieben trotz all des technischen Fortschritts, den wir erreicht haben!, ging es Hgrrek durch den vergleichsweise winzigen Kopf, der auch keineswegs seine gesamte Gehirnmasse beherbergte. Aber nun steht unsere Zivilisation am Scheideweg...

    Die Chgorr hatten sich der Allianz Kalimpan angeschlossen, um Schutz vor den aggressiven Menschen zu bekommen, jenen vollkommen rücksichtslosen Eroberern, die sich ein Planetensystem nach dem anderen einverleibten. Ihre Eroberungsgier schien dabei keine Grenze zu kennen. Kein noch so geschickter diplomatischer Schachzug konnte sie stoppen. Außerdem waren sie die Einzigen, die bislang die Wurmloch-Transition von Raumschiffen beherrschten.

    Diese Technologie brachte sie gegenüber allen anderen bekannten organischen Lebensformen in Vorteil.

    Schließlich konnten sie auf diese Weise viel schneller als ihre Gegner Nachschub an jeden beliebigen Ort der Galaxis bringen. Und dabei waren sie nur noch bei sehr langen Stecken auf das Netz der Permanenten Wurmlöcher angewiesen, mit dem einst die Alten Götter die Galaxis überzogen hatten. Viel zu lang suchte diese Pest nun schon das Universum heim.

    Bislang war es der Allianz nicht gelungen, die Technik der Transition per künstlicher Wurmloch-Passage zu kopieren oder wenigstens eines der Menschen-Schiffe in ihre Hände zu bekommen. Lieber vernichteten sich die skrupellosen Eroberer selbst, bevor sie es zuließen, dass ihre Technik in die Hände ihrer Gegner geriet.

    Immer dreister wurden die Vorstöße der Menschen und ihres aggressiven Imperiums der Humanität. Einen Planeten nach dem anderen verleibten sich die unersättlichen zweibeinigen Eroberer ein und es schien niemanden zu geben, der willens oder in der Lage war, ihnen Einhalt zu gebieten.

    Seit einiger Zeit existierte etwa zwanzig Lichtjahre von Lasraf entfernt ein Passage-Wurmloch der Menschen, durch das bereits große Truppenverbände geschleust worden waren.

    Lange Zeit war die Gefahr durch die Menschen für die meisten Chgorr etwas Abstraktes gewesen. Ein weit entfernter Schatten, der sich nur langsam näherte und dessen Existenz sich zwischenzeitlich immer wieder aus dem Bewusstsein drängen ließ.

    Aber diese Zeiten waren vorbei.

    Die Gefahr manifestierte sich jetzt in unmittelbarer Nähe jener Zone, die die Chgorr als ihr Einflussgebiet definiert hatten. Mehrere Planetensysteme hatten die Eroberer bereits in Besitz genommen. Jegliche Proteste und diplomatische Annäherungsversuche waren ungehört verhallt. Die Menschen setzten ihre Eroberungspläne ohne den Hauch irgendeiner Rücksicht in die Tat um. Sie wussten, dass sie ihren Gegnern überlegen waren und niemanden zu fürchten brauchten.

    Es gab vereinzelt Stimmen in der Allianz, die sich für ein entschiedenes militärisches Auftreten gegenüber den Menschen aussprachen.

    Auch im Rat der Chgorr waren solche Stimmen inzwischen laut geworden.

    Aber sie waren weit davon entfernt, die Mehrheitsmeinung zu repräsentieren. Die Chgorr waren ein Volk, das Gewalt in jedweder Form zutiefst verabscheute. Die militärischen Kräfte waren  weitgehend defensiv ausgerichtet und für machtpolitische Muskelspiele nur bedingt geeignet.

    Der Rat belügt sich selbst, dachte Hgrrek und seine Fühler bewegten sich dabei leicht. Die Tatsache, dass das Imperium der Humanität der Menschen bislang lediglich Planeten besetzt hat, auf denen es keine Chgorr-Siedlungen gibt, sollte uns nicht in trügerischer Sicherheit wiegen...

    Das Interkomsystem meldete sich mit einem Summton.

    Der Erste der Chgorr ist in seiner heiligen Zeit ansprechbar, sagte Hgrrek und sprach damit eine rituelle Formel aus, die gleichzeitig das Interkom aktivierte. Heilige Zeit war die Chgorr-Bezeichnung für Zeitspannen, die nicht von Arbeit oder Schlaf erfüllt waren. Zeiten, die, nach allgemein unter den Chgorr verbreiteten Ansicht, der mentalen Regeneration und der Meditation gewidmet werden sollten. Jemanden während seiner heiligen Zeit anzusprechen oder gar mit einem dienstlichen oder geschäftlichen Anliegen zu belästigen, wurde normalerweise als Sakrileg angesehen. In der Position des ersten Chgorr konnte man das Privileg einer unantastbaren Heiligen Zeit natürlich nur eingeschränkt in Anspruch nehmen. Schließlich musste Hgrrek im Ernstfall >jederzeit> erreichbar sein. Mochte sich das auch noch so sehr mit den Traditionen sämtlicher Chgorr-Meditationsschulen beißen.

    Aber diesen Besucher hatte Hgrrek erwartet.

    Hier spricht Shatragh, dein Meister, der dir den Weg in die Harmonie deiner Heiligen Zeit zeigen wird, kam die ebenfalls formelhafte Erwiderung über den Interkomlautsprecher.

    Tritt ein, Meister Shatragh!, forderte Hgrrek sein Gegenüber auf.

    Eine Schiebetür öffnete sich. Dahinter lag ein röhrenartiger Gang.

    Ein Chgorr schwebte herein. Er trug das traditionelle Purpur-Gewand der Hgalrrah-Meditationsschule. Er war gekommen, um mit Hgrrek einige der Meditationsübungen der Hgalrrah-Schule durchzuführen.

    Die Flügelmembrane des Meisters hatte ein verwaschenes Muster aus ineinanderlaufenden Pastelltönen angenommen. Das äußere Zeichen innerer Harmonie und Ausgeglichenheit.

    Und Kontrolle, überlegte Hgrrek. Denn um die Kontrolle seiner selbst ging es letztlich in den Lehren sämtlicher Chgorr-Meditationsschulen. Das Ziel war die absolute Selbstbeherrschung in Harmonie mit der Umgebung. Die nahezu perfekt ihrer Umwelt angepassten Siedlungen und Städte der Chgorr waren wie ein Spiegelbild dieses Ideals.

    Meister Shatragh ließ sich auf dem Boden nieder. Die aus hauchdünner Membran bestehenden Flügel stellten ihre Bewegungen ein und wurden leicht nach hinten geklappt. Das untere Extremitätenpaar wirkte zerbrechlich, obwohl es das Körpergewicht zu tragen hatte. Die Bewegungen, mit denen Meister Shatragh sich auf seinen Gastgeber zu bewegte, waren federnd.

    Der Purpurgekleidete neigte Kopf und Fühler.

    Sei gegrüßt, Erster unter den Chgorr.

    Ich grüße dich ebenfalls, Meister Shatragh.

    Du hast nach mir gerufen.

    Ich nehme an, du kennst den Grund dafür.

    Gewiss. Du wirst in nächster Zeit viel Kraft brauchen, Erster der Chgorr.

    Hgrrek bewegte bestätigend die Fühler. Unser Rat findet es wichtiger, über die Frage zu debattieren, ob das volle Bürgerrecht nicht bereits im Raupenstadium verliehen werden muss!

    Die Frage der Raupenemanzipation ist ein alter Streitpunkt, erwiderte Meister Shatragh.

    Angesichts der Gefahr, in er sich unser Volk befindet, ist es geradezu lächerlich. Es gibt zu viele, die ihre Fühler ins Moos stecken...

    Hgrrek führte Meister Shatragh zu einer Sitzmatte, wie sie bei den Chgorr üblich war.

    Dort ließen sich beide nieder.

    Die heilige Zeit ist ein kostbares Gut, Erster unter den Chgorr.

    Du sagst es!

    Verschwende sie nicht mit Gedanken an die Politik, so drängend dir die damit zusammenhängenden Probleme auch erscheinen mögen.

    Ich werde es versuchen, versprach Hgrrek.

    Du wirst die innere Kraft brauchen, um jene Prüfungen zu bestehen, denen du entgegen siehst.

    Ich weiß.

    Die nächsten Ratsversammlungen zählte Hgrrek ebenso zu diesen Prüfungen, wie seine nächste Reise nach Larsyrc, die Zentralwelt der Allianz Kalimpan. Sobald sich die Krise zuspitzte, würde man ihn dorthin rufen.

    Hgrrek versuchte die Gedanken von allem Ballast zu befreien.

    Aber es wollte ihm nicht gelingen.

    Wertvolle heilige Zeit verrann.

    Dann ertönte erneut der Summton des Interkom.

    Das Signal hatte diesmal eine andere Tonhöhe, was dem Ersten der Chgorr sofort deutlich machte, dass es sich um eine Alarmmeldung der Prioritätsstufe eins handelte.

    Eine Projektion wurde automatisch aktiviert.

    Das drei-dimensionale holografische Abbild eines Chgorr in Raumflottenuniform erschien mitten im Raum. Deutlich trug er das Abzeichen der Allianz Kalimpan.

    Hier spricht Kommandant Trarigh.

    Hgrrek wandte den Kopf in Richtung der Projektion.

    Was ist los, Kommandant?, fragte er ihn, um gleich zur Sache zu kommen. Es musste etwas Außergewöhnliches geschehen sein. Andernfalls wäre er niemals während seiner heiligen Zeit mit dieser holografischen Botschaft belästigt worden.

    Die Menschen haben das Marala-System angegriffen! Der Kontakt zu unserem Stützpunkt ist abgebrochen.

    Die Fühler des ersten Chgorr erstarrten für einen Moment. Der Rot-Ton seiner Flügelmembran wurde deutlich dunkler.

    Irgendwann musste das ja kommen!, stieß Hgrrek hervor.

    *

    Kontaktversuch mit dem Hauptquartier gescheitert!, meldete Suarrgh, der Kommunikationsoffizier des Chgorr-Stützpunkts auf Pa-Marala, dem vierten Planeten des Marala-Systems.

    Die Flügelmembran des Stützpunktkommandanten war dunkelrot. Leroghor starrte auf die Projektionen, die den Angriff der Menschen zeigten. Über ihre nahegelegene Wurmloch-Basis konnten sie jede beliebige Menge an Nachschub herbeischaffen. Ihre Raumschiffe schwebten über allen wichtigen Städten der reptiloiden aber warmblütigen Ureinwohner des Planeten.

    Die Chgorr bezeichneten sie aufgrund ihrer schuppigen Haut als Jarash - die Gepanzerten.

    Die Jarash lebten in oft untereinander verfeindeten Staatsverbänden und waren gerade dabei, zu erkennen, dass Pa-Marala keine Scheibe, sondern eine Kugel war. Erste Feuerwaffen waren entwickelt worden, mit denen die Anhänger des Sonnengottes ihren Glauben zu verbreiten suchten.

    Den Invasoren konnten sie natürlich keinerlei nennenswerten Widerstand entgegensetzen.

    Die Begegnung mit den Menschen musste ein kulturhistorischer Schock für die Reptiloiden sein. An die Möglichkeit, dass es Leben auf fernen Sternen gab, hatte auf Pa-Marala noch nie jemand gedacht. Für die Jarash waren die Sterne nichts anderes als Lichter, die der Sonnengott erschaffen hatte, um auf Pa-Marala die Nacht zu erhellen.

    Der Chgorr-Stützpunkt, den es seit etwa 50 Lasraf-Jahren auf Pa-Marala gab, war stets getarnt gewesen. Die intelligenten Ureinwohner des Planeten ahnten nichts davon, dass eine andere Spezies einen Beobachtungsposten auf dieser Welt unterhielt. Die Chgorr folgten einer Doktrin, die für alle Angehörige der Allianz Kalimpan galt. Danach konnten von intelligenten Spezies besiedelte Welten nicht einfach besetzt und kolonisiert werden. Vielmehr wurde jeder Spezies ein Recht auf eigenständige Evolution zugesprochen. Dieses Recht zog natürlich weitreichende Einschränkungen im Handel und im Technologietransfer nach sich.

    Einschränkungen, die so weit gehen konnten, dass in Einzelfällen sogar jedwede Kontaktaufnahme unterbleiben musste, da sie einen zu starken Eingriff in die kulturelle Revolution des jeweiligen Planeten darstellte.

    Die Menschen waren in dieser Hinsicht weit weniger rücksichtsvoll.

    Stützpunktkommandant Leroghor ließ sich auf der Sitzmatte des Kommandanten nieder. Noch immer betrachtete er schweigend die verschiedenen Projektionen. Hunderte von Beobachtungssonden sandten diese Aufnahmen zum Stützpunkt, sodass sich für dessen Besatzung ein ziemlich genaues Bild der planetaren Lage ergab.

    Es wird nicht einmal Stunden dauern, bis die Menschen Pa-Marala unter ihre Kontrolle gebracht haben!, stellte Leroghors Stellvertreter Quossrrgh fest.

    Kommandant Leroghor konnte dem nicht widersprechen.

    Der Stützpunkt lag zwar in einer entlegenen Gegend, weit ab der großen Jarash-Metropolen. Aber es war dennoch nur eine Frage der Zeit, wann die Menschen den Stützpunkt entdeckten. Da half auch die relativ ausgefeilte Tarn- Technik der schmetterlingshaften Chgorr auf die Dauer nicht weiter. Den Menschen standen Mittel und Wege zur Verfügung, die Tarnung der Station zu überwinden. Schließlich gab es genügend verräterische Emissionen.

    Zur Station gehörte ein unterirdischer Hangar mit zwei kleinen zylinderförmigen Raumschiffen.

    Aber um diese zu starten, war es jetzt zu spät.

    Ein im Orbit befindliches Beobachtungsschiff der Chgorr war von den Invasoren ohne Vorwarnung abgeschossen worden.

    Dasselbe galt für den Satelliten, über den normalerweise die Kommunikation mit Lasraf abgewickelt wurde. Es war anzunehmen, dass den im Stationshangar befindlichen Raumern dasselbe Schicksal drohte, sobald sie den Tarnschirm verlassen hatten.

    In Kürze werden die Invasoren damit beginnen, intensiv nach uns zu suchen, vermutete Quossrrgh. Was werden wir dann tun, Kommandant?

    Uns so gut wie möglich verteidigen, erwiderte Kommandant Leroghor. Ansonsten müssen wir auf Hilfe von außen hoffen.

    Eine Art Geleitschutz für die beiden Raumer im Hangar?

    Ja, stimmte Leroghor zu.

    Quossrrgh blieb skeptisch. Er ließ sich auf der Sitzmatte des stellvertretenden Kommandanten nieder. Auf der Matte gab es ein Sensorfeld. Quossrrgh berührte es und aktivierte damit eine holografische Konsole.

    Der Blick von Kommandant Leroghor war hingegen auf eine der Drei-D-Projektonen gerichtet. Die Bilder wiederholten sich. Menschen-Schiffe schwebten über den Städten der Reptiloiden. Unter den Jarash breitete sich Panik aus. Die Meisten von ihnen glaubten, dass sie sich den Zorn des Sonnengottes zugezogen hatten, der nun seine furchtbaren Heerscharen aussandte, um die Ungehorsamen zu strafen.

    Kampfgleiter wurden ausgeschleust.

    Sie trafen auf keinerlei ernstzunehmenden Widerstand, landeten an strategisch wichtigen Plätzen und schleusten Truppen aus.

    Die Übertragungen der Chgorr-Sonden zeigten, wie schwer bewaffnete Raumsoldaten des Imperiums der Humanität ausschwärmten. Sie trugen Strahlwaffen im Anschlag.

    Sofern vereinzelte Jarash es wagten, mit ihren primitiven Waffen Widerstand zu leisten, wurde rücksichtslos von der Waffe Gebrauch gemacht. Hier und da blitzten Strahlschüsse auf. Mit Schwertern, Äxten und Armbrüsten versuchten an mehreren Orten Jarash-Kämpfer sich gegen die Invasoren zu wehren. Aber die Widerständler hatten nicht den Hauch einer Chance. Das Blasterfeuer der Menschen brannte sie zu Asche nieder.

    Der Großteil der Bevölkerung wird sich sehr schnell in sein Schicksal ergeben, vermutete Quossrrgh.

    Leroghor bog seine Flügelmembrane etwas nach hinten. Eine Körperhaltung, die Anspannung und Konzentration signalisierte.

    Seine Augen wirkten starr.

    Plötzlich wandte er sich an den Kommunikationsoffizier.

    Ich möchte die letzte Videosequenz wiederholt haben!

    Jawohl, Kommandant.

    Die Sequenz, die eine der Chgorr-Sonden in der Jarash-Stadt Rroshrrar aufgezeichnet hatte, zeigte wie die Menschen-Soldaten damit begannen scheinbar willkürlich Gefangene unter der Bevölkerung zu machen.

    Die Reptiloiden wurden aus ihren Häusern geholt, mit Handschellen gefesselt und in große Mannschaftsgleiter verschleppt, die in der Nähe gelandet waren.

    Ich frage mich, was da vor sich geht, sagte Kommandant Leroghor.

    Der Rot-Ton seiner Flügel war etwas heller geworden und ging hier und da bereits in verwaschene Pastellfarben über. Ein Zeichen dafür, dass er das erste, unmittelbare Entsetzen über die Invasion der Menschen einigermaßen verwunden hatte.

    Mir scheint, wir sollten uns im Augenblick lieber Sorgen um unser eigenes Schicksal machen, erwiderte sein Stellvertreter Quossrrgh in einem Frequenzbereich der selbst für die Ohren von Chgorr als schrill empfunden wurde. Ich schlage zum Beispiel vor, sämtliche Systeme auf Minimalniveau zu fahren, um verräterische elektromagnetische Emissionen so weit wie möglich zu vermeiden. Außerdem sollten wir im Augenblick den Kontakt zu sämtlichen Sonden abbrechen.

    Einen Augenblick!, schritt Kommandant Leroghor ein.

    Die Impulse, die von den Sonden ausgehen sind zwar stark gedämpft, könnten aber die Menschen trotzdem auf uns aufmerksam machen. Beim strahlenden Licht von Ka-la-Lasraf! Die Menschen werden uns keinen freien Abzug gewähren!

    Leroghor wusste, dass Quossrrgh mit seiner letzten Bemerkung Recht hatte. Jegliche diplomatischen Bemühungen in Bezug auf die Eroberer waren gescheitert. Die Menschen folgten einfach ihrem Eroberungsplan und ließen sich dabei von niemandem von ihren Zielen abbringen.

    Leroghor erhob sich von seiner Sitzmatte. Er bewegte sich auf Kommunikationsoffizier Suarrgh zu, dessen oberste Extremitäten über ein Terminal glitten. Es gibt ähnliche Szenen aus anderen Jarash-Städten, erklärte er. Mehrere Projektionsfelder erschienen und zeigten Bilder aus unterschiedlichen Ortschaften.

    Ich will wissen, was da vor sich geht, meinte Leroghor mehr zu sich selbst als an seine Crew gerichtet.

    Ein sehr hochgewachsener und mit besonders langen Extremitäten und Fühlern ausgestatteter Chgorr, der bislang geschwiegen hatte, mischte sich nun in das Gespräch ein. Es scheint immer nach demselben Muster abzulaufen, stellte er fest. Die Jarash werden aus ihren Häusern geholt, in die Menschen-Gleiter gebracht und wenig später wieder auf freien Fuß gesetzt.

    Kommandant Leroghor wandte sich an den Langbeinigen, der als exzellenter Experte über die Jarash-Kultur galt.

    Könnte es sich um irgendeine Art der Registrierung handeln, der die Bevölkerung unterworfen wird, Wertugh?

    Der Angesprochene wollte sich in dieser Hinsicht nicht endgültig festlegen.

    Es wäre möglich. Allerdings wundert es mich, dass sie damit so früh beginnen und nicht abwarten, bis sie den Widerstand vollständig gebrochen haben.

    Der Kommunikationsoffizier meldete sich zu Wort. Ich lasse eine Rechneranalyse durchführen.

    Auf einer der Projektionsflächen erschien ein Jarash, der gerade gefangen genommen worden war und jetzt zum offenstehenden Außenschott eines Mannschaftsgleiters geführt wurde. Auf Standbild umschalten, befahl Suarrgh dem Rechner. Die Projektion gefror. Ein Fenster bildete sich, in dem gezeigt wurde, was danach geschah. Wenige Minuten später verließ der Jarash den Mannschaftsgleiter wieder. Einer der Menschen nahm ihm die Fesseln ab. Suarrgh sorgte erneut dafür, dass ein Standbild erzeugt wurde.

    Anschließend wurde ein Abgleich durchgeführt.

    Eine Markierung blinkte auf. Sie bezeichnete eine Stelle am Nacken des Reptiloiden.

    Vergrößern, befahl Suarrgh über die Spracheingabe.

    Der markierte Bildausschnitt wurde maximal vergrößert.

    Nur bei genauem Hinsehen konnte man die Veränderung auf den Schuppen sehen.

    Sieht aus wie eine frische Narbe!, stellte Leroghor fest.

    Der Rechner teilt diese Ansicht, Kommandant, sagte Suarrgh und deutete auf ein Anzeigefenster. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der markierten Stelle um frisch vernarbtes Gewebe handelte, wurde mit 98 Prozent angegeben.

    Infrarotsicht!, befahl jetzt Kommandant Leroghor.

    Die Infrarotsicht zeigte dort, wo sich die Narbe befand eine etwa daumennagelgroße Region, deren Temperatur erheblich vom Niveau des übrigen Körpergewebes abwich.

    Ein Implantat!, vermutete Quossrrgh.

    Leroghor bewegte leicht die Fühler. Fragt sich nur, wozu es dient.

    Vermutlich wird es den Bewohnern unterworfener Welten zur besseren Lokalisierung und Überwachung eingesetzt, war Suarrghs Vermutung.

    Möglich, gestand der Kommandant zu. Andererseits erscheint mir der Aufwand bei einer technologisch derart rückständigen planetaren Bevölkerung stark übertrieben...

    Und worum handelt es sich Ihrer Meinung nach, Kommandant?, hakte Quossrrgh nach.

    Wenn ich das wüsste.

    Kommandant Leroghor kam nicht mehr dazu, weiter über diese Frage nachzudenken. Die Datenübertragung der Sonde brach ab. Die Projektion verblasste und wurde von einer entsprechenden Fehlermeldung des Zentralrechners überblendet.

    Scheint so, als wäre unsere Sonde einem Magnetfeld zum Opfer gefallen, meldete der Kommunikationsoffizier.

    Ich nehme nicht an, dass dieses Magnetfeld natürlichen Ursprungs war, vermutete Leroghor.

    Suarrgh wandte sich seiner Konsole zu und blickte angestrengt auf die Displays. Ich denke, es war ein gezielter Angriff auf unsere Sonden. Etwa neunzig Prozent von ihnen sind ausgefallen.

    Jetzt wird es ernst, erklärte Quossrrgh.

    Die Verbindung zu sämtlichen noch intakten Sonden abbrechen und Energieniveau der Station auf Minimum herunterfahren, befahl Leroghor. Wir spielen jetzt tote Raupe.

    Quossrrgh unterdrückte ein Zittern seiner Fühler.

    Wenn es dazu mal nicht längst zu spät ist, Kommandant.

    *

    Schlaf im eigentlichen Sinn kannte der Metabolismus eines Chgorr nicht. Vielmehr verbrachte ein Chgorr auf dem Höhepunkt seiner täglichen heiligen Zeit ein bis zwei Stunden in einem tranceartigen Zustand, der dafür sorgte, dass sich der Geist regenerieren konnte.

    Ein schrillendes Alarmsignal weckte Kommandant Leroghor aus dieser Trance. Ein schmerzhaftes Erwachen. Er fühlte sich benommen und schwindelig. Einige Augenblicke lang drehte sich alles vor seinen Augen.

    Eine Erschütterung erfasste die Station.

    Offenbar war es den Menschen gelungen, den Beobachtungsposten der Chgorr ausfindig zu machen und die Tarnung zu neutralisieren.

    Jetzt begann der Angriff.

    Leroghor erhob sich von seiner Matte, schwankte dann, als erneut eine Erschütterung das gesamte Gebäude zittern ließ.

    Leroghor schwebte zur Tür. Sie glitt lautlos zur Seite. Auf den Korridoren der Station herrschte Chaos. Über Interkom waren die Anweisungen des stellvertretenden Kommandanten Quossrrgh zu hören, der während Leroghors heiliger Zeit die Befehlsgewalt innehatte.

    Offenbar hatte Quossrrgh eine Evakuierung der oberirdischen Bereiche angeordnet.

    Etwa ein Drittel des Stützpunktes befand sich unter der Oberfläche Pa-Maralas.

    Leroghors empfindlicher Geruchssinn registrierte einen beißenden Geruch. Es roch nach geschmolzenem Metallplastik.

    Der oval geformte oberirdische Teil der Station war offenbar bereits schwer durch Energiefeuer in Mitleidenschaft gezogen worden.

    Einer der diensthabenden Offiziere schwebte ihm mit dunkelrot gefärbten Flügeln entgegen.

    Schnell, Kommandant! Hier wird in Kürze alles zerstört sein!

    Leroghor versuchte ein Interkom-Aggregat zu aktivieren.

    Es war defekt.

    Leroghor schwebte dem Offizier hinterher.

    Ein Teil der Decke stürzte plötzlich in sich zusammen und begrub den Offizier unter sich.

    Leroghor bremste gerade noch rechtzeitig seinen Flug. Er schwebte zurück.

    Für den Offizier konnte er nichts mehr tun.

    Wieder durchlief ein Zittern das gesamte Gebäude. Risse durchzogen die Wände. Weitere Teile der Decke brachen herab. Staub raubte Leroghor beinahe den Atem. Die Lungen der Chgorr waren sehr fein strukturiert und an eine hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Staub konnte einen Chgorr schnell in akute Lebensgefahr bringen.

    Während hinter ihm alles im Chaos versank, flog Leroghor so schnell es ging den Korridor zurück. Es ging um wenige Augenblicke. Die Atmung fiel ihm bereits schwer. Eine Wolke aus grauweißem Staub folgte ihm. Schon spürte er ein leichtes Schwindelgefühl. Der Vorbote akuten Sauerstoffmangels. Wenn er das Bewusstsein verlor, war es aus.

    Detonationen grollten dumpf durch das Gebäude.

    Leroghor erreichte einen Schacht, der hinunter in den unterirdischen Teil des Stützpunktes führte.

    Der Kommandant schwebte hinab. Mehr als zwanzig Meter sank er in die Tiefe. Das Summen seiner vibrierenden Flügelmembranen verlor sich in den Explosionsgeräuschen.

    Leroghor erreichte schließlich den Fuß des Schachtes und passierte ein Schott, das sich selbsttätig öffnete und hinter ihm wieder schloss.

    Offenbar befand er sich nun in einem Teil des Stützpunktes, in dem die internen Systeme noch einigermaßen funktionierten.

    Leroghor passierte ein weiteres Schott und gelangte in den Kontrollraum für die Raumschiff- und Gleiter-Hangars.

    Suarrgh und Quossrrgh befanden sich dort zusammen mit einem halben Dutzend weiteren Besatzungsmitglieder der Pa-Marala-Station. Einer der Chgorr war schwer verletzt. Zwei andere kümmerten sich um ihn und leisteten erste Hilfe.

    Schön, dass Sie es geschafft haben, Kommandant!, wurde Leroghor von Quossrrgh begrüßt.

    Schadensbericht?, fragte Leroghor.

    Zwei Drittel der Stationsbesatzung dürften tot sein. Der oberirdische Gebäudeteil ist zum Großteil zerstört. Quossrrgh deutete auf eine schematische Darstellung. Daneben waren Drei-D-Aufnahmen angreifender Menschen-Kampf-Gleiter zu sehen. Glücklicherweise funktionieren einige unserer Außensensoren noch. Sie sehen, dass sich insgesamt fünf schwere Kampfgleiter der Menschen über der Station positioniert haben und sie mit konzentriertem Blasterfeuer unter Beschuss nehmen. Da wird nichts weiter als ein großer Aschehaufen übrig bleiben.

    Was ist mit den Raumschiffen?

    Einige von uns sind gerade dabei, die beiden Einheiten startklar zu machen. Quossrrgh deutete erneut auf die schematische Darstellung der Station. Normalerweise war es in der Chgorr-Architektur unüblich, unterirdisch zu bauen. Dass sich ein Teil der Station unter der Planetenoberfläche befand, war aus Sicherheitsgründen geschehen. Aus den unterirdischen Hangars führten lange Tunnel in einer Entfernung von mehreren Chgorr-Meilen an die Oberfläche. Sie hatten die Aufgabe, eine Flucht im Fall eines Angriffs auf die Station selbst zu ermöglichen. Schließlich hatte der Stützpunkt auf Pa-Marala neben der Erfoschung der Jarash auch strategischen Zwecken gedient.

    Wir müssen sehen, dass wir schnell hier herauskommen!, war Quossrrghs Ansicht. Es wird zwar schwierig sein, das Marala-System zu verlassen, aber ich fürchte, es bleibt uns keine andere Wahl.

    Ist ein Notsignal gesendet?, erkundigte sich Leroghor.

    Ja. Auch auf einer verschlüsselten Geheimdienst-Frequenz.

    Über Interkom meldete sich ein Chgorr-Offizier.

    Hier Pilot Garard. Beide Raumschiffe startklar.

    Wir sind unterwegs, erklärte Quossrrgh. Unser Kommandant hat übrigens wider Erwarten überlebt und ist soeben zu uns gestoßen.

    "Der großen Ur-Raupe sei dank! Wenigstens eine gute Nachricht!"

    Leroghor blickte nachdenklich auf die Anzeigen der Kontroll-Displays. Gibt es da oben wirklich keine Überlebenden?, fragte er.

    Wenn doch, dann können wir ihnen nicht helfen, Kommandant, drang Quossrrghs Stimme in sein Bewusstsein.

    Leroghor wusste nur zu gut, dass sein Stellvertreter Recht hatte.

    Dennoch fiel es Leroghor schwer, einen Großteil der Chgorr, für die er Verantwortung getragen hatte, einfach abzuschreiben. Leroghor versuchte, mit Hilfe einer Hgalrrah-Technik, seine Atmung zu kontrollieren und damit auch seine Psyche zu stabilisieren. Inneres und Äußeres sind einander Spiegelbild und beeinflussen sich gegenseitig, so lautete einer der Hgalrrah-Lehrsätze, die ihm dabei in den Sinn kamen.

    Die Systeme arbeiten noch einwandfrei. Und soweit es möglich war, haben wir alles nach Lebenszeichen von Chgorr gescannt, aber zuletzt nichts mehr gefunden.

    *

    Insgesamt gab es nur etwa zwei Dutzend Überlebende unter der Stützpunktbesatzung. Sie verteilten sich an Bord der beiden zylinderförmigen Raumschiffe der Tasaragh-Klasse, von denen jedes normalerweise eine Besatzung von bis zu sechzig Chgorr beherbergen konnte.

    Quossrrgh hatte sich jedoch für einen Fluchtversuch mit beiden Raumern ausgesprochen, um das Risiko zu vermindern.

    Quossrrgh ging an Bord der KA-LA-LASRAF, Leroghor hingegen begab sich an Bord des zweiten Raumers, der KA-LA-YRGADH.

    Beide Raumschiffe starteten kurz hintereinander, schossen zur gleichen Zeit durch den Tunnel, der zur Außenrampe führte. Normalerweise vermied man es aus Sicherheitsgründen, dass sich zwei Raumfahrzeuge gleichzeitig im Tunnel befanden. Aber jetzt spielte das keine Rolle.

    Nur Augenblicke später schossen beide Raumer in die Atmosphäre Pa-Maralas hinein. Das Außenschott des Tunnelausgangs schloss sich hinter ihnen. Nur Sekunden später wurde dieses Außenschott aus seinen Halterungen herausgesprengt und in die Höhe geschleudert. Eine Feuerzunge spuckte aus der Tunnelöffnung heraus.

    Scheint, als wären wir gerade noch rechtzeitig vor der völligen Zerstörung des Stützpunktes geflohen!, stellte Pilot Garard fest, der die Steuerkonsole der KA-LA-YRGADH bediente.

    Maximale Geschwindigkeit!, befahl Leroghor.

    Schnell gewannen die Raumer an Höhe. Die Beschleunigung war so extrem, dass trotz der Ausgleichssysteme noch ein Teil der Auswirkungen spürbar blieben. Leroghor fühlte sich, als würde er an seine Sitzmatte gedrückt. Gegen die Auswirkungen von starken G-Kräften, wie sie bei extremer Beschleunigung auftreten konnten, waren die zerbrechlichen Chgorr-Körper sehr empfindlich. Zumindest sobald sie das Falter-Stadium erreicht hatten.

    Eine Raupe müsste man jetzt sein, meinte Kommunikationsoffizier Suarrgh schleppend, was deutlich machte, welche Probleme er beim Atmen durch die Auswirkungen der G-Kräfte hatte. Seine Flügelmembran hatte fast sämtliche Farbpigmentierung verloren.

    Gravitatonsabsorber auf maximales Level schalten!, befahl Leroghor.

    Das ist längst geschehen, Kommandant! Wir werden übrigens verfolgt.

    Kampfgleiter?

    Auch. Aber die werden uns nicht lange folgen können. Ich spreche von Raumjägern der Menschen, die sich auf Abfangkurs befinden.

    Die Projektion einer schematischen Positionsdarstellung erschien.

    Die herannahenden Menschen-Jäger waren darauf als rote Punkte zu sehen.

    Schutzschilde aktivieren!, sagte Leroghor. Feind-Einheiten ins Visier nehmen!

    Jawohl.

    Eine Erschütterung erfasste das Schiff. Alarmsignale schrillten. Die Anzeigen flackerten, Projektion verblassten oder wurden von Fehlermeldungen überblendet. Die Andruckabsorber fielen offenbar vollkommen aus. Die Chgorr an Bord der KA-LA-YRGADH hatten für einige Augenblicke das Gefühl, durch zentnerschwere Lasten an den Boden gedrückt werden. Sie waren unfähig sich zu bewegen. Über die Spracheingabe versuchte Pilot Garard die KA-LA-YRGADH unter Kontrolle zu halten. Vergeblich.

    Die Kunststimme des Rechners betete einen erschütternden Schadensbericht herunter, verbunden mit allerhand Sicherheitswarnungen.

    Die KA-LA-YRGADH verlor an Höhe, begann der Oberfläche entgegenzutrudeln. Das Haupttriebwerk war ausgefallen. Der Andruck normalisierte sich wieder, sodass Garard seine Konsole bedienen konnte.

    Machen Sie dem verdammten Kokon eine Membran!, rief Leroghor. Einem Kokon eine Membran machen war eine Chgorr-Redewendung, die bedeutete, dass etwas oder jemand beschleunigt werden sollte. Andere Spezies hätten vielleicht von 'Beine machen' gesprochen.

    Leichter gesagt als getan, Kommandant!, rief Garard. Das Haupttriebwerk ist nicht mehr funktionstüchtig...

    Rekalibrieren Sie es!

    Rekalibrierung erfolglos. Ich kann nur versuchen, mit den Nebentriebwerken eine einigermaßen weiche Landung hinzubekommen.

    Erneut erfasste eine Erschütterung die KA-LA-YRGADH.

    Kommunikationsoffizier Suarrgh wurde von seiner Konsole weggeschleudert. Leroghor konnte sich nur mit Mühe halten.

    Erneuter Treffer?, fragte der Kommandant.

    Nein. Auswirkungen einer Druckwelle, erklärte Garard.

    Druckwelle?, echote der Kommandant. Mit den Augen suchte er die Anzeigen und Displays ab. Die meisten Systeme waren ausgefallen.

    Es war die KA-LA-Lasraf, erklärte der Pilot mit Blick auf die Ortungsanzeige, die zumindest teilweise funktionierte. Sie ist explodiert.

    *

    Die KA-LA-YRGADH schrammte über die Baumwipfel eines ausgedehnten Waldgebietes im Westen des Nordkontinents von Pa-Marala. Die Bäume bremsten den Flug etwas ab. Garard blickte hochkonzentriert auf die Positionsanzeigen seiner Konsole. Da nur ein Teil der Systeme einwandfrei arbeitete, fehlten ihm zum Teil wichtige Daten zur Landung. Er hatte auf manuellen Flug geschaltet, da er sich auf das Rechnersystem nicht mehr ausreichend verlassen konnte.

    Nur die eigentlich zur Steuerung im Unterlichtflug gedachten Nebentriebwerke standen dem Piloten für sein Landemanöver zur Verfügung.

    Bei den Chgorr war die Unterweisung in einer der Meditationsschulen für Piloten obligatorisch.

    Garards Flügelmembran hatte einen blassen Pastellton angenommen. Er war also in einem Zustand psychischer Stabilität.

    Die Flugbahn des Chgorr-Raumers senkte sich.

    Die KA-LA-YRGADH setzte auf dem Boden auf und verlor dabei ein Teil des ohnehin beschädigten Hecks. Das Raumschiff rutschte über den Boden, mähte Dutzende von Bäumen nieder und grub sich einen halben Meter tief in den weichen Waldboden, ehe es schließlich liegen blieb.

    Die Insassen waren durcheinandergewirbelt worden. Ein Besatzungsmitglied war sogar verletzt und hatte sich einen schmerzhaften Fühlerbruch zugezogen.

    Kleinere Blessuren bis zu einem leichten Flügelmembranriss hatten auch andere Besatzungsmitglieder erlitten.

    Aber sie waren alle noch flugfähig.

    Wir müssen weg hier!, bestimmte Kommandant Leroghor. Unsere Verfolger werden das Gebiet weiträumig absuchen...

    In aller Eile wurden Handfeuerwaffen und eine Notausrüstung verteilt. Darunter auch Nährstoffkonzentrate und Tabletten, die den im Vergleich zu Lasraf geringeren Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre von Pa-Marala ausgleichen sollten.

    Keines der Außenschotts war noch passierbar. Die Besatzung verließ über den Hüllenbruch im Heck die KA-LA-YRGADH. Einer nach dem anderen schwebten sie hinaus in die feuchtheiße Dschungelluft. Abgesehen von der Tatsache, dass es hier weniger Kohlendioxid in der Atmosphäre gab und keinen Baum, der größer als dreißig Meter emporwuchs, erinnerten die Umweltbedingungen stark an die von Lasraf.

    Die ein Dutzend Überlebenden des Chgorr-Stützpunktes schwebten zwischen den schlanken Baumstämmen daher.

    Sie waren jetzt vollkommen auf sich gestellt.

    Jagdbeute für die Menschen, die nicht zögern würden, sie zu töten.

    Im Namen der Humanität, die ihrem Imperium den Namen gab.

    Was mag es sein, was das Menschen-Imperium zu seiner grausamen Eroberungslust antreibt?, ging es Leroghor während des Flugs durch den Kopf. Warum können sie nicht auf die Kooperationsangebote der Diplomatie eingehen?

    Jegliche Versuche in dieser Hinsicht waren bislang gescheitert. Es machte den Anschein, dass die brutalen Zweibeiner mit ihrer offensichtlich ethisch vollkommen unterentwickelten Kultur, gar nicht die Absicht hatten, sich mit irgendwem zu verständigen. Es war ihnen gleichgültig, was der Rest der Galaxis von ihnen hielt. Wer sich ihnen nicht fügte, der wurde an die Wand gedrückt.

    *

    In der Nähe einer Jarash-Siedlung gingen die Chgorr zu Boden. Wie schnell die Menschen daran gingen, das Gebiet um die Abschussstelle abzusuchen, hing davon ab, für wie wichtig sie die ganze Angelegenheit hielten und ob sie überhaupt glaubten, dass den Absturz jemand überlebt hatte.

    Ich hoffe, wir haben jetzt erst einmal ein bisschen Luft, meinte Leroghor.

    Die Chgorr waren vom Flug vollkommen erschöpft. Derartige körperliche Anstrengungen war keiner von ihnen gewöhnt. Sie hatten ihren Kräften das Äußerste abverlangen müssen.

    Leroghor hatte den Befehl gegeben, sämtliche Ortungsgeräte und andere technischen Ausrüstungsgegenstände zunächst zu deaktivieren, um nicht verräterische Energie-Signaturen zu emittieren. Nur ab und zu nahmen sie eine kurze Ortung der Umgebung vor, um sich zu orientieren. In unregelmäßigen Abständen hatte der Kommandant mit Hilfe eines Impulsgebers ein codiertes Geheimsignal abgesetzt, von dem die Chgorr nur hoffen konnten, dass es das Lasraf-System erreichte.

    Das Ha'Gardy.

    Den heimatlichen, vertrauten Kokon.

    Leroghor war Realist genug um zu wissen, dass selbst dann die Chancen für eine Rettung nicht gut standen. Alles hängt vom Mut der Verantwortlichen ab, war ihm klar. Riskierten sie einen offenen Konflikt mit den Menschen oder hielten sie einfach still. In der irrigen Annahme, man könnte vielleicht doch noch zu irgendeiner Form der Verständigung gelangen.

    Es geht jetzt darum, dass wir durchhalten, stellte Leroghor an die anderen Chgorr gewandt fest. Wir müssen uns tot stellen und darauf hoffen, dass jemand kommt, um uns hier herauszuholen.

    Eine ziemlich vage Hoffnung, würde ich sagen, meinte Kommunikationsoffizier Suarrgh. Seine Fühler zitterten.

    Er braucht dringend seine heilige Zeit, erkannte Leroghor. Wir werden einen Platz zum Lagern suchen, erklärte er. Und außerdem sollten wir uns die Jarash-Siedlung hier in der Nähe mal ansehen.

    Es werden Menschen dort sein, gab Garard zu bedenken.

    Leroghor machte eine bestätigende Geste mit den Fühlern.

    Eben deshalb!, sagte er.

    Sie wollen doch nicht etwa vorschlagen, dass wir versuchen, den Menschen ein Raumschiff abzunehmen.

    Das wäre natürlich das Beste.

    Niemand garantiert uns, dass wir überhaupt im Stande wären, es zu fliegen. Davon abgesehen sind alle bisherigen Versuche, in den Besitz eines Menschen-Raumers zu gelangen, gescheitert. Die Menschen sind eher bereit, ihre eigenen Schiffe zu zerstören, als auch nur eines davon in unsere Hände fallen zu lassen.

    Das ist mir bekannt, erwiderte Leroghor. Wahrscheinlich werden wir in dieser kleinen Siedlung auch gar kein Menschen-Raumschiff finden. Aber ein funktionstüchtiger Gleiter wäre doch auch schon was... Wir könnten damit in eine entferntere Region flüchten, wo wir es vielleicht schaffen, uns auf Dauer versteckt zu halten.

    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen unter den Chgorr.

    Suarrgh war der erste, der sich zu Wort meldete.

    Auf Dauer?, echote er niedergeschlagen. Sie rechnen wohl damit, dass wir eine Weile hier bleiben müssen, was?

    Leroghors Antwort war glasklar und ehrlich.

    Ja, sagte er. Wir müssen uns darauf einstellen, länger hier zu bleiben.

    *

    Die Dämmerung brach herein. Es wurde rasch dunkel und die drei Purpur-Monde von Pa-Marala erschienen am Nachthimmel.

    Die Chgorr-Gruppe suchte sich im Schutz des Unterholzes einen Lagerplatz.

    Leroghor brach zusammen mit Garard in Richtung der nächsten Jarash-Siedlung auf. Im Schutz der Dunkelheit konnten sie hoffen, dass man sie vielleicht mit den etwa gleichgroßen aber nichtintelligenten Riesenlibellen verwechselte, die in den Wäldern des Nordkontinents von Pa-Marala zu finden waren.

    Es dauerte nicht lange, bis sie die Siedlung der Jarash erreichten. Sie befand sich auf einer gerodeten Fläche und bestand aus vergleichsweise primitiven Holzbauten.

    Ein großer Kampfgleiter der Menschen war auf dem Mittelplatz gelandet, um den die Holzbauten herum gruppiert waren. Lagerfeuer brannten. Außerdem erhellten zahlreiche Öllampen die Siedlung. Leroghor wusste, dass die Jarash aus den Früchten des auf Pa-Marala weit verbreiteten Hrazu-Baums ein brennbares Öl pressten, das unter den meisten Reptiloiden-Nationen auch als gültiges Zahlungsmittel akzeptiert wurde.

    Leroghor und Garard waren in der Nähe gelandet und hatten sich das letzte Stück zu Fuß durch das Unterholz gekämpft, um näher an die Siedlung heranzukommen. Für einen Chgorr war so ein Marsch durch dichtes, dorniges Unterholz nicht ganz ungefährlich. Es bestand immer die Gefahr eines Flügelmembran-Risses.

    Schließlich hatten die beiden einen günstigen Beobachtungspunkt gefunden.

    Menschen-Soldaten patrouillierten durch die Siedlung.

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