In Kriegsgefangenschaft: Leningrad 1947
Von Karl Pausch
()
Über dieses E-Book
Das 'Taschenbuch', wie er es selbst bezeichnete, ist eine Art Tagebuch des Jahres 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft. Darstellt werden in Bild und Text Alltagssituationen des Lagerlebens und der Zwangsarbeit. Aber auch Reflexionen über die Hintergründe und Lebensumstände des Krieges sowie die stets präsenten Gedanken an die zurückgebliebene Familie und die Situation in der Heimat sind Gegenstand der Darstellung. Gedanken, die wohl auch die heutigen Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisenregionen bewegen.
Anders als bei Briefen, Tagebüchern oder sonstigen Aufzeichnungen besteht die Besonderheit des Bändchens aber darin, dass der gesamte (Fließ-)Text in einer gezeichneten Schrift angelegt ist. In Einheit mit einer Vielzahl von Vignetten, kleineren und ganzseitigen Zeichnungen bildet das Ganze eine Art Buch-Kunstwerk.
Der Herausgeber versucht, die Zeit, von der das 'Taschenbuch' handelt, in den Rahmen eines gelebten Lebens zu stellen: Neben Erinnerungsstücken aus dem Nachlass des Autors schien es sinnvoll, Erläuterungen und eigene Erinnerungen an die Person und die damaligen Lebensumstände beizutragen.
Karl Pausch
Karl Pausch Geboren 23.1.1911 in Freising bei München, gestorben 25.8.1996 in Herford/Westf. Ab Januar 1940 Kriegsdienst zunächst in Frankreich, anschließend an der Ostfront, wo er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Karl Pausch war gelernter Schriftsetzer-Meister. Bis zum Beginn des Kriegsdienstes arbeitete er in diesem Beruf. Über das Handwerk hinaus bildete er sich im grafischen Bereich weiter (u. a. an der Leipziger Akademie für Graphische Künste und das Buchgewerbe), entwarf Bucheinschläge, Prospekte, Lesezeichen etc., in denen stets das typografische Element eine zentrale Rolle spielte. Sowohl während des Kriegsdienstes in einer Felddruckerei wie auch phasenweise und in der Freizeit während der Gefangenschaft in Russland hatte er Gelegenheit, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln, wie das hier vorgelegte 'Taschenbuch' beweist. Nach seiner Rückkehr begründete er ein eigenes Atelier und arbeitete als selbständiger Grafiker bis in die 80er Jahre. Auch dabei war Schrift stets ein sorgfältig und individuell gestaltetes Element. Berücksichtigt man, dass in dieser Generation von Grafikern bis zum Verbreitung leistungsfähiger Grafikrechner wichtige Schriftelemente stets von Hand und individuell gezeichnet wurden, so erklärt sich die handwerkliche Sicherheit bei der Schriftgestaltung.
Ähnlich wie In Kriegsgefangenschaft
Ähnliche E-Books
Der Forstmeister, der Leutnant und der Krieg: Tagebücher aus einer schlimmen Zeit: 1931 bis 1947 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchiffselektriker – Werft, Schiffe, Seeleute, Funkbuden – Jahrgang 1936: Band 14 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeldpostbriefe und Tagebücher – 1940-1945: Mit einem Vorwort von Ursula Brück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMan hat's nicht leicht, so als Student: Architekt wollte er werden Zeitgeschichte der Jahre 1948 bis 1954 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenScheinheiligenlegenden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFrontkämpfer Organisation "Stahlhelm" - Band 1: Ein (doppeltes) Kriegstagebuch - 1917/18 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWerner Perrey: Der Kieler Kasper Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlut und Elend des Krieges: Geschwisterwege 1941/45 - Tagebücher aus Pommern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVon Menschen und Medien: Meine sehr persönliche Geschichte: Wie die Schallplatte zur Playlist wurde! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls Grenzsoldat in der Mitte Deutschlands: Briefe und Erinnerungen aus den Jahren 1969/1970 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStephan: Fragment einer Leidenschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBehelfsheim 408/9: Als Barackenkind in einer nachkriegsdeutschen Kleinstadt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeldzug 1914: Kriegstagebuch des Gefreiten Reinhard Busch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBertha von Suttner und ihre Themen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeschichten, die niemand mehr hören will: Erinnerungen an eine schweizerische Kindheit im Elsass um 1940 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTagchen, Tagchen: Vom Kriegsflüchtling aus Westpreußen zum Rheinländer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErik Neutsch: Der Wahrheit ein Stück näher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner näheren Umgebung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hochstapler: Fluchten und Wandlungen des Friedrich Kronberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo war's - Ein langes Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufzeichnungen aus dem Versteck: Erlebnisse eines polnischen Juden 1939-1946 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine Lieben!: Die Briefe meines Großonkels an meinen Opa und seine Familie während seiner Dienstzeit vom September 1939 bis Dezember 1942 in der Wehrmacht. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrummet oder Letzte Mahd: Auszüge aus den Berichten über mein Leben: I: "Ach - und kein Zug zurück" und "Dicht am Grundlosen Loch" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWerth und Overhoff: Band 2 Weimarer Republik und zweiter Weltkrieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen»Schießen Sie mich nieder!«: Käte Frieß’ Aufzeichungen über KZ und Zwangsarbeit von 1941 bis 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBennos Dorf: Beendorf Saga Teil I Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWechselnde Themen / Zehn Jahre - Erinnerungen und Begebenheiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs begann 1941: Ein Antikriegsdrama nach wahren Begebenheiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreib das auf, Kisch! Ein Kriegstagebuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für In Kriegsgefangenschaft
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
In Kriegsgefangenschaft - Karl Pausch
Den Nachfolgenden
zur Erinnerung und Mahnung
Selbstportrait als Soldat (1943)
Für die Gestaltung des Einbands sind die Tusche-Zeichnung 'Ost-West' sowie das Aquarell 'Zementfabrik' aus dem Taschenbuch verwendet worden.
Vorwort
Im Zentrum der vorliegenden Schrift steht das liebevoll gestaltete 'Taschenbuch' meines Vaters aus der Kriegsgefangenschaft, das er meiner Mutter und mir zu Weihnachten 1949 als Geschenk und einziges Mitbringsel nach über 472 Jahren in russischer Gefangenschaft übergab.
Anders als viele Berichte dokumentiert es in ungewöhnlicher Weise in mehr als 100 vollkommen durchgestalteten Seiten mit Aquarellen, Signets und gezeichneten Texten die Lebenswirklichkeit in den Lagern, in denen die Gedanken der meisten Gefangenen bei schwerer Arbeit und unzureichender Ernährung unablässig um die Heimkehr und die Situation der zurück gelassenen Familie kreisten.
Ich selbst habe dieses Büchlein damals – gerade zehnjährig und in der komplexen Situation, dass da ein mir fremder Mann in unser familiäres Leben trat – nicht bewusst wahrgenommen. Auch später hat es mir meine Mutter nicht gezeigt und es wohl auch versteckt aufbewahrt. Mein Vater schrieb, er habe es nach Ihrem Tode im Juni1985 im Geheimfach eines Nähtischchen
wiedergefunden. Vielleicht habe es sie belastet, sich an diese böse Zeit zu erinnern. Aus Anlass meines Geburtstages im September 1985 wolle er es aber in unserer Familie weitergeben.
Auch bei diesem Anlass habe ich das Büchlein – intensiv mit beruflichen Dingen beschäftigt – nur oberflächlich durchgesehen und für eine spätere Aufarbeitung zu anderen Erinnerungsstücken gelegt.
Erst im Zusammenhang mit einem Besuch in Köln im Mai 2020 erinnerte Tochter Sonja daran, dass es doch dieses Tagebuch des Großvaters gebe und dass dies vielleicht auch für Enkel Max von Interesse sein könne, da jene Zeit Schulstoff sei. Nachdem wir das Büchlein herausgekramt hatten, wurde mir klar, dass ich es noch nie vollständig gelesen und mit allen Details zur Kenntnis genommen hatte.
Die nunmehr eingehendere Beschäftigung mit dem wiedergefundenen Erinnerungsstück führte mir vor Augen, dass es sich dabei um ein zeitgeschichtliches Dokument handelt, das über die reine Textinformation hinaus durch seine grafische Gestaltung besticht. Es erscheint angemessen, das Büchlein über die reine Wiedergabe des Originals mit Erinnerungen an die Person des Autors und seiner Lebensumstände anzureichern, die mir noch zur Verfügung stehen. Manche Begriffe und Denkungsweisen der damaligen Zeit bedürfen auch der Erläuterung. –
In Gesprächen und Diskussionen hat meine Vater eher wenig über die Zeit in Kriegsgefangenschaft berichtet. Ich erinnere mich aber, dass er – fast 10 Jahre aus dem normalen Leben gerissen – in den 50er Jahren lange brauchte, sich aus den kulturellen und gesellschaftspolitischen Vorstellungen der 30er Jahre zu lösen. So etwa überwand er erst spät die typischen Vorurteile gegenüber der Kunst der klassischen Moderne, die noch recht nahe an der Verunglimpfung als 'entartet' lagen. Wenngleich kein Nazi, war ihm völkisches Gedankengut (das deutsche Volk
, der Russe
, Frankreich und England als feindliche Nationen) noch selbstverständlich. So manifestiert es sich sprachlich auch in dem 'Taschenbuch'. Diese Sichtweise veränderte sich erst in den 60er und 70er Jahren mit vielen Reisen durch ganz Europa.
Köln, im November 2020 Rolf Pausch
Inhalt
Vorwort
Rolf Pausch: Einführung
Vita
Militärdienst und Krieg
Im sowjetische Lagersystem
Spätheimkehr: Erinnerungen von Rolf Pausch
Anmerkungen zum 'Taschenbuch'
Das 'Taschenbuch': Texte und Bilder
Vorwort [Weihnachten 1949]
Heimat
Dir Hedi
Neujahr 1947
Briefe aus der Heimat
Erste Frühlingsblume
Muttertag
Zum 9. Mai 1947
[Glossen:] Der Nachschlag | Das Kochrezept | Die verhängnisvolle Marke
Gemüsebau
190g Brot
Die letzte Kippe
Geburtstagsgrüße
Ziegel – Ziegel
Lieber Rolf!
Das Atelier
10 Jahre
Weihnachten 1947
Sylvester
Glossar
1943, während eines Heimaturlaubs in Wüsten
Rolf Pausch: Einführung
Die Einführung versucht, die Zeit, von der das 'Taschenbuch' handelt, in den Rahmen eines gelebten Lebens zu stellen. Neben einigen Erinnerungsstücken aus dem Nachlass meines Vaters schien es mir sinnvoll, eigene Erinnerungen an die Person und die damaligen Lebensumstände beizutragen. Die heutigen Möglichkeiten der Netzrecherche – an vorderer Stelle mit Hilfe von Wikipedia (zitiert als 'WP:' mit Lemma und Datum des Aufrufs) – erleichterten es, mit vertretbarem Aufwand Daten und Sachinformationen zu verifizieren und einzuordnen.
Selbstportrait nach einem Foto aus den 30er Jahren | Signet
Vita
Geboren 23.1.1911 in Freising bei München, gestorben 25.8.1996 in Herford/Westf. 1937 Heirat mit Hedwig Busold in Herford. Im September 1939, 14 Tage nach Kriegsbeginn, Geburt des Sohnes Rolf Pausch in Stettin. Ab Januar 1940 Kriegsdienst zunächst in Frankreich, anschließend an der Ostfront, wo er 1945 in russische Kriegsgefangenschaft geriet.
Karl Pausch war gelernter Schriftsetzer und bestand bereits als 23jähriger 1934 vor der Handwerkskammer Bielefeld die Meisterprüfung. Bis zum Beginn des Kriegsdienstes arbeitete er in diesem Beruf in verschiedenen Druckereien in Herford, Bitterfeld und Stettin. Über das Handwerk hinaus bildete er sich im grafischen Bereich weiter (u. a. an der Bielefelder Werkkunstschule, sowie an der Leipziger Akademie für Graphische Künste und das Buchgewerbe), entwarf Bucheinschläge, Prospekte, Lesezeichen etc., in denen stets das typografische Element eine zentrale Rolle spielte.
Im April 1939 hatte er eine Stellung als Betriebsleiter bei der Druckerei Reinke & Völz in Stettin angetreten – wie es im Einstellungsschreiben hieß, zur Unterstützung der beiden Inhaber
. Es bestand also wohl die Perspektive, als Geschäftsführer oder Mitinhaber in den Betrieb hineinzuwachsen. Die Familie fühlte sich in Stettin wohl