Räume machen Leute: Über Haltung im Architektenleben. Erbauliche Kolumnen
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Über dieses E-Book
Wolfgang Schneider, Architekt und ehemaliger Kammerpräsident, gewährt einen Blick hinter die Fassade seines Berufsstandes. Die Kolumnen, von Erik Liebermann illustriert, bewegen sich zwischen Dichtung und Wahrheit, schildern Subtilitäten und Absurditäten aus dem Architekten- und Kammeralltag, berichten von Höhenflügen, dem Überwinden von Grenzen, von großen und kleinen Pannen im Planungs- und Baugeschehen. Mit feiner Ironie, viel Liebe zum Beruf und stets einem Augenzwinkern zeigt er, woran es im Architektenleben niemals mangeln darf: Haltung.
Wolfgang Schneider
Davide Brocchi, Dr. phil., ist Soziologe und lebt in Köln. Er erforscht die gesellschaftliche Transformation in Theorie und Praxis, mit Fokus auf die soziale und kulturelle Dimension. Studiert hat er in Bologna und Düsseldorf, promoviert am Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim.
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Buchvorschau
Räume machen Leute - Wolfgang Schneider
WOLFGANG SCHNEIDER
Räume machen Leute
Über Haltung im Architektenleben
Erbauliche Kolumnen
Mit Illustrationen von Erik Liebermann
Diese Kolumnenreihe erschien zuerst im Zeitraum November 2018 bis Oktober 2020 im »Deutschen Architektenblatt«, Regionalausgabe Niedersachsen.
© 2020 zu Klampen Verlag · Röse 21 · 31832 Springe · zuklampen.de
Layout: Agentur Wolski Alfeld · agentur-wolski.de
Umschlaggestaltung: Melanie Beckmann · Bad Münder · design-beckmann.de
Coverzeichnung: Wolfgang Schneider · Hannover Illustrationen: Erik Liebermann · Steingaden · liebermann-cartoons.de
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2020
ISBN 978-3-86674-787-6
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.dnb.de› abrufbar.
Für Christiane
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Über Haltung im Architektenleben
Bärlauchs Lehrreise in die Provinz
Architekt Baumann und der Steuerer
Schlachtfelder des Kammergründers
Aufbruch mit Rückzug
Runder Geburtstag und ein Spiel
Rainer A. auf der Überholspur
Hoher Besuch mit Überraschung
Tom B. Sulzer und der Retrowahn
Periphere Baukunst
Flaneur auf leisen Sohlen
Notbremsung im Kloster
Alles und Nichts
Räume machen Leute
Zeitreise des Hofbaumeisters
Fortgeschrittene Vergangenheit
Flottbeck und die Avantgarde
Entwürfe vor Gericht
Die Kammer geht baden
Wege zum Olymp
Tag der Architektur
Dialogische Preziosen
Hausers Inseldomizil
Aufstieg mit Wasserschaden
Steinbachs Debüt als Architekt
Nachwort zum Frühstück
Über den Autor
Über Haltung im Architektenleben
»Die Architektur wackelt.« So lautet die Überschrift zu einem Kommentar in einer großen Tageszeitung über den Bericht des Wehrbeauftragten. Bis dahin ist mir verborgen geblieben, dass eine militärische Struktur Baukunst ist, die auch Haltungsschäden erzeugen kann. Wenn Architektur wackelt, ist sie nicht stabil gebaut. Wenn sie Bestand haben soll, muss sie über ein solides Fundament verfügen, muss Spannungen aushalten, gepflegt und wertgeschätzt werden.
Die allgegenwärtige inflationäre Verwendung des erweiterten und populären Architekturbegriffs lässt auf höhere Weihen schließen. Die Rede ist heute von Friedensarchitektur, Sicherheitsarchitektur, Rechnerarchitektur, von der Architektur der europäischen Außenpolitik, der neuen Finanzarchitektur, von der Architektur philosophischer Gedankengebäude oder gar von der Schönheit molekularer Architektur von Viren. Das alles kann Architektur sein. Wie auch Diskurse zwischen Architektur und Politik. Sie bereichern zuweilen ebenfalls gesellschaftliche Debatten, wenn es beispielsweise um die Förderung der Baukultur geht – und sie anzuregen ist die ureigene Aufgabe der Architektenkammer, deren Präsident ich in Niedersachsen viele Jahre war. Politischen Einfluss nehmen konnte ich mit dem Erfahrungsschatz als freischaffender Architekt, als Kenner der Baukultur und eben als Akteur des Berufsstandes. Aus den vielen Begegnungen und Gesprächen auf der beruflichen, gesellschaftlichen und politischen Ebene speisen sich Erlebnisse und Erkenntnisse, die ich in Form von Kolumnen verarbeitet habe.
So wie die Architektur hat auch der Beruf des Architekten viele Facetten. Diese Vielschichtigkeit macht das Wirkungsfeld mit seinen Gestaltungsmöglichkeiten so spannend und abwechslungsreich. Ich kenne die Untiefen der Baukultur ebenso wie die Widrigkeiten des Architekten- und Kammerlebens, das zuweilen kompliziert und herausfordernd ist – hin und wieder aber auch unterhaltsam. Nun ist Humor eine Alternative, den Unzulänglichkeiten des Geschehens mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Und darum geht es in diesem Band: einen Blick hinter die Fassade eines verantwortungsvollen Berufs zu werfen, der auch – in meinem speziellen Fall – Berufspolitik umfasste und dessen Alltag so ganz anders aussieht, als man ihn sich gemeinhin denkt. Die Kolumnen sind mal ernsthaft, mal abgründig, mal voll leiser Ironie. Sie bewegen sich zwischen Dichtung und Wahrheit, sind launig überzeichnet, garniert mit Subtilitäten und Absurditäten. Mit Haltung und einem Augenzwinkern wird in das Engagement und das Seelenleben der Architekten und zugleich Kammermitglieder geschaut, über das vielfältige Potenzial des Berufsstandes reflektiert.
An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Erik Liebermann danken, der mich mit seinen wunderbaren Illustrationen zwei Jahre lang auf meinen Kurzreisen durch das Architekten- und Kammerleben begleitet hat. Entspannt habe ich geschrieben, entspannend soll die Lektüre sein.
Wolfgang Schneider
Bärlauchs Lehrreise in die Provinz
Ü
berlandreisen sind bei Herrn Bärlauch mit positiven Kindheitserinnerungen verbunden. Mutter packt alles Notwendige für den Ferienaufenthalt. Ausreichend Verpflegung für die lange Fahrt, Spielzeug, Bücher, sommerliche Kleidung, Sonnenschutzmittel, Schwimmflügel. Die Bahnfahrt per Holzklasse in den ländlichen Nordwesten dauert Stunden. Links und rechts der Schienenwege blühende Weidelandschaften, gemächlich grasende Kühe, sich im Wind wiegende Birken, weite Moorgegenden. Idylle pur.
Viele Jahre später, diesmal schneller und komfortabler im ICE, reist Herr Bärlauch – inzwischen Kammerpraktikant, Spezialgebiet Landschaftspflege und für besondere Aufgaben als tauglich befunden – im Tross der Kammeroberen erneut in die Region im Nordwesten, in eine ehemalige Residenzstadt zu einer generalstabsmäßig vorbereiteten »Kammer vor Ort«-Veranstaltung. Gelegenheit für Mitglieder, über Berufspolitik zu sprechen, Anregungen für die Kammerarbeit zu geben oder Kritik