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Mitten ins Herz: & weitere kriminelle Kurzgeschichten
Mitten ins Herz: & weitere kriminelle Kurzgeschichten
Mitten ins Herz: & weitere kriminelle Kurzgeschichten
eBook292 Seiten3 Stunden

Mitten ins Herz: & weitere kriminelle Kurzgeschichten

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Über dieses E-Book

WARNUNG! Die Lektüre dieses Buches kann zum Ausbruch von Gänsehaut oder zu Kauschäden an Fingernägeln führen! - Ein Ex-Knacki muss einen Mord begehen, um seine Familie zu retten;- Ein Mönch kommt einem Verbrechen im Kloster auf die Spur;- Eine reiche Erbin steht auf der Liste eines Auftragskillers- und ein Mord bei einer Hochzeit ruft die Buchhalterin Maria auf den Plan.Diese und weitere Krimis - von der Autorin Britta Bendixen wie gewohnt locker-leicht und mit einem Augenzwinkern erzählt - sorgen für kurzweilige Unterhaltung bei jedem Krimifan.
SpracheDeutsch
HerausgeberBritta Bendixen
Erscheinungsdatum3. Juni 2019
ISBN9783966617000
Mitten ins Herz: & weitere kriminelle Kurzgeschichten

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    Buchvorschau

    Mitten ins Herz - Britta Bendixen

    gibt!

    Inhalt

    Inhalt

    I. TEIL - Gangstergeschichten

    EIN UNGEWÖHNLICHER NAME

    EIS MIT HEIßEN KIRSCHEN

    FÜR IMMER

    EIN PERFEKTER PLAN

    EINE MINUTE ZU VIEL

    WIE IM FILM

    II. TEIL - Tatorttexte

    NUR DAS MONDLICHT WAR ZEUGE

    CHARADE

    KÜNSTLER-PECH

    EIN HOCHPROZENTIGER FALL

    III. TEIL - Amateueranekdoten

    MITTEN INS HERZ

    NACHTS IM KLOSTER

    DER GEKAUFTE MORD

    EIN CHARMANTER GAUNER

    DAS HAUS DER DÄMONEN

    IV. TEIL - Küstenkrimis

    Andresen und Weichert & DER SCHUSS IN DIE STIRN

    Andresen und Weichert & DAS TRAURIGE MÄDCHEN

    Andresen und Weichert & DIE TOTE IM WALD

    Nachwort und Danksagung

    Autorin - Weitere Bücher

    I. TEIL - Gangstergeschichten

    Bonnie & Clyde, Al Capone, Jack the Ripper – sie sind berühmt dafür, Verbrechen begangen zu haben.

    Legenden ranken sich um sie, Filme und Bücher beschäftigen sich mit ihnen.

    Warum? Weil wir irgendetwas an ihnen faszinierend finden.

    Weil sie so skrupellos sind.

    Auch Autoren schlüpfen gern mal in die Rolle der Bösewichte. Die nächsten Geschichten sind daher aus der Sicht derjenigen geschrieben, die aus den unterschiedlichsten Motiven zu Tätern werden.

    EIN UNGEWÖHNLICHER NAME

    Was verbirgt Ediths kranke und streitsüchtige Mutter vor ihrer Tochter?

    ***

    Wie üblich wurde Edith mit einem strafenden Blick bedacht, als sie das Zimmer betrat.

    »Wo bleibt mein Essen?«, fragte ihre Mutter, die mit drei Kissen im Rücken im Bett lag. »Es ist längst Mittagszeit.«

    »Hab noch ein klein wenig Geduld, es ist bald fertig. Der Postbote hat mich in ein Gespräch verwickelt, darum dauert es länger.« Edith reichte der missmutigen alten Frau einen Brief. »Hier, du hast wieder Post aus New York. Willst du mir nicht endlich erzählen, wer diese Meredith Fenworthy ist?«

    Ihre Mutter riss ihr den Brief aus der Hand. »Nein, will ich nicht. Das geht dich nichts an.«

    Edith resignierte. »Ich brauche Geld zum Einkaufen. Soll ich gehen, wenn Dr. Jones kommt, um dich zu untersuchen? Dann hast du Gesellschaft.«

    »Schlag dir das aus dem Kopf. Ich will nicht mit dem Kerl allein sein.«

    Edith versuchte, ruhig zu bleiben. »Mutter, Dr. Jones ist -«

    »Du bleibst, bis er gegangen ist, verstanden? Und hol endlich mein Mittagessen, auch wenn es wieder grässlich schmeckt. Ich verhungere.«

    Ediths Hände ballten sich zu Fäusten. Wortlos verließ sie den Raum und stieg die schmale, knarrende Treppe hinunter. Wie sie das alte Weib verabscheute! Edith war fünfundvierzig und ihr einziger Lebensinhalt bestand in der Pflege ihrer herzkranken und streitsüchtigen Mutter. Den Traum von einer eigenen Familie hatte sie längst begraben.

    Während sie Kartoffeln stampfte, las Edith die Zeitung. Die Suffragetten um Emmeline Pankhurst machten wieder einmal von sich reden. In dem Artikel wurden zerbrochene Fenster und angezündete Briefkästen im Bereich des Londoner Parlaments erwähnt.

    Diese Frauen wehren sich wenigstens und kämpfen für das, was sie wollen, dachte Edith trübsinnig. Ich dagegen lasse mich seit Jahren drangsalieren. Aber was könnte ich auch tun? Sie ist meine Familie und außer mir hat sie niemanden.

    »Das Fleisch ist trocken«, beschwerte sich ihre Mutter. »Und das Püree schmeckt nach gar nichts. Wie schaffst du es nur, aus jeder Mahlzeit Schweinefutter zu machen?«

    »Entschuldige, Mutter. Du weißt, ich kann nicht besonders gut kochen.«

    »Du kannst überhaupt nichts besonders gut. Leider.« Die alte Frau legte die Gabel weg und wischte sich die schmalen Lippen mit der Stoffserviette sauber. »Gib mir die Schatulle.«

    Edith stand auf und holte die schwere dunkle Holzkiste aus dem Nachttisch. Behutsam legte sie sie auf die Bettdecke und stellte sich, wie immer, wenn ihre Mutter die Kiste öffnete, ans Fußende des Bettes. Sie erlaubte unter keinen Umständen, dass Edith einen Blick hineinwarf.

    Die knochigen Finger ihrer Mutter tasteten nach dem Schlüssel, den sie an einer Kette um den Hals zu tragen pflegte. Schweigend beobachtete Edith, wie ihre Mutter aufschloss, den Deckel hochklappte, ein paar Scheine aus der Schatulle nahm und den jüngsten Brief aus New York hineinlegte. Danach schloss sie sofort wieder ab.

    »Stell sie wieder weg.« Sie reichte Edith das Geld. »Hier, das sollte für den Einkauf reichen. Aber du bleibst, bis der Arzt gegangen ist.«

    »Natürlich, Mutter. Jetzt ruh dich aus, du hast doch wieder so schlecht geschlafen letzte Nacht.«

    Dr. Jones kam pünktlich. Er untersuchte seine herzkranke Patientin gründlich, ermahnte sie, sich weiterhin zu schonen und verabschiedete sich.

    Edith brachte ihn zur Tür.

    »Doktor, meine Mutter schläft in letzter Zeit unruhig«, sagte sie, als sie dem Arzt seinen Hut reichte. »Dadurch ist sie noch unleidlicher als sonst. Was kann ich nur tun? Warme Milch und frische Luft helfen nicht.«

    »Ich verstehe.« Der Arzt öffnete seine Tasche und holte ein Papiertütchen hervor. »Das ist ein leichtes Schlafmittel. Geben Sie Ihrer Mutter abends eine Messerspitze davon in den Tee.«

    »Haben Sie vielen Dank, Doktor«, sagte Edith erleichtert.

    Auf dem Weg zum Einkaufen kam sie am Hafen vorbei. Ein gewaltiges Schiff war eingelaufen. Sie beobachtete, wie Passagiere die Gangway auf- und abgingen, über die Reling gebeugt winkten oder die milde Aprilluft genossen.

    Mit diesem Schiff zu reisen, ist gewiss wunderbar, dachte Edith sehnsüchtig, als sie langsam weiterging.

    »Wo bist du so lange gewesen?«, fuhr ihre Mutter sie an, kaum dass sie zurück war. »Ich habe mich beschmutzt, und das ist allein deine Schuld.«

    Die nächste Stunde verbrachte Edith damit, das übelriechende Bett und die zeternde alte Frau zu säubern. Statt auf deren Vorwürfe einzugehen träumte sie sich auf das wunderschöne Schiff, das, wie sie am Hafen zufällig gehört hatte, am nächsten Mittag auslaufen sollte.

    Am Abend gab sie etwas von der Medizin in den Tee, ehe sie ihrer Mutter das Abendbrot brachte. Es wirkte, die alte Frau schlief rasch ein. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig.

    Edith lächelte. Ihr Blick glitt zum Nachtschrank hinüber. Dies war die Gelegenheit, endlich zu erfahren, was ihre Mutter vor ihr verbarg.

    Jedes Geräusch vermeidend holte sie wenig später die Kiste hervor. Dann zog sie mit zitternden Fingern den Schlüssel aus dem Nachthemd hervor und schob ihn in das Schloss. Dabei ließ sie die alte Frau nicht aus den Augen. Sie hatte Angst, dass diese aus dem Schlaf hochschrecken würde. Doch das Mittel wirkte zuverlässig, die Lider blieben geschlossen, die Gesichtszüge entspannt.

    Es quietschte, als Edith den Schlüssel herumdrehte. Sie verharrte in der Bewegung, doch ihre Mutter lag weiterhin ruhig da.

    Ihr Herz hämmerte, als sie den Schlafraum verließ und in die Küche eilte. Dort setzte sie sich an den Tisch und hob feierlich den Deckel.

    Obenauf lag das Geld. Viel Geld. Mit vor Staunen offenem Mund holte Edith die Scheine heraus und zählte. Es waren mehrere hundert Pfund. Mit so viel hatte sie nicht gerechnet. Zumal ihre Mutter ihr stets das Gefühl vermittelt hatte, sie würden am Hungertuch nagen.

    »Du geizige alte Hexe«, murmelte sie verärgert und stöberte weiter in der Kiste.

    Ein Stapel Briefe. Alle von Meredith Fenworthy aus New York. Edith wollte gerade einen öffnen, als sie unter den Briefen wertvoll aussehenden Schmuck entdeckte. Zaghaft nahm sie einen Rubinring heraus und probierte ihn an. Wie wunderschön das aussah!

    Ohne ihn abzunehmen ließ sie ihre Hände durch die Ketten und Broschen gleiten. All diese Sachen waren gewiss ein Vermögen wert!

    Plötzlich stutzte Edith. Aus den Schmucksteinen ragte die Ecke eines zusammengefalteten Blattes Papier hervor. Sie zog es heraus, faltete es auseinander und begann zu lesen.

    Ihre Unterlippe zitterte, als sie den Brief sinken ließ.

    Kurz darauf öffnete sie die Tür zur Schlafkammer ihrer Mutter. Langsam trat sie an das Bett und betrachtete das im Schlaf so friedlich wirkende Gesicht.

    »Jetzt weiß ich endlich, wer Meredith Fenworthy ist«, flüsterte sie, griff langsam nach einem Kissen und drückte es fest auf das runzlige Gesicht der schlafenden Frau. Dabei ging ihr wieder und wieder der Inhalt des Briefes durch den Kopf.

    »Geliebte Schwester,

    ich danke dir, dass du dich um mein Baby kümmern willst, wenn ich nach Amerika gehe. George Fenworthy würde mich niemals heiraten, wenn er von Edith wüsste.

    Ich werde dir regelmäßig Geld schicken, du weißt ja, dass mein Verlobter vermögend ist. Den Schmuck, den Mutter mir vermacht hat, lasse ich nun dir,

    damit du ihn an meine Tochter weitergeben kannst, wenn sie alt genug ist.

    In Liebe, Meredith.«

    Als Edith das Kissen anhob, atmete die alte Frau nicht mehr. Edith musterte sie kalt. »Schluss mit den Lügen, Mutter.«

    Mit einem Koffer, in dem sich neben Kleidung auch der Schmuck, die Briefe und das Geld befanden, stand Edith am Hafen. Wenn jemand die Leiche entdeckte, würde sie England längst für immer verlassen haben. Zufrieden betrachtete sie das Ticket in ihrer Hand. Ein neues, wunderbares Leben lag vor ihr.

    Während sie die Gangway hinaufstieg, betrachtete sie lächelnd den strahlend weißen Schriftzug am dunklen Bug des Schiffes.

    Titanic, las sie. Was für ein schöner Name.

    ENDE

    EIS MIT HEIßEN KIRSCHEN

    Ein Versöhnungsessen mit tödlichem Ausgang …

    ***

    Maja verrückt das im Licht der Kerzen funkelnde Tafelsilber um zwei Zentimeter nach rechts, ordnet Servietten und Gläser noch ein wenig perfekter und tritt mit kritischem Blick auf den festlich gedeckten Tisch einen Schritt zurück.

    Als es an der Haustür klingelt, zuckt sie leicht zusammen und atmete dann tief durch. Es ist so weit.

    Beim Weg zur Wohnungstür streicht sie kontrollierend über ihr Kleid, wie schon mehrfach an diesem Abend. Sie ist so nervös. Wer wäre das nicht an ihrer Stelle?

    Ihre Hand zittert, als sie die Tür öffnet. Da steht er, gutaussehend und gepflegt wie immer.

    »Hallo, komm rein«, sagt sie lächelnd. »Das Essen ist gleich fertig.«

    Er tritt näher und hängt mit ernster Miene seine Jacke an die Garderobe. »Es war nicht nötig, dass du kochst.«

    »Das hab ich gern getan«, versichert sie. »Hoffentlich hast du Hunger. Es gibt Bandnudeln mit Lachs und Erbsen. Geh schon durch, ich hole den Wein.«

    Ihre Hände zittern, als sie mit dem Korkenzieher hantiert. Es ist so wichtig, dass dieser Abend so verläuft, wie sie es sich erhofft.

    Lebenswichtig.

    Der Korken flutscht aus dem Flaschenhals. Maja atmet tief durch und geht ins Wohnzimmer. Ulli sitzt da, wo er bis vor kurzem immer saß, und schaut ihr entgegen. Ohne Lächeln.

    Ein schlechtes Zeichen?

    Mit einem harmonischen Gluck-Gluck-Gluck findet der Wein den Weg in sein Glas. Wenig später hebt sie ihres hoch, um mit ihm anzustoßen. Er zögert sichtlich, doch dann gibt er sich einen Ruck. Ein feines Pling durchbricht die Stille. Sie trinken.

    Als er sein Glas absetzt, mustert er sie. Neugierig, forschend, ein wenig ungeduldig. All das kann sie seinen Gesichtszügen entnehmen.

    Oh, wie gut sie ihn kennt!

    »Ich hole jetzt das Essen«, sagt sie und steht auf. »Bin gleich zurück.«

    In der Küche füllt sie mit vor Aufregung rasendem Herzschlag dampfende Fettucini auf die angewärmten Pasta-Teller. Dazu kommen die Sahnesauce mit Hummercreme und Erbsen sowie die köstlich zarten Lachsstückchen. Zur Deko legt sie auf jeden Teller ein frisches Basilikumblatt.

    Maja lächelt siegesgewiss, als sie die Teller aus der Küche trägt. Sie weiß, dass er dieses Essen liebt.

    Sein zur Schau getragenes Misstrauen mindert nicht seinen Appetit. Mit offensichtlichem Genuss verschlingt er die Nudeln und den Lachs, rollt gar verzückt mit den Augen und versichert ihr, dass dies seine beste Mahlzeit seit Tagen sei.

    Sie lächelt selig. Teil eins ihres Plans ist aufgegangen. Nun ist es Zeit für Teil zwei. Ulli kommt ihr jedoch zuvor.

    »Ich danke dir für die Einladung und das leckere Essen«, sagt er und tupft sich mit der Serviette den Mund ab. »Es würde mich aber interessieren, warum du mich eigentlich hergebeten hast.« Mit einem abwartenden Blick greift er zu seinem Glas und trinkt, ohne sie aus den Augen zu lassen.

    »Ich wollte dich daran erinnern, wie schön wir es zusammen hatten«, antwortet sie, nachdem sie den Kloß in ihrem Hals mit einem Schluck Wein hinuntergespült hat. Leise fügt sie hinzu: »Ich liebe dich immer noch, Ulli. Es muss doch eine Möglichkeit geben -«

    »Sowas habe ich mir schon gedacht«, unterbricht er sie seufzend und schüttelt den Kopf. »Es hat keinen Zweck, Maja. Ich liebe Viktoria. Das, was zwischen uns war, ist ein für alle Mal vorbei.«

    Sie beginnt ganz plötzlich zu frieren. Wie kann er so hart, so gefühllos sein?

    »Ist das dein letztes Wort?«, fragt sie und sucht in seinen Augen ein Zeichen dafür, dass er sie nur auf den Arm nehmen will. Gleich wird er lachen, sie in seine Arme ziehen und sagen, dass niemand ihm wichtiger ist als sie.

    Stattdessen schaut er betreten zur Seite. »Es tut mir ehrlich leid, aber …«

    Sie senkt den Kopf, steht schweigend auf und ergreift die beiden leeren Teller.

    »Ich gehe dann wohl besser«, ruft er hinter ihr her, als sie mit weichen Knien Richtung Küche geht.

    Sie hört, dass er seinen Stuhl zurück schiebt und dreht sich schnell um. »Bleib, ich habe noch Dessert für uns. Vanilleeis mit heißen Kirschen. Das magst du doch so gern.« Sie zwingt sich zu einem möglichst unbeschwerten Lächeln. »Bitte, tu mir diesen letzten Gefallen und lass nicht zu, dass ich alles allein aufesse.«

    Sie kann sehen, dass er mit sich kämpft. Dass es ihn von ihr fortzieht. Nur sein schlechtes Gewissen ist der Grund dafür, dass er sich wieder setzt. »Also gut.«

    Sie atmet erleichtert aus. »Ich danke dir!«

    Die Teller in den Händen verschwindet sie in der Küche, stellt sie ab und holt das cremige Bourbon-Vanille-Eis aus dem Tiefkühlfach.

    Auf dem Herd stehen zwei kleine Töpfe. Sie wirft einen Blick hinein und lächelt zufrieden. Mit dem bloßen Auge ist kein Unterschied feststellbar.

    Als sie seine Portion vor ihm abstellt, lächelt sie ihm zu.

    Er schnalzt mit der Zunge. »Ist das mein Lieblings-Eis?«

    »Aber natürlich.«

    »Wunderbar!« Er greift zu seinem Löffel. »Da fällt mir ein: Hast du noch diese tolle Kaffeemaschine?«

    Sie runzelt die Stirn. »Es ist erst zwei Wochen her, seit du mich … seitdem du ausgezogen bist. Natürlich habe ich sie noch.«

    Bittend sieht er sie an. »Könnte ich einen Cappuccino haben? Der wäre perfekt zu diesem Dessert.«

    Maja verkneift sich ein Seufzen und steht abermals auf. »Selbstverständlich.« Sie zeigt auf das Eis. »Fang an, bevor es schmilzt.«

    Er nickt ihr dankbar zu.

    Zwei Minuten später bringt sie ihm eine Tasse mit heißem Cappuccino. Auf den Milchschaum hat sie etwas Kakaopulver rieseln lassen.

    Sie wirft einen Blick in seine Eis-Schale, während sie sich setzt. Eine halbe Portion hat er bereits vertilgt. Nun fängt auch sie an zu essen. Beobachtet ihn. Er schaufelt genüsslich Eis und Kirschen in sich hinein und trinkt zwischendurch von dem Cappuccino. Noch scheint es ihm gut zu gehen.

    Ihr Mund fühlt sich seltsam trocken an. Sie nimmt ihr Weinglas und nimmt einen großen Schluck. Warum wird ihr auf einmal so heiß? Vermutlich wegen der Aufregung. Ihr Herz rast, als sie sich einen weiteren Löffel Eis mit Kirschen in den Mund schiebt. Ulli ist bereits fertig. Er lehnt sich zurück und verschränkt die Arme. Betrachtet sie.

    Der Ausdruck in seinem Gesicht gefällt ihr nicht.

    Ihr wird immer heißer, ihr Herz galoppiert. Sie blinzelt, weil alles so merkwürdig verschwommen aussieht. Das Atmen wird zur Anstrengung.

    Und mit einem Mal weiß sie Bescheid.

    Sie spürt, dass sich Schweiß auf ihrer Stirn bildet. »Ulli, du … du hast die Teller vertauscht?«, ächzt sie.

    Er hebt die Achseln. »Es war nur so ein Gefühl«, erklärt er. »Du bist erstaunlich ruhig geblieben, als ich dir sagte, dass es endgültig vorbei ist. Ich hatte erwartet, dass du mir eine Szene machst, immerhin kenne ich dich gut genug.«

    Ihr fällt der Löffel aus den plötzlich kraftlosen Fingern. »Und da hast du …?« Ihre Stimme geht in ein Krächzen über. Sie greift sich an die Kehle. Kriegt keine Luft mehr.

    »Ja. Sicher ist sicher, hab ich mir gedacht.« Er steht langsam auf und nimmt ihre saubere Serviette in die Hand. »Sind es Tollkirschen?«

    Sie nickt schwach. »Ruf einen … Krankenwagen«, fleht sie und beobachtet verwirrt, wie er alles, was er berührt hat, gründlich abwischt.

    Lässig steckt er anschließend beide Servietten in seine Hosentaschen. Dabei mustert er sie kalt. »Ein Krankenwagen? Nein, ich denke nicht.«

    ENDE

    FÜR IMMER

    Celine tut alles, für den Mann, den sie liebt. Doch wird sie ein Verbrechen decken …?

    ***

    »H allo Julian«, sage ich und spähe über seine Schulter, doch zu meiner Überraschung steht er allein vor meiner Tür. »Wo ist Elena?«

    »Sie hat keine Zeit. Die neue Kollektion, du weißt schon …« Er rollt vielsagend mit den Augen. »Lässt du mich trotzdem rein?«

    »Ja, natürlich. Entschuldige.«

    Im Wohnzimmer reiche ich ihm den Smoking und er geht nach nebenan ins Schlafzimmer. Alles ist wie immer – und doch ist es diesmal anders. Denn bisher war Elena bei allen Anproben dabei.

    Mit weichen Knien lasse ich mich auf die Kante meines Lieblingssessels sinken. Dass ich heimlich in Julian verliebt bin und es zwischen uns beiden knistert, wann immer wir uns sehen, scheint Elena nie bemerkt zu haben, sonst wäre sie gewiss auch heute mitgekommen.

    Sie vertraut uns eben.

    Nein, denke ich, das ist es nicht. Sie kann sich nur nicht vorstellen, dass Julian sie betrügt – und schon gar nicht mit mir.

    Mir wird warm bei dem Gedanken, dass er sich gerade in meinem Schlafzimmer auszieht. Ich muss Distanz wahren, so gut es geht. Professionell bleiben. Und unbedingt jeden Augenkontakt vermeiden.

    Julian kommt zurück. »Sind die Hosenbeine nicht zu lang?«, fragt er unsicher und sieht an sich herunter.

    Ich gehe in die Knie und überprüfe die Länge. »Nein. Ich meine, es ist gut so«, stammele ich. »Alles bestens.«

    »Dann bin ich ja beruhigt.«

    Zögernd erhebe ich mich. Seine Augen suchen meine, doch ich wende mich ab und bitte ihn, sich einmal langsam im Kreis zu drehen. Er gehorcht. Der Smoking passt perfekt, nur am Revers könnte ich noch etwas ausbessern.

    Während ich es abstecke, streift Julians Atem meine Wange und sein After Shave dringt in meine Nase. Männlich. Erotisch. Hypnotisierend. Die Anspannung zwischen uns ist beinahe greifbar. Meine eiskalten Finger zittern. Ich spüre Julians Blick auf mir. Nichts ist zu hören bis auf das leise Ticken meiner antiken Wanduhr.

    Dann, als ich einen Moment nicht aufpasse, geschieht das, was ich unbedingt vermeiden wollte: Unsere Augen treffen sich.

    Halten sich fest. Mein Herz beginnt zu rasen. Sanft zieht Julian die Nadeln fort, die zwischen meinen Lippen stecken.

    Ich muss etwas sagen, denke ich verzweifelt, als er mich in seine Arme zieht. Ihn aufhalten. Vernünftig bleiben.

    Doch es gelingt mir nicht. Die Worte bleiben einfach in meiner Kehle stecken, zu lange habe ich von diesem Moment geträumt.

    Sein Kuss ist erst sanft, dann voller Leidenschaft, und ich bin sonnenwarmes Wachs in seinen Armen.

    Bald darauf pflastert unsere Kleidung den Weg ins Schlafzimmer und wir fallen schwer atmend auf mein Bett. Gierig fahren seine Hände über meinen nackten Körper, setzen ihn in Flammen. In seinen Augen funkelt es vor Verlangen.

    Ob er Elena auch so ansieht, wenn er mit ihr …?

    Nein, ich will nicht an sie denken. Nicht jetzt, wo ich endlich Julians Haut auf meiner spüre und von einer Woge der Lust davon gespült werde.

    Verschwitzt und leise keuchend liegen wir etwas später nebeneinander. Julian räuspert sich und sieht mich eindringlich an.

    »Du darfst niemanden von uns erzählen, Celine, versprich es mir. Wenn Elena davon erfährt …« Er bricht ab.

    Ich weiß, was er meint. Elena ist temperamentvoll und impulsiv. Sie wird kaum milde lächelnd darüber hinwegsehen, dass ihr Verlobter eine Woche vor der Hochzeit im Bett ihrer

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