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Work-Wife-Balance: Vom WahnsinnsGlück einer vollbeschäftigten Familie
Work-Wife-Balance: Vom WahnsinnsGlück einer vollbeschäftigten Familie
Work-Wife-Balance: Vom WahnsinnsGlück einer vollbeschäftigten Familie
eBook143 Seiten1 Stunde

Work-Wife-Balance: Vom WahnsinnsGlück einer vollbeschäftigten Familie

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Über dieses E-Book

The Walking Dad
Müdigkeit ist eine Frage der Einstellung Eine erfolgreiche Business-Frau, die in einer Männerbranche ihre Frau steht, zwei entzückende Töchter, die stets ein erstklassiges Gespür für das richtige Timing beweisen, und ein Schriftsteller, der nebenbei in der Backstube seines Food-Start-ups steht – Familienvater Jenk Jessel beweist, wie man bei all dem Wahnsinn den Humor behält und wie einem zu guter Letzt gar eine entspannte Haltung im Spagat zwischen Beruf und Familie gelingt.
 
SpracheDeutsch
HerausgeberBenevento
Erscheinungsdatum23. Aug. 2018
ISBN9783710950582
Work-Wife-Balance: Vom WahnsinnsGlück einer vollbeschäftigten Familie

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    Buchvorschau

    Work-Wife-Balance - Jenk Jessel

    Epilog

    PROLOG

    Wenn noch mal jemand »Ihr macht das so toll« zu mir sagt, kann er sich aussuchen, ob er am Platz der Gleichberechtigung aufgeknüpft oder auf der MS We-can-have-it-all kielgeholt wird. Meine ich ernst.

    In den Nullerjahren begann der Wahnsinn: Akademikerinnen sollten die Kinder besser nicht zum Hockey fahren, forderte die Politik. Denkt dran, wie abhängig ihr euch von den Männern macht, unkten die Feministinnen. Wer Teilzeit arbeitet, halbiert auch seine Rente, rechneten die Statistiker vor. Und überhaupt: Teilzeit ist der Karrierekiller Nummer eins.

    Meine Frau hat sich all das sehr zu Herzen genommen. Wir wollten Kinder, aber zu Hause bleiben stand für sie nicht mehr zur Debatte. Eine Frage der Ehre sei das mittlerweile für Frauen ihrer Generation, behauptet sie. Schließlich soll sich was ändern im Land. Und das geht nur, wenn »da oben« mal ein paar Frauen ankommen. Damit Familie und Karriere Normalität werden. Genauso wie keine Familie oder keine Karriere. Ich wiederum konnte mir auch nicht vorstellen, die nächsten acht oder zehn Jahre mindestens die Hälfte meines Arbeitstags aufzugeben. Ich liebe meine Arbeit. Mein Unternehmen steckt in den Anfängen, ich bin ein Chef, der selbst in der Backstube seines Food-Start-ups steht. Außerdem schreibe ich ungefähr einen Krimi im Jahr. Und nun?

    Wir beschlossen, das Experiment zu wagen, und versuchen seitdem, zwei Vollzeitjobs mit zwei Kindern zu vereinbaren. Es war abzusehen, dass es ein Balanceakt werden würde. Wer holt die Kinder vom Kindergarten ab? Wer schafft es zum Elternabend? Was tun, wenn die Kinder krank werden? Zeit für Zweisamkeit? Alles eine Frage der Work-Wife-Balance. Und warum? Weil Deutschland nicht in Skandinavien liegt. Zwar fordern es die Gesellschaft, die Politik und die Unternehmen, also quasi alle außer der Kirche, aber mit staatlicher Unterstützung ist es deshalb trotzdem nicht weit her. Karriere- und kindertechnisch ist Deutschland Entwicklungsland. Der Staat fördert mit Milliarden das Zuhausebleiben eines Elternteils. Die Gesellschaft schaut einen schräg an, wenn man mit Anzug, Laptop und Kind auf dem Schoß im wunderbaren Kleinkindabteil eines ICE Platz nimmt. »Ihr macht das so toll« ist insofern mehr Ausgrenzung als echtes Lob (folglich mit Kielholen oder alternativ Aufknüpfen zu bestrafen). Es liegt auch Bedauern in dem Satz. Was verständlich ist, weil die Freunde natürlich mitbekommen, wie schwer es ist, das alles unter einen Hut zu bekommen. Dieses Buch schildert einige knallharte Work-Wife-Balance-Situationen aus dem Alltag einer Familie, die es ausprobiert hat. Und oft gescheitert ist. Aber wir sind immer wieder aufgestanden. Nicht alles, was wir dabei erlebt haben, ist schön, vieles aber ziemlich lustig. Sie haben das Glück, unser waghalsiges Experiment ganz bequem und mit Sicherheitsabstand von außen betrachten zu dürfen. Ich beneide Sie jetzt schon.

    Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen

    Ihr

    Jenk Jessel

    DREIMAL DRÖMLAND BITTE

    Nachwuchs zu erwarten zieht einige Zwangsläufigkeiten nach sich. Zum Beispiel muss man einen Drogeriemarkt plündern, sich neu einkleiden – und irgendwann landet man zwangsläufig in einem schwedischen Einrichtungshaus. Ich habe einmal den Versuch unternommen, woanders eine Küche zu kaufen, hätte dafür aber statt eines Drogeriemarkts eine Bank überfallen müssen. Wer kann schon 20 000 Euro für eine Küche ausgeben? Oder 800 Euro für ein Babybett? Ergo sattele ich an einem Samstagnachmittag die Familienkutsche mit dem Ziel, zumindest die Basisanforderungen an ein Babyzimmer erfüllt zu bekommen.

    In der Kinderabteilung fische ich Doris heraus. Ich weiß, dass sie Doris heißt, weil sie ein Namensschild an der Brust trägt: »Wir hätten gerne dreimal das GONATT-Babybett.«

    »Dreimal?«, fragt die Verkäuferin, und ich ahne, dass selten drei Babybetten auf einmal gekauft werden. Doris schaut zunächst irritiert. Dann scheint sie aufzuatmen. Vermutlich glaubt sie, wir bekommen Drillinge. Doris späht unauffällig auf den Bauch der zukünftigen Mutter. Sabine sieht nicht aus, als ob sie Drillinge bekäme. Eher als hätte sie einen Handball verschluckt.

    »Dazu dreimal die VYSSA-SKÖNT-Matratze, dreimal den LEN-Matratzenschutz und dreimal den HIMMELSK-Köpfchenschutz«, fügt meine Frau hinzu.

    »Sie wollen das alles dreimal?«, fragt Doris, während sie etwas in den Computer tippt.

    Meine Frau nickt: »Ist kompliziert«, sagt sie.

    Doris schlägt ein wenig beschämt die Augen nieder, weil sie vermutlich annimmt, dass wir längst getrennt sind und ich hier nur noch stehe, um meinen Vaterschaftsanteil an der Grundausstattung abzudecken.

    »Nein, nein, nicht was Sie denken!«, beeile ich mich zu sagen. »Eins geht in unsere Münchner Wohnung, eins nach Frankfurt und eins zu meinen Eltern, weil die Kleine da auch viel sein wird.« Ich deute auf den sich leicht unter dem Pulli abzeichnenden Babybauch.

    »Ach so«, sagt die Verkäuferin und tippt noch etwas schneller in ihre Tastatur. »Wann ist es denn so weit?«

    »In zwei Wochen«, sagt die werdende Mutter.

    Ich glaube, an dieser Stelle muss Doris ausgestiegen sein. Vermutlich kämpften in ihrem Kopf die üblichen Vorurteile einer Mittfünfzigerin um die Deutungshoheit der vorliegenden Situation. Etwa so: Hoffentlich ist das Baby gesund, wenn es im neunten Monat noch so klein ist. Wenn es so klein ist, wie kann man sich ein Lebensmodell aussuchen, das mehrere Standorte erfordert? Und wieso kommen Sie erst jetzt zu mir, wenn Sie doch schon seit Monaten wissen, dass ihr Kind in zwei Wochen irgendwo schlafen muss. Werden Sie gut für das Kind sorgen? Sie hat mit alledem nicht unrecht. Weswegen sich meine Frau in Erklärungsnot sieht.

    »Ich werde ganz schnell wieder arbeiten«, entschuldigt sich Sabine bei der Verkäuferin. »Und mein Mann hat seine Firma in München.« Sie zuckt dazu mit den Schultern. »Ist nun mal nicht zu ändern«, schickt sie noch hinterher.

    Jetzt wandert Doris’ Blick zu mir. Ich weiß, dass ich nicht aussehe wie einer, der im Haushalt mit anpackt. Hornbrille, Dreitagebart, Hut mit Lederkrempe. Die meisten halten mich eher für den Barkeeper einer Szenekneipe als für einen Familienvater. Oder für einen mäßig erfolgreichen Rechtsverdreher. Und doch lässt sich an Doris’ Reaktion auf den Kauf von drei Kinderbetten ein weitverbreitetes Phänomen beobachten. Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter auf Schulungen, um solche Reaktionen zu verhindern. Auch meine Frau hat schon einmal an einer teilgenommen. Die Psychologen nennen es »Unconscious Bias«. Unbewusste Vorurteile. Jeder von uns steckt seine Mitmenschen permanent in Schubladen. Probieren Sie es das nächste Mal aus, wenn Sie eine Frau sehen, die aus einem Porsche Cayenne steigt. Ich wette, Sie denken automatisch, dass der Mann den Wagen bezahlt hat. Kann sein, muss es aber nicht. Drei Kinderbetten an drei Standorten kann bedeuten, dass wir unsere Kinder weniger lieb haben als andere Eltern. Muss es aber nicht. Und mal ganz ehrlich: Wer würde sich freiwillig dreimal Kinderbetten an drei Standorten aussuchen? Weil das ja auch bedeutet: dreimal Spucktücher, dreimal Flaschen, dreimal Spielzeug, dreimal alles. Vielleicht würde es der Debatte über das »richtige Kinderkriegen« nicht schaden, wenn jeder das Lebensmodell der anderen ohne Vorurteil betrachten würde. Schließlich eint alle Eltern ein gemeinsames Ziel: das Wohl unserer Kinder.

    BITTE MELDEN SIE SICH NICHT!

    Die Musik in der Warteschleife spielt »Für Elise«, während ich am Laptop sitze und versuche, zweimal DRÖMLAND zu verschenken. Laut ihrer Homepage nimmt die Caritas nur hochwertige Möbel. Sind zweimal GONATT hochwertige Möbel? Beethoven endet so abrupt, dass sich die Milch in meinem Kaffee zu Tode erschreckt.

    »Das Bürgeramt für Familie und Soziales, Sie sprechen mit Frau Dröll, wie kann ich Ihnen helfen?«

    »Hallo, Frau Dröll«, erwidere ich. »Sie können mir bei der Krippenplatzsuche helfen.

    »Wann ist denn der Geburtstermin?«

    »Wieso Geburtstermin? Meine Tochter ist zweieinhalb.«

    »Das ist schlecht.«

    »Mir gefällt das Alter

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