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Im Zeichen des Schwarzen Einhorns: Schwertpriester
Im Zeichen des Schwarzen Einhorns: Schwertpriester
Im Zeichen des Schwarzen Einhorns: Schwertpriester
eBook752 Seiten10 Stunden

Im Zeichen des Schwarzen Einhorns: Schwertpriester

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Über dieses E-Book

1. komplett revidierte und nun auch illustrierte Neuauflage des bestehenden Romans Schwertpriester in der Reihe Im Zeichen des Schwarzen Einhorns.

In einer fantastischen Welt stehen sich zwei Machtblöcke gegenüber. Erstreckt sich im Norden das Friedensreich der Einhörner in undefinierbaren Weiten und eint Völker, Kulturen und Nationen in Eintracht und Harmonie, so erstreckt sich im Süden das Imperium Tamichans, das in permanentem Machthunger Eroberungskriege gegen seine benachbarten Völker führt und diese skrupellos unterdrückt. Gegen das Friedensreich jedoch scheitert jeder noch so gut vorbereitete Angriff und der Fürst Tamichans muss sich damit begnügen, mit Sticheleien die Hoheit der Grenzen des Friedensreiches zu verletzen, im Versuch, die Stabilität der Grenzzone zu unterminieren. Wieder und wieder fallen Jäger und Glücksritter in das Friedensreich ein und suchen, daselbst Beute zu machen. Dabei ist ihnen egal, was sie erwischen. Unter vielen anderen Vergehen ermorden sie Fürsten und Heiler und sogar Priester, brechen in friedliche Siedlungen ein und verschleppen unzählige Bürger als Sklaven nach Tamichan.
Die Einhörner reagieren auf Einhornweise. Als Stein des Anstoßes lotsen sie einen kleinen, unbedarften Faun in die Welt der Menschen, wo sich dieser sowohl als Gladiator als auch als Heiler behaupten muss. Die scheinbar unbedeutende Tätigkeit des Fauns am Rande eines großen politischen Geschehens löst eine Revolution aus, die anschließend im raschen Machtwechsel sämtliche potentielle Thronnachfolger als unfähig aussortiert. Schlussendlich versinkt das Imperium Tamichans im Chaos und den Einhörnern bietet sich nun die Gelegenheit, einen würdigen Fürsten auf den Thron Tamichans zu setzen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum11. Feb. 2020
ISBN9783750449510
Im Zeichen des Schwarzen Einhorns: Schwertpriester
Autor

Valsirion Scharona

Arndt Schmid, artist name Valsirion Scharona, was born in 1967 in Reutlingen / Germany. In 1977 he emigrated with his parents to Brazil and lived on the Amazon River. Very early, he started writing his first novel, still in school notebooks. For a few years, he also tried his hand as a comic artist. In 1988 he returned to Austria. After his military service, he completed an apprenticeship in mechanical engineering and graduated as a control engineer. Around 2002, he wrote the original script for his first novel in the series "In the Sign of the Black Unicorn," entitled "Sword Priest," with which he ventured his first publication. Professionally, he works as a process engineer in the development of plastics recycling in a leading global company.

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    Buchvorschau

    Im Zeichen des Schwarzen Einhorns - Valsirion Scharona

    Des Gerechten Pfad glänzt wie das Licht des Morgens,

    das immer heller leuchtet bis zum vollen Tag

    (Sprüche 4:18)

    Diese Buchserie widme ich den Einhörnern, den majestätischen Wesen,

    deren Erhabenheit alle unwürdige Rede, Darstellung und Fabel

    seit Jahrtausenden überdauert.

    Nicht minder tendiert die Menschheit heutzutage dazu, die Existenz ihres

    Schöpfers in Abrede zu stellen oder diesen sich wenigstens so verwaschen

    zu richten, wie sie es für sich als praktisch empfinden.

    Möge dieses Buch jene Leser zum Nachdenken bewegen, die entweder ihre

    Hoffnungen auf einen Handtaschengott setzen oder überhaupt gleich

    jegliche Existenz eines Schöpfers leugnen.

    Inhaltsverzeichnis

    Giriehs Kindheit

    Der Orden und Schwester Kjarmha

    Vater Geogende

    Giriehs Berufung

    Aufbruch nach Süden

    Auftrag: Überleben

    Die Tiere von Tamichan

    Ausbruch

    Der Widerstand formiert sich

    Der Tod eines Tyrannen

    Das Rad der Macht dreht sich weiter

    Hauptmann Ibimach Hogan

    Kampf um den fürstlichen Landsitz

    Fürst Kelbaren muss sich entscheiden

    Von Palästen und Plünderern

    Man soll nicht mit Feuer spielen

    Eine Priesterin räumt auf

    Neue Ordnungen

    Na Kruschka

    Hauptmann Krivo Zedrejko

    Neues Einleben

    In der Höhle des Löwen

    Rache

    Nur noch Mufflons

    Eine Botschaft für Chrakon

    Verrat

    Die Bestien

    Die Rückkehr des Gladiators

    Fürst Chrakon

    Der Thron Tamichans

    Mythos der Helden

    Das Erbe der Tyrannen

    Giriehs Kindheit

    Ein neuer Frühlingsmorgen graute nach einer kalten Nacht über dem dichten Dschungel im Tal zwischen majestätischem Gebirge. Irgendwo toste ein Wasserfall von einer hohen Klippe einen gähnenden Abgrund. Tief unten brachen sich die Wassermassen am Geröll, das dem Ansturm seit Jahrhunderten trotze. Gischt sprühte hoch auf und erfüllte die Luft mit einem nie endenden Regen. In einem brodelnden Kessel am Fuße der Felsen sammelte sich das Wasser. Bunte Fische spielten in den Wirbelströmen. Entlang der Ufer säumte dichter Wald den See. Bis in das klare Wasser hinein streckten die Bäume ihre Wurzeln, zwischen denen Krebse eifrig und geschäftig umhereilten. Moos und Flechten bedeckten die Bäume. Schon nach wenigen Metern schluckte der dichte Wald das Donnern der in die Tiefe stürzenden Wassermassen. Somit störte dieses nicht die erhabene Stille des Tales.

    Schließlich brachen die ersten Sonnenstrahlen von hinter den Bergen ihre Bahn. Als wollten sie verhindern, dass das Licht die Wälder berühre, verdichteten sich Schatten und Nebel im Tal. Hell strahlte die Sonne auf. Ihr Licht und ihre Wärme zwangen Nebel und Schatten zu Boden. Sie tauchte die Baumkronen in goldenes Licht, das grün das Blattwerk durchströmte. Der Wald erwachte. Die Bäume atmeten spürbar aus dem tiefen Schlaf befreiend auf. Vögel meldeten den angebrochenen Morgen, während im Unterholz die letzten Reste des kondensierenden Nebels von den Blättern tropfte. Nach langem und stetem Ringen erreichte das Licht den Boden. In Gestalt unzähliger Diamanten strahlte der Tau auf dem jungen Gras auf.

    Unter dem knarrenden Unterholz des Waldes am Fuße eines gewaltigen Berges machte allenfalls ein geübter Beobachter die verborgenen Türen zwischen Felsen, den Wurzeln uralter Baumriesen und dem Unterholz aus. Mit dem einziehenden Morgen erwachte auch die kleine, locker gesammelte Faunsiedlung zu reger Betriebsamkeit. Aus den Werkstätten ertönte fröhlicher Handwerkerlärm, indessen Händler entlang der verschlungenen Wege durch das Unterholz ihre Verkaufsstände errichteten, wo sie die im Winter gefertigten und angekauften Waren feilboten. Frauen eilten zum Einkauf, kümmerten sich um den Haushalt oder bereiteten sich auf gemeinsame Arbeiten vor, wie Felder bestellen oder Wurzeln und Kräuter sammeln. Männer machten sich an die Reparatur der Häuser oder sammelten sich zur Jagd. Aus den Schulen tönte der Unterricht, sowie aus den Musikschulen die üblichen für Anfänger und Übende typischen Missklänge und die Schläge, welche die Lehrer für das Falschspielen austeilten. Andere Werkstätten bereiteten aus den diversen Pflanzen Salben und Heilmittel zu. Zwerge und ein paar andere Tiere fanden sich auf der Suche nach der Heilkunst der Faune ein.

    Knarrend öffnete sich an einem entlegenen Häuschen am Waldrand die Türe. Ein kleines Faunkind sprang mit wackelndem Schwänzchen in die Sonne und blickte unternehmungslustig in die Runde. Sogleich rannte das Kind drauflos, die Welt zu erkunden. Die besorgten Rufe der Mutter erreichten es nicht mehr. Vier Jahre alt war diesen Winter Girieh geworden. Viel hatte er in diesem Winter über das Leben im Dorf gehört. Da war doch tatsächlich sogar mal ein Musikant aus dem Dorf bei ihnen zu Besuch gewesen. Endlich konnte sich das Kind so sicher auf seinen zwei Beinen bewegen, dass es versuchen wollte, das Dorf alleine zu erreichen.

    Mit seinen kurzen Beinen stolperte Girieh durch das Unterholz. Natürlich fehlte ihm jede Vorstellung von Richtung und Ziel. Plötzlich vernahm er Stimmen. Neugierig steuerte er darauf zu. Schließlich entdeckte er durch die Büsche auf einer kleinen Lichtung weitere Faunkinder unterschiedlichen Alters spielen. In guter Deckung verharrte Girieh, und beobachtete, wie die Kinder im Kreis standen, ein kugelförmiges Ding kreuz und quer von einem zum anderen warfen und dabei Reime sangen. In seinem Versteck formte Girieh die Worte lautlos nach und lernte die Reime. Durch diese Erfahrung begann das Faunkind daran Gefallen zu finden, andere zu belauschen. Aber irgendwann stellte sich der Wunsch ein, auch mitzuspielen. Anderseits schämte er sich, zu verraten, dass er schon eine geraume Weile die anderen Kinder belauscht hatte. Also schlich sich Girieh zuerst in die entgegengesetzte Richtung davon, zog einen Bogen und trat an einer anderen Stelle „ganz zufällig" aus dem Wald heraus auf die Lichtung.

    „Hallo!, rief er. „Was macht ihr denn da?

    Die Kinder drehten sich nach dem Neuankömmling um.

    „Wer bist denn du?", wollten sie wissen.

    „Ich heiße Girieh und wohne da hinten."

    Dabei deutete Girieh hinter sich. Nur hatte er überhaupt keine Vorstellung

    mehr, aus welcher Richtung er gekommen war. Voller Selbstzweifel versuchte er, die richtige Richtung zu finden. Finster drängte sich der dichte Wald um die Lichtung.

    „Du hast dich verlaufen, stimmt's?", kommentierte das älteste Kind.

    Zögernd nickte Girieh und die Tränen flossen ihm über die Wangen.

    „Ich bin Codika!, stellte sich das älteste Kind vor. „Unsere Eltern wissen bestimmt, wo du wohnst.

    „Ich heiße Hadre, führte ein anderes Kind in Giriehs Alter die Vorstellung fort. „Wir spielen Ball. Kannst du Ballspielen?

    „Ich bin Irka!", krähte das kleinste Kind, als würde es riskieren, übersehen zu werden.

    „Fang auf!", rief das vierte Kind, etwas älter als Girieh, und warf ihm den Ball zu.

    Der Wurf verunglückte und der Ball landete weit neben Girieh in den Büschen. Begeistert rannte Girieh los und holte ihn. Dann versuchte er nun seinerseits den Ball zu werfen. Dabei stolperte er jedoch über seine eigenen Beine und fiel der Länge nach hin. Die anderen Kinder lachten. Girieh empfand das als peinlich und blickte verdutzt auf.

    „Ich bin Juscha, sagte das Mädchen noch, bevor sich Girieh aufregen konnte und holte den Ball. „Wir sind alle Schwestern, Hadre ist unser Bruder.

    Verständnislos staunte Girieh die Kinder an. Wieso Schwester, wieso Bruder? Als Noch-Einzelkind fehlte ihm das Verständnis. Wieder lachten die Kinder.

    „Pass auf!, bemühte sich Codika. „Wir drei sind Mädchen und haben dieselben Eltern und deshalb sind wir Schwestern. Hadre ist ein Junge wie du, aber auch er hat dieselben Eltern wie wir. Deshalb ist er unser Bruder. Du hast andere Eltern, deshalb bist du nicht unser Bruder.

    Damit verwirrte Codika Girieh nun ganz.

    „Wirst es schon noch lernen!", rief Juscha und warf Girieh wieder den Ball zu.

    Diesmal traf der Wurf das Kind, aber Girieh gelang es nicht, den Ball zu fassen.

    Die Stunden vergingen rasch. Die Kinder amüsierten sich, wie Girieh und Irka mit dem Ball umgehen lernten. Gegen Mittag erschien eine Faunin und rief Codika und ihre Geschwister zum Essen. Als sie Girieh entdeckte, staunte sie.

    „Ach, da bist du also? Deine Mutter sucht dich bereits."

    Schuldbewusst malte Girieh Kreise mit seinen Hufen am Boden.

    „Wir haben doch nur gespielt."

    „So, das reicht jetzt!, sagte die Faunin streng. „Mit deinem Vetter und deinen Basen kannst du später wieder spielen.

    Sie schickte ihre Kinder in ein gut verborgenes Haus zwischen den Bäumen, schnappte sich Girieh und zog ihn in Richtung dessen Elternhaus in den Wald davon. Die anderen riefen noch ein „Wiedersehen" hinterher und verschwanden im Haus. Girieh heulte trotzig und versuchte den ganzen Weg entlang, sich aus dem Griff zu befreien. Schließlich gelangten sie an Giriehs Elternhaus. Vom Lärm alarmiert öffnete Giriehs Mutter Sescha die Türe.

    „Da ist euer Sohnemann!, erklärte Giriehs Tante. „Ihr könnt die Suche einstellen. Er hat in aller Ruhe mit seinem Vetter und seinen Basen Ball gespielt.

    Die Tante packte Girieh unsanft auf einen Stuhl, wo dieser trotzig sitzen blieb. Verachtend beobachtete er, wie sich seine Mutter überschwänglich bei seiner Tante für das Zurückbringen bedankte und diese sich verabschiedete. Die Tante versprach noch, dass sie Giriehs Vater Bescheid schicken werde, dass er die Suche abbrechen könne. Endlich schloss Sescha die Türe. Eisiges Schweigen zwischen Giriehs Mutter und ihrem Sohn. Schließlich schickte sie ihn auf sein Zimmer. Während Girieh trotzig und verärgert auf seinem Lager hockte, roch er den Duft aus der Küche.

    Seine Mutter kochte gerade einen Gemüseeintopf aus Bachbunge, Beinwell, Brennnessel, Giersch, Guten Heinrich, Huflattich, Sauerampfer, Wegerich und Wiesenknöterich die Girieh so sehr liebte. Bereits genießend sah er in seinem Geiste, wie seine Mutter den Eintopf zubereitete. Genüsslich verfolgte der Junge jede Handlung. Sescha reinigte die Spinatblätter und entfernte die Stiele. Anschließend kochte sie das Gemüse kurz auf, seihte es ab und passierte das grüne Kraut. Sie kochte in einem Topf etwas Butter kurz auf und gab ein wenig Einkornmehl dazu und ließ es goldgelb werden. Sie fügte dem Mehl den Spinat, Knoblauchzehen, Milch, Salz und Muskatnuss dazu und kochte das Ganze zu einem Brei auf. Mit Löwenzahnwurzeln würde sie die Speise servieren. Der Geruch ließ ihn seinen Zorn schnell vergessen.

    Schon oft hatte er im vergangenen Jahr seine Mutter beim Sammeln der Kräuter geholfen, aus denen sich eine so leckere Speise kochen ließ. Am schwierigsten fiel ihm immer noch die Bestimmung des Gierschs, den er auch als Geißfuß kennenlernte. Der wächst massenhaft in feuchten Wäldern, Gebüschen und an Flussufern. Oft verwechselte das Kind die Pflanze mit giftigen Doldenblütlern, wie z.B. dem Schierling. Giriehs Mutter verwendete das Kraut bei Gichtknoten und schlecht heilenden Wunden, außerdem bei Rheuma und Ischias. Befand sich Giriehs Großmutter auf Besuch, verbrauchte sie glatt den gesamten Kräutervorrat. Einen Kräuterwickel empfahl Giriehs Mutter immer bei Insektenstichen und Gichtknoten. Aus Gierschblättern bereitete sie Wildsalat oder Wildspinat zu. Getrocknete oder frische Blätter verwendete sie oft anstatt von Petersilie.

    Erst am Abend kam Giriehs Vater Dwörh von der Suche völlig erschöpft, aber auch über das Wiederfinden seines Sohnes erleichtert nach Hause. Nun erwartete Girieh eine Strafpredigt und Stubenarrest. Dwörh hielt seinem Sohn ausschweifend vor, dass er seine Eltern in große Sorgen versetzt habe und in der Welt da draußen viele Gefahren lauerten, die Girieh einfach noch nicht begreifen könne! Damit sich das Kind die Lektion besser merkte, schickte Dwörh seinen Sohn wieder auf das Zimmer. Das Abendessen konnte Girieh vergessen. Verärgert warf sich Girieh auf sein Lager und heulte trotzig vor sich hin.

    Am nächsten Morgen standen Giriehs Vetter und seine Basen vor der Türe und fragten höflich, ob sie mit Girieh spielen dürften. Sie versprachen, sich nur am Vorplatz des Hauses aufzuhalten. Also genehmigte Giriehs Mutter den Kindern den Wunsch. Beruhigt vernahm Sescha während den Hausarbeiten den Lärm der spielenden Kinder, wie sie sich stritten, wieder vertrugen und weiter herumtollten.

    Für das Mittagessen kochte Sescha Gerstenkugeln mit getrockneten Wildfrüchten. Sie röstete zwei Tassen Gerste auf einem heißen Stein so stark dunkelbraun, dass die Gerste gerade nicht anbrannte. Dann mahlte sie die Körner in einer Mühle fein und fügte eine Prise Salz hinzu. Für die Trockenfrüchte nahm sie Hagebutten, Äpfel und Schlehen und eine Handvoll Haselnüsse. Sie kochte die Früchte in etwas Wasser auf, bis die Flüssigkeit in etwa zur Hälfte eingedickt war. Dann nahm sie die Mischung vom Feuer und mischte nach Geschmack Honig und ein klein wenig Salz bei. Die Mischung goss sie über das Gerstenmehl und formte Kugeln. Zum Schluss zerkleinerte sie eine Handvoll Haselnüsse im Mörser und wälzte die Gerstenkugeln in den Haselnuss-Splittern.

    Gierig stürzten sich die Kinder auf das Mittagessen, als sie Sescha zu Tisch rief.

    Am Abend holten Giriehs Onkel und Tante ihre Kinder wieder ab. Nach dem gemeinsamen Abendessen, schickten sie die Kinder in das Kinderzimmer, wo sie noch ein wenig miteinander spielen durften. Girieh zeigte ihnen ein Gedächtnisspiel, bei dem nur auf einer Seite bemalte Holztäfelchen irgendwie beieinander mit dem verdeckten Bild am Boden lagen. Es durften bei jedem Zug eines Kindes der Reihe nach zwei Täfelchen aufgedeckt werden. Ergaben diese Täfelchen durch die aufmalte Zeichnung ein Paar, durfte das jeweilige Kind die Täfelchen an sich nehmen und die nächsten zwei Karten aufdecken. Wer am Schluss am meisten Paare besaß, hatte gewonnen.

    Die Eltern besprachen sich untereinander, die Kinder tagsüber in die Aufsicht des Kindergartens zu bringen. Somit könnten die Kinder miteinander spielen, ohne dass sich die Eltern Sorgen machen müssten, weil jemand auf das Jungvolk aufpasste.

    Am nächsten Morgen brachte also Sescha ihren Sohn zum Kindergarten. Seine Begeisterung gewann sie dadurch, dass sie ihm versprach, dass er dort viele Kinder kennenlernen würde. Schon in der Nähe des Platzes hörten sie den Lärm der anderen Kinder. Neugierig beeilte sich Girieh. Als erstes führte Giriehs Mutter ihren Sohn zur Kindergartentante Hrkibia. Diese nahm den Jungen in Empfang. Girieh schielte und zog bereits hinüber zum Platz, wo andere Kinder an einem Tisch voller Beutel und Grünzeug arbeiteten. Tante Hrkibia merkte die Neugier des Kindes.

    „Ja, da kannst du gleich mitmachen."

    Girieh bekam ein Heft, eine kleine Schere, eine kleine Schaufel und einen kleinen Beutel. Dies alles dürfe er sich behalten und mit nach Hause nehmen. Er gesellte sich zu den anderen Kindern und versuchte zu erkennen, was die da so Aufregendes trieben. Das sah Mutters Küche ziemlich ähnlich. Die älteren Kinder blätterten in ihren Heften, wo lauter platte Blumen und Blätter zwischen den Seiten lagen. In ihren Beuteln, vollgestopft mit allerhand Grünzeug wühlten sie umher. Wieso füllten sie sich die Beutel mit Grünzeug? Das wuchs doch überall!

    Girieh entdeckte seine Base Juscha, sowie seinen Vetter Hadre und gesellte sich zu ihnen. Codika sei mit Mädchen ihres Alters schon unterwegs. Auch für Hadre und weitere junge Faune war dies der erste Tag. Neidisch blickten sie auf die gefüllten Säcke der anderen Schüler. Hadre griff einfach in das Gras und begann, Gras in seinen Beutel zu stopfen. Begeistert machte Girieh es ihm nach.

    Tante Hrkibia gesellte sich an den Tisch.

    „Also Hadre und Girieh!, begann sie zu tadeln. „Das ist aber nicht der Sinn der Sache!

    Die Kinder machten ihre Taschen bereit und schon zogen sie in einer Traube um ihre Tante los.

    An steinigen Stellen im Wald lugten schon viele gelbe Blumen hervor, die Tante Hrkibia als Huflattich deklarierte. An anderen Stellen fanden die Kinder Leberkraut und Lungenkraut.

    An einer schattigen Stelle entlang eines Raines am Waldessaum erregte eine höhere Pflanze die Aufmerksamkeit der Kinder. An dieser bereits im satten Grün stehenden Pflanze sah man tatsächlich schon die ersten Blütenknospen sich vorsichtig entfalten.

    „Sehr schön, lobte die Tante. „Schon haben wir hier eine sehr giftige, aber auch sehr fähige Heilpflanze. Sorgfältig strich die Tante durch den Busch, während sie ein Lied über die Pflanze sang:

    „Die Nieswurz ist ein Hahnenfuß

    und wird so hoch, wie ein Kind sein muss.

    Sie lebt sehr lang und wird sehr alt,

    ob der Sommer warm und der Winter kalt.

    Die Blätter grün das ganze Jahr

    im Winter wacht, wie's im Sommer war

    Einfach, schalenförmig, symmetrische Blüten

    gesprenkelt, punktiert oder gestreift keine Mythen.

    Rot, rosa, gelb, weiß oder grünlich,

    ihre Schönheit ist immer rühmlich.

    Verzweigt, straußartig und locker,

    stehen sie gut über der Blätter Hocker.

    Von Februar bis April ihre Blüten steh'n,

    Die Farben dabei ins grünliche gehen.

    Die Balgfrüchte nun erscheinen,

    Im Frühsommer diese sähen für neues Keimen

    Jedoch sehr langsam neue Pflanzen wachsen

    Daher Verblühtes zu schneiden lassen

    Langstielige Blätter am kräftigen Wurzelstock

    dunkelgrün, ledrig, robust ertragen sie fast jeden Schock.

    Gesägt oder doppelt gesägt der Rand

    findet man das Kraut in jedem Land

    Gefächert oder fußförmig geteilt,

    Ihr Saft so manch' Krankheit heilt.

    Der Boden kalkhaltig und locker ist perfekt

    Im Frühjahr viel Wasser ihren Lebensgeist weckt.

    Im lichten Schatten sie gedeiht wunderbar,

    auch am Wald den Bäumen lebt sie sehr nah.

    Sie schmäht nicht die Sonne, wenn diese nur am Tag,

    zu schnelles Auftauen im Frühjahr sie nicht mag.

    Doch Vorsicht mit des Safts Berührung,

    schafft dieser doch so manche Störung,

    sogar als Pulver giftig gar,

    mancher dem Tod schon nahe war.

    Jedoch in kleinen Mengen weise geben,

    rettet die Pflanze so manches Leben."

    Eifrig schnitten die Kinder Proben von der Pflanze und legten diese zwischen Seiten ihrer Hefte. Die jüngeren Kinder machten es den älteren Kindern nach. Schon musste die Tante eingreifen, um zu verhindern, dass die Pflanze durch gedankenlose Probenentnahme beschädigt würde. Immer wieder griff sie ein, hielt ein Kind davon ab, ganze Stiele zu entblößen oder gar Knospen abzuschneiden.

    Auch auf die Pflanzen in der Umgebung machte die Tante die Kinder aufmerksam. Da sprossten Lungenkraut, Primeln, Leberblümchen, Tulpen, Narzissen, Blausterne, Schneeglöckchen und Krokusse und viele mehr. Teilweise blühten oder sogar verblühten diese auch schon. Zu jedem Kraut wusste die Tante ein Lied, das sie den Kindern lehrte. Über dem Blaustern sang sie:

    „Giftig ist der Blaustern,

    heilen tut er auch gern.

    Die Wurzel – eine Zwiebel,

    gehört in des Frühlings Fibel.

    Zwiefach lanzenförmig Blätterlaub

    ragt handhoch aus dem Bodenstaub.

    Der Blaustern nur sehr kurz erblüht.

    Im März, April er schön erglüht."

    Noch oft würden sie an diesen lehrreichen Ort zurückkehren.

    Der Frühling schritt voran. In allen Farben blühten Bäume und Büsche. Köstlich war ihr Nektar und berauschend ihr Duft. Eifrig flochten die Kinder Kränze, die sie daheim ihren Eltern schenkten. Die Kinderwärterinnen zeigten den Kindern Kräuter, Wurzeln und Blumen und deren Bedeutung sowie Verwendung.

    Fleißig pressten die Kinder die Blätter und Blüten der Pflanzen, die ihnen gerade die Kindergartentante zeigte. Manchmal brachten sie ihren Eltern kleine selbstgemachte Gestecke mit.

    Auch die Hausfrauen fanden gelegentlich Zeit, ihre Wohnstuben mit Kränzen, Gestecken und Sträußen zu dekorieren. Der Frühling bot eine reiche Palette an Kräutern, Samen, Wurzeln und bereits die ersten Pilze an. Die Frauen flochten aus Weidenruten Kränze und dekorierten sie mit Gräsern, Schafgarbe, Gundelrebe, Hagebutten und harzigen Hölzern, wie Zirben, Zeder, Buche, Birke, Wacholder und Lärche. Des Weiteren banden sie Kräuter und hingen sie an die Decke.

    Mit sattem Grün kündigte sich der Sommer an. Überall im Unterholz wuchsen reichlich Beeren und stellenweise zeigten sich auch Pilze. Sorgfältig unterwiesen die Kinderwärterinnen die Kinder, unbekannte Pilze und Beeren nicht anzurühren. Sie zeigten den Kindern essbare Früchte, Kräuter, Wurzeln und Pilze mit dem Ergebnis, dass sich die Kinder vor einer ungeahnt reich gedeckten Festtafel empfanden. Was da nicht alles für leckere Sachen wuchsen. Die Kinderwärterinnen hatten dagegen alle Hände voll zu tun, darauf aufzupassen, dass keinem Kind eine Verwechslung unterlief. Regelmäßig erschien Girieh zum Mittagessen und hatte überhaupt keinen Hunger mehr. Dafür war er von oben bis unten mit irgendeinem Saft und reichlich Erde besudelt, sodass die Mutter Girieh jedes Mal erst einmal baden musste.

    Genau wie alle anderen Kinder freute sich auch Girieh schon das ganze Jahr über auf das Schourón-Fest, das die Bewohner des Friedensreiches jedes Jahr großartig gegen Ende des Sommers im ganzen Friedensreich feierten. Schon lange vor der Abreise von zu Hause schwärmten Girieh und seine Freunde von den vielen Köstlichkeiten, die es da zu naschen gäbe und freuten sich auf die Veranstaltungen, von denen sie von den älteren Kindern viel zu hören bekamen.

    Die Reisevorbereitungen gestalteten sich einerseits wegen der großen Entfernung zum Festplatz und andererseits wegen der Größe des Festes als sehr umfangreich und so hatten die Fauneltern jeder Familie alle Hände voll zu tun. Die Kinder mussten daher bei der einen oder anderen Arbeit helfen. In kleinen Gruppen durchkämmten sie den Wald nach Wurzeln und Kräutern. Gelegentlich fand ein Kind einen Pilz. So auch gerade Girieh, vor dessen Hufen ein besonders großer und schöner Champignon seinen Hut ausbreitete. Girieh hockte sich vor den Pilz und wollte ihn gerade abschneiden, da griff ihn eine Hand am Handgelenk. Girieh blickte auf und starrte verdutzt in ein schmales Gesicht mit schönen, tiefen Augen, umrahmt von wallendem Haar. Die Elfin lächelte und schüttelte den Kopf.

    „Der ist giftig, Kleiner! Sieh ihn dir genau an!"

    Die Elfin ließ die Hand des Fauns los, strich mit ihren geschmeidigen Fingern unter den Hut des Pilzes und erklärte Girieh den Unterschied.

    „Das hier ist ein Knollenblätterpilz und sehr giftig! Er ist der gefährlichste aller Pilze! Selbst wenn du schon ganz wenig von diesem Pilz isst, kannst du sterben. Wenn du dann erst mal das Gift spürst, ist es schon zu spät. Dann kann dir niemand mehr helfen.

    Sieh dir den Pilz ganz genau an! Den Knollenblätterpilz erkennst du an seinen weißen Lamellen, dem weißen über grünlichen bis hin zu braunem Stiel mit geriefter Manschette und oft im Boden versteckter Knolle sowie dem hell - bis olivgrünen oder grünlichweißen Hut. Manchmal wird der junge Pilz mit einem Bovist, der ausgewachsene auch mit dem Grüntäubling oder - am häufigsten - mit dem Champignon verwechselt.

    Aber es gibt einen klaren Unterschied: Champignons haben rosafarbene bis violett-braune Lamellen und riechen vielfach nach Anis, während der Knollenblätterpilz nach fast nichts riecht. Den grünen Knollenblätterpilz findest du vor allem in Laubwäldern unter Eichen und Rotbuchen, selten jedoch auf Waldwiesen und beinahe nie in Nadelwäldern."

    Enttäuscht wollte Girieh den giftigen Pilz zerstören, aber die Elfenfrau hielt ihn zurück.

    „Schau, Kleiner!", erklärte sie ihm geduldig, „Auch dieser Pilz nimmt einen sehr wichtigen Platz im Gleichgewicht dieser Welt ein.

    Pilze fördern das Wachstum anderer Pflanzen. Wenn Pilze nicht in gegenseitiger Gemeinschaft mit unseren Bäumen wüchsen, gäbe es viele Bäume in unseren Wäldern gar nicht. Erst die Pilze ermöglichen, dass der Baum Wasser und Nährsalze bekommt. Solche Lebensgemeinschaften sind sehr oft empfindlich gegen Störungen. Wenn die Bäume in Massen vergilben, obwohl noch nicht Herbst ist oder die Hölzer schweren Schaden tragen, dann liegt das oft daran, dass die Pilzwelt zerstört ist.

    Menschen versuchen das oft mit Dünger auszugleichen und zerstören damit mehr, als sie gutmachen. Und als ob das nicht schon reicht, bauen sie einseitige Kulturen an, welche die notwendigen Pilze für andere Pflanzen zerstören. Zum Beispiel vernichtet der Raps die Mykorrhiza-Pilze, die der Weizen dagegen dringend braucht."

    Girieh glotzte verdutzt die Elfin an. Pilze waren doch zum Essen da, wie Äpfel und Birnen! Giftige Pilze waren einfach eine Gemeinheit, die den unbeschwerten Genuss vermiesen wollten! Die Elfin lachte kurz über die kurzsichtige Weltanschauung des Faunkindes und lud Girieh zu einem kleinen Spaziergang ein. Während die beiden Hand in Hand durch den Wald schritten, erzählte die Elfin dem jungen Faunkind von der Wechselwirkung zwischen Pflanzen und Pilzen, sowie viele Geschichten von Krankheiten, Behandlung und Vorbeugungen, von denen Girieh nur sehr wenig kannte. Bei jeder Geschichte griff die Elfin in das Gras, in den Boden oder an irgendeine Pflanze und gab Girieh eine Probe. Die unbekannte Lehrerin erzählte mit einem solchen Feuer, dass das kleine Faunkind trotz der Schwierigkeiten beim Verstehen gerne zuhörte und eifrig lernte.

    Zuerst einmal ordnete die Elfin die Vielfalt der Pilze und wie man sie zuverlässig erkennt und ihre Rolle im natürlichen Kreislauf versteht.

    „Generell kann von artspezifischen Fähigkeiten von Pilzen ausgegangen werden, das heißt, die Wirkung von Pilzen für Natur, Umwelt und zum direkten Nutzen von Tier und Mensch ist abhängig von der jeweils beteiligten Art:

    Manche Pilze sind Spezialisten enger ökologischer Nischen, z. B. die Parasiten einer einzigen oder einer bevorzugten Pflanzenart. Viele benutzen spezielle Bausteine des Holzes, entweder ausschließlich Cellulose oder in Kombination mit Lignin, woraus die bekannten Braun- bzw. Weißfäulen resultieren.

    Andere Arten sind auf leicht abbaubare Kohlenhydrate angewiesen, wie sie in Brot- oder Früchten vorhanden sind, weitere besiedeln das sehr resistente Keratin unserer Fingernägel und Haare."

    Die Elfe Swericka unterrichtet Girieh

    Bei dieser Fülle an neuen und völlig unbekannten Wörtern gelang Girieh nur selten, sich wenigstens so einigermaßen das Wort zu merken. Aber die Geschichten und der Anschauungsunterricht der Elfin war einfach viel zu interessant. Noch mehr interessierte sich jedoch Girieh für die Wirkungen der Pilze. Konnten die Dinger am Ende zaubern? Girieh wusste von dem alten Elfenarzt, der für jede Krankheit immer ein Mittel aus seinem geheimnisvollen Beutel holte, das jedes Leid heilen oder lindern konnte. Vielleicht konnte ihm ja seine charmante Begleitung jetzt endlich mal erzählen, was das alles für Wunderdinger aus der Apotheke des Elfenarztes seien?

    Notorisch löcherte Girieh die Elfin nach mehr. Er beschrieb einfach die Krankheiten und dass der Elfenarzt dagegen immer irgendein Wundermittel wusste, wo die Faune schon längst am Ende waren. Oft verabreichte der Arzt auch noch eine Spritze und das obwohl sich die Kinder immer davor fürchteten. Unvermittelt hielt die Elfin von ihrem Vortag inne und staunte das Faunkind kurz an. Bettelnd hüpfte das Kind vor ihr von einem Bein auf das andere. Die Elfenfrau legte den Kopf zurück und lachte. Dann räusperte sie sich und begann mit dem gängigsten Mittel:

    „Also, die Flüssigkeit in der Spritze ist Penicillin. Das hilft schon in den meisten Fällen. Du hast es sicher bereits erraten: es wird aus einem Pilz gewonnen. Um genau zu sein aus zwei Sorten von Schimmelpilzen. Die Sorten nennen wir Penicillium Notatum und Penicillium Chrysogenum. Bei Penicillin handelt sich um ein Antibiotikum. Das sind Stoffwechselprodukte von Bakterien, Pilzen, Algen Flechten und höheren Pflanzen, die dafür empfindliche Mikroorganismen abtöten oder ihre Vermehrung blockieren. Aber manche Krankheitserreger können sogar das wichtigste Penicillin G unwirksam machen, indem sie eine Penicillinase bilden. Deshalb kaufen sogar wir diese Mittel vom Orden des Schwarzen Einhorns. Die Priesterinnen wissen, wie man das Penicillin so verändern muss, dass die Krankheitserreger dagegen nichts mehr unternehmen können. Sie nennen die entstandenen Formen z.B. Ampicillin, Carbenicillin oder Propicillin."

    Als die Elfenfrau Girieh verabschiedete und lautlos, wie spurlos im Dickicht verschwand, trug das Faunkind in seinem kleinen Beutel eine so ansehnliche Zahl Kräuter, Pilze und Wurzeln, die er gerade kennengelernt hatte, dass er überquoll. Auf die Pilze und deren mächtige Fähigkeiten war Girieh ganz besonders stolz. Manche Sachen hatte sich Girieh schon unter den Arm geklemmt. Ganz sicher würden ihn die anderen Kinder darum beneiden.

    Tatsächlich blieb Giriehs Eltern die Sprache weg, was ihr Sohn da alles anschleppte. Auch wenn erstaunlich viel hängengeblieben war, konnte Girieh natürlich die meisten Erklärungen der Elfendame nicht mehr nacherzählen. Giriehs Eltern stockte der Atem, als ihr Sohn begann, diverse Gift- und Heilpflanzen auszupacken und zu erzählen, wozu sie gut seien. Aber der schlimmste Schock stand Giriehs Eltern bevor, als ihr Sohn begeistert in eine Ausführung über die Pilze anfing und Pilze auspackte, welche sie allesamt als hochgiftig kannten. Nach einem ausführlichen Vorwurf, unbekannte Gewächse gefälligst stehen zu lassen, schickten die Eltern ihren Sohn ins Bett. Girieh konnte diese Maßnahme natürlich nicht verstehen, hatte doch die freundliche Elfin ihm alles ganz genau erklärt. Enttäuscht heulend musste er sich schlussendlich fügen.

    Noch immer fassungslos standen Giriehs Eltern um den Tisch, auf dem sich Giriehs Beute häufte. Ein paar wenige Kräuter konnte Giriehs Vater Dwörh gerade noch identifizieren, vieles als gar nicht harmlos. Auch bei unzähligen Kräutern musste Dwörh passen. Die Pilze der Sammlung rührte ein Faun bis dato lieber gar nicht an. Dwörh packte alles wieder in den Beutel, um sich später am Abend bei dem Dorfältesten zu erkundigen. Beim Dorfrat fand er zu seinem Glück auch den alten Elfenarzt vor. Dwörh legte die Kräuter, Wurzeln, Flechten und Pilze vor. Der Elfenarzt lächelte und schwieg, während Dwörh die Geschichte seines Sohnes vortrug. Der Elfenarzt lächelte und schwieg auch noch, als sich die Faune mit vereinten Kenntnissen mühten, die Beute zuzuordnen. Am Schluss blieb noch eine Anzahl Kräuter, Wurzeln und vor allem die Pilze übrig. Ratlos und fragend blickten die Faune den Elfenarzt an. Dieser zupfte sich am Bart und musterte Dwörh eingehend.

    „Swericka muss gesehen haben, dass dein Sohn eine außerordentliche Gabe hat, meinte er dann gelassen. „Ich schätze, auf dem Leben deines Sohnes liegt eine besondere Berufung. Wenn er alt genug ist, möchte ich ihn gerne in die Lehre nehmen. Ein paar Dinge habt ihr zwar richtig geordnet, aber selbst bei diesen gibt es noch viel zu ergänzen. Die meisten Gewächse habt ihr jedoch falsch eingeordnet. Und wie Swericka deinem Sohn bereits erklärt hat, sind ausgerechnet die Pilze die fähigsten Heilmittel.

    Der Arzt ordnete die Beute neu und erklärte ihre Namen und ihre Verwendung. Erst wenige Stunden vor Sonnenaufgang entließ der Elf nach einer langen Nacht die erschöpften Faune.

    An einem späten Nachmittag traf Quendak, ein alter Faun, in der Faunsiedlung ein, der ein bescheidenes Dasein als wandernder Geschichtenerzähler führte. Die Familien kannten ihn gut und so fand er schnell einen Platz, wo ihm Obdach und Speise gewährt wurde. Noch löffelte er eine Schale Gemüsesuppe aus, da umzingelten ihn die Kinder bereits und bedrängten den alten Faun so sehr, dass die Eltern sie zur Ordnung riefen. Quendak, ein alter Kinderfreund, lächelte nur, beeilte sich aber mit seinem Essen. Schließlich legte er den Löffel weg und lehnte sich zurück. Das empfanden die Kinder als Zeichen, dass der Streit um den Platz auf seinem Schoss losgehen könne. Auch hier behielt Quendak die Ruhe und sorgte gelassen für Ordnung. Endlich begann er mit seinen Geschichten. Er hatte viel erlebt und kannte auch viele Tiere. Seine Geschichten malte er so lebendig aus, dass jeder Zuhörer mitfieberte. Anderseits wusste man bei ihm nie so genau, ob die Geschichte sich nun wirklich genau so zugetragen hatte, ob er übertrieb. Eher wahrscheinlich erfand er seine Geschichten sowieso. Aber wen kümmerte das schon? Die Geschichten waren spannend und pulsierten vor Lebhaftigkeit. Die Eltern waren froh, Quendak die Aufsicht über die Kinder zu überlassen, so sich selbst ungestört um ihre Arbeit kümmern zu können. Die Kinder ihrerseits erfreuten sich an den Geschichten aus fernen Ländern und den mannigfachen Geselligkeiten. Gerade schilderte Quendak, wie in einem längst vergangenen Jahr das Schourón-Fest bei strahlendem Sonnenschein begonnen habe, dann aber ein solcher Platzregen daherkam, der alles so tief überschwemmte, dass die Tiere in einer höhergelegenen Höhle Schutz suchen mussten. Dramatische Rettungsmaßnahmen seien notwendig gewesen, um vom Wasser eingeschlossene oder schon erfasste Tiere in Sicherheit zu bringen. Keine noch so kleine Einzelheit vergaß Quendak zu berichten. Er wusste sogar von einem Tier, zu dem eine Priesterin vordringen musste, weil nur die Priesterinnen und die Einhörner auf dem Wasser gehen könnten, als gingen sie auf fester Straße. Schließlich saß der ganze Haufen triefend nass und frierend in der Höhle einer Anhöhe, die zur Insel geworden war, beisammen. Hautnah malte Quendak aus, wie die Tiere sich nach ihrem Schicksal fügten und begannen, sich einzurichten. Einige zündeten ein Feuer an. Die Höhle füllte sich mit Wärme. Die Tiere sammelten sich um die Feuerstellen und erzählten Geschichten oder sangen Lieder. Anfangs kaum merklich, dann aber rasch setzte sich das Fest in der Höhle fort. Glücklicherweise lag das Fest schon so lange zurück, dass sich sogar die erwachsenen Faune kaum mehr daran erinnerten. Somit hinderte niemand Quendak an seiner längst überschwänglich ausgeschönten Geschichte.

    Auch die langwierigsten Vorbereitungen gehen irgendwann zu Ende. Wenige Tage vor Beginn des Schourón-Festes brachen die Faune der kleinen Siedlung auf. An den vielen Wegkreuzungen gesellten Faune aus anderen Dörfern dazu. Familienangehörige und Freunde, die sich schon lange nicht mehr gesehen hatten, begrüßten einander besonders herzlich. Schwatzend und scherzend zogen die Faune gemeinsam weiter. Für die Kinder ergaben sich reichliche Möglichkeiten, neue Freunde kennen zu lernen. Meistens hielten solche Freundschaften ein ganzes Leben lang. Deshalb stellten diese jährlichen Schourón-Feste im Friedensreich der Einhörner eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse dar.

    Auf dem Fest tobte Girieh ausgelassen zwischen der Menge umher. Die Anstrengung von der langen Reise war längst vergessen. Große Festtafeln luden zum Essen ein. Girieh fand kaum genug Ruhe, um seinen Eltern beim Aufbau ihres Anteils an der Festtafel behilflich zu sein. Außerdem begnügten diese sich damit, mit den anderen Erwachsenen über allerhand langweiliges Zeug zu tratschen. Nebenher fummelten sie ständig an der Dekoration der von ihren gestalteten Aufbauten herum, als gälte es, noch etwas zu verbessern. Überall spielten Musikanten und probten für den Musikwettbewerb. Theatergruppen bauten eine Bühne auf. Neugierig näherte sich Girieh und redete den nächstbesten Arbeiter an, dass er mithelfen wolle. Amüsiert blickte er auf das zierliche Kind hinab. Da Girieh nun beharrlich bestand, auch mithelfen zu dürfen, führte der Arbeiter das Kind zum Bauleiter. Abschätzig musterte der Baumeister das schmächtige Faunkind. Immerhin teilte er Girieh einem Zwergjungen zu, der das Baumaterial von einem Wagen ablud und zur Bühne bringen sollte. Sie stellten sich gegenseitig vor und unterhielten sich nebenher über das Leben und die Schule des anderen.

    Svega, der Zwergenjunge, besuchte bereits die erste Klasse. Seine Familie sei im Edelsteinhandwerk. Er erzählte von den großen Anstrengungen beim Abbau der Steine aus dem Bergwerk seiner Eltern, das der Familie seit vielen Generationen gehöre. Nach der Schule und den Hausaufgaben sitze er aber am liebsten an den Schleifbänken und verfolge gespannt, wie aus einem augenscheinlich unscheinbaren Rohling ein Brillant würde. Die alten Meister drehten den Stein oft stundenlang herum, bevor sie ihn zu schleifen begännen. Man durfte nicht einfach einen Stein so schleifen, wie einem gutdünkte. Jeder Stein hatte seine Geschichte, Struktur und Eigenheiten. Wenn man das beste Ergebnis haben wollte, musste man auf die besonderen Wünsche eines jeden einzelnen Steines Rücksicht nehmen. Svega prahlte, dass er von hundert Steinen bereits nach wenigen Augenblicken die Charaktergrundzüge erkenne. Rubine bauten sie in einem anderen Bergwerk ab. Andere Edelsteine und Gold kauften sie auf oder tauschten mit anderen Gemmenschneidern. An anderen Arbeitsplätzen in der Werkstatt der Familie fertigten Svegas Onkel und Tanten die tollsten Schmuckstücke. Viele davon verkauften sie an den Orden des Schwarzen Einhorns. Svega schwärmte Girieh vor, eines Tages die schönsten Schmuckstücke des Reiches fertigen zu wollen. Seine Familie habe schon viele Wettbewerbe gewonnen. Die Trophäen stapelten sich auf den Anrichten und Regalen. Sogar vom Orden des Schwarzen Einhorns ausgestellte Urkunden und Ehrungen fanden sich dabei.

    Endlich stand die Bühne. Zusammen mit anderen Kindern spielte Girieh Fangen. Links und rechts ging es durch die Menge. Er strauchelte und fiel. Wie er aufstand, merkte er, dass er sich auf einer freien Fläche befand. Aber da spürte er noch jemanden neben sich. Eine gewaltige Ausstrahlung lähmte das Kind angenehm. Geradezu meinte er, auf einer wohligen Wolke zu schweben. Eine angenehme Sonne hüllte ihn transzendent ein. Die Ausstrahlung fesselte ihn und hob ihn aus der Zeit. Wirklichkeitsfremd rauschte das Leben wie ein verschwommener Traum in weiter Ferne völlig bedeutungslos an Girieh vorbei. Eigentlich nahm Girieh das lärmende Fest gar nicht mehr wahr. Girieh genoss den stehengebliebenen Augenblick. Eine unfassbare Ruhe durchströmte das Kind. Gerne ließ sich Girieh von dieser Kraft durchdringen und ihrer Willkür ausliefern. Er empfand vor der Bindung zur Hilflosigkeit unter dieser wohligen Macht keine Angst. Was auch immer diese Kraft ihm antäte, er würde willig um mehr flehen! Vorsichtig blickte Girieh auf und suchte nach der Sonne dieser gewaltigen Ausstrahlung. Als erstes entdeckte er das Brandmal an der Hinterhand des Pferdekörpers. Keine geringere Priesterin, als Vledina, eine der beiden Schwertträgerinnen Seiner Allerhöchsten Majestät, gewahrte er neben sich. Mit ihren sechzehn Jahren war das Zentaurmädchen ungewöhnlich jung für das Amt als Kron- und Oberhohepriesterin im Orden. Dennoch bewegte sie sich mit größter majestätischer Vollendung als sterblicher Spiegel Seiner Allerhöchsten Majestät.

    Irgendwann erwachte Girieh. Unverwandt starrte er auf die gewohnt harte und laute Welt um sich herum. Tief beeindruckt vom Erlebnis im Wirkbereich dieser unbeschreiblich herrlichen Erscheinung beschloss Girieh sofort, dass er auch ein solches Priesteramt bekleiden wolle. Noch immer fiel ihm das Atmen schwer und er sehnte sich zurück in die Nähe der Priesterin. Den Rest des Festes saß nur noch dieser eine Gedanke in Giriehs Kopf. Die mannigfaltigen Vergnügungen des Festes rauschten an Girieh nur noch vorbei. Nicht einmal die Theaterstücke weckten das Faunkind aus der Hypnose auf. Er gehörte nicht länger in diese dröhnende Welt. Er wollte sofort wieder in jener sagenhaften Schwerelosigkeit abtauchen. Wenn er nur wüsste, wie er sich wieder dieser Kraft ausliefern könne! Still distanzierte er sich von seinen spielenden Freunden. Der Gedanke an die Priesterwürde rumorte in Girieh und spann seltsame Ideen angefangen von „Girieh, der treue, dienende Schatten ihrer Exzellenz, der Priesterin bis hin zu „Girieh, der erste Faun im Orden des Schwarzen Einhorns und „Girieh, der Hohepriester und Schwertträger Seiner Allerhöchsten Majestät".

    Heftiges Klirren drang durch die Tagträume des Fauns und zog ihn an einen anderen Ort. Er drängte sich durch die Menge und stand vor einem Platz, auf dem Zentauren, Zwerge, Satyrs und Faune untereinander ihre Fechtkünste maßen. Mäßig interessiert verfolgte Girieh das Treiben. Das Auftreten einer Priesterin erweckte jedoch schlagartig sein Interesse. Der Kern einer neunen schwerelosen Welt näherte sich ihm. Und es bewegte sich auf ihn zu. Verlangend erwartete Girieh, gleich wieder hineinzustürzen. Die Priesterin steuerte ihn jedoch nicht an. Als Königin betrat sie majestätisch und selbstbewusst die Arena. Alle Wesen bezeugten ihr unterwürfig Respekt. Girieh lechzte nach der Nähe einer weiteren ungeheuren Ausstrahlung, die jedem Respekt abverlangte und vorbehaltlos sowie maßlos Frieden schenkte. Alles Leben um sie herum verblasste bereits wieder zu bedeutungslosen Schatten, die sich stumm umher bewegten.

    Die Priesterin hob zu sprechen an. In ihrer transzendenten Stimme erklärte sie, gegen den Sieger des Turniers, einen Zentauren namens Gammareh, antreten zu wollen. Verlegen bezog der Zentaur gehorsam seinen Platz, unterstützt von Gejohle und flotten Sprüchen des gesamten Publikums. Respektvoll verbeugte sich der riesige, grobschlächtige Gammareh vor der ausgesprochen zierlichen, sehr viel kleineren Zentaurstute, deren Autorität sich auf ihr Amt als Einhornpriesterin begründete. Ihrer Herrschaft bewusst, erteilte diese dem Krieger die Erlaubnis, sein Schwert zu nehmen und sich zu erheben. Nun nahmen sie beide ihre Kampfposition ein. Ungläubig und mit großen Augen verfolgte das Faunkind, wie die beiden fochten. Sofort genoss der Zentaur die Antipathie des Faunkindes. Die junge, sehr schöne Stute erschien sehr graziös und zerbrechlich neben dem auch für seine Art sehr gut gebauten, muskulösen Hengst. Dieser hieb jedoch rücksichtslos mit aller Kraft, die er aufbringen konnte auf die junge Priesterin ein, gerade so, als sei er der Schlachter der hübschen Stute und trachte, sie in Stücke zu hacken. Entgegen seinem dröhnendem Stampfen wirbelte die Stute feengleich herum und parierte die Schläge. Tiefer Hass brannte in Girieh, weil dieser ruchlose Zentaur es wagte, gegen die Priesterin, die eine so wohltuende Ausstrahlung verbreitete, dass Girieh sich viel lieber von ihr als Objekt ihrer Willkür hingegeben hätte, das Schwert zu führen. In ohnmächtiger Wut verfolgte das Faunkind, wie die Schwerter aufeinander krachten, sodass die Funken in alle Richtungen stoben. Mehr als einmal splitterte das Schwert Gammarehs und musste ausgetauscht werden. Der Schweiß rann dem Krieger über Brust und Flanken. Keuchend fasste er immer wieder ein neues Schwert beim Waffenmeister aus. Ängstlich bangte Girieh bei jedem Schlag des bösen Hengstes, dass dieser die Stute zerschlage und Girieh Traum ein grauenvolles Ende bereite. Ein solcher scham- und grenzenloser Frevel raubte dem Kind die Fähigkeit zu atmen. Wie durch ein Wunder parierte die Priesterin die Schläge, teilte aber selber kaum und wenn, dann nur halbherzig aus. Das Publikum kümmerte sich offenbar nicht um die wohltuende Ausstrahlung der Priesterin, sondern kreischte vor Vergnügen, feuerte Gammareh an, die Priesterin in Stücke zu schlagen und johlte jedes Mal, wenn diese wieder einen Hieb parierte. Schwere Bierkrüge wurden auf den Sieg der Priesterin angestoßen und Wetten abgeschlossen, wie lange Gammareh noch durchhielte.

    Ein paar weitere Priesterinnen traten unter die Zuschauer. Selbstverständig bemerkte Girieh sogleich die Anwesenheit von den weiteren einzig beachtenswerten Wesen und sah, wie diese aus dem grauen, verschwommenen Publikum auftauchten. Innerlich flehte er die Priesterinnen an, doch etwas zu tun, um den Frevel zu beenden. Doch diese beobachteten gelassen und schweigend das Geschehen.

    Wie ein Blitz schwang die Priesterin mitten in der Arena plötzlich das Schwert in ihrer Hand und schlug zu. Leicht und geschmeidig führte sie die Klinge. Die Klinge schien sich buchstäblich in reines Licht zu verwandeln. Grunzend plumpste der Hengst wie ein Sack Mehl unbeholfen zu Boden und eine Staubwolke hüllte den Körper ein. Das Publikum lachte kreischend und applaudierte jubelnd. Wieder krachten Bierkrüge und Trinklieder besangen grölend den Sieg der Priesterin.

    Gelassen trat die Priesterin zurück und hieß den Hengst, aufzustehen. Noch einige weitere Runden focht der Hengst gegen die Stute, die sich fast immer nur verteidigte, plötzlich einen Hieb machte und den Hengst wieder von den Hufen warf. Das Publikum tobte vor Begeisterung. Auch die Priesterin schien sich zu amüsieren. Nach etlichen Runden deutete die Priesterin, dass ihr der Spaß reiche. Gehorsam richtete sich der Hengst nicht mehr auf, sondern kniete vor der Priesterin nieder, legte ihr sein Schwert vor die Hufen und deklarierte ihre Exzellenz feierlich zum Sieger. Diese neigte sich fröhlich lachend zum Hengst herab, nahm ihn an der Hand und richtete ihn auf. Lächelnd beteuerte sie, unfair gekämpft zu haben. Dann tippte sie mit der Fingerkuppe ihres rechten Mittelfingers dem Zentaur auf die Stirn und fuhr ihm mit der Fingerspitze anschließend über seine Wange den Unterkiefer entlang bis zum Kinn. Sie nickte dem völlig perplexen Gammareh noch zu und wandte sich elegant zum Gehen. Schon wieder plumpste der schwere Hengst zu Boden. Diesmal hatte ihn der Charme der Priesterin um das Bewusstsein gebracht. Tosender Applaus geleitete die Priesterin aus der Kampfarena.

    Bei nächster Gelegenheit nach dem Turnier suchte Girieh Gammareh den Zentaur und besten Fechtmeister Adarrs auf. Dieser stand gerade mit ein paar weiteren Fechtlehrern zusammen. Sie tranken Wein, kommentierten den glorreichen Sieg der Priesterin in der Arena und zollten Gammareh Anerkennung, wie standhaft er sich gehalten habe. Verlegen scherzte Gammareh mit den anderen mit, als sie ihm anzügliche Bemerkungen über die Zuwendung machten, die ihm die Priesterin erteilt hatte. Andere Zentauren unterhielten sich über ihre Familienangelegenheiten. Sie alle staunten das Faunkind an, das sich da zu ihnen gesellte.

    „Nanu?, fragte einer von den Hengsten. „Da hat sich wer verlaufen. Wer bist denn du?

    Gelassen hörten sie sich den Wunsch des Jungen an. Das war gar nicht so einfach, da das Kind zusammenhangslos durcheinander quatschte und sich dabei offensichtlich immer mehr hineinsteigerte. Endlich schien das Kind an ein Ende zu kommen. Nun musterte Gammareh den kleinen, vierjährigen Faun von oben bis unten, der vor ihm bettelnd von einem Bein auf das andere hüpfte. Kleine Kinder haben oft große Pläne und ändern diese auch recht rasch wieder. Um Girieh nicht ganz zu enttäuschen, zeigte ihm Gammareh ein kleines Kunststück mit dem Schwert und schickte ihn dann zurück zu seinen Eltern. Enttäuscht entfernte sich Girieh und konnte noch aus einigem Abstand hören, wie sich die Zentauren wieder um ihren Wein und ihre Familienangelegenheiten kümmerten. Ein paar gaben flüchtige Kommentare zu dem Faunkind zum Besten, die mit Gelächter beantwortet wurden. Bedrückt entfernte sich das Kind außer Hörweite.

    Nach den Festtagen musste Girieh wieder mit seinen Eltern zurück nach Hause. Ihnen erzählte Girieh nichts von seinem großen Vorhaben. Trotz der Abweisung von Gammareh hielt der Junge an seinem Plan fest. Eine weitere Abfuhr ersparte er sich lieber. Irgendwann befand sich Girieh wieder einmal auf Lauscherpirsch und erfuhr somit, dass ein junger Zentaur aus der Nachbarschaft öfter bei Gammareh Fechtunterricht bekam. Nach einiger Überwindung entschloss sich Girieh, mit diesem jungen Zentaur anzubandeln und ihn schließlich zu überreden, ihm Fechtunterricht zu erteilen. Eifrig überlegte er, wie er mit dem Zentaur Bekanntschaft schließen und sich interessant machen könne – alles selbstverständlich „rein zufällig". Viele Stunden verbrachte er in seinem Versteck in einem Ring zwischen großen Büschen und übte Strategien, verwarf sie wieder und erfand neue. Natürlich durfte der Zentaur nicht zu früh erfahren, warum Girieh an seiner Freundschaft so gelegen sei.

    Eines Tages übte der junge Faun wieder, lief ständig auf und ab und fuchtelte dabei auch noch mit einem kleinen Holzschwert herum. Plötzlich schob sich der Vorhang aus den Zweigen eines Baumes zur Seite und ein junger Zentaur schaute in das Versteck hinein. Starr vor Schreck entglitt Girieh sein Holzschwert. Er erkannte gerade noch, dass in einigem Abstand weiter hinten noch ein paar Freunde des Hengstes standen, unter anderem auch der betreffende, dem Giriehs Bemühungen galten. Belustigt erkundigte sich der erste Zentaur, was Girieh da so treibe. Dieser stammelte erst unverständliche Silben, stotterte aber schließlich seine wahren Anliegen daher. Die Zentauren lachten. Schließlich trat der erste Zentaur zur Seite, winkte den betreffenden Freund mit den Worten: „Is' für dich", heran. Nun stand ein sehr kleiner Faun sehr verlegen vor einem jungen Zentaurhengst und wünschte sich, im Boden versinken zu dürfen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mit einem Huf Kreise am Boden malend, schielte Girieh mit gesenktem Haupt zum Zentaur hinauf, was wiederum Gelächter bei den jungen Hengsten hervorrief. Schließlich beugte sich der Zentaur amüsiert zu dem Kind hinunter und fragte diesen nach seinem Namen. Gehorsam antwortete Girieh.

    Schön, ich heiße Fulgor", lachte der Zentaur und gab Girieh einen Klaps auf die Schulter, dass dieser vornüber zusammenknickte.

    Fulgor zeigte Girieh ein paar kindgerechte Tricks, die dieser mit seinem Holzschwert nachmachen musste. Gelang etwas nicht gleich auf Anhieb und fiel Girieh sogar das Schwert herunter, so hieß der Zentaur das Kind das Schwert wiederaufnehmen, ermutigte es und ließ es eben einmal mehr versuchen. So verlor Girieh die Scheu und begeisterte sich zunehmend am Spiel.

    Dem Zentaur entging der außergewöhnlich große Eifer des jungen Fauns nicht. Girieh war tatsächlich besessen davon, den Schwertkampf richtig zu erlernen. Also übten die beiden in aller Stille täglich intensiv weiter, wobei Girieh schnell dazulernte.

    Die Tage verstrichen und der Winter kam in das Land. Die Winter waren hart im Land Adarr. Doch Giriehs Eltern hatten vorgesorgt und so stand seiner Freude am winterlichen Vergnügen nichts im Weg. Zusammen mit seinen Freunden Hadre, Giriehs Vetter, und Vern, einem Zwergenkind, frönten die drei dem Schlittenfahren. Plötzlich, mitten im größten Spaß, kam Nebel auf. In kürzester Zeit blieb vom Sonnenwetter nichts mehr übrig. Die Fahrt des Schlittens ließ sich jedoch nicht bremsen. Da die drei nicht sahen, wohin sie fuhren, fielen sie in eine Felsspalte, prallten an die gegenüberliegende Wand und fielen noch ein Stück tiefer in den Schnee. Der Aufprall wirkte sich schmerzvoll aus. Sofort fing Vern ein elendig lautes und schrilles Geschrei an. Zuerst selbst benommen, merkten die beiden Faunkinder, dass sich zu dem schrillen Geschrei des Zwergenkindes auch noch ein dumpfes Grollen dazugesellte. Eiskalt fuhr es ihnen in die Knochen. In panischer Angst versuchten die beiden Vern zum Schweigen zu bringen – bei einen geborenem Trotzkopf, was die Zwerge nun grundsätzlich auszeichnete, ein aussichtsloses Unterfangen. Dieser brüllte aufgrund der Bemühungen der Faune nur noch energischer. Das Grollen steigerte sich, indessen Vern unverdrossen weiter schrie. Die Faune versuchten noch heftiger, den Zwerg zum Schweigen zu bringen, aber vergebens. Das Grollen verwandelte sich in einen leisen Donner. In Panik versuchten nun die Faune die Flucht. Eis bedeckte die Felsen und Vern sträubte sich zudem gegen eine gewaltsame Mitnahme. Schon konnte man das Krachen und Splittern der Bäume weiter oberhalb vernehmen. Vern hörte eindeutig von alledem nichts und schrie ungebremst weiter. Was auch immer der Zwerg herbeischreien wollte, etwas kam. Ein letzter panischer Versuch, doch wieder glitten die Faune an den vereisten Felsen ab.

    Der Orden und Schwester Kjarmha

    Als Girieh erwachte, blickte er in das Gesicht einer Priesterin des Ordens des Schwarzen Einhorns. Er probierte sich aufzurichten und sackte sofort wieder mit einem Schrei nieder.

    „Du kannst unmöglich aufstehen", erklärte ihm die Priesterin in der für die Priesterinnen typischen, liebevoll sanften und singenden Stimme.

    Vom ersten Moment an verspürte das Faunkind durch die Gegenwart und die warme Stimme einer Priesterin vollkommene Wärme, Zufriedenheit, Geborgenheit und vollkommenes Glück. Er genoss das Ertrinken in der Fürsorge der Priesterin, während er sich unablässig hingebungsvoll von dem Blick der schönen Augen der Priesterin in sie hineinziehen und von ihrer Liebe mit nie mehr lösbaren Fesseln binden ließ. Die Priesterin wandte ihren Blick nicht ab, sondern ihre Zuwendung galt in diesem zeitlosen Moment ausschließlich ihm. In diesem Blick wollte er ertrinken. Willig ließ er sich sinken. Ununterbrochen lechzte er nach mehr. Nie mehr wollte er aus diesem wohligen Bann erwachen.

    Als sich Girieh, wohl geborgen und mit Leib, Geist und Seele festgebunden im Bann der Priesterin, vorsichtig umschaute, stellte er fest, dass er in einer dämmrigen Kammer lag, umringt von ein paar weiteren Priesterinnen. Sein rechtes Bein und sein rechter Arm steckten in steifen, dicken, aber nicht unangenehmen weißen Röhren, die sich seiner Körperform anpassten und um seinen Oberkörper lag eine breite, weiße Binde fest an.

    „Du hast viel Glück gehabt", stellte eine andere Priesterin in die Ruhe ihrer priesterlichen Ausstrahlung hinein fest.

    Auch von ihrem Blick ließ sich der Faun widerstandslos und geradezu hungrig verlangend in sie hineinziehen und binden.

    „Du hast dich im Schlitten verfangen und der hat dich an die Oberfläche getragen, erklärte die Priesterin. „Eine Ordensschwester ist auf den im Schnee halbversunkenen Schlitten aufmerksam geworden und so haben wir auch dich gefunden.

    Erst während dieser langen Rede der Priesterin fiel Girieh auf, dass die Priesterinnen ihren Mund beim Sprechen nicht bewegten und deren Stimme transzendent im Raum hallte. Verdutzt glotzte er die Priesterin an.

    Doch als er spürte, dass eine weitere Priesterin begann, ihn in ihrer Willkür zu fesseln, konzentrierte sich Girieh auf seine Fesselung. Begierig ließ Girieh es geschehen.

    Eine kurze Pause entstand, nachdem eine weitere Priesterin den Faun in ihre ewige Abhängigkeit gebunden hatte und dieser verlangend seine Bindung durch die nächste Priesterin erwartete.

    Plötzlich fiel es Girieh wieder ein.

    „Wo sind Hadre und Vern? Sie waren doch bei mir!"

    „Wir haben nur dich gefunden, Kleiner, entgegnete nun die dritte Priesterin, während der Faun sich mittlerweile zuversichtlich mit Leib und Seele auch von der letzten anwesenden Priesterin gebunden wusste. „Wie heißt du eigentlich?

    Doch die Sorge um die Freunde trübte Giriehs Glück über die Beherrschung durch die Priesterinnen so sehr, dass ihm die Zentaurdamen versprachen, sich um die Freunde zu bemühen.

    Eine der Priesterinnen trug einen weißen Mantel mit einem kleinen Ornament aus Gold und mit Saphiren geschmückt an der Brusttasche und ein seltsames, längliches Gebilde, ähnlich einer dicken, rostroten Schnur, das einerseits in einer scheinbaren Schlaufe ihr um den Hals hing und anderseits in einer ihrer Manteltaschen endete. Sie drückte gegen eine Stelle an der Wand, die Girieh nicht einsehen konnte. Ein kleines Licht leuchtete über Girieh auf. In diesem Licht funkelten im wallenden Haar einer jeden Priesterin reichlich mit Edelsteinen besetzte, goldene Haarspangen auf. Sie alle trugen diese Haarspangen in gleicher Höhe auf der linken Schädelseite neben dem Scheitel in ihrem Haar. Das Haupthaar selbst fiel in verschiedensten, aufregenden Frisuren in goldenen Wasserfällen über die Schultern in undefinierbare Tiefen. An mancher Hand glitzerten dann auch noch edle, fein gearbeitete Ringe, so wie Svega Girieh die Arbeiten der Schmuckschmiede seiner Familie beschrieben hatte. Herrlich gearbeitete Ketten und Armreife zierten Hals und Armgelenk einer jeden der geweihten Stuten. Trotz der Beschreibungen Svegas hatte sich Girieh bisher die Schönheit der gearbeiteten Schmuckstücke nie auch nur annähernd vorstellen können. Nun sah er sie vor sich und verstand, warum diese Schmuckstücke einfach so vollkommen sein mussten.

    Unvermittelt erschien vor der Priesterin mit dem weißen Kittel eine merkwürdige, durchsichtige, kleine, senkrechte Fläche in der Luft mit seltsamen Zeichen. Die Priesterin tippte mit ihrem Zeigefinger darin herum und genauso magisch, wie sie gekommen war, löste sich die Fläche in der Luft auf. Das Faunkind glotzte die Priesterin mit offenem Mund an. Die Priesterinnen merkten den erstaunten Blick des Kindes und lachten. Girieh wusste zwar nicht, warum die Priesterinnen lachten, aber das Lachen steckte ihn an.

    „Das nennt man Hologramm", erläuterte die freundliche Priesterin mit dem weißen Mantel.

    Sie ließ das Feld wieder erscheinen und zeigte Girieh ein paar schöne Bilder von Landschaften und Tieren. Girieh verstand zwar nicht, was ein „Olgam" sei, verehrte aber in seinem Herzen die wunderschönen, wundertätigen und zauberkundigen Priesterinnen über alle Maßen, die sogar fähig seien, den Elementen nach Belieben zu befehlen. Auch die Bilder waren schön, wenngleich Girieh sich viel lieber an den Priesterinnen gar nicht sattsehen wollte.

    Als die freundliche Priesterin die Bilder schließlich verschwinden ließ, griff sie nach der scheinbaren Schlaufe der dicken Schnur um ihren Hals. Girieh erkannte, dass dieses Ende der Schnur eigentlich zweigeteilt war, während die Priesterin die Enden in ihre Ohren hängte. Sodann zog sie das andere Ende aus ihrer Brusttasche, an der ein silbernes Medaillon befestigt war. Geübt tastete sie Giriehs Brustkorb mit dem Medaillon ab. Kalt fühlte sie das Metall an und Girieh fröstelte. Die Priesterin steckte das seltsame Ding wieder weg und entnahm eine schwarze Armbinde mit seltsamem Anhang von einem schwebenden, weißen Tablett, das auf ihren Befehl zu ihr hinglitt. Sie legte Girieh die schwarze Armbinde um und drückte auf ein kleines Kästchen auf dem Tablett. Ein Schnurren wie von einem großen Kater erklang und die Binde presste Giriehs Arm mit zunehmendem Druck. Girieh verstand die Welt nicht mehr. Einerseits plauderte die Priesterin freundlich mit ihm und andererseits ließ sie die Armbinde immer mehr Giriehs Arm einzwängen. Zwar ließ sich Girieh von einer Priesterin unbedingt alles gefallen, Hauptsache, dass sie etwas mit ihm tat und den Druck empfand er auch nicht als unangenehm, aber wieso tat sie etwas, ihrem Plauderton so Widersprüchliches mit ihm? Schließlich ließ der Druck langsam nach, bis das Kästchen piepste und den Druck ganz ausließ. Schlussendlich griff sie an ein großes Gerät, von dem der erschrockene Girieh jetzt erst erkannte, dass es über seinem Kopf schwebte, und werkte daran herum. Ab und zu gab auch dieses Gerät merkwürdige Geräusche von sich.

    „Alles in Ordnung, verkündete sie nach abgeschlossener Prozedur. „Du hast nur ein paar harmlose Brüche, aber sonst hast du die Lawine gut überstanden. Du wirst eine Zeitlang still liegen müssen, aber sonst fehlt dir nichts.

    Die Ärztin wandte sich an eine jüngere Stute und redete mit ihr in einer Sprache, die Girieh nicht verstand. Diese nickte. Die anderen Priesterinnen verließen den Raum. Entspannt faltete die verbliebene Priesterin ihre Hände vor ihrem Schoß und blickte lächelnd auf Girieh herab. So verharrte sie ein Zeitlang, bevor Girieh zum ersten Mal die Stimme der Priesterin hören durfte, die er für den Rest seines Lebens mehr lieben würde, als sein eigenes Leben und so vollkommen verehren, dass schon der Gedanke an sie den Faun für den Rest seines Lebens mit Verzückung und brennender Sehnsucht erfüllte. Die Komposition ihrer hellen Haut, ihres wohlgeformten, geschmeidigen Körpers, ihres weichen, weißen Felles, ihres honigblonden, wie Sterne glitzernden, fülligen und wie ein Wasserfall fließenden Haupthaares und ihres ebenso schönen, honigblonden, leuchtenden Schweifes erstrahlte wie die Sonne und versinnbildlichte für Girieh von da an alles unaussprechliche und heilige Schöne, das seine Heimat nicht in der finsteren, zeitlichen Welt hatte, sondern von höchster Instanz in die Welt geschickt war, um die Geschöpfe in der Dunkelheit der Welt mit dem Licht der Hoffnung zu erfüllen. In diesem Moment jenseits der Zeit sah Girieh das warme Licht, das von ihr ausging, fühlte sich vom Licht eingehüllt, wie ein Erfrierender im Winter in eine warme Decke, und spürte sich durchdrungen von dem Licht, wie ein stiller, klarer See vom Licht der Sonne. Als Girieh ihr direkt in die Augen blickte, konnte er sich von diesem Blick nicht mehr lösen. Vermeinte er sogar für einen Moment zu spüren, wie etwas in ihm förmlich zerriss? Verschlangen ihn diese Augen gerade? Löste er sich gerade in diesen Augen auf? Willenlos und hingebungsvoll ließ sich Girieh binden, steuern und formen. Sie drehte, wand und formte seinen Geist und seinen Willen nach ihrem süßen

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