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Unter dem Regenbogen: 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019
Unter dem Regenbogen: 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019
Unter dem Regenbogen: 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019
eBook598 Seiten8 Stunden

Unter dem Regenbogen: 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019

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Über dieses E-Book

Das Buch "Unter dem Regenbogen. 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019" versammelt Predigten, die Pfarrer Dr. Thomas O. H. Kaiser 2019 im Klettgau und in Kadelburg bei verschiedenen Anlässen gehalten hat.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Jan. 2020
ISBN9783750448476
Unter dem Regenbogen: 25 Kanzelreden aus Süddeutschland aus dem Jahr 2019
Autor

Thomas O. H. Kaiser

Dr. theol. Thomas O. H. Kaiser, geb. Müller (Jg. 1963), Dipl. Theol., ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Klettgau/Baden.

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    Buchvorschau

    Unter dem Regenbogen - Thomas O. H. Kaiser

    27.11.2019).

    1. „Suche Frieden…" (Ps 34,15)

    Zur Jahreslosung 2019

    ³

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

    Liebe Gemeinde! „Suche Frieden und jage ihm nach!"⁴ Das ist die Jahreslosung für das Jahr 2019. Wie Sie wissen, steht jedes Jahr unter einer bestimmten Losung, die uns Christ*innen das ganze Jahr über begleitet. Es gibt Tageslosungen, Wochensprüche, Monatssprüche und, wie gesagt, die Jahreslosung. Und die lautet für dieses Jahr: „Suche Frieden und jage ihm nach!" Ich habe schon im diesjährigen Gemeindebrief⁵ auf diese Losung Bezug genommen.

    Denn die über 2000 Jahre alte biblische Botschaft des Friedens verstehen wir heute Lebende ganz unmittelbar. Das ist nicht bei allen Texten der Bibel immer so einfach der Fall. Diese Rede vom Frieden aus Psalm 34 ist auch heute noch aktuell – in unserer Welt voller Unfrieden, voller Streit, voller Ungerechtigkeit und Krieg. Ein Blick in die Nachrichten ist ernüchternd: Bürgerkrieg in Syrien, Säbelrasseln zwischen den USA und Nordkorea, Handelskriege mit China und der Europäischen Union, gewaltsame Konflikte in Frankreich – Stichwort `Gelbwesten´ –, jetzt der Ausstieg der USA aus dem Abrüstungsvertrag und ein Nachziehen Russlands. Droht damit, 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges, ein erneutes atomares Wettrüsten?⁶ Wir wissen, wie gefährdet der Frieden sein kann. Wir wissen das gerade in Europa.

    Im letzten Jahr hat sich zum 400. Mal der Ausbruch des 30jährigen Krieges gejährt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich darf Ihnen allen gratulieren, denn Sie alle haben diesen Krieg überlebt. Ich meine, genetisch: Ihre Vorfahren, die zu Zeiten des 30jährigen Krieges in Deutschland oder auch anderswo gelebt haben, haben es geschafft, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen oder irgendwie dieses kriegerische Wüten zu überleben, diesen furchtbaren Krieg, der die Welt von 1618 bis 1648 wie ein Flächenbrand überzogen hat. Viele sind gestorben damals, in Zahlen ungefähr acht Millionen, allerdings bei weniger europäischer Gesamtbevölkerung als heute. Ausgelöst worden war der Dreißigjährige Krieg – wir erinnern uns – durch den zweiten Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618: Damals hatten die protestantischen Stände⁷ den Vertretern des Königs kurzen Prozess gemacht und sie aus einem Fenster der böhmischen Kanzlei in der Prager Burg gestürzt. Es ging um Religionsfreiheit: Die protestantischen Stände in Böhmen warfen ihrem katholischen Landesherrn, Kaiser Matthias⁸, und dem böhmischen König, Ferdinand von Steiermark⁹, vor, die Glaubensfreiheit verletzt zu haben. Diese Freiheit war den Protestanten im Jahr 1609 durch Kaiser Rudolf II.¹⁰ zugesichert worden.¹¹ Der Fenstersturz ist im Prinzip als verschärfte Gangart des Werfens eines Fehdehandschuhs zu sehen.¹² Diese Sprache verstand der böhmische König Ferdinand II., der schon lange im Lager der Gegenreformation stand, und die Antwort ließ nicht lange auf sich warten.¹³ Im Wesentlichen war der 30jährige Krieg ein Kampf um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und in Europa. Begonnen als Krieg gegen die Rekatholisierungsversuche des böhmischen Königs und des römisch-deutschen Kaisers aus dem Hause Habsburg, weitete er sich bald zu einem Hegemonialkonflikt aus. Erst mit dem Westfälischen Frieden¹⁴ fand der 30jährige Krieg sein Ende: Friedensreiter verkündeten nach fast dreißig Jahren Brennen, Rauben und Mordschatzen der Soldateska und unendlich großem Leid unter der Zivilbevölkerung, dass der Krieg nun beendet war und Frieden bei den Konfliktparteien einziehen konnte. „Suche Frieden und jage ihm nach!" Ihre Vorfahren haben genau wie meine Vorfahren den Dreißigjährigen Krieg, der damals jede Gegend in Deutschland erfasste, überlebt und sie haben auch den Ersten und Zweiten Weltkrieg überlebt. Sie haben wirklich Glück gehabt. Andere hatten nicht so viel Glück.¹⁵

    Im letzten Jahr haben wir des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedacht. Er dauerte von 1914 bis 1918. Manche denken, dass wir heute in einer ähnlichen Zeit leben wie vor 100 Jahren. In Frankreich ist der Erste Weltkrieg als `La Grande Guerre´ in Erinnerung, mehr als bei uns. Bei uns in Deutschland ist es eher der Zweite Weltkrieg, der von 1939 bis 1945 dauerte. In den Familien in Deutschland wird, denke ich, die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg eher wach gehalten als die an den Ersten Weltkrieg. Der Zweite Weltkrieg hat viele Opfer gekostet und hat die Welt in jedem noch so kleinen Winkel erfasst. Auch für mich ist er noch relativ nah. Mein Vater Willi Müller hat am Zweiten Weltkrieg an der russischen Front teilgenommen. Er war damals 18 Jahre alt. Er hat den Krieg und die russische Gefangenschaft, in die er geraten war, nachdem er seine Kompanie verloren hatte, überlebt – zum Glück, denn sonst stünde ich nicht hier. Wegen Unterernährung ist er aus sibirischer Kriegsgefangenschaft entlassen worden. Mein Vater hat seine Erlebnisse zu Papier gebracht. Ich zitiere aus seinem Bericht mit Titel `Mein Marsch in die Gefangenschaft´:

    „Es war am 15. Juli 1944. Abends 9.00 Uhr bekamen wir plötzlich Bescheid, unsere Stellung noch in derselben Nacht zu räumen. Weshalb, warum, aus welchem Grunde war keinem Menschen klar. Die Front war ruhig. Gegen Mitternacht näherten sich unsere Brotzen [das sind Kanonen]. Es ging alles lautlos und schnell von statten. Am anderen Morgen stellte sich heraus, dass es eine planmäßige Absatzbewegung war. Morgens 8.30 Uhr erfuhren wir dann, dass uns der Russe schon auf den Fersen saß. Dieses erregte im ersten Augenblick Aufsehen. Doch später wurde es zur Gewohnheit. Es gab manche kritische Stunde. Der Russe drückte mit einer erheblichen Macht von Menschen- und Materialunterstützung nach. Am 19. d. M. erreichte uns die Nachricht, dass wir eingeschlossen waren. Es war nicht mehr zu verheimlichen. Wir bekamen Beschuß von allen Seiten. Die russischen Tiefflieger- und Schlachtfliegerverbände flogen laufenden Einsatz. Eigene Flieger sah man nicht. Ich gehörte damals zu einer schweren Art.-Abt. Erst jetzt wusste ich, was es bedeutete, wenn es hieß: „Feindliche Tieffliegerverbände griffen Art.Stellungen mit guter Wirkung an". Tag für Tag ging es km um km weiter rückwärts. Am 21. Juli erfolgte dann der erste Durchbruchsversuch. Er wurde aber vom Feinde vereitelt. Man sah ganze Divisionen, die den Kessel durchquerten, um eine Durchbruchsstelle zu finden. Doch überall war der Feind überlegen. Es befanden sich 7 Divisionen in unserem Kessel. Wir waren auf engstem Raum zusammengedrängt. Was Verpflegung anbetrifft, war nicht besonders. Wenn es was gab, so nur durch Fallschirmabwurf.… So war dann ein Durchbruch aller 7 Divisionen auf den 22. Juli 1944 geplant. Es fehlte jedoch an der höheren Führung. Man schickte eine kleine Kampftruppe voran, die mit etwas Art. Unterstützung eine Lücke aufbrechen sollte. Dieses gelang ihr zum Teil. Gegen Abend des 21. Juli hatten alle 7 Divisionen, sowie sie noch vollständig waren, an einem hierfür bestimmten Platz Aufstellung genommen, um gegen Mitternacht auszubrechen. Morgens 4.00 Uhr waren wir bei der Durchbruchsstelle angelangt. Der Feind war wach geworden und legte mit Mgs und leichten Waffen Sperrfeuer auf die durchbrechende Masse. Jedoch als nach einer halben Stunde der Morgen nahte, sah man, was los war. Ein großer Teil befand sich gerade an einem großen Abhang, der vom Feinde gut einzusehen war. In diesem Raum legte er ein unbeschreibliches Art. Feuer, so dass die Fahrer ihre Pferde und Fahrzeuge im Stich ließen und als Infanteristen mit davon liefen. Zum Glück zog sich jedoch einige 100 m vor uns ein Bahndamm entlang, der uns für kurze Zeit Deckung bot. Der Feind drängte aber nach und man war gezwungen, sich einen günstigen Moment auszusuchen, um über den Bahndamm hinwegzukommen. In einem gegenüberliegenden höheren Waldstück hatte sich der Feind jedoch vorübergehend festgesetzt, und strich daher das ganze Gelände mit seinen Waffen ab. Jedoch musste er gegen Mittag die Stellung räumen und unser Durchgang als Infantr. war gesichert. Den ganzen Tag und die ganze Nacht irrten wir in kleinen Gruppen umher, ohne was vom Feinde zu merken. Als jedoch am 23. Juli der Morgen nahte, legten wir uns in ein Kornfeld, um den Tag über dort zu bleiben. Wir wussten ja nicht, wie weit wir uns den feindlichen Stellungen genähert hatten. Vor Müdigkeit waren wir kurz darauf eingeschlafen.

    23. Juli 1944: Kurz vor 8.00 Uhr morgens wurden wir gerade nicht höflich aus unserem Schlafe geweckt. Unsere schlechte Tarnung hatte uns verraten. Die Russen standen vor uns. Wir lagen am Rande einer russ. art. Feuerstellung. Wir schmissen sofort unsere Waffen fort. Dann wurden wir gleich an Ort und Stelle untersucht. Aber nicht nach Munition, sondern das erste war nach Uhren, dann nach dem Übrigen, was wir bei uns hatten. Gebrauchen konnten die jedenfalls alles, und wenn es ein dreckiges Taschentuch war. Wo sie nichts mit anfangen konnten, z. B. mit unseren Fotoaufnahmen usw. schmissen sie uns frech vor die Füße. Aufnehmen durfte sich keiner etwas. Noch nicht einmal ein einziges Familienbild. Das war der Anfang der Gefangenschaft. Dann wurden wir zu größeren Kolonnen zusammengestellt und ruhten uns am Wegesrand etwas aus. Aber jeder der feindlichen Frontsoldaten, der dort vorbei kam, wollte was erben. Das nächste war, wer gute Stiefel oder eine Reithose an hatte, musste sie ausziehen… Die Schuhe der Russen spotteten jeder Beschreibung. Entweder nicht besohlt oder die Sohle hing noch gerade so ein bisschen drunter. Die Fronttruppen waren nicht gerade gut auf uns Deutsche zu sprechen. Es gab da manchmal viel Unannehmlichkeiten. So waren wir den ganzen Tag unterwegs, um den Regimentsgefechtsstand zu suchen, waren dabei aber schon ein paar Mal im Kreise herumgelaufen. Gegen 10.00 Uhr abends wurden wir dann in einer Scheune untergebracht. Von Verpflegung war den ganzen Tag aber nicht die Rede. Es fragte auch keiner, wann wir zuletzt was bekommen hatten."

    Soweit ein Teil des Berichts, der hier erstmals veröffentlicht wird. Mein Vater schreibt dann weiter, wie er mit Gefangenen auf Tagesmärschen in Russland unterwegs ist, wie er hungert, wie seine Mitgefangenen und er aus Bächen, an denen sie vorbeikamen, getrunken haben; auch davon, wie sich immer wieder einmal Ukrainer ihrer erbarmten und Milch und Brot an sie verteilten. Er schreibt, wie er per Güterwaggon über Proskurow in der Ukraine nach Caltorin hinter dem Ural verschleppt wurde, 1000 Kilometer hinter Moskau. Wie er dort mit den anderen Gefangenen bei Wind und Wetter bis zum Umfallen arbeiten musste und so wenig zu essen bekam, dass er sich von Abfällen ernähren musste; wie seine Mitgefangenen und er von Stechmücken geplagt wurden und wie er schließlich wegen Arbeitsunfähigkeit entlassen wurde und dann am 30. Oktober 1945 – der Krieg war seit dem 8. Mai 1945 aus – per Güterzug zurück nach Deutschland zurücktransportiert wurde. „Was Tote angeht, schreibt er, „die wurden beim Halten auf freier Strecke gleich neben den Bahnkörper gelegt. Genau nach einem Monat des Unterwegsseins, Ende November 1945, kam mein Vater wieder zu Hause an. Er schreibt:

    „Am 24.11.45 wurden wir wieder verladen und waren am 25. um 20.00 Uhr in Münsterlager angekommen. Am 30.11. um 8.00 Uhr brachte uns der Engländer mit Lastwagen nach Hildesheim. Von hier mit dem Zuge nach Kreiensen. Hier eine Nacht im Wartesaal gewesen. Vor neugierigen Blicken hatten wir uns verkrochen. Morgens um 6.00 fuhren wir weiter über Vorwohle nach Holzminden. Man hatte uns in Hildesheim noch klargemacht, wir mussten uns in Holzminden auf dem Arbeitsamt melden. Und dieses machten wir auch. In den Zügen war kein Licht, und so verkrochen wir uns, mein Vater bediente den Morgen – es war der 1.12.45 – den Zug mit Post [mein Großvater Hermann Müller war Postbeamter, TOHK]. Wir meldeten uns aber nicht. Wir wussten ja nicht, wie der Krieg hier gewütet hatte. Trifft man noch die Angehörigen an? In Holzminden angekommen, war es schon etwas hell geworden. Die ausgestiegenen Arbeiter bewunderten uns, denn wir waren ja die ersten, die aus russ. Gefangenschaft gekommen waren – mit Russenmütze, ein paar Lappen um die Füße und Holzpantoffeln an. Sie gaben uns zu essen. Auf dem Arbeitsamt angekommen, wurden wir gleich mit dem nächsten Zug nach Hause geschickt. So waren wir um 9.00 Uhr wieder in Vorwohle. Mein Vater war am Bahnhof und musste mit der Kleinbahn nach Bodenwerder-Linse fahren, um Post hinzubringen. Er konnte es nicht fassen, denn wir kamen ja als Vermisste. Meine Mutter verständigte man, die mich dann abholte. Ich ging am Stock nach Hause."

    Mit diesem Satz endet der Bericht meines Vaters. Der Bericht ist sehr spannend zu lesen, so dass man sich gut vorstellen kann, wie es im Krieg und in der Gefangenschaft gewesen sein muss. Jeder, der das liest, bekommt eine realistische Vorstellung von dem, was Krieg wirklich bedeutet. Anlässlich von Beerdigungen bekomme ich hier in unserer Gemeinde immer wieder mal mit, wie der Krieg in den Familien derer, die 1945 oder danach fliehen mussten und hier im Klettgau eine neue Heimat gefunden haben, seine Spuren hinterlassen hat.

    „Suche Frieden und jage ihm nach!", heißt es im Psalm 34,15. Man kann es eigentlich nicht genug betonen, wie wichtig der Frieden besonders in Europa ist. Die Europäische Union, in der wir heute leben, ist ein großes Friedensprojekt – vielleicht das größte, das Europa bisher gesehen hat. Es wird täglich bedroht von Nationalismus und Terrorismus.

    „Suche Frieden und jage ihm nach!" Man könnte angesichts der täglichen Nachrichten den Glauben und die Hoffnung verlieren: Doch immer wieder gibt es in dieser unfriedlichen Welt zum Glück auch Zeichen des Friedens. Ich denke an Friedensinitiativen in Israel und in den palästinensischen Gebieten, die ich im vergangenen Jahr bei einem Besuch im Heiligen Land persönlich kennenlernen durfte. Manchmal denke ich: Weiß man eigentlich nur noch im Vorderen Orient, wie wichtig und auch wie verletzlich der Frieden eigentlich ist? Dort ist man sich dessen bewusst, dass man den Frieden wirklich suchen muss – denn der Friede kann auch ganz schnell wieder weg sein. Und man begrüßt sich vielleicht deshalb in Israel mit `Schalom´ oder in den palästinensischen Gebieten mit `Salam´, das heißt: `Möge Frieden mit dir sein!´

    Die Jahreslosung 2019 spricht vom Schalom, dem es nachzujagen gilt. Schalom ist dabei im Hebräischen ein sehr weiter, ausgedehnter, umfassender Begriff. Er meint den Frieden zwischen Nachbarn oder zwischen Völkern. Er meint den Frieden mit sich selbst. Schalom meint den Frieden mit der Schöpfung, unserer Umwelt, und mit Gott. Heute geht es darum, denke ich, den Friedensbegriff auch auf die Schöpfung auszudehnen, Stichwort Klimawandel. In der nächsten Woche reise ich in die Vereinigten Staaten. Ich besuche dort mit einer Delegation der Landeskirche unsere Freund*innen von der United Church of Christ (UCC). Wir fahren in den Mittleren Westen, nach Kansas/Oklahoma. Vielleicht haben Sie´s in den Nachrichten gehört: Noch nie hat es dort solche Minusgrade gehabt wie jetzt – in Australien vertrocknen die Känguruhs bei 50 Grad Plus und in den USA erfrieren zeitgleich die Menschen bei Minus 50 Grad Celsius, beim Schneeschippen oder bei wetterbedingten Unfällen – alles ein Zeichen des Klimawandels. Klimawandel heißt ja: Das Wetter ist nicht mehr einschätzbar, das Wetter ist unkalkulierbar geworden und überrascht uns. In North Dakota etwa sprangen die Temperaturen innerhalb von kürzester Zeit um 27 Grad Celsius! Nach arktischer Kälte steigen die Temperaturen plötzlich wieder an! Zeitgleich sind die Niagara-Fälle im Osten Kanadas eingefroren. In Kansas/Oklahoma scheint das Schlimmste vorbei zu sein…

    Schalom, der Friede, bezieht sich heute also auch auf die Schöpfung, auf unsere Umwelt, auf die Erde. Friede unserer Erde: Haben Sie auch die Nachrichten von Alexander Gerst verfolgt, unserem Mann im All?¹⁶ Über ein halbes Jahr lang hat Alexander Gerst auf der Raumstation gelebt, die 400000 km von der Erde entfernt ist. Gerst hat aus seiner Perspektive immer wieder via Twitter faszinierende Fotos von dem blauen Planeten zur Erde gesendet. Kurz vor seiner Rückkehr hat der 42jährige eine Botschaft an seine noch ungeborenen Enkel auf Video gesprochen. Darin entschuldigt er sich bei den kommenden Generationen für den Zustand, in dem wir heute Lebenden den nachkommenden Generationen die Erde übergeben werden. Gerst nennt u. a. die Klimaerwärmung und die Verschmutzung der Weltmeere durch Müll und Mikroplastik sowie die Ausbeutung nicht nachwachsender Rohstoffe. In Gersts Videobotschaft kommt allerdings ganz zum Schluss eine Hoffnung zum Tragen: Es ist noch nicht zu spät! Die Menschheit kann noch eine Kehrtwende vollziehen und die schlimmsten Übel abwenden. Gerst erinnert uns mit seinen Augen, seinem besonderen Blickwinkel aus dem All, daran, wie schön und kostbar dieses `Raumschiff Erde´ ist, wie Gerst sie nennt, und wie kostbar und zerbrechlich diese Welt ist, unser Planet Erde. Es ist unser aller Auftrag, sie nicht nur zu bebauen, sondern auch zu bewahren. „Suche Frieden und jage ihm nach! Ich denke, dieses biblische Wort sollte man heute nicht nur auf die Vermeidung militärischer Konflikte und Kriege beziehen, sondern auch auf den Frieden gegenüber Gottes Schöpfung.¹⁷ Soweit meine Gedanken zur Jahreslosung 2019: „Suche Frieden und jage ihm nach! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus! Amen.


    ³ Predigt zur Jahreslosung (Ps 34,15), gehalten im Gottesdienst in der Matthäuskirche in Klettgau-Erzingen am 3.2.2019, 10.00 Uhr (5. Sonntag vor der Passionszeit). Die Lieder, die gesungen wurden, waren `Lob Gott getrost mit Singen´(EG 243), dessen Text auf die Böhmischen Brüder 1544 zurückgeht; `Verleih uns Frieden gnädiglich´ (EG 421), `Gott liebt diese Welt (EG 409), `Sonne der Gerechtigkeit´ (EG 262) und `Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ´ (EG 246).

    ⁴ Ps 34,15. Dieses biblische Zitat taucht mehrfach in der Predigt auf, wird aber nur beim ersten Mal in den Anmerkungen erwähnt.

    ⁵ Vgl. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Klettgau (Bühl, Erzingen, Geißlingen, Grießen, Rechberg, Riedern am Sand, Weisweil), Weihnachten 2018, 2.

    ⁶ Hinsichtlich einer Analyse der gegenwärtigen politischen Gesamtsituation vgl. Sigmar Gabriel, Zeitwende in der Weltpolitik. Mehr Verantwortung in ungewissen Zeiten, Freiburg/Brsg. 2018.

    ⁷ Die Stände wurden angeführt von Heinrich Matthias Graf von Thurn-Valsassina (1567-1640). Die königlichen Statthalter waren Jaroslav Borsita von Martinic (1582-1649) und Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg (1572-1652) sowie der böhmische Kanzleisekretär Philipp Platter genannt Fabricius (vor 1608-nach 1628), Enkel des protestantischen deutschen Dichters und Philosophen Georg Fabricius (1516-1571). Alle drei überlebten den Sturz aus 17 Meter Höhe – nach Meinung heutiger Historiker rutschten sie in ihren schweren Mänteln die außen angeschrägte Wand der Burg wohl eher hinunter als dass sie fielen.

    ⁸ Kaiser Matthias (1557-1619) war der vierte Sohn von Maximilian II. (15271576), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Erzherzog von Österreich, König von Böhmen und Deutschland, Ungarn und Kroatien, und Maria von Spanien (1528-1603), der ältesten Tochter von Kaiser Karl V. (1500-1558) und Isabella von Portugal (1503-1539).

    ⁹ Ferdinand II. (HRR, 1578-1637) wurde 1590 Erzherzog von Innerösterreich, 1617 König von Böhmen, 1618 König von Ungarn und Kroatien, 1619 Erzherzog von Ungarn und war von 1619 bis zu seinem Lebensende Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

    ¹⁰ Rudolf II. (HRR, 1552-1612) war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Böhmen, König von Ungarn und Erzherzog von Österreich. Er war in den letzten Jahren regierungsunfähig und wurde von Erzherzog Matthias entmachtet.

    ¹¹ Äußere Anlässe für die Proteste waren der Abriss der Kirche in Klostergrab im heutigen Hrob/Tschechien, der ersten in Böhmen neu erbauten reformierten Kirche (erst 300 Jahre später wurde dort wieder eine evangelische Kirche gebaut), und die Schließung der St.-Wenzels-Kirche in Braunau, dem heutigen Broumov an der Grenze zur polnischen Woiwodschaft Niederschlesien.

    ¹² Das Defenestrieren war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit nicht unüblich: Das Aus-dem-Fenster-Werfen war ein gewaltsames Mittel, das zwischen Lynchjustiz, Gottesurteil und gemeinschaftlich begangenem Mord angesiedelt wird. Berühmte historische Beispiele sind der `Erste Prager Fenstersturz´ im Jahre 1419, der den Beginn der Hussitenkriege einläutete, oder der `Bamberger Fenstersturz´ von Louis-Alexandre Berthier (1753-1815).

    ¹³ Den Namen des siegreichen Oberbefehlshabers des Kaisers Ferdinand, Wallenstein, kennt man heute noch. Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein (auf tschechisch: Albrecht Václav Eusebius z Valdštejna, 1583-1634), genannt Wallenstein, entstammte einem alten böhmischen Adelsgeschlecht, vgl. dazu Friedrich von Schiller, Wallenstein, FfM 1984, und weiterführend Golo Mann, Wallenstein. Sein Leben, FfM 1971. Der konservative deutsch-schweizerische habilitierte Historiker, Publizist und Schriftsteller Golo Mann (1909-1994), Sohn von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875-1955), widmet sich auf dem über 1000 Seiten starken Werk der Biographie des böhmischen Generalissimus

    ¹⁴ Als `Westfälischen Frieden´ bezeichnet man alle Friedensverträge, die zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück unterzeichnet wurden und die den 30jährigen Krieg in Deutschland sowie den Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg der Niederlande (1568-1648) beendeten. Bis zur Französischen Revolution galt der Westfälische Friede als Grundlage für das System der europäischen Staaten.

    ¹⁵ Eine statistische Erhebung und Visualisierung zeigt, wie verheerend die Kriege seit dem 30jährigen Krieg waren, vgl. DIE ZEIT Nr. 21 v. 17. Mai 2018, 40 („400 Jahre Blutzoll"). Die Autoren berufen sich auf Peter Brecke, Conflict Catalogue des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung (HIIK), 2017.

    ¹⁶ Hier greife ich Gedanken auf von Peter Haigis, Schalom für die Erde, in: Deutsches Pfarrerblatt 1/2019, 3. PD Dr. Peter Haigis (geb. 1958) ist Pfarrer in Kernen, einem kleinen Ort in der Nähe von Stuttgart, und Schriftleiter der monatlich erscheinenden Verbandszeitschrift `Deutsches Pfarrerblatt´.

    ¹⁷ Vgl. weiterführend und grundsätzlich zum Frieden als Thema politischer Ethik das Buch von Wolfgang Huber/Hans-Richard Reuter, Friedensethik, Stuttgart-Berlin-Köln 1990, bes. 12-26+45-142 sowie 311-352.

    2. „... der Gott deines Vaters…" (2. Mose 3,6)

    Zum Gedenktag der Shoah

    ¹⁸

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Das vorgeschlagene Wort für die Predigt heute steht im 2. Buch Mose im 3. Kapitel, Verse 1-16:

    „Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst. Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge. Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: `Ich werde sein´, der hat mich zu euch gesandt. Und Gott sprach weiter zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der HERR, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht. Darum geh hin und versammle die Ältesten von Israel und sprich zu ihnen: Der HERR, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe mich euer angenommen und gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist…" (2. Mose 3, 1-16)

    Liebe Gemeinde! „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs."¹⁹ An diesem 27. Januar 2019 jährt sich die Befreiung des KZs Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee zum 74.

    Mal.²⁰ Heute ist deshalb der Internationale Gedenktag der Shoah, der versuchten völligen Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis. Seit 1996 ist dieser Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ein nationaler Gedenktag der Bundesrepublik Deutschland. Der Bundestag begeht diesen Tag mit einer zentralen Gedenkstunde, zu der Gastredner, meist Zeitzeugen und Überlebende, in das Hohe Haus eingeladen werden und reden dürfen.²¹ Ich habe mal etwas genauer nachgeschaut: Im Bundesgesetzblatt vom 16. Januar 1996 befindet sich die „Proklamation des Bundespräsidenten vom 3. Januar 1996: „1995 jährte sich zum 50. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In diesem Jahr haben wir uns in besonderer Weise der Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Völkermordes erinnert und der Millionen Menschen gedacht, die durch das nationalsozialistische Regime entrechtet, verfolgt, gequält oder ermordet worden sind. Symbolhaft für diesen Terror steht das Konzentrationslager Auschwitz, das am 27. Januar 1945 befreit wurde. In Auschwitz haben vor allem solche Menschen gelitten, die der Nationalsozialismus planmäßig ermordete oder noch vernichten wollte. Die Erinnerung, denke ich, darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen! Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken. Ich erkläre den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Berlin, den 3. Januar 1996.²² Seit dem vergangenen 1. Advent ist auch in unserer Kirche erstmals der 27. Januar ein offizieller Gedenktag. Neben dem 27. Januar gibt es einen weiteren Gedenktag: Das ist der 9. November als `Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome´. Beide Tage sollen uns daran erinnern, was vor 80 Jahren in Deutschland geschehen ist.²³

    Der 27. Januar ist ein Symbol, ein Zeichen: Der Tag steht für das Ende der `Shoah´²⁴, für die Befreiung Deutschlands von der Diktatur. Der Tag ist ein Symbol für das Ende der nationalsozialistischen Diktatur und für die Befreiung vom Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 ist das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit worden. Dieses Lager im Süden Polens war die Hölle auf Erden, eine Todesfabrik, in der akribisch der industriell organisierte staatliche Massenmord umgesetzt wurde – ein völliger Zivilisationsbruch!²⁵ Er wird `Holocaust´ – das heißt `Brandopfer´ – oder `Shoah´ – das heißt `Katastrophe´ – genannt.²⁶ Über eine Million Juden sind allein in Auschwitz vom verbrecherischen NS-Regime²⁷ ums Leben gebracht, umgebracht, worden – eine unvorstellbare Zahl! Sie starben dort an Krankheiten und Unterernährung, an den Folgen grausamer Menschenversuche; sie mussten sich zu Tode arbeiten oder erstickten in den Gaskammern, in die sie heimtückisch von den kriminellen Nazi-Schergen gelockt worden waren. Als die Soldaten der Roten Armee Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 befreiten, fanden sie nur noch 7000 Häftlinge lebend vor – über eine Million Menschen waren vergast worden und in Rauch aufgegangen. Paul Celan dichtete später: „… der Tod ist ein Meister aus Deutschland…"²⁸

    Ich nehme das heutige Datum zum Anlass, um mich mit dem Gedenken im jüdischen Glauben und in der jüdischen Kultur zu beschäftigen. Ich lade Sie ein, sich heute mit mir ein paar Gedanken zu machen – zum Staat Israel und zu seiner Gedenkkultur, eingedenk dessen, dass das Judentum die Mutterreligion des Christentums ist.

    Mit der Gründung des Staates Israel ist zeitgleich ein neuer Raum der Erinnerung und des Gedenkens entstanden.²⁹ Die staatliche und kollektive Erinnerung an die Shoah, die Katastrophe der Vernichtung des europäischen Judentums, gehört grundlegend zum Staat Israel dazu. Der erste Shoah-Gedenktag fand am 28.12.1949 statt. Schon am 12. April 1951, also nur wenige Jahre nach der Staatsgründung, wurde von der Knesset, dem israelischen Parlament, ein Gesetz zur Einrichtung eines Gedenktages erlassen. Ein Jahr zuvor war die Asche von Juden, die im KZ Flossenbürg ermordet worden waren, auf dem Berg Zion, dem traditionellen Begräbnisort des Königs David, begraben worden. Dies geschah am 10. Tevet 1950, dem traditionellen Trauer- und Fastentag im hebräischen Kalender. Damit wurde eine Traditionslinie gezogen zwischen dem Tag, an dem einst Nebukadnezar mit der ersten Belagerung Jerusalems begann, und Pogromen gegen jüdische Gemeinden in Mitteleuropa zur Zeit der Kreuzzüge einerseits und dem Aufstand des Warschauer Ghettos andererseits.³⁰ Heute ist dieser Gedenktag, der auf Hebräisch `Jom haSikaron La Shoah WeHaGewura´ heißt, allgemein als `Jom HaShoah´ oder als `Holocaust-Gedenktag´ bekannt.³¹ An diesem Tag wird in Israel der sechs Millionen jüdischer Kinder, Frauen und Männer gedacht, die von den Nazis ermordet wurden, aber auch derjenigen, die versucht haben, Widerstand zu leisten. Er findet am 27. Nisan (April/Mai) statt – es sei denn, der 27. fällt auf einen Shabbat. Wenn in Israel öffentlich der Shoah gedacht wird, dann heulen überall im Land die Sirenen und der Verkehr steht für einige Minuten still; die Leute lassen ihre Autos stehen, steigen aus und legen da, wo sie gerade sind, eine Schweigeminute ein oder sind stille zum Gebet.³²

    Ist man selbst in Israel, gehört ein Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem³³ in Jerusalem einfach mit dazu. Yad Vashem ist ein besonderer Ort der Erinnerung. Ich bin bis jetzt schon viermal dort gewesen – jedes Mal, wenn ich in Israel zu Besuch gewesen bin. Der Name `Yad Vashem´ stammt aus der hebräischen Bibel. Er hat seinen Namen nach Jes 56,5 erhalten und dieser Name heißt übersetzt `Denkmal und Name´.³⁴ Seit dem 19. August 1953, als die Gedenkstätte eingeweiht wurde, heißt sie offiziell `Yad Vashem – Erinnerungsstätte für die Helden und Märtyrer´. Zu dieser Gedenkstätte gehören bis heute mehrere Gebäude, ein Archiv, eine Kunstausstellung und das Historische Museum. Es ist in fünf Teile gegliedert: die Vorgeschichte, die Zerstörung, die Vernichtung, der Widerstand und die Befreiung und Einwanderung nach Palästina. Symbolisch ist die Beleuchtung der Räume des Museums: Die schwach beleuchteten Räume sind der Verfolgung und Vernichtung des jüdischen Volkes gewidmet; die Räume, in denen es um den Widerstand und um die Wiedergeburt des jüdischen Volkes in Israel geht, sind entsprechend besser beleuchtet. Die Lage der Gedenkstätte ist exponiert: Sie liegt im Bereich des `Har haSikaron´, des Berges der Erinnerung, und zwar unter dem Gipfel auf der der Stadt abgewandten Seite. Das Grab von Theodor Herzl³⁵, dem Begründer des Zionismus³⁶, und ein Militärfriedhof, der nach den Kämpfen angelegt wurde, liegen auf dem Gipfel des Berges. Seit vielen Jahren schon ist es Tradition, dass die Gäste des Staates Israel, Politiker aus der internationalen Community, ihre Referenz nicht durch den Besuch des Grabes des Staatsgründers oder des unbekannten Soldaten machen, wie es bei Staatsbesuchen in anderen Ländern üblich ist, sondern in Yad Vashem ihren Kranz niederlegen. Ihre Botschaft ist: In dieser Gedenkstätte an die Shoah liegt das eigentliche Fundament der Legitimität des Staates Israel. So wird Yad Vashem weltweit als die zentrale Gedenkstätte der Shoah verstanden. Übrigens hat die Bundesrepublik Deutschland Yad Vashem vor einigen Jahren ein Gedenkbuch übergeben, das die Namen aller ermordeten Juden aus Deutschland enthält.³⁷ Yad Vashem ist darüber hinaus auch eine pädagogische Institution. Israelische Schulklassen statten hier regelmäßig einen Besuch ab, weil die Shoah zum Lehrplan gehört. Das ist nicht immer so gewesen in Israel. Erst nach dem Eichmannprozess³⁸, nachdem die israelische Gesellschaft mit der Shoah konfrontiert worden war und sich das weit verbreitete Schweigen und die Verdrängung langsam lösten, wurde die Shoah zum Thema im Geschichts- und Literaturunterricht.³⁹ Das ist bis heute so: Mittels neuester didaktischer Instrumentarien, unter Heranziehung alter und neuer Medien, von Literatur, Filmen und Zeitzeugen-Berichten – Stichwort: emotionales Lernen – werden israelische Schüler*innen mit dem Kampf der Juden in der entwürdigenden Situation im nationalsozialistischen Deutschland konfrontiert. Jedem Deutschen, der schon einmal in Yad Vashem war, wird spätestens nach diesem Besuch klar, warum es den Staat Israel gibt, warum Israel eine Existenzberechtigung hat und warum Israel heute unsere, die deutsche, Solidarität gelten muss. Es ist nicht selten, dass Besucher*innen nach dem Besuch der Gedenkstätte einen emotionalen Breakdown bekommen und weinen müssen.⁴⁰ So spielt die Shoah eine entscheidende Rolle in der kollektiven Erinnerung und auch in der Erziehung der israelischen Staatsbürger. Vom israelischen Staat wird diese Erinnerung durch verschiedene staatliche Institutionen gepflegt.⁴¹

    Ein ganz besonderer Ort des Gedenkens, auch vieler israelischer Staatsbürger, ist heute das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau in Südpolen. In Auschwitz, dem größten KZ- und Vernichtungslager, ermordeten die Nazis innerhalb von vier Jahren über eine Million Juden, über 20000 Sinti und Roma, zigtausende polnische Staatsbürger und Tausende von sowjetischen Kriegsgefangenen.⁴² Elie Wiesel⁴³, rumänisch-jüdisch-US-amerikanischer Friedensnobelpreisträger, der der Hölle von Auschwitz entrann, hat einmal gesagt: „Nicht alle Opfer waren jüdisch an diesem Ort, aber alle Juden waren Opfer."⁴⁴ In Auschwitz wurden die Gefangenen ihres Eigentums beraubt, durch sadistische, brutale SS-Männer und rücksichtslose kriminelle Funktionshäftlinge terrorisiert, es wurde gequält und gefoltert und es wurden grauenhafte medizinische Menschenversuche gemacht. Nach der Ankunft wurde jedem neuen Häftling eine Nummer auf den Arm tätowiert – aus einem Menschen mit einem Vor- und Nachnamen wurde ein Häftling mit einer Nummer, dann wurde er als Arbeitssklave an umliegende Fabriken vermietet. Wenn jene Gefangenen, die im Zuge der Zeit mangels ausreichender Nahrung bis auf die Knochen abmagerten, nicht mehr arbeiten konnten, wurden sie heimtückisch in Gaskammern mit dem Insektenvernichtungsmittel Zyklon B ermordet. Die Leichen wurden unter offenem Himmel oder in Krematorien verbrannt. Letzteres waren übrigens beides gezielte Verstöße gegen die religiösen Überzeugungen der Juden: Der Talmud verbietet Tätowierungen ebenso wie das Verbrennen von Leichnamen! Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Gefangenen in Auschwitz bewegte sich bei drei Monaten. Unter denen, die in den Gaskammern umgebracht wurden, befanden sich auch viele Kinder.⁴⁵ Es ist bekannt, dass die europäischen Juden in den Gaskammern angesichts ihres bevorstehenden Todes das Bekenntnis `Ani Ma´amim´⁴⁶ gesungen haben, eine auf Maimonides⁴⁷ zurückgehende musikalische Version der 13 Grundsätze des Glaubens⁴⁸. Viele, die Auschwitz und die anderen Konzentrations- und Vernichtungslager wie Treblinka, Sobibor, Belzec⁴⁹, Chelmno, Majdanek⁵⁰, Mauthausen⁵¹, Flossenbürg oder Buchenwald überlebt und ihre Erfahrungen literarisch niedergelegt haben, sind in ihrem späteren Leben oft nicht mit der Verarbeitung ihrer Erinnerungen klar gekommen und flüchteten sich in Drogen.⁵² Andere bemühten schwarzen und grotesken Humor⁵³; wiederum andere Überlebende nahmen sich später das Leben.⁵⁴ Sie alle verbindet, dass sie die Hölle auf Erden durchgemacht haben und dank mancher Zufälle oder dank ihres enormen Lebenswillens diese Hölle überlebt haben, während andere gestorben sind. Heute stellt sich darum die Frage, ob Auschwitz nicht eher ein riesiger Friedhof als eine staatliche Gedenkstätte oder ein Museum ist – in jedem Fall ist Auschwitz aber ein bewegender Ort, den heute viele Menschen aus der ganzen Welt besuchen, um sich selbst ein Bild von dem Grauen damals zu machen.⁵⁵

    In Deutschland war das Gedenken nach 1945 merkwürdig. Es wurde der `Opfer der beiden Weltkriege´ gedacht. Allerdings wurde jeder historische Kontext ausgeklammert. Viele derer, die im NS-Staat auf der anderen Seite gestanden hatten – darunter viele Lehrer, Juristen, Ärzte⁵⁶ – lebten noch und versuchten, die Geschichte zu klittern, nach ihren Vorstellungen umzubiegen und ihre Taten von damals zu kaschieren bzw. mit dem Mantel der Geschichte zu bedecken – und das bis in die 90er Jahre hinein! Erst 1996 kam es mit dem Gedenktag zu einer Veränderung, wie gesagt, mit der `Proklamation des Bundespräsidenten vom 3. Januar 1996´. Seither wird im Bundestag in einer Feierstunde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht, und seit dem vergangenen 1. Advent erinnern wir uns in der Evangelischen Kirche am 27. Januar und am 9. November daran, was vor 80 Jahren in Deutschland geschehen ist, und dass so etwas nie wieder geschehen darf. Denn wie heißt es in einem jüdischen Sprichwort? „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung!"⁵⁷ Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus! Amen.


    ¹⁸ Predigt zu 2. Mose 3, 1-16, gehalten im Gottesdienst in der Matthäuskirche in Klettgau-Erzingen am 27. Januar 2019, 10.00 Uhr, dem Gedenktag der Shoah (Letzter Sonntag nach Epiphanias).

    ¹⁹ 2. Mose 3,6

    ²⁰ Mit der Einführung der neuen Ordnung der Lese- und Predigttexte wurde der 27. Januar, der Tag der Befreiung des KZs Auschwitz-Birkenau, zu einem offiziellen Gedenktag für die Evangelische Kirche in Deutschland. Zum Hintergrund der neuen Ordnung vgl. weiterführend und detailliert Thomas Melzl, Den `Tisch des Wortes´ reich gedeckt. Die neue Perikopenordnung im Licht erster Erprobungen, in: DtPfrBl 6/2018, 323-327; Alexander Deeg/Andreas Schüle, Die neuen alttestamentlichen Perikopentexte. Exegetische und homiletisch-liturgische Zugänge, Leipzig 2018, ferner online: https://www.ekiba.de/html/content/gedenktag_27_januar.html (aufgerufen am 9.3.2019).

    ²¹ In den vergangenen Jahren sprachen im Deutschen Bundestag in dieser Gedenkstunde u.a. 2013 Inge Deutschkron (geb. 1920), 2018 Anita Lasker-Wallfisch (geb. 1925) und 2019 Saul Friedländer (geb. 1932).

    ²² Bundesgesetzblatt Teil I vom Nr. 2, Z 5702, ausgegeben zu Bonn am 16. Januar 1996, 17. Unterzeichnet wurde diese Proklamation von Bundespräsident Roman Herzog, Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und dem damaligen Bundesminister des Innern, Kanter.

    ²³ Vgl. dazu Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau (Hg.), Die Reichskristallnacht: 9. November 1938-9. November 1988. Eine Arbeitshilfe für Unterricht und Gemeindearbeit, Heppenheim ⁴1988, bes. 5-20. Seit 2005 gibt es den `Holocaust Memorial Day´ weltweit.

    ²⁴ Vgl. Claude Lanzmann, Shoah (1985). Der zweiteilige, neunstündige Dokumentarfilm, in dem Zeitzeugen zur Shoah befragt werden, gilt als Meilenstein in der Auseinandersetzung mit der systematischen staatlichen Vernichtung der europäischen Juden. Der französische Dokumentarfilm-Regisseur Claude Lanzmann (1925-2018) wurde durch diesen Film international bekannt. 1994 wurde die Shoah-Foundation (`Survivors of the Shoah Visual History Foundation´) gegründet, die vom US-amerikanischen Filmregisseur Steven Spielberg (geb. 1946) initiiert worden war. 2006 ist sie als `USC Shoah Foundation. The Institute for Visual History and Education´ Teil der University of Southern California, Los Angeles: http://sfi.usc.edu/ und https://www.ifzmuenchen.de/zentrum-fuer-holocaust-studien/visual-history-archive/ (beide Links aufgerufen am 24.11.2019).

    ²⁵ Die Sekundärliteratur zu Auschwitz füllt inzwischen ganze Bibliotheken. Dank versteckter Berichte und Gedichte von in Auschwitz gestorbenen Dichtern wie z. B. denen von Itzhak Katzenelson (1886-1944), dank der Erinnerungen von Überlebenden wie Primo Levi (1919-1987) oder dank der Zeichnungen inhaftierter Künstler wie David Olère (1902-1985) kann man sich heute ein genaues und anschauliches Bild vom Leben und Sterben in dem größten Konzentrations- und Vernichtungslager machen.

    ²⁶ Vgl. weiterführend Wolfgang Benz, Der Holocaust, München ⁵2001, bes. 101-118, Barbara Rogasky, Der Holocaust. Ein Buch für junge Leser (engl.: `Smoke and Ashes. The Story of the Holocaust´, New York 1988), Berlin ²1999, 235-243, und Gundula van den Berg, VER-KEHRUNG. Zu Elie Wiesels „neuem Midrasch" in Le Crépuscule, au loin, in: Jürgen Ebach/Richard Faber (Hg.), Bibel und Literatur, München 199, 215-240, bes. 219.

    ²⁷ Das KZ Dachau in unmittelbarer Nähe von München, in der politische Gefangene und viele oppositionelle Pfarrer inhaftiert waren, diente als Mörderschule der SS, vgl. Comité International de Dachau, Brüssel (Hg.), Konzentrationslager Dachau 1933-1945, 10. Auflage München 1978, bes. 74-91. Auch die Mörder an Kranken und Behinderten im Vernichtungslager Grafeneck ließen sich später nach Auschwitz versetzen, vgl. weiterführend Thomas Stöckle, Grafeneck 1940 – die Verbrechen von Zwangssterilisation und NS-„Euthanasie" in Baden und Württemberg 1933-1945, in: Entrechtet – verfolgt – vernichtet. NS-Geschichte und Erinnerungskultur im deutschen Südwesten, hg. v. Peter Steinbach, Thomas Stöckle, Sibylle Thelen und Reinhold Weber (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg), Stuttgart 2016, 143-195.

    ²⁸ Paul Celan, Todesfuge, in: ders., Gesammelte Werke, Dritter Band (stb 1331), FfM 1986, 61-64.

    ²⁹ Die Probleme, die daraus entstanden, hat Carlo Strenger (1958-2019) treffend in seinem Buch `Israel´ beschrieben, vgl. Carlo Strenger, Israel. Einführung in ein schwieriges Land, Berlin 2011, ⁵2015, bes. 51-73. Strenger zeigt darin, dass Israel in einen Kulturkampf um die Identität des Landes verwickelt ist. In ihm sind die linksliberalen säkularen Kräfte, die Israels Wirtschaft und Hochkultur dominieren, seit vielen Jahren in der Minderheit. Er zeigt, wie ultraorthodoxe, rechtsnationale und national-religiöse Kräfte in einer anti-liberalen Koalition Israels Charakter in den letzten Jahren (2011-2019) verändert haben.

    ³⁰ Versuche von Menachim Begin (1913-1992) im Sommer 1977, die Erinnerung an den bewaffneten Kampf mit dem Gedenktag an die über 20000 Gefallenen, die dem Terror zum Opfer und in den sieben Kriegen gefallen waren (`Jom haSikkaron LeHajalej Zahal´), zusammenzulegen und dafür am 9. Aw der Shoah zu gedenken, schlugen fehl. Der 9. Aw ist traditionell der Gedenktag anlässlich der beiden Zerstörungen des Tempels 586 vor und 70 n. Chr.

    ³¹ Feiertage und Gedenktage spielen eine wichtige Rolle in Israel. Ein weiterer wichtiger Gedenktag ist der `Jom ha´Azma´ut, der `Tag der Unabhängigkeit´, der, 1949 durch David Ben-Gurion (1886-1973) zur Erinnerung an die Proklamation des israelischen Staates, am 5. Iljahr des jüdischen Kalenders begangen wird. Es ist ein fröhlich-heiterer Feiertag und folgt direkt auf `Jom haSikaron´, den `Gedenktag für die gefallenen israelischen Soldaten und die Opfer terroristischer Gewalt´, der in Israel Nationalfeiertag ist.

    ³² Zur Dimension des Schweigens vgl. weiterführend Christian Stäblein, Predigen nach dem Holocaust. Das jüdische Gegenüber in der evangelischen Predigtlehre nach 1945 (Arbeiten zur Pastoraltheologie. Hg. v. Eberhardt Hauschildt und Jürgen Ziemer, Bd. 44), Göttingen 2004, 312ff. Christian Stäblein (geb. 1967) ist seit Mitte November Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

    ³³ https://www.yadvashem.org/ (aufgerufen am 23.1.2019).

    ³⁴ Beim Propheten Jesaja heißt es: „…ihnen gebe ich in meinem Haus und in meinen Mauern Denkmal und Namen. Das ist mehr wert als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich einem jeden, der nicht ausgetilgt wird (Einheitsübersetzung). Zum Vergleich die Übersetzung von Luther 2017: „…denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll (https://www.bibleserver.com/LUT/Jesaja56%2C5, aufgerufen am 23.1.2019).

    ³⁵ Der österreich-ungarische Schriftsteller, Publizist und Journalist Theodor Herzl (1860-1904) war der Vordenker und Hauptbegründer des Zionismus, der dem Staat Israel gedanklich den Weg bereitete.

    ³⁶ Der Zionismus (von `Zion´ = Tempelberg in Jerusalem) hoffte auf die Errichtung eines Staates für die Juden, was mit der Gründung des Staates Israel umgesetzt wurde. Jeder Jude hat seither das Recht auf eine Einbürgerung in Israel (`Rückkehrergesetz´). Vgl. weiterführend Uri Avnery, Die Reinheit der Lehre: Was meinst Du mit Zionismus? (2010), online zugänglich: http://www.hagalil.com/2010/08/postzionismus/ (aufgerufen am 25.11.2019).

    ³⁷ Vgl. Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in

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