Selbstversöhnung – Gegen die Spaltung Deutschlands
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Über dieses E-Book
Dieses Buch zeigt, dass es diese Gemeinsamkeiten gibt und dass wir uns ihrer bewusst werden müssen: die gemeinsame Sprache pflegen, die für ein Verstehen elementar ist; für gemeinsame Werte wie Solidarität, Religionsfreiheit, Patriotismus, Verteidigungsbereitschaft, Familie, Nation (nicht Nationalismus) und die Menschenrechte eintreten; und nicht zuletzt, sich über die wirtschaftlichen und politischen Erfolge Deutschlands freuen.
Ohne Scheuklappen, ausgewogen, argumentierend und engagiert wirbt der Autor für Vertrauen in die Zukunft des kulturellen Erbes Deutschlands und Europas und deren Zukunftsfähigkeit in einer sich wandelnden Welt.
Johannes Singhammer
Johannes Singhammer, geboren 1953, war Vizepräsident des Deutschen Bundestages von Oktober 2013 bis September 2017. Im Deutschen Bundestag übernahm er eine Vielzahl von Ämtern und Aufgaben: Beginnend als Vorsitzender der Kinderkommission, Vorsitzender des Arbeitskreises Arbeit- und Sozialordnung der CSU-Landesgruppe, in den Jahren 2005 bis 2009 als Familien-, Senioren-, Frauen- und Jugendpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, in den Jahren 2009 bis 2013 als Stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion für die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und von 2013 bis 2017 als Vizepräsident des Deutschen Bundestags. Der ausgewiesene Sozialpolitiker setzte sich prononciert in 23 Jahren Mitgliedschaft im Deutschen Bundestag für eine wertegebundene Politik ein. Seit 2017 ist Johannes Singhammer in einer Vielzahl von Ehrenämtern engagiert insbesondere auch in der Zusammenarbeit mit Afrika.
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Buchvorschau
Selbstversöhnung – Gegen die Spaltung Deutschlands - Johannes Singhammer
Inhalt
Vorwort : Selbstversöhnung – Gegen die Spaltung Deutschlands
Werte schaffen Zusammenhalt
Versöhnung braucht Gemeinschaften
Kirche und Staat als Stifter von Gemeinschaft – Die Verantwortung vor Gott und den Menschen achten
Gemeinsamkeiten schaffen – sich über Deutschland freuen
Demographie im Gleichgewicht
Versöhnung braucht Erinnerung
Versöhnung durch große gemeinsame Ziele
Sprache ist Heimat und verbindet
Schlusskapitel
Vorwort :
Selbstversöhnung –
Gegen die Spaltung Deutschlands
Drei Jahrzehnte nach der erfolgreichen Einheitsbewegung in Deutschland geht eine Vielzahl von Rissen durch unser Land. Deutschland driftet auseinander. Obwohl die Wirtschaft brummt, die Zahl der Beschäftigten steigt und die Steuern sprudeln, wachsen die Brüche unter der Oberfläche schneller als das Bruttosozialprodukt. Zunehmend unversöhnlicher stehen sich Menschen gegenüber, wenn es um die Bewertung zentraler politischer und gesellschaftlicher Fragen geht. Die Unduldsamkeit gegenüber anderen Meinungen und Ansichten gedeiht spürbar und nicht nur in abgeschlossenen sozialen Meinungsforen. Die Verachtung anderer Auffassungen ersetzt in einer beängstigenden Dynamik die gute bundesrepublikanische Tugend der Kompromissfähigkeit. Volksparteien mit ihrer Bindungswirkung über Alters-, Einkommens- oder Religionsgruppen hinweg verlieren in den Wahlen an Zustimmung. Exemplarisch zeigt die erbitterte Auseinandersetzung um die Zuwanderung von Flüchtlingen und Migranten, wie sich erprobte Diskussionskulturen verflüchtigen. Wichtigste gesellschaftliche Institutionen kämpfen gegen Mitgliederschwund. Die großen christlichen Kirchen machen sich auf den Weg, zu Religionsgemeinschaften exklusiver Minderheiten zu werden. Gewerkschaften blicken mit Bedauern auf die Mitgliederzahlen zurück, die sie noch vor zwanzig Jahren aufweisen konnten.
Rationale, überprüfbare Tatsachen in der politischen Diskussion verlieren an Wert, während mit Gefühlen unterlegte Wahrnehmungen als besonders wertvoll gelten.
Mit dieser Entwicklung ist Deutschland in der westlichen Staatengemeinschaft nicht allein. Manche Stimmen verweisen hierzu auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort sei ein gesellschaftlicher „nordamerikanischer Grabenbruch" nicht nur zu erahnen, sondern bereits im fortgeschrittenen Stadium zu besichtigen. Auch durch viele europäische Länder gehen solche Risse. Unser großer Nachbar Frankreich gerät ohne große Vorwarnung in gravierende Turbulenzen, als mit Warnwesten bekleidete Wutbürger die Regierung innerhalb weniger Tage zur Aufgabe von Energiesteuern zwingen.
Gleichzeitig geht es Deutschland gut. An Arbeit herrscht kein Mangel und es gibt viel an finanziellem Überfluss zu verteilen. Doch das wirtschaftliche Wohlbefinden verhält sich asymmetrisch zu einer schwer greifbaren Zukunftsangst. Ängste unterschiedlichster Art werden allenthalben diagnostiziert :
Zukunftsangst, dass die gewohnten Abläufe in Politik und Gesellschaft entgleiten.
Identitätsangst, dass Gewohntes und Vertrautes entschwindet.
Abstiegsangst, dass der erreichte Status in Gefahr gerät.
Verlustangst, da der gewohnte Wohlstand von nicht beherrschbaren Risiken bedroht erscheint.
Risse, die nicht mehr zwischen Regionen und Landesteilen verlaufen, Risse, welche nicht fassbar sind nach Einkommen oder Bildungsstand, Bruchlinien, die nicht festzumachen sind an jahrhundertealten Konfliktlinien zwischen christlichen Konfessionen oder Berufsgruppen, werden sichtbar. Eine neue Unduldsamkeit, teilweise wilde Wut macht die Menschen besorgt, weil sie Familien zerreißt, Arbeitskollegen einander entfremdet, Volksparteien schrumpfen, die öffentliche Diskussion unbarmherzig werden lässt und geprägt ist von Härte, Häme, Grimm und Unversöhnlichkeit. Der schnelle harte Schlag über die öffentlich zugänglichen oder sozialen Medien in Deutschland bestimmt zunehmend die Wahrnehmung, ein abwartendes, nachvollziehbares Urteil nach Prüfung verliert immer mehr an Aufmerksamkeit. Gleichzeitig verhindert der Rückzug in die abgeschotteten Räume der sozialen Medien den Austausch unterschiedlicher Standpunkte. Zunehmend weniger bestimmt die Debatte, ob etwas „richtig oder „falsch
ist, vielmehr versuchen die Kontrahenten zu punkten, indem sie in moralischer Überhöhung etwas als „gut oder „böse
darstellen. Während noch vor wenigen Jahrzehnten die christlichen Kirchen mit Autorität bestimmten, was gut oder böse sein soll, haben heute die Hauptmoderatoren und -moderatorinnen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in den abendlichen Nachrichtensendungen die Erklärung und Bewertung der nationalen und der Weltereignisse in moralischen Kategorien übernommen. Gleichzeit wird von anderen diese Art der Welterklärung mit Begriffen wie „Lügenpresse" wutschäumend abgelehnt. Man kommt immer schwerer zueinander und schafft immer seltener das Miteinander.
Der Verweis darauf darf aber in Deutschland nicht zur Untätigkeit führen. Denn komplizierend kommt hinzu : In unseren Tagen verdichtet sich Geschichte zur Zeitenwende. Digitalisierung, Globalisierung und die zahlenmäßig größte Völkerwanderung der Geschichte werden die Welt und damit auch Europa und Deutschland in einer Weise dynamisch verändern, dass die Geschichtswissenschaft, wie immer bei Epochenbrüchen historischen Ausmaßes, diese Zeit erst mit einigem zeitlichen Abstand zutreffend beschreiben können wird.
Den Bodensatz an Gemeinsamkeiten letztlich nur noch in wechselseitigen Vorwürfen zu finden, muss einen erschauern lassen.
Deshalb bedarf es großer Anstrengungen, wieder einen Grundkonsens zu finden, auf den sich viele oder fast alle in Deutschland einigen können, um Haltegriffe zu finden und Orientierung zu geben. Deutschland braucht eine neue Gemeinsamkeit mit sich selbst – eine Selbstversöhnung. Was aber kann Gemeinsamkeit schaffen und ein Miteinander wahrscheinlicher machen? Dazu gibt dieses Buch Ratschläge an die Politik, an alle Interessierten und an