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Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod: 35 Arten die Realität zu bewerten
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Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod: 35 Arten die Realität zu bewerten
eBook174 Seiten2 Stunden

Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod: 35 Arten die Realität zu bewerten

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Über dieses E-Book

Thilo Bocks Satiren und Geschichten sind zeitaktuelle Miniaturen mit harten rhetorischen Mitteln und viel Lokalkolorit.
In diesem neuen Erzählungsband entdeckt er Hitlers Hodenwärmer, besucht Stammgermanen im Berliner Umland und deckt auf, wie der Pfannkuchen in die Welt kam und was John F. Kennedy damit zu tun hatte.

Von nun an wird regelmäßig geputzt! Oder einfach im Bett geblieben, damit die Wohnung weniger schnell verdreckt. Auch so ist es mühsam genug, die Realität immer wieder neu zu bewerten: Wie gelingt der Berxit – der Ausstieg aus einem Staat, in dessen meisten Regionen man Berlins Bewohner nicht versteht, also mental? Kommen jedoch Touristen, kümmern sich professionelle Auskunftsberliner darum, sie geschickt über das Stadtgebiet zu verteilen. Nicht jeder, der zur Museumsinsel möchte, sollte diese finden müssen.
Thilo Bock plädiert in seinem neuen Erzählungsband für die Abschaffung überflüssiger Angelegenheiten wie Mücken, Fett und Staub, findet, dass man sich öfter mal bei Arschlöchern entschuldigen sollte, und deckt auf, wie Realitätsverschleierung funktioniert. Am Ende bleibt nur eine Frage offen: Woraus sind eigentlich Glasnudeln?
SpracheDeutsch
HerausgeberSatyr Verlag
Erscheinungsdatum14. Jan. 2019
ISBN9783947106264
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    Buchvorschau

    Der Berliner ist dem Pfannkuchen sein Tod - Thilo Bock

    Nachwort)

    Vorbeugende Maßnahmen

    Ich werde von nun an regelmäßig putzen. Und nicht nur, wenn sich Besuch angesagt hat.

    Ich werde von nun an regelmäßig putzen. Und nicht nur, wenn meine Eltern drohen zu kommen.

    Ich werde von nun an regelmäßig putzen. Und nicht nur, wenn die Schuhsohlen beim Durchqueren der Wohnung an manchen Stellen so ein schmatzendes Geräusch machen.

    Ich werde von nun an regelmäßig putzen. Und nicht nur die klebrigen Stellen auf den Dielen.

    Ich werde von nun an regelmäßig putzen. Sogar meine Zähne. Und nicht nur, wenn ich zum Zahnarzt gehe. Damit ich auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann.

    Ich werde von nun an sogar meine Zähne putzen. Und nicht nur, wenn ich beabsichtige, das Haus zu verlassen.

    Ich werde von nun an meine Zähne putzen. Selbst wenn ich nur rasch zum Backshop gehe. Die eine Verkäuferin dort lächelt aber auch verdammt niedlich.

    Ich werde von nun an regelmäßig meine Zähne putzen. Man weiß ja nie, wem man unterwegs begegnet.

    Ich werde von nun an regelmäßig meine Wohnung putzen. Auch und gerade, wenn ich nur zum Backshop gehe. Man weiß ja nie, wem man unterwegs begegnet. Man weiß ja nie, wer einen so niedlich anlächelt. Man weiß ja nie, wen man spontan zu sich einlädt. Man weiß ja nie, wo andere Menschen spontan beschließen, Kleidungsstücke fallen zu lassen. Gut, wenn die am Boden kleben bleiben, ist es nicht so schlimm. Das bemerkt man ja erst hinterher.

    Ich werde von nun an regelmäßig lächeln, wenn ich mein Brot kaufe und weil ich meine Wohnung geputzt habe. Wenn ich denn meine Wohnung geputzt habe.

    Ich werde von nun an regelmäßig lächeln, wenn ich meine Wohnung geputzt habe. Zumindest die Dielen im Flur und die dem Flur zugewandte Seite des Bettes. Und – na gut – den Küchenboden werde ich ebenfalls putzen. Man weiß ja nie. Vielleicht bringt die Backshopverkäuferin Brötchen mit. Die wären eh sonst weggeworfen worden. Und ich kann ja auch kraftvoll zubeißen, weil ich mir regelmäßig die Zähne putze.

    Ich werde von nun an regelmäßig zum Zahnarzt gehen, denn ich habe meine Wohnung geputzt, sogar die Fliesen in der Küche, weshalb es Brötchen gibt. Die sind zwar vom Vortag, aber ich verzehre sie zum Frühstück und das nicht allein. Ich habe seit Jahren nicht mehr gefrühstückt und das meistens allein in meiner ungeputzten Küche. Nicht frühstücken kann man nämlich sehr gut in einer ungeputzten Küche.

    Von nun an aber werde ich regelmäßig frühstücken – in meiner geputzten Küche. Und zwar wirklich frühstücken, denn meine Mitfrühstückerin muss zeitig raus. Sie arbeitet nämlich im Backshop bei mir um die Ecke. Deshalb wird sie gerne bei mir übernachten wollen. Da hat sie es morgens nicht so weit zur Arbeit, und ich werde hinterher noch ein bisschen weiterschlafen können.

    Ich werde von nun an regelmäßig nach dem Frühstück wieder ins Bett gehen. Im Grunde muss ich auch gar nicht mehr vor die Tür, denn die nötigen Brötchen bekomme ich abends mitgebracht. Nur manchmal muss ich zum Zahnarzt, um auch morgen noch kraftvoll in die altbackenen Brötchen beißen zu können.

    Ich werde von nun an keinen Dreck mehr machen, wenn ich entweder beim Zahnarzt bin oder im Bett liege. Meine liebste Backshopverkäuferin darf mir dabei Gesellschaft leisten. Wenn sie frei hat. Sonntags beispielsweise. Sonntags bleiben wir sowieso den ganzen Tag im Bett. Dort kann man ja auch frühstücken. Und nicht nur am Sonntag.

    Ich werde von nun an regelmäßig im Bett frühstücken. Nie wieder die Küche vollkrümeln! Hurra!

    Krümel im Bett dagegen, die liegen sich weich.

    Krümel im Bett dagegen verhindert man, indem man die Brötchen zuvor in den Kaffee tunkt.

    Tunkt man Brötchen in den Kaffee, ist es nicht so schlimm, dass sie nicht mehr ganz so frisch sind.

    Tunkt man Brötchen in den Kaffee, ist es nicht so wichtig, ob man kraftvoll zubeißen kann oder nicht.

    Tunkt man Brötchen regelmäßig in den Kaffee, muss man nicht mehr zum Zahnarzt und schon gar nicht andauernd seine Wohnung putzen, allenfalls den Weg von der Wohnungstür bis zum Bett.

    Ich werde von nun an meine Brötchen in den Kaffee tunken.

    Ich werde von nun an liegen bleiben.

    Ich werde von nun an nur noch aufstehen, wenn meine liebste Backshopverkäuferin klingelt.

    Ich werde meiner liebsten Backshopverkäuferin einen Wohnungstürschlüssel geben. Wie heißt sie eigentlich?

    Ich werde sie mal nach ihrem Namen fragen.

    Ich werde sie fragen, ob sie nach Feierabend zu mir kommen wird.

    Ich werde ihr nicht gleich den Schlüssel geben. Das könnte sie irritieren.

    Ich werde ihr das mit dem Eintunken der altbackenen Brötchen beim Frühstück im Bett auch nicht gleich aufs Butterbrot schmieren.

    Ich werde sie einfach mal so anquatschen. Wir müssen ja nicht sofort in meine Wohnung. Aber wenn, sollte sie nicht so versifft sein wie jetzt gerade. Das macht keinen guten Eindruck auf junge, hübsche Backshopverkäuferinnen.

    Na ja, so jung ist sie ja gar nicht.

    Na ja, so hübsch ist sie auch nicht. Mehr jung als hübsch, aber auch nicht mehr so richtig jung. Trotzdem, ich würde es darauf ankommen lassen. Ich würde für die nicht ganz so junge und nicht ganz so hübsche Backshopverkäuferin meine Wohnung putzen, auch wenn das Tage dauert.

    Ich würde für die nicht ganz so junge und nicht ganz so hübsche Backshopverkäuferin meine Wohnung putzen, auch wenn es – sagen wir – einen halben Tag dauert. Nicht dass sie schon Feierabend hat, wenn ich endlich beim Backshop bin. Nicht dass schon alles ausverkauft ist, wenn ich endlich beim Backshop bin. Nicht dass selbst die altbackenen Brötchen ausverkauft sind, wenn ich endlich beim Backshop bin.

    Und sonst müsste ich am nächsten Tag von vorne anfangen mit dem Putzen. So ’ne Wohnung verdreckt nun mal schnell. Es sei denn, man bleibt im Bett liegen. Putzen strengt ja auch an. Da muss man sich gleich wieder hinlegen. Was Quatsch ist. Hätte man ja gleich liegen bleiben können. Ist man auch viel zu erschöpft, um noch eine Backshopverkäuferin kennenzulernen. Ich werde von nun an einfach liegen bleiben. Sogar wenn sich Besuch angesagt hat. Ist auch viel zu riskant. Nachher bleibe ich noch am Fußboden kleben. Oder der Besuch.

    Nee, nee.

    Ich werde von nun an einfach nicht mehr aufmachen, wenn es klingelt. Selbst wenn eine Backshopverkäuferin vor der Tür steht mit einer Tüte altbackener Brötchen. Sonst müsste ich nur wieder zum Zahnarzt. Sonst müsste ich nur wieder putzen. Sonst müsste ich nur wieder …

    Ach, hör mir auf!

    Gießharzmuffen

    Der Mann steht einfach in meinem Flur. Vormittags. Ich komme gerade frotteeumschürzt, mit schwerem Kopf und noch halb nass aus dem Bad. Ich bin perplex. »Was machen Sie in meiner Wohnung?«

    »Ich bringe Ihnen Ihr Paket.« Er lächelt. »Als ich eben geklingelt habe …«

    »Ich war unter der Dusche«, sage ich. »Wie kommen Sie überhaupt hier rein? Hatte ich nicht abgeschlossen?«

    »Ja, sogar doppelt! Aber wo ich doch ein Paket für Sie habe … Von Amazon!«, sagt er und stellt es ab.

    »Amazon?« Ich gebe mich angeekelt. »Da bestell ich nichts. Die sind böse.«

    »Aber billiger! Deswegen haben Sie die Gießharzmuffen wohl trotzdem bei uns bestellt.«

    »Was für Dinger? Und ich soll die bestellt haben? Ich wüsste nicht, wann.«

    »Hm, Moment.« Er guckt in ein Gerät, wenig größer als ein Smartphone. »Heute früh um 3:45 Uhr.«

    »Heute früh?«

    »Ja! Womöglich waren Sie …«, er zögert, »… eingeschränkt in Ihrer Willenskraft

    »Na ja …« Ich überlege. »Ich war in der Kneipe. An sich wollte ich mit dieser einen Blonden … Na, egal! Und überhaupt, wieso glauben Sie, ich sei … Wie war das?«

    »… eingeschränkt in Ihrer Willenskraft.«

    »Genau! Wie kommen Sie darauf?«

    »Das ergibt die Analyse Ihres Klick- und Tippverhaltens.«

    »So was gibt es?«

    »Ja, und wären Sie Amazon-Prime-Kunde, könnten Sie eine Einschränkungsversicherung abschließen für nur 3,10 Euro im Monat. Käufe, die Sie getätigt haben, als Sie nicht voll zurechnungsfähig waren, lassen sich dann kostenlos umtauschen.«

    »Kann man nicht alles kostenlos umtauschen?«

    »Nicht alles. Gießharzmuffen zum Beispiel nicht.« Er tritt einen Schritt auf mich zu. »Wenn ich mir eine persönliche Frage erlauben darf: Was wollen Sie mit zwanzig Gießharzmuffen?«

    »Das frage ich mich auch.«

    »Sie können sich nicht mehr erinnern?«

    »Aus irgendwelchen Gründen muss ich das Wort ›Gießharzmuffe‹ lustig gefunden und danach gegoogelt haben.«

    »Hat das was mit der Blonden aus der Bar zu tun?«

    »Tja …« Kurz hänge ich meinen Gedanken nach. »Und wenn! Erklären Sie mir lieber, wieso Sie in meiner Wohnung sind?!«

    »Sie haben sich neulich beschwert, dass einer unserer Boten eine Bestellung unter Ihrer Fußmatte deponiert hatte.«

    »Das fand ich auch nicht so gut. Hätt sich ja ein anderer schnappen können.«

    Er guckt auf sein Gerät. »Einen Panda-Schlafanzug? Wer sollte so was haben wollen?«

    »Na, ich!«, sage ich. »Also, aus rein beruflichen Gründen.«

    Er zuckt mit den Schultern. »Aber hätten Sie die Sendung lieber in unserer nächsten Filiale abgeholt?«

    »Wäre auf jeden Fall sicherer gewesen.«

    »Okay, das notier ich mal.« Er tippt auf sein Gerät. »Die Filiale ist in Brieselang.«

    »Wo bitte?«

    »Zwischen Falkensee und Nauen. Ist nicht so weit. Ich habe gerade so knapp fünfeinhalb Stunden gebraucht.«

    »Oha! Sind Sie S-Bahn gefahren?«

    »Nein, ich bin gelaufen.«

    »Und die anderen Bestellungen? Haben Sie so ’n Handwägelchen?«

    »Es gibt keine anderen Bestellungen«, sagt er. »Ich bin derzeit als Ihr persönlicher Kundenbetreuer abgestellt. Zur Strafe.«

    »Was denn für ’ne Strafe?«

    »Weil Sie sich über mich beschwert haben.« Jetzt klingt er fast weinerlich. »Dabei habe ich es doch nur gut gemeint. Damit Sie wegen Ihres scheiß Panda-Schlafanzugs nicht bis nach Brieselang müssen.«

    »Oh, das tut mir jetzt wirklich …«

    »Schon okay. So bin ich zumindest an der frischen Luft. Ist besser, als die ganze Zeit in meiner Schlafkoje mit Helene Fischer beschallt zu werden.«

    »Wieso das denn?«

    »Das ist die Lieblingsmusik unserer Kunden. Und damit wir uns besser in sie hineinversetzen können, müssen wir das Tag und Nacht hören.«

    »Ist ja schrecklich! Also, ehrlich: Ich kaufe wirklich nie was bei Ihnen. Also fast nie!«

    »Das sagen alle«, sagt er. »Weil wir den Einzelhandel kaputt machen.«

    »Ja, genau! Und weil Sie und Ihre Kollegen so schlecht behandelt werden.«

    »Trotzdem haben Sie letzte Nacht …«

    »Ja, ein Versehen!«, gebe ich zu. »Quasi ein Mausrutscher im Suff.«

    »Das passiert den anderen Kunden wahrscheinlich mit den Helene-Fischer-CDs. Die will auch keiner gekauft haben. Dabei werden die millionenfach bestellt. Und hinterher will’s wieder niemand gewesen sein. Weder das noch dass sie das bei uns gekauft haben. Es gab schon Überlegungen, ob wir unsere Waren in neutralen Paketen ausliefern wie der Erotikfachhandel.«

    »Das wär angenehmer für alle Beteiligten«, sage ich. »Mitunter wird ja das Amazon-Paket beim Buchhändler um die Ecke abgegeben. Das ist mal peinlich.«

    »Ich denke, Sie bestellen nichts bei Amazon!«

    »Es war ja gar kein Buch. Also keins, das ich mich getraut hätte bei meiner Buchhändlerin zu bestellen.«

    Der Mann grinst. »Seh’n Sie! Deswegen liefern wir jetzt ja in die Wohnungen, egal ob die Kunden zu Hause sind oder nicht.«

    »Haben Sie dafür einen Zentralschlüssel von Deutschland oder was?«

    »Nein, Sie müssen lediglich das neue Digitalschloss von Amazon kaufen.«

    »Ist das denn sicher?«

    »Natürlich! Dank Abgleich mit unserem Zentralcomputer können wir Ihnen im Fall eines Besuchs Unbefugter in Ihrer Wohnung gleich sagen, um wen es sich dabei handelt. Vorausgesetzt, er ist Kunde bei uns, aber das ist ja jeder.«

    »Moment mal!«, fällt bei mir der Groschen. »Ich hab so ’n Schloss gar nicht!«

    »Doch, haben Sie!« Er zeigt zur Wohnungstür. »Hab’s Ihnen vorhin eingebaut. Ihr altes war nämlich kaputt. Aufgebrochen!« Er zieht es aus der Jackentasche. »Sorry, irgendwie musste ich mir ja Zutritt verschaffen.«

    Als

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