Die Fauna des Mittelmeeres: Fische, Kieferlose und Knorpelfische
Von Sven Gehrmann
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Über dieses E-Book
Sven Gehrmann
Sven Gehrmann, Jahrgang 1969, gebürtiger Berliner, der zurzeit in Norden bei Norddeich an der niedersächsischen Küste lebt, beschäftigte sich schon als Kind mit allem, was unter Wasser lebt. Dabei haben ihn besonders die Krebstiere und die Fische schon immer sehr interessiert und fasziniert. Seit 1983 ist er begeisterter Hobbyaquarianer und Natur-Fan unserer einheimischen Wassertiere, insbesondere der Nordseetiere. Bisher veröffentlichte er diverse Artikel in aquaristischen Fachzeitschriften, wobei hier die Bandbreite von Nordseetieren bis hin zu Artikeln über Anemonenfische und diverse Krebstiere reichte. Darüber hinaus folgten Publikationen über die Fauna der Nordsee und des Mittelmeeres, ein Öko-Thriller sowie einige Gedichtbände. Bei seinen Publikationen nimmt er grundsätzlich kein Blatt vor den Mund und nennt die Dinge beim Namen, da es ja offensichtlich sonst keiner tut. Dabei nimmt er keinerlei Rücksichten auf eine falsche Art der political correctness, die hier überall erfolgreich installiert wurde, um den Schein von Anstand und Meinungsfreiheit zu wahren. Dem gegenüber setzt er jedoch auf echte ecological correctness, auch wenn diese bisher offenbar immer noch in den Kinderschuhen steckt. Und er sich damit bei der einen oder anderen Institution unbeliebt macht. Sven Gehrmann ist bekennender parteiloser Demokrat und versteht sich selbst als parteineutraler Zeitgenosse. Darüber hinaus versteht er sich selbst als Dichter, Denker, Philosoph, Idealist und als ein erklärter Protestant gegen die heute vorherrschende natur-, menschen- und gottfeindliche Weltordnung. Er distanziert sich jedoch von jeglicher Form des Fanatismus und begreift sich selbst als ein Freund all derer, die einen konstruktiven Beitrag zum Erhalt unserer rezenten Natur leisten möchten. Daher pflegt er auch Kontakte zu alternativen Bürgerbewegungen und befindet sich in stetigem Dialog mit diversen interessanten Menschen aus vielen Spektren unserer Gesellschaft. Sein Motto lautet: Mach Dir Freunde und dann schau mal was passiert. Im Internet findet man ihn unter: WWW.NORDSEEFAUNA.ORG.
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Buchvorschau
Die Fauna des Mittelmeeres - Sven Gehrmann
Inhaltsverzeichnis
Einführungen in ein komplexes Thema:
Mediterrane Meerestiere – statt eines Vorwortes
Mare Nostrum– die politische Ansicht eines Meeres
Die Hybris der Meerwasseraquarianer
Verschiedene Mittelmeeraquarien
Verschiedene Tiergemeinschaften im Aquarium
Der Mythos von der artgerechten Tierhaltung…
Marine Habitate im Mittelmeer
Felsenküsten
Wracks
Seegraswiesen
Offener Ozean
Tiefsee
Häfen
„Nanoaquaristik" – eine populäre Fehlentwicklung
Wie ein optimales Mittelmeer-Aquarium aussehen sollte
Im Sand ist das Leben, im Sand wohnt auch der Tod!
Krankheitsprophylaxe und Eingewöhnung von Aquarienfischen
Wie hält man Meeresfische richtig?
Wie wichtig sind Wasserwechsel?
Stress der Meeresfische – ein unterschätztes Problem
Superklasse Agnatha – Kieferlose
Flussneunauge
Meerneunauge
Inger
Klasse Actinopterygii – Strahlenflosser
Störe
Adria-Stör
Waxdick
Gemeiner Stör
Sandaale
Kleiner Sandaal
Aale
Europäischer Aal
Kardinalbarsche
Meerbarbenkönig
Ährenfische
Priester- oder Ährenfisch
Hornhechte
Hornhecht
Schleimfische
Seeschmetterling
Gestreifter Schleimfisch
Beschuppte Schleimfische
Silbriger Schleimfisch
Echte Butte oder Linksaugenflundern
Lammzunge
Weitaugen-Butt
Steinbutte
Steinbutt
Glattbutt
Schnepfenmesserfische
Schnepfenfisch
Leierfische
Gestreifter Leierfisch
Eberfische
Eberfisch
Stachelmakrelen
Holzmakrele oder Stöcker
Heringsfische
Finte
Sardine
Sprotte
Meeraale
Meeraal
Zungenbutte
Zungenbutt
Groppen
Seebull
Schiffshalter
Gemeiner Schildfisch
Anchovis oder Sardellen
Sardelle
Dorschfische
Wittling oder Merlan
Blauer Wittling
Franzosendorsch
Zwergdorsch
Seequappen
Mittelmeer-Seequappe
Quappe
Leng
Mondfische
Mondfisch
Stichlinge
Dreistacheliger Stichling
Grundeln
Glasgrundel
Anemonen-Grundel
Riesengrundel
Blutlippen-Grundel
Schlank-Grundel
Schwarzgrundel
Schwarzmundgrundel
Schlammgrundel
Sandgrundel
Lippfische
Meerjunker
Klippenbarsch
Grauer Lippfisch
Mittelmeer Lippfisch
Mittelmeer Putzerlippfisch
Goldmaid
Augenfleck-Lippfisch
Meerpfau
Kuckuckslippfisch
Pfauen-Lippfisch
Seehechte
Seehecht
Wolfsbarsche
Wolfsbarsch
Meeräschen
Dicklippige Meeräsche
Gold-Meeräsche
Meerbarben
Streifenbarbe
Muränen
Muräne
Echte Barsche
Flussbarsch
Zander
Schollen
Scholle
Flunder
Demoisellen oder Kleine Riffbarsche
Mönchsfisch
Indopazifischer Feldwebelfisch
Lachsfische
Meerforelle
Umberfische
Seerabe
Bonitos, Makrelen und Thunfische
Pelamide oder Atlantischer Bonito
Makrele
Gelbflossen-Thunfisch
Skorpionsfische
Indischer Rotfeuerfisch
Kleiner Roter Drachenkopf
Schwarze Meersau
Europäischer Meersau
Zackenbarsche
Mittelmeer-Fahnenbarsch
Sägebarsch
Schriftbarsch
Riesenzackenbarsch
Seezungen
Zwergseezunge
Sechsaugen-Seezunge
Sandzunge
Seezunge
Meerbrassen
Blöker
Gemeiner Laxierfisch
Marokkanische Meerbrasse
Ringelbrasse
Spitzbrasse
Geißbrasse
Zweibindenbrasse
Marmorbrasse
Brandbrasse
Achselfleckbrasse
Gemeine Rotbrasse
Goldstrieme
Goldbrasse
Streifenbrasse
Seepferdchen und Seenadeln
Langschnauziges Seepferdchen
Kurzschnauziges Seepferdchen
Große Seenadel
Kleine Seenadel
Krummschnauzige Schlangennadel
Kleine Schlangennadel
Petermännchen
Vipernqueise
Petermännchen
Knurrhähne
Seekuckuck
Roter Knurrhahn
Grauer Knurrhahn
Himmelsgucker
Himmelsgucker
Schwertfische
Schwertfisch
Petersfische
Heringskönig
Tiefseefische
Gotteslachse
Gotteslachs
Anglerfische
Seeteufel
Tiefsee-Anglerfische
Weicher Tiefsee-Anglerfisch
Degenfische
Strumpfbandfisch
Haarschwanz- oder Degenfisch
Riemenfische
Riemenfisch
Haie und Rochen – Klasse Elasmobranchii, Plattenkiemer
Einige allgemeine Hinweise zur Haltung von Haien und Rochen
Seeratte
Großgefleckter Katzenhai
Kleingefleckter Katzenhai
Hundshai
Nördlicher Glatthai
Heringshai
Dornhai
Zitterrochen
Gefleckter Zitterrochen
Blondrochen
Nagelrochen
Augenfleck-Rochen
Fleck-Rochen
Stechrochen
Marmor-Rochen
Klasse Reptilien – Meeres-Schildkröten
Unechte Karett-Schildkröte
Symbiosen
Putzergarnelen und Fische
Krebstiere und Grundeln
Wirbellose Tiere, die man mit Fischen vergesellschaften kann
Krebstiere
Europäische Languste
Wollkrabbe
Langarmkrebs
Felsenküsteneinsiedler
Augenfleck-Einsiedler
Pfefferminzgarnele
Stachelhäuter
Dünnstacheliger Seestern
Roter Seestern
Seeigel für ein Fischbecken
Seegurken
Nesseltiere
Seeanemonen für das Mittelmeerbecken
Pferdeaktinie
Grüne Wachsrose
Zylinderrosen
Schwämme
Manteltiere
Präparation von Fischen
Literatur und Quellen
Warum die moderne Meerwasseraquaristik einen echten Beitrag zum Umweltschutz leisten kann
Epilog, November 2016 – ein Resümee
Sterbende Welt
Register der lateinischen Namen
Internetquellen
Danksagungen
Bilder
Rechts: Schnepfenfische bekommt man lebend leider nur sehr selten zu Gesicht.
Mediterrane Meerestiere – statt eines Vorwortes…
Die meisten Menschen aus Nordeuropa stellen sich das Mittelmeer als ein subtropisches Paradies vor, in dem immer ein mildes Klima mit schönem Wetter, angenehmen warmen Temperaturen und eine harmonische und fast schon tropische Vielfalt der Natur vorhanden sind. Darüber hinaus stellt man sich malerische Buchten, makellose weiße Strände, türkisblaues Wasser und Seegraswiesen voller Leben in den plakativsten Farben vor. Die Einheimischen leben sorgenfrei in ihren weiß getünchten Häusern und fahren mit ihren kleinen Fischerbooten mit dem Sonnenaufgang zum Fischen auf das ruhige Meer. Eine Welt, die unsere Sorgen und Probleme nicht kennt und deshalb als Urlaubsparadies für gestresste Nordeuropäer herhalten muss. Schön wäre das, einfach nur schön. Aber entspricht diese Vorstellung wirklich der Realität?
Auf der anderen Seite wimmelt es im Mittelmeerraum von diversen sozialen Spannungen, Umweltproblemen, Bürgerkriegsflüchtlingen und einem immensen Flug- und Schiffsverkehr infolge eines überbordenden Massentourismus. Welten prallen aufeinander, deren Probleme und Wertvorstellungen offenbar unvereinbar sind.
Denn alles, was sich zurzeit in der Mittelmeerregion abspielt, hat sehr wohl etwas mit dem eigenen persönlichen umweltschädlichen Fehlverhalten zu tun! Sei es der Konsum mediterraner Ressourcen aus dem Meer, welche oft lokale Fischarmut verursachen – oft ist die Konsumgier der Menschen aus den nordeuropäischen Industrieländern dafür mitverantwortlich.
Warum dann dieses Buch über mediterrane Meerestiere? Nun, weil die Beschäftigung mit diesen interessanten, manchmal bunten und auch vielgestaltigen Tieren ein Anlass zur Hoffnung sein könnte.
Denn je mehr Menschen sich mit diesem Hobby beschäftigen, desto mehr lernen sie über ökologische Zusammenhänge und Tiere. Und das wiederum kann zu einem veränderten Umgang mit den Ressourcen eines leider nicht unbegrenzt plünderbaren Planeten führen.
Dieses Buch soll also nicht nur ein Buch für Aquarienfreunde und Taucher sein, sondern es soll auch auf Probleme und Zusammenhänge hinweisen und Lösungen aufzeigen.
Darüber hinaus sollen hier auch Meerestiere vorgestellt werden, die in den Standardwerken der Aquarienliteratur leider nur stiefmütterlich behandelt werden, obwohl man sie hin und wieder sogar sammeln oder erwerben kann.
Ein Kritiker hat einmal gesagt, dass die Meerwasseraquaristik ein Hobby für Leute sei, die keine anderen Probleme haben. Nun, ich denke, an diesem Einwand ist etwas dran. Aber es ist eine Tatsache, dass die wissenschaftliche Welt ohne die kommerzielle Aquaristik erheblich weiter zurück wäre. Und inzwischen ist es sogar gang und gäbe, dass Privatleute Meerestiere in Gefangenschaft vermehren können und dazu beitragen, ständig das Wissen um Verhalten, Haltung und Nachzucht der Tiere zu vermehren. Und auch engagierte Taucher haben hier schon vieles beigetragen.
So ist es mein Wunsch, dass dieses Buch nicht nur viele meiner eigenen Erfahrungen mit dieser Materie weitergibt, sondern auch zu einem besseren Verständnis unserer Mitgeschöpfe aus dem Mittelmeer beiträgt, denn sie sind viel mehr, als nur ein weiteres Dekorationsobjekt eines Fischtellers beim Griechen, Jugoslawen oder Italiener. Ich selbst habe viele Jahre lang Tiere gesammelt, gehalten, Rückschläge erlebt, Fehler gemacht und lerne immer wieder Neues dazu. Ein Menschenleben wird nicht ausreichen, um alles zu verstehen, was sich in einem ökologisch intakten Felsenriff oder in einem diesem nachempfundenen Aquarium abspielt. Doch hoffe ich sehr, dass der eine oder andere meiner Gedanken dem geneigten Leser vielfältige Anregungen bietet!
Sven Gehrmann, im Herbst 2018.
Mare Nostrum – die politsche Ansicht eines Meeres
Die alten Römer bezeichneten das Mittelmeer als „Mare Nostrum" („Unser Meer"). Man könnte das als Anmaßung verstehen, und genau das war es auch. Doch Hochmut kommt vor dem Fall; und wie es mit dem römischen Reich zu Ende ging, dürfte wohl bekannt sein. Und heute, mehr als 1500 Jahre nach dem Untergang des Römischen Imperiums? Nun, man hat den Eindruck, dass die Europäische Union dem gleichen Hochmut erlegen ist. Wie immer geht es dabei um Geld: Da sind zum einen wichtige Handels- und Schifffahrtsrouten, welche Dank des Suez-Kanales die Schiffswege um den Globus dramatisch verkürzt haben. Denn billige Waren aus Übersee wollen alle europäischen Staaten natürlich immer gerne importieren. Und andererseits kann man so natürlich auch Unmengen an anderen Wirtschaftsgütern kostengünstig exportieren, wie beispielsweise Panzer und Waffen für die arabischen Staaten am Persischen Golf. Was man aber selbstverständlich nicht möchte ist, die Verlierer der so geschürten und beförderten kriegerischen und wirtschaftlichen Konflikte aus arabischen und afrikanischen Ländern über das Mittelmeer in die „friedliebenden" Länder der Europäischen Union einzulassen. Denn diese Menschen haben ja nicht unseren Bildungsstandard und kosten die Staatengemeinschaft der europäischen Union Milliarden von Euro. Es ist schon schizophren: Auf der einen Seite versuchen sich unsere Politiker als „Friedensapostel darzustellen, auf der anderen Seit wird an bewaffneten Konflikten das meiste Geld verdient. Trauriger weise ist die Bundesrepublik Deutschland gleich nach den USA, China und Russland der viertgrößte Rüstungslieferant der Welt. Wundert einen da noch irgendetwas? Fuhr man früher gerne zum „Tiere suchen
in mediterrane Länder wie etwa Griechenland oder Italien, so muss man sich heute fragen, ob man dort noch guten Gewissens seinen Urlaub verbringen kann, wenn sich dort wie etwa auf den Kykladen oder auf dem italienischen Lampedusa die unerwünschten Flüchtlingsströme aus dem Süden und dem mittleren Osten stapeln? Und auch die Türkei war und ist wegen der Menschenrechtslage ein inakzeptables Urlaubsland. Man mache sich bitte vor der Buchung eines Urlaubes klar, dass die im Urlaubsland ausgegebenen Devisen leider immer die dortigen oft nur pseudodemokratischen Regime stützen könnten. Als ehrliche, fleißige und rechtschaffene Bürger der Europäischen Union sollten wir hier ein Zeichen setzen. Daher sollten wir unseren Urlaub bitte nur(!) in Ländern buchen, wo unser Geld auch bei den Einheimischen tatsächlich ankommt, und wo Meinungs- und Pressefreiheit keine Fremdworte im Vokabular der Regierenden sind. Denn der Verlust von Devisen aus dem Tourismusgeschäft trifft diese sehr viel härter, als dieses Sanktionen der Europäischen Union jemals tun werden. Setzen auch Sie ein Zeichen! Abschließend möchte ich an dieser Stelle noch sagen, dass es bei der Wahl eines Urlaubslandes selbstverständlich nicht darum gehen kann, Rassismen zu entwickeln. Sondern unser Urteilsvermögen sollte von dem Bewusstsein geprägt werden, dass wir lediglich den korrupten Regierungen der von uns auf den Index gesetzten Länder einen Denkzettel verpassen wollen. Nicht jedoch der Bevölkerung, die nichts dafür kann!
Die Hybris der Meerwasseraquarianer
Vielleicht kennen Sie das ja auch: Sie haben sich gerade ein Meerwasseraquarium angeschafft, und nun macht sich dieser Gedanke breit: „Wow, jetzt gehöre ich auch zu den elitären Aquarienfreunden, denn ich kann mir alle möglichen Meerestiere besorgen und diese in einem mehr oder minder großen Aquarium halten…"
Dabei gibt es nur ein kleines Problem: Jedes Aquarium – und selbst wenn es denn Schwimmbeckengröße hätte – ist begrenzt. Und was sich in ihm abspielt, ist mit den größeren Zusammenhängen eines nahezu unbegrenzten Lebensraumes mit seiner natürlichen Artenvielfalt einfach nicht vergleich- oder gar kopierbar.
Hierzu ein einfaches Beispiel: Nähmen wir einmal an, wir könnten aus einem Riff exakt einen Quadratmeter mitsamt den Tieren, die auf dieser Fläche leben, heraus stanzen und diesen zur näheren Untersuchung in ein passendes Aquarium verpflanzen. Was würden wir wohl dabei entdecken?
Nun, ich denke, dass wir zunächst sehr enttäuscht wären. Denn haben wir beim Aquarienhändler oder bei Freunden diverse Arten von Wirbellosen konzentriert auf kleinster Fläche gesehen, müssen wir nun feststellen, dass auf unserem Quadratmeter nur eine bis zwei verschiedene Arten siedeln und andere Arten stets einen respektvollen Abstand halten.
Gleiches gilt für die Fische: Schwimmen bei unseren Bekannten zehn oder gar mehr verschiedene Fische durch das Aquarium, so finden wir auf unserem Quadratmeter nur eine einzige Art. Wenn wir Glück haben, dann handelt es sich vielleicht um einen kleinen Schwarm oder ein Paar aus einer Art, mit etwas Pech haben wir jedoch nur einen einzigen Fisch ergattert, der auf diesem Quadratmeter sein Revier etabliert hat und der darüber hinaus noch mehr Platz fordert, in dem er ständig gegen die nun ihn einengenden Glasscheiben anschwimmt.
Mit etwas Glück haben wir vielleicht eine Symbiose eingefangen, bei der sich zwei Partner eine Höhle teilen und diese gegen andere behaupten. Und mit Sicherheit werden wir darüber hinaus viele kleine kaum sichtbare Tiere und Pflanzen importiert haben, die zum guten Teil mikroskopisch klein sind, ohne deren Vorhandensein aber nichts richtig funktionieren würde. Habe ich Ihr Interesse geweckt? Man kann diesen Ansatz mit dem „Quadratmeter-Riff" natürlich endlos weiter entwickeln. Im Wesentlichen ging es mir bei diesem Gedankenexperiment nur darum aufzuzeigen, wie unmöglich das Bemühen ist, einen Ausschnitt aus einem marinen Habitat in einem Aquarium nachzugestalten.
Verschiedene Mittelmeeraquarien
Nachstehend einige Beispiele, wie Aquarien für Mittelmeertiere in der Praxis aussehen oder aussehen könnten. Dazu jeweils einige Anmerkungen und Vorschläge, welche dem geneigten Leser gerne als Inspiration dienen können. Sollte Ihnen etwas nicht gefallen – nun – dann machen Sie es einfach besser!
Ausschnitt aus einem Aquarium, mit künstlicher Felsrückwand, lebenden Steinen aus dem Mittelmeer und künstlichen Korallen. In diesem Becken hielt der Autor Seespinnen, Garnelen, Seeigel, kleine Einsiedlerkrebse der Gattung Clibanarius, kleine Schnecken und Seeanemonen. Der große Vorteil eines solchen Aufbaues ist der, dass man Pumpen und Technik weitgehend hinter der künstlichen Rückwand verstecken kann. Ein Nachteil ist der, dass man alles so konstruieren muss, dass sich insbesondere die Krebstiere nicht hinter der Rückwand verstecken können. Denn irgendwelche Tiere hinter einer solchen Rückwand fangen oder suchen zu müssen, führt unweigerlich zu einer Neueinrichtung des ganzen Aquariensystems. Als Bodengrund wurde Sandgrund verwendet, wobei dieser gleichzeitig als denitrifizierender Filter genutzt wurde. Ein System, das sich bewährt hat, je älter es wurde!
Hier wurden zur Dekoration Plastikpflanzen aus der Süßwasseraquaristik eingesetzt. Das hatte vor allem den Hintergrund, dass Seegräser im Aquarium leider nur schwer kultiviert werden können, und höhere Algen leider immer zu schnell gefressen wurden. Leider hat sich diese Idee nicht bewährt, denn offensichtlich gaben die Plastikpflanzen Weichmacher an das Aquarienwasser ab, was den Fischbesatz vergiftete. Daher sollte man sich vor Verwendung solcher Dekorationselemente stets davon überzeugen, dass sie seewassertauglich sind.
Die Vergesellschaftung von Pferdeaktinien und Grundeln gelingt nur, wenn die Grundeln wissen, wo die Aktinien stehen. Man hüte sich davor, abends neue Grundeln in ein Becken mit Aktinien zu setzen. Denn die Grundeln könnten dann schneller in einer Aktinie enden, als man reagieren kann...
Hier wurden juvenile Goldbrassen mit Pferdeaktinien und einer Kleinen Mittelmeerseespinne vergesellschaftet. Solche Lebensgemeinschaften funktionieren allerdings nur mit kleinen bis mittelgroßen Fischen. Werden die Fische zu groß, ist die Seespinne in Gefahr, sobald sie sich häutet. Auch muss man sehr darauf achten, dass die Aktinien genügend Futter abbekommen.
Eine Kombination von hohen Bodengrundschichten zur Haltung von Seefedern und die Pflege höherer Algen bewirkt eine hervorragende Wasserqualität. In solchen Aquarien kann man auch empfindliche Wirbellose und kleine Fische lange und gut halten. Größere Tiere wirken hier störend und beeinträchtigen mit ihrem Verhalten und ihren Ausscheidungen das Milleu.
Tiergemeinschaften im Aquarium
Eberfische und Gorgonien passen recht gut zusammen, und auch der Schriftbarsch verhält sich bei entsprechender Fütterung friedlich gegenüber anderen Fischen, selbst wenn sie etwas kleiner sind. Dieses beispielhafte Aquarium kann man im Zooaquarium Berlin (Stand Sommer 2018) besichtigen.
Obwohl der Schriftbarsch zur Familie der Zackenbarsche gehört, ist er alles andere als ein starker Räuber, Revierverteidiger oder gar Killer. Mit dem Meeraal versteht er sich ebenso gut wie mit großen Grundeln oder Meerbrassen.
Dieses Becken im Zooaquarium Berlin vereint dominante Wirbellose und einige wenige ausgewählte Fischarten, welche vorsichtig um die Nesseltiere schwimmen.
Auch in diesem Aquarium dominieren Wirbellose wie etwa Wachsrosen, Seeanemonen und Seegurken. Die Grundeln müssen sich jedoch stets vor den Tentakeln der Nesseltiere hüten.
Da durch Seegurken ständig die latente Gefahr einer Holothurinvergiftung vorhanden ist, sollte man in ein solches Aquarium keinen besonders seltenen oder gar teuren Fischbesatz integrieren.
Langusten und Brassen kann man in sehr großen Becken vergesellschaften. Sie werden jedoch immer ein ambivalentes Verhältnis zueinander haben…
Solche großen räuberischen Einsiedler wie den hübschen roten Schuppigen Einsiedler Dardanus arrosor mit der Schmarotzerrose Calliactis parasitica pflegt man separat in einem Artenbecken, oder mit Fischen, denen der Einsiedler nicht gefährlich werden kann.
Gleiches gilt für die Kleine Mittelmeerseespinne Maja crispata. Hier muss man darauf achten, dass die Seespinne keine erwünschten Algenbestände plündert.
Der Mythos von der artgerechten Tierhaltung…
Seit jeher wird von Aquarienfreunden, dem so genannten „Zoofachhandel(oder wollen wir diesen lieber als „Tierverbrauchshandel
bezeichnen?), Tierschutzorganisationen und auch staatlichen Veterinären und anderen staatlichen Organisationen mit der Begrifflichkeit der „artgerechten Tierhaltung um sich geworfen. Mit Sicherheit gibt es hierfür sogar gesetzliche und auch andere Definitionen, die sich jedoch international betrachtet stark unterscheiden dürften. Würde man ein bloßes Überleben eines Aquarientieres in Gefangenschaft als Maßstab anlegen, dann wären mit Sicherheit sehr viele Haltungs- und Zwischenhälterungsmethoden ad hoc zu 100 Prozent artgerecht. Legt man jedoch den Maßstab eines unbegrenzten Lebensraumes, nämlich des Weltmeeres an, dann kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass eine „artgerechte Tierhaltung
gar nicht möglich ist!
Hierzu ein sehr einfaches Beispiel: Die Scholle der Nordsee Pleuronectes platessa wandert täglich mit dem Gezeitenstrom und legt dabei Entfernungen von bis zu 20 Kilometern zurück. Welches öffentliche Aquarium, das Schollen ausstellt, bietet seinen Besatztieren eine Möglichkeit, im Aquarium täglich eine Distanz von 20 Kilometern zurücklegen zu können? Was ebenfalls von öffentlichen Aquarien stets ignoriert wird, sind die Revieransprüche von Kaiserfischen. So ist es schon lange bekannt, dass insbesondere Kaiserfische der Gattung Pomacanthus im Riff oft Reviere besetzen, die mehrere hundert Quadratmeter groß sind. Während man also auf der einen Seite kommerziellen Ausstellern und öffentlichen Aquarien nahezu alles erlaubt, soll der private Tierhalter auf der anderen Seite ständig gemaßregelt und gegängelt werden. Manche Politiker würden ihm sein Hobby am liebsten ganz untersagen. Dann gibt es auch noch öffentliche Schauaquarien wie etwa die angeblich Greenpeace nahestehende Sealife-Gruppe, die ihre Tierpfleger sogar zur Tierquälerei zwingen. Da kommt dann nämlich der Sealife-Manager aus UK und bestimmt etwa, dass mehrere Kraken in nur ein Aquarium gesetzt werden müssen. Die Kraken jagen sich dann gegenseitig durch das Aquarium, bis nur noch das stärkste Tier lebt. (Dies habe ich mit eigenen Augen im Sealife-Center Hannover gesehen). Ich gehe inzwischen davon aus, dass Sealife-Center auf dem Hinterhof stets eine große Mülltonne für so „totgepflegte" Tiere haben.
Aber es ist nun mal wichtig, dass man stets viel zu viele Tiere in den Aquarien wimmeln hat, damit der Besucher auch viel zu sehen bekommt. Da werden auch schon mal Fische von mehr als einem Meter Länge in ein zwei Meter langes Becken gesetzt… Sehr artgerecht, wirklich toll! Es lebe der Mythos: Artgerecht! Was ich damit sagen möchte, ist eigentlich etwas anderes: Manche Tiere überleben unsere Aquarien nur deshalb, weil sie hier keine Fressfeinde haben und weil sie selbst sehr anpassungsfähig sind. Auch können manche Arten extremste Transporte und Transportmethoden schadlos überstehen. Manche Fischarten können sogar relativ lange ohne Wasser überleben, wie etwa bestimmte südamerikanische Welse. Darüber hinaus ist es auch bekannt, dass Plattfische nach dem Fang in Kisten mit Eis eingelagert bis zu 48 Stunden lang überleben können. Solche Plattfische können sogar wieder reanimiert werden! Das mag dann zwar ein „artgerechter Umgang mit den Tieren sein, doch muss man das wohl in jedem Fall von einer optimalen und tierfreundlichen Haltung abgrenzen. Nur weil etwas für eine gewisse Zeit funktioniert, ist es nämlich noch lange nicht richtig! Bei Korallenfischen hat man meist das Problem, dass man im Handel Jungtiere erwirbt, die sich im Alter ganz anders verhalten, weil sie nun Reviere verteidigen und sich im Optimalfall auch fortpflanzen möchten. Hier stoßen die allermeisten Aquarien bereits schnell an ihre Grenzen. Doch das geht den öffentlichen Aquarien ganz genauso. So benötigen viele Fische eine mehrere Meter hohe Wassersäule, um Eier und Spermien überhaupt ausstoßen zu können. Dabei steigen sie rasch vom Boden auf und geben ihre Geschlechtsprodukte nahe der Wasseroberfläche ins Wasser ab. Ohne diese Möglichkeit müssen manche Arten – wie etwa eine Scholle – elendig im Aquarium zugrunde gehen, weil sie ihre Eier nicht ausstoßen können und dann an einer Laichverhärtung sterben. Hier würde artgerechte Tierhaltung also bedeuten, dass man den Tieren – wie auch immer – die Möglichkeit zum Laichen verschaffen muss. Notfalls, in dem man sie wieder auswildert. Das Thema der artgerechten Tierhaltung ist ein sehr komplexes Gebilde, dessen Idealen man sich immer nur annähern kann, die man aber niemals wirklich erreichen wird. Dies sei allen „Tierschützern
, „Experten, Politikern und sonstigen Kritikern unseres salzigen Steckenpferdes entgegengehalten. Auch ist es wohl nur als hochgradig schizophren zu bezeichnen, wenn man ständig versucht, mit Gesetzen und Verordnungen diejenigen kriminalisieren zu wollen, denen ihre Pfleglinge tatsächlich am Herzen liegen. Während man auf der anderen Seite kommerzielle Aussteller, die sogar offensichtliche Tierquälereien aus reiner Profitgier begehen, ungestraft gewähren lässt! Im Übrigen bin ich der Meinung, dass man einen Unterschied machen muss zwischen dem, der seine Tiere mangels nötigen Wissens unabsichtlich falsch hält, und demjenigen, der aus welchen Motiven auch immer Leiden und Schmerzen seiner Tiere in Kauf nimmt. (Die Inkaufnahme ist vom Gesetzgeber in Deutschland dem Vorsatz gleichgestellt worden!). Daher sollte man mit dem Begriff der Tierquälerei sehr vorsichtig agieren, denn es gibt hier einen objektiven und sehr deutlichen Unterschied zwischen dem „Tierfalschhalter
und dem „Tierquäler"! Etwas mehr „political correctness" könnte