Der Todes Looping: Butler Parker 127 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Über dieses E-Book
Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Flugtrainer Higgins geriet völlig aus der Fassung und hatte echte Mühe, dies nicht sichtbar werden zu lassen. Der drahtige, mittelgroße Mann hatte im Lauf der Zeit schon viel erlebt, doch das hier überstieg alles bisher Dagewesene. Er wußte nicht, ob er weinen oder lachen sollte.
»Sind Sie sicher, daß Sie Flugstunden nehmen wollen?« fragte er seine angehende Schülerin.
»Dumme Frage, junger Mann, sonst wäre ich ja nicht hier«, erwiderte die majestätisch aussehende Dame, die ein recht ausgebeultes Tweedkostüm trug. Sie schien um die sechzig zu sein, wirkte aber noch sehr aktiv und resolut.
»Mylady besitzen bereits einen Flugschein«, schaltete sich der Butler der unternehmungslustigen Dame ein. Er besaß ein durchschnittliches Gesicht, das glatt und ausdruckslos wie das eines versierten Pokerspielers war. Der Butler war etwas über mittelgroß, fast schlank und trug einen schwarzen Zweireiher. Auf seinem Kopf thronte eine schwarze Melone. Über seinen angewinkelten linken Unterarm hing ein altväterlich gebundener Regenschirm.
»Mylady?« Flugtrainer Higgins war leicht überrascht.
Diese sich burschikos gebende Dame hätte er niemals für eine Angehörige des englischen Adels gehalten. Auf der anderen Seite atmete er innerlich ein wenig auf. Sie besaß also bereits einen Flugschein und wollte sicher ein paar Auffrischungsstunden nehmen. Das hörte sich schon wesentlich besser an.
»Er stammt aus dem Jahr neununddreißig«, präzisierte Agatha Simpson, um die es sich handelte. »Aber im Grund hat sich an der ganzen Fliegerei ja kaum etwas geändert, oder?«
»Kaum, kaum.« Flugtrainer Higgins grinste wider Willen.
»Höhensteuer ist Höhensteuer, und Seitenruder bleibt Seitenruder«, verkündete Lady Agatha. »Worauf warten Sie eigentlich noch? Besorgen Sie einen passenden Vogel, junger
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Der exzellente Butler Parker
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Der Todes Looping - Günter Dönges
Butler Parker
– 127 –
Der Todes Looping
Günter Dönges
Flugtrainer Higgins geriet völlig aus der Fassung und hatte echte Mühe, dies nicht sichtbar werden zu lassen. Der drahtige, mittelgroße Mann hatte im Lauf der Zeit schon viel erlebt, doch das hier überstieg alles bisher Dagewesene. Er wußte nicht, ob er weinen oder lachen sollte.
»Sind Sie sicher, daß Sie Flugstunden nehmen wollen?« fragte er seine angehende Schülerin.
»Dumme Frage, junger Mann, sonst wäre ich ja nicht hier«, erwiderte die majestätisch aussehende Dame, die ein recht ausgebeultes Tweedkostüm trug. Sie schien um die sechzig zu sein, wirkte aber noch sehr aktiv und resolut.
»Mylady besitzen bereits einen Flugschein«, schaltete sich der Butler der unternehmungslustigen Dame ein. Er besaß ein durchschnittliches Gesicht, das glatt und ausdruckslos wie das eines versierten Pokerspielers war. Der Butler war etwas über mittelgroß, fast schlank und trug einen schwarzen Zweireiher. Auf seinem Kopf thronte eine schwarze Melone. Über seinen angewinkelten linken Unterarm hing ein altväterlich gebundener Regenschirm.
»Mylady?« Flugtrainer Higgins war leicht überrascht.
Diese sich burschikos gebende Dame hätte er niemals für eine Angehörige des englischen Adels gehalten. Auf der anderen Seite atmete er innerlich ein wenig auf. Sie besaß also bereits einen Flugschein und wollte sicher ein paar Auffrischungsstunden nehmen. Das hörte sich schon wesentlich besser an.
»Er stammt aus dem Jahr neununddreißig«, präzisierte Agatha Simpson, um die es sich handelte. »Aber im Grund hat sich an der ganzen Fliegerei ja kaum etwas geändert, oder?«
»Kaum, kaum.« Flugtrainer Higgins grinste wider Willen.
»Höhensteuer ist Höhensteuer, und Seitenruder bleibt Seitenruder«, verkündete Lady Agatha. »Worauf warten Sie eigentlich noch? Besorgen Sie einen passenden Vogel, junger Mann!«
»So schnell geht das nicht, Mylady«, entgegnete Higgins. »Wir werden uns erst mit der Theorie befassen müssen.«
»Reine Zeitverschwendung, junger Mann.« Agatha Simpson schüttelte energisch den Kopf. »Ich bin eine Frau der Praxis.«
Dem Flugtrainer kam eine geradezu teuflische Idee. Warum sollte er nicht jetzt hier dieser Frau die Flausen aus dem Kopf vertreiben. Warum packte er sie nicht in einen offenen Doppeldecker und schwenkte sie durch die Lüfte? Nach zehn Minuten würde sie um Gnade winseln und ein für allemal darauf verzichten, je wieder als Flugschülerin in die Luft zu steigen.
»Also gut, Mylady«, sagte er. »Warten Sie hier! Als alte Praktikerin macht es Ihnen ja wohl nichts aus, in einen Doppeldecker zu steigen, wie?«
»Das Wort ›alt‹ möchte ich nicht gehört haben.« Lady Simpson sah Higgins strafend an. »Natürlich werde ich in eine offene Kiste steigen. Früher hat es ja nichts anderes gegeben.«
Higgins nickte und trollte sich vondannen.
»Finden Sie nicht auch, daß er sehr umständlich wirkt?« Agatha Simpson sah ihren Butler kopfschüttelnd an.
»Mister Higgins gilt als erfolgreicher Trainer«, erwiderte Josuah Parker gemessen. »Er wurde mir sehr empfohlen.«
»Wir werden ja sehen.«
»Sollten Mylady nicht vielleicht passende Kleidung anlegen?« erkundigte sich Parker.
»Papperlapapp, Mister Parker! Wir fliegen ja nur eine kleine Informationsrunde. Ich möchte wissen, ob meine Reflexe noch in Ordnung sind.«
»Selbstverständlich. Und versuchen Sie nicht schon wieder, mir das auszureden, Mister Parker. Nur so kann ich den internen Betrieb hier studieren. Sie wissen, daß das Innenministerium mich um Hilfe gebeten hat.«
Die Augen der Lady glänzten, als Higgins sich näherte. Er saß bereits auf dem hinteren Sitz der kleinen kunstflugtauglichen Maschine und dirigierte den Doppeldecker an Agatha Simpson und Butler Parker heran.
Higgins schien seine Freunde und Bekannten informiert zu haben. Am Fuß des kleinen Tower sammelten sich Menschen, die sich diesen Spaß nicht entgehen lassen wollten. Sie kannten Higgins und wußten, daß es ihm bisher noch immer gelungen war, Mitflieger knieweich zu kriegen. Von diesem Unternehmen versprachen sie sich einiges.
Butler Parker leistete diskrete Hilfe, als seine Herrin in den vorderen Sitz stieg. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Fülle dort untergebracht hatte. Anschließend bemühte Parker sich, Lady Simpson die Gurte anzulegen, was jedoch an sich nicht notwendig gewesen wäre. Die korpulente Flugschülerin saß derart fest im schmalen Cockpit, daß sie selbst bei einem Looping mit Sicherheit nicht herausfiel.
»Darf ich mir erlauben, Mylady einen guten Flug zu wünschen?« Parker lüftete grüßend seine schwarze Melone.
»Natürlich dürfen Sie!« Agatha Simpson nickte strahlend. »Wir werden die Wolken erstürmen, Mister Parker. Schade, daß Sie nicht mitkommen können!«
»Mein Ehrgeiz, Mylady, geht in eine erheblich andere Richtung«, antwortete der Butler. Dann trat er zurück und verfolgte den Start der zierlichen, leichten Maschine, die, wie bereits gesagt, voll kunstflugtauglich war.
*
Flugtrainer Higgins verstand sein Handwerk. Er hatte den leichten Doppeldecker hochgerissen und stieß fast senkrecht zum Himmel hoch. Dann ließ er ihn über die Luftschraube wieder nach unten fallen, drehte dabei eine hart gerissene Rolle und jagte zurück auf den Boden zu. Dicht über der Piste fing er die Maschine ab und begann dann mit seinem eigentlichen Kunstflugprogramm. Er war fest entschlossen, sich die ältere Dame vom Hals zu schaffen. Er hatte keine Lust, seine Nervenkraft zu vergeuden.
Josuah Parker bezog am Fuß des Tower Posten und beobachtete die Demonstration eines einmaligen Könners. Es gab da Rollen, Loopings, Messerflug, Rückenflug und jähe Auf- und Abschwünge. Im Grund bedauerte Parker zwar die Belastungen, die Mylady zugemutet wurden, auf der anderen Seite aber begrüßte er sie auch. Er hielt nichts davon, daß seine Herrin diesen Auftrag so ernst nahm. Sie war dabei, sich wieder mal zu intensiv einzusetzen. Zudem hegte der Butler gewisse Befürchtungen: War nicht zu erwarten, daß Agatha Simpson ihn eines Tages zu einem Rundflug einlud? Solch einem Risiko wollte Parker sich nicht unnötig aussetzen.
Knapp zehn Minuten waren verstrichen.
Der Doppeldecker setzte zur Landung an. Parker sah um sich herum erwartungsvoll-schadenfrohe Gesichter. Die Flugschüler und das technische Personal erwarteten ein menschliches Wrack, das aus dem Doppeldecker geborgen werden mußte. Die Besatzung eines Krankenwagens machte sich bereit, mit dem Wagen dicht an die Maschine heranzurollen, um die entnervte Mylady zu übernehmen.
Higgins rollte mit dem Doppeldecker bis dicht an die Hangars und an den Tower. Die Schraube drehte sich noch ein paarmal und blieb dann stehen.
Parker schritt zwar gemessen, aber doch nicht gerade langsam in Richtung Maschine und legte sich bereits einige tröstende Worte zurecht. Er wurde überholt von den Flugschülern, die den Zustand des Passagiers aus nächster Nähe begutachten wollten.
Higgins war bereits ausgestiegen und wurde von seinen Flugschülern umringt. Agatha Simpson saß noch im Cockpit und rührte sich nicht. Parker dachte sofort an einen mittelschweren Kreislaufkollaps und nahm sich vor, mit Higgins ein paar ernste Worte zu reden. Es war geradezu unverantwortlich, was er da mit seinem Fluggast angestellt hatte.
»Es ist nicht zu glauben«, hörte er Higgins sagen.
»Dieser Ihrer Meinung möchte ich mich in aller Bescheidenheit, aber auch Entschiedenheit anschließen«, erwiderte Parker, der sich seinen Weg durch die Neugierigen gebahnt hatte.
»Ich ... Ich habe alles versucht«, redete Higgins schnaufend weiter. Er sah erstaunlicherweise ein wenig mitgenommen aus.
»Auch dies kann ich nur unterstreichen«, kommentierte der Butler.
»Wer hilft mir endlich aus der Kiste heraus?« war in diesem Moment die äußerst munter klingende Stimme der Lady zu hören. »Mister Parker, verplaudern Sie sich nicht schon wieder!«
»Mylady fühlen sich den Umständen entsprechend einigermaßen wohl?« erkundigte sich Josuah Parker. Er stand auf der unteren Tragfläche und beugte sich über seine Herrin.
»Was heißt hier wohl?«
»Darf ich mir gestatten, Mylady einen Kreislaufbeschleuniger anzubieten?« Parker hatte die flache, lederumhüllte Flasche bereits in Händen und schraubte den Verschluß ab, der als Trinkbecher diente.
»Higgins dürfte ihn nötiger halben«, erwiderte Agatha Simpson. »Wissen Sie, er hat schwache Nerven.«
»Schwache Nerven, Mylady?« Parker steckte die bewußte Flasche weg und wuchtete die korpulente Dame aus dem engen Cockpit. Die Maschine ging nach rechts in die Federn, als Agatha Simpson die Tragfläche mit ihrem Gewicht einseitig belastete.