Das Mörder Trio: Butler Parker 126 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
()
Über dieses E-Book
Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Ein Auto, das wahrscheinlich schon von Cäsar als hoffnungslos veraltet abgelehnt worden wäre, tauchte im Reigen des »Veteranen-Corsos« auf. Ratternd und asthmatisch schnaufend rollte der offene Wagen an den völlig verdutzten Zuschauern vorüber, eingehüllt in blaue Wolken, die nicht nur aus dem Auspuff stammten.
Der Motor klopfte schon nicht mehr. Unter der eckigen Haube schien sich ein Hammerwerk in voller Aktion zu befinden, das kurz vor einer Explosion stand. Die Karosse war längst in Schwingungen geraten und ließ die langen Kutschwagenfedern auf und ab hüpfen. Die Insassen dieser Art Riesenwiege zeigten dennoch Haltung, Vornehmheit und Würde.
Am Steuer saß eine majestätisch aussehende Dame, die gut und gern ihre sechzig Jahre hinter sich hatte. Sie hatte sich ihren breitrandigen Hut mit einem Tuch unter dem energischen Kinn festgebunden, um dem Fahrtwind zu trotzen. Hin und wieder nahm die kühne Fahrerin ihre Lorgnette hoch und beobachtete durch die Gläser den weiteren Verlauf der Fahrbahn.
Sobald die Dame am Lenkrad sich über den Kurs klar war, nahm sie abrupte Korrekturen des Schnauferls vor, was bei den zahlreichen Zuschauern prompt einiges Entsetzen auslöste. Der Veteran auf Rädern schwenkte dann auf die Mauern zu, die die Straße säumten, und brachte sie ins Wanken.
Doch die Fahrerin beherrschte ihr Auto und zwang das Schnauferl durch geschickte Bremsmanöver zurück auf die Straßenmitte, steuerte gegen und nickte nach solch geglückten Unternehmungen ihrem Beifahrer triumphierend zu.
Der Begleiter der Dame paßte in diesen Wagen, doch er übertrieb seine Anpassungsfähigkeit ein wenig. Mit dem Bambusgriff eines altväterlich gebundenen Regenschirms hielt er seine schwarze Melone auf
Mehr von Günter Dönges lesen
Der exzellente Butler Parker
Ähnlich wie Das Mörder Trio
Titel in dieser Serie (100)
Die kleinen grünen Männchen: Butler Parker 115 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 105 – Kriminalroman: Killer für zwei schlanke Beine Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStoppt den den Amokläufer: Butler Parker 100 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 3 – Kriminalroman: Der große Bluff Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tiger: Butler Parker 102 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 103 – Kriminalroman: Der Kidnapper Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPoker mit Pistolen: Butler Parker 119 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMylady keilt nach hinten aus: Butler Parker 117 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gelben Drachen: Butler Parker 89 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 104 – Kriminalroman: Der Rocker von Blackpool Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Vampir: Butler Parker 111 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Sex Report: Butler Parker 101 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Guru lässt zur Hölle bitten: Butler Parker 113 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 4 – Kriminalroman: Bang, Bang, Feuer frei! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 106 – Kriminalroman: Solo unterwegs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Monster: Butler Parker 114 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker hebt den Maulwurf aus: Butler Parker 138 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlei und Schrott für die Lady: Butler Parker 108 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hetzjagd: Butler Parker 107 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kampf mit Dämonen: Butler Parker 110 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 54 – Kriminalroman: Das Spiel mit dem kleinen Hasen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie entgleiste Lok: Butler Parker 128 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Satan: Butler Parker 109 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Profikiller: Butler Parker 124 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker betoniert die "Mixer": Butler Parker 141 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMylady düpiert die Gangster: Butler Parker 125 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker 15 – Kriminalroman: Wer hätte das gedacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Dame tut das nicht: Butler Parker 116 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Spiel mit den Seejungfrauen: Butler Parker 112 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker und die Agenten: Butler Parker 121 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Parker pocht auf Fair Play: Butler Parker 278 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker karrt den "Giftprinz" ab: Butler Parker 204 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Benzinstation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker steuert schnelle Flitzer: Der exzellente Butler Parker 19 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker schießt den Drachen ab: Butler Parker 228 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker fällt aus alles Wolken: Butler Parker 160 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker demaskiert die Wanze: Butler Parker 193 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker drillt den Spanner: Butler Parker 174 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker kontra "Mr. Freiheit": Butler Parker 243 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker und die blonde Dreizehn: Der exzellente Butler Parker 12 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker lässt den "Vielfraß" springen: Butler Parker 188 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker lässt den "Reißwolf" heulen: Der exzellente Butler Parker 45 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker trickst den Marder aus: Butler Parker 226 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker knackt die Wasserburg: Butler Parker 210 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPoker mit Pistolen: Butler Parker 119 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker nervt den Goliath: Der exzellente Butler Parker 3 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStoppt den den Amokläufer: Butler Parker 100 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker fährt mit den Ganoven Schlitten: Der exzellente Butler Parker 18 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Falke: Butler Parker 118 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker rettet die Senioren: Butler Parker 279 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker pudert die Killer: Der exzellente Butler Parker 27 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker piesackt die "Piraten": Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker räumt im Rathaus auf: Butler Parker 234 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker und der zweite Robin Hood: Der exzellente Butler Parker 21 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenButler Parker prellt die Erbschleicher: Butler Parker 198 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker legt die Biber trocken: Der exzellente Butler Parker 4 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenScepter und Hammer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker und die nackte Blondine: Butler Parker 180 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker spritzt die Wunderdroge: Der exzellente Butler Parker 39 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParker blendet die Brandstifter: Der exzellente Butler Parker 40 – Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Thriller für Sie
Berlin blutrot: 14 Autoren. 30 Tote. Eine Stadt. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie perfekte Frau (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Eins) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Learning German Through Storytelling: Des Spielers Tod Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Beobachtet (Das Making of Riley Paige - Buch 1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Idiot: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod und Teufel Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Wenn Sie Wüsste (Ein Kate Wise Mystery – Buch 1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Verschwunden (ein Riley Paige Krimi—Band 1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Madame Maigrets Liebhaber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Sandmann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLautlos Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Pretty Girls: Psychothriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus an der Küste: Roman. Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Maigret im Haus des Richters Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIsrael - Dschihad in Tel Aviv Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Perfekte Nachbarin (Ein spannender Psychothriller mit Jessie Hunt – Band Neun) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenArsène Lupin, der Gentleman-Gauner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Dorf in den roten Wäldern: Der erste Fall für GAMACHE Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZechensterben: Historischer Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas fünfte Flugzeug: Der 9/11 Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKopftuchmafia: Ein Stinatz-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenArmageddon: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ermittlungen des Commissario Collura Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Puzzlemörder von Zons Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5James Bond 06 - Dr. No Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Lupinenkind: Franken Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod am Bauhaus: Norma Tanns achter Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Verwandte Kategorien
Rezensionen für Das Mörder Trio
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Das Mörder Trio - Günter Dönges
Butler Parker
– 126 –
Das Mörder Trio
Günter Dönges
Ein Auto, das wahrscheinlich schon von Cäsar als hoffnungslos veraltet abgelehnt worden wäre, tauchte im Reigen des »Veteranen-Corsos« auf. Ratternd und asthmatisch schnaufend rollte der offene Wagen an den völlig verdutzten Zuschauern vorüber, eingehüllt in blaue Wolken, die nicht nur aus dem Auspuff stammten.
Der Motor klopfte schon nicht mehr. Unter der eckigen Haube schien sich ein Hammerwerk in voller Aktion zu befinden, das kurz vor einer Explosion stand. Die Karosse war längst in Schwingungen geraten und ließ die langen Kutschwagenfedern auf und ab hüpfen. Die Insassen dieser Art Riesenwiege zeigten dennoch Haltung, Vornehmheit und Würde.
Am Steuer saß eine majestätisch aussehende Dame, die gut und gern ihre sechzig Jahre hinter sich hatte. Sie hatte sich ihren breitrandigen Hut mit einem Tuch unter dem energischen Kinn festgebunden, um dem Fahrtwind zu trotzen. Hin und wieder nahm die kühne Fahrerin ihre Lorgnette hoch und beobachtete durch die Gläser den weiteren Verlauf der Fahrbahn.
Sobald die Dame am Lenkrad sich über den Kurs klar war, nahm sie abrupte Korrekturen des Schnauferls vor, was bei den zahlreichen Zuschauern prompt einiges Entsetzen auslöste. Der Veteran auf Rädern schwenkte dann auf die Mauern zu, die die Straße säumten, und brachte sie ins Wanken.
Doch die Fahrerin beherrschte ihr Auto und zwang das Schnauferl durch geschickte Bremsmanöver zurück auf die Straßenmitte, steuerte gegen und nickte nach solch geglückten Unternehmungen ihrem Beifahrer triumphierend zu.
Der Begleiter der Dame paßte in diesen Wagen, doch er übertrieb seine Anpassungsfähigkeit ein wenig. Mit dem Bambusgriff eines altväterlich gebundenen Regenschirms hielt er seine schwarze Melone auf dem Kopf fest, eine Maßnahme, die eigentlich durch nichts gerechtfertigt wurde, denn der Oldtimer fuhr mehr als langsam.
Der Beifahrer trug einen schwarzen Zweireiher, einen Eckkragen und eine schwarze Krawatte, die alles andere als modisch geschlungen war. Er zeigte ein ausdrucksloses Pokergesicht und saß stocksteif auf seinem Sitz, als habe er einen Ladestock verschluckt.
Die energische Fahrerin, die an die Walküre aus einer Wagneroper erinnerte, schaltete so. etwas wie einen Schnellgang ein. Das ging nicht ohne ein ausgiebiges und verdächtiges Krachen und Schleifen vor sich. Danach blieb das Schnauferl einen Moment stehen, sammelte sich offenbar und machte dann einen gewaltigen Satz nach vorn. Mit einem deutlichen Plus von etwa anderthalb Kilometer pro Stunde jagte das betagte Fahrzeug weiter.
Die Zuschauer an den Straßenrändern belohnten diese Tat mit begeistertem Beifall und hielten anschließend den Atem an, um von den Auspuffwolken nicht erstickt zu werden. Der Oldtimer entschwand ihren Blicken und bog auf die Landstraße ein.
Das eigentliche Rennen hatte begonnen!
Lady Agatha Simpson hatte sich auf dieses Rennen sorgfältig vorbereitet.
Es wurde vom Royal Automobile Club von Großbritannien ausgerichtet und stellte eine Neuauflage jenes denkwürdigen Rennens dar, das in grauer Vorzeit schon mal veranstaltet worden war. Damals war das Auto erst salonfähig geworden und schickte
sich an, die Straßen der Welt zu erobern.
Teilnehmen an der jetzigen Rallye durften nur Wagen aus jener Zeit, Automobilmarken, die nur noch Legende waren. Sie mußten sich selbstverständlich im Urzustand befinden und durften auf keinen Fall durch technische Tricks modernisiert worden sein.
Diese Oldtimer-Rennen hatten es in sich, was die Streckenführung anbetraf. Sie verlangte den Veteranen auf Rädern und ihren Fahrern alles ab. Sie führte von dem kleinen Städtchen Kew bei London über Richmond Kingston, Staines, Windsor und Maidenhead bis nach Oxford. Die Strecke entsprach einer Länge von fast 110 Kilometern, für die Veteranen eine fast schon unglaublich lange Distanz. Sie führte in weitem Bogen entlang der Themse und bot landschaftlich einmalig schöne Ausblicke.
Lady Agatha war von der ersten Sekunde an vom Ehrgeiz erfaßt worden. Sie wollte dieses Rennen unbedingt gewinnen und setzte all ihre Hoffnungen auf den Oldtimer, der sich seit Jahren schon in ihrem Besitz befand. Es handelte sich um einen Grand-Victor, eine Marke, die nur noch in speziellen technischen Handbüchern geführt wurde.
Die Räder und Speichen dieses Vehikels waren noch aus Holz gefertigt, die Reifen bestanden aus Hartgummi. Der Komfort war nicht gerade üppig, denn eine harte Holzbank schien dagegen weich und nachgiebig zu sein. Das alles ignorierte die ältere Dame jedoch. Sie hatte sich inzwischen eine uralte, aber passende Fahrerbrille aufgesetzt und beobachtete die Fahrbahn. Sie brauste mit dem Wagen in eine sanfte Kurve, die sich weit hinzog. Das Durchschnittstempo des Grand-Victor betrug nämlich nicht mehr als vielleicht zwölf bis fünfzehn Kilometer pro Stunde.
»Wo bleiben die Angaben, Mr. Parker? herrschte sie ihren Beifahrer an.
»Mylady haben besondere Wünsche?« erkundigte sich Josuah Parker, seit Jahr und Tag bereits als Butler in Diensten der Lady tätig.
»Wie nehme ich die Kurve, Mr. Parker! Wozu haben Sie sich schließlich das ›Gebetbuch‹ angelegt?«
Mylady sprach damit einen Brauch echter Rallyefahrer an, deren Beifahrer tatsächlich über ein »Gebetbuch« oder über eine »Bibel« verfügten. In diesen Büchern sind die zu fahrenden Strecken fast metergenau aufgezeichnet und enthalten detaillierte Angaben, die sich auf das jeweilige Tempo oder Schalten beziehen. Die Beifahrer »beten« diesen Text herunter und informieren so den Fahrer über das, was er zu tun und wie er zu fahren hat.
Solch ein Gebetbuch hatte auch Josuah Parker anlegen müssen, obwohl er es wegen der zu erreichenden Geschwindigkeit für völlig sinn- und nutzlos hielt. Lady Agatha bestand auf Informationen, die der Butler jetzt lieferte.
»Dreißig Grad Rechtskurve«, ›betete‹ Parker also herunter, wobei er sich äußerst albern vorkam. »Volle Geschwindigkeit, Mylady, aber bitte, den Motor möglichst nicht überdrehen.«
Parker dachte natürlich an die Schwachbrüstigkeit und Empfindlichkeit des ehrwürdig alten Motors, doch Lady Agatha stieß eine Art Jauchzer aus und gab Vollgas.
Der Oldtimer tuckerte auf die Rechtskurve zu, hoppelte dabei wie ein liebestoller Hase und entwickelte bedenkliche Tonfrequenzen.
»Festhalten, Mr. Parker«, rief Agatha Simpson und zog den Oldtimer endlich konsequent in die harmlose Rechtskurve, deren Einfahrt allerdings durch hochstehende Sträucher verdeckt wurde.
Parker tat Lady Agatha den Gefallen und hielt sich mit seinen schwarz behandschuhten Händen vorn an der versilberten Griffstange fest. Dazu legte er sich noch stilgerecht und ein wenig übertrieben in die Kurve.
Sekunden später ließ der Butler sich allerdings weniger stilgerecht vorn auf der eckigen Kühlerhaube nieder und suchte verzweifelt nach einem passenden Halt. Da er ihn nicht fand, rutschte er von der Kühlerhaube ab und landete auf dem links im Kotflügel stehenden Ersatzrad.
Lady Agatha schaute mißbilligend nach ihrem Butler und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.
»Was soll denn das?« fragte sie grollend, während sie sich die schwere, altertümliche Fahrerbrille auf die Stirn schob. »Sie übertreiben wieder mal.«
Butler Parker verzichtete auf eine Antwort.
Er sah auf die Gestalt, die regungslos neben einem Oldtimer auf der Straße lag, Parker hatte den dringenden Verdacht, daß dieser Fahrer bereits tot war.
*
»Ich begreife das nicht«, sagte der »Tote«, der einen leicht verwirrten Eindruck machte. »Ich bekam plötzlich einen Schlag auf den Hinterkopf. Mehr weiß ich eigentlich nicht.«
»Das ist aber nicht viel«, stellte Lady Simpson grimmig fest. »Geschah das während der Fahrt?«
»Bei Vollgas sogar«, antwortete der Fahrer. »Es muß sich um mindestens zwanzig Kilometer pro Stunde gehandelt haben.«
»Jetzt übertreiben Sie aber«, reagierte Lady Agatha sichtlich ironisch. »Ihr Vanguard schafft doch höchstens noch zehn Kilometer.«
»Ich widerspreche entschieden«, entrüstete sich der vermeintliche Tote, der wieder einen sehr lebendigen Eindruck machte. »Das gilt vielleicht für Ihren Victor, Mylady, aber nicht für meinen Vanguard. Es waren mindestens zwanzig Kilometer!«
»Sie gehen das Rennen ohne Copiloten an?« wunderte sich Lady Simpson und lenkte eindeutig ab, um einer weiteren Debatte über Höchstgeschwindigkeiten aus dem Weg zu gehen.
»Natürlich fahre ich allein, Mylady«, erklärte der Fahrer, der Stanley Hudson hieß und sein nicht gerade billiges Hobby auf dem Umweg über seine Süßwarenfabrik finanzierte, die ihm gehörte. »Ich brauche unterwegs keine Ablösung oder einen Butler.«
Während er das mit einiger Herablassung sagte, maß er Josuah Parker mit abschätzendem Blick.
»Darf ich mir die Freiheit nehmen, Sir, eine Frage zu stellen?« schaltete Parker sich ein.
»Wenn es sich nicht vermeiden läßt? Ich will schließlich weiter.«
»Den Anschluß schaffen Sie mit dieser müden Kutsche nie«, stichelte Agatha