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Mass Effect Andromeda, Band 2: Feuertaufe
Mass Effect Andromeda, Band 2: Feuertaufe
Mass Effect Andromeda, Band 2: Feuertaufe
eBook323 Seiten4 Stunden

Mass Effect Andromeda, Band 2: Feuertaufe

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Über dieses E-Book

Mass Effect: Andromeda bildet im Game-Universum der Mass Effect-Saga den Startpunkt einer neuen Spieleserie innerhalb des Franchises. Panini veröffentlicht die offizielle Roman-Trilogie rund um die Neuausrichtung des populären Sci-Fi-Action-Shooter-Spiels. Band 2 der offiziellen Roman-Reihe zum Videogame-Bestseller!
SpracheDeutsch
HerausgeberPanini
Erscheinungsdatum4. Dez. 2017
ISBN9783736799967
Mass Effect Andromeda, Band 2: Feuertaufe

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    Buchvorschau

    Mass Effect Andromeda, Band 2 - N. K. Jemisin

    MASS EFFECT – DIE ROMANREIHE

    MASS EFFECT Band 1: Die Offenbarung

    Die offizielle Vorgeschichte zum Videogame

    Drew Karpyshyn, ISBN 978-3-8332-1648-0

    MASS EFFECT Band 2: Der Aufstieg

    Die Fortsetzung der Ereignisse in Mass Effect

    Drew Karpyshyn, ISBN 978-3-8332-1745-6

    MASS EFFECT Band 3: Vergeltung

    Der Roman zu Mass Effect 2

    Drew Karpyshyn, ISBN 978-3-8332-2128-6

    MASS EFFECT Band 4: Blendwerk

    Die Fortsetzung der Ereignisse in Mass Effect 2

    William C. Dietz, ISBN 978-3-8332-2443-0

    MASS EFFECT – DIE GRAPHIC NOVELS

    MASS EFFECT Comicband 1: Erlösung

    ISBN 978-3-86201-011-0

    MASS EFFECT Comicband 2: Evolution

    ISBN 978-3-86201-076-9

    MASS EFFECT Comicband 3: Invasion

    ISBN 978-3-86201-314-2

    MASS EFFECT Comicband 4: Heimatwelt

    ISBN 978-3-86201-557-3

    MASS EFFECT Comicband 5: Foundation I –

    Im Auftrag von Cerberus

    ISBN 978-3-86201-814-7

    MASS EFFECT Comicband 6: Foundation II – Projekt Lazarus

    ISBN 978-3-86201-815-4

    MASS EFFECT Comicband 7: Foundation III – Shepards Klon

    ISBN 978-3-95798-187-5

    Weitere Info und Titel unter:

    www.paninicomics.de

    Roman

    Von N. K. Jemisin & Mac Walters

    Ins Deutsche übertragen von

    Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Mass Effect Andromeda: Initiation" by N. K. Jemisin and Mac Walters, published by Titan Books, UK, November 2017

    © 2017 Electronic Arts Inc. Mass Effect, Mass Effect: Andromeda, BioWare, the BioWare logo, EA and the EA logo are trademarks of Electronic Arts Inc. All Rights Reserved.

    Deutsche Ausgabe 2017 by Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87,

    70178 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

    Geschäftsführer: Hermann Paul

    Head of Editorial: Jo Löffler

    Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: marketing@panini.de)

    Presse & PR: Steffen Volkmer

    Übersetzung: Andreas Kasprzak

    Lektorat: Grinning Cat Productions

    Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

    Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

    YDMEAN002E

    ISBN 978-3-7416-9996-7

    Gedruckte Ausgabe:

    1. Auflage, Dezember 2017, ISBN 978-3-8332-3521-4

    Findet uns im Netz:

    www.paninicomics.de

    PaniniComicsDE

    ERSTAUSSTRAHLUNG: 1. JANUAR 2184

    Werbevideo der Andromeda-Initiative – Titeleinblendung: „SEI DABEI"

    Anmerkungen der Werbeagentur Zentral-Nairobi

    Effekte: Standbilder der Arche Hyperion, überlagert mit Aufnahmen der Andromeda-Galaxie. (Nnamdi, haben wir offiziell Erlaubnis, Nahaufnahmen zu benutzen? Du weißt ja, wie diese Kerle sind.)

    Musik: Etwas Inspirierendes. Stil per Extranet-IP je nach Vorliebe an die individuellen Märkte anpassen.

    Produktionsteam 1: Können wir Vaenias Musik benutzen?

    Produktionsteam 2: Nein, seid ihr verrückt? Wir wollen „Inspiration, nicht „He, lasst uns ein Alien bumsen!

    Produktionsteam 1: Inspiration ist, was man daraus macht!

    Voice-Over: Wir sind Reisende. Wir schreiten voran – und blicken zurück. Ob allein oder vereint, wir machen den nächsten Schritt. Weil unsere Neugier unstillbar ist. Weil unsere einzige Furcht ist, was geschehen könnte, falls wir es nicht versuchen. Wir sind Entdecker. Und du kannst einer von uns sein. Wir blicken ein letztes Mal zurück und verabschieden uns – und wir wissen, wohin immer wir gehen, du gehörst zu uns. (Das ist gut. Ich will eine Frauenstimme, tiefe, angenehme Stimme, ein wenig kämpferisch).

    Schwarzbild mit dem Logo der Initiative: Erfahren Sie mehr! Melden Sie sich!

    1. KAPITEL

    „Es gibt immer einen Moment, wenn das Vertraute zum Fremdartigen wird, zitierte Cora leise, während sie sich im überfüllten Andockbereich von Tamayo Point umsah. „Man muss sich nur seine Hände ansehen. Ist es nicht komisch, wie die Hauttextur variiert, wie die Fingernägel wachsen, wie Narben verblassen. Und warum haben wir fünf Finger und nicht drei?

    Die Worte von Sarissa Theris wirkten in dieser Situation relevanter denn je, denn auch dieser Moment hätte sich eigentlich vertraut anfühlen sollen; Cora hatte mit ihrer alten Allianz-Einheit schon Hunderte Male Raumstationen besucht und davor Dutzende Male mehr auf Frachtflügen mit dem Schiff ihrer Familie. Sie war sogar schon hier gewesen, auf Tamayo Point – dem Tor zum Rest der Galaxis für all jene, die nicht genug Geld hatten, um sich etwas Besseres zu leisten –, auch, wenn sie sich nur vage daran erinnerte. Sie hatte im Lauf der Jahre einfach zu viele Häfen angesteuert, sich zu oft durch murmelnde, rempelnde Massen geschoben … und dennoch wirkte alles an dieser Menge hier seltsam. Vertraut, und doch fremdartig.

    Cora fand einen erhöhten Aussichtspunkt auf einer Plattform des schattenverhangenen Verladebereiches, nicht weit von der Andockröhre ihres Shuttles entfernt, wo sie den anderen Passagieren nicht im Weg stand und einen guten Blick auf das geschäftige Treiben hatte. Es war vier Jahre her, seit sie das letzte Mal eine Menschenmenge gesehen hatte, und sie beobachtete sie mit wachsender Faszination. Das Verhalten von Menschen in großen Gruppen hatte etwas zutiefst Seltsames an sich. Zugegeben, es waren nicht nur Menschen; ihre durch die Jagd geschärften Augen entdeckten im wogenden Strom die langsameren, tänzerisch gleitenden Bewegungen zweier Hanar, und dort drüben stand ein Salarianer, der gerade etwas auf seinem Universalwerkzeug überprüfte. Die meisten Wesen, über die ihr Blick hinwegglitt, waren aber Menschen. Sie eilten hierhin und dorthin, um das nächste Shuttle zu erwischen; sie diskutierten mit den Beamten bei der Gepäckkontrolle; in einer kleinen Gruppe von Demonstranten skandierten sie Slogans und schwenkten Schilder; sie riefen ihren Partnern oder Geschwistern oder Großeltern zu, dass dieses Café am Eingang echte Schrimps hatte, nicht nur diesen Dreck aus den Proteinbottichen.

    Asari würden sich alle in exakt demselben Tempo bewegen und dabei eine angemessene Distanz zueinander halten, das wusste Cora. Irgendwo hatte sie mal gelesen, dass es zur asarischen Form von Höflichkeit gehörte, einander etwas mehr Freiraum zu gewähren, groß genug, dass man nicht zufällig mit dem Bewusstsein eines anderen verschmolz. Turianische Mengen stapften hingegen im Gleichschritt dahin, eine Angewohnheit, die mit ihrer Vergangenheit erzwungenen Militärdienstes zu tun hatte. Aus exakt demselben Grund vermieden die Kroganer es, in Formation zu gehen, denn sobald sie in diese alte Gewohnheit zurückfielen, suchten sie instinktiv nach einem Kampfmeister, der sie in die Schlacht führen würde. Folglich dauerte es ewig, in einer Menge von Kroganern voranzukommen, weil sie immer wieder plötzlich und scheinbar grundlos stehen blieben – aber das war vermutlich besser als die Alternative: tagelange, stationsweite Massenschlägereien zwischen spontan entstandenen Armeen.

    Sie hatten also zumindest einen Grund für ihr Verhalten. Im Gegensatz zu den Menschen.

    Das merkte auch Cora, während sie Hunderte verschiedener Eigenheiten aufschnappte. Menschen verharrten mitten in der Bewegung, wenn sie eine Nachricht auf ihrem Universalwerkzeug erhielten; sie gingen auf und ab, wippten auf den Fußballen, lehnten sich gegen Wände; Menschen wurden wütend, wenn eine langsamere Person vor ihnen ging, und sie versuchten, sie zu überholen, obwohl sie im dichten Gedränge deswegen nicht schneller vorankommen würden. Diese Details stachen Cora ins Auge, denn sie war daran gewohnt, nach potenziellen Anzeichen von Gefahr Ausschau zu halten, und in jeder anderen Menge hätten diese kleinen Sonderheiten verdächtig gewirkt. Nur eben nicht hier.

    „Lieutenant Harper? Cora Harper?"

    Die Stimme erklang so nahe und unvermittelt, dass Cora zusammenzuckte, aber sie unterdrückte den Reflex, einen biotischen Schild um sich herum zu erzeugen. Stattdessen drehte sie sich um und erblickte eine hochgewachsene, schlanke Frau mit brauner Haut und einem höflichen, offenen Lächeln. Nein … Cora zog die Brauen zusammen und straffte die Schultern. Ihre alte Kommandantin auf Thessia, Nisira T’Kosh hatte sie nicht umsonst gelehrt, eine Situation blitzschnell zu erfassen und einzuschätzen. Sie fing zwar von allen Seiten falsche Warnsignale auf, aber in diesem Fall waren ihre Instinkte sich hundertprozentig sicher: Das Lächeln der Frau hatte etwas Beunruhigendes an sich.

    „Ja?", sagte Cora. Sie versuchte, nicht misstrauisch zu klingen, aber es gelang ihr nicht.

    „Wusste ich doch, dass Sie es sind! Die Frau strahlte und streckte ihr die Hand hin. Automatisch griff Cora danach und schüttelte sie – ihr Körper erinnerte sich an die lokalen Gepflogenheiten, auch wenn ihr Gehirn noch immer nicht ganz angekommen war. „Ich warte schon den ganzen Nachmittag auf Sie. Ihr Shuttle hatte Verspätung.

    „Der Verkehr am Parnitha-Relais hat sich gestaut", erklärte Cora, aber in Gedanken fragte sie sich: Wer sind Sie, Lady? Die Höflichkeit kam ebenfalls wie von selbst, aber das war nicht weiter verwunderlich; schließlich war sie vier Jahre lang mehr oder weniger eine Botschafterin der Menschheit gewesen. „Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Kann ich irgendetwas für Sie tun, Miss …?"

    „Khalisah bint Sinan al-Jilani. Ihr Lächeln wurde breiter, sodass man ihre Zähne sehen konnte, und eine … was? Eine Kameradrohne schwebte hinter ihrem Rücken hoch, um einen winzig kleinen, aber trotzdem blendend grellen Scheinwerfer auf Coras Gesicht zu richten. Sie kniff die Augen zusammen, während al-Jilani weitersprach. „Westerlund News. Wären Sie vielleicht bereit, ein paar Fragen zu beantworten, Lieutenant Harper? Es dauert auch nicht lange.

    „Ich, äh … Man hatte Cora vor ihrem Aufbruch nach Thessia beigebracht, wie sie mit den Medien umgehen musste, aber das war viele Jahre her, und sie hatte diese Fähigkeiten seitdem kein einziges Mal benötigt; die Asari sahen nichts Nachrichtenwürdiges darin, wenn Mitglieder anderer Spezies ihre Welt besuchten, um von ihnen zu lernen. „Ich schätze, das ist in Ordnung.

    „Großartig. Ich sehe, dass wir Sie ein wenig überfallen haben. Das tut mir leid. Fangen wir doch mit einer leichten Frage an. Al-Jilani blickte die Drohne an und nickte zufrieden, als ein blinkendes, rotes Lämpchen an der Vorderseite der Maschine anzeigte, dass sie mit der Aufnahme begonnen hatte. „Sie kehren gerade nach vier Jahren ins Sol-Sonnensystem zurück, Lieutenant Harper. Wie würden Sie Ihre Arbeit für das ‚Valkyrie-Programm‘ der Allianz auf Thessia beschreiben? Sie linste auf ihren kleinen Datenblock. „Die offizielle Beschreibung lautet: ‚Das Programm dient der Stärkung der diplomatischen Beziehungen zwischen Menschen und Asari, der Vertiefung der biotischen Ausbildung für Menschen …‘"

    „Das kommt hin, sagte Cora, nur, um sofort innerlich das Gesicht zu verziehen. Sie hatte die Reporterin nicht unterbrechen wollen. Die Sache war nur: Sie hatte die Beschreibung des Valkyrie-Programmes schon öfter gehört, als sie zählen konnte, und sie wollte dieses Interview schnellstmöglich hinter sich bringen. Da war es nicht einfach, geduldig zu sein. „Im Großen und Ganzen. Ich wurde einer Kommandoeinheit auf Thessia zugewiesen, aber wir haben Missionen im gesamten Asari-Territorium übernommen.

    „Taleins Töchter, richtig? Unter dem Kommando von Nisira T’Kosh – eine Veteranin mit siebzig Kampfeinsätzen, Überlebende des Ailanthus-Feldzugs und der Belagerung von Arta. Wie war es, mit einer so berühmten Kommandantin zusammenzuarbeiten?"

    Cora entspannte sich ein wenig. Es war aufregend … und einschüchternd, dachte sie. Nisira hatte nie zuvor mit Menschen zusammen gekämpft; alles, was sie über diese Spezies wusste, stammte aus einer Handvoll Dateien und einem Vierteljahrhundert an Extranet-Artikeln. Ihre Einstellung während Coras Ausbildung ließ sich am besten zusammenfassen als: „Du siehst aus wie eine Asari, also werde ich dich auch behandeln wie eine Asari" … und Cora hatte keine andere Wahl gehabt, als sich anzupassen.

    Was bedeutete: Stunden körperlichen Trainings, gefolgt vom Studium alter Texte über Biotik und Philosophie. Sie hatte sogar gelernt, mit thessianischen Zutaten zu kochen, damit sie zwischen den beiden Tagesmahlzeiten der Asari nicht verhungerte. Es war die anspruchsvollste, gefährlichste Ausbildung gewesen, von der sie je gehört hatte … und sie hatte jede Minute genossen. Aber wie sollte man das alles in einem kurzen, prägnanten Zitat für ein Nachrichteninterview zusammenfassen?

    „Es war großartig", murmelte sie. Und dann ohrfeigte sie sich innerlich.

    Al-Jilani schien ihre mangelnde Eloquenz nicht weiter aufzufallen. „M-hm, m-hm. Und was erwidern Sie auf die Gerüchte, wonach Sie nicht einmal an die Minimalansprüche für eine asarische Kommandosoldatin herangekommen sind? Dass man neue, gelockerte Regeln für Sie eingeführt hat, die eher dem Trainingsprogramm von Asari-Kindern entsprechen?"

    Was? Cora starrte sie an. „Das ist … Nichts davon ist wahr." Zugegeben, sie hatte ein paar Versuche benötigt, um einige der Mindestanforderungen zu erfüllen, aber früher oder später hatte sie alle Prüfungen bestanden.

    „Wirklich nicht? Was ist mit den Gerüchten, dass Sie sich ein wenig zu sehr an die ‚Landessitten‘ angepasst haben? Dass Sie nur thessianisches Essen zu sich nahmen und biotische Verstärker benutzten, die der Armali-Rat eigens für Sie herstellen ließ?"

    Auf dem Gesicht der Reporterin lag noch immer dasselbe, offene Lächeln wie zuvor, aber es wurde immer deutlicher, dass ihr freundliches Auftreten nur Fassade war. Cora hatte das Gefühl, als würden ihre Zähne jucken – ein sicheres Anzeichen, dass sie im Begriff war, die Beherrschung zu verlieren. Aus welchem Grund auch immer, ihr biotisches Bio-Feedback begann immer in ihren Zahnwurzeln.

    „Ich habe dasselbe Essen gegessen und dieselbe Kleidung getragen wie meine Kameraden, schnappte sie. „Ich habe wie sie gegessen und mich gekleidet wie sie – weil man das in einer militärischen Einheit nun einmal so macht. Essen ist Essen, Kleidung ist Kleidung; wenn mir eine Asari-Uniform passt, warum Geld verschwenden, um Sachen aus dem menschlichen Raum einfliegen zu lassen. Sie können es nennen, wie Sie möchten, aber sich anzupassen und die Methoden der Asari besser kennenzulernen, war Sinn und Zweck des gesamten Programmes.

    „Anpassung an eine außerirdische Zivilisation, sagte al-Jilani, begleitet von einem Nicken, das wohl nachdenklich wirken sollte. „Aber nach Abschluss des Valkyrie-Programms haben sie das Militär der Allianz verlassen. Die Zeit und das Geld, die in Ihre Ausbildung investiert wurden, bringen der Menschheit also keinen Nutzen. Ich hörte, Sie haben sich Größerem zugewandt – der Andromeda-Initiative, nicht wahr?

    Cora knirschte mit den Zähnen. Sie war aus dem Allianz-Militär ausgetreten, weil ihre Dienstzeit um war, mehr nicht. Tatsächlich wäre sie schon vor zwei Jahren um gewesen, aber sie hatte sich noch einmal neu verpflichtet, weil Nisira sie gebeten hatte, länger bei Taleins Töchtern zu bleiben – und sie hatte es gern getan. Nach ihrer zweiten Dienstzeit hatte Nisira jedoch keine weitere Verlängerung erbeten, sondern ihr vielmehr geraten, etwas Neues zu versuchen. Und wie die meisten Marines befolgte Cora in der Regel die Ratschläge ihrer Vorgesetzten. Aber inzwischen war offensichtlich, dass al-Jilani die Story in ein ganz bestimmtes Licht rücken wollte. Falls Cora sich also nicht noch einmal überrumpeln lassen wollte, musste sie schnell herausfinden, was die Reporterin vorhatte.

    Was will sie? Eine Schmierenkampagne gegen die Asari? Oder die Verantwortlichen des Valkyrie-Programms in den Dreck ziehen?

    „Ja, sagte sie, und es gelang ihr gerade so, ihre Stimme ruhig zu halten. „Tatsächlich wurde ich von Matrone T’Kosh für die Initiative vorgeschlagen.

    „Oh, natürlich!" Al-Jilanis Gesicht strahlte, und statt um ein ungutes Gefühl breitete sich in Cora aus, als sie sich zu spät an ihr Medientraining erinnerte. Niemals Informationen preisgeben, wenn nicht konkret danach gefragt wird. Die Reporterin fuhr fort: „Es ist logisch, dass eine Außerirdische eine Soldatin wie Sie für die Andromeda-Initiative vorschlagen würde." Und während Cora noch ungläubig dastand – eine Soldatin wie mich? –, kam auch schon die nächste Frage. „Wussten Sie von den Anschuldigungen, dass der Hauptfinanzier der Initiative, die Unternehmerin Jien Garson, Investorengelder missbraucht und illegale Forschung gefördert hat?"

    „Großer …" Cora riss sich zusammen. Worum ging es hier wirklich? Garson? Die Initiative? Und warum stürzte al-Jilani sich ausgerechnet auf Cora? „Nein, Miss al-Jilani, davon wusste ich nicht, und wenn es sich nur um Anschuldigungen handelt, dann wissen Sie vermutlich auch nichts darüber."

    „Es gibt keinen Grund, gleich so defensiv zu werden, Lieutenant. Ich stelle lediglich ein paar Fragen."

    Und ich bin eine Marskuh, dachte Cora. „Ist das dann alles, Miss al-Jilani? Ich muss ein Schiff erwischen."

    „Nur eine Frage noch. Die Reporterin blickte erneut auf ihren Datenblock, aber das war sicher nur Show; sie wusste ganz genau, was sie fragen wollte. „Die Andromeda-Initiative präsentiert sich als Rückbesinnung auf alte Werte, und sie bezieht sich gern auf eine Zeit, als die Menschen glaubten, sie wären allein im Universum, und sich tapfer und allein der Erforschung des Unbekannten wegen ins Unbekannte hinauswagten. Sie blickte über die Schulter zu der Drohne hinüber. „Mach hier einen Schnitt und füge Bildmaterial von den Apollo-Missionen des zwanzigsten Jahrhunderts ein, dazu ein paar Schiffsflüge vor dem ersten Kontakt, dann die Pressebilder der Hyperion-Arche. Und was die musikalische Untermalung angeht … Ich weiß auch nicht. Irgendetwas Altmodisches, Obskures. Kanadischer Elektrorock oder etwas in der Art."

    Das Lämpchen vorne an der Drohne blinkte zweimal bestätigend, und al-Jilani wandte sich wieder Cora zu. „Aber nun sieht es so aus, als würde dieses Projekt mehr nichtmenschliche als menschliche Kolonien in der Andromeda-Galaxie vorsehen. Wir sprechen hier von Asari, Salarianern und unseren ehemaligen Feinden, den Turianern. Und wenn man bedenkt, dass sie im Personal des Projekts zahlreiche Personen wie Sie finden, deren Loyalität den menschlichen Interessen gegenüber angezweifelt wird …"

    Das war’s. Der Zorn stieg Cora in den Kopf, brodelte hinter ihren Augen, umfing sie, tauchte die Welt ringsum in einen blau schimmernden Dunst aus dunkler Energie. Al-Jilanis Augen weiteten sich alarmiert – vermutlich die erste echte Emotion, seit sie aufgetaucht war – und das aus gutem Grund, denn die Macht, die nun über Coras Haut knisterte, reichte aus, um jeden Knochen in ihrem Körper zu zermalmen.

    Doch biotische Kräfte aufblitzen zu lassen, war eine asarische Reaktion, eine Drohgebärde, vergleichbar mit den Kopfstößen der Kroganer oder dem Mandibelgeklacke der Turianer oder dem Faustballen von Menschen und Batarianern. Cora hatte sie sich während ihrer vier Jahre unter den Asari abgeschaut. Das Problem damit war nur: Menschen konnten die Drohgebärden anderer Spezies mühelos erkennen – manche Gesten waren einfach universell –, aber die wenigsten menschlichen Biotiker besaßen genug Kraft, um ihre Energie überhaupt aufblitzen zu lassen, und erst nicht so selbstverständlich, wie die Asari es taten. Und jene, die es doch konnten, waren meist nicht in der Lage, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren.

    Im selben Moment, als Cora klar wurde, dass sie die falsche Körpersprache benutzte, stieß al-Jilani hastig hervor: „Ich glaube, ich habe genug Material. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Lieutenant!" Und schon eilte sie davon …

    Cora wusste, dass sie die Sache nur noch schlimmer gemacht hatte. Die Reporterin konnte ihren Zorn mühelos als Beweis dafür anführen, dass der Einfluss der Asari auf sie abgefärbt hatte. Und natürlich auch als Beweis dafür, dass die Initiative korrupt sein musste, wenn sie jemanden von so „zweifelhafter Loyalität" anheuerte. Das war offensichtlich von Anfang an ihr Ziel gewesen.

    Einfach perfekt … denn Cora sollte sich heute zu ihrem ersten Arbeitstag melden – bei derselben Andromeda-Initiative, die sie gerade im gesamten Extranet in Verruf gebracht hatte.

    Sie saß in dem kleinen Café und aß ein Po’boy mit echten Schrimps, in Gedanken mit einem Leben nach dem Militär beschäftigt, das aus Arbeitslosigkeit und Armut bestand, als die Demonstranten hereinkamen.

    Cora hatte sie schon zuvor gesehen, eine rufende und Fäuste schüttelnde Menschentraube inmitten des Passagierstroms, bewaffnet mit Schildern. Aber sie hatte ihnen keine weitere Bedeutung zugemessen. Sie war vier Jahre lang wortwörtlich auf einem anderen Planeten gewesen; wogegen immer diese Leute protestierten, es interessierte sie nicht. Es störte sie auch nicht, die Protestler hier im Café zu sehen, zumal sie gerade nicht herumgrölten oder ihre Schilder herumschwenkten. Wütende Leute mussten schließlich auch essen. Also widmete sie sich wieder ihren düsteren Gedanken.

    Später, als sie Gelegenheit hatte, ihre Fehler an diesem Tag noch einmal Revue passieren zu lassen, würde sie sich vage daran erinnern, dass die Demonstranten plötzlich ganz leise wurden und einander zuflüsterten. Sie kam gerade zu dem Schluss, dass die „Schrimps" tatsächlich eine Abart horizonianischer Insekten sein mussten, die zwar gut schmeckten, aber eine leicht abführende Wirkung hatten – sie hatte während ihrer Kindheit in der Traverse genug Proteine von zweifelhafter Herkunft gegessen, und die widerlichsten waren ihr bis heute im Gedächtnis geblieben –, als ein Schatten über ihren Tisch fiel.

    „Du warst gerade in der Vorschau für Westerland News, sagte ein Mann. „Der Report, den sie später die Woche senden wollen. So eine Art Enthüllungsgeschichte über die Andromeda-Initiative.

    Sie machten bereits Werbung dafür? Natürlich. Cora unterdrückte ein Stöhnen und blickte auf. Der Mann war Anfang zwanzig, groß aber dürr, seine Haut leicht orange angehaucht – das Resultat von Ergänzungsmitteln, die viele hier zu sich nahmen, damit sie nicht ungesund blass wirkten. Er trug einen billigen Schutzanzug; nicht, dass er ihm irgendetwas bringen würde, falls das Masseneffektfeld von Tamayo Point eines Tages ausfiel.

    Wichtiger war im Moment aber, dass er viel zu dicht vor ihrem Tisch stand, vermutlich, um sie einzuschüchtern. Cora nahm einen weiteren Bissen von ihrem Sandwich, beschloss, dass der Kerl keine guten Manieren verdient hatte, und sagte mit vollem Mund: „Kann sein, dass ich das war. Ich hab’s nicht gesehen. Und weiter?"

    „Du arbeitest für die Andromeda-Initiative. Du arbeitest mit Nichtmenschen."

    So, wie die Dinge standen, war sie sich nicht mehr sicher, ob die Andromeda-Initiative sie noch wollte, aber das ging niemanden etwas an.

    „Wie ich schon sagte: Und weiter?"

    Ihre Nonchalance schien dem Kerl nicht zu gefallen. Er beugte sich ruckartig vor und donnerte die Faust auf den Tisch, so, dass die obere Brotscheibe von ihrem Sandwich rutschte. „Du verrätst die Erde!"

    Mit übertriebener Vorsicht schob Cora die Brotscheibe an ihren Platz zurück, dann zog sie den Teller zu sich heran, für den Fall, dass der Demonstrant eine feuchte Aussprache hatte. „Meinst du vielleicht: Du verrätst die Menschheit?"

    „Häh?"

    „Nun, ich stamme nicht von der Erde. Und die Allianz hat ein paar Dutzend Kolonien, Hunderte Raumstationen, Handelsposten an Tausenden Schifffahrtsrouten und diplomatische Außenposten auf den meisten nichtmenschlichen Welten. Ganz zu schweigen von privaten Stützpunkten wie Noveria oder den Orten, die keiner bestimmten Spezies gehören, zum Beispiel die Citadel oder Omega. Also, falls du mich schon eine Verräterin nennen willst, dann solltest du wirklich berücksichtigen, dass die Erde schon seit … wie lange? Fünfzig Jahre? Kommt das hin? Also gut, dass die Erde schon seit fünfzig Jahren nicht mehr für die gesamte Menschheit steht." Der Kerl starrte sie voll Verwirrung und wachsendem Zorn an. „Aber würdest du so weit denken, dann müsste dir natürlich auch klar sein, dass die vereinten Forschungsmissionen der verschiedenen Spezies der Menschheit helfen …"

    Sie hatte nicht erwartet, dass der Mann sie schubsen würde. Er war voreingenommen, kleingeistig und rassistisch, aber er hatte nicht dumm genug gewirkt, um eine Frau in voller Kampfrüstung anzugreifen. Hätte Cora damit gerechnet, dass es zu einer Auseinandersetzung kommen könnte, hätte sie sich mental darauf vorbereitet.

    So aber stieß er sie weit genug nach hinten, dass ihre Füße den Bodenkontakt verloren und ihr Stuhl um ein Haar zur Seite kippte. Coras Gehirn wechselte automatisch in den Kampfmodus, genau wie sie es bei ihrer Ausbildung durch Nisira gelernt hatte. Dieses herzschlagschnelle Umschalten hatte ihr und den anderen Töchtern während der letzten vier Jahre auf etlichen Schlachtfeldern das Leben gerettet – Schlachtfelder, von denen dieser Hinterwäldler nie auch nur gehört hatte. Um in solchen Konflikten zu überleben, musste man sofort reagieren; wer sich erst die Zeit nahm, nachzudenken, war bereits tot.

    Das war das Mantra der Asari-Jägerinnen.

    Dunkle Energie loderte um Cora auf, noch bevor ihre Füße wieder den Boden berührten, und die Barriere ließ die Luft laut knistern. Der Mann riss mit einem Japsen die Hand zurück, obwohl das Schutzfeld ihn nicht verletzt hätte, und die statische Elektrizität seiner Haut kräuselte die schimmernde Aura des Schildes.

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