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Star Trek - Voyager 10: Erbsünde
Star Trek - Voyager 10: Erbsünde
Star Trek - Voyager 10: Erbsünde
eBook554 Seiten5 Stunden

Star Trek - Voyager 10: Erbsünde

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Über dieses E-Book

Admiral Kathryn Janeway soll diplomatische Beziehungen zur Konföderation der Welten des Ersten Quadranten aufnehmen, eine Zivilisation, deren Macht es durchaus mit der Föderation aufnehmen kann. Doch obwohl Chakotay, der Captain der Voyager, der Interstellaren Flotte der Konföderation dankbar ist, dass sie sie vor einer fremden Armada gerettet hat, kann er nicht vergessen, auf welchen unfassbaren Gräueltaten die Konföderation gegründet wurde …
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum3. Apr. 2017
ISBN9783959812054
Star Trek - Voyager 10: Erbsünde
Autor

Kirsten Beyer

Kirsten Beyer was a cocreator of the acclaimed hit Paramount+ series Star Trek: Picard, where she served as writer and supervising producer for season one and a coexecutive producer for season two. She has also written and produced Star Trek: Discovery and is currently a coexecutive producer on Star Trek: Strange New Worlds. She is the New York Times bestselling author of the last ten Star Trek: Voyager novels, including 2020’s To Lose the Earth, for which she was the narrator of the audiobook edition. She contributed the short story “Isabo’s Shirt” to Star Trek: Voyager: Distant Shores Anthology. In 2006, Kirsten appeared at Hollywood’s Unknown Theater in their productions of Johnson Over Jordan, This Old Planet, and Harold Pinter’s The Hothouse, which the Los Angeles Times called “unmissable.” She lives in Los Angeles.

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    Buchvorschau

    Star Trek - Voyager 10 - Kirsten Beyer

    Schuld.

    1

    U.S.S. VESTA

    Commander Liam O’Donnell hatte noch nie auf einem Schiff von der Größe der Vesta gedient. Er schätzte, die Demeter – das Spezialschiff der Full-Circle-Flotte, über das er das Kommando hatte – würde ungefähr zwanzigmal hineinpassen. Auf dem Weg von der Shuttlerampe zu Admiral Kathryn Janeways Quartier hatte er sich dreimal verlaufen.

    Es war auch möglich, dass er sich weniger verlaufen hatte, sondern sich viel mehr davor fürchtete, dem neuen kommandierenden Offizier der Flotte seine Bitte vorzutragen. Nachdem er ihre Tür erreicht hatte, wartete er fast eine ganze Minute, bevor er das Türsignal aktivierte, um sich anzukündigen.

    »Herein«, rief der Admiral.

    Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

    »Commander O’Donnell«, begrüßte ihn Janeway, als er über die Schwelle in ihr persönliches Büro und Quartier an Bord der Vesta trat. Er hatte sie vorher schon mal gesehen, während der Trauerfeier auf Neu-Talax, und an dem Abend hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Sie war kleiner, als er sie in Erinnerung hatte – geradezu winzig –, aber ihr Äußeres war das Einzige, was an ihr klein war. Als sie auf ihn zukam, erstrahlte auf ihren hübschen Zügen ein aufrichtiges, herzliches Lächeln. Sie reichte ihm die rechte Hand und umschloss seine mit festem Griff. Ihre Präsenz füllte mit Leichtigkeit den Raum, verlieh ihm eine freundliche, gemütliche Atmosphäre. Sie schaffte es sogar, die unglaublich einengende Galauniform, die sie trug, bequem wirken zu lassen.

    »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Commander«, teilte sie ihm mit, während sie noch immer seine Hand schüttelte. »Ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen, und brenne darauf, von Ihnen zu erfahren, was Sie die letzten Wochen in der Konföderation erlebt haben. Ich muss nicht extra betonen, dass Ihre bisherige Arbeit mit der Flotte, Ihre Bemühungen, eine Kommunikation mit den Kindern des Sturms herzustellen und den vor Kurzem entdeckten Wellenformen zu helfen, vorbildhaft gewesen ist. Ich vertraue darauf, diese Einsatzbereitschaft auch in Zukunft von Ihnen zu sehen.«

    Als O’Donnell ihre Hand losließ, seufzte er. Niemand, der ihn kannte, hatte sich jemals so sehr darüber gefreut, ihn zu sehen.

    »Danke, Admiral«, erwiderte er unbehaglich. Er beobachtete, wie ihr Lächeln nachließ, und ergänzte die Liste, die er im Kopf von Janeways Eigenschaften angefertigt hatte, um scharfe Beobachtungsgabe.

    »Offensichtlich werden wir nicht die Zeit für einen vollständigen Bericht haben«, begann Janeway.

    »Nein«, stimmte er ihr zu.

    »Die Willkommensfeierlichkeiten fangen in weniger als einer Stunde an.«

    »Ja … Was das angeht …«, fiel ihr O’Donnell ins Wort.

    Janeway trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn eingehend, ohne dabei zu aufdringlich zu wirken.

    Ganz Diplomatin, fügte O’Donnell seiner Liste hinzu.

    »Gibt es ein Problem?«, fragte Janeway schließlich.

    »Kommt darauf an.«

    »Worauf?«

    »Wie Sie den Begriff definieren, Admiral«, verdeutlichte O’Donnell.

    »Sprechen Sie weiter.«

    »Ich bitte um Erlaubnis, dem Empfang heute Abend fernbleiben zu dürfen, Admiral.«

    »Warum?«

    »Ich bin auf Feiern nicht zu gebrauchen.«

    Mit verschmitztem Blick verschränkte Janeway die Arme vor der Brust.

    »Das ist nicht einfach irgendeine Feier, Commander. Das ist eine diplomatische Mission.«

    »Noch ein Grund mehr, warum Sie mich nicht dort haben wollen«, beharrte O’Donnell.

    »Sie waren fast zwei Wochen lang der führende Vertreter der Föderation in der Konföderation. War es ein Fehler, Sie darum zu bitten, diese Aufgabe zu übernehmen?«

    »Nein, Admiral«, versicherte er ihr. »Treffen zu zweit, kleine Gruppen, damit kann ich leben. Wenn ich ein bestimmtes Problem zu lösen habe, kaue ich Ihnen mit Freuden ein Ohr ab. Aber in großen Gruppen wie dieser weiß ich nie, was ich tun soll.«

    »Also ist ihr Problem das zwanglose Plaudern

    »Hätte meine Frau es zugelassen, hätte ich mich vor meinem eigenen Hochzeitsempfang gedrückt.«

    Janeway kicherte. Sie schien darüber nachzudenken, Gnade vor Recht walten zu lassen, aber dann verschwand die Belustigung schlagartig von ihren Zügen.

    »Bitte abgelehnt, Commander«, sagte sie endgültig.

    »Admiral …«

    »Sie gehören zu der Handvoll Offiziere, die viele der heute Abend anwesenden Diplomaten bereits kennen. Man wird erwarten, dass Sie die Vorstellungen übernehmen. Und auf jeden Fall würde man Ihre Abwesenheit bemerken und möglicherweise als Beleidigung auffassen.«

    »Ist es nicht wahrscheinlicher, dass mein deutliches Unbehagen und mein Unmut, daran teilnehmen zu müssen, als Beleidigung aufgefasst wird?«

    »Das wird es bestimmt, wenn Sie zulassen, dass man es bemerkt. Also werden Sie Ihr Bestes geben, heute Abend äußerst umgänglich zu sein. Muss ich daraus einen ausdrücklichen Befehl machen?«

    »Das würde nicht helfen, Admiral. Ich habe diese Bitte nicht leichtfertig gestellt. Ich bin nicht nur deswegen hier, weil ich glaube, ich könnte die Zeit sehr viel produktiver nutzen, als sie bei diesem Empfang zu verschwenden. Obwohl ich das tatsächlich glaube. Ich kann nicht so tun, als wäre ich etwas, das ich nicht bin. Das ist eine wertvolle Fähigkeit, aber keine, über die ich verfüge. Ob ich will oder nicht, man wird mir deutlich ansehen, wie ich mich fühle. Ich würde uns allen die damit verbundenen Peinlichkeiten gerne ersparen. Commander Fife ist bereit, meinen Platz einzunehmen, und wird unseren Interessen sehr viel dienlicher sein als ich.«

    Janeway wandte kurz den Blick ab, dachte über seine Worte nach. Schließlich sagte sie: »Vor ein paar Monaten wurde Ihr Schiff von den Kindern des Sturms gekapert. Sie hatten keine Telepathen an Bord, also konnten Sie nicht mit ihnen direkt kommunizieren. Allein aus dem Verhalten der Kinder haben Sie die Schlussfolgerung gezogen, dass ihr Hauptinteresse an der Demeter der Beobachtung der Wachstumszyklen der botanischen Lebensformen an Bord galt. Sie waren bereit Ihr Schiff, Ihre Besatzung und Ihr eigenes Leben für diese intuitive Einschätzung zu riskieren. Um das Vertrauen der Kinder zu gewinnen, haben Sie Ihr Schiff in einem Druckanzug verlassen. Sie haben ein ungetestetes Werkzeug benutzt, um eine von Ihnen geschaffene hybride Lebensform in eines der Kinder einzubringen, mit nichts weiter als der Hoffnung, dass sie dort wachsen würde.«

    Der Blick aus Janeways klaren blauen Augen suchte O’Donnells. »Habe ich den Bericht falsch verstanden oder falsch in Erinnerung?«

    »Nein, Admiral.«

    »Sie haben Ihr Leben für diesen Erstkontakt riskiert, Commander. Warum sind Sie nicht bereit, in diesem Fall ein weitaus geringeres Risiko einzugehen?«

    O’Donnell hielt Janeways Blick stand. »Die Kinder haben sich meinen Respekt und mein Mitgefühl verdient. Trotz all unserer offensichtlichen Unterschiede waren wir im Geiste verwandt. Von der Konföderation kann ich das nicht behaupten.«

    »Warum nicht?«

    O’Donnell zuckte mit den Schultern. »Sie sind reich. Sie sind mächtig. Sie sind davon überzeugt, das Zentrum des zivilisierten Universums zu sein. Ihre Reize und sozialen Umgangsformen sind formvollendet bis zur völligen Selbstaufgabe. Sie sind bisher nur einer Spezies begegnet, die gegen ihre Gastfreundlichkeit immun und von ihren technologischen Errungenschaften unbeeindruckt war … den Borg. Das wird sich ändern. Und während ich einerseits neugierig darauf bin, wie sie auf diese Erkenntnis reagieren, weiß ich andererseits jetzt schon, wie diese Geschichte enden muss.«

    »Und wie, Commander?«

    »Mit Enttäuschung.«

    Janeway dachte über seine Worte nach, dann sagte sie: »Diese Möglichkeit besteht immer. Aber diejenigen von uns, deren Aufgabe es ist, Erstkontakte herzustellen, müssen sich stets eines vor Augen halten: Wo es Gemeinsamkeiten gibt, besteht immer die Möglichkeit, Enttäuschung zu überwinden und zu gegenseitigem Verständnis und Akzeptanz zu gelangen.«

    »Selbstverständlich, Admiral«, stimmte O’Donnell zu.

    »Wir sehen uns um 1800 in der Shuttlerampe.« Damit entließ sie ihn.

    »Aye, Admiral.«

    U.S.S. VOYAGER

    Commander B’Elanna Torres fluchte leise, als ihr beim Versuch, die Galauniform zu schließen, zum fünfzehnten Mal die Knöpfe durch die Finger rutschten. Ihre Tochter Miral beobachtete sie mit Argusaugen und machte sich einen Spaß daraus, jedes Wort ihrer Mutter zum unpassendsten Zeitpunkt zu wiederholen.

    Komm schon. Torres knirschte mit den Zähnen, wischte sich die schweißnassen Finger an der Hose ab und strengte sich noch mehr an.

    »Noch hast du Zeit, eine neue zu replizieren«, schlug Lieutenant Nancy Conlon, die Chefingenieurin der Voyager und eine von B’Elannas besten Freunden, vor. Conlon nahm nicht an dem Empfang teil und hatte angeboten, mit Miral zu spielen, bis diese ins Bett musste. Beide lagen inmitten von magnetischen Bauklötzen auf dem Boden von Torres’ Quartier, aber beide hatten nur Augen dafür, wie B’Elanna versuchte, sich in ihre Galauniform zu zwängen.

    »Ich brauche keine neue«, beharrte Torres. »Die hier ist schon eine ganze Nummer größer als die, die ich sonst trage.« Sie atmete tief aus, zog den Bauch so weit wie möglich ein und weigerte sich, wieder einzuatmen. Endlich gab die Jacke klein bei.

    »Seht ihr?« Torres hob die Hände und posierte für die beiden.

    Conlon biss sich auf die Lippen, um ihr Lächeln zu verstecken.

    »Was?«

    »Es ging doch darum, deine Schwangerschaft zu verstecken, oder?«

    »Ja.«

    »Spiegel«, schlug Conlon vor.

    B’Elanna ließ die Arme sinken und trottete mit gesenktem Haupt in ihr Schlafzimmer, betrachtete dort ihr Abbild in dem neben der Tür an der Wand angebrachten Ganzkörperspiegel. Die Jacke war nun zwar definitiv geschlossen, aber der Stoff spannte sich wenig schmeichelhaft über ihren Bauch. Hinzu kam der kurze Schnitt, wodurch der untere Bund der Jacke ihren gerundeten Bauch eher betonte, als davon abzulenken.

    »Verdammt«, sagte Torres, ohne darüber nachzudenken.

    »Verdammt«, wiederholte Miral im Wohnzimmer augenblicklich.

    »Miral Paris«, sagte Torres, als sie ins Wohnzimmer zurück und zum Replikator ging, mit einem deutlich warnenden Ton in der Stimme.

    »Entschuldige, Mommy«, erwiderte Miral sofort.

    Torres bestellte sich hastig eine neue Uniformjacke, eineinhalb Nummern größer als normal und extra lang. Dabei stellte sie sich die Frage, ob der Erfinder dieser Folterinstrumente jemals die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, dass eine schwangere Offizierin sie mal tragen müsste. Miral stellte sich neben ihre Mutter, sah zu ihr auf und fragte: »Ist das Baby immer noch ein Geheimnis, Mommy?«

    Torres legte ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter und zog sie an sich. »Nein, Liebling. Ist es nicht mehr.«

    Miral drehte sich zu Conlon um. »Ich bekomme einen kleinen Bruder.«

    Conlon lachte amüsiert. »Ich weiß. Aufregend, nicht wahr?«

    »Und ich bringe ihm alles bei, was ich weiß.«

    »Das wirst du bestimmt«, stimmte Conlon zu.

    »Und ich werde die Mami sein und er das Baby.«

    »Mooomentchen mal, Schätzchen.« Torres zog sich die neue Jacke an, erleichtert, wie viel wohler sie sich darin im Vergleich zur ersten fühlte. »Ich werde immer die Mami sein.«

    »Aber wenn du und Daddy nicht da seid, dann darf ich die Mami sein«, beharrte Miral.

    »Du darfst die große Schwester sein«, korrigierte Torres sie freundlich.

    »Das ist viel Verantwortung«, sagte Conlon. »Weißt du, ich war auch mal eine große Schwester.«

    »Du hast einen kleinen Bruder?«

    »Eine kleine Schwester.«

    »Wo ist sie?«

    »Zu Hause.«

    »Mein Daddy ist nach Hause gegangen.« Miral wirkte auf einmal sehr traurig.

    Vollends angezogen und in der Lage zu atmen, ging Torres auf ein Knie hinunter und sah ihrer Tochter in die Augen. »Das stimmt, Schätzchen. Aber er kommt sehr bald wieder zurück.«

    »Noch bevor das Baby kommt?«

    »Auf jeden Fall«, versicherte ihr Torres.

    Miral seufzte. Sie tat das Möglichste, was eine Dreieinhalbjährige tun konnte, die plötzliche Abreise ihres geliebten Vaters zu akzeptieren. Er war seit über einer Woche weg, und am schlimmsten war ihre Traurigkeit kurz vor dem Zubettgehen und gleich nach dem Aufstehen. »Ich will meinen Daddy«, gestand sie schließlich leise.

    »Ich weiß.« Torres schloss sie fest in die Arme.

    »Ich habe mir überlegt, anstatt heute Abend hier zu spielen, könnte ich dich auf dem Holodeck in eine meiner Lieblingseisdielen mitnehmen«, schlug Conlon vor, als sie aufstand und zu Miral ging.

    »Eis?«, fragte Miral.

    »Magst du heiße Karamellsoße?«

    Miral nickte mit großen Augen.

    »Ich auch«, erwiderte Conlon zwinkernd. »Bist du bereit?«

    »Ja.«

    Torres sagte lautlos und aufrichtig »Danke« in Conlons Richtung, während diese ihre Tochter zur Tür führte. Die Chefingenieurin der Voyager nickte verständnisvoll, beugte sich dann hinunter und flüsterte Miral etwas zu.

    Miral drehte sich zu Torres um. »Du bist hübsch, Mommy.«

    Das Kompliment brachte sie fast zum Weinen. »Danke, Schätzchen. Ich liebe dich.«

    »Lieb dich«, antwortete Miral, während sie Conlon durch die Tür zerrte.

    Vor zehn Tagen hätte Tom ihr Aussehen gelobt. Torres hätte seine Worte genossen, da sie wusste, dass er ihren immer größer werdenden Bauch tatsächlich wunderschön fand. Mittlerweile war er zurück auf der Erde und bereitete sich darauf vor, seiner Mutter in einer Reihe von angeordneten Schlichtungssitzungen gegenüberzutreten. Dabei ging es um ihre Eignung als Eltern und darum, wer letztendlich das Sorgerecht für Miral und ihren ungeborenen Bruder bekommen würde.

    Torres und er hatten sich gestritten, bevor er gegangen war. Die Erinnerung schmerzte noch immer, das einzige Lebenszeichen in einem ansonsten einsamen Herzen. Kurz davor war Torres’ Leben perfekt gewesen. Das war ihr selbstverständlich nicht klar gewesen. Das war es nie, bis es vorbei war.

    Nichts passte mehr zusammen.

    Sie verdrängte diese niederschmetternden Gedanken mit aller Kraft, zog die Schultern hoch und machte sich auf den Weg zur Shuttlerampe.

    Counselor Hugh Cambridge wurde an der Shuttlerampe erwartet, um zur Ersten Welt der Konföderation der Welten des Ersten Quadranten zu fliegen. Zu spät zu kommen bedeutete, den Unmut seines kommandierenden Offiziers, Captain Chakotay, und den der neuen Flottenbefehlshaberin, Admiral Janeway, zu riskieren.

    Das war ihm egal.

    Der Computer hatte ihn darüber informiert, dass der Doktor auf der Voyager eingetroffen war, und für die nächsten Minuten konnten seine Pflichten warten.

    Cambridge hatte vor ein paar Tagen erfahren, dass er Seven für immer verloren hatte. Es bestand die Möglichkeit, dass er seinen nachvollziehbaren Ärger und die Enttäuschung über Seven auf den Doktor projizierte.

    Aber das bezweifelte er. Der Doktor hatte bei den Ereignissen, die zu Sevens Abreise von der Flotte geführt hatten, eine zentrale Rolle gespielt. Der Counselor pflegte für gewöhnlich nicht mit dem Rest der Besatzung über seine Privatangelegenheiten zu sprechen. Seine Position erforderte eine wohlüberlegte Distanz. In diesem Fall jedoch hatte er beschlossen, eine Ausnahme zu machen. Er schuldete dem Doktor Schmerz, und sobald er dieser Verpflichtung nachgekommen war, würde sein eigener bestimmt nachlassen.

    Er fand den Doktor in seinem kleinen Büro, wo er sich mit einer Pflegerin unterhielt. Obwohl er während der Mission der Flotte zur Besatzung der Galen gehörte, hatte man den Doktor vorübergehend auf die Voyager versetzt. Der leitende medizinische Offizier der Voyager, Doktor Sharak, hatte den Befehl erhalten, Seven zur Erde zu begleiten. Cambridge hatte den Doktor zwei Monate lang weder gesehen noch mit ihm gesprochen.

    In dem Moment, als der Doktor ihn sah, schickte er die Pflegerin weg. Die Tür hatte sich kaum zugeschoben, als Cambridge sagte: »Sie konnten sich einfach nicht beherrschen, nicht wahr?«

    Der Doktor seufzte theatralisch. »Sie haben mir auch gefehlt, Counselor.«

    »Seven hat sie ausdrücklich darum gebeten, dass Sie Ihre Nachforschungen über ihre Catome vertraulich behandeln. Bevor die Galen Admiral Janeway zurück zur Erde gebracht hat, hat sie mir noch von Ihrem Durchbruch erzählt. Sie war erstaunt, dass Sie es tatsächlich geschafft haben, ein Catom bildlich darzustellen. Aber diese brillante Entdeckung hat Sie nicht von Ihren ethischen Verpflichtungen als ihr Arzt oder ihr Freund entbunden.«

    »Counselor …«

    »Sie hatten nicht das Recht, mit irgendwem ohne ihre Zustimmung über diesen Durchbruch zu reden. Aber Sie mussten, nicht wahr? Sie konnten es nicht ertragen, dass man Ihr Genie nicht anerkennt. Sie wussten, was man mit ihr tun würde, sobald man ihren potenziellen Nutzen erkennt. Aber das war Ihnen egal.«

    Der Doktor wirkte kurz erschrocken, dann lag einen winzigen Augenblick lang eine sonderbare Gelassenheit auf seinen Zügen. Er näherte sich Cambridge, stellte sich vor ihn und richtete einen medizinischen Trikorder auf ihn.

    »Was tun Sie da?«, wollte Cambridge wissen

    »Es geht Ihnen offensichtlich nicht gut, Counselor. Ich schlage vor, Sie bleiben dem Empfang heute Abend fern und unterziehen sich stattdessen hier einer medizinischen Behandlung.«

    Fassungslos trat Cambridge einen Schritt zurück. »Was, verflucht noch mal, stimmt nicht mit Ihnen?«

    »Mit mir? Da ist alles in Ordnung. Seven hat darum gebeten, dass ich meine Forschung vertraulich behandle. aber kurz nach meiner Ankunft im Beta-Quadranten und nachdem ich mit der Behandlung der ehemaligen Borg-Drohne namens Axum begonnen hatte, wurde mir von meinen Vorgesetzten von der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte befohlen, ihnen alles über meine Arbeit mit Seven und ihren Catomen zu berichten. Selbstverständlich hatte ich moralische Bedenken wegen dieser Befehle, aber Admiral Janeway hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass es eine Verletzung meiner Pflichten als Sternenflottenoffizier wäre, mich dem ausdrücklichen Befehl zu widersetzen. Und nachdem mir klar war, welche Art von medizinische Bedrohung diese neue ›catomische Seuche‹ ist, die gerade einige Föderationswelten heimsucht, war ich davon überzeugt, dass Seven mir erlaubt hätte, darüber zu sprechen. Möglicherweise kennen Sie sie nicht so gut wie ich, Counselor.«

    Nicht zum ersten Mal wünschte sich Cambridge, er könnte das Hologramm schlagen.

    »Und die experimentelle Therapie, die Sie bei Axum angewendet haben? Sie haben ihm welche von Sevens Catomen gegeben?«

    »Axum lag im Sterben. Seine Catome waren inaktiv. Ohne die Infusion wäre er gestorben. Auch so war es noch knapp.«

    »Haben Sie auch nur einen Moment lang in Betracht gezogen, dass das Mischen dieser Catome zu dem unbeabsichtigten Effekt führen könnte, dass Seven dazu gezwungen wird, seine Gedanken mitzuerleben?«

    »Habe ich nicht«, gab der Doktor zu. »Ich war überrascht, als mir Seven von dieser Entwicklung berichtet hat. Aber Doktor Sharak war es möglich, diese Symptome weitestgehend zu mindern.«

    »Bis es endlich so weit war, hat sie sehr gelitten, Doktor.«

    »Seven hat auch viel erfahren, und das wird ihr ohne Zweifel bei ihrer Arbeit mit der Medizinischen Abteilung helfen.«

    »Also raubt Ihnen das nicht den Schlaf, was?«

    »Ich schlafe nicht, Counselor«, korrigierte ihn der Doktor. »Aber wenn, hätten meine Taten drauf keinen Einfluss.«

    Cambridge betrachtete ihn abschätzend. Wäre er so menschlich, wie er aussah, wäre es ein Leichtes, eine Diagnose zu erstellen. Aber das war er nicht. Er war ein hoch entwickeltes holografisches Programm, das »Experten« zufolge seine Grundfunktionen überwunden und ein Bewusstsein erlangt hatte. Er glich mehr einer neuen Lebensform. Einer, von der Cambridge bis zu diesem Moment gedacht hatte, dass er sie durchschaut hätte.

    »Ist Ihnen klar, dass Seven wegen dem, was Sie getan haben, niemals zu dieser Flotte zurückkehren wird?«

    Unerwartet wurde der Doktor wütend. »Ich habe getan, was ich tun musste. Ich bin nicht für die Seuche verantwortlich, die zu dieser Kette von Ereignissen geführt hat. Ich mache Seven keinen Vorwurf, dass sie denen helfen will, die an einer Heilung für die Opfer arbeiten, und Sie sollten das auch nicht tun. Zehntausende sind bereits tot, und bis man eine Behandlungsmethode gefunden hat, werden Hunderttausende folgen. Ich weiß, dass Seven sehr darunter leiden würde, tatenlos zuzusehen, während so viele ihre Hilfe benötigen. Ich würde mich nie einer ihrer Entscheidungen in den Weg stellen. Und weil mir wichtiger ist …«

    Cambridge wartete, da der Doktor sich selbst mitten im Satz unterbrach. Seine Wut wich Verwirrung, und fast augenblicklich dieser seltsamen, unheimlichen Gelassenheit.

    »Doktor?«, fragte Cambridge schließlich.

    »Sobald man ihre Hilfe bei der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte nicht mehr benötigt, wird Seven zur Flotte zurückkehren. Ich werde mein Möglichstes tun, diese Rückkehr zu beschleunigen, indem ich selbst ohne Unterlass an einer Heilung für diese Seuche arbeite«, sagte der Doktor so ruhig, als wäre ihm der Gedanke gerade erst gekommen.

    »Wie lange arbeiten die intelligentesten Leute der Sternenflotte nun bereits erfolglos daran?«

    »Über ein Jahr. Aber sie sind nicht Seven. Sie sind nicht ich. Hätte man uns früher zurate gezogen, wäre diese Seuche bereits nichts weiter als eine schmerzhafte Erinnerung.«

    »Unglaublich«, bemerkte Cambridge.

    »Nur für diejenigen, denen es an Vorstellungskraft mangelt.«

    »Axum war ihre erste Liebe. Sie wissen so gut wie ich, was das bedeuten kann. Ob die Seuche nun geheilt wird oder nicht, sie wird ihn nicht noch einmal im Stich lassen.«

    »Ich könnte durchaus verstehen, sollte sie sich so entscheiden. Ich würde mich für sie freuen. Sie etwa nicht?«

    Cambridge war ratlos. Er wusste, dass der Doktor Seven mal geliebt hatte. Er wusste, dass ihn ihre ein paar Monate zurückliegende Entscheidung, eine intime Beziehung mit dem Counselor einzugehen, angewidert hatte. Er hatte angenommen, dass der Doktor, da er sie nicht bekommen konnte, alles tun wollte, um sicherzustellen, dass das, was sie mit Cambridge hatte, sich nie weiterentwickeln konnte – und sei es, sie in Axums Arme zu treiben. Aber nun klang der Doktor so, als spräche er über ein beliebiges Mitglied der Besatzung. Der Wechsel zwischen vehementem Protest und klinischer Zurückhaltung war verblüffend.

    Es ergab keinen Sinn.

    »Chakotay an Counselor Cambridge.«

    Cambridge berührte seinen Kommunikator. »Sprechen Sie, Captain.«

    »Wir warten, Counselor.«

    »Ich bin auf dem Weg.«

    Cambridge warf dem Doktor noch einen Blick zu, drehte sich dann um und eilte in Richtung Shuttlerampe. Dabei fragte er sich, ob der Doktor wirklich jemals der Mann gewesen war, für den ihn so viele hielten.

    DIE ERSTE WELT

    Der Raum, in den man Captain Chakotay und seine Besatzung führte, um auf die anderen Offiziere zu warten, die an dem Empfang teilnehmen würden, wurde offensichtlich nicht oft für diesen Zweck genutzt. Man hatte einen kleinen Metallschreibtisch in eine Ecke geschoben und eine Pflanze dazugestellt, deren ausladende lavendelfarbene Blätter in einer unscheinbaren Vase steckten. Offensichtlich sollte die Pflanze vom Arbeitsplatz ablenken. An drei der vier Wände waren Stühle aufgereiht, und auf einem kleinen Tisch in der Mitte stand eine Karaffe mit Wasser, um die herum Becher gestapelt waren.

    Chakotay vermutete, dass sie nicht lange hier bleiben würden. Weder er noch jemand von seiner Mannschaft – Flottenchefingenieurin B’Elanna Torres, Lieutenant Harry Kim, Lieutenant Kenth Lasren oder Counselor Hugh Cambridge – nahm Platz.

    »Was denkst du, wofür dieser Raum normalerweise benutzt wird?«, fragte Kim Torres. Die Frage schien sie zu reizen, und sie zuckte lediglich mit den Schultern. Chakotay wusste den Versuch seines amtierenden Ersten Offiziers, die Situation normal scheinen zu lassen, zu würdigen. Aber ihm war klar, dass die Anspannung, unter der die meisten von ihnen standen, nur schwer zu lösen war.

    Vor zehn Tagen war Torres unter höchst schmerzlichen Umständen von ihrem Mann, dem Ersten Offizier der Voyager, Commander Tom Paris, getrennt worden. Lieutenant Lasren war der einzige reinrassige Betazoid an Bord der Voyager. Man hatte ihn für die Teilnahme an dem Empfang in der Hoffnung ausgesucht, dass sich seine empathischen Fähigkeiten für Admiral Janeway als nützlich erweisen würden, während sie offizielle diplomatische Beziehungen mit der Konföderation aufnahm. Lasren setzte seine besonderen Fähigkeiten nicht sehr häufig ein, und der zu erwartende Stress zeichnete sich bereits auf dem Gesicht des jungen Manns ab. Für gewöhnlich konnte man darauf zählen, dass Counselor Cambridge die Stimmung lockerte, aber seit er von Sevens Abreise erfahren hatte, war er die ganze Zeit schlecht gelaunt. Chakotay wusste, dass er früher oder später mit Cambridge sprechen musste, aber seitdem die Voyager in Begleitung der Galen und der Vesta in den Raum der Konföderation zurückgekehrt war, hatte er keine Gelegenheit dazu gehabt.

    Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Chakotay seit ihrer Kommandoübernahme über die Full-Circle-Flotte erst ein paar Mal mit Kathryn gesprochen hatte. Keine dieser Unterhaltungen war so verlaufen, wie er sie sich von der Frau erhofft hatte, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Er konnte kaum erwarten, sie heute Abend zu sehen, obwohl er wusste, dass alles rein dienstlich verlaufen würde. Ihrer bevorstehenden Ankunft jedoch sah er mit einer gewissen Beklommenheit entgegen.

    »B’Elanna, Harry, Kenth, Hugh«, sagte Chakotay und zog damit sofort die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich, »ich weiß, dass die letzte Woche alles drunter und drüber gegangen ist. Es gab viele Veränderungen zu verarbeiten, und das war nicht immer leicht. Aber die nächsten Stunden müssen wir das alles hinter uns lassen. Heute Abend sind wir die Ehrengäste der Führung einer Konföderation von Planeten, die, soweit ich das beurteilen kann, das Erste ist, dem wir im Delta-Quadranten begegnet sind, das unserer Föderation nahekommt. Commander O’Donnells erste Berichte deuten unter anderem an, dass man unglaublich aufgeregt ist, uns zu treffen und über die Möglichkeit einer Allianz zwischen unseren Völkern zu sprechen. Ich muss Ihnen nicht sagen, was für einen Nutzen eine solche Allianz für unsere Flotte und die Föderation darstellen würde.

    Seit der Entwicklung unseres Slipstream-Antriebs scheint die Galaxis noch ein wenig kleiner geworden zu sein. Die von der Konföderation benutzten ›Ströme‹, mit denen sie durch den von ihnen beanspruchten Raum reisen – Subraumkorridore, die riesige Distanzen überbrücken – hatten hier eine ähnliche Wirkung. Noch vor ein paar Jahren hätte die Vorstellung, mit einer so weit entfernten Zivilisation Beziehungen herzustellen, wahrscheinlich keinerlei Potenzial für den sinnvollen Austausch von Informationen oder Rohstoffen beinhaltet. Das ist nicht länger der Fall. Die wichtigste Aufgabe der Sternenflotte ist es, als Botschafter für alle warpfähigen Kulturen in der Galaxis zu fungieren. Heute Abend stehen wir vor dieser Aufgabe. Das Ansehen der Föderation hängt davon ab, wie wir uns verhalten.

    Ich brauche Ihnen wohl kaum zu befehlen, sich vorbildlich zu verhalten. Ich bitte Sie einfach darum, nicht zu vergessen, was hier alles auf dem Spiel steht, und daran zu denken, dass sich uns solche Gelegenheiten viel zu selten bieten. Unsere ganzen Probleme werden morgen früh immer noch vorhanden sein. Heute Abend amüsieren wir uns, in Ordnung?«

    »Gut gesprochen, Captain«, stellte eine vertraute Stimme fest.

    Als er sich umdrehte, sah Chakotay, dass Admiral Janeway während seines Vortrags hereingekommen war. Wie immer stand rechts von ihr ein schlanker Vulkanier, Lieutenant Decan, Kathryns persönlicher Assistent. Der kommandierende Offizier der Galen Commander Clarissa Glen, der leitende medizinische Offizier der Vesta Doktor El’nor Sal und ihr Captain Regina Farkas folgten Janeway zusammen mit Commander Liam O’Donnell von der Demeter. Letzterer wirkte, als wäre er auf einer Beerdigung, aber als er Chakotays Blick bemerkte, nickte er dem Captain zu.

    »Admiral an Deck«, verkündete Kim zackig.

    Admiral Janeway verkniff sich ein Lachen, als sie befahl: »Rühren.« Dann ging sie zu Kim und sagte leise: »Ich weiß die Geste zu schätzen, Lieutenant Kim, aber wenn wir unter uns sind, wollen wir es mit den Formalitäten nicht so genau nehmen.«

    »Selbstverständlich, Admiral«, bestätigte Kim.

    Als sie Chakotay ansah, lächelte sie noch breiter. »Captain.« Sie hielt kurz den Blickkontakt, und ein guter Teil der Sorgen, die er sich vor ihrer Ankunft gemacht hatte, schwand.

    »Admiral«, entgegnete er freundlich, beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: »Du siehst atemberaubend aus.«

    Janeway nahm sein Kompliment mit einem Nicken an, ging dann zu den anderen Offizieren der Voyager und begrüßte jeden einzelnen. Sie nahm B’Elanna kurz beiseite und umarmte sie fest; offenbar hatte Janeway die Gelegenheit genutzt, Torres zu ihrer Schwangerschaft zu gratulieren. Alte Freunde und Bekannte fingen an, sich leise zu unterhalten. Doktor Sal, eine große Frau in ihren Achtzigern, näherte sich schnell Chakotay und hakte sich ohne Vorwarnung bei ihm ein.

    »Ich hoffe, das stört Sie nicht, Captain«, sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln.

    »Überhaupt nicht.«

    »Ich betrete einen Raum gerne am Arm des bestaussehenden Manns, den ich finden kann«, scherzte Sal.

    »Heute Abend werden Sie sich wohl mit mir begnügen müssen«, entgegnete Chakotay ebenso neckisch.

    »Belästigt Sie mein leitender medizinischer Offizier, Captain?«, fragte Farkas, die sich zu ihnen gesellte.

    »Nein«, versicherte er ihr.

    »Ich habe ihr befohlen, sich zu benehmen. Wenn sie zu weit geht, haben Sie meine Erlaubnis, sie zu erschießen.«

    »Dazu wird es bestimmt nicht kommen, Captain«, sagte Chakotay.

    »Seien Sie da nicht so sicher«, riet Sal.

    »Sieht so aus, als wären wir vollzählig«, verkündete Admiral Janeway, wobei sie die Stimme über die leisen Unterhaltungen erhob. Alle Gespräche verstummten augenblicklich.

    Sie warf einen Blick auf die Anwesenden, mit strahlenden Augen und vor Aufregung gerötetem Gesicht, dann sagte sie: »Ich freue mich sehr auf diesen Abend. Wenn man sich den Ablaufplan ansieht, haben sich unsere Gastgeber große Mühe gegeben, uns heute Abend zu beeindrucken. Ermöglichen wir es ihnen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich so große Zusammenkünfte unpersönlich anfühlen und anstrengend werden können. Denken Sie nur daran: Wir sind die ersten Bürger der Föderation, die diese Welt betreten. Unsere Anwesenheit ist ein Geschenk von denen, die das Universum vor uns bereist haben, die zuerst den Mut aufgebracht haben, sich in unerforschten Raum zu wagen, um mehr über das Universum zu erfahren. Ich behaupte nicht, bereits zu wissen, wie sich die kommenden Verhandlungen entwickeln werden. Im Moment ist das unwichtig. Akzeptieren Sie diesen Augenblick als das, was er ist, und kosten Sie ihn voll aus. Dies ist eine Erfahrung, die sich nur einmal im Leben bietet. Genießen Sie sie.«

    Das allgemeine Nicken um sie herum schien Janeway zufriedenzustellen, als sich die Tür aufschob und ein großer Humanoide in einer langen Tunika eintrat, die aus reinem Gold gesponnen zu sein schien. Der Faltenwurf bei seinen Bewegungen ließ mehr an eine Flüssigkeit als an Stoff denken. Über der Schulter trug er eine breite, lange Kette aus dunklem Metall, die den Effekt noch verstärkte, indem sie den Eindruck erweckte, auf der Oberfläche des Stoffs zu schwimmen. Chakotay wusste, dass dies ein Leodt war, eine der beiden wichtigsten Gründerspezies der Konföderation. Die andere waren die Djinari. Die Haut des Leodt war tiefbraun, seine Augen pechschwarz, aber das Auffälligste in seinem Gesicht war der Ring spitzer Zähne, den seine dünnen Lippen nicht verbergen konnten. Janeway ging augenblicklich auf ihn zu.

    »Repräsentanten der Föderation«, begrüßte er sie mit aufrichtiger Freundlichkeit. »Ich bin Premierkonsul Lant Dreeg. Ich habe die Ehre, Sie auf der Ersten Welt willkommen zu heißen.«

    »Es ist uns eine Ehre, von Ihnen empfangen zu werden«, erwiderte Janeway, eindeutig eine einstudierte Antwort, auf die man sich wahrscheinlich während der Gespräche, die zu diesem Moment geführt hatten, geeinigt hatte.

    »Wenn Sie mir bitte folgen würden?«, fragte Dreeg.

    Chakotay und Sal gingen gleich hinter Janeway, während die anderen ihre zuvor festgelegten Positionen für ihr Erscheinen auf dem Empfang einnahmen.

    Jetzt geht es los, dachte Chakotay.

    2

    MEDIZINISCHE ABTEILUNG DER STERNENFLOTTE, SAN FRANCISCO

    Wie gewünscht war Seven um 0600 Uhr am Eingang zur Medizinischen Abteilung der Sternenflotte eingetroffen. Sobald sie sich dem diensthabenden Offizier gegenüber identifiziert hatte, war durch eine versteckte Tür im Atrium ein Sicherheitsoffizier erschienen. Dieser hatte sie mit ihrer Meinung nach halsbrecherischer Geschwindigkeit Flure entlang, durch Labore und an Büros vorbei geführt. Doktor Sharak war praktisch dazu gezwungen gewesen, ihr und dem schweigsamen Offizier im Laufschritt zu folgen.

    Zwei Turbolifte und einige weitere nichtssagende Flure später führte man Seven und Sharak in ein geräumiges Labor, in dem acht Personen arbeiteten. Nur eine hob bei ihrem Eintreten den Blick von ihrer Datenkonsole. Sofort berührte sie ihren Kommunikator und sagte: »Doktor Frist, sie sind da.«

    »Ist jeder bei diesem Projekt so unfreundlich?«, murmelte Sharak Seven zu.

    »Soweit ich gehört habe, schon«, erwiderte Seven leise.

    Sekunden später kam durch die Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raums eine Trill. Sie trug ihr brünettes Haar zurückgekämmt, wodurch die Flecken zu erkennen waren, die an der Stirn begannen und ihren Hals hinabliefen. Über der herkömmlichen blauen Uniform trug sie einen hellgelben Kittel.

    »Seven of Nine«, sagte sie und reichte ihr die Hand. »Ich bin Doktor Pauline Frist. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«

    »Ich bevorzuge ›Seven‹«, korrigierte diese. »Der Rest meiner früheren Bezeichnung stimmt schon seit Jahren nicht mehr.«

    »Oder ›Miss Seven‹«, schlug Sharak vor.

    »Ebenso zutreffend.« Seven nickte.

    »Und Sie sind?«, fragte Frist an Sharak gewandt.

    »Ich bin Doktor Sharak, leitender medizinischer Offizier des Föderationsraumschiffs Voyager und ein Kind von Tama.«

    »Ich habe von Ihnen gehört.« Frist nickte leicht. »Der erste Tamarianer, der in der Sternenflotte dient, nicht wahr?«

    »Ja.«

    »Willkommen.« Frist reichte auch ihm die Hand.

    Nachdem Sharak sie wieder losgelassen hatte, konzentrierte sich Frist wieder auf Seven. »Ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind?«

    »Admiral Janeway hat mich über Ihre Bemühungen informiert, eine neue Krankheit zu heilen, die zum ersten Mal vor fast einem Jahr auf Coridan aufgetreten ist. Sie deutete an, dass Sie glauben, sie wäre catomischen Ursprungs.«

    »Wir wissen, dass sie catomischen Ursprungs ist«, widersprach Frist.

    Seven nickte, auch wenn sie sich erst dann eine Meinung bilden würde, wenn sie Zugang zu den aktuellen Forschungsergebnissen der Einrichtung bekam.

    »Als die Krankheit zum ersten Mal auftrat, hatten wir keine Ahnung, womit wir es zu tun hatten. Wir brauchten Monate, um die potenzielle Verbindung zwischen catomischer Materie und der Krankheit zu erkennen. Der Commander, der im Moment unsere Untersuchungen leitet, kam zu diesem Schluss. Nachdem wir das erkannt hatten, wurde es für uns zur höchsten Priorität, unser Verständnis von Catomen zu erweitern. Wir haben sehr gehofft, dass es nicht nötig werden würde, Sie von Ihrer derzeitigen Arbeit mit der Full-Circle-Flotte abzuziehen. Aber so wie es aussieht …« Frist hob die Hände.

    »Ich wünschte, Sie hätten mich früher um Rat gebeten.«

    »Jetzt sind Sie hier«, entgegnete Frist. »Das ist alles, was zählt.«

    »Ich würde jetzt gerne sofort zu dem Patienten gebracht werden, den sie die letzten Monate untersucht haben«, forderte Seven. »Man hat mir zugesagt, dass ich ihn sehen dürfte, bevor ich mit meiner Arbeit beginne.«

    »Patient C-1, ja.« Frist nickte.

    »Axum«, beharrte Seven.

    »Bevor Sie in das Labor können, müssen wir Sie erst einer vollständigen körperlichen Untersuchung unterziehen.«

    Seven sah sich bestürzt um. »Das ist nicht das Labor?«

    »Nein. Ich arbeite mit Teams von der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte und dem Gesundheitsamt der Föderation an einer Untersuchung über die Verbreitung der Seuche, die Infektionsrate und unseren Eindämmungsmethoden. Diejenigen, die an einer Heilung arbeiten, befinden sich in einem Labor einige Stockwerke über uns, für das man besondere Freigaben benötigt. Die meisten haben sich dort vor ein paar Monaten eingerichtet. Sie verlassen oder betreten das Labor nicht einfach so. Es wurde jede notwendige Vorkehrung getroffen, um sicherzustellen, dass ihre Arbeit mit dieser hochgradig gefährlichen Substanz sicher und unter Kontrolle ist. C-1 – entschuldigen Sie – Axum ist auch dort.«

    »Er ist Ihr Gefangener?«, fragte Seven.

    »Keinesfalls.« Frist schien allein der Gedanke zu beleidigen. »Er ist ein ehemaliges Mitglied einer feindlichen Streitmacht, das sich bereit erklärt hat, uns zu helfen, indem er uns die Catome in seinem Körper untersuchen lässt. Ich versichere Ihnen, seit er hier ist, wurde ihm kein Leid angetan.«

    Sevens mentale Verbindung zu Axum während der letzten Monate ließ anderes vermuten, aber vorläufig behielt sie das für sich.

    »Wie lange wird diese Untersuchung dauern?«

    »Nicht lange. Je früher wir anfangen, umso schneller können Sie zu Axum«, erwiderte Frist.

    Seven nickte. »Nun gut.«

    »Ich werde die Untersuchung überwachen«, verkündete Sharak.

    »Selbstverständlich«, stimmte Frist lächelnd zu.

    Die Untersuchung war die gründlichste, die Doktor Sharak jemals erlebt hatte. Sie war weit umfassender als eine herkömmliche Untersuchung eines Patienten, der nicht in Lebensgefahr schwebte, oder eine Mannschaftsuntersuchung. Zusätzlich zu den üblichen Scans entnahm man Seven mehrere Gewebe- und Catomproben. Es wurde eine vollständige genetische Analyse durchgeführt sowie ein subatomarer Scan. Während der Untersuchung sagte Seven, dass der leitende medizinische Offizier der Galen, der Doktor, vor ein paar Monaten ähnliche Scans durchgeführt habe. Frist antwortete, dass seine Arbeit für den Commander und sein Team von entscheidender Bedeutung gewesen war, einzelne Catome auszumachen. »Wir haben ihm alle viel zu verdanken«, merkte sie an. Seven schien ihr nicht zu glauben. Das wunderte den Tamarianer nicht, immerhin hatte der Doktor berichtet, dass Frist und ihre Kollegen ihn recht gleichgültig behandelt hatten.

    Bevor er zusammen mit Seven den Delta-Quadranten verlassen hatte, hatte Sharak kurz mit dem Doktor gesprochen. Obwohl ihm die mannigfaltigen Bedenken des MHNs bekannt waren, war Sharak entschlossen, diesen Leuten und ihren Methoden unvoreingenommen zu begegnen. Es würde Seven nicht helfen, voreilige Schlüsse zu ziehen. Der Doktor hatte seine Erfahrungen gemacht. Aber Sharak würde nicht zögern, einzugreifen, sollte etwas Unangebrachtes vorgeschlagen werden.

    Einige Stunden später wurde für die ganze Belegschaft ein leichtes Mittagessen repliziert, und man lud Seven und ihn ein, mitzuessen. Das taten sie auch, obwohl Seven nicht viel Appetit zu haben schien.

    Gerade als sie ihre Mahlzeit beendeten, betrat eine stämmige Frau das Labor und kam direkt auf sie zu. Ihr blauer Teint und der kahle Kopf machte ihre bolianische Herkunft deutlich. Frist beeilte sich, sie vorzustellen.

    »Seven, Doktor Sharak, darf ich Ihnen Ensign J’Ohans vorstellen? Sie gehört zum Team des Commanders und wird Seven in den zugangsbeschränkten Teil unseres Labors bringen, wo sie bis zum Ende ihrer Zusammenarbeit mit uns bleiben wird.«

    »Der Ensign wird uns beide ins Labor bringen«, korrigierte Sharak Frist.

    »Tut mir leid, Doktor Sharak«, antwortete J’Ohans. »Nur das Team des Commanders hat Zutritt zu der zugangsbeschränkten Abteilung. Unsere Mittel sind begrenzt und wir können niemanden dort unterbringen, der für unsere Arbeit nicht unbedingt notwendig ist.«

    »Doktor Sharak hat mich begleitet, um mich bei Bedarf zu überwachen und zu unterstützen«, widersprach Seven. »Für mich ist er unbedingt notwendig

    »Das verstehe ich«, lenkte J’Ohans ein. »Und ich wünschte wirklich, wir könnten seinem Wunsch nachkommen. Aber was das angeht, sind unsere Vorschriften eindeutig.«

    »Bestimmt kann uns Doktor Sharak für die Dauer Ihres Aufenthalts hier behilflich sein«, unterbrach Frist den Ensign. »Auch wenn wir nicht direkt mit dem Virus arbeiten, ist unsere Arbeit an seiner Epidemiologie ebenso wichtig. Sicherlich wird uns seine Erfahrung von sehr großem Nutzen sein.«

    »Ich nehme an, ich kann jederzeit mit Doktor Sharak sprechen?«, fragte Seven.

    »Natürlich«, bestätigte J’Ohans.

    »Das

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