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Wir sind das Blech!: Die wunderbare Welt der Blechbläser
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eBook179 Seiten5 Stunden

Wir sind das Blech!: Die wunderbare Welt der Blechbläser

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Über dieses E-Book

In welcher Tonart fielen die Mauern von Jericho? Warum ist jeder Posaunist ein Burgunder? Und wieso durfte Joseph Haydn keine Trompeter zu einer Bauernhochzeit einladen? Dieses Buch erzählt die glänzende Geschichte des Blechs vom Schofar bis zu German Brass und vergisst dabei keineswegs die kleinen, heiteren Geschichten am Rande. Instrumentenkunde und Wunderbares aus der Welt des Blechblasens inklusive. Ein Must-have für jeden Freund von Trompete, Tuba und Co.
SpracheDeutsch
HerausgeberKreuz Verlag
Erscheinungsdatum19. Sept. 2012
ISBN9783451346606
Wir sind das Blech!: Die wunderbare Welt der Blechbläser

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    Buchvorschau

    Wir sind das Blech! - Reinhard Lassek

    Reinhard Lassek

    Wir sind das Blech!

    Die wunderbare Welt der Blechbläser

    Impressum

    © KREUZ VERLAG

    in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2012

    Alle Rechte vorbehalten

    www.kreuz-verlag.de

    Umschlaggestaltung und Konzeption:

    Agentur R.M.E Eschlbeck/Hanel/Gober

    Umschlagmotiv: ©Getty Images

    ISBN (E-Book): 978-3-451-34660-6

    ISBN (Buch): 978-3-451-61108-7

    Für Eva & Oliver

    Inhalt

    Präludium

    I. Bläserhistorie – die irdischen Heerscharen

    in Kirche & Co

    Evangelische Posaunenchöre

    Herrnhuter Brüder

    Jünglinge und Missionare

    Posaunenväter

    Kuhlo-Klang

    Kuhlo-Notation

    Kuhlohorn und Hakenkreuz

    Laien und Profis

    Gemeinschaftsgeist

    Blechensembles & Brass Bands

    Jagdhornkorps

    Fanfaren- und Spielmannszüge

    Blasorchester und Musikkorps

    Brassensembles

    Brass Bands und Heilsarmee

    II. Blechhistorie – vom Schneckenhaus

    zum Bronzeguss

    Homo musicus

    Altsteinzeitliches Basislager

    Ruf des Schofar

    Tönendes Erz

    Eselsgeschrei am Nil

    Posaunen vor Jericho

    Menschliche Systematik

    Göttliche Eitelkeit

    Europäisches Altmetall

    III. Chromatische Verrenkungen –

    von Zügen & Ventilen

    Stimm- und Spielzüge

    Grifflöcher und Klappen

    Windige Umleitungen

    Pumpen oder Rotieren

    IV. O, dieser Glanz – Legierungen & Mensuren

    Tombak und Neusilber

    Zylindrische Verbiegungen

    Konische Erweiterungen

    V. Botschafter des Klangs –

    Mundstücke & Dämpfer

    Physik der Poleposition

    Materielle Ansprüche – von Titan bis Veilchenholz

    Lippenbekenntnisse –

    Was passt zu welchem Mund?

    Qual der Wahl – Ansatz ist nicht käuflich

    Stopfen, Flüstern, Lachen – (un)gedämpfte Erwartungen

    VI. Wir sind das Blech – Instrumente & Lagen

    Weitläufige Familienbande

    Trompete, Kornett und Flügelhorn

    Althorn, Tenorhorn und Bariton

    Waldhorn

    Posaune

    Tuba, Helikon und Sousafon

    VII. Wie dem Blech Töne entlockt werden –

    das Blasen

    Keine Angst vor Physik – die Natur spielt mit

    Luftschwingungen

    Luftunterbrechungen

    Luftströmungsgesetz

    Dicke Backe, halbe Lunge? –

    nur Mut zum Körpereinsatz

    Ansatzprobleme

    Atmungsaktivitäten

    Stimmbänder und Zungenspiele

    Lippenlegenden

    Trockenübungen

    Spielgesichter

    VIII. Alte Privilegien und neue Stars

    Trompeterstolz

    Clarinenkunst

    Jazzimprovisationen

    Hornromantik

    Posaunenengel

    Tubadinerie

    Postludium

    Literatur

    Präludium

    Der Gemeinderaum ist aufgeschlossen, die Stühle sind im Halbkreis gestellt, Notenständer und Literatur liegen bereit. Auf dem Probenplan stehen Stücke unterschiedlichen Stils und Schwierigkeitsgrades – auch wir Blechbläser wachsen mit den Aufgaben. Gibt es etwas, was mehr Freude macht als das gemeinsame Musizieren? Mir als Chorleiter bleiben allenfalls noch ein paar ruhige Minuten. Gleich werden die ersten Posaunenchorler eintrudeln, etwas abgespannt und manchmal auch abgehetzt vom langen Schul- oder Arbeitstag – aber dennoch in heiterer Feierabendstimmung. Proben sind anstrengend. Wenn sie gelingen, sind sie jedoch ein Geschenk.

    In der Tat, es ist ein Geschenk, wenn es uns Laienmusikern etwa gelingt, einen Choralsatz Johann Sebastian Bachs so sauber und fein zu blasen, dass wir dabei für einen glücklichen Moment denken: Ja, genau so ist es gemeint, deswegen bin ich beim Posaunenchor! Dann darf man sich auch als Erwachsener noch wie ein beschenktes Kind fühlen. Ich jedenfalls war noch keine acht, als meinem Vater die im wahrsten Sinne des Wortes glänzende Idee kam, mich mit einer funkelnagelneuen Trompete zu überraschen. Weder stand Weihnachten vor der Tür noch hatte ich Geburtstag. Ein Geschenk aus heiterem Himmel also? Nein, es war die Fortsetzung einer wundervollen Familientradition: Sowohl mein Großvater als auch mein Vater haben in ihrem Leben Posaunenchöre geleitet, ja sogar begründet. Inzwischen bin ich längst selbst dabei, meinen Bläserkollegen möglichst taktvoll die richtigen Einsätze zu geben. Und auch ich habe meinem Sohn, als er noch keine acht war, ein gutes Stück Blech in die Hand gedrückt. Ja, und ich genieße es, dass er mich nicht nur auf dem Flügelhorn nach und nach überflügelt.

    Solche generationsübergreifenden familiären Posaunenchorgeschichten sind gar nicht einmal so selten. Sie gehören zu den vielen kleinen Puzzleteilen, aus denen sich die große Geschichte der evangelischen Posaunenchorbewegung zusammensetzt. Auch an Materialien zur Schulung von Ansatz und Geläufigkeit sowie an praxisnahen Ratgebern von der Instrumentenpflege bis hin zur Chorleitung herrscht kein Mangel. Was indes fehlt, ist eine umfassende Darstellung, die all die irdischen Heerscharen des kirchlichen und nichtkirchlichen Blechs gewissermaßen auf eine große Festwiese versammelt – zum gemeinsamen Musizieren und Feiern. Ein Bläserfestival in Buchform also, das unter dem Motto steht: Wir sind das Blech!

    Dieses Buch möchte informieren und anregen – hin und wieder aber auch anrühren. Man kann es von vorne nach hinten lesen oder einzelne Kapitel herausgreifen. In jedem Fall möchte es mit der glanzvollen Geschichte, den wunderbaren Instrumenten, den großen Triumphen und Niederlagen, den herrlichen Klangfarben, den unübersehbaren Stärken und den verborgenen Schwächen des Blechs bekannt machen. Es wendet sich dabei nicht nur an Blechbläser aus Leidenschaft. Es möchte vielmehr allen Musikfreunden, die sich gern etwas tiefer in die wunderbare Welt der Blechbläser hineinbegeben wollen, ein im Ton vergnüglicher und in der Sache zuverlässiger Reisebegleiter sein.

    I.

    Bläserhistorie – die irdischen

    Heerscharen in Kirche & Co

    Posaune

    Evangelische Posaunenchöre

    Herrnhuter Brüder

    »Lobet den Herrn mit Posaunen!« – Das ist aus Sicht eines evangelischen Posaunenchorbläsers die entscheidende Botschaft des 150. Psalms. Gewiss, auch in katholischen Gottesdiensten kommen Trompeten und Posaunen zum Einsatz. Doch eine feste Institution sind die kirchlichen Blechbläser allein im evangelischen Milieu. Die irdischen Bläserheerscharen bilden eine der größten Laienbewegungen innerhalb des deutschen Protestantismus. Mehr als jede dritte evangelische Gemeinde hat einen Posaunenchor. Und es gehört zum Chorgeist, dass all diese »Posaunenchorler« unentgeltlich spielen. Ihr glänzendes Instrumentarium erklingt nicht nur zu liturgischen, sondern auch zu missionarischen, diakonischen oder sozialen Anlässen. Und trotz einer gewissen Bandbreite des Repertoires liegt der musikalische Schwerpunkt auf der Pflege des geistlichen Liedes – vom Reformations-Choral bis hin zum amerikanischen Spiritual.

    Während sich der geistliche Auftrag mit dem Hinweis auf den 150. Psalm leicht als »Gotteslob« beschreiben lässt, ist die Herkunft der evangelischen Posaunenbewegung ein weitaus komplexeres Thema. Das Copyright für den Begriff, unter dem sich heute das gesamte evangelische Blech versammelt, liegt jedenfalls bei den Herrnhuter Brüdergemeinden – jener Gemeinschaft böhmischer Glaubensflüchtlinge und deutscher Pietisten, die sich im frühen 18. Jahrhundert in der Oberlausitz angesiedelt haben. Bereits 1764 ist in einem Synodalbeschluss der »Brüdergemeine« offiziell von einem »Posaunenchor« die Rede.

    Über erste Anblasübungen der frommen Brüder wird jedoch schon ein paar Jahrzehnte zuvor berichtet. Im Herrnhuter Gemeindetagebuch findet sich am 1. Juni 1731 erstmals ein Eintrag über einen »Chor von Posaunisten«. Einer anderen Quelle nach stiften 1766 fünf musikbegeisterte »Bürger, Häusler und Weber« der Brüdergemeinde in Walddorf – ebenfalls im Kreis Görlitz gelegen – einen kompletten »Chor Posaunen«, bestehend aus Diskant-, Alt, Tenor- und Bassposaune. Diese Schenkung wird mit der Anmerkung versehen, dass die Posaunen dazu da sind, »damit die Sache selbst Gott zu Ehren und hiesiger Kirche zum Ruhm gereiche«.

    Die Herrnhuter Posaunenchöre, so der Musikwissenschaftler Nils Niemann, sind »keine gewöhnlichen Kirchenmusikgruppen«, sondern »sicht- und hörbare Zeichen eines lebendigen christlichen Gemeinwesens«. Ein frühes Zeugnis dafür liefert der »Posaunistenchor« der Brüdergemeinde in Kittlitz – heute Stadtteil des sächsischen Löbau. Die Kittlitzer Bläser geben sich 1817 eine 46 Punkte umfassende Satzung, laut der es die vornehmste Aufgabe des Chores ist »a, den Namen Gottes sowohl selbst zu verherrlichen, als auch b, andere dazu zu ermuntern«.

    Als Ermunterung gilt gewiss auch das Wecken am Ostermorgen. Auch hierfür liefern die Herrnhuter ein im doppelten Sinne frühes Vorbild: Nach dem Wecken um halb vier findet laut Gemeindetagebuch am 6. April 1738 erstmals eine Ostermorgen-Prozession mit Posaunen und anderen Instrumenten statt. Dass es notfalls auch mal ganz ohne Posaunen geht, bezeugt ein Brief aus einer Herrnhuter Siedlung im hessischen Marienborn. Dort heißt es 1739: Seitdem »mit Trompeten und Waldhörnern« musiziert wird, »laufen die Leute häufig herzu, und mancher Vogel, der um dass Pfeifen willen herbeigeflogen, wird angeschossen von den Pfeilen des Sündenfeuers durchs Wort vom Kreuz, dass sie nicht wissen, wie ihnen geschieht«.

    Dem Selbstverständnis der Brüdergemeinde entsprechend sind der Posaunenmission also keinerlei Grenzen gesetzt. Und dank reger Missionstätigkeit erklingen die »Posaunen« alsbald auch bei den Brüdern und Schwestern in Übersee. In manchen Gemeinden spielt der Posaunenchor bis heute noch in jedem Gottesdienst.

    Jünglinge und Missionare

    Auch wenn die Herrnhuter zweifellos Pionierdienste leisten, die eigentlichen Quellen einer sich über ganz Deutschland ausbreitenden Posaunenwelle sprudeln nicht in der Oberlausitz, sondern in Westfalen sowie in Niedersachsen. Eine flächendeckende evangelische Posaunenarbeit bildet sich erst im engen Verbund mit der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts heraus. Kennzeichen eines »erwecklichen« Glaubenslebens sind die persönliche Bekehrung sowie eine bewusst auf das Evangelium ausgerichtete Lebensführung. Die vielerorts entstehenden Bläserchöre festigen diese neue Frömmigkeit. Pietismus und Posaunenarbeit streben im Gleichschritt nach geistlicher Erneuerung.

    Es gibt zwei große, selbstständige Entstehungszentren der Posaunenbewegung: zum einen die evangelischen »Jünglingsvereine« in Ostwestfalen-Lippe (die Vorläufer des CVJM), zum anderen die Hermannsburger Missionare in Niedersachsen. Der erste »Posaunenchor« wird 1843 im ostwestfälischen Jöllenbeck gegründet – heute ein Stadtbezirk Bielefelds. Der erste »Posaunenverein« hingegen entsteht in der Lüneburger Heide. 1849 wird ein auf Initiative von Theodor Harms im Hermannsburger Missionshaus gegründeter Singchor mit Blechblasinstrumenten ausgestattet. Sowohl die westfälischen »Posaunenchöre« als auch die niedersächsischen »Posaunenvereine« werden zum Modell für das übrige Deutschland.

    Der Posaunenwind weht hierzulande also je nach Region entweder aus Westfalen oder aus Niedersachsen. Nach Forschungen des Theologen Wolfgang Schnabel gehen die jeweils ältesten Bläserchöre in Lippe, im Rheinland, in Hessen, in Schlesien, in Sachsen, in Hamburg, in Württemberg, in der Schweiz, in Baden und in Ostpreußen auf die Jünglingsvereine des Minden-Ravensberger Landes zurück. Die jeweils ältesten Chöre in Mecklenburg, in Bayern, in Oldenburg, in Braunschweig und in Schleswig-Holstein verdanken indes ihre Entstehung dem Hermannsburger Missionswerk. 1880 gibt es im Deutschen Reich bereits rund 160 Posaunenchöre mit insgesamt

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