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Liebe in den Zeiten der Römer: Archäologie der Liebe in der römischen Provinz
Liebe in den Zeiten der Römer: Archäologie der Liebe in der römischen Provinz
Liebe in den Zeiten der Römer: Archäologie der Liebe in der römischen Provinz
eBook304 Seiten1 Stunde

Liebe in den Zeiten der Römer: Archäologie der Liebe in der römischen Provinz

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Über dieses E-Book

Das Spiel mit der Liebe Eine Gesellschaft, die verblüffend freimütige Bilder zu Körper und Nacktheit, zum Liebesspiel und homoerotischen Beziehungen an Häuserwänden, auf Alltagsgegenständen, wie Lampen und Spiegeln hinterließ, kann doch nur einen freien Umgang mit Sexualität und Erotik gehabt haben, oder? Der Autor zeichnet mehr als nur ein Sittengemälde Roms. Er wirft den Blick weit über Italien hinaus in die römischen Provinzen und zeigt an zahlreichen Objekten und schriftlichen Hinterlassenschaften das Verhältnis der Römer zu Körper, Nacktheit, Geschlecht, Liebe und sexuellen Beziehungen. Manch eigenwillige Konstruktion von Zusammenleben oder Sex ohne Bindung bringt die aktuelle Studie dabei hervor. Kurios, amourös oder mitunter auch hilfreich für heutige Verliebte mögen Verfahren der Liebeswerbung in der römischen Antike wirken, die der Autor zum jetzigen Wissenstand beitragen kann. Und selbstverständlich werden auch Liebestechniken und Sexualpraktiken behandelt. Bekanntlich sind Liebe und Leid nicht weit voneinander entfernt und so wird das Thema des Glücks in der Liebe sowie der unglücklichen Liebe ebenfalls in den Fokus des Lesers gerückt. Dieser mit zahlreichen Abbildungen versehene Band bietet einen nie dagewesenen, umfassenden Überblick über die römische Auffassung von Sexualität und Erotik, Liebe und Leidenschaft – ohne die Liebesmagie als solche zu entzaubern!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. März 2016
ISBN9783945751541
Liebe in den Zeiten der Römer: Archäologie der Liebe in der römischen Provinz

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    Buchvorschau

    Liebe in den Zeiten der Römer - Günther Thüry

    Abb. 1:

    Bronzefigürchen der römischen Liebesgöttin Venus (Höhe:

    14,5

     

    cm

    ) aus Hof, Gemeinde Gunskirchen, Oberösterreich. Stadtmuseum Wels. „In träumerischer Versonnenheit" (Noll 1949, S. 16) greift die Göttin in ihr Haar und betrachtet sich in einem (bis auf den Griff heute verlorenen) Handspiegel.

    Günther Emerich Thüry

    Liebe

    in den Zeiten

    der Römer

    Archäologie der Liebe in der römischen Provinz

    144 Seiten mit 94 Abbildungen

    Titelabbildung: © Museum Lauriacum, Enns. Römisches Deckenfresko aus Enns, Oberösterreich. Passend zu einer Raumdecke, öffnet sich hier der Blick in den Himmel, an dem der Frühlingswind Zephyr und seine Geliebte Chloris vorüberfliegen.

    Museum Lauriacum, Enns.

    Hinteres Einbandbild: Römische Statuette einer Tänzerin (Mänade) aus Carraramarmor (Höhe:

    53

     

    cm

    ); Fund aus Carnutum, Niederösterreich. Archäologisches Museum Carnuntinum, Bad Deutsch-Altenburg.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

    detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © 2015 by Nünnerich-Asmus Verlag & Media GmbH, Mainz am Rhein

    ISBN 978-3-945751-54-1

    Gestaltung: Bild1Druck GmbH, Berlin

    Lektorat: Natalia Thoben, Loreen Lulay

    Gestaltung des Titelbildes: Sebastian Ristow

    E-Book

    -Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

    Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten.

    Weitere Titel aus unserem Verlagsprogramm finden Sie unter: www.na-verlag.de

    Für Heide

    „Noch weiter zurück in meiner Jugend liegen die Erlebnisse, die ich mit sechzehn Jahren beim Einkauf der neuen Taschenbuchübersetzungen [nämlich zweier erotischer antiker Texte; d. Verf.] hatte. Beide Bücher durfte ich nur in Gegenwart meiner zum Glück schon volljährigen Cousine erwerben, wobei der Buchhändler süffisant darauf hinwies, dass bei letzterem Werk die ‚interessanten Stellen‘ ohnedies auf Latein belassen seien."

    Jugenderinnerung des Grazer

    Althistorikers Heribert Aigner

    (1943–2015. Brief an den Verf.)

    „Natürliches ist keine Schande" (Naturalia non sunt turpia).

    Antike Spruchweisheit, die sich letztlich

    bis auf das 5. vorchristliche Jh. zurückverfolgen lässt.

    Lehrsatz in der Philosophenschule der Kyniker.

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Widmung

    Vorwort

    Götter, Liebe und Gelehrte.

    Die Entdeckungsgeschichte eines Themas

    Empörte Neugier. Renaissance, Barock und antike Erotik

    Die Zeit der Feigenblätter. Antike Nacktheit als Tabu

    Blicke unters Feigenblatt. Versuche sexueller Befreiung und Pioniere der Sexualgeschichte

    Angst vor der „Dekadenz" der Römer – oder: Ein Vorurteil ersetzt die Forschung

    Zwischen den Zeiten. Repression und Aufbruch

    Die Sexuelle Revolution und ihre Kinder. Sexualgeschichte als Herausforderung

    Amor siegt über alles.

    Vom Platz der Liebe in der römischen Gesellschaft

    Roms frühe „Viktorianer"

    Reservate öffentlicher Nacktheit

    Die sexualisierte Gesellschaft

    Liebe, Nacktheit und Licht

    Die Geburt der Lustfeindlichkeit

    Amor herrscht auch im Hinterkopf.

    Ein übersehenes Phänomen: die römische Sexualsymbolik

    „Die Mörserkeule glüht"

    Weitere Beispiele symbolischen Designs

    Der Phallus als Gewicht

    Die Stimme aus dem Hinterkopf

    „Was Du willst, das will auch ich".

    Liebeswerbung in der Römerzeit

    „Liebst Du mich nicht, schick mir’s zurück"

    Komplimente, Geständnisse, Bitten

    Zukunftsträume und ein möglicher Freud‘scher Fehler

    Und es gab sie doch: die romantische Liebe

    „Der Liebe nützt mein Können gern"; oder: Von Liebe und Schriftlichkeit

    Die „tausend Arten der Liebe"

    Wann ist ein Mann ein Mann? Geschlechterrollen im alten Rom

    Liebesnächte

    Palme und Kranz für die Frauen

    Der Aufstand der Dichter – oder: Eine sexuelle Revolution in Rom

    Ein Schlusswort zur römischen Ehe

    Amor – Gott ohne Gnade.

    Sex und Gewalt in der römischen Gesellschaft

    Die Waffen des Amor

    Amors herber Bruder

    Vergewaltigung als Demütigung, Drohung und Strafe

    Im Schutz der Genitalsymbole

    Gesellschaftsordnung und Gewalt

    Die Gewalt der Magie

    Hörigkeit und Sado-Masochismus

    Roma – amor. Ein Nachwort

    „Morgen liebe, wer geliebt hat; morgen, wer noch nie geliebt"

    Roma – amor

    Wann endet die Liebe?

    Anmerkungen

    Leseempfehlungen

    Literaturabkürzungen

    Bildnachweis

    Register

    Vorwort

    Mit dem Thema dieses Buches hat sich der Verfasser seit Jahrzehnten beschäftigt. Wenn man ihn früher darauf ansprach, pflegte er zu sagen: „Das Buch will ich einmal schreiben, wenn ich dabei keine roten Ohren mehr bekomme." Nun sind die roten Ohren allmählich kein Problem mehr; und die Menge des Materials, das sich zum Thema angesammelt hat, ist lawinenartig angewachsen. Ehe es so sehr ausufert, dass man es nicht mehr bewältigen kann, scheint die rechte Zeit zum Schreiben gekommen.

    Der Verfasser denkt dankbar an alle Freunde und Kollegen, die ihm auf dem langen Weg zu seinem Buch geholfen haben. So hat er die Ermutigungen zum Beispiel durch Prof. Dr. Werner A. Krenkel (Rostock) und Prof. Dr. Zsolt Visy (Pécs) nicht vergessen. Er erinnert sich gerne an die Ausstellungen über die römische Liebe, die er mit Dr. Anne De Pury-Gysel (damals Avenches) und Dr. Renate Miglbauer (Wels) gestaltet hat; an die Leipziger, Salzburger und Wiener Studenten, mit denen er in Vorlesungen und in einem Seminar über diese Seite antiker Kultur sprach; und an die Vielen, die ihn durch die Überlassung von Funden zur Bearbeitung und mit Hinweisen und Hilfestellungen unterstützten. Besonders nennen möchte er hier: Prof. Dr. Heribert Aigner † (Graz); MMag. Dr. Peter Emberger (Wien); Prof. Dr. Detlev Fehling † (Heikendorf); Dr. Michel Feugère (Lyon); Prof. Dr. Klaus-Dietrich Fischer M. A. (Mainz); Bernhard Heinisch (Tübingen); Dr. Andreas Hensen (Ladenburg); Mag. Simone Karlhuber (Linz); Elke Krengel M. A. (Berlin); Dr. Jean Krier (Luxemburg); Walter Kropf (Wien); Dr. Hans Lieb † (Schaffhausen); Michel Martin (Arles); Johann Matouschek (Wien); Prof. Dr. Thomas Meyer † (Tübingen); Dr. Martin Müller (Xanten); Heinz Nowak (Wien); Heinz Roth † (Wien); PD Dr. Orlando Poltera (Fribourg); PD Dr. Ulrich Schädler (Fribourg); Mag. Dr. Reinhard Selinger (Wien); OStD Peter Schild (Böblingen); AOR Wolfgang Srb (Erlangen); Prof. Dr. Wilfried Stroh (München); Prof. Dr. Hanns Ubl (Bruneck); Prof. Dr. Walter Wimmel (Marburg); Dr. Susanne und Dr. Heinz Zabehlicky (Wien); und Franz Zartl (Wien).

    Den größten Anteil an der Entstehung dieses Buches hat aber die Frau des Verfassers, Mag. Heidelinde Autengruber-Thüry. Sie ist mit ihm gereist, hat Länder und Museen besucht, hat für ihn photographiert, Literatur für ihn gefunden, das Manuskript gelesen und immer prophezeit, dass es auch einmal fertig werde. Wenn ihr das Buch gewidmet ist, so zugleich aus Dank und im Sinn der römischen Liebesgeschenke, von denen unser Kapitel „Was Du willst, das will auch ich". Liebeswerbung in der Römerzeit sprechen wird.

    Götter, Liebe und Gelehrte. Die Entdeckungsgeschichte eines Themas

    Im 14. Jh. erregte ein Antikenfund in Siena großes Aufsehen. Bei Bauarbeiten in der Stadt war eine Statue zum Vorschein gekommen, die offenbar die Liebesgöttin Venus darstellte. Ihre Schönheit wurde allgemein bewundert; und man schmückte mit ihr den neuerrichteten Brunnen auf der Piazza del Campo. Die Zeiten, die Siena damals durchlebte, waren aber hart. Es dauerte daher nicht lange, bis ein Bürger im Rat eine Rede im folgenden Sinn hielt: seitdem man die Statue gefunden habe, sei es Siena immer schlecht ergangen; und wenn man bedenke, dass ja der Götzendienst den Christen verboten sei, müsse man den Schluss ziehen, dass Gott die Stadt so für ihr Fehlverhalten strafen wolle. Der Redner empfahl daher – und setzte sich mit diesem Antrag durch –, die Statue zu zerschlagen. Die Trümmer solle man vergraben; aber besser nicht innerhalb des Gebietes von Siena. Besser nehme man einen etwas weiteren Weg in Kauf und entsorge sie auf dem Boden der alten Rivalin Sienas, der Nachbarstadt Florenz. ¹

    Abb. 2:

    Venusstatue aus Trier-St. Matthias (Höhe:

    98

     

    cm

    ). Rheinisches Landesmuseum Trier.

    War man in Siena also beinahe der Faszination durch ein antikes Kunstwerk erlegen und hatte erst durch die unglücklichen Zeitumstände sein religiöses Gewissen wiederentdeckt, so wurde damals in Trier mit einem anderen antiken Götterbild kurzer Prozess gemacht. An der Trierer Abteikirche St. Matthias hatte man im Mittelalter und in der frühen Neuzeit eine römische Statue der fast unbekleideten Venus (man hielt sie damals freilich für die Jagdgöttin Diana) zeitweise aufgestellt; zeitweise war sie aber auch an Ketten aufgehängt (Abb. 2). Sie wurde von den Kirchenbesuchern mit Steinen beworfen. Die Steinigung galt ihnen als Glaubensbeweis und diente der Festigung des Gemeinschaftsgefühls unter den Gläubigen. Angekettet und aufgehängt wurde das Bild dagegen, weil man fürchtete, in römischen Götterstatuen sei eine dämonische Kraft, ein Rest der alten göttlichen Macht lebendig. Im Fall der Venus von Trier sollte diese Macht gebändigt, im Fall der von Siena aus der eigenen Stadt entfernt werden. ²

    Die Schicksale der Statuen von Trier und von Siena sind Fallbeispiele für religiös begründete Bilderzerstörungen, wie wir sie ja bis heute kennen (man denke etwa an den Beschuss und die Sprengung der Buddha-Statuen von Bamiyan 2001 oder an den Bildersturm von Mossul und die Zerstörungen in Palmyra 2015). Was sich auf solche Weise äußerte, war aber nicht nur der Triumph über eine überwundene Religion, sondern auch die Furcht vor einem Weiterwirken ihrer Kraft. Ob dieser Punkt bei modernen Bilderzerstörungen noch eine Rolle spielt, wäre eine interessante Frage.

    Die Furcht vor einer solchen Art von Fortleben antiker Göttermacht begegnet auch schon in einer hochmittelalterlichen Legende. Sie erzählt von einem jungen Mann, dem beim Bocciaspiel eine Kugel davon rollt. Der junge Mann setzt ihr nach und gelangt so auf ein verfallenes antikes Tempelgelände, auf dem ein Bildnis der Venus steht. Er verliebt sich in das Bild; und es verführt ihn so sehr, dass er ihm seinen Ring an den Finger steckt. Seitdem ist er der Statue verfallen; und nur ein Priester kann ihn eines Tages aus seiner Lage befreien.

    Auf die Geschichte dieser sog. Statuenverlobung – die in verschiedenen Varianten erzählt wurde – spielt am Ende des Mittelalters ein Kupferstich Albrecht Dürers an (Abb. 3). ³ Das Bild zeigt einen am Kachelofen eingeschlafenen Mann, an dessen Ohr sich ein geflügeltes Teufelchen mit einer Art von Blasebalg zu schaffen macht. Es setzt ihm damit einen Traum in den Kopf, in dem ihm eine fast unbekleidete Frau erscheint. Der geflügelte kleine Liebesgott Amor, der sie begleitet, lässt keinen Zweifel daran, dass die Frau seine Mutter ist: die Liebesgöttin Venus.

    Der Schläfer hat also einen erotischen Traum; und wie es das damals vorherrschende christliche Weltbild verlangte, musste ein solcher Traum ein Werk des Teufels sein. Aber damit ist der Kupferstich noch nicht genügend erklärt. Die Kugel neben der Gestalt des Amor und ein Ring an der linken Hand der Göttin zeigen klar, dass der Schlafende von der „Statuenverlobung" der Legende träumt.

    Empörte Neugier.

    Renaissance, Barock und antike Erotik

    Obwohl es durchaus auch eine Sexualgeschichte der christlichen Kirchen gegeben hat, war das Christentum doch von jeher – bis in unsere Zeit hinein – prinzipiell körper- und lustfeindlich eingestellt. Als im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit die wissenschaftliche Beschäftigung mit der römischen Antike begann, wurden sexualgeschichtliche Themen daher bald zum Tabu.

    Abb. 3:

    Albrecht Dürer, „Der Traum". Kupferstich (um 1498).

    Auch im 16. Jh., das in sexueller Hinsicht nicht eben zimperlich war (der Sittenhistoriker Eduard Fuchs sprach von der „glühenden Sinnlichkeit" der Epoche), hielt diese Grundhaltung des Christentums die meisten Gelehrten davon ab, sich mit der Sexualität der Antike zu beschäftigen.

    Zu den Ausnahmen gehörte aber selbst ein wilder Verfechter der Gegenreformation, der Oberpfälzer Caspar Schoppe (1576–1649). Er schrieb – nach einem Vorwort voller Entschuldigungen – eine mit ausführlichen Erklärungen versehene Textausgabe des frechsten erotischen Dichtwerks der römischen Antike, der Priapea. Interesse und Freude am Thema sind dabei nicht zu übersehen; und ebenso wenig der bemerkenswerte Umstand, dass der Verfasser den sehr speziellen erotischen Wortschatz des Lateinischen bestens beherrschte. Als das Buch – ein Jugendwerk eines

    20-jährigen

     – ohne sein Einverständnis veröffentlicht wurde, unternahm Schoppe den unglaubhaften Versuch, seine Verfasserschaft, die ihm später auch schaden sollte, abzustreiten.

    Dass Schoppe selbst im Glashaus saß, hat ihn aber nicht gehindert, mit Steinen zu werfen. Er brachte es fertig, dem berühmten protestantischen Philologen Joseph Justus Scaliger (1540–1609) vorzuwerfen, dass der verkommen genug gewesen sei, das gleiche antike Gedichtbuch der Priapea zu kommentieren. Auch Scaliger seinerseits hatte das freilich nur mit Bedenken getan. In der Einleitung zu seinem 1573 erschienenen Kommentar schrieb er über die Römerzeit: „Verfluchen muss man aber jene Epoche, in der es Menschen erlaubt war, Schandwerke zu verfassen, während auch Schandtaten nicht verboten wurden."

    Wie sich bei der Betrachtung freizügiger antiker Texte thematische und wissenschaftliche Neugier mit Empörung mischte, so auch bei der Auseinandersetzung mit erotischen Darstellungen auf römischen Fundobjekten. Das gilt etwa für die sog. Spintrien. Das sind münzförmige Metallmarken, die auf der Vorderseite verschiedene Formen und Stellungen von Liebesakten zeigen (Abb. 52 und 55 – 56). Ihre Deutung ist bis heute unsicher. Man hat an Eintrittsmarken für Bordelle, an sonstige Berechtigungsmarken oder auch an Brettspielsteine gedacht.

    Mit den Spintrien hat sich unter anderem wieder ein Autor beschäftigt, der an sich fest auf dem Boden

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