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Die Kinder des Kapitän Grant
Die Kinder des Kapitän Grant
Die Kinder des Kapitän Grant
eBook905 Seiten12 Stunden

Die Kinder des Kapitän Grant

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Über dieses E-Book

Auf der ersten Fahrt mit seiner neuen Dampfjacht Duncan findet der Schotte Lord Glenarvan im Magen eines Haies eine Flaschenpost, in der der durch Schiffbruch verschollen geglaubte Kapitän Grant und zwei Matrosen mitteilen, wo sich die Überlebenden befinden: Die geografische Breite ist 37° 11‘ südlich, jedoch die Länge ist unlesbar. Sie können überall auf der Welt sein. Glenarvan beschließt, seinen schottischen Landsmann Grant zu retten - zusammen mit seiner frisch Vermählten Lady Helena, seinem Vetter Major MacNabbs sowie Grants Kindern. Die Duncan wird für die Reise nach Südamerika ausgerüstet.
SpracheDeutsch
Herausgeberaristoteles
Erscheinungsdatum10. Sept. 2013
ISBN9783733901103
Autor

Jules Verne

Jules Verne (1828-1905) was a French novelist, poet and playwright. Verne is considered a major French and European author, as he has a wide influence on avant-garde and surrealist literary movements, and is also credited as one of the primary inspirations for the steampunk genre. However, his influence does not stop in the literary sphere. Verne’s work has also provided invaluable impact on scientific fields as well. Verne is best known for his series of bestselling adventure novels, which earned him such an immense popularity that he is one of the world’s most translated authors.

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    Buchvorschau

    Die Kinder des Kapitän Grant - Jules Verne

    erscheinen!«

    Neuntes Kapitel: Die Maghellaens-Straße.

    Als Paganels Entschluß bekannt wurde, herrschte allgemeine Freude an Bord. Der kleine Robert sprang ihm mit gradezu toller Lebhaftigkeit an den Hals. Wenig fehlte, so wäre der würdige Herr Sekretarius rücklings hingeschlagen.

    »Ein derber kleiner Musje!« meinte er – »aber ich will ihm schon Geographie beibringen!«

    Da ihn nun John Mangles in die Schere genommen hatte, um ihn zum Seemann, Glenarvan, um ihn zu einem energischen, der Major, um ihn zu einem kaltblütigen, Lady Helena, um ihn zu einem edlen, und Mary Grant, um ihn zu einem dankbaren Menschen, dankbar vor allem gegen solche Wohlthäter, zu machen, konnte es allem Anscheine nach gar nicht ausbleiben, daß Robert dereinst ein vollendeter Gentleman werden würde.

    Der »Duncan« war schnell mit neuen Kohlen versorgt. Dann wandte er diesen unwirtlichen Gestaden den Rücken und gewann mit westlicher Fahrt die Strömung der brasilianischen Küste. Am 7. September, nachdem er unter einer kräftigen Nordbrise den Aequator passiert hatte, steuerte er in die südliche Halbkugel.

    Die Ueberfahrt vollzog sich also ohne Mühe. Alles hatte die beste Hoffnung. Auf dieser Expedition zur Aufsuchung des Kapitäns Grant schien sich die Summe der Wahrscheinlichkeiten mit jedem Tage zu mehren. Einer der Zuversichtlichsten an Bord war der Kapitän. Aber bei ihm wurzelte das Vertrauen vornehmlich in dem ihm am Herzen liegenden Wunsche, Miß Mary glücklich und tröstlich zu sehen; es hatte sich seiner ein ganz besonderes Interesse für dieses junge Mädchen bemächtigt, und dieses Gefühl verbarg er so geschickt, daß es, außer Mary Grant und ihm, alle Welt an Bord des ›Duncan‹ merkte.

    Der allerglücklichste Mensch der südlichen Halbkugel war, aller Wahrscheinlichkeit nach, der gelahrte Geograph; er saß tagelang über dem Studium der Landkarten, mit denen er die Tafel im Quartierraum bedeckte. Infolgedessen gab es Tag für Tag Auseinandersetzungen mit Mr. Olbinett, wenn er nicht »decken« konnte. Aber Paganel hatte die sämtlichen Tischgäste des Kajütendecks auf seiner Seite, bis auf den Major, den geographische Fragen höchst gleichgiltig ließen, vornehmlich zur Essenszeit. Gesteigert wurde die glückliche Stimmung des gelehrten Herrn noch durch den Umstand, daß er in den Koffern des Schiffsleutnants eine ganze Schiffsladung von ausrangierten Büchern entdeckte, darunter eine nicht geringe Anzahl von spanischen Werken, die niemand an Bord verstand. Paganel faßte deshalb vom Flecke weg den Entschluß, die Sprache des Cervantes zu erlernen. Ihre Kenntnis mußte seine Forschungen am chilenischen Gestade wesentlich erleichtern. Dank seiner Befähigung zum Polyglottismus verließ er sich stark darauf, dieses neue Idiom bei der Ankunft in Concepcion geläufig zu sprechen. Mit inbrünstigem Eifer studierte er darauf los, und in einem fort hörte man ihn alle möglichen Fremdlaute flüstern oder murmeln.

    In seiner Mußezeit unterließ er nicht, dem kleinen Robert praktischen Unterricht zu erteilen, und lehrte ihn die Geschichte der Küstenländer, denen sich der »Duncan« mit solcher Geschwindigkeit näherte.

    Es war am 10. September, unter 5 Grad 37 Minuten Breite und 31 Grad 15 Minuten Länge, als Lord Glenarvan Kenntnis von einer Sache erhielt, die wahrscheinlich mancher Klügere nicht weiß. Paganel erzählte die Geschichte Amerikas, und um zu den großen Seefahrern zu kommen, deren Schiffe damals diesen Kurs verfolgten, ging er bis auf Christoph Columbus zurück; dann schloß er mit dem Hinweise, daß der berühmte Genuese gestorben sei, ohne zu wissen, daß er eine neue Welt entdeckt habe. Die ganze Zuhörerschaft erhob Einspruch hiergegen. Paganel beharrte bei seiner Behauptung.

    »Was ich sage, ist so gewiß wie etwas!« setzte er hinzu – »den Ruhm des Genuesen schmälern zu wollen, liegt mir fern; aber die Thatsache besteht. Gegen Ausgang des 15. Jahrhunderts waren die Geister bloß von einem Gedanken beherrscht: die Verkehrswege mit Asien zu erleichtern und auf den Straßen des Westens den Osten zu suchen, mit einem Worte: auf dem kürzesten Wege nach dem »Lande der Gewürze« zu gelangen. Das war es, wonach Columbus trachtete. Er unternahm vier Reisen. Er berührte Amerika an den Küsten von Cumana, Honduras, an der Moskitoküste, an den Küsten von Nicaragua, von Veragua, von Costa-Rica, von Panama, und all diese Küsten hielt er für Landesteile von Japan und von China. Er starb, ohne sich über die Existenz eines großen Festlandes Klarheit verschafft zu haben, dem er nicht einmal seinen Namen vermachen sollte.«

    »Ich will Ihnen ja glauben, lieber Paganel,« erwiderte Glenarvan: »ein bißchen Verwunderung erlauben Sie mir aber wohl und auch die Frage, welches sind die Seefahrer, die die Wahrheit betreffs der kolumbischen Entdeckungen erkannt haben?«

    »Seine Nachfolger: Ojeda, der ja Columbus schon auf seinen Meerfahrten begleitet hatte, ebenso auch Vincente Pinzon, Vespuccio, Mendoza, Bastidas, Cabral, Solis, Balboa. Diese Seefahrer umschifften die östlichen Küsten Amerikas; sie bestimmten, gen Süden vordringend, seine Grenzen, gleich uns um ganze 360 Jahre früher von dieser Strömung getragen, die jetzt uns trägt! Bitte, meine Freunde! an ganz derselben Stelle, wo Pinzon im letzten Jahre des 15. Jahrhunderts den Aequator passierte, haben auch wir ihn passiert, und wir nähern uns jetzt jenem achten Grade nördlicher Breite, unter welchem er an der Küste Brasiliens landete. Ein Jahr darauf fuhr der Portugiese Cabral bis zum Hafen Seguro. Vespuccio ging auf seiner dritten Expedition im Jahre 1502 noch weiter südlich. Im Jahre 1508 thaten sich Vincente Pinzon und Solis zu einer Entdeckungsfahrt an den amerikanischen Küsten entlang zusammen, und 1514 entdeckte Solis die Mündung des Rio de la Plata, wo er von den Eingebornen gefressen wurde. Magelhaen blieb der Ruhm, den Kontinent zu umschiffen. Dieser große Seefahrer stach 1519 mit fünf Fahrzeugen in See, fuhr an den Küsten von Patagonien entlang, entdeckte den Hafen Desideria, den Hafen San-Julian, wo er lange vor Anker blieb, fand unter dem 52. Breitengrade jene Meerenge der Eintausend Jungfrauen, die seinen Namen führen sollte, und gelangte am 28. November 1520 durch diese Enge in den Stillen Ozean. Ach! welche Freude muß er empfunden haben, und welche Erregung mag sein Herz ergriffen haben, als er ein neues Meer am Horizont unter den Strahlen der Sonne blinken sah!« –

    »Ja, Monsieur Paganel, ja!« rief der Knabe Robert Grant, von den Worten des Geographen in Begeisterung versetzt, »da hätte ich wohl dabei sein mögen!«

    »Ich auch, mein Junge, und wenn mich der Himmel 300 Jahre früher in die Welt geschickt hätte, so würde ich mir eine solche Gelegenheit auch nicht haben entgehen lassen!«

    »Das wäre aber für uns recht schade gewesen, Monsieur Paganel,« bemerkte Lady Helena, »denn Sie würden dann nicht jetzt auf dem Kajütendeck des »Duncan« sitzen und uns diese Geschichte erzählen.«

    »Dann hätte es ein anderer an meiner Stelle gethan, gnädige Dame, und würde noch beigefügt haben, daß die Feststellung der westlichen Küste den Brüdern Pizarro zu verdanken ist. Diese kühnen Abenteurer waren große Städtegründer. Cusco, Quito, Lima, Santiago, Villarica, Valparaiso und Concepcion, wohin uns der »Duncan« führt, sind ihr Werk. Das war die Zeit, wo sich durch Zusammentreffen der Pizarro'schen mit den Magelhaen'schen Entdeckungen die Skizzierung der amerikanischen Küsten auf den Karten vollzog – zur höchsten Genugtuung für die Gelehrten der alten Welt.«

    »Ei, mich,« rief Robert, »mich hätte sie noch nicht befriedigt!«

    »Warum denn nicht?« antwortete Mary, ihren kleinen Bruder ins Auge fassend, den die Geschichte dieser Entdeckungen in so hohem Maße begeisterte.

    »Ja, mein Junge! warum nicht?« fragte Lord Glenarvan mit dem ermutigendsten Lächeln.

    »Weil ich hätte wissen müssen, was jenseits der Magelhaensstraße lag,« versetzte Robert.

    »Bravo, mein Freund,« antwortete Paganel, »ich würde ganz ebenso gedacht haben – würde ebenfalls haben wissen wollen, ob sich der Kontinent bis zum Pole erstreckt, oder ob, wie Drake annahm, ein Landsmann von Ihnen, ein freies Meer vorhanden war. Es steht also fest, daß Robert Grant sowohl wie Jacques Paganel, hätten sie im 17. Jahrhundert gelebt, sich in Schoutens und Lemaires Gefolge – zweier Holländer, die darauf brannten, die richtige Lösung dieses geographischen Rätsels zu machen – eingeschifft haben würden.«

    »Waren das Gelehrte?« fragte Lady Helena.

    »Nein; aber kühne Kauffahrer, denen die wissenschaftliche Seite der Entdeckungen herzlich wenig Sorgen machte. Es existierte damals eine holländisch-ostindische Gesellschaft, die den gesamten Handel in der Magelhaensstraße als ihrer ureigenen Domäne beherrschte. Da man nun zu jener Zeit keinen andern Weg kannte, um auf den Straßen des Westens nach Asien zu gelangen, stellte dieses Privilegium einen richtigen Schiffahrtswucher dar. Verschiedene Kaufherren wollten deshalb gegen dieses Monopol ankämpfen durch Entdeckung eines andern Seeweges, und unter ihrer Zahl befand sich ein gewisser Isaak Lemaire, ein intelligenter, gebildeter Mann. Er rüstete auf seine Kosten eine Expedition aus, über die er seinen Neffen Jakob Lemaire und einen erprobten Seefahrer Namens Schouten, vom Kap Horn gebürtig, als Befehlshaber setzte. Diese kühnen Männer gingen im Juni 1615 in See, fast ein Jahrhundert später als Magelhaen; sie entdeckten den Lemairesund zwischen Feuerland und Staatenland, und am 12. Februar 1616 umsegelten sie jenes berüchtigte Kap Horn, das ein erheblich größeres Anrecht als sein Bruder, das Kap der guten Hoffnung, auf den Beinamen eines »Vorgebirges der Stürme« gehabt hätte!«

    »Ja, ganz sicher! dabei hätte ich sein wollen!« rief Robert.

    »Und Du hättest aus der Quelle der frischesten Erregungen geschöpft, mein Junge,« fuhr Paganel, in Feuer geratend, fort; »giebt es denn wirklich eine echtere Genugthuung, eine reinere Freude als die des Seefahrers, der seine Entdeckungen auf der Karte an Bord markiert? Er sieht, wie sich die Länder allmählich unter seinen Blicken gestalten. Insel um Insel, Vorgebirge um Vorgebirge; sieht, wie sie so zu sagen aus dem Schoße der Fluten aufsteigen! Anfangs sind die Grenzen unbestimmt, zerrissen, zerstückelt! Hier ein vereinzeltes Kap, dort eine einsame Bucht, weiter ab ein im Raume verlorener Golf. Dann vervollständigen sich die Entdeckungen, die Linien stoßen zusammen, der punktierte Teil auf der Karte räumt dem skizzierten den Platz; die Baien buchten bestimmte Küsten aus, die Vorgebirge lehnen sich an gewisse Ufer; endlich entfaltet sich der neue Kontinent mit seinen Seen, Bächen, Flüssen, seinen Bergen, Thälern und Ebenen, seinen Dörfern, Städten und Residenzen auf dem Globus in all seiner gloriosen Pracht! Ach, liebe Freunde! ein Entdecker von Ländern ist ein richtiger Erfinder! dessen Aufregungen und Ueberraschungen empfindet auch er! Aber jetzt ist dieses Bergwerk nahezu erschöpft. Es ist nun alles gesehen, alles rekognosziert, alles erfunden worden, was an Kontinenten und neuen Welten da ist – und uns, als die letzten in der geographischen Wissenschaft, bleibt nun nichts mehr zu vollbringen!«

    »O doch, lieber Paganel!« erwiderte Glenarvan.

    »Und was denn wohl?«

    »Das, was wir vollbringen!«

    Unterdes schoß der »Duncan« auf dieser Straße eines Vespuccio und Magelhaen mit erstaunlicher Geschwindigkeit vorwärts. Am 15. September passierte er den Wendekreis des Steinbocks, und das Vorderschiff oder die Nase wurde der Einfahrt der berühmten Meerenge zugekehrt. Mehrmals kamen die niedrigen Küsten von Patagonien in Sicht, aber wie eine kaum sichtbare Linie am Horizont; man segelte in einem Abstande von über zehn Meilen an ihnen vorbei, und Paganels berühmtes Fernrohr gab von diesen amerikanischen Ufern bloß einen unbestimmten Begriff.

    Am 25. September befand sich der »Duncan« auf der Höhe der Magelhaenstraße. Ohne Zaudern fuhr er in dieselbe ein. Dieser Straße wird von den Dampfern, die sich in den Stillen Ozean begeben, in der Regel der Vorzug gegeben. Ihre genaue Länge beträgt bloß 376 Meilen, die Schiffe vom stärksten Tonnengehalt treffen dort überall auf tiefes Wasser, selbst in dichter Nähe der Küste, auf trefflichen Ankergrund, reiche Wasseradern, fischreiche Flüsse, wildreiche Wälder, an zwanzig Stellen auf sichre, leicht zugängliche Landungsstellen, endlich auf tausenderlei Hilfsquellen, die in der Lemairestraße ebenso fehlen wie an den furchtbaren Felsen des unaufhörlich von Orkanen und Stürmen umtobten Kaps

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