Sehnsucht und Erwachen: Das gesammelte Schweigen der Jahre im Feuer
Von Mario Stenz
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Über dieses E-Book
Und die Gedichte, die das Schweigen brechen, bringen die Erfahrung der Liebe in ihren vielen Facetten, der Sehnsucht und des Verlusts, des Umbruchs und der Erprobung zum Ausdruck. Ebenso wie sie den Erlebnissen des Aufbruchs, der Abgrenzung, der Kritik und des Spotts, des Idealismus und der Reise, des Rausches und der Euphorie, der Einsamkeit und des Schwermuts, des gottlosen Gebets, der Andacht und philosophisch-spirituellen Suche nach eigenen Antworten, Zielen und postmateriellen Werten zu einer poetischen Sprache verhelfen.
Die Formen der Gedichte reichen dabei von Gedanken- über Erlebnis- bis hin zur Liebeslyrik.
Der Gedichtband mag darum für jene LeserInnen von besonderem Interesse sein, die diese klassischen Gedichtformen schätzen und den genannten Erfahrungen etwas abgewinnen können.
Mario Stenz
Jahrgang 1978, nach langen Reisen und einer ausgeprägten "Sucher- und Versucherphase", Studium der BiIdungswissenschaften mit den Schwerpunkten Erwachsenenbildung, Sport und Philosophie. Zudem: Teilstudium der Fächer Wirtschaft und Geschichte. Tätigkeit: Lehrer für die Fächer Pädagogik und Ethik.
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Buchvorschau
Sehnsucht und Erwachen - Mario Stenz
Widmung und Danksagung:
Ich widme dieses Buch allen Menschen, Orten und Anlässen durch deren Begegnungen ich zu diesen Gedichten inspiriert wurde, vor allen I. S.
„Jeder von uns ist (…) das Bruchstück eines Menschen, da er aus einem Teil in zwei zerschnitten ist wie die Schollen. So also sucht immer ein jeder das zu ihm gehörende Bruchstück."
(Platon)
„Das Unbeschreibliche,
Hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan."
(Johann W. Goethe)
„Die Jugend kennzeichnet nicht einen Lebensabschnitt, sondern eine Geisteshaltung; sie ist Ausdruck des Willens, der Vorstellungskraft und der Gefühlsintensität. Sie bedeutet Sieg des Mutes über die Mutlosigkeit, Sieg der Abenteuerlust über den Hang zur Bequemlichkeit. Man wird nicht alt, weil man eine gewisse Anzahl Jahre gelebt hat: Man wird alt, wenn man seine Ideale aufgibt. Die Jahre zeichnen zwar die Haut - Ideale aufgeben aber zeichnet die Seele."
(Marc Aurel)
„Also entrinnst du
Dem Menschengebuhl
Dem Allerwelts-Elan!
Du fliegst deine Bahn…"
(Arthur Rimbaud)
Die Straße des Exzesses führt zum Palast der Weisheit.
(William Blake)
Inhalt
Einleitende Worte
Zuneigung
Eingang in ein paar Zeilen
Episoden des Erwachens
Entfremdung
Lächeln
Autorität
Werden
Neuzeit
Müdigkeit
Teilhabe
Trost
Rausch
Geleit
Ungewissheit
Maß
Schuld
Neuanfang
Sonnenschein
Geschmack
Traum
Brücke
Zeichen der Sehnsucht
Sehnsucht
Feuer
Augenblick
Herbstmorgen
Sternenbild
Nackt
Glut
Heimweg
Flüstern
Morgen
Tugend
Idiot
Einheit
Geschwister
Licht
Kälte
Unterwegs in Afrika und anderswo
Abschied
Stadtnachtgedanken
Müßiggang
Leben
Geschenk
Sehnsucht
Wüste
Easy
Vertrauen
Muschel
Bekenntnis
Abschied
Suche
Eine
Wochenende
Komfort
Heimweh
Jenseits
Hindernis
Bòheme
Gesang
Erfahrung aus Indien und ähnliches
Väter
Fortgang
Gebet
Lachen
Einer
Frieden
Zwiegespräch
Besserung
Shiva
Leidgesang
Schwermut
Ekel
Abrechnung
Einsamkeit
Dichtung
Anmaßung
Weggefährten
Wellenberge
Gipfelmusik
Stadtpalastdschungel
Eins
Schrei
Ikonen
Ausblick
Prinzessinnen
Fortsetzungen der Suche
Sonne
Genügsamkeit
Entzweifelung
Wiedersehen
Postulat
Überwindung
Flug
Weg
Schweigen
Aura
Regen
Welttraum
Bürde
Schönheit
Liebe
Triumph
Platz
Gebt
Du
Antwort
Selbstsein
Tristesslicht
Abschied
König
Passagen der Stille
Pflicht
Unterwegs
Namenlose
Gesang
Schweigen
Rauchschwaden
Anteile
Gebrochen
Bedürfnis
Reifejahre
Lärm
Schauspiel
Eigenheit
Stolz
Hypnose
Nenner
Verkopft
Dankbarkeit
Chemie
Zwiegespräch II
Herbstlicht
Palast
Kavalier
Abgeschieden
Gast
Treibstoff
Freude
Glück
Fragmente der Heimkehr
Musik
Anruf
Schatten
Treiben
Neubeginn
Muse
Fund
Singen
Geduld
Erinnerung
Dank
Eröffnung
Gedanken
Hoffnung
Augen
Aufgabe
Gabe
Worte
Bereitschaft
Ohnmacht
Traum
Freudenhaus
Wissen
Atem
Gang
Ende
Blick
Lichtung
Verzeihung
Zerrissenheit
Zuflucht
Obdachlos
Ergänzung
Sperrstunde
Vergangen
Umbruch
Epilog
Gewissheit
Einleitende Worte
Der vorliegende Gedichtband artikuliert das gesammelte Schweigen und die leisen Töne aus einer ausschweifenden und erfahrungsreichen Zeit. Es bringt das Flüstern und die bisweilen zurückgehaltenen Beobachtungen eines introvertierten Charakters zum Ausdruck. Denn obgleich das Leben in der hier umschriebenen „Sucher- und Versucherphase" objektiv gesehen wild, maßlos und anmaßend, weitläufig und weltoffen, schwermütig und doch bejahend, rauschhaft und selbstzerstörerisch war, der Geist der Neugierde und Unruhe mich umhertrieb, kein Fest ausgelassen wurde, kein Exzess ausgedehnt genug sein konnte, die Nächte und Reisen immer zu kurz waren und fast jede Erfahrung meinem Lebenshunger willkommen war, so blieb ich auf der subjektiven Seite dennoch ein empfindsamer, verletzlicher, verschlossener, nachdenklicher und kreativer Mensch, den nur die Freundschaft und ein Notizbuch vor dem Gefühl der Vereinsamung schützte. Und um diese andere Seite ausleben zu können, gewährte mir neben der Freundschaft auch die Dichtung eine Möglichkeit des geistigen Überlebens. In dieser Kunstform fand ich eine Zuflucht für die vielfältigen Erlebnisse, Augenblicke und Gedanken, um so das eigene Innenleben auszudrücken und die Erfahrungen zu konservieren.
Die hier abgedruckten Gedichte entstammen dieser Phase des lauten, des suchenden und versuchende, des sehnsüchtigen und aus- und umherschweifenden Lebens. Und wer das Vorwort bisher gelesen hat, der wird geahnt haben, dass der Gedichtband kein Alterswerk ist. Er entstammt der letzten Phase des Erwachsenwerdens.¹ Und die Zeit des Erwachsenwerdens ist oft auch eine Zeit des zweiten Erwachens, dann wenn man seine Sozialisation hinter sich lässt: des Erwachens von wesentlichen Lebensfragen und der Suche nach einem tragfähigen Lebensentwurf und der damit verbundenen Sehnsucht nach Verwirklichung.
Und wer wach und sich seiner existenziellen Einmaligkeit wirklich bewusst wird, für den ist das Leben oft eine problematische Angelegenheit. Zumindest ist dies für jene so, die nicht den „gewöhnlichen Weg gehen wollen, jene, die den Ethos des Etablierten, die Haltung der Herde verneinen, die sensibel für sich und ihre Umwelt sind, die den Mut besitzen sich auch gegen Widerstände auszuleben, da sie vielleicht eine andere Lebensauffassung haben als die eigene Herkunft es erwarten lässt. Darum zeichnet sich diese Phase auch durch die Kollision von eigenen Ansprüchen, Prinzipien und Idealen mit den gesellschaftlichen Erwartungen und Verpflichtungen aus. Zudem ist man gerade in der heutigen Zeit in besonderem Maße einer reiz-, möglichkeits- und informationsüberladenen „Multioptionsgesellschaft
(P. Gross) ausgesetzt, wodurch die Zeit des Erwachsenswerdens vor allem durch Infragestellung, Orientierungssuche, Sehnsüchten und Ängsten geprägt ist.
Dieser Lyrikband schildert in vielfältigen Gedichten diese suchende und versuchende Phase des „zu sich und zur Welt-kommens". Es ist das poetische Dokument einer persönlichen „Sattelzeit" (R. Koselleck), da in dieser Phase grundlegende persönliche Werte für das weitere Leben gefunden wurden. Ferner schildert es die inneren Kämpfe und die Intensität der erstmaligen Erfahrungen, die autosuggestiven, lyrischen Monologe und Auseinandersetzungen mit sich und der Welt, in die man ungefragt hineingesetzt wurde. Somit zielt es darauf ab, einer eigenen Geschichte des Erwachens und Erwachsenwerdens Ausdruck zu verleihen. Und dieses das Schweigen brechende Wachwerden kennzeichnet im Einzelnen die Erfahrung der Liebe in ihren vielen Facetten, Sehnsucht und Verlust, Umbruch und Erprobung, es ist Aufbruch, Abgrenzung, Kritik und Spott, es ist Idealismus und Reise, Rausch und Euphorie, Einsamkeit und Schwermut, Gebet, Andacht und philosophisch-spirituelle Suche nach eigenen Antworten, Zielen und postmateriellen Werten. Zumindest nahm ich die Phase meines Erwachsenwerdens und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen so wahr.²
Einen besonderen Stellenwert nimmt im Gedichtband ein menschliches, ewig aktuelles Grundbedürfnis und Gefühl ein, das nicht nur dem Erwachsenwerden zuzuschreiben ist, sondern das in allen Lebensaltern mehr oder weniger präsent ist und ersehnt wird: die Liebe. Und die Liebe wird in ihren Nuancen und ihren Höhen und Tiefen umschrieben: Die Sehnsucht danach, ihre Idealisierung, Verliebtsein, Angst vor Zurückweisung, Verlust und versuchter Neuanfang…
Wenn mich jemand früge, welches Lebensgefühl im Gedichtband durchklingt, dann würde ich antworten, dass eine Art romantischer Existenzialismus dem Gedichtband die Grundstimmung gibt. Denn was zählt ist das bewegte, einsame Erlebnis der Innerlichkeit, die Liebe in ihren verschiedenen Farben, „die Natur" als Ursprung und Spiegel³ und das ambivalente Gefühl vom „Schwindel der Freiheit" (Kierkegaard), das sich in der oft beängstigenden Auseinandersetzung mit dem individuellen Lebensentwurf und den eigenen zu beantwortenden Lebensfragen zeigt.
Die Chronologie der Entstehung der ausgewählten und überarbeiteten Gedichte wurde weitestgehend beibehalten⁴, da sie – dies sei vorweggenommen - einer gewissen Dramaturgie nicht entbehren. Dies bedeutet aber nicht, dass die Gedichte nicht einzeln gelesen werden könnten. Sie sind auch in der Lage allein und ohne Kontextualisierung zu bestehen, denn sie sind m. E. in weiten Teilen allgemein genug gehalten, dass sich für viele LeserInnen anschlussfähig und unterhaltend sind.
Die ausgewählten Gedichte sind weitestgehend in Reimform verfasst, da die Reimschemata mir - rückblickend betrachtet - zu diesem Zeitpunkt eine Struktur und kognitive Stütze gaben, Gefühle, Gedanken und die vielfältigen Erfahrungen für mich selbst in dieser Art zu ordnen und sie gleichzeitig in eine klassische, kunstvolle Form zu kleiden – ohne hoffentlich allzu künstlich, pathetisch, gestelzt und kitschig zu klingen. Aber bei Lyrik geht es m. E. nicht so sehr um die Form, sondern um den Inhalt. Denn es ist einerlei, ob ein Gedicht