Marte Meo im Überblick
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Über dieses E-Book
In einem zweiten Teil finden sich zahlreiche Arbeitsmaterialien, die sich in der praktischen Anwendung von Marte Meo bewährt haben.
Theoretisch interessierte LeserInnen finden eine Fülle von Verweisen auf ergänzende und weiterführende Literatur.
Christian Hawellek
Dr. phil. Christian Hawellek, Diplom-Pädagoge, Supervisor, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Erziehungs-, Ehe- und Familienberater, ist Leiter des Norddeutschen MarteMeo-Instituts. tuts und Lehrbeauftragter der Universität Osnabrück.
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Buchvorschau
Marte Meo im Überblick - Christian Hawellek
In Erinnerung an Hans Honders.
Inhalt
Zum Gebrauch des Buches
Marte Meo
Videobilder: Brücken zwischen Ideen und Wirklichkeit
Entwicklung unterstützen: Das Marte Meo Modell
Unterstützung entwickeln: Die Marte Meo Methode
Arbeitsmaterialien
Beobachtungsfenster zur Einschätzung und Unterstützung von Entwicklungsschritten (Checklisten).
Vorschläge für Mustervereinbarungen zur Erstellung und Nutzung der Videoaufnahmen
Marte Meo Weiterbildungen
Anmerkungen
Literatur
Zum Autor
Zum Gebrauch des Buches
Marte Meo ist eine mittlerweile bekannte und verbreitete¹ beobachtungsgeleitete Methode, Menschen in ihren Entwicklungs- und Lernprozessen und bei der Bewältigung von Problemen zu unterstützen.
Die Fachliteratur zu Marte Meo ist in den letzten Jahren deutlich angewachsen.² Die Begründerin von Marte Meo, Maria Aarts, hat immer Wert darauf gelegt, dass ihre Bücher für die Leser verständlich geschrieben sind. Aus diesem Grunde sind dort Fachbegriffe und Fremdworte kaum zu finden. In dieser Tradition steht ebenfalls das Einführungsbuch von Mette Isager.³ Dem gegenüber stehen die Bücher anderer Autoren⁴, die eher einen Anschluss an die bestehende theoretische und wissenschaftliche Literatur gesucht haben.⁵
Der vorliegende Text versteht sich als ein „Kennenlernbuch" für alle Leserinteressen.
Es versucht daher, beides miteinander zu verbinden:
Der erste Teil beschreibt das Modell und die Methode von Marte Meo. Der Text bemüht sich um Verständlichkeit und Einfachheit in den Formulierungen. Damit entspricht er der Forderung von Maria Aarts, dass die Informationen über Marte Meo möglichst allgemeinverständlich sein sollten.
Er knüpft ebenfalls an die Bemerkung eines meiner geschätzten Lehrer an:
„Viele Sätze, unter der Markenartikelbezeichnung ‚Wissenschaft’ gedruckt und verkauft, haben Ähnlichkeit mit Särgen. Was drin liegt stimmt und – fast hätte ich, vom Stabreim verführt ‚stinkt’ geschrieben, aber selbst das wäre zu viel. Es hat überhaupt keine Funktion, außer der richtig zu sein und steril dazuliegen. (...)
Dass Wissenschaft Auseinandersetzung mit Sachverhalten ist, haben wir gelernt. Dass sie Auseinandersetzung mit Lesern ist, (noch) nicht" (Jürgen Henningsen).⁶
Die Fußnoten sind für diejenigen von den Lesern und Leserinnen gedacht, die dennoch an weiterführenden theoretischen Ausführungen und Hinweisen interessiert sind und Anregungen von wissenschaftlichen und theoretischen Texten erwarten.
Im zweiten Teil des Buches befinden sich verschiedene Arbeitsmaterialien. Dazu gehören sog. Checklisten, die helfen geeignete Momente in Videoclips für die Präsentationen in den Marte Meo Beratungen aufzuspüren. Die Checklisten orientieren sich an typischen Problemen in alltäglichen sozialen Beziehungen, speziell in den Eltern – Kind –Beziehungen, die häufig Anlass für das Aufsuchen professioneller Hilfen sind.
Weitere Arbeitsmaterialien sind Beispiele für Vereinbarungen über die Durchführung von Marte Meo Beratungen und den Umgang mit dem Videomaterial. Ferner gibt es einen Überblick über den Aufbau von Marte Meo Weiterbildungen so wie Anmerkungen und Literaturhinweise.
Marte Meo
Der Begriff Marte Meo bezeichnet eine Erfahrung, die Menschen machen, wenn sie etwas aus eigener Kraft erreicht haben. Bei kleinen Kindern kann man gut beobachten, wie stolz sie sind, wenn sie etwas ohne Hilfe geschafft haben, etwa wenn sie zum ersten Mal einige Meter alleine mit dem Fahrrad gefahren sind. Sie können es dann kaum abwarten, es ein zweites und drittes Mal zu tun. Ihre Energie ist nun darauf gerichtet, diese gute neue Erfahrung zu wiederholen und damit zu festigen. Daran wird deutlich, dass die Bezeichnung „Marte Meo" das Kernelement positiver und aktivierender Entwicklungen bezeichnet⁷, die Erfahrung nämlich, aus eigener Kraft etwas zu erreichen und zu bewirken.
Die Wiederholungen von denen in unserem Beispiel die Rede ist, werden von Erfolgen, aber auch von Unsicherheiten und Rückschlägen etwa bei neuen Herausforderungen begleitet. Eine solche Herausforderung kann z.B. eine andere Wegstrecke auf unvertrautem Untergrund sein. Wenn Kinder lernen, etwas Neues aus eigener Kraft zu tun, werden sie meistens von vertrauten älteren Personen, häufig von ihren Eltern, begleitet und unterstützt. Sobald ein Kind eine neue Herausforderung meistert, sucht es den Blickkontakt mit den Eltern und möchte die Erfahrung, es alleine geschafft zu haben, mit ihnen teilen. Auch die Eltern genießen die neuen Schritte, die ihr Kind macht und sagen und zeigen dem Kind, dass sie stolz sind und sich mit ihm freuen. Bei den unvermeidlichen kleineren Rückschlägen spenden sie Trost und sagen, was das Kind beim nächsten Mal anders machen kann, um erfolgreich zu sein. Die Unterstützung der Eltern ist abhängig von der Situation „so viel wie nötig, so wenig wie möglich". Eine solche Dosierung von Hilfe macht es dem Kind möglich, seinen eigenen Entwicklungsschritt auszukosten.
Die Idee der Entwicklung von Kindern sowie generell die von Menschen, verbunden mit der Frage danach, wie Entwicklungsprozesse gezielt unterstützt und gefördert werden, zieht sich wie ein roter Faden durch Praxis und Theorie der Marte Meo Arbeit.⁸
Die besondere Beachtung von Entwicklungsprozessen taucht unter anderen Bezeichnungen ebenfalls in vielen anderen pädagogischen und therapeutischen Richtungen auf, z.B. wenn dort von Wachstum,⁹ Lernen¹⁰ oder auch von Reifung¹¹ gesprochen wird. Hand in Hand mit der Frage, wie genau Entwicklungsprozesse unterstützt und gefördert werden können, geht die Frage, wie die dazu nötigen Unterstützungsformen entwickelt werden können. Um Antworten auf beide Fragen geht es in dem vorliegenden Text.