Die Suche nach den drei Schätzen: The Search For The Three Treasures
Von Brigitte Prem
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Über dieses E-Book
Der Märchenroman ist auf Deutsch und Englisch verfasst.
Brigitte Prem
Herausgeberin: Brigitte Prem = Oma Nilpferd Autorin der Dachs-Maus-Bücher
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Buchvorschau
Die Suche nach den drei Schätzen - Brigitte Prem
Der Roman orientiert sich an dem Märchenmotiv, in dem drei Brüder aufbrechen, um dem Vater gestohlene Schätze wieder zu finden und gleichzeitig mit einer Frau heimzukehren. Die Charaktere sind anders gesetzt als im Märchen. Dabei begegnen ihnen Wesen aus der Anderswelt. Diese Wesen entsprechen im Charakter und Aussehen der Tradition, wie sie bei Goethe, Shakespeare, in Sagen und Märchen dargestellt werden. Die Brüder müssen mit modernen Problemen fertig werden.
Für Makincie and Charli
Inhaltsverzeichnis
Die Suche nach den drei Schätze
Der König und die Königin
Die Saligen
Die drei Gaben der Saligen
Der Weg zum Königtum
Herbert und der König
Die Mutter
Die kleine Salige mit dem verfilzten moosigen Haar
Der Dummling geht heim
Der Dummling
Herbert und der Dummling
Der Dummling verlässt Herbert
Dummlings Suche nach Rübezahl
Die kleine Salige mit den verfilzten moosigen Haaren.
Der Schützling der Saligen mit dem Kleid aus roten
Sonnenstrahlen
Der Dummling auf dem Weg zu Rübezahl
Der Dummling in Gefahr
Die Reise nach Kalifornien
Der Dummling wieder daheim
Rupert und Herbert
Herbert
Rupert
Rupert besinnt sich
Rupert und Herbert im fremden Land
Rupert und die Höhlis
Die Höhlis
Die drei Brüder
Ein Lagerfeuer
Nach Hause
Die drei Brüder besprechen sich
Der Dummling bei Puck
Herbert besucht wieder seinen Vater
Entscheidungen
Das Problem des Dummling
Auf ebenem Weg
Die Vila
Die Saligen
Die Suche nach den drei Schätze
Wer hat die drei Schätze gestohlen? Wer hat sie gesucht? Wer hat sie gefunden? Wer hat sie bezahlt?
Stricknadeln, die alles zu Ende führen
Ein Stein, der zu Erfolg verhilft
Ein Ring, der beliebt macht
Es war einmal ein reicher Mann. Er besaß Wälder und Felder, Häuser und Fabriken. Weil er so reich war, nannte man ihn König. Er war eigentlich kein König, denn Könige gab es nicht mehr. Er hieß nur so. Der König hatte drei Söhne.
„Wem soll ich meinen Besitz, mein Königreich, vererben?", fragte er seine Berater.
„Stell deine Söhne auf die Probe", antworteten diese ihm. Da ging der König mit seinem ältesten Sohn in einen seiner Wälder. Er atmete tief ein. Würde das folgende Gespräch ihm eine Richtlinie geben?
„Dieser Teil des Waldes ist seit 150 Jahren gleich geblieben", sagte er.
Rupert antwortete nicht. Er wusste nicht, worauf sein Vater hinaus wollte.
„Die Forstwirtschaft muss wirtschaftlich sein, denn von hier bis zur anderen Seite des Berges hängen 30 Arbeitsplätze dran".
„Was interessiert dich das?", fragte der Sohn erstaunt.
„Wir sind für die Leute verantwortlich, die für uns arbeiten", erklärte der König.
„Warum holzt du den Wald nicht einfach ab? Das Holz würde viel Geld bringen."
„Wir sind auch für die Natur verantwortlich."
Der König war enttäuscht. Er hatte dem Sohn eine forstwirtschaftliche Ausbildung angedeihen lassen. Er hatte erwartet, der Sohn würde vorschlagen, dass eine Plenterwirtschaft mit den Mitarbeitern besprochen werden könnte, die zwar weniger Geld bringen, aber die Umwelt, den Wald, schonen würde.
Der König nahm den zweitältesten Sohn zu einer Bauversammlung mit. Es ging um ein Mietshaus, das schlecht gebaut und nach 30 Jahren voller Mängel war.
Und so lud der reiche Mann, der König, den zweiten Sohn ein, mit ihm eines seiner Mietshäuser zu besichtigen. Der Sohn wollte zuerst nicht, sah aber, wie sehr seinem Vater daran lag, und ging mit.
Es war dies ein Mietshaus, das 30 Jahre zuvor fehlerhaft gebaut worden war. Es war an Leute vermietet worden, die nicht viel Miete bezahlen konnten, aber sie erwarteten doch, dass sie in diesem Haus ihr Leben verbringen konnten. Sie waren inzwischen alt geworden. Aber das städtische Bauamt hatte Abriss oder Renovierung befohlen.
„Was würdest du tun?" fragte der König seinen Sohn.
„Du könntest das Haus abreißen, luxuriös aufbauen und viel mehr Miete verlangen", schlug Herbert vor.
„Wir sind für die Mieter verantwortlich", sagte der König.
„Du wirst in dieser reichen und schönen Gegend für luxuriöse Wohnungen viel Geld verlangen können. Damit kannst du dir leisten, das alte Bauernhaus am Stadtrand zu kaufen und für diese Mieter herzurichten."
Der König blickte seinen zweiten Sohn nachdenklich an. Was der sagte, machte Sinn. Dennoch hatte er das Problem nicht ganz erfasst. Manche der Mieter waren sehr alt, und eine Umsiedelung in ein anderes, wenn auch vielleicht schöneres, Gebiet würde ihnen schwer fallen. Aber der Bub war noch jung. Vielleicht war er lernfähig?
Den Jüngsten nannte man zum Leidwesen des Königs nur den Dummling, denn man hielt nicht viel von ihm.
Als die drei Buben geboren worden waren, hatte der König darauf bestanden, für jeden Buben, Rupert, Herbert und den Jüngsten, eine salige Frau als Patin zu bitten.
Die salige Frau, die Patin von Rupert, schenkte ihm einen Stein, der zu Erfolg verhilft. Herbert bekam von seiner Patin, auch einer saligen Frau, einen Ring, der beliebt macht. Und der Jüngste bekam Stricknadeln, die alles zu Ende führen. Es waren aber Bedingungen an die Geschenke geknüpft: Die Besitzer mussten guten Willens sein, sie durften also willentlich nicht Schaden zufügen.
Die Besitztümer befanden sich jedoch noch nicht in der Hand der jungen Männer, weil der Vater sie nicht für reif genug hielt. Der Vater hatte die drei Kostbarkeiten in seinem Safe eingeschlossen.
Da der König jetzt so viel über seine Söhne nachdachte, öffnete er den Safe, um die drei Schätze herauszunehmen. Da merkte er, dass der Stein weg war. Er war sehr betroffen.
Der Safe war verschlossen. Er dachte darüber nach, wer die Safe-Nummer haben oder ausfindig machen könnte, aber es fiel ihm niemand ein. Da befahl er Rupert, seinem ältesten Sohn, des Nachts Wache zu halten. Aber obwohl der Stein ja ihm gehören sollte, schlief er ein, und am nächsten Tag war auch der Ring weg.
Am übernächsten Tag hielten Rupert und Herbert gemeinsam Wache.
Rupert sagte zu Herbert: „Glaubst du daran, dass der Ring dich beliebt macht?"
„Das wird sich weisen," antwortete Herbert.
„Das ist doch Unsinn, spottete Rupert.
Wenn ich Erfolg haben werde, ist das einzig und allein meiner Tüchtigkeit zu verdanken. Was sollen ein toter Stein und ein metallener Ring bewirken?"
Und die beiden schlichen sich davon und machten sich in einem Wirtshaus eine lustige Nacht.
Am Morgen war auch der Ring weg.
Nun lagen nur mehr die Stricknadeln im Safe.
„Lass mich Wache halten!" bat der jüngste Sohn seinen Vater.
„Du bist zu jung, sagte der Vater. „Für dich ist das zu gefährlich.
Aber der Dummling bat so lange, bis der Vater zustimmte. Der Dummling nahm sich Rosen mit riesigen Dornen zum Safe. Immer, wenn er einschlafen wollte, griff er in die Dornen, dass er wieder munter wurde. Trotzdem döste er so weit weg, dass er erst durch ein ganz leises Geräusch aufmerksam wurde, dass jemand beim Safe stand. Er sah nur einen Schatten. Er griff nach dem Schatten, ein lautes Geheul ertönte und die Gestalt eilte durch das Französische Fenster und durch den Garten davon.
Durch das laute Geheul war man im Haus aufmerksam geworden, und allmählich sammelten sich alle um den Dummling. In der Hand hielt er goldene Haare.
Der König ließ die goldenen Haare untersuchen, und man sagte ihm, dass sie mehr wert seien als alle drei wertvollen Schätze zusammen.
Da sagte der König: „Wenn das so ist, will ich die Frau haben, der diese Haare gehören." Und er versprach demjenigen seiner Söhne sein Königreich, der ihm die Frau bringen würde.
„Ich werde zuerst meine Stricknadeln suchen, sagte der jüngste Sohn. „Sie werden mir helfen, die Sache zu Ende zu bringen.
Die beiden anderen lachten ihn aus und erklärten ihm, dass, so wie der Stein und der Ring, Stricknadeln nur tote Dinge wären.
"Aber erkennt ihr denn nicht? Die drei Schätze sind Hilfen, um das Leben zu meistern: Die Stricknadeln führen alles zu Ende, der Stein verspricht Erfolg, und der Ring verspricht Beliebtheit.
Mit allen drei Schätzen hätten wir gemeinsam Vaters Wirtschaftsimperium gut vorstehen können."
Herbert sah den Dummling grüblerisch an. Er war zwar nicht vom Wert der Schätze überzeugt, aber er fand irgendwie, dass das, was der Dummling sagte, Gehalt hatte. Trotzdem stimmte er in das Gelächter seines Bruders, Rupert, ein, und die beiden gingen ihrer Wege.
Wie wird es dem Dummling ergehen, der doch nur ein Dummling war? Werden Herbert und Rupert Erfolg haben, und wenn ja, wer von ihnen wird die Frau mit den goldenen Haaren bekommen? Wie wird es dem alternden König ergehen? Und wer hat die Schätze? Und warum wurden sie gestohlen? Eins nach dem anderen! Im nächsten Kapitel sehen wir uns die Eltern der drei jungen Männer an.
Der König und die Königin
Die Eltern von Rupert, Herbert und dem Dummling waren reich, sehr reich. Man nannte sie König und Königin.
Aber der König war kein König; er war der Inhaber eines großen Wirtschafts-Imperiums. Wälder und Mietwohnungen gehörten ihm, Verkaufsketten und Handwerksbetriebe, auch kleinere und mittlere Industrieanlagen. König nannten ihn alle Leute, deren Leben von seinen Entscheidungen abhängig war. Der König hatte sich nicht zum König gemacht, er hatte geerbt.
Er heiratete jung. So kam es, dass er seinen Söhnen Herbert, Rupert und dem Dummling ein sehr junger Vater war.
Er interessierte sich eigentlich nicht für das Imperium seines Vaters, ihm wäre es auch recht gewesen, wenn der Vater eine Aktiengesellschaft daraus gemacht hätte. Aber er besaß ein großes Verantwortungsgefühl, und zwar nicht nur für das Imperium, sondern für die gesellschaftliche Verantwortung, die ein solches Imperium mit sich bringt. Wenn er durch die großen Hallen ging, hatte er nicht immer den Eindruck, dass die richtigen Entscheidungen getroffen wurden. Hier wurde auf Kosten der Umwelt an notwendigen Kontrollen gespart, dort eine Ölkatastrophe tot geschwiegen. In einer Industrieanlage waren die Arbeitsplätze ungesund, in der anderen die Arbeitszeiten unzumutbar. Er dachte, wenn er der Chef des Imperiums wäre, könnte er das ändern. Aber er musste lernen, dass seine Wünsche weit hinter der Wirklichkeit lagen.
Zunächst war er jung, jung und verliebt. Seine Frau war wunderschön. Er hatte sie beim Opernball kennen gelernt, und beide Familien waren sofort einverstanden. Vielleicht war es ja auch arrangiert worden. Das wusste er nicht.
Als er sie das erste Mal sah, saß er zuerst nur da und schaute und schaute. Sie war so schön.
„Warum sehen Sie mich an?" fragte sie.
„Sie sind so schön", sagte er.
„Ja? Das freut mich."
„Und Sie bewegen sich graziös wie eine Königin."
„Das muss man in dem langen Kleid, lachte sie.
Was denken Sie, wie lange ich geübt habe. Zuerst bin ich dauernd darüber gestolpert, vor allem auf den Stiegen."
Der junge Mann staunte. Er hatte nicht erwartet, dass die Schönheit der Mädchen mit Arbeit verbunden war.
Sie hatten eine kurze Brautzeit; beide Familien drängten auf frühe Eheschließung. Sie heirateten dann auch bald. Es war eine schöne Hochzeit mit vielen Leuten, mit Musik und Tanz, einem lokalen Witze-Erzähler und einer kleinen Schauspielgruppe. Die Hochzeit dauerte drei Tage. Und das Brautkleid war bemerkenswert. Der König erinnerte sich gerne an ihr Brautkleid.
Es war bodenlang, aus Seiden-Batist, oben eng anliegend, mit einem Spitzenüberwurf vom Kopf bis zum Boden. Ein Diadem im glänzendem Haar.
Ihre ersten Ehejahre reisten sie viel, denn das mochte sie. Auch, als sie schwanger wurde, reisten sie noch. Sie bekamen schnell ihre Söhne, erst Rupert, dann Herbert, dann das Dummele. Kindermädchen. Die Kindermädchen kümmerten sich mehr um die Buben als die Mutter. Aber darüber dachte der König nie nach, es gab nur manchmal einen Gedankenblitz wie eine Momentaufnahme, wenn er vage ganz kurz nachrechnete, dass ihm ja in der Ehe etwas fehlte. Aber er hatte eine schöne Frau, und sie hatte keinen Cicisbeo, das musste für sein Leben wohl genug sein.
Der König suchte die Kindermädchen aus, der König sprach den Tagesablauf ab, der König besprach mit den Kindermädchen die sportlichen Übungen und begutachtete die Kinderbücher, las wohl auch manchmal eine Gute-Nacht-Geschichte vor. Die Königin erfand manchmal Kindergeschichten, die sie den Kleinen erzählte. Die Königin hatte ihren Freundeskreis und verbrachte wohl auch Zeit mit ihm, dem König.
Sie waren noch nicht König und Königin, denn noch entschied der Vater, der Großvater von Rupert, Herbert und dem Kleinen.
Es kam ein großer Einbruch in das Leben des jungen Mannes und Vaters. Er ging durch ein Firmengelände. Er beabsichtigte so weit nichts. Es war ihm recht, wenn sein Vater eine Aktien-Gesellschaft aus der Firma machen würde. Es war wie ein Spaziergang. Da kam er in die Lagerhalle, in der die Produkte für den Einzelhandel sortiert wurden. Da hörte er zwei Männer miteinander sprechen. Es war der Abteilungsleiter für Backwaren und der Chef für die Lagerhalle.
„Legen Sie das übrig gebliebene Brot in die Kiste mit der Aufschrift 'Hintermeier'. Der Gemischtwarenhändler in der Altstadt will nur das Brot vom Bäcker Hintermeier", hörte er den Abteilungsleiter für Backwaren sprechen.
„Auf dem Brot selbst steht nur die Art des Brotes, und die Verkäuferin wird dem nicht nachgehen. Wir sind gesetzlich gedeckt und können das Brot auf gute Art verkaufen."
Der Sohn des Imperium-Eigentümers dachte, er hörte nicht recht. Er stellte die beiden Männer, den Abteilungsleiter für Backwaren und den Chef für die Lagerhalle zur Rede.
„Mir ist das nicht recht, wenn Sie Waren falsch deklarieren", sagte er.
„Nichts ist falsch deklariert", rief der Abteilungsleiter für Backwaren.
„Sie führen die Menschen in die Irre!"
„Die sind selbst schuld, wenn Sie nicht genau schauen!"
Der Sohn des Firmen-Eigentümers wandte sich an den Chef für die Lagerhalle: „Geben Sie das Brot in die richtige Kiste!" Der Chef für die Lagerhalle schaute verwirrt. Der Sohn des Firmen-Eigentümers hatte noch nie eine Entscheidung getroffen.
„Nichts da! Der Chef, der Firmen-Eigentümer, weiß Bescheid und macht das selbst so. Mischen Sie sich nicht ein!" sagte der Abteilungsleiter für Backwaren.
Der Sohn des Imperium-Eigentümers war verwirrt. Er ging zum Vater, der der Firmen-Eigentümer war.
„Es ist doch alles rechtens, sagte der. „Du hast dich doch noch nie um die Firma gekümmert. Misch dich nicht ein!
Gerne hätte er die Probleme mit seiner schönen Frau besprochen, aber die lachte nur.
„Vergiss nicht, wir gehen heute Abend ins Konzert, sagte sie. „Was denkst du, soll ich anziehen? Zum gelben Chiffon-Kleid müsste ich mir noch passende Schuhe kaufen.
Nein, die schöne Frau war wohl keine Partnerin in geschäftlichen Dingen.
Er ließ die Dinge hängen, lebte sein Leben des Vergnügens mit seiner Frau. Ein bisschen Pflicht brachten seine Söhne, denn nach wie vor besprach er sich mit den Kindermädchen und versuchte, seine Söhne emotional zu versorgen.
Die Saligen
Durch seine eigene Amme lernte er die saligen Frauen kennen. Seine Amme wünschte, dass er mehr Einfluss in der Firma haben sollte. Sie Saligen lebten im Wald, und seine Amme hatte sie gebeten, ihn zu beschützen.
„Du weißt, sagten sie zur Amme, „dass unsere Welt nicht die der Menschen ist?
„In der Menschenwelt wird er auch nicht viel Schutz finden," sagte die Amme.
„Wir wissen die Wege der Menschen nicht und können ihr Geschick nicht bestimmen, sagten die saligen Frauen. „Oft hat sogar eine von uns den Tod eines Menschen verursacht, ohne es zu wollen, weil sie seine Wege, seine Art und sein Wesen nicht kannte. Unsere Geschenke können gefährlich sein.
„Und was noch?" fragte die Amme.
„Unsere Geschenke sind an Bedingungen geknüpft."
„Und das erfährt man vorher?"
„Ja, das erfährt man vorher."
„Was soll ich tun?" fragte die Amme.
„Geh mit deinem Schützling zu uns in den Wald, wir werden uns zeigen."
Und so kam es, dass der Sohn des Imperium-Eigentümers mit seiner Amme in den Wald ging und die saligen Frauen traf. Es war keine wunderschöne Lichtung, wo man sich die Saligen normalerweise vorstellt, sondern es war dichter Wald. Die saligen Frauen standen hinter den Bäumen und wie Nebelgeschwader lugte dort ein Kleid, hier eine Haarsträhne hervor. Er hätte sie gerne gebeten, ihren wunderschönen Gesang hören zu lassen, von dem man sagt, dass er so schön sei, dass keine menschliche Stimme sich ihm anschließen könne, ohne grob und störend zu wirken. Aber er traute sich nicht. Die Amme bedeutete ihm, dass es ein ernstes Treffen war.
„Was erbittest du dir von uns?" fragte eine der Saligen. Der Sohn des Imperium-Eigentümers riss sich zusammen. Er presste die Lippen aneinander und versuchte, die Situation ernst zu nehmen.
„Ich hätte gerne Einfluss auf die Firma", sagte er.
„Das ist nicht unsere Aufgabe!" brauste eine Salige auf. Da trat eine andere vor. Er konnte ihre ganze Gestalt sehen. Sie war besteckt mit jungen Zweigen von Nadelbäumen, darüber waberte etwas wie Nebel. Ihre Haare waren lang und bewegten sich mit dem umgebenden Nebel mit. Ihr Gesicht erschien wie durch einen Schleier. Obwohl sie so nahe war, konnte er nicht erkennen, ob sie alt oder jung war.
„Ich kann dir Beobachtungsgabe verleihen, sagte sie. „Wenn du gut beobachten kannst, wird es dir möglich sein, deine Schlüsse zu ziehen und zu handeln.
„Das ist gut", sagte er.
„Was ist die Gefahr?" fragte die Amme.
„Oh, das hat er schon erlebt, rief eine andere Salige dazwischen. „Wenn er Dinge zum Guten ändern will, wird immer jemand dagegen sein. Und das kann sehr gefährlich werden. Auch wenn er nur Brot in die richtige Kiste geordnet haben will.
„Willst du das auf dich nehmen?" fragte die Amme ihren Liebling.
„Ja!" war die Antwort.
„Und was ist die Bedingung?"
„Keine Bedingung, aber eine Folge. Du wirst nie mehr glücklich sein. Denn du wirst erkennen, dass du selbst sehr böse Dinge nicht ändern kannst. Willst du das auf dich nehmen."
„Das muss ich wohl"; sagte er.
Die drei Gaben der Saligen
Da wurden die Zweige einer Tanne beiseite geschoben, dahinter wurde eine Felsspalte sichtbar. Aus der Felsspalte wallte Nebel wie durchsichtiger Stoff, hinter den Tannenzweigen schimmerte die Gestalt einer Frau.
„Meistens werden wir um Geburtsgaben für Kinder gebeten, hörten sie. „Wünscht du dir nichts für deine Kinder?
Die Amme und der Vater öffneten die Augen und standen mit offenen Mund da. Da löste sich eine Salige aus dem Tannendickicht. Ihr Kleid war aus roten Sonnenstrahlen gewoben.
„Ich schenke deinem Ältesten, Rupert, diesen Stein. Er wird ihm Erfolg bringen", sagte sie.
Es war ein gewöhnlicher Kieselstein, gut in der Hand zu halten, mit einem prachtvollen Muster aus roten Linien, wohl Eiseneinschlüssen, aber ein gewöhnlicher Kieselstein.
„Und ich schenke deinem Zweiten, Herbert, diesen Ring. Er garantiert Beliebtheit