Nach dem Sturm: Roman
Von Nellja Veremej
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Nellja Veremej
1963 in der Sowjetunion geboren, studierte an der Universität von Leningrad Russische Philologie und lebt seit 1994 in Berlin.
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Der Alexanderplatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBerlin liegt im Osten Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5
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Nach dem Sturm - Nellja Veremej
da.
I
1 Die Zauberin
Im Sommer trinkt Ivo seinen ersten Kaffee immer draußen, auf der Terrasse der Zitadelle. Auch jetzt steht er mit der Tasse in der Hand vor der Mauerbrüstung und schaut hinunter. Ein weißes Ausflugsschiff vor Anker. Der trübe Fluss mit Sonnenfunken gesprenkelt. Die Brücke. Die flache Stadt am anderen Ufer – die Dächer im alten Stadtkern wie eine Kolonie Muscheln, eingebettet in das Amphitheater der Hochhäuser, Fossilien des sozialistischen Fortschrittsgeistes. Ein Glück, dass Ivo nicht da unten wohnen muss. Hier oben auf dem Berg weht selbst im August manchmal eine frische Brise. Und auch sein Restaurant, das Platane, befindet sich hier, auf dem Attila-Platz, der die Mitte der Festungsanlage markiert.
Die Terrasse begrenzt den schmaleren, nördlichen Rand des Platzes, links und rechts ist er von zwei länglichen, dreistöckigen Gebäuden flankiert, beide mit Säulengalerien versehen, heute Archiv und Museum. In einem dieser Häuser hat Ivo sein Lokal; mit Genugtuung verfolgt er aus dem Augenwinkel, wie die Kellner die Tische draußen decken. Die schweren Flügeltüren des Restaurants stehen weit offen, drinnen flimmert ein blauer Monitor – für Ivo eine Quelle der Verzweiflung: Mit der neuen Abrechnungssoftware kommt er gar nicht zurecht, und es braucht viel List und Mühe, sein Versagen vor den Angestellten zu verbergen. Ansonsten macht ihm die Arbeit Spaß, auch wenn das Geschäft nur im Sommer gut läuft – dank der Kreuzfahrttouristen, die auf dem langen Flussweg Richtung Osten hier eine längere Rast machen. Oros ist nicht die älteste und auch nicht die schönste Festung am Fluss, liegt aber ziemlich genau in der Mitte der Route, wo der Veranstalter zu einem Brunch mit Sektumtrunk in Ivos Restaurant lädt. Ein gutes Geschäft, eigentlich überlebenswichtig: Als im letzten Sommer mehrere Schiffe wegen zu niedrigen Wasserstands kurz nach dem Ablegen strandeten, wäre Ivo beinahe bankrottgegangen. Er müsste dankbar sein, in letzter Zeit aber empfindet er den Fremden gegenüber eine leichte Abneigung – wie jetzt, beim Anblick der Gruppe, die im Gänsemarsch den Landungssteg entlang vom Schiff heruntersteigt. Bald werden sich die Besucher auf dem Platz versammeln – Baseballkappen auf den greisen Häuptern, nackte sehnige Waden unter den kurzen Hosen, schwere Kameras oder andere kluge Geräte in den fleckigen Händen.
Vor vielen Jahren verbrachte Ivo mit seinem kleinen Sohn eine Woche auf so einem Narrenschiff. Er denkt nicht gern an diese Reise zurück. Das Essen, das nach Pappe schmeckte, aber während eines senilen Abendprogramms mit fürstlichen Mienen zelebriert wurde. Und die ganze Zeit, rund um die Uhr, knurrten unter den Füßen der Tanzenden und Kauenden abertausende Pferdestärken. Dieses kaum hörbare Raunen machte ihn wahnsinnig; die anderen Fahrgäste schienen es gar nicht wahrzunehmen, von Wonne wie betäubt.
Was treibt erwachsene Menschen, denen es an nichts fehlt, in die Ferne? Überdruss oder Überfluss? Sie flüchten vor dem trüben Regen und vor dem dunklen Winter, sie bewegen sich auf Wasser, über die Erde und durch die Luft: Flugzeuge sieht man über der Festung inzwischen öfter als Vögel; Ivo schaut in den Himmel – keine einzige Wolke, nur ein paar flauschige Kondensstreifen. Immer eifriger durchmessen sie die Welt, der Länge und der Breite nach, während Ivo manchmal schon der Weg über die Brücke in die Stadt lästig ist.
In letzter Zeit spürt er die Schwerkraft und das Gewicht seines Körpers immer stärker. Dabei hat sich seine Erscheinung in den vergangenen Jahren äußerlich kaum verändert: kurzer Hals, kantiger Rumpf, borstiges, dichtes schwarzes Haar, eine Zigarette und eine Tasse türkischer Mokka. Er ist noch nicht sechzig, fühlt sich aber träge und angeschlagen. Wie mit hundert, nein, wie mit tausend, wie die Platane unten, am Fuß der Festung. Sie ist uralt und riesig, aber dieses Jahr scheint sie der Hitze nicht mehr trotzen zu können. Sonst bleibt sie bis November grün, nun ist ihre Krone schon im August mit braunen Flecken toten Laubs gescheckt. Nicht nur der Baum leidet unter der Hitze, auch die Wiesen hier oben sind gelb und riechen nach Heu und Herbst. Über der glatten steinernen Tonsur des Platzes bebt geschmolzene Luft.
Es ist kurz nach neun, die Sonne brennt aber schon wütend hernieder. Der Sommer ist auf seinem Höhepunkt angelangt, bereit, wie eine überreife Frucht jeden Moment vor Fülle zu platzen. Die ersten Touristen, die durch das Tunneltor den Platz betreten, rollen die Augen empört gen Himmel und nippen an ihren Wasserflaschen, erschöpft nach dem Aufstieg. Bevor sie sich um die Tische vor dem Restaurant versammeln, stolpern sie noch unter die Erde, in die Katakomben. Wie gigantische Wurmlöcher durchziehen die unterirdischen Gänge den Berg, in dessen Tiefen man den unverweslichen Leichnam des örtlichen Heiligen bestaunen kann (»die besterhaltene Mumie Europas«, wie der Reiseführer verrät). Wer Glück hat, bekommt auch Einblicke in das Leben der Fledermäuse – die endlosen, noch nicht restlos erkundeten Tunnelgänge des Oros beherbergen die größte Kolonie auf dem Kontinent.
Wenn der letzte Tourist unter der Erde verschwindet, ist der Platz, weiß vor Sonne, wieder leer. Nur die Kellner laufen mit Besteck zwischen den Tischen hin und her, und mitten in diesem Getümmel sitzt eine junge Frau mit einer Kaffeetasse in der Hand. Es ist Mira, Ivo hat nicht bemerkt, wie sie gekommen ist. Noch vor wenigen Augenblicken war der Tisch frei, und nun sitzt sie plötzlich da, über ein aufgeschlagenes Buch gebeugt, bunt geblümter Rock, helle ärmellose Bluse, goldbraune Arme. Eigentlich sollte an ihrer Stelle Ivos Tochter Ana hier sitzen; für sie hatte der Museumsdirektor auf Ivos Drängen einen Praktikumsplatz frei gehalten. Zum Vorstellungsgespräch erschien Ana allerdings nicht allein, sondern mit ihrer Freundin, diese sei für die Arbeit im Museum besser geeignet, ihr Vater teile diese Einschätzung. Und so sitzt dieses Mädchen hier, während seine Tochter im Ried, einer Vorortsiedlung, in einem Kinderheim arbeitet.
Die Siedlung liegt ungeschützt an dem niedrigen, versumpften Ufer, das wegen Überschwemmungsgefahr unbebaut geblieben ist. Müllhalden, Garagen, Scheunen, Lager hat es dort immer schon gegeben, neuerdings wachsen hier auch Hütten aus dem Boden. Immer mehr Flüchtlinge sickern von Süden her durch, einige ziehen weiter nach Westen, andere bleiben hier und errichten ihre Behausungen aus Müll und Lehm an dem feuchten Ufer. Neuerdings wächst die Siedlung beunruhigend schnell. Es ist nicht ganz klar, wer diese Menschen sind, welche Götter sie anbeten und welche Sprachen sie sprechen. Am späten Nachmittag, wenn die Schatten lang werden, schleichen sie in die Stadt, wo sie in Mülltonnen wühlen oder betteln. Abends ziehen sie mit ihrer dürftigen Beute wieder ab, und die engen Gassen der Siedlung füllen sich mit Leben. In der Nacht zünden die Rieder Lagerfeuer an, über denen sie Pferdefleisch auf Stöcken grillen. Oder sie backen in der glühenden Asche Igel, die sie zuvor in Lehmkugeln einmauern. Erst am frühen Morgen kommt das Leben im Ried zur Ruhe, aber selbst dann wagen es nur wenige Bürger von Gradow, die schmutzigen Gassen zu betreten. Und unter diesen wenigen ist Ana, Ivos Tochter, die frisch diplomierte Anthropologin.
Für sie sitzt Mira hier, nippt an ihrem Kaffee, raucht und blättert in einem Buch. Ihr schwarzes Haar trägt sie fest zusammengebunden, bis auf eine Strähne, die sie versunken um den Zeigefinger dreht. Wäre da nicht diese Bewegung, sie würde ein Bild absoluter Ruhe abgeben: eine junge Frau über einem geöffneten Buch im Schatten eines Sonnenschirms – ein trügerisches Bild.
Ruhestörerin nannte sie der Direktor des Museums, als er sich unlängst bei Ivo ausweinte: »Dauernd redet sie von Narrativen, mal braucht sie Bildschirme, dann will sie die Altstadt mit Infoständen vollpflastern, und ständig schickt sie mich zu Sponsoren. Wie einen Bettler! Geh selber, sag ich. Nimm den Hut und geh! Und sie geht! Wenn du wüsstest, was bei uns jetzt los ist! Vielleicht sollte sie sich in Mitrea bewerben, im Archäologischen Museum. Da wird eine Stelle frei, die einzige, dann wäre sie für alles zuständig und könnte ihren Tatendrang ausleben …«
Tatsächlich, das könnte eine Lösung sein – aus den Augen, aus dem Sinn: Mitrea liegt zwanzig Kilometer von Gradow entfernt. So würde Ivos peinliches Verlangen nach dieser Frau vielleicht bald zur Ruhe kommen. Gesagt hat er damals freilich etwas ganz anderes: »Wart erst mal ab. Die Jugend will immer alles anders und neu, aber dieser Übermut wird sich bald verlieren, glaub mir.«
Im Stillen gab er Mira freilich Recht; die Ausstellung brauchte ein neues Konzept, seit Ivos Kindheit hatte sich im Museum nichts geändert. Immer noch stehen in der Eingangshalle die gleichen Munitionsstücke aus verschiedenen Jahrhunderten (am meisten liebt Ivo die grünlichen Kanonen, die wie Kröten vor einem Haufen dunkler Kugeln sitzen) und eine alte Kutsche mit übergroßen Rädern. Dahinter, im dämmrigen Fond des Foyers, hängt ein Bild, das sich über die ganze Wand erstreckt, eine Darstellung des Ereignisses, das als Geburtsstunde der Stadt gilt: Am 28. August des Jahres 1715 schlug wundersamer Sommerschnee die Belagerer, die die Festung mehrere Monate lang fest im Griff gehalten hatten, in die Flucht. Auf dem Wandbild ist zu sehen, wie die leicht und bunt gekleideten Männer mit dunklen Gesichtern ihre Packtiere, Esel und Kamele, über die Pontonbrücke treiben, der Kopf des Zuges verliert sich in den nebligen Tiefen der Niederung. Die Erde hinter den flüchtenden Kriegern ist weiß, der Himmel über ihren Köpfen dunkel und tief, die Bäume neigen sich unter starken Sturmböen fast bis zum Boden – eine lebendige und gelungene Darstellung, die Farben aber sind längst verblasst, das Schneeweiß vergilbt.
Die eigentliche Ausstellung erstreckt sich über die Zimmerfluchten der ersten und der zweiten Etage: Gemälde, Urkunden, Uniformen, ein Waschkrug, ein Medaillon, ein Fleischkessel; auch ein echtes Sultanszelt kann den Räumen ihre bürokratische, verstaubte Langeweile nicht nehmen. »Was sollen alle diese Gipsköpfe, Gewehre, Töpfe, die nichts erzählen! Kein Wunder, dass die Touristen immer gleich zu der Mumie laufen«, hörte Ivo Mira einmal sagen, hier auf der Terrasse, wo die jüngeren Museumsmitarbeiter in einer Kaffeerunde über neue Konzepte diskutieren. Wenn Ivo in der Nähe ist, hört er neugierig zu. Nicht nur, was Mira sagt, gefällt Ivo.
Fast täglich sieht er sie hier, umringt von ihren Kollegen, mit denen Ivo immer unbekümmert plaudert. Es würde ihm aber schwerfallen, sich direkt an Mira zu wenden, ihren Namen auszusprechen, aus Angst, seine Stimme würde sein Verlangen nach ihr verraten – sein peinliches, untragbares Verlangen: Mira ist zwei Dutzend Jahre jünger als er, sie ist mit seinen beiden Kindern befreundet und hat in seinen Tagträumen nichts zu suchen. Mira spricht ihn auch selten direkt an. Es sind immer nur die gleichen wortlosen Gesten, wie diese jetzt: Sie schaut zu Ivo auf, nickt ihm kurz zu, und er winkt ihr mit willenloser Hand – eher die Geste eines kapitulierenden Soldaten als ein Gruß.
Ein Kellner, der seine Handbewegung falsch deutet, eilt zu ihm herüber. Es ist Adam, ein langer Kerl mit blassem, grob gemeißeltem Gesicht. »Noch Kaffee?« Wie ein Fragezeichen verbeugt er sich vor Ivo.
»Nein, danke.«
Mit einem kleinen Nicken stellt Adam den sauberen Aschenbecher auf die Brüstung, hält seinem Chef das Feuer hin und eilt davon. In den letzten Monaten hat Ivo mehrmals versucht, mit dem Rauchen aufzuhören, immer ist er gescheitert. Dann ärgerte er sich über sich, die Welt und seine linke Hand, die stumpf und plump ist wie eine Baggerschaufel – die Folge des Hirnschlags vor einem halben Jahr.
»Sie sind außer Gefahr«, säuselte der Arzt, als Ivo damals nach einem Zusammenbruch im Krankenhaus zu sich kam. Während der Arzt sprach, rieb er die Gläser seiner Brille an seinem weißen Kittel. Die junge Krankenschwester, die während der Visite einen Stapel mit Unterlagen hinter ihm hertrug, steckte ihm ein Tuch zu. Die Bewegungen und die Blicke der beiden verrieten, dass sie die Nacht in einem Bett verbracht hatten und dass ihre Begierde noch nicht erschöpft war. »Nun, Sie sind außer Gefahr«, wiederholte der Arzt nach der kleinen Unterbrechung. »Aber immerhin, es war ein Hirnschlag, die Lage war ernst.«
Hirnschlag – was sollte er mit so einer Diagnose anfangen? Er stand mitten im Leben, hatte noch Kraft und Träume, Wünsche. Das alles sagte Ivo damals natürlich nicht, aber der Arzt, der nicht jünger zu sein schien als Ivo, konnte seine Gedanken lesen. »Keine Panik!«, sagte er mit sanftem Lächeln: »Es ist nur ein kleiner Glockenschlag, eine zarte Mahnung. Das Leben geht weiter!«
Ja, tut es – nach sieben Monaten hat sich sein Körper fast erholt, nur seine Linke schmerzt manchmal, und auch sein Gang ist etwas anders geworden, langsamer, bedachter, als ob er sich über eine Hängebrücke bewegen würde, ausgespannt über einem Wasser, das große Gefahr birgt.
In der vergangenen Nacht hat er von dieser Gefahr geträumt. Der Fluss war dunkel und tosend, der Himmel tief und düster, dazwischen schwebte ein weißes Schiff im Glanz der letzten Sonnenstrahlen, die plötzlich unter den schwarzen Wolken hervordrangen. Unten am Ufer stand ein Junge; wo sich Ivo befand, war nicht klar – einmal sah er von der Festung zu dem Jungen herab, einmal von Bord des schwankenden weißen Schiffs. Jedenfalls war er irgendwo oben, und der Junge war unten, dem aufziehenden Sturm ausgeliefert. Ivo wusste, dass der Regen schnell zu einer Sintflut werden würde. Er lehnte sich über die Brüstung und versuchte den Jungen zu warnen. Dieser schaute zu ihm herauf und antwortete nichts. Trotz der Entfernung konnte Ivo ihn gut sehen: ein knorriger großer Stock in der ausgestreckten Hand, knielanges Hemd mit ausgefransten Schößen, die bloßen Füße versunken in dickem gelbem Staub, der die ersten Regentropfen in panierte Blasen verwandelte. Das Letzte, was Ivo im Traum sah, war der massive Stockknauf, auf dem die schwarzen, aufgedunsenen Kinderfinger ruhten.
Als er erwachte, löste sich der Traum auf; nur die taube Linke schmerzte. Erst jetzt, beim Anblick der lesenden Frau, entsinnt sich Ivo dieser vagen Bilder und begreift, dass sie der Geschichte entsprungen sind, die Mira neulich erzählte. Sie galt einem der ältesten Museumsexponate: dem Kirschstock, mit dem Damir in die Festung gekommen war. Später, als der Junge groß und mächtig geworden war, ließ er den schlichten Ast reich verzieren und mit einem Knauf krönen. Das Prachtstück wird heute in einer verglasten Vitrine ausgestellt, Raum 7. Wie eine wertvolle Klinge ruht der Gehstock in einer samtenen Vertiefung, kahl und abgegriffen. Der Knauf aber, ein bronzener Ziegenkopf mit mondartigen Hörnern, ist gut erhalten. Man kann sogar die alte Gravur um den Hals entziffern: »Das Paradies ist der Rockzipfel der Mutter.«
2 Die Dame mit dem Distelfink
Damir war der Letzte, der mit seinen drei Ziegen das untere Tunneltor zur Zitadelle passierte. Wie eine träge Schlange bewegte sich die Karawane nach oben, als sie langsam die Serpentine entlang zur Festung hinaufzog. Da die Festung noch im Bau war, gab es für die Ankömmlinge genug Arbeit – sie mauerten, tischlerten, kochten, wuschen die Wäsche der Soldaten, reinigten die Uniformen und bedienten die Offiziere. Sie hatten Glück, denn sie bekamen sofort ein Dach über dem Kopf und ein Stück Brot. Sie ackerten nicht, sie dienten, und schnell verwandelten sie sich in Städter, deren Frauen ihre Kopftücher bald gegen Hüte tauschten und von Sonnenschirmen träumten.
Die Festung mit der Zitadelle war wie eine kleine Stadt. Der leicht gewölbte Attila-Platz zwischen dem Arsenal und der Kaserne war das Herzstück der ganzen Anlage, die anderen Gebäude – Kasematte, Spital, Munitionslager und Wohnanlagen – standen etwas tiefer, verstreut im Gassengeflecht. Auf der tiefsten Terrasse, die ungefähr die mittlere Höhe des Berges markierte, befand sich der Markt, auf dem Bauern aus nahegelegenen Dörfern ihre Waren feilboten: Obst, Gemüse, Fleisch und große Laibe Käse – alles salzig von Schweiß, denn das Leben und die Arbeit da unten waren hart.
Die Bewohner der Festung, die noch