still-dröhnend und lichterdunkel: Geschichten rund um die Weihnachtszauberzeit
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Über dieses E-Book
Gabriele Maricic-Kaiblinger
Gabriele Maricic-Kaiblinger lebt als freiberufliche Journalistin im Zillertal/Österreich. Zu schreiben begann sie bereits mit zwölf Jahren und hat bis heute nicht damit aufgehört. Gedichten und Kurzgeschichten folgten Theaterstücke und ein Roman, der noch in Arbeit ist.
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Buchvorschau
still-dröhnend und lichterdunkel - Gabriele Maricic-Kaiblinger
Heimat
heimatlos
heimatsuchend
heimatfremd
Zukunft
zukunftsängstlich
zukunftsscheu
zukunftsträchtig
Hoffnung
hoffnungsträumend
hoffnungswagend
hoffnungstragend
Inhaltsverzeichnis
Weihnachtskinderstark
Kerzen für das Christkind
Das Mädchen an der Straßenecke
Peter und der Weihnachtsmann
Der Rollstuhljunge
Sein Erlebnistraum
Weihnachtsbesinnlich
Besuch
Begegnung
Ein Heilig-Abend
Das Kind in der Krippe
Weihnachtstierisch
Gina, die zur Weihnacht kam
Fritzi, das Rehkitz
Fritzis neue Heimat
Meihnachtsherbergsfremd
Herbergsuchen – irgendwo auf dieser Welt
Neue Heimat
Eine „andere", heutige Herbergsuche
Auf einer Parkbank
... und Weihnachten wär' doch überall ...
Heimatsuche 2015
Weihnachtskriminalistisch
Das besondere Weihnachtsgeschenk
Des Pfarrers neue Glocke
Silvesterfreudig
Es begann in der Silvesternacht
weihnachtskinderstark
Fremdes vertraut machen,
gemeinsam lachen,
ein Feuer der Freundschaft
entfachen.
Kraftvoll und doch kinderleicht
es Herz und Geist erreicht.
Kerzen für das Christkind
Miles Eltern kamen von Serbien nach Österreich, weil sie das dortige Regime nicht guthießen. Mile wuchs orthodox auf. Karl-Heinz war seit einem halben Jahr hier, kam aus Deutschland und war evangelisch. Gülistans Eltern kamen aus der Türkei. Sie selbst war hier geboren worden und unterschied sich von den anderen Kindern nur dadurch, dass sie in der islamischen Religion unterrichtet wurde. Anna war von hier und katholisch. Anna kannte Gülistan bereits vom Kindergarten her und hatte sich gleich mit ihr angefreundet. Sie zeigte sich schon früh von anderen Kulturen fasziniert. Mit Mile und Karl-Heinz, den sie Heinzi nannte, hatte Anna ebenfalls sofort Freundschaft geschlossen.
Sie alle gingen seit September in die vierte Klasse, verstanden sich gut und lernten öfters zusammen.
Jetzt stand Weihnachten vor der Tür, und da jeder eine andere Konfession hatte, wurde heiß diskutiert.
„Wir drei, erklärte Anna, „haben eigentlich den gleichen Glauben. Wir sind alle Christen. Nur Gülistan hat einen anderen Glauben.
Wie gesagt, Anna interessierte sich schon immer für das, was anders war, erkundigte sich über alles, gab ihr Wissen gern weiter und wirkte dadurch oftmals etwas altklug – oder auch etwas mehr.
„Ja, und sie darf kein Weihnachten feiern", meinte Heinzi und blickte Gülistan mitleidsvoll an.
Diese antwortete jedoch: „Aber dafür hatten wir letzten Monat den kleinen Bairam."
„Was ist das?" Mile wollte es genauer wissen.
„Der kleine Bairam beendet als 'Fest des Fastenbrechens' den Fastenmonat Ramadan. Man schenkt sich Süßigkeiten, deshalb heißt es auch Zuckerfest." Das war natürlich Anna. Als langjährige Freundin von Gülistan war sie öfters zu diesem Fest eingeladen worden.
„Ja und da bei uns nach Mondmonaten gerechnet wird, ist es jedes Jahr zu einer anderen Zeit und es dauert drei Tage", erklärte Gülistan stolz.
„Wir feiern den Heiligen Abend erst am 6. Jänner", sagte Mile.
„Ja, aber sonst feiert ihr wie wir. Überhaupt haben wir katholische Christen mit den orthodoxen am meisten gemeinsam, mehr als mit den evangelischen." Anna wusste selbstverständlich gleichfalls hier genauestens Bescheid.
„Fast, entgegnete Mile. „Wir haben vor der Kirche einen Blätterbaum, von dem jeder ein Ästchen abbrechen darf und am 7. gibt’s zu Hause Spanferkel.
Mile leckte sich bei dem Gedanken die Lippen.
„Wir feiern Weihnachten auch wie ihr." Heinzi glaubte, sich verteidigen zu müssen.
„Aber die Messfeier gestaltet ihr ein bisschen anders. Anna wusste einfach alles besser. Überhaupt führte sie wieder das große Wort. „Ich habe viel gelesen und mir ist aufgefallen, dass es im Stall, in dem Jesus geboren wurde, dunkel gewesen sein muss.
„Das glaub’ ich nicht, erwiderte Mile, „da waren ja der Komet und viele Sterne und haben alles erleuchtet.
„Ja, aber die haben draußen geleuchtet."
„Es war ein besonderes Licht und so kräftig, dass es bis in den Stall hineindrang."
„Trotzdem." Anna schüttelte den Kopf. Sie redete und redete und überzeugte schließlich die anderen, dass es im Stall dunkel gewesen sein musste. Und dann malten sie sich aus, wie das wäre, wenn sie die Möglichkeit hätten, dem Jesuskind ein Kerze zu bringen.
„Ich könnte da nicht mit", meinte Gülistan.
„Wieso nicht, ihr glaubt doch an Jesus?", fragte Anna.
„Ja, aber nicht als Sohn Gottes, sondern als Prophet."
Für Anna stellte dies kein Problem dar. „Ist doch egal. Dann schenkst du eben dem Propheten eine Kerze."
Das leuchtete Gülistan ein. Für Kinder, die keine Vorurteile hegten, war eben alles einfach und sie fanden immer einen Weg.
„Ich habe gehört, dass es vielleicht eine Höhle und kein Stall war, warf nun Heinzi ein. „Habe ich ebenso gehört
, antwortete die kluge Anna, „aber ich glaube es nicht so recht und wenn es doch stimmt, dann bringen wir die Kerze eben in die Höhle – da muss es ja sowieso noch viel dunkler gewesen sein, durch Stein dringt sicher kein Licht."
So redeten sie noch eine Weile hin und her und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Und da in der Heiligen Nacht Wunder wahr werden, geschah es: Die Kinder gingen zusammen zur Kindermette. Mile, nachdem er den Eltern versprochen hatte, mit ihnen am 6. Jänner in der Landeshauptstadt zur Messe zu gehen. Heinzi, der seinen Eltern beteuern musste, sich nicht allzu viel von den Katholiken anzueignen. Gülistan hatte ihre Eltern lieber erst gar nicht gefragt. In der Manteltasche hatte jeder eine kleine Kerze mit, die wollten sie dem Jesuskind nach der Messfeier in die Krippe, die in der Kirche aufgestellt war, legen, um zumindest symbolisch ein Licht zu bringen. Natürlich würden sie die Kerzen in der Krippe nicht anzünden, das war zu gefährlich, obwohl Anna trotzdem – nur zur Sicherheit, falls es doch irgendwie möglich sein sollte – Zündhölzer mitgebracht hatte. Doch der große Krippenberg mit Stall, der Heiligen Familie, den Hirten und allem Drum und Dran war hinter einer Absperrung und sie getrauten sich nicht, drüberzugreifen und die Kerzen dazuzulegen. Und wie sie noch so schauten und überlegten, standen sie plötzlich vor einem ärmlich gekleideten Mann, der neben einer sitzenden Frau mit einem Baby auf dem Schoß stand. Die Kinder standen mit offenen Mündern da, als sie merkten, wo sie da waren.
„Wie ist das möglich?", flüsterte Heinzi.
„Ist doch egal, Hauptsache, es ist so", antwortete Anna, die sich als Erste wieder gefasst hatte.
„Weil wir es fest gewünscht haben", sagte Mile. Nur Gülistan meinte nichts dazu, sie kam aus dem Staunen nicht heraus. Erst als das Baby die vier Kinder anlächelte und gluckste, da erinnerten sie sich, warum sie hier waren, holten ihre Kerzen aus den Taschen, entfachten sie und stellten sie vor das Jesuskind hin. Als dies geschehen war, fanden sie sich auf einmal in der Kirche wieder. Sie griffen in die Taschen, um sich zu vergewissern, dass dies nicht nur ein Traum gewesen war. Die Kerzen waren weg.
„Ich ... ich muss es meinen Eltern erzählen. Gülistan hatte ihre Sprache wiedergefunden, „das war wirklich ein Wunder und ich durfte es auch erleben.
„Ja, denn es gibt nur einen Gott für uns alle und vor