Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ankara Mon Amour
Ankara Mon Amour
Ankara Mon Amour
eBook212 Seiten2 Stunden

Ankara Mon Amour

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ankara Mon Amour erzählt humorvoll und zugleich anrührend die sich um eine verbotene Liebe rankende Geschichte einer sehr eigenen Kindheit, einer besonderen Freundschaft, und eines folgenreichen Schicksalsschlags. Aus verschiedenen Erzählperspektiven heraus changieren Stimmung und Melodie in der Familien- und Liebesgeschichte zwischen kindlichem Charme, jugendlicher Naivität und leisen Tönen von Melancholie. Durch die Schleier der Tüllgardinen erhascht der Leser einen Blick auf das Stadtleben in der Türkei der 60er und 70er Jahre und lernt zugleich ein ganz persönliches Ankara kennen ...
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum30. Nov. 2015
ISBN9783944201740
Ankara Mon Amour

Ähnlich wie Ankara Mon Amour

Ähnliche E-Books

Politische Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ankara Mon Amour

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ankara Mon Amour - Şükran Yiğit

    Inhaltsverzeichnis

    I. SUNA

    1969 – Mai

    Meine Stirn an der Fensterscheibe.

    Die Straße

    Dein Onkel ist da!

    Oh Gott, gestern ist doch wirklich Katrin Denüv in unsere Straße gezogen!

    Ausflüge in Ankara

    Die Ordnung der Hausschuhe

    „Passion, Schwesterchen, Passioooon, Passion!"

    September 1969

    II. EMEL

    „Eines Mittags" in Kızılay

    Juli – unsere Bücher

    August – die Geschichte eines Tages

    September 1980

    III. ÖMER

    „Ach soo! Dieser Film läuft nicht für uns?"

    Die Sprache der Liebe war Türkisch

    Madame Litvak erzählt

    September 2000 – Lass uns jetzt nach Ankara fahren!

    Glossar

    Originalausgabe:

    Ankara, Mon Amour!

    Iletişim, Istanbul 2003

    CIP - Titelaufnahme in die Deutsche Nationalbibliothek

    Şükran Yiğit

    Ankara Mon Amour

    Aus dem Türkischen von Şükran Yiğit und Stefan Achenbach

    ISBN 978-3-944201-74-0

    © der deutschen Ausgabe 2015 by Sujet Verlag

    Umschlaggestaltung: Ina Dautier

    Satz und Layout: Dunja Rühl

    Lektorat/Korrektorat: Tonja de Almeida Madeira Clemente, Dunja Rühl, Tanja Hesse

    Digital Edition: Florian Bänsch

    E-Book Distribution: XinXii

    www.xinxii.com

    Druckvorstufe: Sujet Verlag, Bremen

    Printed in Europe

    1. Auflage

    www.sujet-verlag.de

    Şükran Yiğit

    Ankara Mon Amour

    Roman

    Aus dem Türkischen von
    Şükran Yiğit
    und Stefan Achenbach

    I. SUNA

    Ende der sechziger Jahre, Ankara. Ungefähr die Zeit, zu der das an Soraya begangene Unrecht die ganze Nation in tiefe Trauer stürzt und die Frauen unseres Viertels in den kollektiven Wahn treibt. Jeden Morgen in den 7:30-Uhr-Nachrichten hören die Männer von Nassers Plänen und glauben, dass der seit Jahren ersehnte Führer endlich gekommen sei. Es sind Nachrichten für Mütter und Väter, so losgelöst und fremd, dass ich sie nicht verstehen kann. Egal. Mir geht es blendend: Kronkorkenkriege dreimal täglich auf der Straße, zweifarbige Murmeln im Eckladen „Zum Vertrauen", ein gesicherter Nachschub an Steinen von der Baustelle der Gartenvilla. Meine Tage sind randvoll mit Straße und Straße und Straße, dreimal täglich Straße. Ich verliere keinen Gedanken an die Enttäuschung, die ich fühlte, als ich erfuhr, dass zwischen Adiojolikandi* und Indiragandi kein Zusammenhang besteht. Die Treppe nehme ich rennend, atemlos; ich stürze mein Wasser herunter, denn ich muss zurück, sofort; sie warten keine Minute länger. In dem Augenblick höre ich das Wort zum ersten Mal, ich meine, ich höre es zum ersten Mal im wirklichen Leben.

    Muammer Hanım* erzählt meiner Mutter: „Özkan hat sich in Serpil verliebt, jeden Tag spielt er das gleiche Lied: Die Straße heißt Sümer, unsere Häuser stehen einander gegenüber. Ich renne zurück auf die Straße in den Krieg, aber im Kopf notiere ich mir diese Sümer-Angelegenheit. Heute Abend, wenn sich die „Musik aus Frankreich, die meine Tante immer hört, mit den sanften Winden Ankaras mischt, werde ich die Situation vom Balkon aus untersuchen. Özkans Haus liegt direkt gegenüber. Aber mit Serpil wird es schwieriger werden, denn sie wohnt drei Häuser weiter auf unserer Straßenseite. Ich muss mich dann über die Balkonbrüstung lehnen. Ich bin aufgeregt, ich habe etwas Neues anstelle von Indiragandi und Adiojolikandi gefunden. Gleichzeitig stört mich, dass unsere Straße nicht Sümer heißt. Aber ich lasse das erstmal beiseite, ich muss diese Liebe- und Sümer-Sache abklären. Ich warte in meiner Deckung, nichts passiert, keine Bewegung auf den betreffenden Balkonen, wieder einmal nur Enttäuschung. Ich wende mich mit aller Energie meinen Tagesgeschäften zu.

    Ich gehe auch öfters mal mit meiner Mutter ins Kino, ins Alemdar. Eines Abends erzählt meine Mutter meinem Vater von einem Film: „Marcello Mastroianni war in Sofia Loren verliebt."

    „Nein, sage ich, „der Mann hieß Francesco, nicht Marcello!

    „Ja, in der Filmrolle!, sagt meine Mutter knapp, um fortzufahren: „Marcello-

    „Hieß die Straße im Film Sümer?", unterbreche ich sie.

    „Wie kommst du denn jetzt wieder auf so was?", fragt meine Mutter. Mir gehen meine Gedanken jetzt ganz durcheinander. Özkan ist in Serpil verliebt, aber unsere Straße heißt nicht Sümer, Francesco heißt auch nicht Francesco, Indiragandi hat mit dem Lied nichts zu tun und zu guter Letzt heißt auch im Film die Straße nicht Sümer. So tritt dieses Wort in mein Leben ein, mitten in einem heißen Sommer in Ankara, noch vor den ersten Unterrichtsstunden in Lebenskunde.

    1969 – Mai

    Mein Vater trug sein wieder genesenes Kind froh nach Hause und ich stellte unter den blühenden Bäumen voller Erstaunen und Bewunderung fest: „Es ist ja schon Frühling, Papa!"

    Da war mein Krankenhausabenteuer mit ei-nem plötzlichen Tränenausbruch meines Vaters beendet. Es war aber auch höchste Zeit. Denn mich interessierte dort nichts mehr, weder die Morgenvisiten der Ärzte noch Mehlika, noch irgendetwas sonst.

    Wie dringend hatte ich anfangs auf diese Mor-genvisiten gewartet! Jedes Mal stopfte ich mir den Mund schnell noch mit Bonbons voll, um das gesunde pausbäckige Kind zu spielen. Und wenn die Ärzte über mich sprachen, fühlte ich mich noch wichtiger. Aber all das langweilte mich mittlerweile. Auch an Mehlika von der Kinderstation, Mehlika mit dem roten transparenten Nachthemd, hatte ich das Interesse verloren. Na ja, alle Ayşegül-Heftchen hatte ich aus Langeweile ohnehin schon auswendig gelernt. Ich war Tag für Tag mit Penicillin-Spritzen gestochen worden, bis ich auf den harten Stühlen nicht mehr sitzen konnte. Und dann noch diese Narkose. Spielerisch Eins-Zwei-Drei-Vier zählend war ich hineingegangen, aber aufgewacht war ich mit einer schmerzlichen Erkenntnis: Ich hatte einen Körper und dieser Körper führte seine eigene, von mir unabhängige Existenz. Wie konnte es denn sein, dass ich nach alldem zum Thema Gesundheit immer noch offene Fragen im Kopf hatte? Was die anderen „Kopfschmerzen" nannten, war mir zum Beispiel immer noch ein Rätsel. Was war das denn eigentlich? Wie fing es an und wie hörte es wieder auf?

    Auch die gesellschaftlichen Themen verwirrten mich: Was hatte die Farm, auf der Old MacDonald mit seinen Rindern, Schafen und Lämmern lebte, mit der Atatürk Orman Farm* zu tun? Warum ergriff man immer noch keine Maßnahmen gegen Erzbischof Makarios, obwohl er doch rabenschwarz gekleidet seine Bosheit frank und frei preisgab? Musste Mosche Dayan* sich überall abstützen, weil er nur ein Auge hatte? Trotz meines beharrlichen Fragens blieb ich ohne Antwort. Für Themen wie Dev-Genç* und Zeki Müren* musste ich auf den Sommer warten, der mich die Serpil-Özkan-Francesko-Sümer Sache glatt vergessen ließ, auf den Sommer, der den Schmerz, das Unbekannte und die Verzweiflung, die ich nach der Narkose empfunden hatte, aus meinem Körper in meine Seele trug und für immer dort beließ, auf jenen Sommer, den Sommer ’69.

    Meine Stirn an der Fensterscheibe.

    Die Langeweile ist lebenslang!

    Kaum bogen wir in die Straße ein, klang mit einem Mal die laute Kinostimme von Hülya Koçyigit* in meinen Ohren: „Es war, als kehrte ich von einer langen Reise zurück. Als wir in unsere Straße einbogen, wurde mir plötzlich klar, wie sehr ich das alles vermisst hatte, und ich bereute, dass ich tagelang gebetet hatte: „Lieber Gott, bitte mach, dass ich ins Krankenhaus komme.

    Unsere Wohnung lag ganz oben in einem der dreistöckigen „Drei-Zimmer-ein-Flur"-Häuser in Yenimahalle. Fast alle Häuser hatten einen Garten. Die Vorgärten zählten nicht, wichtig waren die durch leicht zu überspringende Mäuerchen voneinander getrennten Hintergärten. Was diese Hintergärten betraf, gab es allerdings ein Unrecht: Warum hatte unsere Vermieterin, Kadriye Hanım, nicht wie Onkel İrfan einen Kirsch-, sondern einen Sauerkirschbaum in unserem Garten gepflanzt? Sauerkirschmarmelade war wirklich nicht lecker. Sie war wie Kopfschmerzen, ich konnte ihren Geschmack nicht verstehen. Um dieses Unrecht zu heilen und um die Gedankenlosigkeit von Kadriye Hanım etwas abzumildern, hatte ich die Theorie entwickelt, dass aus dem Sesam, den ich den ganzen Sommer über in den Beeten gepflanzt hatte, ein Sesamringbaum wachsen würde. Aber was für eine Enttäuschung! Was für eine Verzweiflung!

    In dieser trostlosen seelischen Verfassung hatte ich eines Morgens an der Küchentür von Onkel İrfan geklingelt. Natürlich war ich davon ausgegangen, dass in der Küche Tante Seher stehen und dass sie die Tür öffnen würde, nicht Onkel İrfan. Während er mit seinem grimmigen Blick und Panama-Hut der „Böse" war, war sie mit ihrem Kopftuch so eine Gute!

    „Was ist, Suna, so früh?"

    „Meine Mutter hat mich geschickt!"

    „Braucht sie was?"

    Im selben Atemzug hörte ich mich sagen: „Sie sollen uns einen Ast von Ihrem Kirschbaum geben. Meine Mutter sagt, dass besser Sie ihn abschneiden als ich, weil ich nicht dran komme."

    „Was werdet ihr mit dem Ast machen, mein Kind?"

    Ich war noch ein Kind und so sagte ich die Wahrheit: „Wir wollen ihn in unserem Garten einpflanzen. Kadriye Teyze hat ja ausgerechnet einen Sauer-kirschbaum gepflanzt und der nützt uns gar nichts."

    Tante Seher fing an zu lachen. Ich wusste nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Dagegen war die Bedeutung der Stimme, die vom Hause her donnerte, schon klar:

    „Seheeer, wer ist denn da, so früh morgens?" Ich floh nach Hause.

    Als ich jetzt mit Papa vor unserer Haustür stand, spielte sich diese Szene mit all ihrer Peinlichkeit noch einmal in meinem Kopf ab. Trotzdem fühlte ich mich fast wohl, denn ich war endlich zu meinen sozialpolitischen, medizinischen und vor allem agrarwissenschaftlichen Themen zurückgekehrt. Fast hatte ich sogar den öden Yurttan-Sesler-Chor im Radio vermisst! Natürlich untersuchte ich später die Ansätze verschiedener Disziplinen zu diesem Zustand des Zur-Ruhe-des-Bekannten-Zurückkehrens, meiner „condition humaine". Das für mich bis heute überzeugendste Argument dazu ist die Tatsache, dass ich Krebs bin. Obwohl es bei dem Thema damals noch einen nebulösen Punkt gab: Die Problematik des 21. Juli. Das heißt, du bist genau am Übergang zum Löwen. Das heißt, du bist laut Hürriyet ein Löwe, aber laut den Zeitschriften Ses und Hayat ein Krebs! So begann meine Abneigung gegen Hürriyet.

    Beiläufig ging ich über die Umarmung meiner Mutter hinweg und machte mir im Kopf schnell eine Liste: Erst die Kichererbsen! Sie waren tatsächlich so groß geworden, wie man mir erzählt hatte, und selbst diejenigen, die ich einfach in die Töpfe von Mamas edlen Pflanzen wie dem Gummibaum und der Monstera eingepflanzt hatte, waren dieses Mal nicht ausgerissen worden. Als Tante Nezaket mir später einmal erzählte, wie meine Mutter weinend meine Kichererbsen gegossen hatte, als ich im Krankenhaus lag, war ich nicht so gemein zu denken, dass dies ihre gerechte Strafe gewesen sei. Ich verzieh ihr einfach nur im Namen all der Kichererbsen, die sie zwei Jahre lang ausgerissen hatte. Aber immer noch war keine Spur von Liebe für den Gummibaum und die Monstera in mir erwacht.

    Meine Kronkorken, meine Deckel, kamen als zweite an die Reihe. Sie hatten den Winter genau dort verbracht, wo ich sie verlassen hatte, nämlich auf dem Fensterbrett im kleinen Zimmer. Leider war niemand darauf gekommen, sie neben den Ofen zu legen. Was für unsensible Menschen das waren! Aber jetzt bewegten sich meine Deckel ein bisschen im Frühlingslicht. Ich war ja zurück, ich sorgte wieder für sie!

    Ich nahm meine Deckeltüte in die Hand. Noch bevor ich das Wohnzimmer betreten, noch bevor ich meinen Mantel ausziehen würde, wollte ich das Zimmer sehen, das Zimmer, das mir unter den Räumlichkeiten der Wohnung das fremdeste war, fremder noch als Gummibaum und Monstera. Genauso wie früher saßen die Sessel mit einer Miene distanzierten Interesses beieinander. Sobald wir das Zimmer betraten, unterbrachen sie ihre Gespräche. Aber wenn wir die Tür von außen zumachten, würden sie sie sofort wieder aufnehmen. „Worüber sprechen sie denn?, fragten die Erwachsenen immer. Wenn ich ihnen doch nur hätte erklären können, dass der Sinn des Lebens von Besucherzimmern gerade in diesem Geheimnis der unbekannten Gespräche lag, und dass manchmal das Unausgesprochene das Wesentliche war, dass ihre Frage genauso wie die „Ich-liebe-dichs und die „Ich-dich-auchs" der Koitus interruptus des Lebens waren. Würden sie dann auf diese Frage verzichten?

    Meine Schwester war wie immer in der Schule. Dieses Jahr ging sie in diese seltsame Schule, wo man weder Morgenkind noch Mittagskind sein konnte. Früher war sie einmal Morgenkind, einmal Mittagskind, und es war sonnenklar, in was für eine Schule sie ging. Aber jetzt stieg sie nur noch in den Bus, fuhr wer weiß wohin und kam genau wie Papa bis zum Abend nicht nach Hause. Früher hatte sie mir auch viel mehr vorgelesen als heute. Wenn ich sie bat, sie anflehte, las sie mir „Kaşağı"* vor. Manchmal tat sie das aber auch nicht, gleichgültig, wie sehr ich sie auch bat. Ich glaube, sie musste sich beim Vorlesen vorstellen, dass ich eines Tages genau wie der Junge in der Geschichte Diphtherie bekommen würde, und dass sie mich, ihre kleine Schwester, dann gut behandeln müsste. Und genau das wollte sie nicht.

    Meine Mutter trug ihr langärmeliges grünes Kleid. Das heißt, der Sommer war noch nicht da. Wieso hatte sie eigentlich nicht ihr gelbes Kleid mit Dekolleté und japanischen Ärmeln an?

    Dann fing sie auch noch an, mir in meinen Pyjama zu helfen. Als man mir den völlig unverständlichen Krankenhaus-Entlassungsschein überreicht hatte, war ich mir vorgekommen wie bei einer Ordensverleihung. Aber dennoch sollte das Kind jetzt seinen Pyjama anziehen und sich ins Bett legen. Ich fragte nicht einmal, wie man durch ständiges Liegen wieder gesund werden könne. Kopfschmerzen, Sauerkirschmarmelade, Monstera, Mosche Dayan … Etwas von der Art war es wahrscheinlich mal wieder. Während ich wartete, dass mein Bett gemacht würde, lehnte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe. Niemand ging auf der Straße vorbei. Das Kind hätte an einem Frühlingsmorgen oder in der Dämmerung eines kalten Wintertages, den Kopf ans Fenster gelehnt, „Hilfeeee schreien oder vielleicht auch nur ratlos vor sich hin flüstern können. Stattdessen fing dieses eine Zahnrad an, sich stumm im Kopf zu drehen: „Es ist langweilig, es ist langweilig, es ist langweilig.

    Wenn ich es dreimal wiederholte, würde es vielleicht vorbeigehen.

    Ich legte mich ins Bett. Das größte Problem war jetzt, eine „Spritzerin" zu finden. Meine Mutter ging raus, um sich umzuhören. Kurz danach, als ich sie mit einer dürren, großen Frau am Gartentor sah, mit einer Frau flach wie ein Bügelbrett, spürte ich wieder die alte Angst, das alte Ziehen an meinen Einstichstellen.

    „Kübra Hanım wird jeden Tag kommen, sagte meine Mutter hocherfreut zu meinem Vater. Ich hatte noch nicht einmal begriffen, was vor sich ging, da hatten die langen, trockenen, knorrigen Hände schon in die schwarze Plastiktasche gegriffen – in dem Moment habe ich sie „Spritzer-Tasche getauft – und diese Metallkiste herausgeholt. Papas zur Begrüßung ausgestreckte Hand hing in der Luft.

    „Wenn Sie die auskochen würden!"

    Während meine Mutter in die Küche ging, lag ich stocksteif im Bett, mal schaute ich auf die Hände von Kübra, mal ins Gesicht von Papa. Papa

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1