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Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik: Beiträge des 9. Würzburger Augustinus-Studientages 2011
Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik: Beiträge des 9. Würzburger Augustinus-Studientages 2011
Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik: Beiträge des 9. Würzburger Augustinus-Studientages 2011
eBook248 Seiten2 Stunden

Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik: Beiträge des 9. Würzburger Augustinus-Studientages 2011

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Über dieses E-Book

Das "Schöne" gehört von Anbeginn an zu den großen Begriffen der abendländischen Geistesgeschichte und firmiert hier insbesondere als Kategorie der "Vermittlung": zwischen Sinnlichkeit und Verstand, zwischen Wollen und Sollen, zwischen verschiedenen Disziplinen, aber auch zwischen unterschiedlichen Epochen. In den Beiträgen des vorliegenden Sammelbandes, der in seinem Kernbestand auf den IX. Würzburger Augustinus-Studientag zurückgeht, geben ausgewiesene Experten beispielhafte Einblicke in diese "Vermittlungsleistung" des Schönen in Philosophie, Theologie und zumal in Musik und Musiktheorie: schwerpunktmäßig bei Augustinus (354-430), jedoch auch mit dem Blick auf die Traditionen vor und nach ihm sowie auf die neuzeitliche und die systematische Diskussion des Ästhetischen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum26. Juni 2013
ISBN9783429041854
Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik: Beiträge des 9. Würzburger Augustinus-Studientages 2011

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    Buchvorschau

    Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik - Echter Verlag

    CORNELIUS MAYER

    CHRISTOF MÜLLER

    GUNTRAM FÖRSTER

    HERAUSGEBER

    Das Schöne in Theologie,
    Philosophie und Musik

    C A S S I C I A C U M

    Forschungen über Augustinus und den Augustinerorden. Herausgegeben von der Bibliotheca Augustiniana – Forschungsbibliothek der Deutschen Augustiner

    C A S S I C I A C U M

    will theologische und philosophische Studien in der Augustinerfamilie fördern im Gedenken an die wissenschaftliche Tätigkeit Augustins zu Cassiciacum bei Mailand, wo er sich im Freundeskreis auf die Taufe vorbereitete.

    Band 3910

    CORNELIUS MAYER

    CHRISTOF MÜLLER

    GUNTRAM FÖRSTER

    HERAUSGEBER

    Das Schöne

    in Theologie,

    Philosophie

    und Musik

    «redi ad pulchrum, ut ad pulchritudinem redeas» (Augustinus, sermo 177,9)

    Beiträge des IX. Würzburger

    Augustinus-Studientages

    vom 16./17. Juni 2011

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    © 2013 Augustinus bei echter, Würzburg

    Umschlag | Peter Hellmund

    Druck und Bindung | Lokay e. K., Reinheim

    ISBN 978-3-429-04183-0

    ISBN 978-3-429-04184-7 (PDF)

    ISBN 978-3-429-04185-4 (ePub)

    AUGUSTINI DIVI PATRIS FAUTORI PRINCIPI MAXIMOQUE ASSIDUO SECTATORIQUE LIBERALISSIMO NOBIS OMNIBUS MULTISQUE EXTRA SODALITATEM NOSTRAM ILLUSTRI FAMA OPINIONE OMNIUM PERNOTISSIMO DOMINO PRAENOBILI AC DOCTISSIMO

    IOSEPHO ALEXANDRO BILL

    (PROPRIE IOSIP SASCHAE CROATICAE LINGUAE VERNACULAE)

    DUPLICITER VEL UTRIUSQUE MEDICINAE HONORIFICE PROMOTO, DEINDE EIUSDEM ARTIS ODONTOIATRICAE FACULTATE MUNEREQUE PRAEDITO, CUM MANU ERUDITA SECURI SUBTILIQUE MOLLIQUE VEL ARTIFICIO HABILISSIMO PERITISSIMOQUE EI CHIRURGO ODONTOIATRICO APTISSIMO MAGISQUE IDONEO GLORIAM ET LAUDEM SUMMAM ET HONORES SINGULARES ASSENTIUNT HOMINES AEGROTI ET PER TOTUM TERRARUM COLLEGAE EXTRANEI ATTRIBUUNT.

    AMPLISSIMO VIRO OMNIUMQUE LAUDE CELEBRATISSIMO AUGUSTINUM PULCHRITUDINIS ELEGANTIARUMQUE VENUSTIQUE CULTOREM SEQUENTI LIBELLUM DE EIUSDEM AUCTORIS DOCTRINA DEDICARE, PRAESERTIM EIDEM SOCIETATIS NOSTRAE PRAESIDI VICARIO EX IMIS VISCERIBUS NOBIS FAS EST IURIQUE HONORI LAUDABILI PARTICIPIBUS SODALI

    DECEM LUSTRA SOLEMNITER PERAGENTI

    STUDIISQUE NOSTRIS PROVEHENDIS HAUD EXIGUAM QUOTANNIS PARTEM LUCRI LIBERALITATE PROFUNDENTI ANIMO GRATISSIMO OMNES MAGNOQUE PLAUSU GAUDENTES SODALES.

    HERBIPOLI, A.D. X. KAL. IUL. A. MMXIII.

    Inhalt

    CORNELIUS MAYER

    Vorwort

    FRIEDHELM HOFMANN

    Universale Schönheit in der Kunst bei Augustinus

    WERNER BEIERWALTES

    «Das Schöne ist der Glanz des Wahren»

    Über klassische Paradigmen der Schönheit:

    Plotin – Augustinus – Schelling

    JOHANN KREUZER

    ‹Pulchritudo› – Über den Grund der Erfahrung des Schönen bei Augustinus

    SILKE WULF

    Gestaltung der ‹aequalitas numerosa› – Augustinus Über die Musik

    ANJA HEILMANN

    «amica est ... similitudo» (Boeth. mus. 1,1)

    Musiktheorie und musikalische Ästhetik bei Boethius

    CORNELIUS MAYER

    Prinzipien der Ästhetik Augustins (Festvortrag vom 18. Juli 2007)

    CORNELIUS MAYER

    Delectatio (delectare) (= Augustinus-Lexikon 2, 267–285)

    WOLFGANG HÜBNER

    Musica (= Augustinus-Lexikon 4, 123–130)

    Abkürzungsverzeichnisse

    Stellenregister

    Namenregister

    Autoren- und Herausgeberverzeichnis

    Vorwort

    Augustinus war nicht nur Theologe, Philosoph, Psychologe, Pädagoge – dies sind Berufsfelder, die man mit seinem Namen gerne verbindet –, er war auch Künstler. Das lateinische Wort ‹ars› für Kunst wie das griechische τέχνη bezeichnet nicht nur handwerkliches Können, sondern auch die schönen Künste, die bildenden Künste, die Wissenschaften. Augustin studierte bekanntlich Rhetorik, die Kunst der Rede, und nach seiner Ausbildung lehrte er an Hochschulen den kunstvollen Umgang mit der Sprache, ehe er in seinem dreißigsten Lebensjahr als Rhetor an den Kaiserhof nach Mailand berufen wurde.

    In der Zeit, die er noch als Privatdozent in Karthago verbracht hatte, muss er sich aufs Intensivste auch mit der Ästhetik ganz allgemein beschäftigt haben. Seinen Bekenntnissen zufolge stellte er sich damals Fragen wie, ob wir ‹sonst etwas liebten als das Schöne› oder ‹was überhaupt schön und was Schönheit sei› (ib. 4,20). Solche Problemstellungen motivierten ihn zur Abfassung eines Werkes – seines ersten überhaupt –, dem er den Titel gab: De pulchro et apto – Über das Schöne und das Angemessene. Ob es zwei oder drei Bücher waren, wusste er zur Zeit, als er die Confessiones schrieb, nicht mehr, denn sie gingen verloren. Offensichtlich war ihm das Thema Ästhetik so wichtig, dass er noch in Mailand den Plan zu einer viele Bände umfassenden Enzyklopädie Über die sieben freien Künste fasste. Sich dieser Künste bedienend, sollte der Leser befähigt werden, «vom Körperlichen zum Unkörperlichen wie auf gesicherten Stufen aufzusteigen»¹. Der Neubekehrte machte sich zwar mit Eifer daran, doch die Enzyklopädie blieb ein Torso. Außer den sechs Büchern Über die Musik sind nur noch Bruchstücke vorhanden. Sie lassen allerdings bereits die Prinzipien einer Ästhetik erkennen, deren rationaler Charakter nicht zu übersehen ist. In summa: Das Schöne gefällt deshalb, weil sein Schönsein einsichtig ist.

    Diesen rationalen Charakter seiner Ästhetik verdankte Augustinus zweifelsohne weithin den Neuplatonikern. Mit deren Philosophie kam er noch vor seiner Bekehrung in Berührung, und zu ihr bekannte er sich von Ausnahmen abgesehen zeit seines Lebens. Einer der Kerngedanken jener Philosophie war die erwähnte Lehre vom ‹Aufstieg› über eine hierarchisch gestuft gedachte Ordnung alles Seienden zu deren Quelle. Ebenso übernahm Augustin von den Neuplatonikern die Unterscheidung und Scheidung alles Seienden zwischen einem Bereich des ‹Draußen› für alles Materielle und einem Bereich des ‹Drinnen› für alles Geistige. Das sinnlich wahrnehmbare Schöne an den Dingen in Raum und Zeit sei lediglich Abglanz einer raum- und zeitenthobenen Schönheit, die Augustin mit dem Dreieinigen Gott identifizierte. In seiner Schrift Über die wahre Religion steht der Satz, der diesen Sachverhalt illustriert: «Geh nicht nach außen, in dich selbst kehre zurück; im inneren Menschen wohnt die Wahrheit» (ib. 72). Der Satz ist bis in seine Diktion hinein neuplatonisch. Nicht anders verhält es sich mit dem Leitwort unseres Studientages: «redi ... ad pulchrum, ut ad pulchritudinem redeas – Kehre dich ... zum Schönen hin, damit du zur Schönheit zurückkehrst» (sermo 177,9).

    Dieser Studientag war insofern bemerkenswert, als für seinen Auftakt ein eigener Abend im Toscana-Saal der Würzburger Residenz anberaumt wurde. Dr. Thomas Goppel, MdL und Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung, wies in seiner Begrüßung auf die Rolle hin, die das Schöne gegenwärtig in der Werbung, in den Medien, in der Welt der Mode und der Models spiele. Dabei werde das Schöne häufig zum Fetisch, besonders dann, wenn das Verständnis des Schönen an der Oberfläche bleibe. Nicht so beim Kirchenvater Augustinus, der in der Hinwendung zum Schönen den Zugang zur Tiefendimension auch der Wahrheit zu entdecken lehrte.

    Referent des Abends war der über ein ästhetisches Thema promovierte Bischof von Würzburg Dr. Friedhelm Hofmann. Als Mitglied der Liturgiekommission bei der Deutschen Bischofskonferenz und Experte für das Schöne und dessen Verbindung mit dem Glauben und der Theologie der Kirche lautete das Thema seines Referates Universale Schönheit in der Kunst bei Augustinus. Sowohl anhand einiger Frühschriften wie auch der Confessiones legte er nicht nur die Prinzipien der Ästhetik des Kirchenvaters dar, er wies zugleich auf dessen didaktisches und pastorales Anliegen hin, wie wir mit unseren Sinnen das bedingte Schöne freudig aufnehmen und als Sinnbild für die unbedingte Schönheit des Schöpfers, des ‹deus artifex›, begreifen können.

    Alle weiteren Referate fanden tags darauf im Burkardushaus der Diözese statt. Im Hinblick auf die dichte Verankerung der Ästhetik Augustins im Neuplatonismus war es uns ein Anliegen, Plotins Theorie des Schönen und der Kunst auf unserem Studientag behandelt zu wissen. Es gelang uns, dafür Werner Beierwaltes als Referenten zu gewinnen, der einige Wochen zuvor seinen 80. Geburtstag beging und dessen Bedeutung für die Geistesgeschichte des Christentums die Süddeutsche Zeitung mit einem Artikel von Arbogast Schmitt treffend so ins Licht hob: Werner Beierwaltes «gilt als der weltweit beste Platoniker der Gegenwart». Er, so der Artikel, konnte auch «überzeugende Antworten auf die Frage geben, wie das Christentum sich die Philosophie der Antike anverwandeln und die Grundlage einer bedeutenden europäischen Kultursymbiose finden konnte»².

    Es versteht sich, dass an einem Studientag über die Ästhetik Augustins Gott, Inbegriff der Schönheit – «pulchritudo pulchrorum omnium» (conf. 3,10) –, unbedingt zur Sprache kommen muss. Das Hauptreferat Über den Grund ästhetischer Erfahrung bei Augustinus übernahm freundlicherweise Johann Kreuzer aus Oldenburg, habilitiert mit der Arbeit Pulchritudo. Vom Erkennen Gottes bei Augustin. Bemerkungen zu den Büchern IX, X und XI der Confessiones. Darin geht es um die Erkenntnis dessen, von dem der Kirchenvater in seinen Confessiones klagend und doch rühmend zugleich bekennt: «sero te amaui, pulchritudo tam antiqua et tam noua, sero te amaui – Spät hab’ ich dich geliebt, du Schönheit, so alt und doch so neu, spät hab ich dich geliebt» (ib. 10,38).

    Augustinus unterscheidet nicht nur die rein rationale, die zeit- und raumenthobene ‹ars› von der in der Zeit und im Raum ausgeführten – also den Künsten, den ‹artes› im herkömmlichen Sinn –, er scheidet sie auch. Die konstitutiv aus Zahlen, Verhältnissen und Gesetzmäßigkeiten bestehenden Kunstgattungen haben Anteil an einer sie übersteigenden Rationalität. An keiner anderen der Künste legte er so häufig und so intensiv diese seine Auffassung von der Bedeutung der Ästhetik für einen auf die Transzendenz hin ausgerichteten Kunstgenuss dar als an der Musik. Deshalb haben wir dieser Kunstgattung diesmal, sowohl was die Theorie als auch die Praxis betrifft, gebührend Zeit und Platz in unserem Programm eingeräumt.

    Zunächst hat Frau Dr. Silke Wulf über die musikalische Ästhetik Augustins und dessen Musiktheorie referiert. Frau Wulf kommt ebenfalls aus Oldenburg, wo sie mit der Dissertation Vom Hören der Wahrheit. Zeit und Musik in der Philosophie des Aurelius Augustinus promoviert wurde. Ihr Beitrag Gestaltung der ‹aequalitas numerosa› – Augustinus Über die Musik vermittelt diese Schrift als ein philosophisches Werk über die Gestaltung des Schönen. Sie zeigt auf, inwiefern antike Denkmodelle von dem spätantiken Kirchenvater in das eigene Denken aufgenommen und gedeutet werden.

    Unsere Studientage tragen stets auch der außerordentlich hohen Wirkungsgeschichte Augustins Rechnung. Frau Dr. Anja Heilmann, ausgewiesene Kennerin der Musiktheorie des Boethius – sie wurde an der Universität Rostock mit der Arbeit Boethius’ Musiktheorie und das Quadrivium. Eine Einführung in den neuplatonischen Hintergrund von ‹De institutione musica› promoviert , lenkt den Blick auf die in der Musik wirkenden Zahlen, für die Boethius sich, wie Augustinus neuplatonischer Tradition folgend, besonders interessierte.

    Schließlich wagten wir diesmal gerade im Hinblick auf die beiden Referate über die musikalische Ästhetik in der Spätantike ein Novum. Frau Dr. Gabriele Ziegler, Leiterin des Cassian-Projektes in Münsterschwarzach und gute Bekannte unseres Zentrums für Augustinus-Forschung, bot uns mit ihrem Ensemble für mittelalterliche Musik einige klangvolle Beispiele zur Wirkungsgeschichte der Ästhetik Augustins in der Musik des Mittelalters.

    Nach den Referaten waren auch diesmal Zeiten zu Diskussion und Nachfragen vorgesehen, die PD Dr. Christof Müller, mein Nachfolger in der Leitung des Zentrums, wie immer souverän lenkte. Zu danken haben wir über die Referenten hinaus der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung, insbesondere aber der Fritz Thyssen Stiftung für die finanzielle Unterstützung dieses unseres bereits 9. Studientages.

    Wie bereits in Band 8 der Reihe Res et Signa wurden auch in den vorliegenden Band einige weitere Beiträge aufgenommen, die das Rahmenthema des Studientags Das Schöne in Theologie, Philosophie und Musik unmittelbar berühren und detailliert behandeln: der Vortragstext Prinzipien der Ästhetik Augustins³ sowie die beiden dem Augustinus-Lexikon entnommenen Artikel: Delectatio (delectare)⁴ und Musica⁵. Die beiden Artikel verschaffen zugleich einen Überblick über die umfangreiche Bibliographie zum Thema ‹Ästhetik› bei Augustinus. Dem Schwabe-Verlag in Basel sei für die Abdruckgenehmigung herzlich gedankt.

    Lassen Sie mich nochmals in aller Kürze auf Augustinus zurückkommen. Ich sagte eingangs, er war Rhetor und als solcher Künstler. Dies blieb er auch als Seelsorger. In der ältesten Biographie über ihn – sie stammt aus der Feder seines Zeitgenossen und Mitbischofs Possidius – rühmt dieser den Gewinn, den Leser aus den Werken des Kirchenvaters immer noch ziehen könnten. Weit größer sei jedoch der Gewinn derer gewesen, die ihn persönlich im Gottesdienst sehen und ihn als Prediger hören konnten⁶. Er predigte in der Weise biblisch, dass er die Texte auf Christus und die Kirche hin auslegte. Weil aber in der Bibel – speziell in den Psalmen – die Lesenden immer wieder zum Gesang, ja sogar zum Griff nach Musikinstrumenten aufgefordert werden, geriet der predigende Bischof bei der Auslegung solcher Stellen geradezu ins Schwärmen. Der 150. Psalm, der letzte des Psalters, beginnt bekanntlich mit dem Vers: «Lobet Gott in seinen Heiligen, lobt ihn in seiner mächtigen Feste», und der Psalmist zählt daraufhin einige der Instrumente auf, mit denen Gott zu loben sei. Der Prediger Augustinus erklärt zunächst den musikalischen Charakter dieser Instrumente. Dann aber bezieht er sie metaphorisch auf die Gläubigen, denn sie selbst sollen «die Posaune» sein, «die Harfe, die Zither, die Pauke, das Saitenspiel, der Chor, die Flöte, die Zimbel, die alle gar herrlich klingen, weil sie zusammenklingen»⁷.

    Wie schon in früheren Veröffentlichungen der auf unseren Studientagen gehaltenen Referate widmet das Zentrum für Augustinus-Forschung an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg auch diesen Band einem seiner Mäzene, ohne deren finanzielle Unterstützungen es nicht leisten könnte, was zahlreiche Rezensionen über seine bisherigen Publikationen rühmend anerkennen. – Wie schon in früheren Bänden kleidete auch diesmal Dr. Karl Heinz Chelius, Redactor emeritus des Augustinus-Lexikons, den Text der Widmung in ein klassisches Latein.

    Gewidmet ist der Band dem Privatdozenten Dr. med. Dr. med. dent. Josip S. Bill, Vorstandsmitglied der Gesellschaft zur Förderung der Augustinus-Forschung e.V., für seine schon Jahre währenden finanziellen Hilfen zur Förderung unserer Projekte. Da Josip S. Bill, ein in Fachkreisen weltweit anerkannter Schönheitschirurg, im vergangenen Jahr 2012 seinen 50. Geburtstag feierte, betrachten wir im Nachhinein unsere ‹dedicatio› gerade im Blick auf die im Band 10 der Reihe ‹Res et Signa› erörterten subtilen Bezüge des Schönen in Raum und Zeit zu deren Quelle, dem raum- und zeitlos Schönen, als ideale Festgabe.

    Cornelius Petrus Mayer OSA

    ¹ Retr. 1,6.

    ² Cf. A. SCHMITT, Der beste Platoniker. Dem Philosophen Werner Beierwaltes zum 80. Geburtstag: Süddeutsche Zeitung 7./8. Mai 2011, 15.

    ³ C. MAYER (Ed.), Ästhetik und Theologie. Dokumentation der Feier im Museum am Dom vom 18. Juli 2007, Würzburg ²2009, 25–33.

    ⁴ C. MAYER, AL 2 (1996–2002) 267–285.

    ⁵ W. HÜBNER, AL 4 (2012sqq.) 123–130.

    ⁶ Cf. Possid. uita Aug. 31,9.

    En. Ps. 150,8.

    Friedhelm Hofmann

    Universale Schönheit in der Kunst bei Augustinus

    Die Diskussion über das Schöne in der zeitgenössischen Kunst reißt nicht ab. Gerade nach dem Zweiten Weltkrieg, Auschwitz und Hiroshima – und heute kann man auch noch den 11. September und die Atomreaktorkatastrophe von Fukushima hinzufügen – wird die Berechtigung des Schönen in der Kunst angezweifelt. Bei manchen stößt diese Beschäftigung mit dem ästhetisch Schönen auf Argwohn oder gar Ablehnung, weil sie die Sorge umtreibt, dem schönen Schein aufzusitzen.

    Der Schriftsteller Paulus Böhmer hat in seiner jüngsten Folge dreier Langgedichte «Am Meer. An Land. Bei mir» eine Ästhetik vorgestellt, die gleichsam als Plädoyer gegen das Schöne verstanden werden kann. Jan Röhnert schreibt dazu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: «Es geht um biologische Determinanten unseres Daseins, mit denen sich vorherrschende Auffassungen vom Schönen schwertun: dass das Erhabene etwa im Fäkalischen seinen Widerpart hat, dass von unserem Willen unbeeinflussbare organische Vorgänge die Artikulation der Worte, die Arbeit der Ratio stets begleiten, dass die Tatsache des Lebens im Tod ihre Voraussetzung hat – und vice versa»¹.

    Der holländische Architekt des Leipziger ‹Paulinum›, Erick van Egeraat, möchte dagegen in seinem aktuellen Werk, das er als ‹Erinnerungsbau› verstanden wissen will, die Rekonstruktion der dreischiffigen gotischen Hallenkirche ‹entstofflichen›. «‹Ich will die Schönheit sozusagen übertreiben›, sagt er, und verweist auf die Pfeiler und Gewölbe aus weißem Gipsguss»². Die Pfeiler werden nicht nur nach maschineller Herstellung handwerklich nachbearbeitet, sondern «lösen sich zum Boden hin in Glas auf, das mittels Dioden sphärisch strahlt»³. Böhmer und van Egeraat, der Schriftsteller und der Architekt, stehen mit ihren aktuellen Äußerungen für zwei diametral einander gegenüberstehende Positionen der heutigen Zeit.

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