Bemerkungen über den Brief an die Kolosser
Von William Kelly
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Der Kolosserbrief zeigt, dass Philosophie und Traditionalismus großen Gefahren für das christliche Zeugnis sind, Gefahren, die auch heute noch sehr aktuell sind. Aber der Brief zeigt auch das alleinige Hilfsmittel: Christus.
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Buchvorschau
Bemerkungen über den Brief an die Kolosser - William Kelly
© 2013 Christliche Schriftenverbreitung e.V.
Aus dem Englischen übersetzt
Herausgeber: Christliche Schriftenverbreitung e.V., Hückeswagen
E-Book-Generierung: VCG (www.vvcg.de)
ISBN E-Book: 978-3-89287-540-6
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kolosser 1,1-1,8
Kolosser 1,9-18
Kolosser 1,19-23
Kolosser 1,24-2,3
Kolosser 2,4-12
Kolosser 2,13-19
Kolosser 2,20-23
Kolosser 3,1-11
Kolosser 3, 12-17
Kolosser 3,18-4,1
Kolosser 4,2-18
Einleitung
Selbst für den nachlässigsten Leser ist es kaum möglich, zu übersehen, dass die im Kolosserbrief dargestellte Wahrheit viel Ähnliches mit der im Brief an die Epheser vorgetragenen hat. Die Wahrheit von der Vereinigung mit Christus, dem Haupte Seines Leibes, der Ekklesia, hat in diesen beiden Briefen mehr als in allen anderen Schriften ihre Auslegung gefunden. Wenn auch der erste Korintherbrief die gleiche Lehre bringt (vgl. Kap. 12), so ist der Gegenstand in diesem Brief doch augenscheinlich weit mehr die Versammlung Gottes auf der Erde, in welcher der Heilige Geist durch die Glieder wirkt und jedem austeilt, wie Er will, als die droben geschauten Heiligen, wie es im Epheserbrief der Fall ist, oder als der auf der Erde in ihnen geschaute Christus, wie im Kolosserbrief.
Indessen sind die beiden Briefe durch bedeutungsvolle und höchst interessante Unterschiede gekennzeichnet. Der hauptsächlichste ist wohl der: im Epheserbriefe finden wir die Vorrechte des Leibes Christi, der Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt. Im Kolosserbrief dagegen finden wir die Herrlichkeiten des Hauptes, in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt. Dieser Unterschied ist, wie auch andere, auf den religiös – sittlichen Zustand derer zurückzuführen, an welche die Briefe nach der Weisheit des Geistes gerichtet worden sind. Im ersten Fall kann der Apostel seinen Geistesflug in die Ratschlüsse Gottes nehmen, der die Heiligen mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern gesegnet hat. Im zweiten Fall war ein teilweises Abweichen zur Philosophie und zu jüdischen Überlieferungen vorhanden, natürlich nicht ein Sich abwenden von Christus, aber doch eine derartige Beimischung dieser fremden Bestandteile, dass sich Ergebnisse einstellen mussten, die in den Augen des Apostels verderblich waren. Diesen ernsten Folgen konnte nur dadurch begegnet werden, dass die Kolosser zu Christus, und zu Christus allein, zurückgebracht wurden in all den Rechtsansprüchen Seiner Person und Seines Werkes. Zufolge des Zustandes der Kolosser lässt der Brief das weitgesteckte Ziel und die Entfaltung göttlicher Ratschlüsse und göttlicher Herrlichkeit für die in Christus geschauten und mit Ihm vereinigten Heiligen nicht zu, wohingegen bei den Ephesern zur Zeit, als der Apostel ihnen schrieb, nichts war, was den Erguss seines Herzens hätte zurückhalten oder einengen können. Der Geist konnte ihn leiten, diesen Gläubigen zu schreiben, dass sie mit allen Heiligen die Breite und Länge und Tiefe und Höhe erfassen und erkennen möchten, die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus. Im Brief an die Kolosser war dagegen in weitem Maße Ermahnung und ernste Warnung am Platz. Ihre Seelen bedurften der Genesung. Das menschliche Element steht daher mehr im Vordergrund. Beim Schreiben an die Epheser nennt der Apostel in der Anrede keinen seiner Mitarbeiter neben sich, und doch war Ephesus die Hauptstadt des prokonsularischen Asiens, war seinen Mitarbeitern wohlbekannt und durch tausend zarte Bande mit ihm selbst und anderen verbunden, während die Versammlung in Kolossä zu denen gehörte, die sein Angesicht im Fleische nie gesehen hatten. Dies macht es umso beachtenswerter, dass er sich in ihrem Fall mit Timotheus verbindet.
Kolosser 1,1–1,8
„Paulus, Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und Timotheus, der Bruder, den heiligen und treuen Brüdern in Christo, die in Kolossä sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, [und dem Herrn Jesus Christus]!" (V. 1. 2).
Was Paulus angeht, so war er weder ohne Autorität, noch war sein Titel menschlich. Er war ein Apostel, nicht der Versammlung (Gemeinde), sondern Christi Jesu, und zwar durch göttlichen Willen, und Timotheus steht neben ihm einfach als „der Bruder. Auch die zur Versammlung in Kolossä Gehörigen sind gekennzeichnet, und zwar nicht nur als „Heilige und Treue
, wie die Epheser es waren, sondern als „heilige und treue Brüder. Es ist augenscheinlich, dass, während alles von dem Gott ist, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus, der Ausdruck „Brüder
ihre gegenseitigen Beziehungen hervorhebt, wie die beiden anderen Ausdrücke einerseits Gottes Gnade und anderseits ihren Glauben oder ihre Treue voraussetzen [1]. Sein eigener apostolischer Rang wird mit gelassener Würde und in der augenscheinlichen Anpassung an alles Folgende genannt.
Mit Recht ist darauf hingewiesen worden, dass der Apostel in diesem Briefe ganz und gar alles auslässt, was der großartigen Einleitung entspricht, mit der er den Brief an die Epheser beginnt. (Vgl. Kap. 1, 3–14.) Es lag ein Druck auf seinem Geist; er fühlte die Gefahr, die die Kolosser bedrohte. Wie hätte er da ganz unvermittelt in eine solch ungehemmte Danksagung ausbrechen können? Der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit und befasst sich mit den Herzen und mit den Gewissen. Immerhin, wenn auch jener hohe Ton von Anbetung hier keine passende Stätte finden konnte, so ist doch augenblickliche Danksagung da.
„Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, indem wir für euch beten, nachdem wir gehört haben von eurem Glauben in Christo Jesu und der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch aufgehoben ist in den Himmeln, von welcher ihr zuvor gehört habt in dem Worte der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen, so wie es auch in der ganzen Welt ist, und ist fruchtbringend und wachsend, wie auch unter euch, von dem Tage an, da ihr es gehört und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt; so wie ihr gelernt habt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist, der uns auch eure Liebe im Geiste kundgetan hat."
Was die Epheser angeht, so hatte der Apostel von dem Glauben an den Herrn Jesus gehört, der in ihnen war, sowie von ihrer Liebe zu allen Heiligen, und das gab seinem Herzen Veranlassung, sich in Danksagung und Bitte zu ergehen. Er kannte diese Leute persönlich und gut, hatte er doch mit reichem Segen in ihrer Mitte gearbeitet; aber es war seinem Herzen köstlich, von dem Wirken des Geistes in ihrer Mitte zu hören. So hatte er auch von den Kolossern, obgleich sie ihm nicht also bekannt waren, ähnliche Nachrichten, für die er Gott allezeit in seinen Gebeten für sie danken konnte.
Ist aber der Unterschied nicht auffallend, wie er in den beiden Fällen von der Hoffnung redet? Im Epheserbrief ist es die Hoffnung der Berufung Gottes; da sind es die Reichtümer der Herrlichkeit Seines Erbes in den Heiligen. Was könnte tiefer oder grenzenloser sein? Hier im Kolosserbrief konnte er kaum weniger sagen. Die Hoffnung der Kolosser war „für sie aufgehoben, sie war gesichert, sie war „in den Himmeln
, nicht auf der Erde, trotz Philosophie oder Fleisch tötender Vorschriften. Aber die Kolosser mussten sich hüten vor allen Dingen dieser Art, was immer deren Aussehen und die Erwartungen, die daran geknüpft werden konnten, sein mochten. An ihre eigene Hoffnung möchte er sie daher erinnern, indem er sie gleichsam in den Himmel führt, wo der Christus ist, Er, der die wahre und einzige Befreiung ist von allem Tätigsein des Menschengeistes in göttlichen Dingen und von erdgebundener Religiosität.
Diese himmlische Hoffnung, köstlich wie sie ist, war ihnen nichts Neues: Sie hatten zuvor davon gehört „in dem Worte der Wahrheit des Evangeliums. Was der Apostel jetzt lehrte, würde nicht schwächen oder unterhöhlen, sondern nur das befestigen, was sie einst in der guten Botschaft gehört hatten, durch die sie bekehrt worden waren. Er nennt diese Botschaft „das Wort der Wahrheit des Evangeliums
, um ihr das höchstmögliche Gewicht zu geben in Anbetracht der Tatsache, dass sie darauf aus waren, etwas Neues zu hören. Es handelte sich nicht um ein durch verstandesmäßiges Herumtasten Gefundenes, sondern um „das Wort", das in bestimmter Form zu ihnen gesandt war, um Offenbarung Gottes. Es war auch kein Herumtappen in gesetzlichen Formen, sondern „die Wahrheit", die Wahrheit des Evangeliums. Das Gesetz wurde durch Moses gegeben, aber die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Das Evangelium kam zu ihnen, ja, es war gegenwärtig bei ihnen, nicht veränderlicher als Er, der des Evangeliums Summe und Wesen ist. Wirkliche Wahrheit, selbst wenn sie neu ist, setzt nie die alte beiseite, sondern ergänzt im Gegenteil fehlende Verbindungsstücke, vertieft die Grundlagen und erweitert den Gesichtskreis. Aber wie war es ihnen ergangen? Hatte etwa ihre Philosophie, hatten ihre neuerungssüchtigen Vorbehalte (Kap. 2) ihr Verständnis über den Wert des Evangeliums vermehrt? War durch diese Dinge Christus erhoben worden? Im Gegensatz hierzu steht unzweifelhaft fest, was die Wirkung der Lehre des Paulus sein würde, sowohl allgemein als insbesondere in diesem Briefe.
Entsprechend der Tatsache nun, dass das Evangelium die Entfaltung der Güte Gottes in Christus ist, nicht etwa das menschlicher Pflichterfüllung zugemessene Teil oder ein System religiöser „Schatten (vgl. Hebr. 10, 1), ist der Ort, an dem es zur Verkündigung gelangt, nach Gottes Absichten nicht ein einzelnes Land oder eine einzelne Familie, sondern „die ganze Welt
, und seine Wirkung ist keine verdammende und tötende, sondern eine fruchtbringende und wachsende, wie es unter den Gläubigen in Kolossä der Fall war. Konnte aber noch von diesem Fruchttragen und Wachstum die Rede sein seit Einführung ihrer Neuerungsbegriffe und gesetzlichen Wege? Das Evangelium ist beides, fruchttragend und zugleich mit Energie geladen, um sich auszubreiten. Dieser Zusatz von der Wachstum bewirkenden Kraft des Evangeliums fehlt dem gewöhnlichen (Luther) Text, da er in weniger guten Handschriften ausgelassen wurde. Seine Echtheit kann aber wohl nicht in Frage gestellt werden. Dass das Evangelium diese zweifache Wirkung hatte, war den Kolossern bekannt von dem Tage an, da sie von der Gnade Gottes gehört und sie in Wahrheit erkannt hatten. Dieser Umstand gibt dem gesegneten Apostel Gelegenheit, seiner Gewohnheit nach einem Mann die Hände zu stärken, der Christi Diener und in Bezug auf sie treu war, dem Epaphras nämlich, „unserem geliebten Mitknecht", wie er ihn hier liebevoll nennt. Die in der Mitte der Kolosser genährten spekulativen Ansichten und judaistischen Formen hatten ohne Zweifel ihre Verteidiger, die sich auf Kosten eines treuen Arbeiters beliebt zu machen suchten. Wir verstehen gut, dass dieses Wort des Schreibers, das den Epaphras auf solche Weise empfahl, nötig war in Kolossä.
Fußnoten
[1] „Gläubig und „treu
ist ein und dasselbe Wort im Griechischen. Die Auslassung von „und dem Herrn Jesus Christus" (die Worte stehen als unsicher i n eckigen Klammern) in den besten Texten