Irrweg Intuition
Von Eike Rappmund
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Wenn ich dann aber in einem ruhigen Moment zurückblicke und resümiere, was mir dieses Vertrauen gebracht hat, zumindest dann, wenn ich auf meine Intuition bewusst gehört habe, dann ist die Rechnung ziemlich schnell gemacht.
Es gab Situationen, da hatte ich ja sowas von einem guten Bauchgefühl, das man schon den Eindruck gewinnen könnte, ich sei nur noch „Bauch auf Beinen“. In diesen Momenten eine Entscheidung zu fällen, war einfach. Die letzten, kritischen Töne verstummten rasch. Mächtig war der Chor, der da im Bauch als Oratorium erschallte. Doch was geschah dann? Schon kurze Zeit darauf zeigte sich, dass man mit solch einem „dicken Ranzen“ auch ganz schön hart auf dem Boden der Realität aufschlagen kann. Die Dinge entwickelten sich anders. Ganz anders und leider nicht immer Vorteilhaft. „Scheiß Bauchgefühl!“ dachte ich dann, „das müssen wir später mal besprechen,... !“. Aber zuerst zeichnete ich meine Linie auf der Strichliste meines inneren „Soll-Kontos“. Dem Konto, das für den „Irrweg Intuition“ steht.
Ok. Sicher. Es gibt auch eine Menge anderer Erfahrungen. Erfahrungen, die einen staunend aufhorchen lassen, wenn man sich plötzlich gewahr wird, wie „Recht“ man doch hatte. Wie recht es war, eine Entscheidung auf diesem intuitiven Impuls zu gründen. Obwohl weder alle nötigen Informationen für eine klare, bewusste und überlegte Entscheidungsfindung vorhanden waren, noch irgendetwas für dieses „Ja“ zu einer bestimmten Sache, Person, oder Handlung wirklich logisch erschien, hatte man sich richtig entschieden. Richtig im Sinne einer vorteilhaften Auswirkung auf das eigene Leben und Erleben. Diese Erfahrungen mit der eigenen, intuitiven Entscheidungskompetenz verbuche ich dann auf mein „Positiv-Konto“ der besagten Strichliste.
Zähle ich jetzt beide Seiten zusammen um herauszubekommen, wie effizient meine unbewussten Intuitionen sind, ist das Ergebnis eindeutig: Gleichstand! Unentschieden. Fifty-Fifty eben. Zu wenig überzeugend, mich in dieser Art weiter blind auf mein sogenanntes Bauchgefühl zu verlassen. Aber doch auch zu faszinierend, um zukünftig zum „Nerd“ zu werden. Eines aber ist sicher, diesem inflationären Trend von blinder Intuitionshörigkeit, ganz gleich wo hin man auch schaut, werde ich nicht erliegen. Das ist mir zu platt und führt nicht weiter. Das führt höchstens in einen nächsten Tanz, bei dem man sich nur um sich selber dreht. Zu einem Mehr an Autonomie, also zu einem Mehr an selbstgestalteter Lebenswirklichkeit, führt das sicher nicht.
Warum nicht? Das will ich im Folgenden versuchen differenzierter „aufzubröseln“. Nicht das Du mich falsch verstehst, ich leugne Intuition nicht, oder schließe einfach mal von meinen Erfahrungen auf eine Regel, die dann besagt: „Intuition ist Quatsch!“. Nur plädiere ich für einen klaren, bewussten und reflektierten Umgang mit unserer Intuition. Nur dann, so glaube ich, haben wir eine Chance, das doch meist sehr ausgewogene Verhältnis von Erfolg und Misserfolg im Umgang mit unserem Bauchgefühl, zu einer ü
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Buchvorschau
Irrweg Intuition - Eike Rappmund
Intuition
Auf ein Wort
„Höre auf Dein Bauchgefühl! klingt es manchmal in mir. Ich weiß nicht mehr genau, von wem ich dieses Konzept habe, aber manchmal höre ich es in mir klingen, diese sanft mahnende Stimme, die mich an dieses Konzept erinnert. Meistens dann, wenn ich mir einmal nicht ganz sicher bin, wie ich mich entscheiden will. Dann wird sie laut. Aber ganz ehrlich: Es ist doch auch zum Auswachsen. Zumindest manchmal. In einer Welt voller Möglichkeiten, spannender Menschen und Tage, die selten einander gleichen, prasseln so viele Entscheidungen auf einen ein, das kann schon ganz schön stressig werden. Das Ding mit dem Entscheiden. Laufend steht man vor der Wahl. Mal ist es Qual, mal ist es Genuss. So genussvoll sogar, dass ich es überhaupt nicht mitbekomme, wie und dass überhaupt ich mich entschieden habe. Es läuft ja schließlich. Doch dann gibt es auch Situationen, da ist es eher Qual. Wie soll man sich richtig entscheiden, für dies oder gegen jenes? Was ist das Passende, was gehört zu mir, in diesem Meer der Möglichkeiten? So viele Fürs und Widers, die da zu konkurrieren scheinen. Und dann höre ich sie wieder, die vertraute Stimme. Dann säuselt es in mir: „Vertraue Deiner Intuition!
Und das mache ich dann ja auch. Immer wieder. Ab und zu. Zumindest redlich bemüht. Sozusagen.
Eine einfache Rechnung
Wenn ich in einem ruhigen Moment, wie zum Beispiel einem wie diesem jetzt, unter der noch glühenden Spätsommer-Sonne Spaniens, mit dieser erfrischenden Brise um der Nase, die immer wieder vom Meer freundlich herüber bläst, meinen Blick zurückschweifen lasse und resümiere, was mir dieses Vertrauen in meine Intuition gebracht hat, zumindest dann, wenn ich auf sie bewusst gehört habe, dann ist die Rechnung doch ziemlich schnell gemacht:
Es gab Situationen, da hatte ich ja sowas von einem guten Bauchgefühl, dass man schon den Eindruck gewinnen könnte, ich sei nur noch „Bauch auf Beinen. In diesen Momenten eine Entscheidung zu fällen, war einfach. Kritische Töne waren keine zu vernehmen. Zu mächtig war wohl der Chor, der da im Bauch als Oratorium erschallte. Und einfach war es, einfach sich in diesem Flow treiben zu lassen. Ohne große Anstrengung, und schon gar nicht von irgendeiner bewussten Entscheidung ausgebremst, plätscherte es dahin, mein Leben, das genussvoller kaum hätte sein können. Doch leider hielt dieses Treiben meist nicht an. Oft zeigte sich, dass man mit solch einem „dicken Ranzen
auch ganz schön hart auf dem Boden der Realität aufschlagen kann. Die Dinge entwickelten sich anders. Ganz anders und leider nicht immer vorteilhaft. „Scheiß Bauchgefühl!, dachte ich dann, „das müssen wir später mal ausdiskutieren …!
Aber zuerst zog ich diese Linie auf der Strichliste meines imaginären „Soll-Kontos. Dem Konto, das für „Irrweg Intuition
steht.
Ok. Sicher. Es gibt auch anderer Erfahrungen. Erfahrungen, die einen im Nachhinein staunend aufhorchen lassen. Plötzlich wird man sich zum Beispiel gewahr, wie „Recht man doch mit diesem oder jenem hatte. Wie recht es war, eine Entscheidung aufgrund solch eines intuitiven Impulses zu treffen. Obwohl weder alle nötigen Informationen für eine klare, bewusste und überlegte Entscheidungsfindung vorhanden waren noch irgendetwas für dieses „Ja
zu einer bestimmten Sache, Person oder Handlung wirklich logisch erschien, hatte man sich entschieden. Und zwar richtig. Richtig im Sinne der Auswirkung dieser Entscheidung. Einer vorteilhaften natürlich. Einer Wirkung, die sich positiv und erfolgreichen auf das eigene Leben und Erleben ausgedehnt hatte. Wenn einem das im Rückblick plötzlich bewusst wird, dann kann man getrost derlei Erfahrungen auf das „Positiv-Konto" der besagten Strichliste verbuchen. Diesen intuitiven Entscheidungskompetenzen deshalb aber plötzlich mehr zu vertrauen, ganz gleich wie faszinierend man sich selbst erlebt haben mag, ist eine Tendenz, der ich trotz allem nur schwer folgen kann. Immerhin ist die Abschlussrechnung ja noch offen.
Gleichstand! Null-zu-Null!
Fifty-Fifty! Unentschieden!
Also, machen wir das mal. Ich zähle also beide Seiten einfach und nüchtern zusammen, um herauszufinden, wie effizient meine unbewussten Intuitionen waren oder ob vielleicht doch meine klaren Entscheidungen die Nase vorn haben. Ich will es nicht lange spannend machen, dafür ist ja später noch die Zeit und Möglichkeit, das Ergebnis dieser einfachen Additionen ist eindeutig: Gleichstand! Unentschieden. Fifty-Fifty eben. Zu wenig überzeugend, mich zukünftig nur noch blind auf mein sogenanntes Bauchgefühl zu verlassen. Aber doch auch zu faszinierend, um mir eine Brille mit Horngestell zu kaufen und zum „Nerd" zu werden. Eines aber ist sicher, diesem inflationären Trend von blinder Intuitionshörigkeit, ganz gleich wohin man auch schaut, werde ich nicht erliegen. Das ist mir zu platt und führt nicht besonders weit. Das führt höchstens wieder zu einem dieser Tänze, bei dem man sich nur in schwindelerregendem Tempo um sich selbst dreht. Wie ein Derwisch vielleicht. Oder wie eine Zentrifuge. Nur dass man bei dieser wohl lange nach der Essenz suchen müsste. Zu einem Mehr an Autonomie, also zu einem Mehr an selbstgestalteter und unabhängiger Lebenswirklichkeit, führt das sicher nicht und damit auch nicht zu einem Mehr an gewünschten Erfolgen bei Entscheidungsfragen.
Mein Plädoyer:
ein klarer, reflektierter und kultivierter Umgang
mit der Intuition!
Warum nicht? Das will ich im Folgenden differenzierter „aufbröseln. Nicht dass Du¹ mich falsch verstehst, ich bin kein Gegner der Intuition – das wäre auch völliger Quatsch. Ich schließe auch nicht einfach von meinen Erfahrungen auf eine Regel, die dann besagt: „Intuition braucht man nicht!
. Ich plädiere für etwas ganz anderes. Ich mache mich dafür stark, einen klaren, bewussten und reflektierten Umgang mit der eigenen Intuition zu kultivieren. Nur dann, so glaube ich, haben wir eine Chance, das doch meist sehr ausgewogene Verhältnis von Erfolg und Misserfolg zu einer überzeugenden, neuen Kompetenz weiterzuentwickeln. Eine Ausrichtung, die keiner verklärenden, verzerrenden oder Realität mit aller Gewalt beugenden Energie bedarf, sondern schlicht auf Kompetenz beruht. Auf einer Kompetenz, aus der heraus wir es vermögen, mit uns „Wunder Mensch" zielführend, selbstbestimmt und eigenverantwortlich umzugehen. Dann wird aus einem Irrweg ein Zieleinlauf und wir sind raus aus einer