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Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder: Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung
Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder: Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung
Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder: Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung
eBook548 Seiten6 Stunden

Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder: Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung

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Über dieses E-Book

Die schulische Ausbildung nimmt in der kindlichen Entwicklung einen großen Zeitraum ein und bereitet dem legasthenen Kind und seinen Eltern sehr viel Mühe und Sorge.

In diesem Buch werden daher vor allem Eltern und Lehrpersonen sowie auch Therapeutinnen angesprochen und die wichtigsten Fördermaßnahmen dargestellt. Sowohl die - meist alle Beteiligten belastende - Hausaufgabensituation als auch die „legasthenen“ Probleme im täglichen Unterricht werden näher beleuchtet und entsprechende Richtlinien aufgezeigt.
Folgende Themen werden ausführlich behandelt: Der Umgang mit dem Legasthenieerlass bezüglich Benotung und entsprechende schulische Handlungsmöglichkeiten, die Entwicklungschancen für Legasthenikerinnen, allgemeine Lernstrategien, die sprachliche Förderung, die Förderung des Lesens und des Leseverstehens, Möglichkeiten zur Verbesserung der Rechtschreibung, einige effektive Tipps zum Erwerb von Fremdsprachen sowie Richtlinien zur Verwendung des Computers zu Hause und im Unterricht.

Aus der Praxis der Autorinnen werden einige Kinder und deren (schulische) Entwicklung zur Illustration der im Buch vorgeschlagenen Maßnahmen vorgestellt. Zuletzt stellen die Autorinnen das Setting und die Arbeitsweise im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit dar.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum16. Nov. 2010
ISBN9783839195857
Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder: Band 2: Praktische Maßnahmen für zu Hause, für den Unterricht und zur außerschulischen Förderung
Autor

Hemma Häfele

Studium der Medizin und Psychologie, postgraduelle Ausbildung zur Integrativen Psychotherapeutin für Kinder und deren Eltern. Praktische Arbeit in Spitälern, Schulen, heilpädagogisch-psychologisch orientierten Beratungsinstitutionen. Seit 25 Jahren selbständige Arbeit in eigener Praxis zur psychologischen Beratung von Entwicklungsstörungen im Bereich Sprache, Lernen und Verhalten (www.lernpraxis.org). Zusammenarbeit mit Linguisten, Logopäden, Sprachheillehrern, Lehrern und Ergotherapeuten sowie mit dem Landesschulrat für Sonderpädagogik in Vorarlberg. Entwicklung und Durchführung mehrerer Projekte in den Schulen Vorarlbergs zu den Themen Sprach- und Legasthenieförderung.

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    Buchvorschau

    Bessere Schulerfolge für legasthene und lernschwache Kinder - Hemma Häfele

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Die Informationen in diesem Buch werden ohne Rücksicht auf einen eventuellen Patentschutz veröffentlicht. Warennamen werden ohne Gewährleistung der freien Verwendbarkeit benutzt. Bei der Zusammenstellung von Texten und Abbildungen wurde mit größter Sorgfalt vorgegangen. Trotzdem können Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden. Der Verlag und die Autorinnen können für fehlerhafte Angaben und deren Folgen weder eine juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Für Verbesserungsvorschläge und Hinweise auf Fehler sind wir dankbar.

    Alle Rechte vorbehalten, auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien.

    Beachten Sie bitte, dass in diesem Buch keine Hinweise zu Copyright ©, Trademark ™, Servicemark SM, Registered Trademark ® oder sonstige rechtlichen Bindungen Dritter vorkommen. Dies soll keineswegs diese Rechte einschränken, alle Bezeichner bleiben Marken, eingetragene Marken usw. der jeweiligen Hersteller und Besitzer!

    © Hemma Häfele, Hartmut Häfele, www.lernpraxis.org

    Lektorat: Kornelia Maier-Häfele

    Layout & Satz: Hartmut Häfele

    Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

    ISBN 978-3-8391-9585-7

    Inhalt

    Einleitung für Eilige

    Kurzzusammenfassung der wichtigsten therapeutischen Maßnahmen

    1. Allgemeines

    2. Der Umgang mit dem Legasthenie-Erlass

    3. Die Plastizität des Gehirns als Chance für Legastheniker?

    4. Allgemeine Lernstrategien

    5. Die Sprachförderung bei LRS

    6. Die Förderung des Lesens und des Leseverstehens

    7. Die Förderung der Rechtschreibung

    8. Die Förderung des Erlernens von Fremdsprachen bei einer LRS

    9. Die Anwendung von Computerprogrammen

    10. Der Aufbau des Settings zur spezifischen Lese-Rechtschreib-Förderung in unserer Praxis

    Anmerkungen zur Handhabung dieses Buches

    A. Unser Gehirn ist formbar

    1. Die Plastizität des Gehirns als Chance für LRS-Personen?

    2. Wie lernt unser Gehirn?

    3. Das Tor zum Gedächtnis: Der Hippocampus

    B. Die Arbeit „mit beiden Hirnhälften" und entsprechende Alternativ-Therapien

    (Sprache wird ausschließlich durch sprachliche Übungen verbessert)

    1. Die Zusammenarbeit der beiden Hirnhälften

    2. Alternative Therapiemethoden

    2.1 Die Edu-Kinesiologie

    2.2 Die Sensorische Integrationstherapie (SI-Therapie) nach Jean Ayres (aus dem Bereich der Ergotherapie)

    2.3 Hörtraining und Klangtherapie nach Tomatis und Bérard

    3. Konsequenzen für die praktische Arbeit

    C. Vorbeugemaßnahmen

    1. Beschäftigung mit Sprache und Schriftsprache

    2. Förderprogramme zur Prävention der LRS

    D. Förderung und Therapie

    1. Förderung der Rechtschreibung - genügt das wirklich?

    2. Stimmt das Schlagwort „Lernen mit allen Sinnen" wirklich?

    3. Schulische Förderung oder Therapie?

    4. Legasthenieerlass - Was nun?

    5. Zusammenfassung der allgemeinen schulischen Maßnahmen für Kinder mit LRS

    5.1 Allgemeine Bedingungen und Maßnahmen

    5.2 Allgemeine Richtlinien zur optimalen Förderung des LRS-Kindes

    5.3 Überblick: Vorgehen im Unterricht

    5.4 Überblick: Vorgehen bei Leistungsüberprüfungen

    5.5 Überblick: Grundprinzipien einer LRS-Förderung

    5.6 Wie können Lehrkräfte, Eltern und Therapeuten auf das aufmerksamkeitsgestörte Verhalten der Schüler reagieren?

    6. Lernpsychologische Tipps für zu Hause

    7. Allgemeine Lernstrategien

    7.1 Mangelnde oder fehlende Lernstrategien

    7.2 Abstrahierung und Visualisierung von Lerninhalten

    7.3 Sprachliche Hilfen

    7.4 Die Wirksamkeit eines Trainings allgemeiner Lernstrategien

    8. Allgemeine Richtlinien zu Förderung und Therapie der LRS

    9. Maßnahmen zur psychischen Stabilisierung

    9.1 Verbesserung von Lernmotivation und Selbstwert

    9.1 Verbesserung des familiären Umfeldes

    10. Die außerschulische Therapie und Förderung der LRS

    10.1 Grundsätzliches zu Förderung oder Therapie bei LRS

    10.2 Verbesserung oder Heilung der Legasthenie?

    10.3 Der Aufbau des Settings zur spezifischen Lese-Rechtschreib-Förderung in unserer Praxis

    11. Die spezifische Therapie bzw. Förderung der schwachen Teilleistungen bei LRS

    11.1 Training von Verstehen und Produktion der mündlichen und schriftlichen Sprache

    11.2 Nutzung der Sprachmelodie (Sprachrhythmus und Prosodie)

    11.3 Das Training auditiver Fertigkeiten mit sprachlichem Material

    11.4 Das Training der phonologischen Bewusstheit

    11.5 Unterstützung des sprachlichen Arbeits- und Langzeitgedächtnisses

    11.6 Neurobiologisch orientierte LRS-Therapieansätze

    11.7 Förderung des Lesens und des Leseverstehens

    11.8 Die Förderung der Rechtschreibung

    11.9 Die Förderung des Fremdsprachenlernens bei LRS

    Nachwort

    Quellen

    Literatur (Print- und Online-Medien):

    Quellennachweis Abbildungen:

    Stichwortverzeichnis

    Einleitung für Eilige

    Erfahrungsgemäß nehmen sich Eltern, Lehrerinnen und Therapeutinnen - bedrängt vom Alltagsstress - nicht mehr allzu viel Zeit, dicke Fachbücher zu lesen.

    Daher geben wir diesem ersten Kapitel anstatt einer üblichen Einleitung einen kurz gefassten Überblick der wichtigsten Förder- und Therapiemaßnahmen bei einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS), die dann ausführlich - mitsamt Literaturangaben und konkreten Beispielen - in den späteren Kapiteln dieses Buches behandelt werden.

    Die folgende Zusammenfassung ersetzt zwar nicht das Lesen des ganzen Buches, kann aber doch schon einige Hilfen bieten.

    Kurzzusammenfassung der wichtigsten therapeutischen Maßnahmen

    1. Allgemeines

    Die schulische Ausbildung nimmt in der kindlichen Entwicklung einen großen Zeitraum ein und bereitet vor allem den Eltern von Legasthenie-Kindern sehr viel Mühe und große Sorge. Der Schulerfolg bestimmt in erheblichem Ausmaß die Entwicklungschancen eines Kindes und so ist es nur verständlich, dass den Eltern die Schulschwierigkeiten ihrer legasthenen Kinder große Probleme bereiten.

    Zwischen den Eltern und ihren LRS-Kindern kommt es in der Hausaufgabensituation nicht selten zu sehr belastenden Konflikten, sodass mitunter fachspezifische Maßnahmen zur Entwicklung konstruktiver Lernstrategien erforderlich werden.

    Gerade für Eltern, die sich intensiv um ihr Kind kümmern, ist es oft schwer, fortwährend Verständnis und Geduld aufzubringen, wenn das Kind in der Schule versagt. Eltern neigen dann meistens dazu, mit den Kindern noch intensiver zu üben. Überforderung und Begrenzung der Freizeit, die das Kind dringend zur Erholung benötigt, sind dann wiederum die Folge. Trotz Bemühens von allen Seiten können Lernblockaden auftreten und Lernerfolge ausbleiben. Aber auch gegenteilige Reaktionen der Eltern wie z. B. ein inadäquater Verwöhnungsstil können sich lern- und entwicklungshemmend auswirken.

    Im Umgang mit einem LRS-Kind müssen sich Eltern und Lehrer deshalb immer wieder fragen, ob die gestellten Anforderungen an das Kind seinen tatsächlichen Möglichkeiten entsprechen oder ob die erlebte Größe des Problems eher Ausdruck der eigenen Sorgen ist.

    Nicht selten brauchen die Eltern und auch die Lehrerinnen Hilfe in Form einer fachlichen Beratung oder Supervision. Ein Austausch mit anderen Eltern bzw. Lehrerinnen oder die Nutzung von Angeboten der Familienberatungsstellen können helfen, Sicherheit im adäquaten Umgang mit dem Problem zu gewinnen.

    Um negativen Entwicklungen im Selbstwertbereich vorzubeugen, muss vermieden werden, dass das Kind in der Schule ständig Misserfolge erlebt. Eine solide Legastheniebehandlung muss daher neben der konkreten Lernhilfe auch Lernblockaden überwinden, Leistungsängste abbauen und die Lernmotivation verbessern können. Die Vermeidung von chronisch-negativen Leistungen und das Schaffen von Möglichkeiten zu Erfolgserlebnissen müssen deshalb zentrale Anliegen im Umgang mit einem LRS-Kind darstellen. Legastheniker sollen in die Lage versetzt werden, ihre Fehler als Lernchance zu betrachten und auch schlechtere Schulleistungen ohne größere Minderung ihres Selbstwertgefühls auszuhalten.

    Misserfolgserlebnisse in der Schule können auch eingeschränkt werden, wenn die Lernanforderungen an die Fähigkeiten des Kindes angepasst werden. Auch kleinere Fortschritte und das Bemühen des Kindes müssen bewusst wahrgenommen und anstelle des Ergebnisses bewertet und belohnt werden. Lernerfolge in anderen Fächern und Stärken in außerschulischen Bereichen sollten dem Kind immer wieder bewusst gemacht werden, damit es den Glauben an sich selbst nicht verliert.

    Die schulische Förderung von leserechtschreibschwachen Kindern erweist sich leider in vielen Fällen als nicht sehr effektiv, da häufig die gleichen Unterrichtsmethoden wie im regulären Unterricht angewandt werden. Die Ausbildung der Lehrer und oft auch der Förderlehrer ist in der Regel nicht spezifisch und umfangreich genug. Außerdem werden die Förderstunden aus finanziellen Gründen in einer viel zu geringen Anzahl angeboten. Wegen der zu wenig greifenden schulischen Fördermaßnahmen sehen sich Eltern häufig gezwungen, eine außerschulische Therapiestelle in Anspruch zu nehmen.

    Dabei könnte doch eine tägliche, fachlich orientierte Förderung durch spezifisch ausgebildete Lehrkräfte die Leistungsschwächen von LRS-Kindern vermindern, bzw. fast zum Verschwinden bringen oder gar nicht erst so massiv entstehen lassen. Würden spezifische Lernmethoden schon im täglichen Unterricht beim Lesen, Schreiben und Rechnen eingesetzt, würde den betroffenen und auch vielen anderen Kindern von Anfang an sehr geholfen werden. Der Rückgriff auf außerschulische Therapien wäre dann wohl nicht mehr so häufig notwendig.

    Bei Kindern mit einer stark ausgeprägten LRS ist es häufig notwendig, die Fördermaßnahmen der Schule durch eine außerschulische LRS-Therapie zu ergänzen, welche von spezifisch ausgebildeten Fachleuten durchgeführt werden sollte.

    Die Auswahl der richtigen Therapieform aus der wahren Flut von Angeboten ist für die meisten Eltern sehr schwierig bis fast unmöglich, da sie nicht über genügend fachliches Wissen verfügen. Der Psychologenverband im jeweiligen Land kann bei der Auswahl beratend zur Seite stehen.

    Eine LRS-Behandlung muss langfristig angelegt sein, das heißt, bei einem täglichen Training von einer halben Stunde ist je nach Schweregrad der Störung ein Behandlungszeitraum von mindestens ein bis drei Jahren vorzusehen. Therapieverfahren, die eine Beseitigung aller Schwierigkeiten in kurzer Zeit versprechen, sollte man mit Vorsicht betrachten.

    Durch ein konsequentes Training kann eine deutliche Verbesserung der sprachlichen und der Lese- und Rechtschreibleistungen erreicht werden. Ein tägliches Wiederholen (außer sonntags) von (Schrift-) sprachlichem Lernstoff stellt für das LRS-Kind eine unumgängliche - meist sehr anstrengende - Strategie dar, damit das Gelernte automatisiert bzw. schnell abgerufen werden kann. Dazu müssen leider auch die Ferien benützt werden, da sonst alles nicht Automatisierte wieder dem Vergessen anheimfällt.

    Bei einer ausgeprägten LRS kann jedoch nicht eine vollkommene Normalisierung erwartet werden. Ein mangelhaftes Lesen von unbekannten längeren oder von Pseudowörtern, ein vermindertes sprachliches Gedächtnis, eine reduzierte phonologische Bewusstheit und eine Rechtschreibschwäche bleiben - in unterschiedlichem Ausprägungsgrad - bis ins Erwachsenenalter bestehen. Es mehren sich jedoch die Hinweise, dass es durch spezifische sprachliche Trainings zur - wenn auch nicht vollkommenen - Nachreifung der defizitär arbeitenden Hirnareale kommen kann, die vielleicht einer teilweisen Heilung gleichkommt. Eine Reihe von Studien konnte bedeutsame Effekte eines Trainings im phonologischen Leistungsbereich (Laute, Silben, Wörter, Reime) und als Folge darauf neurobiologische Veränderungen im Gehirn verzeichnen. Dies scheint darauf hinzudeuten, dass durch derartige Übungen die vorher defizitär arbeitenden Hirnareale optimaler aktiviert und umgeformt werden können. Die gesamte Sprachwahrnehmung und -verarbeitung, wie auch die sprachliche Bewusstheit und das sprachliche Arbeitsgedächtnis sollten in der Vorsorge, sowie in Diagnostik und Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung unbedingt flächendeckend und routinemäßig berücksichtigt werden.

    Da die Zusammenhänge zwischen diesen Fähigkeiten und dem Lese- Rechtschreib-Erwerb weltweit in vielen Untersuchungen gezeigt werden konnten, sollte ein Training in diesen Bereichen in den täglichen Unterricht mit einbezogen werden.

    Die Verbesserung der sprachlichen Fertigkeiten bei LRS- und SSES¹-Kindern führt häufig - falls kein zusätzliches ADHS² vorliegt - zu einer Verbesserung der ursprünglich meist herabgesetzten Aufmerksamkeit im Unterricht und beim Lernen zuhause und damit natürlich zu besseren Schulerfolgen.

    Die Inhalte des Fördermaterials sollten auf die Interessenwelt der Kinder bezogen sein (Spielzeug, Fernsehen, Computer, Musik …). Themen, die für die Lernenden von besonderer emotionaler Bedeutung sind, werden wesentlich besser abgespeichert. Lustige und abenteuerliche Inhalte haben meist Vorrang vor sehr traurigen oder sehr dramatischen Ereignissen. Letztere werden wiederum besser behalten als Themen neutralen Inhalts, die keinen emotionalen Bezug zum Lernenden haben.

    Bei der Arbeit mit LRS-Kindern muss unbedingt berücksichtigt werden, dass die meisten sprach- und schriftsprachgestörten Kinder beim Schreiben mit feinmotorischen Problemen zu kämpfen haben. Ihre dadurch erhöhte Aufmerksamkeit auf die Schreibmotorik bewirkt häufig, dass nur mehr wenig geistige Kapazität zum Sprachlernen verfügbar bleibt. Daher sollten die Betroffenen das zu Erlernende überwiegend nicht selbst schreiben, sondern die Schriftsprache sollte ihnen in deutlicher und großer Schuldruckschrift visuell vorgegeben werden.

    Eine Unterstützung der Förderung durch den Einsatz von entsprechenden Computerlernspielen ist meist für viele Kinder sehr motivierend. Vor allem aufmerksamkeitsproblematische Kinder können ihre Konzentration auf dieses Medium besser fokussieren als auf Papier-Bleistift-Materialien.

    Die Verwendung von Taschenrechnern oder Lerntabellen z. B. für das 1 x 1 können dem LRS-Kind helfen, auch komplexere Denkprozesse zu entwickeln, wie etwa die „höhere" Mathematik, die unabhängig von auswendig gelernten Grundrechnungsarten erworben werden sollte.

    Mit LRS-Kindern sollte ein Vertrag abgeschlossen werden, der die prinzipiellen Verhaltensformen und die Trainingsziele festhält.

    Um ein konstruktives Lernverhalten zu ermöglichen und aufrecht zu erhalten, sollte eine vorher abgesprochene - materielle oder nicht materielle - Belohnung eingesetzt werden.

    Kann das Kind wegen psychischer Probleme nicht konzentriert arbeiten, sollten diese vorrangig - ev. zusammen mit einem Beratungslehrer oder Psychologen - behandelt werden.

    2. Der Umgang mit dem Legasthenie-Erlass

    Häufig erleben wir, dass sich Lehrkräfte bezüglich des Umgangs mit legasthenen Schülern „allein gelassen" fühlen und den Legasthenie-Erlass gar nicht oder nicht richtig berücksichtigen. Dies liegt wohl einerseits daran, dass der Legasthenie-Erlass vielleicht in eine Schublade abgelegt und vergessen wird und andererseits daran, dass derselbe doch noch so einige Fragen für den schulischen Gebrauch offen lässt. Vielfach werden auch so manche Formulierungen in den verschiedenen Erlässen der Landesregierungen von den Leserinnen, vor allem von den meist nicht fachkundigen Eltern, nicht richtig verstanden.

    Es werden hier auch überwiegend nur Verhaltensmaßnahmen für die Rechtschreibung und deren Leistungsbeurteilung gegeben. Die Vorschläge für die Beurteilung und Förderung des Lesens, der grammatikalischen Fertigkeiten, des Sprachverstehens und deren Beurteilung bleiben leider mehr oder weniger außer Acht.

    •   Hinsichtlich der Leistungsfeststellung weisen die Richtlinien der Unterrichtsministerien im deutschsprachigen Raum ausdrücklich darauf hin, dass das Lesen und Schreiben in den Lehrplänen der Volksschule, Hauptschule und AHS nur Teilbereiche des Pflichtgegenstandes Deutsch darstellen. Das bedeutet, dass neben der Schreibrichtigkeit auch Inhalt, Ausdruck und Sprachrichtigkeit getrennt benotet werden müssen. Das gilt für ALLE Schülerinnen und ist nicht nur logisch und gerecht, sondern erhöht auch die Motivation, wenn etwa neben der schlechten Rechtschreib- und Grammatik-Leistung auch gute Noten zu Inhalt und sprachlichem Ausdruck (Wortschatz, Redewendungen, Sprachvielfalt) erreicht werden.

    •   Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur³ erließ eine in ganz Österreich rechtsgültig verbindliche Aufforderung an alle Landesschulräte, Zentrallehranstalten, Pädagogische Hochschulen und Akademien, dass für LRS-Schülerinnen das Schreiben am Computer im Unterricht und bei Leistungsüberprüfungen erlaubt sein soll. Die übersichtliche Gestaltungsmöglichkeit sowie die automatische Fehlerkorrektur verhelfen den betroffenen Schülerinnen mitunter zu besseren Schulzensuren. Die intensive Beschäftigung mit der Tastatur stellt gleichzeitig eine Rechtschreibförderung dar.

    •   Unter anderem sollten zur Leistungsfeststellung ALLE Quellen, insbesondere mündliche, praktische und grafische Formen, die keinerlei schriftliche Leistung erfordern, einbezogen werden.

    3. Die Plastizität des Gehirns als Chance für Legastheniker?

    Bei Kindern ist in den ersten fünf bis sechs Lebensjahren die Plastizität - die Fähigkeit des Gehirns, sich umzuformen - besonders stark ausgeprägt. In unserer frühkindlichen Entwicklung gibt es sensible Zeitphasen, in denen bestimmte Lerninhalte besonders leicht und schnell intuitiv aufgenommen und erlernt werden. Aber auch in späteren Lebensabschnitten können noch Nervenzellverbindungen und vermutlich sogar neue Nervenzellen gebildet werden, allerdings nicht mehr im selben Ausmaß.

    Die Therapie einer Sprachentwicklungsstörung (SES) und einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) kann daher nach diesen sensiblen Phasen nicht mehr zu einem hundertprozentigen Heilerfolg, aber dennoch zu einer erheblichen Verbesserung der (Schrift-) Sprachfertigkeiten führen. Allerdings ist dann wesentlich mehr Aufwand an Energie, Motivation und Aufmerksamkeit notwendig.

    Die Erkenntnisse über die Plastizität des Gehirns lassen annehmen, dass auch bei leserechtschreibgestörten Personen durch eine gezielte Therapie und neue Lehr- und Lernmethoden plastische Umstrukturierungen möglich sein können.

    Man weiß, dass sogar schon das bloße Beobachten von Fremdaktivitäten, ja sogar nur die Vorstellung von Vorgängen im Gehirn der Lernenden die dazu passenden Hirnbereiche aktiviert und bei häufiger Wiederholung zur Bildung oder Verstärkung der entsprechenden Netzwerke im Gehirn führen kann. So kann also auch im schulischen Unterricht das genaue Zusehen und nicht nur das „learning by doing" zur Verfestigung des Lernstoffes beitragen. Dies gilt vor allem bei der Verwendung von visuellem Material. Ein überwiegend sprachlich ausgerichteter Unterricht überfordert das leserechtschreib- und sprachgestörte Kind wegen seiner sprachlichen Merkschwächen meistens in hohem Maße.

    Das „Lernen im Schlaf" ist wohl der Wunschtraum aller Lernenden und vielleicht auch gar nicht ganz unrealistisch. Die Fähigkeit des Gehirns zur Plastizität ist während der Tiefschlafphasen besonders groß. Das am Tag Erlernte wird dann unbewusst wiederholt und ins Langzeitgedächtnis eingetragen. Daher mag es wohl effektiver sein, vor einer Prüfung zu schlafen als die Nacht durch zu lernen. Wir empfehlen unseren Klienten in der Praxis immer, ihren Kindern regelmäßig vor dem Einschlafen Reime vorzulesen, in der Hoffnung, dass das Gehörte in der Nacht ins Langzeitgedächtnis transportiert und damit das rhythmische Sprachgefühl verbessert und stabilisiert wird.

    Emotion, Motivation und Gedächtnis sind in bestimmten Hirnregionen eng aneinander gekoppelt und beeinflussen sich gegenseitig. Chronischer Stress kann diese Zentren schädigen und die Gedächtnisleistung beeinträchtigen, sodass die Lernfähigkeit abnimmt. Spannungen, Streit und Lerndruck wirken sich daher besonders leistungsmindernd aus. Beim Lernen werden natürlich bevorzugt jene Informationen eingespeichert, die an angenehme Emotionen gekoppelt sind. Positive Gefühle beim Lernen fördern das Zustandekommen von plastischen Umstrukturierungen. Leider verliert so manches Kind die Freude an der Schule, weil der Lernstoff nicht attraktiv genug angeboten wird und die Misserfolgserlebnisse überwiegen.

    Manche Therapieformen wie z. B. die Edu-Kinesiologie messen den isolierten Funktionen der beiden Hirnhälften eine weit überhöhte Bedeutung für das Lernen bei. Therapieziele, wie z. B. „mehr mit der rechten Hirnhälfte zu lernen", können nicht wirklich erfüllt werden, da bei allen Aktionen IMMER beide Hirnhälften beteiligt sind und sein müssen. Die äußerst komplexen Funktionen, die dem Lesen, Schreiben und Rechnen zugrunde liegen, beanspruchen viele vernetzte, über das gesamte Gehirn ausgebreitete Systeme. Somit kann auch das Training einzelner basaler Hirnfunktionen - wie etwa rein körperliche Übungen oder ein Training mit Tönen - nicht eine komplex verursachte Lernstörung verbessern. Eine erfolgreiche Therapie muss direkt an den Leistungsbereichen ansetzen, die gestört sind. Schriftliche und mündliche Sprachprobleme können bislang nur durch sprachliche Übungen verbessert werden. Das überall propagierte „Lernen mit allen Sinnen" kann sich bei (Schrift)sprachgestörten Kindern sogar hinderlich auswirken, da in der Regel ein Teil dieser „Sinne" nur eingeschränkt funktionsfähig ist.

    Eine ausführliche und wissenschaftlich fundierte Diagnostik ist daher für eine Erfolg versprechende Therapie unbedingt notwendig. Therapieformen, die nicht wirklich erforscht und belegt sind, sollten mit Vorsicht „genossen" werden.

    4. Allgemeine Lernstrategien

    Die Wirksamkeit eines Trainings allgemeiner Lernstrategien wurde mehrfach unter Beweis gestellt. Leider werden den Schülerinnen im Unterricht selten Lernstrategien beigebracht; der Schwerpunkt wird vielmehr auf das Auswendiglernen von vorgegebenen Inhalten gelegt. Meistens schätzen daher LRS-Kinder die an sie gestellten Anforderungen als zu schwierig ein und setzen sich dann auch nicht gedanklich damit auseinander. Sie handeln meistens vorschnell, ohne zu überlegen, da sie sich die Lösung von vornherein nicht zutrauen.

    Folgende Strategien im Lern- und Lehrverhalten haben sich bewiesenermaßen als wirksam erwiesen:

    •   Der Eigeninitiative und dem „Forscherdrang" der Lernenden sollten viel mehr Spielraum eingeräumt werden, damit diese den Weg zur Lösung eines Problems selbst finden können. Lernen aus eigenem Antrieb macht nicht nur mehr Spaß, sondern wirkt wesentlich schneller und tiefgründiger und erhöht auch die Anstrengungsbereitschaft. Leider vertrauen viele Schülerinnen ihrer eigenen „Spurensuche nicht mehr, da sie in unserem Schulsystem fast nur das Reproduzieren lernen. Häufig wird auch den Kindern dazu vom Erwachsenen kaum Zeit eingeräumt. Allzu schnell sind wir bereit, vorzeitig „hilfreich einzuschreiten.

    •   Selten werden auch die Kinder gefragt, was sie sich bei ihren falschen oder auch richtigen Lösungen gedacht haben. Dieses Hinterfragen kann uns als Lernbegleiter helfen, die kindlichen Denkstrukturen kennenzulernen und konstruktiv weiter zu entwickeln. Schon Maria Montessori forderte uns zur „Hilfe zur Selbsthilfe" auf, indem sie dies für das Kind folgendermaßen formulierte: „Hilf mir, es selbst zu tun!"

    •   Dass die Motivation eine zentrale Rolle für den Lernerfolg spielt, ist wohl allen als uralte Binsenwahrheit bekannt, muss aber immer wieder ins Bewusstsein der erwachsenen Helfer gebracht werden. Die Lehrbücher unserer Schülerinnen beinhalten leider nur sehr wenig lernmotivierende Anreize. Den Kindern werden dort fast ausschließlich vorgefertigte Lehrmeinungen geboten, die sie auswendig lernen und in einer Unzahl von nicht-kindgerechten Beispielen üben müssen.

    •   (Nicht nur) Legastheniker können sich Wissensinhalte besser aneignen, wenn sie aus jedem Problembereich nur ein „kindgerechtes" Beispiel sehr oft und bis zur Perfektion üben. Das Übertragen auf andere Problemlösungen (Rechnungen, Rechtschreibungen usw.) gelingt Legasthenikern dann viel müheloser.

    Betrachtet man z. B. Textrechnungen, so fällt sofort auf, dass diese häufig nicht aus der Vorstellungswelt eines Kindes, sondern aus Erwachsenen-Bereichen stammen. Das folgende Beispiel mag dies verdeutlichen⁴:

    Bauer Herwig möchte sein Grundstück neu einzäunen. Es ist 121 m lang und 87 m breit. Für das 3 m breite Einfahrtstor benötigt er keinen Zaun. Wie viel Zaun muss er kaufen?

    Wahrscheinlich wäre es für viele Kinder - zumindest etwas - interessanter, wenn sie z. B. Posters oder Lieblingsfotos in ihrem Zimmer aufhängen sollen und dazu den benötigten Platz oder den Umfang für den selbst gemachten Rahmen ausrechnen müssen.

    •   Kinder sollten auch sozusagen als „Detektive" selbst Regeln finden, anstatt vorgegebene Regeln auswendig zu lernen. Lernstrategien sind umso nützlicher, wenn Kinder diese eigenständig umsetzen und individuell ausprobieren.

    •   Die Forschung widerlegte die lange und heute noch vertretene Annahme, Lernkonzepte würden von jüngeren Kindern nur durch die Anschauung erworben. Die Grundlagen zum Erwerb von abstrakten Begriffen oder Vorstellungen sind jedoch schon angeboren und werden bereits ab dem 1. Lebensjahr weiter entwickelt.

    Dementsprechend sollte man (Schrift)sprachgestörten Kindern schon ab der ersten Klasse viele Gelegenheiten bieten, ihr häufig sehr gut funktionierendes logisches und abstraktes Denkvermögen einzusetzen. Leider aber wird in der Schule in der Regel hauptsächlich auswendig gelernt, was diesen Kindern wegen ihres meist reduzierten Sprachgedächtnisses sehr schwer fällt.

    •   Der Einsatz von Zeichensystemen - wie z. B. gezeichneten Symbolen, Gebärden oder Diagrammen - ermöglicht das Lösen von abstrakten Beispielen viel schneller und leichter als das Einbeziehen von Handlungen. Das Ziel hierbei ist, den Kindern zu bildhaften oder symbolischen Darstellungen zu verhelfen, die so allgemein gehalten sind, dass sie auf ähnliche Problemstellungen übertragen werden können. Die Lernenden sollen in vielfältigen Situationen ähnliche Strukturen erkennen können, indem diese mit ihrem inneren Vorstellungsbild von einer schon erworbenen Problemlösungsstrategie verglichen werden.

    Das folgende Textrechnungsbeispiel soll diese Lernstrategie verdeutlichen:

    Anna kauft 3 Becher Eis. Ein Becher kostet

    4 €

    . Wie viel kosten alle zusammen?

    Das Kind beschriftet im ganz rechts stehende Folien-Schildchen die Linien mit der Zahl (hier 4) und das kleine Rechteck mit

    (kg, m, h, …) mit einem trocken wegwischbaren Whiteboard-Stift. Dann kann es mit dem Schildchen ausprobieren, wievielmal es die € aufkleben, bzw. wie viel es bezahlen muss. Die Dreiecke und Rechtecke sind für viele unterschiedliche Arten von Textrechnungen einsetzbar. Bald versteht das Kind die Anwendung einer Multiplikation und kann sich die Symbole dazu vorstellen, ohne diese wirklich zu verwenden, oder es braucht diese Hilfen gar nicht mehr. In weiter fortgeschrittenen Stadien kann man den Symbolgebrauch für Textrechnungen noch mehr verallgemeinern und damit vereinfachen. Natürlich sind diese, bzw. ähnliche Abstrahierungen auch in vielen anderen Lernbereichen anwendbar (Grammatik, Physik usw.).

    Auf reelle Handlungen mit konkreten Gegenständen sollte nur dann zurückgegriffen werden, wenn das Kind trotz aller Bemühungen die abstrakte Darstellung nicht nutzen kann.

    Das Übertragen von Denkstrategien auf andere Problemstellungen (hier auf andere Textrechnungen) ist durch die Verallgemeinerung anhand abstrakter Symbole erst wirklich möglich. Viele abstrakte Begriffe entwickeln sich schon bei Vorschulkindern in einer zunehmenden Loslösung von „mit allen Sinnen" wahrnehmbaren Inhalten.

    Es ist wichtig, auch oder gerade schwachen Lernerinnen abstraktes Handwerkszeug zur Verfügung zu stellen, damit eine Übertragung der erworbenen Erkenntnisse auf andere Situationen möglich wird (viele praktische Beispiele dazu finden Sie im dritten Band dieser Buchreihe).

    5. Die Sprachförderung bei LRS

    5.a. Allgemeines

    Die LRS stellt eine sprachliche Störung dar, die sich häufig in vielen Bereichen negativ auswirkt. Für sprachgestörte und häufig auch für leserechtschreibgestörte Kinder ist eine nicht alltägliche Sprache, die abstraktere Inhalte, wie etwa die einer Division oder einer Textrechnung, erklären will, meist schwierig zu erfassen.

    Sprachliche Hürden stellen in fast allen Unterrichtsfächern - vor allem auch in Mathematik - für die meisten LRS-Betroffenen ein großes Lernhindernis dar. Gute Sprachfertigkeiten werden nicht nur im Rechenunterricht, sondern in allen Fächern vor allem in höheren Schulstufen als selbstverständlich vorausgesetzt. Liegen aber sprachliche Beeinträchtigungen vor, kommt es zu erheblichen Störungen im Lernprozess, beispielsweise in Mathematik, da räumliche und zeitliche Beziehungen in Sätzen oder Texten nur unzureichend verstanden und dann auch nicht in die innere Vorstellung umgesetzt werden können.

    •   Daher ist es - neben einer ganz spezifischen sprachlichen Förderung - eine unverzichtbare Notwendigkeit, vor dem Einsatz von Rechnungen das Verstehen und Merken der verwendeten Ausdrücke intensiv mit den Kindern zu üben. Meistens wird den Betreuerinnen der Kinder gar nicht bewusst, dass hinter mathematischen Problemen „nur" ein sprachliches Defizit als Ursache stehen kann. Sprachliche Feinheiten werden häufig missverstanden und dann natürlich dementsprechend falsch berechnet.

    •   Die Förderung des Verstehens und der Produktion von mündlicher Sprache kann den gesamten schulischen Erfolg erhöhen. Andererseits kann die (frühe) Beschäftigung mit Schrift den bewussten Umgang mit gesprochener Sprache fördern. Eine fundierte grammatikalische Sprachbewusstheit im Wort-, Satz- und Text-Bereich stellt also eine „Brücke" zwischen mündlichen und schriftlichen Sprachfertigkeiten dar.

    •   Zum Aufbau grammatischen und schriftsprachlichen Wissens ist die Fähigkeit notwendig, Worte, Silben und Laute im Sprachstrom herauszuhören und dann richtig zu interpretieren.

    •   Da der Sprachrhythmus Hinweise auf Silben- und Wortgrenzen gibt, ist es wichtig, in der Schulzeit ganz gezielt mit SSES- und LRS-Kindern an diesem zu arbeiten.

    •   Ein intuitives grammatisches Wissen und damit auch das Sprachverstehen sind natürlich für das Leseverständnis unbedingt notwendig. Ein großer Wortschatz, das sprachliche Wissen und das Lesen beeinflussen sich wechselseitig.

    •   Sprachkompetenzen wie Begriffsbildung, Textverständnis und - gedächtnis gehören zu den wichtigsten Lernvoraussetzungen. Daher muss vor allem anderen unbedingt eine breit angelegte sprachliche Förderung - anstelle eines isolierten Rechtschreibtrainings - im Vordergrund jeder LRSFörderung stehen. Eine gezielte Sprachförderung erhöht die Lese- und die Rechtschreibleistung, sowie auch die Intelligenz, da sich Sprache und Denken, bzw. die kognitive Entwicklung gegenseitig beeinflussen. In einer größeren Sprachtrainingsuntersuchung verbesserte sich die Gesamtleistung der beteiligten Kinder im Schnitt auf die durchschnittliche Schulnote „3" (vorher 4) und ihre intellektuelle Leistungsfähigkeit stieg um 12 bis 15 IQ-Punkte (!) im Intelligenztest. Der überwiegende Teil der Kinder verbesserte sich auch bedeutsam in der Deutsch- und Mathematikleistung (eine detaillierte Beschreibung finden Sie in einem späteren Kapitel dieses Buches).

    5.b. Vorbeugemaßnahmen

    Wissenschaftlich belegte Vorbeugemaßnahmen gegen Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten können bereits mit 3-4-jährigen Kindern - oder schon früher - begonnen werden. Im Prinzip ist es ganz einfach: Wenn man den Kindern von Geburt an viel Sprache anbietet, kann man die Sprachfertigkeiten in vielen Bereichen fördern.

    •   Das intuitive Wissen um grammatikalische Formen sollte schon vorschulisch in der Auseinandersetzung mit bebilderten Vorlese-Geschichten, die inhaltlich dem Verstehensniveau der Kinder entsprechen, trainiert und laufend weiter entwickelt werden.

    •   Das Vorlesen von Reimen und Geschichten kann das intuitive Wissen über Laute und grammatische Regeln, das Sprach-Gedächtnis und damit den Wortschatz und das Sprachverstehen eindrücklich verbessern. Die sogenannte „sprachliche Bewusstheit" für Laute, Silben, Buchstabengruppen und grammatische Regeln stellt eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung der Intelligenz und das gesamte - nicht nur schulische - Lernen dar. Daher sollte das „Gespür" für den Sprachrhythmus, die Lauterfassung und damit das sprachliche Gedächtnis während der Vorschul- und Schulzeit in Kindergarten, Unterricht und Therapie „trainiert" werden. Die Begleiter des Kindes sollten ihr oft schon vergessenes Repertoire an Kindergedichten, Abzählversen, Fingerreimen und Zungenbrechern wieder hervor holen und häufig anwenden, da diese für die Entwicklung eines differenzierten „Sprachgefühls" äußerst förderlich sind. Zusätzlich erwiesen sich frühe Erfahrungen mit Schriftsprache als sehr nützlich für den schulischen Lese-Rechtschreib-Erwerb. Hervorragend eignen sich dazu Computerspiele, die schulische Fertigkeiten schon mit den ganz Kleinen auf motivierende Weise trainieren.

    5.c. Förderung und Therapie der sprachlichen Fertigkeiten von Schulkindern mit einer LRS

    •   Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer Förderung ist die Ermöglichung einer guten Hörwahrnehmung. Folgende Aspekte unterstützen die Hörwahrnehmung:

    -   deutlich artikulierte, langsam und einfach formulierte Anweisungen

    -   Einsatz von technischen Geräten zur Verbesserung der Hörwahrnehmung: Mikrofon, Kopfhörer …

    -   Sitzplatz in der Nähe der Lehrkraft

    -   Verbesserung der Raumakustik: Teppiche, Tapeten, Wandbehänge

    -   Vermeidung von Störgeräuschen oder

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