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Seelische Selbstheilungskraft: Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie  und individuierende Selbstanalyse
Seelische Selbstheilungskraft: Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie  und individuierende Selbstanalyse
Seelische Selbstheilungskraft: Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie  und individuierende Selbstanalyse
eBook1.777 Seiten33 Stunden

Seelische Selbstheilungskraft: Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie und individuierende Selbstanalyse

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Über dieses E-Book

Erfahrungsbericht einer Selbsttherapie an Leib und Seele, Biografie und Sachbuch. Sofia Sörensen hat sich während ihres turbulenten Lebens selbst sachkundig gemacht und mutig unter multidimensionaler Psychotherapie mit EMDR, Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und anderem selbständig erfolgreich behandelt. In der Wagneroper Die Meistersinger von Nürnberg fragt Walther von Stolzing: "Wie fang' ich nach der Regel an?" Und Hans Sachs antwortet ihm: "Ihr stellt sie selbst und folgt ihr dann." Der eigene Leitsatz von Sofia Sörensen lautet: "Irren kann ich mich auch selbst. Dafür benötige ich keinen Therapeuten mehr."
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum2. Nov. 2011
ISBN9783844871456
Seelische Selbstheilungskraft: Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie  und individuierende Selbstanalyse
Autor

Sofia Sörensen

Sofia Sörensen wurde 1946 in Rom als Halbitalienerin geboren. Sie studierte an der Musikhochschule Hamburg Operngesang. Konzertauftritte, Musik- und Sprachunterricht neben der Erziehung ihrer drei Kinder füllten sie viele Jahre hindurch aus. Ihr wechselvolles Leben in verschiedenen Ländern brachte aber auch reichlich schmerzvolle Erfahrungen mit sich. Mehrere psychotherapeutische und medizinische Fehlbehandlungen weckten ihr Interesse an einer ganzheitlichen Selbstbehandlung und führten sie zu der Erkenntnis: "Irren kann ich mich auch selbst. Dafür benötige ich keinen Arzt." Daraufhin absolvierte sie ein umfassendes, neunjähriges Heilpraktikerstudium mit Spezialisierung auf Homöopathie und Ernährungstherapie (ohne Abschluss) und hat sich intensiv mit allen Geisteswissenschaften befasst. Sie ergründete ihr Leiden in einer einzigartigen Selbsttherapie, und es gelang ihr nachhaltige Heilung. Zu ihrem Leben gehören Ganzheitlichkeit, Achtsamkeit und Bewusstheit, Vegetarismus, Naturheilkunde, Poesie und Musik.

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    Buchvorschau

    Seelische Selbstheilungskraft - Sofia Sörensen

    Copyright © Alle Rechte liegen bei der Autorin Sofia Sörensen

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede private oder gewerbliche Verwendung außerhalb dieses Schutzes ist ohne Zustimmung von Books on Demand Norderstedt und der Autorin unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere auch für Vervielfältigungen jeder Art, für Übersetzungen, Abschriften und Speicherungen auf irgendwelchen bekannten oder zukünftigen Systemen wie beispielsweise Fotokopien, Einscannen, Mikroverfilmung und mittels Elektronik.

    Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

    ISBN 9783844871456 

    Hinweis: Es existiert auch eine Hardcoverausgabe ISBN 9783837009033

    Allgemeine Hinweise:

    Die Autorin dieses Werks ist laufend bemüht gewesen, Urheberrechte zu beachten. Sollte es dennoch passiert sein, irgendwo einen allgemein bekannten Ausspruch diesbezüglich unreflektiert zitiert zu haben, so lag dem keine böse Absicht zugrunde, und sie bittet um wohlwollende Nachsicht.

    Wenn nicht ausdrücklich ein anderer Autor genannt wird, sind die in diesem Buch enthaltenen Lieder, Gedichte und Prosa von der Autorin selbst.

    Beachten Sie diesbezüglich bitte freundlicherweise auch den rechtsrelevanten Hinweis auf den Seiten 4 und 636 bezüglich der genannten Internetseiten.

    Die Autorin schreibt kein psychotherapeutisches Rezeptbuch und gibt keine Anleitung zu dilettantischer Selbsttherapie. Dies Buch ist Ich-Aussage, Selbsterfahrungsbericht und Sachbuch. Wer sich selbst behandelt, übernimmt auch selbst die Verantwortung dafür. Die Buchaussagen erheben keinen Anspruch auf wissenschaftliche Nachprüfbarkeit und sind nach bestem Wissen und Gewissen aufgrund intensiver Studien und eigener Reflexionen niedergeschrieben worden.

    Eine Entmannung unserer Sprache wird nicht vorgenommen. Die Autorin glaubt, dass weder Kastration noch Sterilisation eine fruchtbare Sprachentwicklung voranbringen können und meint, sich dennoch deutlich feminin auszudrücken, ohne feministisch zu sein. Sie versteht sich in ihrem Frausein als individuellen Bestandteil der Animus-Anima-Syzygie. Maskuliner Feminismus ist ihr fremd. Formulierungen wie TherapeutInnen - LehrerInnen - StudentInnen, frau und jederfrau verwendet sie selten und bestenfalls als sprachkünstlerischen Ausdruck. Sie drückt sich durch die breitgefächerten Mittel der herkömmlichen Sprache aus und ist Frauen wie Männern positiv zugewandt.

    Alle in diesem Werk zitierten Autorennamen und ihre Verlage sind im Literaturverzeichnis in alphabetischer Reihenfolge zu finden.

    ▪ Buchdeckel: Sonnenaufgang am Schwarzen Meer bei Varna/Bulgarien

    ▪ Fotos und Zeichnungen von Sofia Sörensen.

    ▪ Das Kinderfoto ist von Ingeborg Gurr-Sörensen

    - Inhalt -

    1. Teil

    Das Innere Kind - Zeichnung von Sofia Sörensen

    Bilderläuterung

    Ich wandre mit meinem Kind an der Hand - Protestsong

    Hinweise zur Handhabung als Nachschlage- und Studierwerk

    Vorwort

    Foto aus der Kindheit

    Einleitung

    Selbst-Psychotherapie - Pro und Kontra

    Ungereimtheiten in Entnahmeverhalten, Ernährung und Psychosomatik

    Selbstbestimmtes Frauenleben?

    Von Träumen, Poesie und Archetypen

    Überempfindlichkeit und Aggression

    T ▪ Stimmübungen - Traumanalyse

    Biografie I

    Frühe Kindheit

    Hamburger Verwandtschaftsverhältnisse

    Die Dampfwalzen

    Ich bin so gern am Meer

    Die weitere Verwandtschaft

    Familie Sörensen

    Nachruf auf Opa Ferdinand

    Onkel Walter

    Vom allumfassenden Sinn des Lebens

    Ich lasse wachsen

    Das Gehirn und seine Funktionen

    Immer vorhandene Selbstheilungskraft und Selbstführung unter Berücksichtigung der Schuldfrage

    Einführung in EMDR

    Schuljahre

    In der dritten Klasse begann das Unglück

    Freizeit

    T ▪ Schlachtfeld - Traumanalyse

    Durchbrechen des Circulus Vitiosus

    Selbsttherapie ist möglich

    Vorbehalt vor Selbsttherapie bei Psychosen und schweren Ängsten

    Teddy-Therapie

    Allgemeine Empfehlungen

    Ganzheit

    Weitere Therapievoraussetzungen

    T ▪ David und die Wiege der menschlichen Seele - Traumanalyse

    Ich bin so gern

    Biografie II

    Ende der Schulzeit und Berufsausbildung

    Eine angemessene Schulbildung wurde mir vorenthalten

    Lehrzeit und anschließendes Musikhochschulstudium

    Rom-Aufenthalt und Besuch der sizilianischen Verwandtschaft

    Wieder zurück in Hamburg

    Bayerische Staatsoper

    Fortführung des Gesangstudiums in Hamburg

    Biografie III

    Dreiundzwanzig Ehejahre

    Einführende Gedanken

    Spruch eines Ehemanns

    Viel Freud' und sehr viel Leid

    Unser Daseinskampf ohne den Vater

    Der Goldene Osten

    Dieters Außenbeziehungen und wie ich mich dadurch individuierte

    Erkenne den Teufel - Gedichtanalyse

    Haben und Sein

    Strickmuster

    Ehefrau und Mutter - oder: Ein absolut nutzloses Leben

    Ein Hamster

    Resignation

    T ▪ Bügelbrett - Traumanalyse

    T ▪ Traum in der Psychiatrie

    T ▪ To whom it may concern - Traumanalyse

    Es war einmal ein Kleiderständer - Eine Kurzgeschichte

    Gedichte

    Wo ist denn dein Mann? - Tangolied

    Medea und Jason

    Muttertag

    Freiheit - Lied

    Ik stoh' mit mien'n Hart in de Hann'n

    Du hast mir neues Leben gegeben, Mutter

    Mein letzter Besuch

    Es kommt ein Schiff gefahren

    Nächtliches Wort

    Hoffnung aus dem Nichts

    Ich bin nicht mehr allein

    Wiederkehr

    Heute schreib ich grün - Lied

    Die schicksalhafte Macht der Erlernten Hilflosigkeit

    Unbehandelte Zecken-Borreliose

    Gibt es ein Patentrezept fürs Glück?

    Entnahmeverhalten

    Kaufrausch und Schieflagen-Konservierung

    Angst, Vermeidungsverhalten und Willenskraft Kretschmer und Riemann

    Meine Schritte zur Individuation

    Subjekt-Objektbeziehungen und das Indefinitpronomen man

    Subjekt-Objektbeziehungen, Modalverben und Überzeugungen

    Von den Somatisierungen seelischen Leides

    Das unpersönliche Wischi-Waschi-Fürwort

    Kann ich nicht oder will ich nicht?

    Erste EMDR-Eindrücke

    Zusammenbruch, Scheidung und Neuanfang

    Suizidversuch mit Tabletten

    Abschiedsbrief an Dieter und Suizidversuch

    Quälende Jahre und freiwilliger Psychiatrieaufenthalt

    Anschlag auf mein Leben in der Kindheit

    Auf der Suche nach Hilfe

    Dankbarkeit für den inneren Impuls zum selbständigen Weg

    Spanien

    Felix full im Glück

    Spanisches Musikerleben

    Zusammenbruch und Erwerbsunfähigkeitsrente wegen PTBS

    Erster Abschied von Spanien

    Rückkehr nach Spanien und Betrug bei meinen beiden Wohnungen

    Teil 2

    Endgültige Rückkehr nach Hamburg

    Ringkampf mit dem Vormundschaftsgericht wegen meiner Mutter

    1. Therapiephase

    Totaler Zusammenbruch und persönlicher Durchbruch

    Krach mit jedermann und jederfrau

    Erkenne den Teufel - Vertiefte Gedichtanalyse

    Fidelio-Leonore

    Resümee aus den ersten Erkenntnissen

    Einige psychotherapeutische Verfahren

    EMDRTR

    PITT(R)

    MPTT

    RET (Rational Emotiv Therapy)

    Disputation und Mäeutik

    Psychoanalyse

    Transaktionsanalyse

    Probleme durch Übertragungen (Projektionen)

    Verhaltenstherapie

    Schlussfolgerung

    Durchführung der eigenständigen Selbsttherapie

    Systematik und Arbeitshypothese als Grundlage meiner Selbsttherapie

    Wüste - Gedanken von Ernst Cran

    T ▪ Die schwarze Hochzeitskutsche - Traumanalyse

    Erläuterung von Archetypus - Anima - Animus - Traumsymbolik - Übertragung

    T ▪ Eheliche Wohnung oder Schweigen und Schönreden -Traumanalyse

    Ärger mit dem Schwiegersohn

    2. Therapiephase

    Arbeitshypothese, Tagebuch und Karteikarten

    T ▪ Großträume

    T ▪ Individuationsträume

    Weitere Arbeitsschritte

    Persönliche Therapieskizze

    Therapeutisches Selbstgespräch (Mäeutik)

    T ▪ Räumfahrzeug im Urwaldmorast - Traumanalyse

    T ▪ Das Kind am offenen Fenster - Traumanalyse

    Ein Wallfahrtslied

    T ▪ Entwicklung der Träume

    T ▪ Botschaftstraum

    Historisches Perfekt

    Anlehnung an VoC- und SUD-Skala

    Vom Umgang mit der Wut

    Zitterkrämpfe gelöscht

    Tagebuch-Notizen: Großer Fortschritt

    1. Brief an eine Klinikärztin

    1. Brief an einen Freund

    2. Brief an die Klinikärztin

    2. Brief an einen Freund

    Zahlentraum unter Reprozessierung

    3. Therapiephase

    T ▪ Lebensentwurf -Traumanalyse

    So ist mein Leben - Lied

    Zwei EMDR-Therapeutinnen waren ernüchternd

    Schulhof-Trauma unter EMDR aufgearbeitet

    Brief an die triggernde EMDR-Therapeutin

    T ▪ Traum über Dieter mit Analyse

    Familiärer Missbrauch

    T ▪ Ein scheinbar unwichtiger Traum

    Brief an den Haus-Psychiater

    Endgültiger Entschluss zur Selbsttherapie

    T ▪ Der rechte Begriff bin ich mir selbst -Traum

    Smalltalk und Wissenschaft

    Keine starren Therapieregeln

    Vom Umgang mit Blamage

    T ▪ Die graue Tristesse - Traumanalyse

    T ▪ Ergänzung zur Grauen Tristesse

    Erinnerung an Intensivstation unter EMDR

    T ▪ Oper, Gesang und Sielbeck - Traum und Reflexionen über das Künstlertum

    Sielbeck-Aufarbeitung unter EMDR und Brotbacken

    Konglomerat von drei schweren Traumatisierungen

    T ▪ Traum vom bunten Fisch

    Mein Leben ist ein Irrtum - Lied

    Auslandskind

    Auslandskind

    Abschiedsritual Beerdigung

    T ▪ Drei Träume mit Analyse

    Neues Haus an der Alster

    Fahrstuhl - Absturzgefahr

    Haushaltsgeld und Dieter

    Zeichnung: Rabindranath Tagore

    4. Therapiephase

    Abschluss der intensiven Therapie

    Der Vater

    T ▪ Zwei Träume mit Analyse

    Ich bin Zeugin, nicht mehr Schuldige

    Die reife, ältere Dame und ihr Kutscher

    Brief an die Tochter

    Wie ich unser Problem sehe

    Konsequenzen aus den Konstellationen

    Überzeugungen, Projektionen und Fehde

    Klare Worte

    Briefwechsel mit Michael

    Ist Schweigen Kinderkram? Brief an Michael

    1. Email von Michael und meine Antwort

    2. Email von Michael

    Reaktion

    Brief an Sebastian

    Brief an Michael in Valencia

    5. Therapiephase

    Grenzen der Psychotherapie und Resttrauer

    T ▪ Zwei Träume mit Analyse

    Edelsteine ordnen

    Die Schuhe meiner Mutter

    Gott und die Welt - Brief an einen Geistlichen

    T ▪ Fischtraum - Traumanalyse

    T ▪ Der Uralte Herr -Traumanalyse

    Tagebuch - Begegnung mit Bettina

    Abschließende Reflexionen am 22. März und 20. Juni 2007

    T ▪ Versöhnungs-und Loslasstraum

    Immer währende Charakterarbeit

    Hoffnung und Zuversicht - Lied

    Vor 18 Jahr'n - Lied für Sebastian

    Der Herr ist mein guter Hirte

    Pass gut auf dich auf! - Ansprache zum 23. Psalm

    Nachwort und immer währende Charakterarbeit

    Aussichten für die Zukunft

    Und die Liebe hört niemals auf

    Die höchste Arznei ist die Liebe - Lied

    Liste mit Hinweisen auf ganzheitliche Therapeuten

    Literaturanhang

    Alphabetisches Verzeichnis

    Numerisches Verzeichnis

    Gedichte anderer Autoren

    Unbezwungen - William Ernest Henley

    Schaut her ich bin's (Prolog aus Ruggiero Leoncavallos Bajazzo

    Ob ein Gott sei aus den Gellert-Liedern von Ludwig van Beethoven

    Was Gott tut, das ist wohlgetan - aus einem Kirchenlied

    Und ob die Wolke sie verhülle - Arie der Agathe aus Freischütz von Carl Maria von Weber

    Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen - Arie des Don Basilio aus Der Barbier von Sevilla von Gioacchino Rossini

    Mondnacht: Es war, als hätt' der Himmel

    Text: Joseph von Eichendorff; Musik: Robert Schumann

    In der Winternacht - Friedrich Wilhelm Weber (1806-1871)

    Wehmut: Ich kann wohl manchmal singen

    Joseph Freiherr von Eichendorff / Robert Schumann

    Zweifle an der Sonne Klarheit - Aus Hamlet von William Shakespeare

    Bald prangt den Morgen zu verkünden aus Mozarts Zauberflöte

    Nichts möge dich beunruhigen - Teresa von Avila

    Meiner lieben Mutter in Liebe und Dankbarkeit

    für ihre bedingungslose Liebe gewidmet

    Meinen drei Kindern als Ausdruck meiner Mutterliebe geschenkt

    Allen Leidenden zugeeignet

    Vitale afrikanische Mutter mit ihrem Kind an der Hand

    Bilderläuterung

    Am Ende meiner Selbsttherapie zog ich mich einige Tage lang zu geistigen Übungen ins Benediktinerkloster nach Nütschau (bei Bad Oldesloe) zurück. Dort sah ich im Traum ein eindrucksvolles Bild von mir selbst in der Gestalt einer vitalen Afrikanerin mit ihrem Inneren Kind an der Hand. Es stellt die Selbstführung dar, die sich auch in Gottesmutter und Jesus zeigt.

    Traumbild: Afrikanische Mutter und Kind auf steinigem Weg auf dem Grund eines großen Wassers. Der Weg ist zwar steinig, aber die Steine sind rund geschliffen und gut begehbar. Das Wasser ist zurückgewichen; die Richtung liegt im eigenen Ermessen; das Ziel ist unsichtbar.

    Symbol und psychoanalytische Auslegung: Sehr ursprüngliche, vitale, mütterliche Animagestalt. Indem die Anima als Ich-Gestalt ihr Inneres Kind führt, wird sie von ihm geführt. Während das Ich das Selbst zu führen glaubt, wird es jedoch tatsächlich vom Selbst geführt, denn es erzwingt sich indirekt eine es selbst (!) bewahrende Führung, um unbeschadet leben zu können. Das Kind wählt dafür die Mutter, die ihrerseits gefragt wird, ob sie das Kind annimmt oder sich gegen die Natur der Kindschaft-Mutterschaft-Einheit auflehnt. Die Mein-Bauchgehört-mir-Mentalität wurde von der Natur nicht grundgelegt sondern die selbstverständliche, bedingungslose Akzeptanz der Fruchtbarkeit und Weitergabe des Lebens sowohl allgemein wie auch intrapsychisch.

    Der Traumweg verläuft auf dem Boden eines großen Wassers und stellt den Grund des Unbewussten dar. Das Unbewusste ist durch die Selbst-Psychotherapie zurückgewichen und begehbar geworden. Der Boden ist steinig, und die Steine sind durch das ablaufende Wasser - also durch das Unbewusste - glatt geschliffen und begehbar geworden. Es zeichnet sich kein bestimmtes Zukunftsbild ab. Die Zukunft ist und bleibt dem Menschen ungewiss. Die Mutter muss aber im Glauben an die Zukunft des Kindes vorwärts gehen. Die bedingungslose Liebe zum Kind und das Vertrauen in Gegenwart und Zukunft lassen die Mutter ihr Kind an der Hand führen. Und Vertrauen und Liebe lassen das Kind unbedingt der Mutter folgen, weil es weiß, dass es schon darum gut von ihr geführt werden wird, weil die Mutter es liebt und auch für sich selbst einen guten Weg gehen will. Das Kind vertraut auf ihre bedingungslose Liebe. Beide bedingen sich ihren Weg gegenseitig und sind einander in Willen und engem Zugehörigkeits-Gefühl zugeneigt. Sie wollen miteinander gehen. Sie wollen beieinander sein. Keiner verlässt den anderen. Die Mutter ist zuverlässig und das Kind ist von ihr abhängig. Die Mutter ist abhängig von ihrem Kind, in dem sie sich selbst spiegelt und weiterreicht. Sie lebt für das Kind und um des Kindes Willen und nicht für den eigenen Bauch. Sie sagt: Mein Bauch gehört Dir und mir gleichermaßen. Ich teile ihn mit Dir, denn ich bin durch dich Mutter wie du durch mich Kind bist. Ohne Dich kann ich nicht Mutter sein. Wir sind miteinander das Leben.

    Religiös betrachtet wird der Mensch von guten Geistern geführt, von Gott und seinen Schutzengeln, dem Heiligen Geist, von Christus oder einfach von der inneren Stimme. Gemäß Eric Berne und anderen wird das Kind vom Puer Eternus geleitet. In vielen Religionen begegnen wir dem Ewigen, Heiligen Kind. Das Innere Kind des Menschen stellt in letzter Instanz diese unversehrbare Heiligkeit eines Puer Eternus¹ dar. Es ist das Kind, als das er selbst auf die Welt kommt und das er lebenslang führen wird. Darum sollte der Mensch auf seine vitalen Grundbedürfnisse in der Weise eines kleinen Kindes hören.

    Der Kleine Prinz von Antoine Saint Exupéry ist beispielsweise so ein Bild für das Innere Kind. Ich komme im Verlauf des Buchs darauf zurück.

    Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich!

    Ich wandre mit meinem Kind an der Hand

    Ein leider immer gültiges Lied

    - 1975 -

    Ich wandre mit meinem Kind an der Hand.

    Wir suchen gemeinsam ein ruhiges Land.

    Wir wandern nach Osten, wir wandern nach West

    und suchen vergeblich ein ruhiges Nest.

    Hier jagt man auf Menschen, dort jagt man nach Geld.

    Wir leben in einer verteufelten Welt.

    Im Libanon tönt lautes Kanonengebrüll,

    in Irland, da ist es nur manchmal still.

    Wo ist das Land, Paradies einst genannt,

    aus dem uns vor Zeiten Gott selber verbannt?

    Was können wir beiden, mein Kind und ich dafür?

    Warum weist der Herrgott uns selber die Tür?

    So nimm deinen Finger vom Abzug doch, Mann.

    Was haben mein Kind und ich dir Böses getan?

    Ziele nicht immer auf unser Gesicht.

    Wir sind ja wie du, siehst du es denn nicht?

    So nimm deinen Helm doch vom Kopf ab, Soldat,

    damit dieses Morden eine Ende hat.

    Errichte deine Stadt und bebaue dein Land,

    und reich meinem Kinde und mir deine Hand.

    Hinweise zur Handhabung als Nachschlage- und Studierwerk

    Durch Querverweise in zwei unterschiedlichen Nachschlageverzeichnissen wird das Werk über seine Zielsetzung hinaus, ein Selbsterfahrungsbericht über eine sehr gelungene Selbst-Psychotherapie zu sein, zu einem Studien- und Nachschlagewerk, das sowohl für Leser ohne Vorkenntnisse als auch für Leser aus verschiedenen Fachbereichen wie Medizin, Psychologie, Seelsorge, Philosophie, Krankenpflege, Pädagogik usw. gleichermaßen wertvoll ist. Der Fluss des Lesetextes wird nur selten durch unmittelbar im Text oder in Fußnoten stehende Begriffserklärungen unterbrochen. Manche der Erläuterungen in den beiden Verzeichnissen führen zum abrundenden Verständnis auch für Fachleute. Zusätzliche Nachschlagewerke sind weitgehend unnötig. In die Fachterminologie wird behutsam eingeführt, sodass im Laufe des Buchs Hinweise und Begriffserklärungen abnehmen.

    Ferner wird immer wieder auf weiterführende Literatur hingewiesen, zu denen die Autoren und Verlage im umfassenden alphabetischen Literaturverzeichnis aufgeführt sind. Darauf wird verwiesen durch den Hinweis → Literaturverzeichnis.

       Im numerischen Verzeichnis befinden sich zusätzliche Erläuterungen zum Lesetext.

    Im alphabetischen Verzeichnis sind kurze Erklärungen und vor allem reichlich Seitenhinweise. Es lohnt sich, die Begriffe der Verzeichnisse herauszusuchen, miteinander sowie mit den Seiten des Buchs in Beziehung zu setzen.

    Numerisches Verzeichnis wie alphabetisches Verzeichnis sind durch reichlich Querverweise zueinander wie auch zum Gesamtwerk verbunden.

       Unter einem Wort/Begriff wie beispielsweise Phase befinden sich logische Wortableitungen wie Therapiephase, Angstphase, kreative Phase, Behandlungsphase, Akutphase, Lebensphase usw.. Eine Auswahl an ähnlichen Wörtern/Begriffen befindet sich unter dem jeweiligen Stammwort im alphabetischen Verzeichnis.

       Im Lesetext des Buchs befinden sich manchmal hinter einem unterstrichenen Wort oder Begriff kleine, hochgestellte Ziffern (ohne den Buchstaben S). Diese kleinen Ziffern verweisen auf weitere Ausführungen im numerischen Verzeichnis.

    am Ende des Buchs. Falls sie weitere Informationen wünschen, können sie diese unmittelbar lesen. Sie können sie aber auch ohne besonderen Verlust auslassen.

       Der kleine, hochgestellte Hinweis S1 oder S2 hinter einem Wort im Lesetext besagt, dass der Hinweis in der Fußnote der selben Seite zu finden ist.

    Am Ende des Werks befinden sich:

    1.   Aphabetisches Literaturverzeichnis 638ff

    2.   Alphabetisches Verzeichnis 646ff

    3.   Numerisches Verzeichnis 669ff

    Den Toren bringt der Ärger um, Leidenschaft tötet den Narren

    Hiob 5: 2

    Vorwort

    Es sind immer kleinere oder größere Traumatisierungen, die Menschen lebenslang unterschiedliche Störungen des seelischen Befindens bereiten können und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft nachhaltig bestimmen. Aus diesem Teufelskreis herauskommen kann man nicht durch eingleisige psychotherapeutische Methoden sondern nur durch Individuation. Die aktuelle Psychotherapie hat längst erkannt, dass der Charakter sich nur dann umfassend positiv wandelt, wenn mehrdimensional und vielgestaltig gearbeitet wird, denn auch die Störungen sind meistens umfassend und äußern sich unterschiedlich. Schon seit Jahrzehnten wird großes Gewicht auf klientenzentrierte Therapien gelegt, was einer Selbsttherapie bereits sehr nahe kommt. Darum ist es nun an der Zeit, einmal darzulegen, wie ganzheitliche Selbsttherapie ohne Hilfe durch einen Therapeuten gelingen und zur befreienden Individuation² führen kann. Ganzheitliches Denken setzt dabei unbedingt vielschichtige Mehrdimensionalität voraus.

    Auch unter der unterstützenden Begleitung durch einen professionellen Therapeuten entscheiden schlussendlich die persönliche Charakterarbeit und der Grad individueller Unabhängigkeit über Qualität und Resultat einer Psychotherapie, die nur dann wirklich zur erstrebten befreienden Individuation führt, wenn der Klient seine Willenskraft souverän entwickelt und er mit seinen Ängsten umzugehen lernt, die an sich nichts Bedrohliches haben. Und darum ist dies Buch selbstverständlich auch als Begleitung einer Psychotherapie unter der Assistenz eines professionellen Therapeuten geeignet aber auch für jeden Menschen, der etwas mehr aus seinem Leben machen möchte, als nur unreflektiert die kleinen und größeren Ereignisse des Lebens an sich vorbeiziehen zu lassen. Wer nach dem Sinn seiner Existenz fragt, nach dem Sinn des menschlichen Lebens und Trachtens, des Leidens und auch der Freude, der wird früher oder später den großen letzten Fragen näher kommen und Antworten suchen wollen, weil er dann alles bewusster wahrnimmt. Eigentlich ist der Ausdruck Selbsttherapie irreführend, weil es sich bei der Arbeit am ganzen Menschen um eine verfeinernde Bildung der eigenen Persönlichkeit mit dem Ziel der Individuation und daher um Charakterarbeit handelt.

    Die Autorin ist bemüht gewesen, ein gut verständliches Werk vor allem für Laien zu schaffen. Fachausdrücke sind allerdings nicht immer vermeidbar. Sie werden teilweise sofort erläutert oder können in den beiden Hinweisregistern auf den Seiten 646ff und 669ff nachgeschlagen werden. Dadurch wird dem Leser auch die Fachsprache im Laufe der Zeit immer vertrauter werden. Eine einfache Anleitung zum Gebrauch der Hinweisregister befindet sich auf der vorherigen Seite.

    Sofia Sörensen, Jahrgang 1946, ist es gelungen, unter konsequenter Selbstführung alle ausgeprägten Symptome ihrer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS; englisch Posttraumatic Stress Dissorder = PTSD) innerhalb weniger Wochen dauerhaft zu löschen. In Kombination mit bewährten klassischen und modernen psychotherapeutischen Methoden wie der Psychoanalyse, Traumanalyse, Verhaltenstherapie, selbständiger, praktischer Durchführung der EMDR-Methode nach Francine Shapiro, einfachen bekannten Entspannungstechniken, Abschiedsritualen nach Onno van der Hart, Achsamtkeitsübungen nach Michaela Huber, PITT nach Luise Reddemann, MPTT nach Gottfried Fischer, Schulung des Entnahmeverhaltens, ihrer eigenen Kreativität, religiöser Selbstbestimmung und letztlich auch einer Schreibtherapie führte sie eine integrativ-vernetzende, ganzheitliche Psycho- Selbsttherapie durch.

    Sofia Sörensen zeigt in ihrem Buch beispielhaft, dass durch konsequente und liebevolle Schulung des eigenen Willens eine Selbsttherapie problemlos gelingen kann, indem sich von daher die notwendige Willenskraft von allein entwickelt. Die Selbstheilungskräfte liegen in jedem von uns bereit und warten auf liebevolle Pflege. Sie sind weder beim Arzt, Heilpraktiker, Pfarrer, Guro, Schamanen, Apotheker, Psychotherapeuten, Professor, im Buchladen, beim Gesundbeter oder Geistheiler noch von der Krankenversicherung zu bekommen, weil sie nicht übertragbar sind. Selbstheilungskräfte müssen tatsächlich auch selbst gesucht werden, indem aktiv das Loslassen geübt wird. Nur so entwickeln sie sich von selbst und unbeeinflusst vom Kern dieses individuellen Selbst ausgehend. Dafür benötigen wir Mut zur Angst.

    Der schnelle Therapieerfolg kam bei Sofia Sörensen vor allem durch das regelmäßige Einbeziehen der Augenbewegungsmethode nach Francine Shapiros EMDR zustande. Hierdurch kam es zur überwältigend raschen Reprozessierung und dauerhaften Löschung der umfangreichen, typischen Psychotrauma-Symptome. Die Entscheidung zur Verwirklichung einer Selbsttherapie liegt immer allein beim Durchführenden. Die gründlichen Ausführungen in diesem Buch sind deshalb kein simples Rezept zum Nachmachen, sondern sie können lediglich eine modellhafte Darstellung der individuellen Selbsttherapie von Sofia Sörensen sein, denn jede Psychotherapie ist letztlich so individuell verschieden wie es die Persönlichkeiten, Lebensgeschichten und erlernten Reaktionsmuster sind. Sofia Sörensen erläutert daher auch mögliche Klippen und Gefahren einer Selbsttherapie. Ganzheitliches Denken in Psychologie, Theologie, Medizin, Ernährung und Umwelt begünstigten die Durchführung ihrer konsequent ganzheitlichen Charakterarbeit, die sie selbst gern ihre Elbestrandtherapie nennt, weil sie sich dort am wohlsten fühlt und ihre therapeutischen Sitzungen überwiegend am Falkensteiner Ufer völlig allein durchgeführt hat.

    Die Autorin ist eine Selfmade-Frau, die trotz ihrer schweren Kindheitstraumatisierungen, gestörter schulischer Entwicklung und einer traumatisierenden Ehe sich allen negativen Erfahrungen zum Trotz den Glauben an das Gute und die Selbstheilungskräfte bewahren konnte. Sie hat ein neunjähriges, sehr umfangreiches Heilpraktiker-Studium durchgeführt, um sich von unserem krank machenden Gesundheitssystem weitgehend abzunabeln. Außerdem hat sie schon seit 1986 ihre Ernährung auf vollwertig-vegetarisch und überwiegend vegan umgestellt.

    Sofia Sörensen war unter anderem Musikinstrumenten- und Reformhausverkäuferin, während des Musikhochschulstudiums Werkstudentin und Schwesternhelferin, hat in der Altenpflege gearbeitet, war in der Jugend Opernsängerin und Musiklehrerin, Mutter von drei Kindern und dreiundzwanzig Jahre lang sehr engagierte Ehe- und Hausfrau. Nach der Scheidung war sie Tanzmusikerin an der Costa Blanca. Sie hat in mehreren Ländern gelebt und gibt privaten Sprachunterricht. Sie hat sich während Jahrzehnten autodidaktisch in Psychologie, Soziologie, Philosophie und vor allem auch in seriöser katholischer Theologie fortgebildet und ist bemüht, ein von jeglichem Fundamentalismus freies, christliches Leben zu führen.

    Die ausführlichen Schilderungen der Selbsttherapie sind durchdrungen von reichlich Fachwissen auf sehr unterschiedlichen Gebieten, und Sofia Sörensen reflektiert ihre Selbsttherapie auf dem Hintergrund von Naturheilkunde wie Schulmedizin, gesunder vegetarischer Lebensweise mit Vollwertkost und der Ehrfurcht vor den Mitmenschen, der Umwelt und dem Schöpfer. Dabei ist sie darum bemüht, zwischen unterschiedlichen Weltanschauungen wie beispielsweise Christentum, Islam und Judentum bis hin zu allgemein bekannten und auch sehr persönlichen philosophischen und theologischen Betrachtungen eine Brücke zu bauen. Die eigentliche Therapie wird ausführlich anhand ihrer Arbeitshypothese, Therapiestrategie und Durchführung sowie durch ihre Biografie erläutert. Sofia Sörensen blickt auf ein sehr buntbewegtes Leben in mehreren Ländern und sehr unterschiedlichen Berufen und Berufungen zurück, und darum ist der autobiografische Teil sehr lebendig und interessant zu lesen.

    Die Liebe zu sich selbst ist immer zugleich die Liebe zum Schöpfer seiner selbst und die Liebe zum bewahrenden Inneren Kind, das gut geführt werden möchte. Der Weg dorthin führt mitten durch die schwarze, so vielgestaltige Welt der Angst unter der Selbstbefreiung aus dieser zugleich störenden wie auch leitenden Angst. Das Medium zwischen Mut und Angst ist die Willenskraft, welche in jedem Menschen ruht. Nur ist sie oftmals verschüttet unter all dem Müll an eigenen und fremden Bewertungen, Meinungen und Überzeugungen, die im Rückzug in die Verletzlichkeit allen Mut und damit die eigene Lebendigkeit überdecken.

    Sofia Sörensen ist ans wahre Licht ihrer Lebenssonne zurückgekehrt. Und während dieser mühsamen doch mit jedem Schritt immer mehr befreienden Reise hat sie ihr Buch für Menschen, die ebenfalls unterwegs sein wollen, um ihre eigentliche Heimat wiederzufinden, als Selbsterfahrungsbericht geschrieben. Seelische Selbstheilungskraft - Ganzheitliche EMDR-Selbsttherapie und individuierende Selbstanalyse möge dazu beitragen, unsere Welt ein wenig menschlicher zu gestalten, persönliche und globale Dissoziationen zu verringern und eine charaktervolle Synthese der Weltanschauungen und ihrer Ausdrucksformen mit herbeiführen zu helfen. Es ist nicht so wichtig, welchen Blickwinkel wir haben, es ist einzig und allein wichtig, dass wir jedem seinen Platz zugestehen, damit möglichst viele eine gute Sichtmöglichkeit unter demselben Sonnenlicht haben können.

    Sofia Sörensen erteilt weder schriftlich noch persönlich Rat zur Durchführung einer Selbsttherapie noch zu Krankheiten oder irgendwelchen Behandlungen, weil jede Selbsttherapie wirklich auf eigener, selbstverantwortlicher Grundlage und unter persönlicher Selbsteinschätzung durchgeführt wird. In diesem vorliegenden, sehr umfangreichen Buch ist diesbezüglich genug gesagt. Frau Sörensen hält hin und wieder Vorträge über Themen wie Verantwortung, Selbstverantwortung, Schuld und Scham, Schulung der Willenskraft, Entnahmeverhalten, Seelenökologie, Charakterarbeit, Synthese der Disziplinen, gesunde Ernährung, Naturheilkunde, natürliches Leben und Individuation.

    Der gesamte Reinerlös aus dem Autorenhonorar kommt in voller Höhe der durch Misereor geförderten Berufsausbildung ehemaliger Kindersoldaten zugute.

    Besuchen Sie Sofia gern auf ihrer Homepage:

    www.sofia-soerensen.eu

    www.sofia-soerensen.de

    www.selbsttherapie.de

    www.emdr-selbsttherapie.de

    Ich will das Kind sein, das ich war.

    Sofia in Rom. Dritter Geburtstag am 26. Februar 1949

    Lebe, wie du, wenn du stirbst, wünschen wirst gelebt zu haben.

    - Christian Fürchtegott Gellert

    Einleitung

    Ich möchte Sie herzlich einladen, mit mir zusammen meine sehr erfolgreiche Elbestrandtherapie mitzuerleben. In meine ohne fremde Hilfe oder Assistenz durch Berufstherapeuten irgendeiner Art durchgeführte Therapie habe ich verschiedene, in der Psychotherapie einschlägig bewährte Verfahren integriert. Dazu gehört auch ein wunderschöner Ort, an dem ich mich wohl und sicher fühle und der mir schon in meiner Kindheit so sehr das Herz erfreute: Mein Elbestrand. Unter zwei hohen Bäumen am Falkensteiner Ufer zwischen Blankenese und Wittenbergen finde ich meine Ruhe, schaue über den weißen Strand auf die Elbe und sehe den vorüberziehenden Ozeanriesen ebenso zu wie den Segelbooten und den See- und Landvögeln. Die Menschen kommen mit ihren Lieben hierher, mit ihren Kindern und ihren Hunden und genießen den paradiesischen Ort. Und mancher Einzelwanderer sucht immer wieder dies schöne Fleckchen Erde auf. Hier bin ich zu Hause, und hier finde ich meine Mitte.

    Dorthin zog es bereits meine Großeoma und ihre Tochter, meine Kleineoma und auch meine liebe Mutter. Und natürlich war auch der Ruhepol unserer Familie immer dabei: Mein so sehr geliebter Opa. Großeoma und Kleineoma schreibe ich selbstverständlich in einem Wort, denn sie sind mir zum Begriff geworden, und so habe ich ihnen ihre unverwechselbaren Eigennamen bereits in der Kindheit aufgedrückt, damit nicht immer beide Omas angelaufen kämen, wenn ich mal Oma rief. Das kindliche Selbstverständnis schafft sich seine eigenen Wortkreationen. Und wir wollen doch das Kind im Kinde respektieren.

    Das Kind hat seine eigene Schau von der Welt und allem darinnen. Es hat seinen eigenen Sinn, wie ich in Anlehnung an eine Formulierung von Hermann Hesse sagen möchte. Und es möchte seine eigene Schau von sich und der Welt gern ungestört entwickeln dürfen und nicht immerzu in Regeln gepresst werden. Seinen ureigenen Sinn sollte ihm auch niemand beugen, denn er gehört nur ihm allein und darf ihm nicht genommen werden. Und wenn es dennoch geschehen ist, dass ihm jemand seinen Lebenssinn entstellt und ihn in den seelischen Rollstuhl geschleudert hat, dann sollte das erwachsen gewordene Kind sich auf seine heilen Wurzeln besinnen, und es wird Rollstuhl und Bett verlassen und wieder auf eigenen Füßen gehen können, denn auch dazu ward ihm der Verstand, den er im inneren Herzen spürt, nicht aber im Kopf. Wir wollen diesen Weg und Willen mit ihm zusammen fördern und ihm zu Wachstum und Blüte verhelfen. Seine Willenskraft wird wieder erstehen, und wie die verdorrte Rose von Jericho wird es in der Wüste zum Leben erweckt werden. Und seine Oase wird grünen.

    Um unter Wahrung des nötigen Spannungsbogens den biografischen Teil übersichtlich und verständlich darstellen zu können, ergaben sich unvermeidliche Vorausschauen und Rückblenden. Nach einem eher philosophischen Vorspann über Erkenntnistheoretisches und Sinnfragen führe ich sie in meine Biografie ein. Mein Leben begann nicht erst mit dem ersten Schrei in Rom, sondern bereits die Vorgeschichte in meiner Verwandtschaft spielt darin eine große Rolle. Meine Lebensgeschichte und die meiner Verwandten sind zugleich epochaler Spiegel des Geschlechterrollen-Verständnisses, das auch das Leben der Nachfolgegenerationen stark geprägt hat. Und darum beginne ich meine Erzählung mit meiner Ur-Urgroßmutter Caroline, die 1850 in Lübeck unehelich das Licht der Welt erblickte. Von dorther entwickle ich Ihnen meine Psychogenese. Zuweilen mag es mühsam sein, die familiären Begebenheiten zu lesen. Darum hebe ich verschiedene Namen zum besseren Überblick durch Schrägdruck hervor. Es ist sicher nicht immer für das Verständnis meines Werdegangs und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit zur Psychotherapie wichtig, alle Einzelheiten zu kennen. Der Vollständigkeit halber schildre ich ihn aber in relativ kurzem Abriss in Gesamtdarstellung.

    In den Frauen meiner Familie lag die geballte Kraft. Sie ließen sich nicht unterkriegen, obwohl von Männern ihrer Epoche determinierte widrige Umstände die Grundlage ihres Lebens bildeten. So wurde ihre Kraft immer wieder angegriffen und geschwächt. Frauen sind jedoch zäh, und ich glaube, dass in meiner Familie die Frauen besonders viel ertragen konnten und daher noch zäher wurden. Oder wir bekamen so viel aufgebrummt, weil wir so zäh waren. Anders ist es mir nicht erklärlich, dass wir so viel Leid überlebt haben. Oftmals war unser Leben eher ein Überleben. Unbändige existenzielle Lebenslust trieb uns jedoch stets zurück zur Selbstverwirklichung, die wir oftmals nur zwischen den Zeilen, die uns das Leben schreiben ließ, zum Ausdruck kommen lassen konnten.

    Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, dieses unter-äußerem-Druck-zwischen-den-Zeilen-leben und meistens um die Sachzwänge herum geordnet, anschaulich ausgedrückt zu haben. Mein inniger Wunsch war es, mir endlich gänzlich zu erlauben, was ich auszudrücken habe, mein ganzes Leben noch einmal zu entwickeln und dabei gleichzeitig zu reprozessieren, um es nach all den Stürmen und Kriegen seiner ungebremsten Entfaltung und somit meinem persönlichen Frieden zuzuführen. Alles in mir strebt der Ganzheit zu. Und so habe ich lebenslang versucht, dies trotz all der Stolpersteine, die mir in mein Lebensbuch geschrieben worden sind, dennoch zu verwirklichen. Am Ende zählt immer nur das Ergebnis. Und das sollte so ausfallen, dass wir das Leid als Bestandteil unserer Geschichte bewusst in diese, unsere Geschichte eingliedern und in der Vergangenheit ablegen können.

    Meine Lebensgeschichte enthält - wie jede andere auch - naturgemäß nicht nur Schönes, und jede Psychoanalyse setzt sich mit sehr persönlichen Problemen auseinander, die auch die ganz intimen Angelegenheiten anderer Menschen berühren können. Daher habe ich mich sehr um die Anonymisierung von Orten und Personen bemüht, ohne dass ein erfundener Roman entstanden wäre. Meine persönlichen Jahreszahlen habe ich beibehalten, die der Ehejahre habe ich umschrieben. Es liegt mir fern, irgendjemanden bloßstellen oder beschämen zu wollen, selbst wenn das den Anschein erwecken sollte. Meine Geisteshaltung duldet keine primitive Abrechnung, sondern ich möchte mich lediglich selbst dergestalt auseinander setzen dürfen, dass mir die Sonne nicht mehr verdeckt wird, die allen Menschen gleichermaßen scheint. Zum Verständnis der Vorgeschichte und dessen, was Menschen Menschen antun können, möchte ich allerdings nichts beschönigen und meine Geschichte auch nicht verfälschen müssen. Da ich nach der Scheidung meinen Mädchennamen angenommen habe, der ohnehin dem weit überwiegenden Bekanntenkreis während meiner Ehejahre unbekannt gewesen sein dürfte, ist auch von daher Schutz für die Familie meines Ex-Mannes gewährleistet.

    In jeder Psychotherapie zählt das subjektive Empfinden, dass eine Neurose unterhalten kann natürlich mehr als jede objektive Wirklichkeit. Es liegt außerdem in der Natur der Sache, dass selbst eine noch so objektive Darstellung sehr emotional und subjektiv von anderen Beteiligten oder Außenstehenden verstanden werden kann, weil dabei Projektionen eine große Rolle spielen können. Was zählt, ist ausschließlich die Art und Weise, wie ein Mensch auf erlittenes Leid reagiert und welchen Schaden die Handlung eines lieben Mitmenschen verursacht. Wenn beispielsweise ein Autofahrer mit nur fünf Stundenkilometern ein Kind anfährt, dann ist das von seiner Sicht her sehr langsam gewesen, und doch kann das Kind dabei so unglücklich auf einen Bordstein stürzen, dass es sich das Genick bricht. Auch ein Faustschlag kann einen Menschen töten. Es ist daher müßig, darüber zu diskutieren, ob der Faustschlag stark war oder nicht. Wenn ein Mensch unter einem solchen Schlag unglücklich stürzt, dann kann es sich um Totschlag und nicht nur um Körperverletzung handeln. Und wenn er daran seelisch leidet, dann ist er ein geschlagener Mensch, dessen Leiden respektiert und behandelt werden muss. Mir hat es eine Traumatisierung und Fehllenkung meines Lebens für die Dauer von einundfünfzig Jahren verursacht. Wer also meint, Schläge an sich seien nicht so schlimm, der sollte sich mit den weitreichenden möglichen Folgen auseinander setzen, bevor er wieder zuschlägt.

    Sie werden manchmal den Eindruck gewinnen, das Thema sei nicht richtig getroffen. Es handelt sich bei dem vorliegenden Buch nicht um ein belletristisches Werk sondern um eine schriftlich dargelegte, selbständig durchgeführte psychotherapeutische Arbeit, in die sie nunmehr sehr detailliert Einblick nehmen können. Am Anfang habe ich eine Arbeitshypothese aufgestellt und sie dann weiter entwickelt. Ich habe meine Selbsttherapie durch intensive Tagebuch-Aufzeichnungen begleitet und bin dabei immer meinen Assoziationen sofort gefolgt, die oft in sehr entlegene aber mit dem Ausgangsthema verknüpfte und daher wichtige Bereiche führten. Deshalb nur scheinbare Themaverfehlung (die ja keine solche ist) in einigen Fällen.

    Das umfangreiche Material habe ich chronologisch in der Reihenfolge, wie ich es während meiner Selbsttherapie notiert habe, in meinem Buch erheblich gestrafft zusammengestellt und neun Monate lang immer wieder bis zu zwölf Stunden täglich überarbeitet. Das Buch war aus verständlichem Grund zunächst nicht durch Kapitel strukturiert. Die Überschriften habe ich erst nachträglich so gewählt, dass sie weitgehend zum besprochenen Sachverhalt passen. Hätte ich zuerst ein Thema gewählt und mich dann ausschließlich daran gehalten, wäre ein reines Sachoder Lesebuch entstanden, nicht aber eine lebendige, spontane, kreative und sehr gute Therapie durchführbar gewesen. Meine Therapie stand im Mittelpunkt. Und da ich alles sehr genau schriftlich dokumentiert habe, kam mir schon früh der Gedanke, möglicherweise ein Buch daraus zu machen, sollte die Selbsttherapie gut gelingen. Am Anfang konnte ich nicht absehen, ob sie vollkommen gelingen oder ob wieder nur ein Teilerfolg zustande kommen würde. Auch über die mögliche Dauer konnte ich nichts vorher wissen. Mir war nur eines von vornherein klar: Dass ich eine ganzheitliche, rundum vollwertige Therapie durchführen wollte. Nur das war mein Ziel. Es stellte sich mir manchmal auch die Frage, ob ich ein zweibändiges Buch herausbringen sollte. Davon habe ich aber wegen der notwendigen Querverweise zwischen den Kapiteln schließlich Abstand genommen, weil es sich um ein abgerundetes, vernetztes Werk handelt.

    Begonnen habe ich meine Selbsttherapie unter Anwendung von EMDR am 6. September 2006. Mit der Ausarbeitung der schriftlichen Aufzeichnungen habe ich am 4. Dezember 2006 begonnen, und in der Folgezeit ist das Buch bis Mitte Januar 2007 im Rohbau fertiggestellt worden, was eine gleichzeitige Rekapitulation sowie Vertiefung der Therapie darstellte. In dieser Zeit habe ich auch die Kapitelüberschriften zu den bereits geschriebenen Texten entworfen und die Texte erstmals überarbeitet, um jedem Teilthema besser gerecht zu werden. Bis zum 6. Februar 2007 hat das Buch seinen ersten Schliff erhalten. Die Vertiefung des Dialogs und Präzisierung des Ausdrucks mit mir selbst stand bei allen weiteren Bearbeitungen im Vordergrund. Dadurch kam es zu weiteren Erkenntnissen und Entwicklungen, die ich ebenfalls integriert habe. Auf diese Weise entwickelte sich nicht nur meine persönliche Therapie sehr gut, sondern das Buch wurde durch den Informationsreichtum auch umfangreicher, und es fiel mir nicht immer leicht, Kürzungen an schon Geschriebenem vorzunehmen. Ich habe das Buch monatelang wieder und wieder überarbeitet, um es vor allem auch sprachlich und stilistisch zu verbessern. Dabei habe ich das eine oder andere umgestellt und teilweise neu geschrieben. Manchmal ergeben sich dennoch unvermeidbare Überschneidungen, die ich aber gestrafft habe. Das soll nicht stören sondern vielmehr zur Vertiefung beitragen.

    Allem liegt strukturelle, mathematisch und nach Begriffen nachvollziehbare Ordnung zugrunde. Auch dem scheinbar hingeworfenen Sandhaufen. Wir müssen Ordnung nicht unbedingt vorher machen wollen, sondern wir sollten erst einmal Material zusammentragen. Es ist auch möglich, Struktur und Ordnung nach und nach zu entdecken und weiter zu entwickeln, denn sie wohnt allem im Werdensprinzip bereits inne. Es gibt kein Chaos ohne Struktur, und eine Selbsttherapie benötigt lediglich einen Leitfaden in Form einer Arbeitshypothese sowie einen groben, zusammenfassenden und doch alle Möglichkeiten offen lassenden Bogen. Sie sollte ansonsten improvisiert werden, denn aus der Improvisation wächst Kreativität hervor. Hätte der liebe Gott die Welt am Reißbrett erfunden, dann wäre er möglicherweise überfordert gewesen. Da unser Schöpfer, an dessen Existenz ich fest glaube, meiner Meinung nach aber aus seiner allumfassenden Existenz heraus spielerisch exploriert hat, ist er auch dabei geblieben, nicht im Stillstand oder in einem bequemen Lehnstuhl am Schreibtisch Entwürfe anzufertigen. Und er sah - von sich selbst und seiner Korrespondenz mit seinem Werk wohlwollend angetan - dass es gut war. Im Nachhinein. Diese unaufhörliche Korrespondenz ist in seiner Anwesenheit durch das Gesetz der freiheitlichen Mutation im Sei-Werdend³² begründet, worauf ich noch eingehen werde. Und genauso möchte ich als sein Ebenbild auch mein Leben gestalten: Als Lebenskünstlerin möchte ich spontan untersuchen und ausprobieren. Aus mir selbst heraus will ich nach vorn streben und mich selbst und meine Umwelt freiheitlich gestaltend mit entwickeln.

    Besonders großen Raum habe ich der Schilderung von Träumen und deren Analyse gegeben, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass gerade darüber der sicherste Zugang zu unbewussten Überzeugungen, Übertragungen und Verhaltensweisen gefunden wird. Das ist durch eigene Gedichte und deren Analyse sowie kathatymes Bilderleben ebenso möglich wie durch spontane Assoziationen und das achtsame Erkennen früherer und womöglich bis heute vorhandener negativer Überzeugungen sowie deren Aufarbeitung unter neuen Bewertungen in der gegenwärtigen Situation. Die psychoanalytische Arbeit nimmt aus gutem und bewährtem Grund daher auch in meiner mehrdimensionalen, ganzheitlichen, integrativ-vernetzenden Selbst-Psychotherapie großen Raum ein, zu der verhaltenstherapeutische und andere Methoden selbstverständlich ebenso dazugehören, wie philosophische und seriöse theologische Betrachtungen, ohne mich auf eine einzelne Religion festzulegen. Da ich christlich, römisch-katholisch und theologisch geprägt bin, kommt das natürlich auch zum Ausdruck. Meines Erachtens nach sollte eigentlich jeder Mensch an irgendeinem geistigen Modell als Ausgangsgrundlage seine geistige Entwicklung festmachen können. Abergläubische Esoterik und Fundamentalismus sind mir vollkommen fremd. Sie werden davon in diesem Buch nichts finden. Ich bin ein sehr sachlicher, in den Naturwissenschaften verankerter Mensch und darüber hinaus Künstlerin.

    Verhaltenstherapien führen rasch aus der Krise heraus, wobei die Klienten sich nicht auf dem absoluten Gipfel einer solchen Krise befinden sollten. Da sind dann für eine gewisse Zeit - und nur da! - eventuell Psychopharmaka notwendig. EMDR sollte erst eingesetzt werden, wenn wieder Boden unter den Füßen gewonnen wurde und ein Mindestmaß an Stabilität gewährleistet ist; und mit psychoanalytischer Arbeit sollte man erst dann beginnen, wenn durch verhaltenstherapeutische Maßnahmen das, was ich scherzhaft die Negative-Cognition-Infection nenne, im Vorfeld ausgeräumt wurde und keine Panikattacken und schwere Angstreaktionen mehr zu befürchten sind. Dann allerdings sollten die tiefenpsychologischen Zusammenhänge unbedingt analysiert, erkannt und aufgearbeitet werden, denn erst das Verstehen führt zum Verzeihen!

    Erst wenn Beruhigung und Einsichtsfähigkeit wieder vorhanden sind - wenn man also wieder auf dem Teppich ist - kann man mit den Augenbewegungen des EMDR beginnen. Wenn damit zu früh begonnen wird, kann es zu Retraumatisierungen kommen. Das gilt auch für die Psychoanalyse und andere psychotherapeutische Verfahren. EMDR ist die am schnellsten wirkende Methode, während die Verhaltenstherapien einen Lern- und Umgewöhnungsprozess darstellen und eine gewisse Zeit benötigen. Die längste Therapieform ist die Psychoanalyse. Sie ist auf jeden Fall sinnvoll und sollte nach einiger Zeit mit aufgenommen und weitergeführt werden, wenn die Akutphase durchgestanden ist und verhaltenstherapeutische Maßnahmen nicht mehr nötig sind. Die Augenbewegungen wird man dann nur noch selten mit einbeziehen müssen. Und wer sich mit Psychoanalyse und den Archetypen befasst, kommt von dort aus ganz von selbst zu einer philosophischen Weltschau, die auch die Sinnfrage mit einschließt.

    Sie finden Vieles davon auch im alphabetischen Verzeichnis ab Seite 646.

    1.   Psychiatrische, psychotherapeutische und nach Wunsch auch seelsorgliche Erstversorgung im akuten Notfall. Dem Menschen umgehend das Gefühl von Sicherheit geben.

    2.   Stabilisierende Verfahren wie Gesprächstherapie, Aggressionsabfuhr und unterschiedliche Entspannungspraktiken.

    3.   EMDR und Achtsamkeitstraining, Entspannungspraktiken unter mehrdimensionaler Therapie, die vor allem zunächst einmal die Verhaltenstherapie beinhaltet und später erst eine Psychoanalyse. Imaginations- und Kreativitätsförderung. Logotherapie.

    4.   Verhaltenstherapie, Rational-Emotiv-Therapy (RET), Ergotherapie, Kunsttherapie, Psychodrama, Psychoanalyse, Transaktionsanalyse, Logotherapie und Existenzanalyse, Autogenes Training, Entspannungspraktiken, Bewegungsbad, sanftes Körpertraining, Gruppentherapie, Neurolinguistische Psychotherapie (NLP)³, EMDR nur noch gelegentlich. Die Sinnfrage stellen und das Leben allgemein gut reflektieren.

    Eine fundierte Psychoanalyse dauert durchschnittlich fünf Jahre. So lange dauert auch die Lehranalyse der Psychoanalytiker. Das Ineineinandergreifen der verschiedenen Methoden unter der sachkundigen Leitung eines professionellen Ganzheitstherapeuten ist sicher der Idealfall. Einen solchen Therapeuten zu finden, der nicht nur Seelenklempner sondern auch weise ist, ist allerdings mit dem Risiko verbunden, am Ende doch wieder eine negative Therapeutenwahl getroffen zu haben. Dem habe ich mich schließlich erfolgreich entzogen, weil ich selbst fähig genug bin, das Richtige zur richtigen Zeit zu tun. Und ich bin davon überzeugt, dass ich keine Ausnahme bin. Wer lieber mit einem Therapeuten arbeiten möchte, dem empfehle ich, ergänzend diejenigen Komponenten in seine Therapie einzuflechten, die zur ganzheitlichen Charakterarbeit dazugehören. Sie werden ja auch nicht nur Kartoffeln essen, wenn sie im Laden um die Ecke nichts anderes einkaufen können. Kartoffeltherapie allein wäre zu wenig!

    Es gibt bekanntlich viele Wege nach Rom und so auch mehrere Wege für eine gelingende Psychotherapie. Die Selbst-Therapie ist dabei eine wichtige Form, da sie auch bei jeder durch einen professionellen Psychotherapeuten assistierten Therapie zum Tragen kommen muss. Man sollte jedoch nicht glauben, dass einzelne, aus dem Zusammenhang herausgerissene Methoden für sich genommen einzig und allein helfen könnten. Das führt zur therapeutischen Schlagseite. Dieser Irrtum findet auch in der Behandlung körperlicher Krankheiten laufend statt.

    Auch die Überbetonung einzelner Nahrungsbestandteile in einem gewöhnlichen Lebensmittel führt oftmals dazu, es als besonders gesund einzustufen und zum Allheilmittel erheben zu wollen oder auch ins Gegenteil zu verfallen und es zu verdammen. Dinkel ist nicht wertvoller als Weizen, und Weizen ist nicht gesünder als Dinkel. Sie haben lediglich Unterschiede wie beispielsweise Mandarinen, Orangen und Clementinen, Männer und Frauen, Fabrikarbeiter und Staatspräsidenten. Und natürliche Lebensmittel werden mit Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Kleie, diesem und jenem sowie mit Jod und Fluor angereichert, weil die menschliche Ignoranz am Schreibtisch erfunden wurde. Reichlich industriell hergestellte Lebensmittel sind bereits zu Medikamententrägern umfunktioniert und angereichert worden und erfreuen sich bedauerlicherweise ebensolch wachsender Beliebtheit wie aufgepfropfte Bildung, obwohl beide den Kern des Menschen nicht wertvoller und ihn auch nicht unsterblicher machen.

    Wer sich mit Ernährung und Ernährungstherapie befasst, begegnet solchen und ähnlichen kommerzialisierten und von Lobbys verbreiteten Irrtümern laufend. Der Mensch neigt dazu, einseitig zu überbetonen. Weder in der Psychotherapie noch in der Therapie körperlicher Krankheiten führt das zum ausgewogenen und dauerhaften Erfolg. Eines jedoch dürfte sicher sein: Es gibt durchaus Lebensmittelkomponenten, die nicht einfach ungestraft, das heißt ohne negative Konsequenzen für die Gesundheit, weggelassen werden dürfen. Andererseits ist es heutzutage gebräuchlich geworden, irgendwelche Bestandteile derart zu überbetonen, dass sie gar aus ihrem Gesamtzusammenhang herausgerissen und in Form von Tabletten und anderen Extrakten verabreicht werden, als könnte man das ganzheitliche Leben zuerst in Einzelteile zerlegen und anschließend wieder beliebig zusammensetzen. Die Lehre des Holismus⁴ besagt hingegen: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

    Ein abgeschnittener Kopf bleibt abgeschnitten, auch wenn wir ihn nach dem Tod wieder draufkleben. Mein Vergleich bezieht sich in der Ernährung beispielsweise auf die Randschichten (Kleie) und den Keim des Getreidekorns, die wir nicht einfach an raffiniertes Mehl hinterher separat unterrühren sollten. Das ergibt kein Vollwertbrot sondern einen eklatanten Irrtum mit Folgen für die Gesundheit. Dass Vitaminpillen und Mineralstoffe in Pulver- und Tablettenform auf demselben Irrweg eine breite Lobby haben, beruht auf Verdummung und dem Geschäft mit dem Irrtum, Unwissenheit und Angst. Um den Begriff der Mesotrophie⁵ gut zu verstehen, möchte ich den nachfolgend genannten Klassiker wärmstens empfehlen: Werner Kollath - Die Ordnung unserer Nahrung - Grundlagen der Vollwerternährung. Und meiner Meinung nach gehört die vollwertige Ganzheit ebenso wie in der täglichen Ernährung so auch in das medizinische und psychologische Denken und Therapieren. Vollwertige Ganzheit muss daher auch ohne Ausnahme in der Psychotherapie beachtet werden. Und dazu gehören die multidimensionalen Therapien MPTT (Prof. Dr. Gottfried Fischer) und die psychodynamischimaginative Traumatherapie (PITT) der liebenswürdigen Frau Prof. Dr. Luise Reddemann, die beide verschiedene bewährte Verfahren einschließen, zu denen auch EMDR von Francine Shapiro gehört sowie das Werk von Michaela Huber und anderen namhaften Psychotraumatologen. Ich erlaube mir, den Begriff der Ganzheitlichen Psychotherapie zu wählen, um dadurch dasselbe Wort zu benutzen wie in der Ganzheitsmedizin.

    Wenn wir den Vollwertbegriff⁶ in die Therapien von Seele und Körper aufnehmen und von vollwertigem, ganzheitlichem (holistischem), integrativ-vernetztem⁷ Leben sprechen, entspricht das meinen Vorstellungen eines an die Erfordernisse der Naturökologie angepassten Lebens.

    EMDR ist die Abkürzung für Eye Movement Desensitization Reprocessing, was auf Deutsch desensibilisierende Reprozessierung unter Augenbewegungen heißt Durch die Desensibilisierung wird die krankhafte Empfindlichkeit aufgelöst, so dass die Fliege an der Wand nicht mehr stört, um es locker auszudrücken. Unter der Reprozessierung versteht man, dass ein einmal abgelaufener Prozess (beispielsweise ein Trauma oder eine Entwicklung über längeren Zeitraum) unter der Therapie in der Vorstellung nochmals durchlaufen wird und dabei erkannt werden kann, was damals war, was heute aber so nicht mehr zutrifft. Dadurch setzt eine positive Entwicklung ein. Man versteht unter EMDR eine ganzheitliche psychotherapeutische Form, die von Francine Shapiro im Jahr 1982 zufällig entdeckt und weiterentwickelt wurde. Die Therapie verläuft nach einem relativ festgelegten Therapie-Fahrplan mittels eines Manuals. Ferner werden die Störungen des Klienten am Anfang sowie der Erfolg während der Therapie anhand von Skalen eingestuft und durch manualierte Kontrolle überwacht. Anhand dieses Manuals lässt sich der Erfolg ablesen. In meiner Selbsttherapie bin ich ohne eine solche Buchführung mit Gebrauchsanweisung, Messlatte und Waage ausgekommen. Aber ohne die Augenbewegungen aus dem EMDR, die ich in allgemein bekannte und seit Jahrzehnten bewährte psychotherapeutische Verfahren in meine ganzheitliche Selbsttherapie im Herbst 2006 erstmals integriert habe, wäre ich nicht gesund geworden noch hätte dies Buch je entstanden sein können.

    Über taktile (Berührung) und auditive (Hören) Abwandlungen der Methode erfahren sie weiter unten in den Kapiteln über EMDR mehr. Auf den Seiten 144f, 334f, 397ff.

    Mein Leben wurde durch sehr viel Leid, Traumatisierungen und nicht aufgeben wollen unter oft auswegloser Hilflosigkeit geprägt, worüber ich ausführlich berichte. In meine Schilderungen webe ich bereits meine philosophischen, theologischen und psychologischen Reflexionen, einige Träume und Gedichte und deren Analyse hinein, weil sich mir die Sinnfrage gerade angesichts des Leides geradezu aufdrängt. Durch meine eigenen Gedichte und Lieder, habe ich mich auch dann ausdrücken können, wenn ich unter schweren Depressionen versucht habe, aus dem auf mir und schließlich auch in mir lastenden Druck herauszukommen. So schrieb ich einmal ein Lied mit dem Titel Hoffnung und Zuversicht (620), als ich, von Selbstmordgedanken und Lethargie gequält, mir mein Leben retten wollte. Dem Lied ist nicht anzusehen, unter welchen Bedingungen es entstanden ist, denn es entspricht ja selbstverständlich voll und ganz der Hoffnung und Zuversicht. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und so wurde sie mir ein Licht im Dunkel, das nicht verlöschen konnte. Was Glaube, Hoffnung, Liebe und Zuversicht sind, habe ich im Leid erfahren! Wo anders auch könnten wir das erfahren, wenn wir es nicht am Gegensätzlichen gemessen hätten! In den Grenzsituationen erkennen wir beide Seiten.

    Ich sehe das Leben als eine Zeit, in der ich mich entwickeln möchte und darf. Dieser Wunsch wurde mir in die Wiege gelegt, und ich habe ihn nicht einmal mir selbst zu verdanken. So sehe ich Probleme und auch das Leid als die Aufgabe an mich, daraus zu lernen. Das ist aber keine Entschuldigung noch Rechtfertigung für diejenigen, die mir Leid zugefügt haben sondern lediglich eine Erklärung für mich selbst. Es ist ebenfalls keine Entschuldigung für das Leid, das auch ich meinen Kindern, meinem Mann, meinen Mitmenschen und auch einigen Tieren zuweilen zugefügt habe sondern eine Erklärung dafür. Den Sinn des Leidens sehe ich in meiner Möglichkeit, durch Leid und auch durch Schuld¹⁵³ - gleichgültig, wodurch ausgelöst - zu lernen und die Mühe auf mich zu nehmen, in diese Lehre zu gehen. Dazu muss ich ins Leid eintauchen und sollte nicht einfach davonlaufen. Wir müssen allgemein wieder leidensfähiger werden, um nicht mehr zu verdrängen. Manche Menschen verstehen es ausgezeichnet, ihre Probleme durch Andere lösen zu lassen. Das Examen am Ende der Lebensschule setzt vorheriges Verstehen unter Lernen voraus, und meine persönliche Apokalypse gründet auf meiner Charakterarbeit. Diese persönliche Apokalpyse ist Bestandteil meines Lebenssinns, denn in ihr geschieht die ersehnte Wandlung meiner selbst bereits zu Lebzeiten.

    Wir alle kennen das Sprichwort "was mich nicht umbringt, macht mich stark". Die Stärke bekommt man aber nicht einfach so geschenkt. Weder wenn man sich durchhängen lässt und leidet noch wenn man seine Peiniger schlägt oder gar erschlägt. Nur in uns selbst und unter kultiviert kontrollierter Ich, Selbst, Über-Ich und Es

    Eine Selbsttherapie habe ich eigentlich wiederholt durchgeführt, doch niemals so konsequent wie ab September 2006 und vor allem nicht mit dem nunmehr sehr abgerundeten und integrativvernetzten, ganzheitlichen Wissen, in das ich erstmals auch die erst 1982 von Francine Shapiro entdeckten Augenbewegungen der EMDR-Therapie einbezogen habe. Bis ich im September 2006 - bereits sechzigjährig - endlich eine gründliche Selbst-Psychotherapie beginnen konnte, habe ich - genau genommen - eine jahrzehntelange Entwicklung durchlaufen, während der ich nicht nur gelitten habe sondern, von Stufe zu Stufe und von Erfahrung zu Erfahrung gehend, mich aus der Tiefe meines unterirdischen Labyrinths emporarbeiten konnte. Darum bin ich auch früher in tiefer Verzweiflung nie ganz untergegangen sondern habe gesucht, wohin ich mich begeben müsste, um erneut vom Licht getroffen zu werden. Dabei habe ich aus den nie ganz vergessenen guten Erfahrungen geschöpft. Man sollte sich am eigenen Schopf herausziehen und nicht darauf hoffen, dass zufällig ein Helfer vorbeikommt.

    Und diese Entwicklungsarbeit stelle ich ihnen hier als Erfahrungsbericht dar, sodass die Besprechung meiner eigentlichen Selbsttherapie zwar immer mal wieder angedeutet wird, aber erst im zweiten Teil in seinen letzten Einzelheiten zur abrundenden Darstellung kommen kann. Dass ich eine posttraumatische Belastungsstörung davongetragen hatte, wurde mir erst in der Mitte der neunziger Jahre bewusst, nachdem ich einen Suizidversuch mit Tabletten unternommen hatte. Außerdem habe ich meine wirklich schweren Traumatisierungen in vorhergehenden Psychotherapien gar nicht aufarbeiten können, weil sie mir völlig unbekannt waren. Die Tücke des Geschicks spaltet vor allem Kindheitstraumata vollkommen ab, und man beschäftigt sich dann unentwegt nur mit dem zuletzt stattgefundenen Trauma in unentwegtem Gedankenkreisen, schweren Träumen, Schlafstörungen und diversen anderen Beeinträchtigungen des Lebens, was auch die Beziehungen mit Mitmenschen und dem beruflichen Umfeld schwer stören kann. Oftmals somatisiert sich alles, und es kann zu ernsthaften körperlichen Problemen führen.

    Ich habe praktisch zweiundfünfzig Jahre lang das Verhalten eines schwer traumatisierten, achtjährigen kleinen Mädchens beibehalten und meine daraus gewonnenen bösen Erfahrungen auf meine Mitmenschen, ja, auf das gesamte Leben unbewusst übertragen. Das führte dann dazu, diese Probleme auch im äußeren Leben statt im eigenen Innern zu suchen und ständig hart für Veränderungen an Äußerlichkeiten (als Ausdrucksform des Inneren) zu arbeiten, statt die grundlegenden Störungen gründlich zu beseitigen. Und so blieb mir nur eine Arbeit, die nicht zum Erfolg führen konnte, weil sie der Bestrafung des Sisyphos ähnelte, der einen schweren Steinbrocken einen steilen Berg hinaufzurollen hatte. Immer, wenn er meinte, er sei endlich angekommen, dann rollte der Stein zurück, und er musste von vorn beginnen.

    Im Verlauf der Schilderung meiner Lebensgeschichte flechte ich reichlich, philosophische und tiefenpsychologische Gedanken ein, die ich für grundlegend halte, um gute Charakterarbeit leisten und mich selbst und andere Menschen gleichermaßen so verstehen zu können, wie sie eigentlich sind und nicht mehr so, wie ich sie unter oberflächlicher Betrachtung einschätze. Dabei ist das Verständnis psychologischer Grundlagen Voraussetzung für eine gelingende Selbsttherapie. Ebenso für eine Psychotherapie unter der Assistenz eines Psychotherapeuten. Das vorliegende Buch vermittelt breit gefächertes Grundlagenwissen und weist auf eine Fülle weiterführender Literatur hin. Es erhebt jedoch keinesfalls den Anspruch, ein Lehrwerk und Handbuch für eine Selbsttherapie zu sein.

    Ein guter Psychotherapeut wird sich nicht einmischen. Er wird seinen Klienten sich in dessen eigenes Zentrum stellen lassen, ihm lediglich folgend assistieren und klientenzentriert mit ihm arbeiten. Ein guter Psychotherapeut ist ein sich selbst stets kontrollierender, zurücknehmender, verantwortungsbewusster Erzieher, und vor allen Dingen wird er, so nötig, sachdienliche Informationen geben. Das unterbleibt leider oftmals in Gesprächstherapie und Psychoanalyse, aber ohne diese konkreten Informationen bleibt der Klient ein unmündiger Patient, der nur erduldet, nicht aber zur Individuation gelangt. Diese stufenweise Individuation geschieht ohnehin nur im Klienten selbst und darf bestenfalls sehr behutsam durch Impulssetzung angeschoben werden. Ohne die Einbeziehung von EMDR aber halte ich jede Psychotherapie für einen Kunstfehler, der seit dieser einzigartigen Entdeckung und klinischen Bewährung nicht mehr passieren dürfte.

    Bei meiner Suche nach einer korrekten psychotraumatologischen Therapie bin ich noch reichlich Ärzten wie Psychotherapeuten selbst jüngeren Alters begegnet, die durch mich zum ersten Mal von EMDR gehört haben!! Das kommt daher, dass nach dem Examen mit dem gearbeitet wird, was man gelernt hat und offensichtlich neue Erkenntnisse nur dann und zufällig erfahren werden, wenn Interesse an Weiterbildung besteht. Voreingenommenheiten verhindern überdies, sich gründlich mit Neuem auseinander zu setzen. So kommt es, dass suchende Laien oftmals besser über neue Erkenntnisse informiert sind als Fachleute, die sich bis zum Rentenalter mit ihrem Staatsexamen zufrieden geben. Dadurch werden bahnbrechende Entdeckungen oftmals erst mit einem halben Jahrhundert Verspätung der Allgemeinheit bekannt. Und dies auch noch im Internetzeitalter! Auch heute noch mahlen die Mühlen zu langsam, denn das Massen-Trägheitsgesetz findet Anwendung.

    Die sich wandelnde Weltschau und veränderten Verhaltensweisen des Klienten weisen auf den Erfolg der Therapie hin, und der Therapeut darf sich ruhig zurücklehnen und seinem Klienten und dessen Lösungswegen vertrauen. Mit oder ohne Assistenz durch einen Psychotherapeuten geschehen ohnehin Weg, Therapie und Heilung ausschließlich im Klienten selbst. Ein guter Indikator für das Gelingen oder nicht Gelingen jeder Psychotherapie ist die sich einstellende Gelassenheit in den Überzeugungen. Wer hingegen überhaupt nicht oder nur in spitzem oder weinerlichem Ton von seinen Lebenswunden und Peinigern zu sprechen in der Lage ist, der hat noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen und ist noch nicht ganz an seinem Elbestrand angekommen.

    Ich habe immer geglaubt, dass eine unabhängige Selbsttherapie ohne Therapeuten möglich sein müsste. Denn immer dann, wenn ich mich so richtig am Boden fühlte und meinte, nun käme ich wirklich nicht mehr allein zurecht, dann habe ich mich schließlich durchgerungen, einen Psychotherapeuten hinzuzuziehen. Das kam nur wenige Male vor mit jeweils Jahren oder Jahrzehnten dazwischen. Ich bin nicht etwa von Therapeut zu Therapeut gegangen. Wenn ich aber unter längerer seelischer Blockade gelitten hatte, bemerkte ich jedes Mal, dass sofort mit meinem Telefonanruf und dem dann bevorstehenden Termin bei einem Psychotherapeuten bereits eine erhebliche Besserung meines Zustands eingetreten war. Bis es dann zum ersten Gespräch kam, war ich fast völlig wiederhergestellt und hatte mit reichlich Kreativität bereits einige Änderungen ohne seine Hilfe vorgenommen gehabt. Das Erste war dann immer, dass ich mir einen neuen Stundenplan aufstellte, um Überblick zu bekommen. Und ich habe daraufhin Änderungen an meinen Aktivitäten vorgenommen, Prioritäten gesetzt und einige Dinge gelassen. So stellte sich rasch angenehme Gelassenheit von selbst wieder ein. Anschließend bin ich unter Menschen gegangen, habe alte Kontakte aktiviert und mir manchmal auch neue gesucht.

    Um fahrige Bewegungen und Unruhe loszuwerden, habe ich verschiedene Entspannungsübungen gemacht und habe sehr bewusst meine Bewegungen und mein Greifen im Zeitlupentempo ausgeführt. Das wirkt besser als jedes Psychopharmakum und lässt rasch zur Ruhe kommen. Und ich kann dabei vollkommen ich selbst bleiben und sitze nicht neben mir wie unter dem Drogeneinfluss einer solchen Medizindroge. Ich halte Psychopharmaka für den größten Irrtum der Psychiatrie. Sie sollten äußerst selten und nur dann verantwortungsvoll und sehr kurz eingesetzt werden, wenn der Klient sich in extremer Krise befindet. Er sollte so schnell wie möglich wieder sich selbst zurückgeführt werden. Psychopharmaka als bedeckende Verhüllung der Selbstmitte oder gar als Ich-Ersatz vergleiche ich mit KZ-Methoden. Dem Klienten und vor allem seinen Selbstheilungskräften wird viel zu wenig zugetraut.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die wirklich großen Veränderungen ohnehin immer von selbst geschehen. Damit sie sich verwirklichen können, üben wir bewusstes Loslassen ein und lernen, die Angst mit unbeirrtem Blick auf das Ende der Tunnelstrecke mutig zu ertragen und durchzustehen. Eine gute Übung kann sein, sich einen Luftballon vorzustellen und dort seine Angst hineinzulegen, ihn dann loszulassen und zum Himmel fliegen zu sehen. Irgendwann wird er auf dieser Reise einfach so zerplatzen. Oder als Flaschenpost wegschicken. Oder im Ofen verbrennen. Manchmal wird in Kirchen dazu aufgefordert, seine Sorgen in Form eines Steins am Altar abzulegen. Auch die Votivgaben haben diesen Sinn. Dabei wird ein Gelübde abgegeben und gleichzeitig eine Kerze gestiftet, ein Schreiben, ein Gedicht oder ein kleiner symbolischer Gegenstand. Sie können auch selbst ein Symbol finden, um an eine Handlung eine Intention, ihren Wunsch oder ihr Versprechen zu knüpfen und durch diese Ersatzhandlung ihren Wunsch und ihre Hoffnung auf Änderung der gegenwärtigen Lage auszudrücken.

    Sehr bewusst ruhig durchgeführte langsame Bewegungen beim Gehen und Greifen beruhigen die Angst und lösen Affekte auf. Auch das Schreiben sollte ruhig und ohne Hektik durchgeführt werden, damit wirklich jede Muskelfaser zur Beruhigung kommt. Eins nach dem anderen tun. Eins nach dem anderen bis zu Ende denken und auch die zuströmenden Nebengedanken und sich von selbst öffnenden Seitenwege bis zu einem gewissen Grad beachten. So beruhigen sich auch Denken und Nachdenken. Um ruhig zu werden, habe ich manchmal mit meiner rechten Hand meine linke Hand sanft berührt oder umgekehrt. Ich habe dabei eine Hand auf den Rücken der anderen gelegt und mir damit selbst Liebe und Rückenstärkung gegeben. Das hat mich immer wieder sehr beruhigt und im Sinne des Wortes gefasst gemacht. Wenn dich niemand bei der Hand nimmt: Dann mach es doch selbst! Auch die sanft gefalteten Hände beruhigen das Gemüt, weil die Energien wieder ineinander zusammenfließen. In der Kirche habe ich durchgehend gefaltete Hände. Das konzentriert und beruhigt mich enorm.

    Schreiben an sich führt nicht zwingend auch zu vertieftem Denken und Nachdenken. Das erste Notieren eines Gedankens ist nur eine Feststellung, ist nur die impulsive Antwort auf das Eingeströmte. Die Auseinandersetzung mit sich selbst geschieht erst in der mehrfachen Durcharbeitung der eigenen Texte. Text heißt Gewebe. Ein Text ist also Gedankengewebe. In der Bearbeitung dieser Textur geschieht die Gestaltung der eigenen Gedankenwelt. Es verändern und vertiefen sich die Begriffe. Der Mensch wird erst durch das Schreiben zum gewirkten, wirklichen Denker geformt. So trägt das Schreiben zur Gesamtberuhigung mit bei, denn Text stellt, wie ich sagte, Gewebe dar. So betrachtet ist der Worttext als Textur (Gewebe) das Äquivalent zur Körpertextur (Körpergewebe) und beide sind Äquivalente zur Sozialstruktur, in die hinein der Mensch gestellt ist und in der er seinen angemessenen Platz einnehmen möchte.

    Ich habe neben meinem Musizieren und Singen immer schon viel geschrieben und mich dadurch gut ausgedrückt. Und ich habe meine Probleme schriftlich reflektiert, darüber nachdenkend, was ich mir an Verbesserungen meiner Situation wünschte. Im Schreiben vollzieht sich die Ausgestaltung der Gedanken, und sie werden erst hierdurch zu einer reichen Gedankenwelt! Ich habe mich im Loslassen und in Gelassenheit geübt. Und wenn ich wieder einmal mit dem Kopf durch die Wand gerannt war, andere Menschen verprellt und mir selbst geschadet hatte, dann habe ich mich nicht etwa gestraft sondern bin mit mir verständnisvoll wie eine gute Mutter mit ihrem Kind umgegangen. Ich habe zunehmend guten Umgang mit mir selbst gepflegt und genau das geübt: Meinen Umgang mit mir stets verständnisvoller und liebenswürdiger zu gestalten. Das färbt dann auch auf den Umgang mit den Mitmenschen ab. Dabei bin ich keine Heilige geworden sondern ertappe mich auch jetzt immer mal wieder bei unangemessenem Benehmen. Als Mensch habe ich das Vorrecht, auch mal entgleisen und mich blamieren zu dürfen, denn Zwanghaftigkeit ist nicht meine Religion. Wenn ich mich vorbei benehme und mich dadurch blamiere, dann erwarte ich dieselbe Liebenswürdigkeit auch von meinen Mitmenschen, die sie sich selbst erhoffen, wenn ihnen mal dasselbe passiert. Vergeben wir einander doch unsere Schwächen und seien wir einander Mitmenschen, wenn wir wieder mal menscheln! Ich bin okay und du bist auch okay!

    Durch künstlerische oder Basteltätigkeiten wurde jeweils meine Kreativität wieder in Gang gesetzt. Dazu gehören bei mir Singen, Musizieren, Dichten, Gartenarbeit, Reparaturarbeiten im Haus, liebevoll-gestaltende Essens-Zubereitung, Nähen, Wandern, Dichten, der Besuch kultureller Veranstaltungen und natürlich das Schreiben dieses Buchs. Und letztes Jahr habe ich mir reichlich neue Kleidung genäht, was natürlich auch symbolisch verstanden werden kann. Dabei habe ich alles Grelle und schreiende Farben aussortiert.

    Das Wesentliche in uns kann nicht gemacht werden. Es kann aber von uns gefunden werden: In der Tiefe des Selbst, das aus dem Inneren Kind entsprungen ist, welches sich nicht selbst gemacht hat. Die Kreativität ist das Wesentliche überhaupt und ist wie eine sich entfaltende Blume, die zur Blüte kommen möchte. Kreativität ist die in uns wohnende, heilsame Schöpferkraft. Ist diese aus irgendeinem Grund blockiert, beginnt die Abwärtsspirale. Schon unser Herrgott wird in der Bibel als Schöpfergott beschrieben, der sein Werk ansieht und findet, dass es gut ist. Er applaudiert sich selbst! So sollten auch wir uns auf all das Gute besinnen, das wir geschaffen haben und das uns geworden ist. Wenn wir uns auch darauf besinnen sollten, was uns an Widrigem zugestoßen ist und in welchem Maße wir gelitten haben und nicht zuletzt, welche Art und Weise unserer eigenen Handlungen, Reaktionen und

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