Märchen für kleine Prinzessinnen und alle, die es werden wollen
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Über dieses E-Book
Johanna-Maria Franke
Johanna-Maria Franke wurde am 19.07.1954 in Dresden geboren und wuchs in der DDR auf. Da sie schon als Kind kein angepasster DDR-Bürger war, hatte sie Schikanen und Nachteile in Kauf zu nehmen. Im Alter von 20 Jahren heiratete sie den angehenden Pfarrer Matthias Franke. Ihnen wurden 5 Söhne geboren. Inzwischen hat sich eine kleine Enkelschar hinzugesellt. J.-M. Franke versucht, ihren Mann in der Gemeindearbeit zu unterstützen, jahrelang war sie vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Von ihr sind bereits einige Bücher erschienen beim Persimplex-Verlag Wismar sowie beim Lichtzeichen-Verlag.
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Buchvorschau
Märchen für kleine Prinzessinnen und alle, die es werden wollen - Johanna-Maria Franke
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Die Prinzessin mit dem verzauberten Kumpel
Es war einmal eine Prinzessin, die ihre Eltern auf den wunderschönen Namen Paulina getauft hatten. Die Prinzessin wohnte in einem riesengroßen Schloss. Das war auch gut so, denn ihre Eltern, das Königspaar, waren sehr kinderlieb. Deshalb hatte die Prinzessin noch acht Brüder, vier von ihnen waren älter als sie und vier jünger. Ihr habt es natürlich sofort erraten, sie war also ganz genau in der Mitte, obwohl der Bruder, der ein Jahr jünger war als sie, schon drei Zentimeter größer gewachsen war. Die Prinzessin Paulina mochte ihre vielen Brüder gut leiden, obwohl sie manchmal ein ganz klein bisschen traurig war, dass sie keine einzige Schwester hatte. Mit ihren Brüdern zu spielen, machte ihr nämlich nicht immer Spaß, weil sie sie ziemlich oft entführten, um sie in dem winzigen Zimmer im obersten Stockwerk des allerhöchsten Schlossturms einzusperren und zu spielen, dass sie sie ins Gefängnis steckten. Dort musste sie dann warten, bis ein edler Ritter kam und sie wieder befreite. Das dauerte manchmal ziemlich lange, weil ihre Brüder sich nicht einigen konnten, wer den edlen Ritter spielen durfte. Paulina war dann immer sehr froh, dass sie nicht ganz allein in dem Gefängnis sitzen musste, sondern ihr Kumpel bei ihr war. Die Prinzessin Paulina hatte ihre Mama, die Frau Königin, und ihren Papa, den Herrn König, sehr lieb. Auch ihre Brüder hatte sie gern, sogar, obwohl sie sie aus Versehen einmal viele Stunden lang im Schlossturm vergessen hatten, weil im Schloss Besuch angekommen war, nämlich der Burgherr mit einigen seiner Ritter, die in einer großen Burg in der Nähe des Schlosses wohnten. Erst als beim großen Festmahl Paulinas Platz leer blieb, fragte die Frau Königin, wo denn ihr Töchter chen wäre. Nun mussten sich aber die kleinen Prinzen sputen, um ihre Schwester aus dem Turm zu holen. Ohne Schwert und Schild wurde sie befreit und in den Speisesaal geführt. Ja, bei aller Liebe zu ihren Familienangehörigen hatte sie doch niemanden so lieb wie ihren Kumpel, der auch ihre schweren Stunden mit ihr teilte und sie nie allein ließ. Wenn ihr nun denkt, dass der Kumpel ein großer muskulöser Mann gewesen wäre oder ein Bergarbeiter, über den es dieses wertvolle Gedicht „Rumpeldipumpel, weg war der Kumpel gibt, dann irrt ihr euch. Wenn es nämlich ein starker Kerl gewesen wäre, hätten ihre Brüder keine Chance gehabt, sie irgendwohin zu entführen und einzusperren. Damit ihr nun nicht so lange raten müsst, wer der Kumpel war, verrate ich es euch: Der Kumpel war ein kleiner, sogar sehr kleiner, Kuschelelefant, den Paulina von einer guten Fee zu ihrer Taufe geschenkt bekommen hatte. Er hatte schon mit ihr in der Wiege gelegen, mit auf dem Töpfchen und auf jeder Kutschfahrt auf ihrem Schoß gesessen, mit ihr aus dem Fenster geschaut und jede ihrer Entführungen mit erduldet. Wenn man die Sache also genauer betrachtete, ließ die kleine Prinzessin ihren Kumpel nie los. Falls jedoch einmal unter tragischen Umständen der Kumpel tatsächlich nicht zu finden war, hob die Prinzessin Paulina ein solches Geschrei an, dass die gesamte Schlossbelegschaft in Panik geriet und beim Suchen half. Auch wenn der Schlosskoch ihr dann lila Kartoffeln oder lila Reis kochte, was ihre Leibgerichte waren, weil Lila ihre Lieblingsfarbe war, konnte sie auch das nicht trösten. Erst wenn der Kumpel sich wieder in ihren Armen befand, fand auch alles Weinen ein Ende und alle im Schloss atmeten auf, am allermeisten die Frau Königin, die nicht mal den Herrn König und gleich recht nicht den Kumpel so sehr liebte wie ihr kleines Töchterchen, ihre einzige Prinzessin. Manchmal, wenn sie abends zu Paulina an ihr Himmelbett kam, um ihr ein Gute-Nacht-Lied vorzusingen und das Abendgebet mit ihr zu sprechen, sagte sie zur Prinzessin: „Ich möchte nur mal wissen, warum du deinen Kumpel so lieb hast.
-„Darüber muss ich nachdenken", antwortete dann die Prinzessin jedes Mal. Und sogleich dachte sie nach, manchmal die halbe Nacht. Sie erinnerte sich aller Schrecken, die sie hatte in ihrem jungen Leben schon erfahren müssen. Und in allem war stets ihr Kumpel bei ihr gewesen und hatte sie mit seiner Gegenwart getröstet. Natürlich hatte sie ihn deshalb so lieb. Das war doch klar. Aber manchmal kamen der Prinzessin Paulina trotzdem Zweifel, ob allein das der Grund für ihre innige Liebe zu ihm sein konnte.
Eines Nachts fuhr sie aus dem Schlaf hoch, und schlagartig wurde ihr klar, warum sie ihren Kumpel so sehr liebte. Sie hatte gerade von einem wunderschönen Prinzen geträumt. Er hatte einen lila Samtanzug getragen und auf seinem Kopf eine goldene Krone mit grünen und roten Edelsteinen. Jetzt wusste sie es: Ihr Kumpel war ein verzauberter Prinz, der nur nachts aus seiner Kumpelhülle heraustrat und Prinzengestalt annahm. Nächste Nacht musste sie unbedingt munter bleiben, um ihn noch einmal zu sehen.
Am nächsten Tag hielt die Prinzessin Paulina ihren Kumpel noch fester als sonst. Bei Tisch saß sie stumm und appetitlos. Die Mutter Königin machte sich schon Sorgen, dass ihre zarte Prinzessin krank werden könnte. Am Abend nahm Paulina sich vor, die ganze Nacht munter zu bleiben. Sie sagte sich immer wieder alle Gedichte auf, die sie schon auswendig konnte. Doch als sie am nächsten Morgen erwachte, musste sie feststellen, dass sie doch eingeschlafen war.
Da gerade die Herbstzeit begann und die ersten Kastanien im Schlosspark von den Bäumen fielen, sammelte die Prinzessin einen ganzen Korb voll und legte sie mit ihren pieksenden Hüllen in ihr Himmelbett. Doch nachdem sie am Abend bei all dem Hin- und Hergewälze in ihrem Bett die ganzen Kastanien zur Seite gestrampelt hatte, war sie wieder eingeschlafen.
Ihrem Kumpel hatte sie nun schon mehrfach ins Ohr geflüstert, dass sie wüsste, dass er ein verzauberter Prinz wäre, aber wahrscheinlich konnte er, da er ja nur ein Kumpel war, nicht die Menschensprache verstehen. Die verstand nur der Prinz, weil der auch ein Mensch wie sie war. Ja, das war also wirklich eine verzwickte Angelegenheit für die kleine Prinzessin.
Wenn Besuch ins Schloss kam, erhielten die Königskinder oft eine kleine Nascherei, die die Gäste vom Markttag mitgebracht hatten. Von nun an aß die kleine Prinzessin diese nicht mehr auf, sondern legte sie abends, wenn sie zu Bett gegangen war auf ihren kleinen Nachttisch. Sie hatte ein wunderschönes Bild gemalt, auf dem ein Prinz in einem lila Samtanzug und einer glänzenden Krone zu sehen war, der fast genau so aussah wie der Prinz aus ihrem Traum. Das legte sie jedes Mal zu der Nascherei für den Prinzen. Er sollte wissen, dass sie sein trauriges Geheimnis erraten hatte und ihn so gern erlösen wollte. Und stellt euch vor, jeden Morgen war die Nascherei verschwunden! Der Prinz hatte ihr Geschenk angenommen