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Dost Chelo!: Freund, brechen wir auf, das Leben ruft uns!
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eBook152 Seiten2 Stunden

Dost Chelo!: Freund, brechen wir auf, das Leben ruft uns!

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Über dieses E-Book

Geschichten über den Wert der Freundschaft, heute, über das Leben hinaus, und was Freundschaft zusammenhält.

Im Leben des Autors schien immer wieder ein feiner, goldener Faden auf, und diesem entlang haben sich die Geschichten dieses Buches aufgereiht.

Oft erinnert uns ein Schock an diesen goldenen Faden, Anfang 2014 war es der unverhoffte Tod von Paco de Lucía, eines wunderbaren Flamencogitarristen, der einen ganzen Blumenstrauss von Erinnerungen hervorgebracht hat.

Und so spannen die Geschichten in 'Dost Chelo' einen weiten Bogen, über die Jahrhunderte hinweg, in unterschiedliche Kulturen hinein, Geschichten über Freundschaften:

- Jene im Leben von Paco de Lucía gegenüber der Gitarre und der Flamencomusik.
- Jene eines Scherenschleifers, der mit dem Generalabonnement in der Schweiz unterwegs ist.
- Jene zweier junger Burschen im Alcázar von Sevilla und einem Glas Whisky in ihrer Hand.
- Jene von Harûn er-Râshid in Bagdad, warum er seinen beiden wichtigsten Hofmusikern die Möglichkeit nicht geben wollte, auf einen Buzzer zu hauen.
- Jene eines jungen Gitarrenbauers und seinem Vater, dem Zimmermann in Sevilla.
- Jene Freundschaft, die noch nicht geboren ist
- 'Dost Chelo', jene unverbrüchliche Freundschaft zwischen einem Musiker mit einer Lebensaufgabe und seinem Cousin.
SpracheDeutsch
HerausgeberPetama Project
Erscheinungsdatum21. Okt. 2014
ISBN9783907643457
Dost Chelo!: Freund, brechen wir auf, das Leben ruft uns!
Autor

Puran Füchslin

Puran Füchslin, geboren 5. Mai 1950, hält mit seinem Petama Project der Glücklichen Bettler das Lebenswerk des Sufi-Mystikers und Musikers Hazrat Inayat Khan lebendig, übersetzt, schreibt, komponiert. Seine literarischen und musikalischen Arbeiten haben nach vielen Jahren den Weg in die Schweizerische Nationalbibliothek gefunden, unverhoffte Anerkennung für den Begründer dieser reichen Tradition, Hazrat Inayat Khan, 1882-1927

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    Buchvorschau

    Dost Chelo! - Puran Füchslin

    Chelo

    Einleitung

    Liebe Freunde, ein Zyklus in meinem Leben geht zu Ende, ich habe meine Anmeldung zur Altersrente abgeschickt, und ab Mai des Jahres 2015 gehöre ich zu den Pensionierten.

    Etwas hat sich überraschend erneuert in diesem Jahr 2014, und so ist viel Lust und Freude wieder aufgewacht, dieses Buch hier zu schreiben, ein Dankeslied an das, was unser Leben reich macht, Freundschaft, die über unsere Positionen im Leben hinausreicht, die verbinden kann, was sich im Verlaufe der Jahre getrennt hat.

    Und so bin ich diesem feinen, goldenen Faden gefolgt, der sich im Verlaufe meines Lebens immer wieder gezeigt hat, und entlang dieses goldenen Fadens haben sich die Geschichten dieses Buches hier aufgereiht.

    Oft ist es so, dass uns ein Schock wieder an diesen goldenen Faden erinnert, Anfang dieses Jahres war es der unverhoffte Tod eines Menschen, der mir und vielen so viel Reichtum gebracht hatte, Paco de Lucía, ein wunderbarer Flamencogitarrist. Das Leid, das sich befreite während diesen ersten Tagen des Jahres 2014, hat einen ganzen Blumenstrauss an Erinnerungen hervorgebracht, welch verschiedene wunderbare Formen der Freundschaft es gibt; und so versucht dieses Buch, Euch einen weiten Bogen zu spannen, über die Jahrhunderte hinweg, in so unterschiedliche kulturelle Zusammenhänge hinein.

    Das Ziel ist ein einfaches: Es soll uns alle, und mich ebenso, daran erinnern, dass Leben in jeder Kultur, in jedem sozialen Zusammenhang, in jedem Land, immer diese gleichen Voraussetzungen braucht, dass die Menschen sich in ihnen entfalten können, das Leben aller reich wird, reich an Werten, die Freude, Zuversicht, Verständnis, warmherziges und weitherziges Leben hervorbringen.

    Keine einfache Arbeit, heute so wenig wie in anderen Epochen. Wenn wir die Nachrichten verfolgen, scheinen wir mitten in einem grossen Prozess zu stehen, der von uns neue Formen verlangt, unser Menschsein zu festigen, Positionen zu überprüfen, eigene ebenso wie gemeinsame, nicht nur an unserer eigenen Sichtweise, sondern viel mehr daran, was sie für andere bedeuten, welche Folgen für all jene sichtbar werden, die heimatlos sind, fünfzig Millionen Menschen auf der Welt sind auf der Flucht, hat die UNO errechnet.

    Woher wollen sie ihre auch nur kleinste Sicherheit erhalten, - wir alle wissen, was es braucht, dass wir uns sicher fühlen können - schlafen zu können, essen zu können, nicht überfallen zu werden, nicht bedroht, beschränkt, in Abhängigkeiten gezwungen, angefeindet zu werden? Freundschaft wird viele Formen annehmen müssen, neue Formen, dass wir an unserem Menschsein wachsen können. Auch wenn der Hintergrund ein sehr ernster ist, erzählen die Geschichten hier einen Strauss von Beispielen, wie sich Freundschaft im Leben zeigt:

    Jene von Paco de Lucía, wie seine Freundschaft mit der Gitarre und der Flamencomusik Reichtum geschaffen hat, für uns alle - jene eines Scherenschleifers, der mit dem Generalabonnement in der Schweiz unterwegs ist - jene von zwei jungen Burschen mit einem Glas Whisky in ihrer Hand - jene von Harûn er-Rashîd in Bagdad, warum er den beiden wichtigsten Hofmusikern nicht die Möglichkeit gab, auf einen Buzzer zu hauen - jene eines jungen Gitarrenbauers und seinem Vater, dem Zimmermann in Sevilla - jene einer Freundschaft, die noch nicht geboren ist, und schliesslich jene, die dem Buch den Namen gegeben hat - Dost Chelo - eine unverbrüchliche Freundschaft zwischen einem Musiker mit einer Lebensaufgabe und seinem Cousin.

    Viel Freude beim Lesen, herzlichen Dank für Eure Freundschaft!

    Zürich, Oktober 2014

    Puran

    Amigos, Paco ist gegangen…

    Amigos, Paco se fue, y yo me quedo llorando…

    Es ist nicht einfach, Worte zu finden, meine Kehle ist zu, verknotet, und wenn ich etwas sagen wollte, käme zuerst ein Schwall von Trauer und Tränen. Doch eigentlich ist es ja nicht wirklich ein trauriger Grund, der dies verursacht, es ist mehr das Erkennen einer Dimension, die meine Ordnung in den Gedankenschubladen aufrüttelt. Er war einfach so selbstverständlich ein Leuchtturm in meinem Leben, der da war, völlig frei davon, je befragt werden zu müssen: 'Bist Du wirklich Leuchtturm?' Jedes Mal, wenn ich etwas hörte von ihm, beflügelte er einfach, verkörperte mein Verständnis von 'Zuhause in der Welt', und das ist nun nicht mehr, so…

    Paco de Lucía, geboren 1947 in Algeciras, spielte am Mittwoch, dem 26. Februar 2014, am Nachmittag mit seinen Enkelkindern am Strand von Cancún in Mexiko. Er fühlte sich nicht so wohl und ging zurück zum Haus, sagte zu seiner Frau: 'Es fühlt sich so kalt an, rufe doch bitte einen Arzt.' Und eine halbe Stunde später war seine Seele schon aufgebrochen, dahin, woher sie gekommen war.

    Und am Abend des darauf folgenden Tages hatte die Nachricht schon die ganze Welt umrundet, in allen Tagesschau-Berichten wurde sie verbreitet: 'Paco de Lucía, Erneuerer der Flamenco-Musik, ist an einem Herzinfarkt gestorben, er wurde sechsundsechzig Jahre alt'.

    Das ist die äussere Nachricht, sie beschreibt, wie wir ihn gekannt haben, seine gebündelte Vitalität, meisterhaft in sprudelnde Kreativität umgesetzt, keiner hat alte, traditionelle Formen auf so bewegende, farbige Weise mit neuem Leben gefüllt wie er.

    Das letzte Mal, als ich so fühlte, ist schon lange her; es war, als Max Frisch starb, im Jahre 1991. 'Wer wird nun sagen, was gesagt werden muss, wenn er nun nicht mehr da ist?' Ich hätte keinen gefunden, ich fühlte mich als Waise, der nun selber an seinem Mut, an seiner Ausdruckskraft, an seiner Präzision wirklich arbeiten müsste, ohne sich darauf verlassen zu können, 'dass ja Max Frisch schon sagt….'

    Doch nun bei Paco ist es völlig anders; mit der Nachricht heute kommt nur eine enorme Welle der Bewunderung und Freude, was er alles geschaffen hat, mir fehlen ja nur drei Jahre bis zu meinem eigenen 66. Geburtstag. Eine ozeanweite Freude, wie er, einfacher, scheuer Mensch, dem, was sein Element war, Form gab, Ausdruck schuf, so dass ich das Gefühl bekomme, ich bräuchte sicher noch drei weitere Leben vor mir, um das ausdrücken zu können, was ich noch in Musik fassen wollte, wenn ich mich an Paco erinnere.

    Das erste Mal sah und hörte ich ihn vor etwa vierzig Jahren (schon so lange her). Er gab ein Konzert in der ETH-Aula in Zürich, nur mit seinen Brüdern Ramón und Pepe. Und ich sass etwa fünf Meter vor ihm, auf dem Boden; ich weiss nicht ob mit offenem Mund, während zwei Stunden, aber so fühlte es sich an. Seine Hände sprühten, zauberten aus seiner Gitarre eine Intensität an Leben, dass ich einfach wusste: das ist auch mein Leben, diese enorme subtile Präzision. So viel motorisches Wissen und Lernen gehört dazu, um die Gitarre zu deinem Ausdrucksmittel zu machen, was du an Tiefe in Gedanken und Gefühlen mitteilen möchtest. Das Schönste, was wir auf Erden erleben und erarbeiten können, auch heute noch empfinde ich so. 'Dieser Mann nutzt in seinem Leben, was ihm mitgegeben wurde, er versteht, was Verantwortung bedeutet gegenüber dem, was wir an Talent erhalten, und das Resultat ist ein Jubel des Menschseins!'

    Die schönste Form zu leben, in dieser Verantwortung, was immer sie mit sich bringen wird, ein Zuhause, auf das wir uns verlassen können!

    Su trayectoria - die Bahn seines Lebens: (ein schönes Wort, la trayectoria, es vermittelt das Gefühl eines Bogens, einer Flugbahn, das, was die Taube bewegt, über eine grosse Distanz sicher zu ihrem Schlag zurückzufinden). Der kleine Francisco Sánchez wurde in eine Gitarristenfamilie geboren, die Mutter war Portugiesin, Lucía la Portuguesa, wie sie im Quartier genannt wurde. Seine Geburtsstadt Algeciras liegt entre dos aguas, zwischen zwei Meeren, Al-Djazira al-Hadra ist ihr alter maurischer Name; wenn du in dieser Stadt wohnst und von der Anhöhe über die Bucht hinaus aufs Meer blickst, dann schaust du nach Afrika, die Küste Marokkos ist in Sichtweite, wenn der Levante bläst und die Sicht klar ist. Rechterhand blickst du auf den Atlantik, und linkerhand beginnt das Mittelmeer, el mediterráneo; steife Brisen und gebieterische Wellenfronten aus dem Atlantik, wärmende und sanfte Winde von deiner linken Seite her.

    Drei der fünf Kinder der Familie waren flamencos in ihrem Quartier Fuentenueva, Ramón und Pepe, die beiden älteren, Paco der jüngste. Sie erlebten oft, wie ihr Vater, Gitarrist und Begleiter von Tänzern und Sängern, an eine juerga eingeladen wurde; wenn ein Señorito seine Umgebung, seine Freundin oder ihre Eltern beeindrucken wollte, so kaufte er sich ein paar Künstler, er hatte das Geld und sie die Kunst, von der er sich erhoffte, dass seine novia sich geneigt zeigen würde, später am Abend. Pacos Vater konnte sich nicht erlauben, Angebote auszuschlagen, ein Leben von 'der Reichen Gnaden'.

    Der junge Paco war wach, nahm wahr, erkannte Zusammenhänge, und schämte sich wohl oft, für seinen Vater, für die Umstände. Und er orientierte sich an dem, was sein Vater bewunderte, sie waren mit Niño Ricardo befreundet; dieser war damals schon über sechzig Jahre alt und Leuchtturm unter den Flamencos jener Zeit. Er wohnte in Sevilla und lehrte die drei Jungen das Gitarrespielen, das heisst, er gab ihnen die ersten Impulse, zeigte ihnen, wie man aus Tonleitern Spielfelder machen konnte, Schnörkel ziehen, Tempoläufe zu zweit, zu dritt, und liess sie dann spielen - Treibhausbedingungen, fruchtbare Erde und drei eifrige Kleine, die es als sportliche Herausforderung und Freude betrachteten, ihre Finger und Hände zu all den Bewegungen zu führen, die Leben versprachen, wie man es sich nur wünschen kann.

    Und im Jüngsten wurde etwas sichtbar, man könnte es mit einem Diamanten vergleichen; was immer da hervor zu scheinen begann, das wollte dieser Kleine selber schleifen, polieren, putzen, betrachten, auf Unreinheiten untersuchen, verbessern, ausbessern… Etwas bewegte ihn voran, eines der Motive war wohl, diese Scham des Ausgebeutetwerdens hinter sich lassen zu können, die Scham, etwas zu lieben, das nicht viel Geld einbrachte und viel mehr zu fordern schien als je zurückkommen würde.

    Mit elf Jahren hatte dieser Junge schon alles verschlungen und gelernt, was Manuel Sanchez Serrapí, eben Niño Ricardo, in seinem ganzen langen Leben erarbeitet hatte. Niño Ricardo hob die Gitarre aus ihrem vorherigen Status heraus; zuvor war sie Begleitinstrument für Sänger und Tänzer, eine Einleitung, die Akkorde als Stütze für die Tonhöhe des Sängers ('ponla en el tres, por medio' waren die Anweisungen des Sängers - lege 'la cejilla', den Capodaster auf den dritten Bund und spiele dann 'por medio', das heisst, leg die Finger auf die Saiten in der Mitte des Griffbrettes - übersetzt für den Gitarristen hiess dies - Akkorde D-Moll, C, B, A als Basis, transponiert um drei Bünde nach oben, das war die Stimmlage des Sängers) - der Gitarrist ist der 'Diener'

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