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Blue Girl
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eBook278 Seiten3 Stunden

Blue Girl

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Über dieses E-Book

In meinem Roman vermischen sich Realität und Fantasy. Auf der einen Seite steht der Unternehmensberater Malber, genauso lebenszugewandt wie -untüchtig. Er bekommt den Auftrag, eine Partnervermittlung zu beraten. Deren weißrussische Chefin sieht sich als eine Fürstin aus dem Reich der Untoten. Dort hat sie vor langer Zeit blondes Haar erworben, das an einem Mädchen zur vollen Schönheit heranwachsen soll. Dieses Mädchen holt sie zu sich, um das Haar in Besitz zu nehmen. Was ihr so einfach erscheint, erweist sich als schwierig. Ein Besitzrecht wird ihr glattweg abgestritten. Wären da nicht ihre Freunde aus Nzumba, dem Reich der Untoten - sie würde einsam als eine klassisch Verrückte dastehen.

SpracheDeutsch
HerausgeberPeter Marnet
Erscheinungsdatum30. Aug. 2011
ISBN9781465864925
Blue Girl
Autor

Peter Marnet

Bin verheiratet. Habe zwei erwachsene Kinder (die typischen Internet-Junkies). Auf dringenden Wunsch meines familären Umfeldes pseudonym unterwegs. Beruf: bis 05/2011 Einzelhändler in Düsseldorf (25 Jahre selbständig)

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    Buchvorschau

    Blue Girl - Peter Marnet

    Blue Girl

    von Peter Marnet

    Published by Peter Marnet at Smashwords

    Copyright 2011 Peter Marnet

    petermarnet.blogspot.com

    Blue Girl

    von Peter Marnet

    Published by Peter Marnet at Smashwords

    Copyright 2011 Peter Marnet

    Teil 1

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Teil 2

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Teil III

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Kapitel 30

    Kapitel 31

    Kapitel 32

    Kapitel 34

    Kapitel 35

    Kapitel 37

    Kapitel 38

    Kapitel 39

    Kapitel 41

    Kapitel 42

    Kapitel 43

    Kapitel 44

    Kapitel 45

    Kapitel 46

    Kapitel 47

    Teil 1

    Kapitel 1

    Das Telefon summte.

    Sie sprechen mit der Unternehmensberatung Georg Malber. Wer spricht dort bitte? Die junge Dame, kaum 16 Jahre alt, saß kerzengerade in ihrem großen Drehstuhl. Stirnrunzelnd betrachtete sie das flache Sprechgerät, das vor ihr auf dem Tisch stand.

    Ich hätte gerne Herrn Malber gesprochen, kam es von dort.

    Du musst sagen, wer du bist, damit ich dich mit dir verbinden kann, sagte das Mädchen streng.

    Mir fällt nichts ein.

    Sag, dass du ein großes Unternehmen hast, aber deinen Namen nicht nennen möchtest, schlug sie vor.

    Du machst das Telefonieren wirklich gut, Melanie. Aber deine Mutter kommt gleich. Wir haben genug geübt.

    Im Nebenraum des Büros wurde bereits ein Stuhl gerückt.

    Papi, warte. Meinst du wirklich, deine Kunden würden nicht merken, dass ich deine Tochter bin?

    Kein Unterschied zu einer wirklichen Sekretärin. Aber jetzt leg auf und mach dich fertig für deine Mutter.

    Melanie drückte den Kopf des Sprechgeräts und riss die erste Seite von ihrem Block ab. Zufrieden nickte sie. Beim nächsten Mal würde sie auch den Drehstuhl höher stellen lassen. Sie war eine wenig zu klein für diesen großen Schreibstisch.

    Wieder summte das Telefon. Zweimal. Dreimal. Melanie starrte auf den Apparat.

    Papi, hier ruft wirklich jemand an! Melanie rief zu dem andern Raum hinüber, wo ihr Vater bereist umräumte.

    Malber bereitetet sein Schlafzimmer vor. Nach seiner kürzlichen Scheidung schlief er in seinem Büro. Übergangsweise.

    Melanie, ich kann gerade nicht, sprich du.

    Melanie drückte langsam den Kopf. Unternehmensberatung Malber. Mein Vater kann gerade nicht sprechen. Schnell schnappte sie sich mit der freien Hand den leeren Block.

    Da spreche ich mit der Tochter. Sehr gut. Sag deinem Vater, ich brauche seinen Besuch morgen. Es war ein Mann, der würdevoll langsam sprach und lange Pausen zwischen seinen Sätzen ließ.

    Ich mache ihnen eine Termin in unserem Büro, schlug Melanie vor. Da können sie mit meinemVater sprechen.

    Sag deinem Vater, er muss leider zu mir kommen zu mir. Ich bin eingeschränkt in meiner Bewegung, wie man in Deutschland sagt.

    Ja, ich weiß nicht, ob das geht ... wie er Zeit hat. Wir haben sehr viele Kunden im Augenblick.

    Liebes Fräulein Malber, ich weiß, dass ihr Vater Zeit hat. Ich sehe sein Büro jeden Tag. Ich sehe keine Besuche, nicht einen. Ich sehe Unternehmensberater Malber, der sein Bett macht, und eine hübsche junge Dame, die an seinem Schreibtisch sitzt.

    Melanie errötet. Es gibt nur mich in diesem Büro!

    Dann bist du hübsche junge Dame?

    Aber wieso sehen sie mich?

    Sieh nach draußen! Was siehst du?

    Ich sehe das Gefängnis! Viele Fenster mit Gittern.

    Ich sehe dich, aber du siehst mich nicht. Das ist richtig.

    Sind sie da drin? Melanie sah erschreckt auf die triste Fassade.

    Untersuchungsgefängnis. Ist nicht schlimm, wie du denkst. Aber du verstehst jetzt, dass ich nicht zu deinem Vater kommen kann?

    Mein Vater soll also zu ihnen ins ... Untersuchungsgefängnis kommen? Was sollte Melanie auf den Block schreiben?

    Ich habe Besuchszeit morgen um 11 Uhr. Dein Vater kommt hierher und fragt nach Bakas. Jeder kennt meine Namen. Dann wir werden sprechen - dein Vater und ich.

    Herr Bakas, Melenie schrieb die Möglichkeiten des Namens auf, die ihr einfielen, Haben sie denn ein Unternehmen?

    Ich vermiete Mädchen aus Weißrussland. Das ist, was ich mache als Geschäft.

    "Sie vermieten Mädchen?"

    Ich mache Vermittlung nach Deutschland, sagen wir so. War das falsche Wort, junge hübsche Dame. Keine Angst, mein Geschäft war immerzu ein anständiges Geschäft.

    Dann haben sie eine Partnervermittlung, stellte Melanie streng fest. Dann fügte sie freundlich hinzu: „Ja, mein Vater kann sie beraten. Ich schreibe ihren Namen auf. Um 11 Uhr haben wir keine Termine, wie ich sehe …"

    'Partnervermittlung', sagst du, heißt mein Geschäft ist? 'Partnervermittlung Bakas', hmm. Guter Name. Aber dein Vater soll fragen nach Bakas, nicht nach … 'Partnervermittlung'.

    Ohne sich zu verabschieden hatte der Mann aufgelegt.

    Kapitel 2

    Das Untersuchungsgefängnis lag in der Innenstadt von Duisburg. Seine Zellenfenster blickten auf das 4-stöckige Gebäude herunter, in dem Malber sein Büro hatte. Es befand sich in einer ruhigen Straße ohne Durchgangsverkehr. Viele Sicherheitspoller standen herum. Es gab keine Parkflächen.

    Malber hatte sich Zeit genommen, um zu seinem neuen Kunden zu gelangen. Seine Tochter Melanie war in der Kanzlei der Mutter.

    In seinem Büro spielte sein Sohn Paul am Computer. Er war etwas mehr als 2 Jahr jünger als Melanie, aber so abgeklärt wortkarg wie seine Schwester kontaktwillig war. Er würde das Telefon hören und dann entscheiden, ob es abzunehmen sei oder stummzuschalten sei. Meist ließ die Spiellage eine Unterbrechung nicht zu.

    Malber sah die Straßen herunter. Eigentlich war noch Zeit. Zwei Männer saßen auf einer Bank. Vor ihnen ein Kinderwagen, der mit den Füßen geschaukelt wurde. In dem Kinderwagen ein Kasten Bier. Ein dritter Mann stand an der Mauer und erleichterte sich plätschernd.

    In die hohe Mauer waren Anmeldung und Tor eingelassen. Malber sprach in das grünliche Fenster. Der Mann dahinter war ein Schatten. Das Tor rollte piepend auf.

    Zwei Männer kamen von innen mit schwerem Gang, in den blauen Hemden der Anstaltswärter. Dicke Bäuche, die den Stoff zum Platzen spannten.

    Bakas? Der Bakas!?

    Malber nickte. Um 11 Uhr bin ich angemeldet.

    Anwalt?

    Sein Unternehmensberater.

    Echt jetz’?

    Malber nickte.

    Sag ich ja. Cleveres Bürschchen, der Bakas. Hat was auf dem Kasten.

    Die Wärter sprachen untereinander, ohne Malber weiter zu beachten.

    Wie’n Prinz führt der sich auf.

    Schiss hab’n sie vor dem, sag ich.

    Wirst recht haben ...

    Weißt du noch, der Russe? Nix dran an dem, für keine Suppe, aber keiner hat den angefasst.

    Werden wissen, warum.

    Kannst du ein’ drauf lassen!

    Wo wollen sie hin?, wurde Malber gefragt. In die Zelle oder für Besucher?

    Da richte ich mich ganz nach ihnen, meine Herren.

    Gehen wir in die Zelle. Da haben sie die Ruhe, Herr Was-noch mal-sind-sie?

    Unternehmensberater.

    Ein Geräusch kam von den Wärtern: Kauen und Erinnerung.

    Die Zellen waren gleich namenlos. Es wurde numeriert. Nur bei einer Zelle war die Nummer mit ei nem Schild überklebt. 'Partnervermittlung Bakas' stand da zu lesen.

    Jetz’ dreht er ganz ab!, hörte Malber hinter sich sagen.

    Ein Anwalt reicht dem nich’ mehr!

    Jetzt müss’n sie klopfen, Herr Berater. Vorzimmerfräuleins hab’n wir hier nich’.

    Wart’s ab, das kommt noch!

    Wär doch was! Tät mir gefallen!

    Bakas war ein kleiner Mann mit großem Kopf. Er hatte schwarze Haare, große samtdunkle Augen und eine gewaltig vorstehende Nase. Er war wohl zehn Jahre älter als Malber, Mitte bis Ende 40 Jahre also. Sein Lächeln war wie eine Umarmung, wie ein Männerkuss auf die Wangen. Die Anstaltskleidung saß an ihm wie ein Geschäftsanzug.

    Ich hoffe, die Herren waren fürsorglich zu ihnen ... Sie sehen, Herr Malber, das ist ein Nachteil am Gefängnis. Ich kann mir mein Personal nicht aussuchen.

    Hatte keinen Grund zur Klage, sagte Malber.

    Bitte sich zu setzen. In der Mitte der Zelle war ein Tisch mit zwei Stühlen. Ein paar Papiere lagen dar auf und ein aufgeschlagenes Buch. Sonst war es die Zelle die eines Mönches, der sich für die Kargheit und gegen den Überfluss entschieden hatte. In nichts erschien Bakas als ein Gefangener.

    Wie kommen sie auf mich?, fragte Malber und sah Bakas fest in die unergründlich sanften Augen.

    Ich sehe aus dem Fenster und sehe den Namen von ihrem Schild. In meinen Gedanken weiß ich, es gibt ein Problem: Ich bin hier - sicher, aber nicht frei. Mein Geschäft ist dort, ein kurzer Arm wies Richtung Fenster, frei, aber nicht sicher.

    Malber nickte.

    Sehen sie, ich bin Mann vom Geschäft. Sie brauchen Unternehmer, ich brauche einen Berater. Da sage ich mir, dass ist ein Tausch, gut für uns beide.

    Ich habe mich noch nicht entscheiden, sagte Malber. Ich muss erst wissen, was genau der Gegenstand ihre Geschäftes ist. Ich muss wissen, auf was ich mich einlasse.

    Malber, kennen sie weißrussische Mädchen?

    Nein. Eigentlich nicht.

    Haben sie gehört von weißrussischen Mädchen - von der Schönheit weißrussischer Mädchen?

    Hmm.

    Nicht eines von diesen Mädchen da draußen, der kurze Arm winkte verächtlich zum Fenster, ist so schön wie das häßlichste weißrussische Mädchen. Ich sage nicht, dass weißrussische Mädchen klug sind, ich sage nicht, dass sie treu sind, ich sage nicht, dass sie für alle Zeit schön sind, aber in einer bestimmte Zeit sind weißrussische Mädchen schön wie ein Wunder. Du verstehst, Malber?

    Hmm.

    Das Geschäft von Bakas, was du wissen willst , ist die Schönheit von weißrussischen Mädchen. Wenn deren Schönheit wie die Blüte von einem Traum, ich nehme das Mädchen und gebe es zu einem deutschen Mann. Wenn die Schönheit im Alter fort, ist der deutsche Mann noch da und das Glück des Mädchens.

    Hmm.

    Malber, sag ehrlich, was du denkst. Bakas ist ein Mann wie ein Boxer.

    Herr Bakas, welchen Vergehens wurden sie angeklagt? Ich kann diese ... Umgebung hier nicht ignorieren.

    Ja, der Name davon ist 'Förderung von Prostitution' und 'Handel von Mädchen'. Das war kein gutes Geschäft. Bakas ist ein neuer Mann und Bakas hat ein neues Geschäft. Wenn ich zwinge die Mädchen, sie sind unglücklich. Ich verstehe das, Malber - ich habe kein Problem mit dem Verstehen.

    Das neue Geschäft ist nicht das alte?, fragte Malber sanft.

    Ich habe eine Schwester aus Minsk. Sie führt das neue Geschäft. Sie heißt Zara. Sie kennt die Mädchen gut. Ich habe Leonyd. Er ist sehr gut für die Computer. Aber ich habe niemand, der gut für deutsche Mädchenmänner und für deutsche Behördemänner ist. Das soll machen jemand wie du, Malber

    Trotzdem muss ich wissen, worin das Geschäft besteht? Es gibt Grenzen, die ich nicht überschreiten will!

    Keine Sorge, Malber, ich, Bakas, kenne die Grenze. Der deutsche Mann lernt das weißrussische Mädchen. kennen am Computer. Dort sitzt Leonyd und macht Programme. Der deutsche Mann kann das Mädchen sehen, nicht anfassen! Ich suche reichen Mann, wenn viel Geld ist in diesem Mann. Ich suche Mädchen, wenn viel Schönheit in diese Mädchen. Sie sich kennenlernen. Sie sich heiraten. Das ist Geschäft von Bakas neu. Weißrussische Poesie und korrekte Sprachverwendung vertrugen sich bei Bakas nicht.

    Sie betreiben'Partnervermittlung', wenn ich das richtig verstehe.

    Das ist, was ich mache. Ein sehr guter deutscher Namen für ein sehr gutes Geschäft.

    Malber zeigte sich weiter ratlos. Wie kann ich in ihrem Geschäft helfen? Was kann ich beitragen. Ein Unternehmensberater ist mehr als -

    Bakas wischte den unausgesprochen Satz beiseite. Malber sieht sich das Geschäft von Bakas an. Dann soll er sich entscheiden.

    Kapitel 3

    Das Büro von Malber war recht klein. Ein schmaler Empfangsraum, ein mittelgroßer quadratischer Raum, mehr war es nicht. Anders wäre die Miete nicht tragbar gewesen. Seit seiner Scheidung von Petra, vormals Dr. jur. von Blankenburg-Malber, nun Dr. jur. von Blankenburg, nutzte Malber sein Büro auch als Schlafraum. Es machte ihm nichts aus. Seine Frau fand, das passe zu ihm. Es gab eigentlich nichts, worüber Malber nicht großzügig hinwegsah. So jedenfalls hatte Petra einmal gesagt.

    Sein Sohn Paul saß am Schreibtisch und war versunken in sein Computerspiel.

    Hallo, Paul. Was weißt du über Weißrussland? fragte Malber.

    Heißt nicht ‘Weißrussland’!

    Wie wäre der richtige Name?

    Belorus, glaub ich … kann mal nachsehen … ja stimmt.

    Warum sagen alle 'Weißrussland'?

    Hmpf?

    Was spielst du da?

    Kennst du eh’ nich’!

    Ich habe einen neuen Kunden.

    Glückwunsch.

    Interessiert dich nicht?

    Eher nicht.

    Wenigstens bist du ehrlich!

    Hmpf.

    'Nicht das beste Alter für Väter', dachte Malber. Gleich würde Petra kommen. Im Augenblick war keine Schule, da waren die Kinder oft bei ihm im Büro. Er war froh, dass er ein gutes Verhältnis zu Petra hatte. Sie hatte einmal gesagt, dass Malber sich emotional im Zustand eines Ungeborenen befinde. Petra war eine Powerfrau. Es war schwer mit einer Powerfrau zusammenzuleben. Jetzt war es leichter, mit ihr auszukommen.

    Das Geld war keine sehr strittige Frage zwischen ihnen. Petra hatte immer mehr verdient als er. Wenn er ehrlich war, hatte er selten genug etwas verdient in der Zeit ihrer gemeinsamen Ehe. Aber Petra war nicht kleinlich in dieser Frage. Sie hätte ihm Vorhaltungen machen können. Aber das tat sie nicht.

    So gesehen, und alles zusammengenommen, verstanden sie sich so gut, dass er eigentlich nicht wusste, warum sie sich getrennt hatten. Aber Malber wusste auch nicht, warum sie geheiratet hatten. Vermutlich wusste Petra, wie es war.

    Es summte. Er wartete, ob Paul irgendeine Reaktion zeigen würde. Es summte wieder.

    Ich mache auf, Paul. Es ist bestimmt deine Mutter.

    Petra von Blankenburg war immer unter Druck. Die Kanzlei lief sehr gut. Sie war in einer kleinen Sozietät mit drei Männern zusammen. Es gab viele Fälle, die eine Frau erforderten. Die drei hatten sich sehr um Petra bemüht. Für die Sozietät war sie ein Glücksfall. Sie war nicht nur eine Frau mit Einfühlung und Ausstrahlung, sondern auch eine intelligente und beinharte Kämpferin.

    Nur wegen der Kinder machte sich Petra Sorgen. Früher als Malber bei ihnen war, hatten die Kinder ein Zuhause. Jetzt waren sie mal hier und mal dort. Malber war kein schlechter Vater. Beide Kinder mochten ihn sehr. Er war unangepasst und hatte einen trockenen Humor - ein Spitzenvater also. Ein Vorbild war er nicht. Ein Ehemann schon gar nicht.

    Obwohl Petra groß war, trug sie hohe Absätze. Damit war sie fast einen Kopf größer als Malber. Sie beugte sich, damit er ihr einen Kuss auf die Wange geben konnte. Kurz sah sie ihm in die Augen, aber seinen Blick zu fangen, war ihr nicht möglich.

    Paul soll nicht die ganze Zeit spielen, sagte sie streng. Hat er wieder nichts anderes gemacht?

    Ich war bei einem Kunden, da war er eben hier.

    Davon hat mir Melanie erzählt. Dein neuer Kunde sitzt ein im Haus gegenüber, nicht wahr?

    Ich habe ihn in seiner Zelle besucht. Ist ein lustiger Typ, der Bakas. Sympathisch auch und hoch angesehen dort.

    Ich bin froh, dass du einen so angesehenen Kunden gewinnen konntest! Petra ärgerte sich, wenn sie Malber so reden hörte. Er war auf so natürliche Weise unmoralisch, dass ihr körperlich schlecht wurde, wenn sie ihn reden hörte. Sie betrachtete ihren Sohn Paul, der in sein Spiel versenkt war. Er hatte alle Anlage so zu werden wie sein Vater, auch wenn er selten bis nie zuhörte, was um ihn herum gesagt wurde.

    Wie war dein Tag, Petra? fragte Malber, um sie auf bessere Gedanken zu bringen.

    Gut. Danke für dein sicherlich tief empfundenes Interesse!

    Ich weiß noch nicht, ob ich es mache. Malber wusste tatsächlich nicht, ob er den Auftrag annehmen sollte. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht. Aber so war es bei ihm. Die meisten Dinge tat er, ohne sich entschieden zu haben.

    Melanie hat schon all ihren Freundinnen von diesem Bakas erzählt. Sie ist mächtig stolz auf dich. Aber eine 'Partnervermittlung' ist wohl etwas anderes!

    Er sitzt in Untersuchungshaft - verurteilt ist er nicht!

    Das wird er! Hoffe ich jedenfalls. Wenn Petra etwas hasste, dann die Zuhälter, denen sie vor Gericht begegnete. Wenn sie mit jemandem Mitleid hatte, dann mit deren Mädchen. Zwei von ihnen hatte sie vor Gericht als Nebenklägerinnen vetreten. Beide waren wieder im Milieu gelandet. Keine von beiden grüßte zurück, wenn Petra ihnen begegnete.

    Ich habe Bakas nicht zugesagt. Er will ein seriöses Geschäft gründen. Ich seh’ mir das mal an.

    Mach es ruhig, sagte Petra. Vielleicht kommt was dabei herum. Wenn nicht, nimmst du wieder Geld von mir.

    Malber wusste, dass Petra nicht alles meinte, wie sie es sagte.

    Dein Bakas hat unsere Melanie eine ‘hübsche, junge Dame’ genannt! Petra lächelte.

    Ist sie das nicht? In letzter Zeit hat sie sich sehr verändert.

    Petra hörte es gern, wenn Malber sie wegen der Kinder beruhigte. Er hatte Geduld und sah die Erziehung der Kinder über den Tag hinaus. Eine Eigenschaft, die sie nicht hatte. Eine Eigenschaft, umdie sie in ehrlichen Herzens beneidete.

    Petra hatte schon wieder bessere Laune. Das immerhin ging schnell bei ihr. Paul, kommst du jetzt?, sagte sie sehr ruhig. Lass dieses blöde Spiel. Muss Paul da immer drauf gucken? Malber, vielleicht solltest du das Spiel mal rausnehmen aus deinem Computer.

    Kann er vergessen!, sagte Paul und drückte die letzte Taste. Ist unsichtbar, wenn er den Schlüssel nicht hat.

    Na, toll, sagte Petra. Du hältst deine Eltern wohl für völlig dumm. Ich kenne jemanden, der bei uns die Computer macht. Wenn der mal käme ...

    Schick ihn. Wenn er Ahnung hat, dann weiß er, dass er den Schlüssel braucht. Sonst ist er nur so ein Büroblödmann wie der letzte, der das Ding hier eingerichtet hat.

    Paul, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!

    Petra beugte sich, damit Malber ihr einen Kuss auf die andere Wange geben konnte. Dann schüttelte Malber seinem Sohn die Hand.

    Du kannst morgen wieder hierher kommen, Paul. Ich bin bei meinem neuen Kunden. Seh mich ein bisschen um. Du findest dich ja zurecht.

    Er könnte ja mal seine Schulaufgaben hier machen! schlug Petra vor.

    Leg mir einen Zettel auf die Tastatur, Mutter. Das geht dann klar! Paul grinste seinen Vater an.

    Kapitel 4

    Bakas hatte sein Büro im Rotlichtviertel. Über den wenigen Straßenzügen kreuzten sich auf einem riesigen Plateau zwei große Autobahnen. Dadurch lagen die sechsgeschossigen bunten Häuser auch tagsüber im Schatten lagen.

    Jedes der Häuser hatte seine eigene grelle Farbe. Mal war ein Mädchenakt auf der Hausfassade angedeutet, mal stand dort nur eine riesige Zahl. Jedes Haus hatte mehrere Eingänge. Das Viertel machte es demjenigen, der es nicht von

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