Auf Glauben gründet das Begehren der Kannibalen zum Verzehren- Spruchsammlung
Von Karsten Cascais
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Über dieses E-Book
"Auf Glauben gründet das Begehren, wenn Kannibalen dich verzehren, doch achtest du die Religionen, selbst wenn zum Schmause sie dich holen." - Mit 366 gereimten Sprüchen, Weisheiten, satirischen und gesellschaftskritischen Spottversen und Schmähgedichten über Alltagsleben und Sex, Kultur und Gesellschaft geht es gegen Correctness, auch der political, und Angepasstheit im privaten ebenso wie im öffentlichen Leben, auch gegen die wieder sowohl leiblich wie geistig als auch kulturell wie politisch fröhlich Urständ feiernde neoviktorianische Strangulierung unseres Denkens mit dem Ziel allgemeinen Wohlverhaltens und Wohlmeinens. In den Abschnitten Leben, Geschlechter, Kultur, Gesellschaft und Verbotene Sprüche werden die heiligen Kühe unserer alten wie modernen intellektuellen Kollektivierung zu rundum guten, nunmehr sozialen statt sittlichen Menschen über ihre Weiden gejagt, unkorrekt im Kleinen und Alltäglichen wie im Großen und Außergewöhnlichen.
Karsten Cascais
Karsten Cascais ist ein deutscher Publizist, Verfasser wissenschaftlicher und belletristischer Texte, er betreibt unter unterschiedlichen screen names verschiedene politische und philosophische gesellschaftskritische Blogs. Nach einem Studium der Rechte und Philosophie arbeitete er in Wissenschaft, Wirtschaft und Recht. Seit den neunziger Jahren lebt er überwiegend in Südwest- beziehungsweise Südeuropa und war an verschiedenen, auch internationalen Projekten zur Erforschung übergreifender Gesellschafts- und Kommunikationsstrukturen beteiligt.
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Buchvorschau
Auf Glauben gründet das Begehren der Kannibalen zum Verzehren- Spruchsammlung - Karsten Cascais
Meine Aufgabe
Mit Reimen kurz, nicht stets gelungen
und manch Gedanken auch gesprungen,
halt fest des Lebens Splitter hier,
in Sprüchen nur, die klopf ich dir.
Author's Choice
I Leben
Ausgelassen
Genau so streng die Zucht uns zeigt
den Weg, der einzuhalten ist,
so vogelfrei die Lust dann steigt,
wenn niemand unsre Grenzen misst.
Altern
Man ist so alt, wie man sich fühlt,
ein leerer Trost in späten Jahren!
Man ist so alt, wie’s Leben spielt,
das Älterwerden zu erfahren.
Wortreichtum
Durchaus nicht folgen allen Reden
auch Taten, so wie angekündet,
sogleich erklärt man aber jedem,
womit das Nichtstun wird begründet.
Lernfähigkeit
Die Summe des Lebens
sie quillt uns hervor,
wir warten vergebens,
sie findet kein Ohr.
II Geschlechter
Liebe der Evolution zu Ehren
Die Natur hat geschaffen sie, Mann und Weib,
und durch Sex sie verbunden zu ihrer Freud,
wenn treiben sie’s nur mit dem eignen Geschlecht,
dem Kreislauf des Lebens wird’s wenig gerecht,
doch der Evolution bleibt es ganz einerlei,
wenn vom andren Geschlecht ist ein Dritter dabei.
Gott Eros
Den wohlerwogenen Ratschluss band
und der Vernunft wies er die Grenzen,
mit der Natur im Einklang stand,
wenn Eros lud zu wilden Tänzen.
Der Amazonen Freiheit
Die Amazonen ihre Männer teilten,
statt zänkisch einen einzigen zu hüten,
zudem sie auch nur dann bei ihnen weilten,
wenn diese sich um ihre Lust bemühten.
Altweiber Lust
Auch alte Weiber junge Glieder
sie möchten manchmal in sich spüren
und plustern auf ihr welk Gefieder,
den spröden Jüngling zu verführen.
III Kultur
Genie
Weist Einsteins Hirn uns hin zu dem Genie?
Ein wahrhaft selbstgerechter Glauben,
eröffnet er uns doch die Einsicht nie,
uns fehlen nicht allein die Schrauben.
Toleranz
Auf Glauben gründet das Begehren,
wenn Kannibalen dich verzehren,
doch achtest du die Religionen,
selbst wenn zum Schmause sie dich holen.
Versuchung
Der Muslim der Versuchung nur entgeht,
weil er den Fraun den Schleier zugesteht,
der Christ den Anblick muss ertragen,
auch wenn er mehr nicht darf sich wagen.
Himmlische Freiheit
Im Himmel kannst du nicht betrüben,
da jedem dort nur Glück gebührt,
ein jedes darfst du da verüben,
weil niemand dort ein Leid verspürt.
IV Gesellschaft
Prostitutionen
Manch Frau den Körper zwar verkauft,
den Geist jedoch sie nie gibt auf,
der Advokat den Geist feilbietet,
den Körper aber nie vermietet.
Herrschen
Terror und Sex das Geheimnis sind,
womit die Fäden der Macht man spinnt,
den Terror mag niemand ertragen,
die Lust doch ein jeder will wagen.
Gevatters Gerechtigkeit
Der Tod noch nie behauptet hat,
mit Menschen er gerecht verfahre,
nach Laune holt er sie, anstatt
korrekt zu greifen von der Bahre.
Kartesische Berufsehre
Der Journalisten Ehr’ einst war,
die Nachricht klar und deutlich zu verbreiten,
der Distinktion sie heute bar
zu Vorurteilen nur noch uns verleiten.
V Verbotene Sprüche
Ver-Leitbilder
Vaterland so einst sie riefen,
Solidarität heißt’s jetzt,
in der Herzen weiten Tiefen
aufs Chimäre wird gesetzt.
Arbeiterbünde
Gewerkschaften entstanden mit dem Ziel,
der Arbeit die Beliebigkeit zu nehmen,
heut sind es der Gesetze überviel,
der Staat sie lässt sich nun bequemen.
Reform der zehn Gebote
Des andren Hab und Gut und Weib begehren,
konnt’ uns die Bibel nur solang verwehren,
bis man den Menschen ihren Neid damit erklärte,
dass Anspruch hierauf die Gerechtigkeit gewährte.
Von (Nietzsches) Brüdern
Der Despotismus einen Bruder hat,
der dessen Erbe längst schon angetreten,
und uns seither an Gottes Allmacht statt
diejenige des Staates lässt anbeten.
I Leben
Umgang
1 Gute Taten
Der Bettler hält die Hand mir hin,
und will mein Herz damit erweichen,
gering genug war mein Gewinn,
mich guten Muts davonzuschleichen.
2 Einigkeit
Ein Weg, zu zweit gegangen,
verbindet nur für kurze Zeit,
sogleich hat angefangen
zur ersten Gabelung der Streit.
3 Political sense
Wer einmal lügt,
dem glaubt man mehr,
denn wer betrügt,
dem traut man sehr.
4 Vertrauensvorschüsse
Über mangelndes Vertrauen klagen die,
welche selber ganz genau es wissen, wie
andre arglos hinters Licht sind leicht zu führen,
ohne dass die Wahrheit sie dabei aufspüren.
5 Gegenseitiges Vertrauen
Nur der kann gut betrügen,
der auch versteht zu lügen,
nur den kannst leicht berauben,
der ist auch stark im Glauben.
6 Ausgelassen
Genau so streng die Zucht uns zeigt
den Weg, der einzuhalten ist,
so vogelfrei die Lust dann steigt,
wenn niemand unsre Grenzen misst.
7 Selbstbeschränkung
Ein Vogel von oben
sieht alles gescheit,
die Sicht wir wohl loben,
- doch uns ist’s zu weit.
8 Erbauung
Die Fürze, die durch das Gehirn dir so schleichen,
sie werden uns nie als Gedanken erreichen,
so können sie enden, als was sie wohl sind,
als schlechte Gerüche getrieben vom Wind.
9