Edition Exemplum
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Über diese Serie
Dieses Buch ist kein Reiseführer im üblichen Sinn, sondern sucht in einer Mischung aus Essays und Lyrik eine Annäherung an Natur, Kultur und Historie.
Am Ende der Reise wird klar, warum manches so vertraut, anderes dagegen fremdartig erscheint. Und spätestens nach der Lektüre wird deutlich, warum den Balten ihre Zugehörigkeit zu Europa und der EU so wichtig ist.
Titel in dieser Serie (6)
- So oder so ähnlich: Eine Kindheit in Deutschland
143
"R…u…" "Nein…nein", protestierte mein geschichtlicher Vorgänger, "nicht u, sondern R…o…e…" "Das geht nicht", unterbrach ihn der Gemeindeschreiber, "das müßte man ja Röloff aussprechen. R…o…, das geht, aber nicht mit dem ›e‹ dahinter, denn sonst würde er ja riskieren, daß sein Name völlig falsch ausgesprochen würde, und das für sein ganzes Leben." So oder so ähnlich stellt Alfred Rohloff es sich vor, kam er wohl einst zu seinem Namen. Er erzählt eine Geschichte über glückliche Kindertage in Ostpreußen und lässt eine ›alte Welt‹ aus vergangenen Tagen wieder aufleben. Es ist aber auch die Geschichte einer Familie auf der Flucht gen Norddeutschland und des Erwachsenwerdens zwischen philosophischen Größen wie Theodor W. Adorno und Bruno Liebrucks. Alfred Rohloffs Erinnerungen an ein Leben auf der Suche nach der Freiheit der Gedanken.
- Sigfrids Träume: Erzählungen und Kurzgeschichten
Was die Erzählungen und Kurzgeschichten Alfred Rohloffs bei aller Verschiedenartigkeit eint, ist die ganz eigene Sprachmelodie und die liebevolle Figurenzeichnung. Sehr schnell werden die Akteure lebendig, wecken Interesse und Mitgefühl. Ob das nun der kauzige Igor Alexandrowitsch aus "Die Besuche der alten Dame" ist, der seine Sturheit erst im hohen Alter langsam aufgeben kann, Georg, "Der Grenzer", dem die neu gewonnene Freiheit ganz andere Fesseln anlegt, oder aber Sigfrid, der (Anti-)Held der titelgebenden Erzählung, dessen Träume mit seinem Leben verschwimmen, so dass oft gar nicht klar ist, was Wirklichkeit ist und was nicht. Manchmal drehen sich die Texte um scheinbare Alltäglichkeiten, sind nur kurze Momentaufnahmen, Blitzlichter einer Beziehung, einer Geschichte - oft mit offenem Ausgang. Sehr häufig muten die Geschehnisse fast mystisch surreal an, sind verrätselt, und es gibt überraschende Wendungen oder aber die Geschichten entwickeln aus kleinen Begebenheiten parabelartige Lebensweisheiten. Immer aber sind die Erzählungen zutiefst berührend und strahlen ohne Verlust der Ernsthaftigkeit eine Leichtigkeit aus, die letztlich auch in der ganz eigenen, bildhaft fließenden Sprache begründet ist.
- Schatten der Zeit: oder Geschichten von kleinen Leuten im Vogtland
Die "Geschichten von kleinen Leuten im Vogtland" - so der Untertitel dieses Bandes - sind einerseits Zeitdokument und auf der anderen Seite auch persönliche Lebensrückschau. Die meisten der Patienten, die sich dem Arzt und Autor Pönnighaus in den Gesprächen öffnen, sind schon älter und haben den Krieg miterlebt. So werden sie im Rückblick auf diese Kriegserfahrungen zu wichtigen Zeitzeugen von Jahrzehnten, die geprägt sind von Entbehrungen, harter Arbeit, Vertreibung und Verlusten. Unvorstellbar, was manche der Erzählenden erlebt haben: Als junger Mensch getrennt vom Elternhaus, als Kanonenfutter eingesetzt, Kriegsgefangenschaften unter teilweise unmenschlichen Bedingungen. Auseinandergerissene Familien, deren Mitglieder, so sie nicht gefallen sind, in alle Winde verstreut wurden, Frauen, die ihre Kinder alleine großziehen mussten - ungewiss, ob der Ehemann und Vater je wiederkehren wird. Viele tragen aus dieser Zeit immer noch nicht nur körperliche Wunden mit sich. Gerade der Umstand, dass hier einfache Menschen - "kleine Leute" - zu Wort kommen, macht diese Zeiten lebendig, macht die Geschichten "groß". Vielen Berichten gemein ist die Tatsache, dass über die Kriegserfahrungen zuhause wie in einer stillschweigenden Übereinkunft nicht gesprochen wird. So erzählen manche der Befragten in diesem Buch zum ersten Mal. Ein zugleich spannendes und empathisches Buch, ein Buch gegen das Vergessen.
- Die Porzellanfrau: Erzählung
An einem Spätnachmittag des 30. April 1991 dreht die Reinmachefrau Marthe ihre tägliche Runde im Kunstindustriemuseum in Kopenhagen. Nach Museumsschluss genießt sie es, sich allein in den Sammlungen des Museums aufzuhalten, nur umgeben von Möbeln, Wandteppichen, Glas und Porzellan. Doch an diesem Tag begegnen ihr eine verzweifelte junge Frau, ein kleines Mädchen und ein unheimlicher Sänger, welche verdrängte Verluste und namenlose Trauer zum Leben erwecken. Die grenzüberschreitenden Gestalten aus der Vergangenheit setzen Marthe zunehmend unter Druck, und die Krise kulminiert in einer dramatischen Auseinandersetzung. Die Porzellanfrau ist eine phantastische Erzählung über Alter und Jahrhunderte übergreifende Schicksalsbegegnungen, die sich im damaligen Kunstindustriemuseum (heute Designmuseum Dänemark) im Herzen von Kopenhagen abspielt - mit zeitlichen Ausflügen in das (zu der Zeit dänische) Flensburg der 1820er Jahre. Die Porzellanfrau ist zugleich eine psychologische Geistererzählung, eine bewegend erzählte Reise hinein in eine zerbrechliche Seele - und ein kleines, intensives Kammerspiel über die Vergänglichkeit und Ewigkeit der Liebe.
- Zwischen Emscher und Paschenberg: Miniaturen aus einer Kindheit und Jugend im Ruhrgebiet
Wie in einer Zeitreise wird uns eine Welt vorgestellt, die es heute so nicht mehr gibt, deren Lebensgefühl der Autor mit knappen Worten, aber mit Präzision vor uns erstehen lässt. Abläufe im Alltag eines Kindes, eines Jugendlichen zwischen Emscher und Paschenberg, die es - bis auf regionale Besonderheiten - auch in anderen Gegenden der Republik ähnlich gab. Der Hof des Mehrfamilienhauses als Lebenswelt, eine Familie unter den für die Nachkriegszeit typischen Existenzbedingungen, eigenartig-kauzige Individuen, die das Stadtbild mitprägen, die Schule als unangefochtene Autorität, die Kirche als machtvolle Institution, die kriegsversehrten Männer. Doch auch so wunderbare Erscheinungen wie Lurchi-Hefte, das Aufkommen von Genüssen wie "Kalte Schnauze", die Taubenzucht, Wanderungen und Verwandtenbesuch mit Wicküler oder Dortmunder Union am "Sonntag in der kleinen Stadt". Nicht zu vergessen die Buttercremetorte und der Garten als erholsames, gepflegtes Paradies. Ein Rückblick auf ein Damals, das viele kennen, aber auch "ein Versuch, etwas zu bewahren und der Endgültigkeit des Vergessens zu widersprechen …" Das alles mag schon oft erzählt worden sein, aber der Autor verleiht seinem Werk eine besondere Dichte durch literarische Bezüge und eigene philosophisch anmutende Vorbemerkungen und Zwischentexte. Er schreibt seine Erinnerungen, erlaubt aber mit Hemingway, dass der Leser dieses Buch auch als Werk der Fantasie ansehen darf.
- Baltische Rhapsodie: Eine Reise in Gedichten und Essays
In den letzten Jahren sind Reisen ins Baltikum häufiger geworden: Die drei Republiken lohnen mit ihrer stillen, in weiten Teilen noch unberührten Natur einen Besuch, aber auch wegen ihrer trotz mancher Kriegsschäden noch gut erhaltenen Stadtbilder. Auch ihre kulturellen Traditionen, nicht immer sofort ins Auge fallend, verdienen einen zweiten Blick. Der aufmerksame Reisende wird bald Unterschiede zwischen den Ländern entdecken. Um die Mentalität ihrer Bevölkerung und deren Eigenarten zu verstehen, bedarf es einiger historischer Kenntnisse. Dass alle drei Völker in unabhängigen Staaten leben, ist nahezu ein Novum. Meist wurden die Geschicke des Baltikums von Großmachtinteressen aus West und Ost bestimmt, und allzu oft wurde daraus - gerade im 20. Jahrhundert - eine Leidensgeschichte. Dieses Buch ist kein Reiseführer im üblichen Sinn, sondern sucht in einer Mischung aus Essays und Lyrik eine Annäherung an Natur, Kultur und Historie. Am Ende der Reise wird klar, warum manches so vertraut, anderes dagegen fremdartig erscheint. Und spätestens nach der Lektüre wird deutlich, warum den Balten ihre Zugehörigkeit zu Europa und der EU so wichtig ist.
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