TEXT+KRITIK
Von Sientje Maes, Steffen Popp, Bart Philipsen und
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Über diese Serie
Das Heft geht dieser Poetik der Uneindeutigkeit anhand verschiedener Facetten wie den ambivalenten Ordnungen des Erzählens, der Skandalisierung von Autorschaft, Krachts literarisch betriebener Geopolitik oder den paratextuellen Rahmungen seiner Romane nach. Es wird ergänzt um Essays zeitgenössischer Autoren, die Krachts starken Einfluss auf die Gegenwartsliteratur dokumentieren.
Titel in dieser Serie (15)
- TEXT+KRITIK 34/Neufassung - Wolfgang Koeppen
34
"Wer etwas zu sagen hat, der trete vor und schweige", antwortete Wolfgang Koeppen mit Karl Kraus auf die Schwierigkeit des Schriftstellers, auch als Privatperson der breiteren Öffentlichkeit des Literaturbetriebes bekannt zu werden. Die Literatur selbst hingegen erscheint Koeppen als Schutz- und Freiheitsraum, um in Opposition zu den Normen der bürgerlichen Lebenswelt sein Ich zu retten. In der öffentlichen Wahrnehmung Wolfgang Koeppens sind seit einigen Jahren deutliche Akzentverschiebungen zu beobachten. Wurde er in der Fokussierung auf die Nachkriegsromane zuvor vor allem als politischer Autor und als Wiederentdecker der literarischen Moderne wahrgenommen, rücken nun zunehmend auch andere Aspekte in den Blick. Dazu zählen im Zuge der Erschließung des Nachlasses und der Neuausgabe der Werke neue Einlassungen auf das Früh- und das Spätwerk sowie auf die Reisetexte und die Entdeckung Koeppens als Briefschreiber. Zudem gibt es ein verstärktes Interesse an literaturgeschichtlichen und -soziologischen Perspektivierungen. Die Neuausgabe des Heftes dokumentiert die Neuentwicklungen in der Rezeption, präsentiert zugleich aber auch ein umfassendes Bild des Autors. Das Heft wendet sich auf diese Weise sowohl an Kenner, die neue Tendenzen der Koeppen-Forschung in konzentrierter Form finden werden, als auch an Leser, die durch den TEXT+KRITIK-Band zuallererst einen Zugang zum Autor finden möchten. Ein unveröffentlichter Brief Koeppens wird den Band eröffnen, seinen Abschluss bildet eine Auswahlbibliografie.
- TEXT+KRITIK 201 - Ulrike Draesner
201
"Wir neigen dazu, die Kategorien Prosa und Poesie getrennt zu betrachten. Doch auch, wenn sich beides im Schreiben für mich immer weiter auseinander bewegt hat (...), so bestimmt mich am Ende doch ihr untergründiger, tiefenschichtiger Zusammenhang." - So beschreibt Ulrike Draesner, geboren 1962, eine der vielseitigsten Autorinnen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, das Verhältnis ihrer Prosa und Lyrik, deren verschiedenen Aspekten sich die Beiträge des neuen TEXT+KRITIK-Heftes widmen. Seit ihrem Lyrik-Debüt "gedächtnisschleifen" (1995) hat Ulrike Draesner ein umfang- und facettenreiches Werk vorgelegt, das Romane, Erzählungen, Gedichtbände, Essays und Übersetzungen umfasst. Sowohl in ihrer Lyrik als auch in ihrer Prosa erprobt Draesner experimentelle Schreibverfahren und setzt sich nicht nur mit der literarischen Tradition, sondern in programmatischer Weise auch mit aktuellen Gesellschafts- und Wissensdiskursen wie Neurowissenschaften, Transplantations- und Reproduktionsmedizin, Geschlechtertheorien oder Neuen Medien auseinander. Das Heft widmet sich verschiedenen Aspekten von Draesners Werk in Prosa und Lyrik. Es enthält zudem ein für die Poetik der Autorin aufschlussreiches Gespräch mit dem Schriftstellerkollegen Jan Wagner, einen Auszug aus ihrem bisher unveröffentlichten Roman sowie eine Auswahlbibliografie.
- TEXT+KRITIK 204 - Sibylle Lewitscharoff
204
Sibylle Lewitscharoff hat in jüngster Zeit mit umstrittenen kulturkritischen Reflexionen auf sich aufmerksam gemacht. Inwiefern lassen sich diese im Kontext ihrer literarischen und poetologischen Äußerungen verstehen? Dieses Heft bietet die erste umfassende Auseinandersetzung mit den Texten der Georg-Büchner-Preisträgerin, die in ihrem Werk vor allem Schwellen der Existenz abschreitet: die Schwellen zwischen Vernünftigen und Verrückten, Lebenden und Toten, Menschen und Tieren, Heimat und Fremde, Weltlichem und Jenseitigem. Es widmet sich insbesondere ihrem Verhältnis zu Religiosität, Postmoderne und Pop, ihren Positionsbestimmungen zu Realismus und Phantastik sowie ihrer Poetik des modernen Romans.
- TEXT+KRITIK 200 - Hans Fallada
200
In den Beiträgen des Heftes kommt erstmals der ganze Fallada in den Blick, auch der spätexpressionistische Dichter, der Kulturpublizist und der Filmkritikker. In Einzelanalysen werden unter anderem der große Roman "Wolf unter Wölfen" (1937) und das Romanschaffen im Umkreis von "Jeder stirbt für sich allein" (1947) gewürdigt.
- TEXT+KRITIK 205 - Ulrich Holbein
205
Ulrich Holbein (geb. 1953) ist ein ganz und gar eigenwilliger Autor und eine einzigartige Erscheinung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Grund genug, ihm ein TEXT+KRITIK-Heft zu widmen! Eine "mit wissenschaftlicher Genauigkeit operierende Sammel-, Zitier- und Verknüpfungswut" (Philipp Böttcher) prägt sein vielseitiges essayistisches, erzählendes und poetisches Werk ebenso wie philosophischer Witz und ironische (Selbst-)Kritik. Das Heft, von einem furiosen Text Ulrich Holbeins eingeleitet, umfasst ein Werkporträt des 'Zuspätromantikers', Beiträge über den spezifischen Humor Holbeins, über seine Beziehung zum Roman sowie über seine Poetik der Sinne und analysiert Holbeins sprachkritische Kolumnen und Hörspiele sowie die Intertextualität im 'Roman' "Isis entschleiert". Eine Auswahlbibliografie beschließt den Band.
- TEXT+KRITIK 206 - Ernst Augustin
206
Ernst Augustin (geb. 1927) ist einer, der sich auf der Bühne des literarischen Lebens unserer Gegenwart zurückhält. Doch sein literarisches Werk ist kontinuierlich gewachsen und lässt sich als "Abenteuerliteratur im besten und intellektuellen Sinne" (Lutz Hagestedt) charakterisieren.Ob "Der Kopf", "Raumlicht. Der Fall Evelyne B." oder "Die Schule der Nackten", die Romane des 1927 geborenen, weit gereisten Psychiaters und Schriftstellers führen thematisch wie formal die unbegrenzten Möglichkeiten der Literatur vor. Sie widmen sich historischen wie mystischen Erfahrungen mit großem Detailreichtum und großer Fabulierkunst, sprechen Sinn und Verstand an. Augustins erzählerischer Leichtigkeit ist es zu verdanken, dass seine Texte als 'unterhaltsam' und 'spannend' aufgenommen werden. Obgleich sie in Teilen auf nur schwer durchschaubare Weise in phantastische, traumhafte, realistische Welten führen und anregen zu überdenken, wie wir beurteilen, was wahr und wirklich ist. Die Beiträge des Heftes widmen sich u. a. der Frage nach dem Verhältnis von Augustins Texten zum Nouveau Roman, ihrem Spiel mit literarischen Genres, ihrer Komik, der Rolle der Psychologie darin sowie nach Augustins journalistischem Schreiben und seiner Werkpolitik.
- TEXT+KRITIK 207 - Felicitas Hoppe
207
Von Aufbruch und ersehnter Heimkehr, von Distanznahme und Begegnung, von den krummen Wegen der Erkenntnis und den "rites des passage" der Jungfrauen, Ritter und anderer "Verbrecher und Versager" des Lebens erzählt die Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe. Und von sich selbst - oder jedenfalls von "Hoppe", wie in ihrem Roman von 2012. All dem und zugleich zahlreichen formalen und poetologischen Konzepten der Autorin widmen sich die Beiträge des Heftes, das auch Texte von Felicitas Hoppe und ein Gespräch mit ihr enthält.
- TEXT+KRITIK 210: Jan Wagner
210
Jan Wagner ist einer der interessantesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Lyriker seiner Generation – und das nicht erst, seit ihm 2015 der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen wurde. Seitdem steht er im Zentrum der öffentlichen Diskussion über Lyrik: einer Diskussion, die kontrovers geführt wird und bei der Grundfragen der Gattung berührt werden. Jan Wagners Werk umfasst Gedichtbände und Essays, Kritiken und Reden, Anthologien und Übersetzungen zeitgenössischer englischsprachiger Lyrik. Im vorliegenden Heft wird eine erste Bestandsaufnahme unternommen. Dabei steht die Lyrik Wagners im Vordergrund, aber auch seine Tätigkeit als Übersetzer findet Berücksichtigung.
- TEXT+KRITIK 208 - Angela Krauß
208
Für ihre seit Anfang der 1980er Jahre veröffentlichte Prosa und Lyrik erhielt Angela Krauß zahlreiche renommierte Auszeichnungen, u.a. den Ingeborg-Bachmann-Preis. Der Titel ihrer Frankfurter Poetikvorlesungen "Die Gesamtliebe und die Einzelliebe" spannt den poetischen Bogen einer Weltwahrnehmung, die nach den Worten der Autorin die "Einübung der Zartheit zur Wahrung des Gleichgewichts" versucht. Das Heft nähert sich verschiedenen Facetten ihres Werks, das sich einem linearen Erzählen verweigert und sich in einer fragilen und zugleich virtuosen Sprache der Flüchtigkeit von Ich und Welt, den Erinnerungssplittern der Kindheit sowie dem unergründlichen Zauber von Liebe und Empfindung widmet.
- TEXT+KRITIK 209: Kuno Raeber
209
Der Luzerner Kuno Raeber (1922–1992) war für kurze Zeit Novize bei den Jesuiten, danach Universitätshistoriker. Ab Ende der 1950er Jahre lebte er nur noch für sein Werk, das die Sprachbaukunst in den Mittelpunkt stellt.Zuerst erfolgreich als Lyriker bei der Gruppe 47, befreundet mit Bachmann und Enzensberger, macht seine Prosa Kuno Raeber zum Außenseiter. Unter dem Eindruck von Ovid und Borges schichtet er in seinen enormen Wortgebirgen Vergangenheit und Gegenwart übereinander wie in einem Palimpsest und lässt Gestalten aus Mythos und Wirklichkeit, aus Innen- und Außenwelt im Maskenspiel der Kunst ineinandergleiten. Ab den 1980er Jahren schrieb er wieder Gedichte. Die Beiträge des Heftes vermitteln einen Überblick über sein Schaffen, legen präzise Studien seiner Verskunst vor und analysieren Themen und Methoden seiner Prosa. Zum Werk gehören die Tagebücher aus 50 Jahren, die neben Identitätsfindung und Persönlichkeitsentfaltung seine Poetik reflektieren. Raebers umfangreicher Nachlass, der sämtliche Lyrik- und Prosa-Entwürfe des Wort-Monomanen bewahrt, wird erläutert und die begonnene Online-Edition vorgestellt, die das lyrische Gesamtwerk in seiner ganzen Breite erschließt.
- TEXT+KRITIK 211 - Emine Sevgi Özdamar
211
Auf der weltliterarischen Bühne hat Emine Sevgi Özdamar einer deutschsprachigen Literatur, die "aus anderen Zungen" erwachsen ist, ihre unverwechselbare Stimme verliehen. In groß angelegten Erzählstücken lässt die Autorin ihre Protagonistin Schauplätze in der Türkei und Europa mit Szenen der Erinnerung bespielen. Ihr Figurenensemble reicht von einer Geschichten erzählenden Großmutter und einem surrealistischen Künstler in Istanbul bis zu einer Wohnheimleiterin und einem avantgardistischen Regisseur in Berlin. Wie Özdamars transkulturelles Schreiben zur Auseinandersetzung anregt, verdeutlichen die Beispielanalysen aus der Türkei, den USA und Deutschland in diesem Heft. Es enthält überdies ein Gespräch mit Özdamar und eine Auswahlbibliografie zu ihrem Werk.
- TEXT+KRITIK 212 - Christian Dietrich Grabbe
212
Christian Dietrich Grabbes (1801–1836) Dramatik sprengte die Formensprache des Theaters seiner Zeit. Auf moderne und zeitgenössische Dramatiker, von Brecht über Jarry und Artaud bis zur Postdramatik, übte seine "Radikaldramatik" eine große Faszination aus. Zerrissen zwischen dem Verlangen nach verloren gegangener Größe und dem Bewusstsein der Kontingenz, erlangte das Enfant terrible des deutschen Vormärz als "betrunkener Shakespeare" (Heinrich Heine) in der Rezeptionsgeschichte mehr Aufmerksamkeit für seine Biografie als für sein hochkomplexes Werk. Die Beiträge in diesem Heft gehen Grabbes schwarzem Pessimismus nicht aus dem Wege. Vielmehr zeigen sie, wie Grabbes rücksichtslose Darstellungen von Feindschaft, Fremdheit und (Selbst-)Destruktionszwang ihn in "eine sehr deutsche Tradition" einschreiben, wie unterschiedliche zeitgenössische Künstler wie Heiner Müller und Anselm Kiefer beobachtet haben.
- TEXT + KRITIK 213 - Kurt Drawert
213
Kurt Drawert gilt als eine der "wichtigsten und unbestechlichsten poetischen Stimmen des Landes" (Joachim Sartorius). Sein Schaffen bewegt sich in den Spannungsverhältnissen zwischen dem Begehren des Einzelnen, den Sinnproduktionen über Sprache und Sprechen sowie den gesellschaftlichen Verfasstheiten unserer Zeit. Er brilliert dabei in allen Gattungen: im Gedicht ebenso wie in der Prosa, im Theaterstück wie im Roman und im Essay. Das Heft unternimmt eine erste umfassende Besichtigung von Drawerts Werk. Neben gattungsspezifischen Analysen enthält es ein unveröffentlichtes Gedicht des Autors, Originalbeiträge ihm nahestehender Schriftsteller und Schriftstellerinnen, ein umfangreiches Gespräch mit seinem Lektor Martin Hielscher sowie eine Auswahlbibliografie.
- TEXT + KRITIK 214 - Elke Erb
214
Elke Erb ist eine der bedeutendsten zeitgenössische Dichterinnen deutscher Sprache. Dichtung ist für sie ein Erkenntnismittel; ihre Texte haben einen abstrakten Zug, der nicht ins Diskursive geht, sondern beharrlich zum Kern der Wahrnehmung, der Begriffe und Dinge vordringt; Denken und Aufmerksamkeit werden in ihnen aufs Höchste angeregt und gefordert. Dies und die dahinter stehende eigensinnige, unkorrumpierbare poetische Haltung vermitteln alles, was man von Dichtung erwartet: Berührung, Engagement, Trost, Tiefe und Freiheit. Jene Freiheit, die man nicht besitzen kann wie ein Gut, sondern die man sich erarbeitet – und nimmt. Die Ermunterung zu solcher Freiheit ist es, was Elke Erbs Dichtung ihren Lesern vermittelt. Die Beiträge des Heftes von Literaturwissenschaftlern, Dichtern, Übersetzern und Kritikern geben Einblicke in das vielschichtige Werk Erbs als Lyrikerin, Essayistin, Herausgeberin und Übersetzerin – jenen Arbeitsfeldern, die den Begriff von Dichtung im weiteren Sinn ausmachen.
- TEXT+KRITIK 216 - Christian Kracht
216
Kultstatus über alle Grenzen hinweg - Christian Krachts Werke zählen zur Weltliteratur. Von den popliterarischen Anfängen mit seinem Roman "Faserland" über das hellsichtige "1979" und die Dystopie "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" bis zu seinen beiden jüngsten, viel diskutierten Romanen "Imperium" und "Die Toten" schreibt Kracht im Grenzbereich von Fakten und Fiktion. Nicht zuletzt aufgrund der faszinierend-verstörenden Wirkung seiner Texte widersetzt sich seine Literatur eindeutigen Zuschreibungen. Das Heft geht dieser Poetik der Uneindeutigkeit anhand verschiedener Facetten wie den ambivalenten Ordnungen des Erzählens, der Skandalisierung von Autorschaft, Krachts literarisch betriebener Geopolitik oder den paratextuellen Rahmungen seiner Romane nach. Es wird ergänzt um Essays zeitgenössischer Autoren, die Krachts starken Einfluss auf die Gegenwartsliteratur dokumentieren.
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