DAEDALOS 17: Der Story-Reader für Phantastik
Von Michael Siefener (Editor), Ellen Norten (Editor) und Andreas Fieberg (Editor)
()
Über dieses E-Book
Der Inhalt:
Peter Schünemann: Feuerschatten
Andrea Tillmanns: Lebensverlängernde Maßnahmen
Horst-Dieter Radke: Die Rückkehr
Florian Wimmler: Die Schreiber
t.elling | Sven Holly Nullmeyer: Die letzte Tat des Fenris Wulff
Michael Tillmann: Die überwiegende Anzahl aller Haustiere wird nicht artgerecht gehalten
Johannes Dillinger: Das Taxi
Johanna Dab: Wissen und nicht wissen
Karl Rosner: Die Mumienhand
Robert N. Bloch: Nachbemerkung zu Karl Rosner
Ähnlich wie DAEDALOS 17
Ähnliche E-Books
DAEDALOS 16: Der Story-Reader für Phantastik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMysteriöse Friedhöfe und Grabstätten: Gruselgeschichten über verlassene Orte - Band 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrusel-Thriller 08: Phantasmagoria Park Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas öde Land: und andere Geschichten vom Ende der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus Zamis 31 - Die schwarze Flamme Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeauty of Death Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Pianistin des Vampirs Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeporello Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hexenkönigin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geisterstimmen: Irrlicht 68 – Mystikroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Kuss schneidet die Lippen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStunde ohne Zeit Der Wanderer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBonnTastik: Texte zu Bildern - Bilder zu Texten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeitennebel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn das Glück dem Tod begegnet…: Irrlicht 22 – Mystikroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Nashornkäfer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTage des Schmerzes: Band 2 der Siegel Chroniken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefangen von einer abenteuerlustigen Dame Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen8 Romantic Thriller für den Strand 2023: Romanpaket Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Gräfin im Norden: Unheimlicher Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVertrau mir und schenk mir dein Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchauder um Mitternacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Warnung der Raben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenObscuritas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaffeesatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Dunkelheit hinter dem Lächeln: The Darkness behind the Smile Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVampirblut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTage mit Turmalin: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLienwoon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMissachte Nie Ein Mauerblümchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Science-Fiction für Sie
Wie künstlich ist Intelligenz?: Science-Fiction-Geschichten von morgen und übermorgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan Neo 1: Sternenstaub: Staffel: Vision Terrania 1 von 8 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Beste Von Jules Verne: Reise um die Erde in 80 Tagen + Die Reise zum Mittelpunkt der Erde + Von der Erde zum Mond + Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband): Erster Band des Zyklus "Die Dritte Macht" Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Doctor Who: SHADA Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5PICKNICK AM WEGESRAND: Die beste Science-Fiction der Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRed Rising - Das Dunkle Zeitalter Teil 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5One Second After - Die Welt ohne Strom Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Starship Troopers: Der Science Fiction Klassiker von Robert A. Heinlein Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Perry Rhodan 23: Die Maahks (Silberband): 3. Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoctor Who: Der Piratenplanet Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie ersten Tiger: Zweiter Weltkrieg, Ostfront 1942 - Der schwere Panzer Tiger I greift zum ersten Mal an Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 55: Der Schwarm (Silberband): Erster Band des Zyklus "Der Schwarm" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Perry Rhodan Neo 119: Die Wut der Roboter: Staffel: Die Posbis 9 von 10 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 33: Old Man (Silberband): Erster Band des Zyklus "M 87" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Binti 1: Allein Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Perry Rhodan Neo 118: Roboter-Revolte: Staffel: Die Posbis 8 von 10 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeobiont Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 32: Die letzte Bastion (Silberband): 12. Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Perry Rhodan 26: Kontrollstation Modul (Silberband): 6. Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 25: Brennpunkt Andro-Beta (Silberband): 5. Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan Neo 7: Flucht aus Terrania: Staffel: Vision Terrania 7 von 8 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStar Trek - The Original Series: Miasma Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 24: Die Para-Sprinter (Silberband): 4. Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan Neo 269: Der neunte Atorakt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan Neo 279: Leticrons Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPerry Rhodan 21: Straße nach Andromeda (Silberband): Erster Band des Zyklus "Die Meister der Insel" Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Reise zum Mittelpunkt der Erde: Vollständige deutsche Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Abenteuer des braven Soldaten Schwejk: Vollständige deutsche Ausgabe mit vielen Illustrationen Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5
Rezensionen für DAEDALOS 17
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
DAEDALOS 17 - Michael Siefener
daedalos
Nummer 17
Michael Siefener, Ellen Norten & Andreas Fieberg (Hrsg.)
DAEDALOS 17
Der Story-Reader für Phantastik
Daedalos 17
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© dieser Ausgabe: Oktober 2025
p.machinery Michael Haitel
Titelbild: Arthur Rackham, »Storyteller«
Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda
Lektorat & Korrektorat: Michael Haitel
Herstellung: global:epropaganda
DAEDALOS. Der Story-Reader für Phantastik
im Verlag der p.machinery Michael Haitel
Norderweg 31, 25887 Winnert
www.pmachinery.de
ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 483 0
ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 677 3
Einleitung
Hochverehrtes Publikum,
heute können wir Ihnen die Nr. 17 unseres Phantastik-Readers daedalos präsentieren. Für die vielen Einsendungen, die uns erreicht haben, bedanken wir uns herzlich. Ausgewählt haben wir die Geschichten, die den für daedalos typischen Fokus auf die fantastische Literatur legen – nicht wenige davon haben uns wieder einmal die sprichwörtliche Gänsehaut beschert.
In »Feuerschatten« von Peter Schünemann erfahren wir Neues über den Tod von Friedrich zu Weydenstedt-Hohenthal, der uns schon aus daedalos Nr. 16 bekannt ist. Seine Witwe offenbart uns einen Blick hinter die Tapete einer leeren Wohnung und lässt uns damit gleichzeitig hinter die Kulissen dieser bizarren Familie schauen.
Andrea Tillmanns lädt uns mit ihren »Lebensverlängernden Maßnahmen« ein, sich in einen Baum hineinzufühlen, in ein Leben als verankerte, bodenständige Pflanze.
In Horst-Dieter Radkes Geschichte »Die Rückkehr« bindet eine Frau ihren untreuen Geliebten mit einer Halskette an sich und nutzt selbige als Mittel, Macht über ihn auszuüben.
In die Mühlen des Beamtenlebens entführt uns indes Florian Wimmler. Behördliche Schreiben, Dokumente und Anweisungen bestimmen die Welt, doch was oder wer steckt eigentlich dahinter?
t.elling/Holly Nullmeyer schildert uns einen Unfall, bei dem unklar bleibt, ob die junge Frau mit ihrem Fenstersturz eine ungewöhnliche Reise in die Freiheit antritt oder doch ihr Leben lassen muss.
Wie gelangt ein spukendes Spitzmaulnashorn in den Toilettenvorraum einer Kneipe oder vielmehr, wie kann man es von dort wieder loswerden?, fragt Michael Tillmann in seiner Story »Die überwiegende Anzahl aller Haustiere wird nicht artgerecht gehalten«.
Bei Johannes Dillinger erleben wir eine sehr spezielle Taxifahrt. »Das Taxi«, so auch der Titel der Geschichte, rast durch die Straßen und erreicht sein Ziel in letzter Sekunde. Doch wer ist der Fahrer?
Bei Johanna Dab geht es, wie der Titel ihrer Geschichte bereits andeutet, um »Wissen und Nichtwissen«. Ausgerechnet eine Bibliothekarin verbrennt die Bücher ihrer Bibliothek. Ein Menetekel angesichts von KI und der Zukunft moderner Medien?
Alle Geschichten locken uns trotz oder gerade wegen mancher Aktualität in die Welt des Unheimlichen und des Wundersamen, durch die uns manch dunkler Pfad führt …
Bei der Geschichte aus der Vergangenheit, die uns zur lieb gewonnenen Tradition geworden ist, haben wir diesmal auf die »Mumienhand« von Karl Rosner gesetzt. Die Nachbemerkungen dazu stammen von Robert N. Bloch.
Eine Bemerkung noch in eigener Sache: daedalos zieht um. Nach fünf erfolgreichen Ausgaben bei p.machinery von Michael Haitel werden die folgenden Nummern, also ab der # 18, bei Eric Hantsch, Edition Dunkelgestirn, erscheinen. Weitere Informationen hierzu finden sich auf den jeweiligen Homepages der Verlage. Wir danken Michael Haitel an dieser Stelle dafür, dass er daedalos nach zwanzigjähriger Pause wieder auf die literarische Bühne zurückgeholt hat, und bleiben ihm herzlich verbunden.
Wie immer wünschen wir gute Unterhaltung und einen schaurig-wohligen Grusel bei der Lektüre. Außerdem hoffen wir auf viele weitere ergötzliche Zusendungen für die nächste Ausgabe.
Die Herausgeber
Michael Siefener
Ellen Norten
Andreas Fieberg
Peter Schünemann: Feuerschatten
1_feuerschatten_1Als ich an jenem Abend von der Arbeit kam, dämmerte es schon. Vor dem Haus, ich dem ich wohnte, stand jemand, wartete. Eine Frau, hochgewachsen, schlank, in einem Mantel, der teuer aussah. Ich wusste sofort, wer sie war; ich hatte mit ihrem Besuch gerechnet, obwohl nicht so bald.
»Herr Schünemann?«, fragte sie, nachdem ich herangekommen war und den Hausschlüssel aus der Tasche geholt hatte. Ihre Stimme klang freundlich, dunkel, verhalten und ein klein wenig unsicher.
»Ja«, sagte ich und setzte dann hinzu: »Frau zu Weydenstedt-Hohenthal.« Es war keine Frage; ich kannte Dutzende Fotos von ihr.
»Bianca – falls es Ihnen recht ist«, sagte sie schnell. Selbst im diffusen Licht erkannte ich, dass sie errötete, ganz so, als wäre ihr der Adelsname peinlich. »Ich weiß, es ist schon spät, aber könnte ich Sie heute noch sprechen? Es ist wichtig.«
Nun hörte man ihr die Aufregung deutlich an. Ich lächelte ein wenig, um sie zu beruhigen.
»Nur wenn Sie mich Peter nennen.« Damit öffnete ich die Haustür und machte eine einladende Bewegung. »Bitte sehr. Ich wohne im ersten Stock.«
Sie neigte dankend den Kopf und ging mir voraus, die Treppe hinauf.
»Ich habe Sie im Grunde schon erwartet«, sagte ich, als wir einander in den bequemen Sesseln meines Lesezimmers gegenübersaßen, zwei Tassen guten englischen Tees vor uns. »Sie kommen wegen der Geschichte, nicht wahr?«
Bianca nickte, holte aus ihrer großen, fast undamenhaften Handtasche ein Exemplar von daedalos, dem Story-Reader für Phantastik, und legte sie auf das Tischchen zwischen uns.
Die Nummer 16. Sie war vor kaum zwei Wochen erschienen. Beeindruckend, wie schnell Bianca mich gefunden hatte, einen unbedeutenden, wenig bekannten Bibliothekar in einer Kleinstadt. Wer hatte ihr wohl dabei geholfen? Die Verbindungen ihrer Familie waren exzellent.
»Friedrichs Geschichte in diesem Heft – wie sind Sie in ihren Besitz gekommen? Aus dem Nachlass, schreiben Sie in Ihrer Nachschrift …«
»Hat Friedrich Ihnen nicht von mir erzählt?«
Sie schüttelte den Kopf und blickte mich eindringlich an. Sie hatte Friedrich erst vor ein paar Monaten verloren, und zuerst schien es mir, als trauerte sie immer noch um ihn – was ja nur natürlich war. Aber es war eigentlich kein trauriger Blick oder nicht nur. Nein, hier ging es noch um etwas anderes – um etwas, das sie bedrängte und unruhig machte.
»Wir besuchten dieselbe Universität«, erklärte ich ihr. »Friedrich bei den Juristen, ich studierte Bibliothekswissenschaften. Normalerweise lernt man sich da nicht kennen, aber außerdem gehörten wir beide zu einer Art, hm, Dichterklub. Da fielen wir einander wegen unserer Vorlieben auf: Wir interessierten uns beide für Dunkle Phantastik, Lovecraft, Machen, Blackwood, Sie wissen schon.«
»Smith, M. R. James, de la Mare, Le Fanu«, führte Bianca die Aufzählung weiter. »Ich weiß.«
Sie kannte sich anscheinend ebenso gut damit aus wie wir beide. In diesem Punkt entsprach Friedrichs Geschichte der Wahrheit.
»Bald trafen wir uns auch außerhalb der Klubabende, lasen einander unsere neuesten Geschichten vor, lobten, kritisierten. Träumten vom Gedrucktwerden, vom Ruhm.« Ich lächelte, etwas wehmütig, etwas ironisch. »Dann war ausstudiert, es verschlug uns in verschiedene Himmelsrichtungen, der Kontakt beschränkte sich nur noch auf Anrufe hier und da, später auf sporadische Mails, gelegentlich mit einem neuen Text im Anhang. Irgendwann kam gar nichts mehr. Ich erfuhr natürlich das eine oder andere über ihn, er war ja ziemlich bekannt, als Anwalt und wegen seiner gesellschaftlichen Stellung. Doch bis vor Kurzem wusste ich nicht, dass Friedrich noch Geschichten schrieb. Obwohl – wirklich neu, aus dem letzten Jahr, war ja nur diese eine hier …« Ich deutete auf das leuchtend gelbe Heft.
»Aber wie bekamen Sie das Manuskript?« Bianca beugte sich vor, ihre Augen funkelten, ihre Ungeduld schien die Oberhand zu gewinnen.
Ich zuckte die Schultern. »Daran ist nichts Mysteriöses: per Post, vor einem halben Jahr. Eine Mappe mit ausgedruckten Texten, dazu ein USB-Stick mit denselben Texten. Und ein Brief.«
Ihre Augen weiteten sich, ihr Atem ging schneller. »Kann ich … kann ich ihn lesen?«
»Natürlich.« Ich holte den Bogen aus dem Schreibtisch und schob ihn ihr hin. »Kurz, prägnant. So kenne … kannte ich ihn.«
»Hallo, alter Freund!« Bianca las laut vor, wie um sich der Realität des Geschriebenen zu versichern. »Wenn du das liest, weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Nein, komm nicht zum Begräbnis, da wird es zu voll und zu vornehm sein.« Sie lächelte flüchtig. »Du darfst mich später auf dem Weyterstedter Friedhof besuchen – aber nur, wenn du mir einen Gefallen tust: Veröffentliche diese Geschichten, nicht in irgendeinem Schmalspurblatt, sondern in einem richtig guten Magazin. (Ich weiß, du kennst die Leute in der Szene, hab alles von dir gelesen; Kompliment, mein Lieber.) Fang unbedingt mit der Ersten an, die ist mir besonders wichtig. Falls du Auslagen hast, zeig diesen Brief meiner Frau. Bianca wird sie dir ersetzen. Danke, alter Freund, und alles Gute! Bis bald möchte ich nicht sagen – mach das Beste aus den Jahren, die dir bleiben. Hoffentlich sind es viele! Dein Friedrich zu Weyterstedt-Hohenthal. – Er hat mit vollem Namen unterschrieben«, setzte sie nachdenklich hinzu. »Wahrscheinlich, um das Ganze zu beglaubigen.«
Ich nickte nur und wartete, dass sie auf den eigentlichen Grund ihres Besuchs zu sprechen kam; aber sie nahm erst einen, dann noch einen Schluck von ihrem Tee, stellte die Tasse ab, knetete die Hände, zögerte. Das Schweigen wurde tief, schließlich drückend, ehe sie sich entschloss, mir zu sagen, was sie zu mir führte.
»Vielleicht sollten Sie wissen … Ich bitte Sie sehr um Diskretion, das ist nicht leicht für mich …« Schon brach sie ab, starrte vor sich hin, hob dann den Kopf, fixierte mich mit ihren großen, dunklen Augen und sprach schnell weiter, als fürchtete sie, es sich anders zu überlegen.
»Friedrich war sehr krank, bevor er starb. Aber die Ärzte fanden keine Ursache. Alle Werte normal, hieß es immer nur. Man vermutete ein psychisches Leiden, doch das war völlig ungreifbar. Medikamente, Therapien, eine Kur nützten nichts. Er wurde einfach immer schwächer und schwächer, wie ein sehr alter Mann, dabei war er noch nicht einmal fünfzig. Und eines Nachts …« Sie schluckte, fuhr sich mit der Hand über die Augen, wischte ein paar Tränen fort. »Er brachte sich um. Ich fand einen Brief, nicht viel länger als der an
