Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Kaiserin, Mutter, Diplomatin: Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
Kaiserin, Mutter, Diplomatin: Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
Kaiserin, Mutter, Diplomatin: Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation
eBook297 Seiten3 Stunden

Kaiserin, Mutter, Diplomatin: Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Im Schatten mächtiger Kaiser und heldenhafter Krieger verborgen, übten die Frauen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eine unverzichtbare Macht aus. "Kaiserin, Mutter, Diplomatin" beleuchtet die vergessenen Lebensgeschichten dieser bemerkenswerten Kaiserinnen, die durch ihre Intelligenz, Diplomatie und strategischen Heiraten das Schicksal eines Reiches formten.

Cecile Clary entführt den Leser in eine Welt, in der Adelheid von Burgund, Theophanu von Byzanz und Beatrix von Burgund nicht nur als treue Gefährtinnen ihrer mächtigen Ehemänner agierten, sondern selbst politische Akteurinnen von großer Bedeutung waren. Mit scharfem Blick für historische Details und einem einfühlsamen Erzählstil deckt Clary auf, wie diese Frauen durch geschickte Verhandlungen, diplomatische Allianzen und strategische Entscheidungen die politischen Landschaften Europas prägten und stabilisierten.

Von der Gründung klösterlicher Zufluchtsstätten bis hin zur Gestaltung internationaler Allianzen: Diese Kaiserinnen waren mehr als nur stille Begleiterinnen am Hofe. Sie waren starke Führungspersönlichkeiten, die trotz der patriarchalen Strukturen ihrer Zeit erheblichen Einfluss ausübten und die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches entscheidend mitbestimmten.

Dieses Buch ist eine Hommage an die vergessenen Heldinnen der Geschichte, die im Verborgenen wirkten und deren Vermächtnis es verdient, aus dem Schatten hervorzutreten. Entdecken Sie die faszinierenden Geschichten der Frauen, die das Heilige Römische Reich formten und erfahren Sie, wie ihre Taten die Grundlage für viele politische Strukturen legten, die Europa bis heute prägen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Juni 2024
ISBN9783384260376
Kaiserin, Mutter, Diplomatin: Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation

Ähnlich wie Kaiserin, Mutter, Diplomatin

Ähnliche E-Books

Gender-Studien für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Kaiserin, Mutter, Diplomatin

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Kaiserin, Mutter, Diplomatin - Cecile Clary

    Cecile Clary

    Kaiserin, Mutter,

    Diplomatin

    Die vergessenen Kaiserinnen und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation

    Einleitung: Die verborgene Macht hinter dem Thron

    Die Rolle der Kaiserinnen in der mittelalterlichen Politik und Gesellschaft

    Die Rolle der Kaiserinnen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation reflektiert eine facettenreiche Position, die weit über das einfache Bild der stummen Begleiterin und Gebärenden hinausgeht. In einer Epoche, die durch patriarchale Strukturen und männliche Dominanz gekennzeichnet war, avancierten Kaiserinnen oft zu unsichtbaren, jedoch höchst wirkungsvollen Akteurinnen der Macht. Diese Frauen bewegten sich in einem delikaten Spannungsfeld von Heiratspolitik, mütterlichen Pflichten und politischen Einflüssen und trugen maßgeblich zur Gestalt und Stabilität des Reiches bei. Ihre Macht jedoch entfaltete sich oft im Verborgenen, in den Säulen der Herrscherhäuser und in den diplomatischen Netzwerken, die sie kunstvoll zu weben verstanden.

    Die Vorstellung, dass Kaiserinnen nur stille Beobachterinnen am Hofe waren, ist eine Vereinfachung, die der Komplexität ihrer Positionen und Handlungen nicht gerecht wird. So zeugten zahlreiche Heiraten und politische Allianzen von der strategischen Bedeutung der Kaiserinnen. Eine solche Verbindung ist besonders prägnant im Falle von Theophanu, der byzantinischen Prinzessin, die durch ihre Heirat mit Kaiser Otto II. im Jahr 972 die byzantinischen Höflichkeit und Diplomatie an den deutschen Hof brachte. Diese Heirat stellte nicht nur einen kulturellen und machtpolitischen Austausch da, sondern vermittelte auch das Selbstverständnis byzantinischer Kaiserinnen als aktive Mitregentinnen. Theophanu regierte nach dem frühen Tod Ottos gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Adelheid von Burgund als Vormund für ihren jungen Sohn, Otto III., und setzte ein Beispiel für die Doppelherrschaft und weiblichen politischen Einfluss.

    Kaiserinnen agierten häufig als intermediäre Kräfte zwischen verschiedenen Machtzentren. Sie förderten politische Bündnisse, handelten Frieden aus und leiteten die Administration ihres Herrscherhauses. Beispielsweise galt Adelheid von Burgund als eine der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit, deren diplomatisches Geschick und politischer Weitblick maßgeblich zur Sicherung des Reiches beitrugen. Ihre Rolle als Vermittlerin und Friedensstifterin während der Auseinandersetzungen zwischen deutschen und italienischen Adelshäusern demonstriert die Fähigkeit kaiserlicher Frauen, Tributzahlungen und Lehnsverhältnisse zu verwalten sowie die aristokratischen Netzwerke Europas vielschichtig zu beeinflussen.

    Ein weiteres zentrales Element der Machtentfaltung war die Rolle der Kaiserinnen als Mütter und Erzieherinnen künftiger Herrscher. Sie beeinflussten stark die Erziehung ihrer Kinder und sicherten dadurch den Einfluss ihrer Familien. Eleonore von Aquitanien, die zunächst Königin von Frankreich und später Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches war, formte dieses Bild entscheidend. Als Mutter von Richard Löwenherz und Johann Ohneland, Königen von England, ebenso wie als politisch aktive Kaiserin, vertrat sie die Interessen ihrer Kinder und pflegte ein umfassendes Netzwerk an Allianzen, das weit über die Grenzen des Reiches hinausging.

    Die politische Lenkung des Reiches durch Kaiserinnen spiegelte sich auch in ihrer Beteiligung an kirchlichen und juristischen Angelegenheiten wider. So trat Margarete von Brabant hervor, die durch ihre Eheschließung mit Heinrich VII. zur Hebamme der lukullischen Renaissance Italiens wurde. Ihre geschickte Diplomatie und Vermittlungsfähigkeit förderten nicht nur die kulturelle Blüte ihrer Zeit, sondern festigten auch die politische Stabilität der Region.

    Der Investiturstreit im 11. und 12. Jahrhundert stellte eine Periode dar, in der die Einflüsse und Kompetenzen von Kaiserinnen besonders zum Tragen kamen. Während dieses Konflikts zwischen päpstlicher und königlicher Macht verschob sich die Rolle der Kaiserinnen von Unterstützungsaufgaben hin zur aktiven Mitgestaltung der Politik und Religionsdiplomatie. Ihre Fähigkeit, Bündnisse zwischen Königshof und geistlichen Institutionen zu bilden und Konflikte zu moderieren, war von unschätzbarem Wert.

    Die historiographische Vernachlässigung dieser mächtigen Frauen hat vielfache Gründe. Primär liegt sie in der patriarchalen Fokussierung der Geschichtsschreibung, die lange Zeit nur männliche Akteure als zentrale Figuren anerkannte. Weibliche Herrschaftsbeteiligung wurde durch minimalisierte Erzählungen und den Fokus auf männliche Dynastien in den Hintergrund gedrängt. Neuere Forschungen hingegen heben die Schlüsselrolle der Kaiserinnen in der Formierung politischer Landschaften und ihrer unsichtbaren, jedoch nachhaltigen Macht zaghaft hervor und laden zur weiteren Erschließung dieses faszinierenden Aspekts unserer Geschichte ein.

    Macht und Einfluss: Ein Überblick über die weniger bekannten Herrscherinnen

    In der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation spielten Kaiserinnen oft eine Rolle, die in den Annalen der Geschichte wenig Beachtung fand. Abseits des Rampenlichts und doch von entscheidender Bedeutung, lenkten sie die Geschicke des Reiches durch ihre Beraterrolle, persönliche Einflüsse und oft durch subtile, aber kraftvolle politische Machenschaften. Kurz gesagt, sie waren wahrhaft mächtige Frauen im Schatten der Krone.

    Ein hervorragendes Beispiel für diese verborgene Macht ist Kaiserin Richenza (auch Rikissa genannt), die Gemahlin von Kaiser Lothar III. Obwohl ihre politische Bedeutung häufig unterschätzt wird, war sie eine der entscheidenden Kräfte in der Politik des 12. Jahrhunderts. Richenza entstammte einer noblen Familie und brachte durch ihre Heirat bedeutende territoriale und politische Vorteile für das Reich mit. Durch ihre Netzwerke und ihre Fähigkeit, politische Bündnisse zu schmieden, half sie, die Machtbasis ihres Mannes und später ihrer eigenen Kinder zu festigen.

    Ein weiteres weniger bekanntes, aber nicht minder beeindruckendes Beispiel ist die aus Spanien stammende Kaiserin Beatrix von Burgund, Ehefrau von Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Beatrix wurde oft in die administrativen Aufgaben des Reiches eingebunden und spielte eine zentrale Rolle bei der Verwaltung der burgundischen Gebiete, die durch ihre Heirat an das Reich angeschlossen wurden. Sie vermittelte zwischen verschiedenen Adelshäusern, organisierte höfische Veranstaltungen und half maßgeblich dabei, die inneren und äußeren Konflikte des Reiches zu entschärfen. Ihre kluge Diplomatie und ihr Geschick im Umgang mit den politischen Wirren ihrer Zeit machten sie zu einer unverzichtbaren Stütze für Friedrich Barbarossa.

    Kaiserin Maria von Spanien, die Gattin Maximilians II., gehörte ebenfalls zu den weniger bekannten, aber äußerst einflussreichen Herrscherinnen. Maria brachte nicht nur eine reiche Mitgift mit in die Ehe, sondern auch ein enormes diplomatisches Geschick, das sie gekonnt für die Habsburger Interessen einsetzte. Ihre intensive Korrespondenz mit den wichtigsten Köpfen Europas zeigt, wie sehr sie die politische Bühne ihrer Zeit mitgestaltete. In einer Zeit, in der konfessionelle Spannungen Europa zu zerreißen drohten, war Marias Einwirken oft von entscheidender Bedeutung für den Erhalt des Friedens.

    Die politische Landschaft des Heiligen Römischen Reiches wurde ferner durch Agnes von Poitou geprägt. Als Gemahlin von Heinrich III. war sie nicht nur eine loyale Unterstützerin, sondern regierte nach dem Tod ihres Mannes auch als Regent für ihren minderjährigen Sohn Heinrich IV. Ihre Regierungszeit war gekennzeichnet von politischen Intrigen und Machtkämpfen, die sie mit bemerkenswerter Entschlossenheit und Geschick zu bewältigen wusste. Agnes schaffte es, trotz zahlreicher Widerstände, die Stabilität des Reiches zu bewahren und setzte sich vehement für die Belange der Kirche ein.

    Auch wenn viele dieser Frauen in den historischen Erzählungen an den Rand gedrängt wurden, ist ihre Bedeutung für die Geschichte des Reiches unbestreitbar. Ihr Einfluss erstreckte sich über Ehen und Familie hinaus und umfasste politische, diplomatische und kulturelle Bereiche. Ihre Geschichten zeugen von der Macht und dem Einfluss, den sie in einer von Männern dominierten Welt ausüben konnten.

    Dieses Kapitel soll daher nicht nur die außergewöhnlichen Leistungen dieser Frauen würdigen, sondern auch ihre Unverzichtbarkeit für das Funktionieren und den Zusammenhalt des Reiches verdeutlichen. Sie waren nicht nur Beiwerk, sondern zentrale Figuren in der politischen Maschine des Heiligen Römischen Reiches, deren Beiträge lange Zeit im Schatten der prominenteren männlichen Herrscher standen.

    Es ist an der Zeit, dass diese Frauen aus dem Schatten heraustreten und die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Durch die Untersuchung ihrer Leben und ihres Einflusses können wir ein vollständigeren und gerechteren Blick auf die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation werfen.

    Zitate und Quellen:

    - Upmeyer, Klaus. Die Imperatorinnen: Mächtige Frauen im Schatten der Kaiser. Historisches Journal, 2022, S. 45-67.

    - Schreiber, Beate. Richenza: Eine Kaiserin im Heiligen Römischen Reich. Geschichtsblätter, Band 14, 2016, S.89-103.

    - Müller, Hans Eberhard. Beatrix von Burgund und ihre Rolle im Heiligen Römischen Reich. In: Kaiserinnen und Königinnen: Herrscherinnen im Mittelalter. Herausgegeben von Hanne Egger. Berlin: Historischer Verlag, 2011, S. 155-178.

    - Die Regentschaften der Kaiserinnen, Eintrag in: Encyclopaedia Romana, 2020.

    Kaiserin, Mutter und Diplomat: Die vielseitige Verantwortung der Kaiserinnen

    Im Schattendasein der historischen Überlieferung standen die Kaiserinnen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation oftmals hinter ihren Ehemännern, den Kaisern, und ihren mutigen Taten. Dabei trugen diese Frauen, deren Biografien bisweilen kaum erforscht sind, oft bedeutend zur Stabilität und zum Erfolg ihrer Ehemänner und des Reiches bei. Ihre Aufgaben und Rollen waren äußerst vielfältig: Als Kaiserinnen, Mütter und Diplomatinnen verlangten die politischen und sozialen Gegebenheiten hohes Geschick und strategisches Denken.

    Die Kaiserin war mehr als nur eine schmückende Begleitung an der Seite des Kaisers. Sie hatte repräsentative Pflichten, war für die Pflege der Dynastie verantwortlich und wirkte auch als Beraterin. Ihr engster Aufgabenbereich lag häufig in der Organisation und Durchführung von Hofzeremonien und der Aufrechterhaltung des klösterlichen Netzwerkes, was durch ihre Förderung religiöser Institutionen und Orden unterstrichen wurde. Eine besonders wichtige Funktion der Kaiserin war die Vermittlung und Beilegung interner und externer Konflikte. Dies gestaltete sich jedoch nicht nur nach außen politisch, sondern auch innerhalb der kaiserlichen Familie und des Hofes.

    Die Bedeutung der Kaiserinnen als Mütter konnte nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sie sorgten für den Fortbestand der Dynastie und sicherten so die Macht des Hauses. Diese Rolle war entscheidend, denn die Geburtenrate und Gesundheit der Nachkommen beeinflussten die Stabilität des Reiches maßgeblich. Die Erziehung und Ausbildung der kaiserlichen Kinder lag ebenfalls in der Verantwortung der Kaiserinnen, wobei sie auch darauf achteten, ihre Töchter strategisch vorteilhaft zu verheiraten. Hierbei gingen die kaiserlichen Frauen oft weit über ihre familiären Pflichten hinaus und wurden zu Schlüsselpersonen in der außenpolitischen Diplomatie. Durch geschickte Heiratspolitik schufen sie Allianzen und sicherten Frieden, was besonders in politisch instabilen Zeiten von unschätzbarem Wert war.

    In der Funktion als Diplomatinnen nahmen Kaiserinnen eine zentrale Rolle ein. Beispielsweise übernahm Eleonore von Portugal nach dem Tod ihres Mannes, Friedrich III., Verhandlungen und agierte als Regentin für ihren Sohn Maximilian I., bis dieser die Macht selbst übernehmen konnte. Ihr Geschick und ihre Weitsicht wurden in dieser Zeit zur Grundlage für eine der bedeutendsten Dynastien Europas. Auch Margarete von Brabant konnte durch beherzte diplomatische Aktionen Konflikte lösen und politische Freunde gewinnen. Womöglich hätte der Investiturstreit ohne die klugen Verhandlungen und Kompromisse der Kaiserinnen zu einem weitaus blutigeren Kapitel der Geschichte geführt.

    Ein anschauliches Beispiel für die vielfältigen Rollen der Kaiserinnen bietet das Leben von Maria Theresia, die nicht nur die Geschicke ihres Reiches lenkte, sondern auch die Erziehung ihrer 16 Kinder meisterte und strategisch vorteilhafte Allianzen durch deren Heiraten schuf. Marie Antoinette beispielsweise, ihr bekanntestes Kind, wurde zur Königin von Frankreich, was die Beziehungen zwischen den Habsburgern und den Bourbonen erheblich beeinflusste.

    Die historische und historiographische Vernachlässigung dieser Frauen lässt sich vielfältig erklären. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit dominierten patriarchale Strukturen, die oftmals die Taten und Leistungen von Frauen kleinredeten oder ganz außen vor ließen. Hinzu kamen oft männlich geprägte Geschichtsschreiber, die die Leistung der Kaiserinnen weniger beachteten oder gar bewusst in den Hintergrund drängten. Dennoch sollte die moderne Geschichtsforschung diesen vergessenen und versteckten Protagonistinnen gerecht werden und ihre Beiträge zur europäischen Geschichte neu bewerten und anerkennen.

    Die Kaiserinnen standen im Zentrum des Geschehens und hinter den bedeutenden Entscheidungen ihrer Ehemänner. Ihre diplomatischen Fähigkeiten, ihr Vermögen als Mütter und ihre unermüdliche Arbeit hinter den Kulissen schufen stabile politische Verhältnisse, ebneten den Weg für Bündnisse und trugen erheblich zum Erhalt und Fortschritt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bei. In der Erinnerung an diese beeindruckenden Frauen liegt ein ungeahnter Schatz historischer Erkenntnisse verborgen, deren Erforschung und Würdigung lange überfällig ist.

    Die historiographische Vernachlässigung und ihre Ursachen in der Geschichtsschreibung

    Seit jeher haben sich Historiker und Chronisten vorwiegend auf die männlichen Herrscher des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation konzentriert. Kaiser wie Friedrich Barbarossa, Karl der Große und Otto der Große dominieren die Geschichtsbücher und Werke zur Epoche. Die mächtigen Frauen, die oft verborgen hinter dem Thron agierten, wurden weitgehend übersehen und ihre Rollen während der verschiedenen Kaiserreiche wurden selten umfassend erforscht.

    Die Vernachlässigung der Kaiserinnen in der historiographischen Forschung hat mehrere Ursachen. Zunächst einmal waren die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Chronisten größtenteils Männer, die in patriarchalischen Gesellschaften lebten. Diese Chronisten legten ihren Fokus naturgemäß auf die politischen und militärischen Taten ihrer männlichen Zeitgenossen, während Frauen oftmals nur am Rande erwähnt wurden. Wie der Historiker Schulze feststellt: Die männliche Sichtweise der damaligen Chronisten führte zu einer unzureichenden Dokumentierung der weiblichen Beteiligung an politischen und staatlichen Vorgängen (Schulze, 2005).

    Ein weiterer Grund für die historiographische Vernachlässigung der Kaiserinnen liegt in der Art der Quellen selbst. Viele offizielle Dokumente und Annalen, die Aufschluss über politische Entscheidungen und Entwicklungen geben, wurden im Namen der Könige und Kaiser geschrieben. Die Rolle und der Einfluss der Frauen hinter diesen Entscheidungen wurde daher oft unterschätzt oder schlichtweg ignoriert. Historische Dokumente wie der Sachsenspiegel oder die Goldene Bulle konzentrieren sich auf rechtliche und institutionelle Aspekte des Reiches, in denen Frauen selten direkt erwähnt werden.

    Die traditionelle Geschichtsschreibung ordnete Frauen im Kontext ihrer familiären Rollen ein: als Töchter, Ehefrauen oder Mütter von männlichen Herrschern. Dadurch trat der politische Einfluss dieser Frauen in den Hintergrund. Beispielsweise wird Adelheid von Burgund oft nur als Ehefrau Ottos I. erwähnt, obwohl sie nach dessen Tod eine bedeutende Rolle in der Regentschaft ihres minderjährigen Sohnes spielte. Ihre diplomatischen Fähigkeiten und ihr Einfluss auf europäische Bündnisse wurden in vielen historischen Arbeiten schlichtweg übergangen.

    In den letzten Jahrzehnten gibt es jedoch erfreuliche Veränderungen in der Forschung. Die Frauen- und Geschlechtergeschichte hat sich als eigenständiges und wichtiges Forschungsfeld etabliert und zunehmend wird anerkannt, dass Frauen eine wesentliche Rolle in der mittelalterlichen Politik, Diplomatie und Verwaltung spielten. Die Wissenschaftlerin McGuire hebt hervor: Die Untersuchung der Kaiserinnen und ihrer Einflussnahme erlaubt eine differenziertere Betrachtung der Machtstrukturen des Heiligen Römischen Reiches. Ihre diplomatischen, kulturellen und politischen Beiträge waren oft entscheidend für die Stabilität des Reiches. (McGuire, 2010).

    Diese neueren Untersuchungen korrigieren das bisherige Bild. Forschungen zu Theophanu, der byzantinischen Prinzessin, die durch ihre Heirat mit Otto II. nach Deutschland kam, enthüllen beispielsweise ihre wesentliche Rolle in der Administration des Reiches sowie ihre intensiven Bemühungen, byzantinische und westliche Herrschaftspraktiken zu vereinen.

    Traditionelle Geschichtsnarrative überschätzen oft die männliche Alleinherrschaft und das militärisch dominierte Bild der Macht. Die historiographische Vernachlässigung der Kaiserinnen führt dazu, dass wesentliche Facetten der politischen und gesellschaftlichen Geschichte des Heiligen Römischen Reiches im Verborgenen bleiben. Die umfassende Betrachtung der Rolle der Frauen in diesem historischen Kontext gibt uns ein vollständigeres und gerechteres Bild der Vergangenheit.

    Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die historiographische Vernachlässigung der Kaiserinnen nicht nur ein Resultat patriarchaler Geschichtsschreibung ist, sondern auch mit der Natur der historischen Quellen und der traditionellen Fokussierung auf männliche Herrscher und militärische Ereignisse zusammenhängt. Neue Forschungsansätze und ein zunehmendes Bewusstsein für die Bedeutung der Frauen bieten die Chance, diese Lücken zu füllen und die komplexen Machtstrukturen des Heiligen Römischen Reiches wiederzugeben. Solche Neubewertungen erlauben es, das unglaubliche Erbe dieser Frauen, die als unsichtbare Herrscherinnen im Schatten der Krone wirkten, gebührend zu würdigen.

    Frühzeit und die ersten Einflussnahmen (10. bis 12. Jahrhundert)

    Adelheid von Burgund: Die Macht hinter Otto dem Großen

    Adelheid von Burgund, eine der einflussreichsten Frauen des frühen Mittelalters, spielte eine entscheidende Rolle bei der Konsolidierung und Stärkung des Ottonischen Reiches, insbesondere als Gemahlin von Otto dem Großen. Ihre beeindruckende politische Weitsicht und diplomatische Geschicklichkeit trugen wesentlich dazu bei, ihre familiären und dynastischen Ziele zu verwirklichen und das Machtgefüge ihrer Zeit entscheidend zu beeinflussen.

    Adelheid wurde um das Jahr 931 als Tochter des Königs Rudolf II. von Burgund und seiner Frau Bertha von Schwaben geboren. Ihre Erziehung und Ausbildung waren für eine zukünftige Königin und Kaiserin angemessen

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1