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Jugenddelinquenz: Entwicklungspsychiatrische und forensische Grundlagen und Praxis
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eBook480 Seiten5 Stunden

Jugenddelinquenz: Entwicklungspsychiatrische und forensische Grundlagen und Praxis

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Über dieses E-Book

Das Thema der Jugenddelinquenz wird in diesem Band interdisziplinär durch Vertreter der Psychologie, der Jugendpsychiatrie, der Kriminologie, der Sexualwissenschaft und der Justiz abgehandelt. Dabei werden drei zentrale Themen herausgestellt: Bedingungsfaktoren für die Entstehung von delinquentem Verhalten, die Untersuchung delinquenter Jugendlicher aus der Perspektive der forensischen Diagnostik und Begutachtung sowie Ansätze zur Intervention und Prävention.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Apr. 2008
ISBN9783170273344
Jugenddelinquenz: Entwicklungspsychiatrische und forensische Grundlagen und Praxis

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    Buchvorschau

    Jugenddelinquenz - Hans-Christoph Steinhausen

    1 Neue Ansätze zur Jugenddelinquenz: Neurowissenschaften und Entwicklungspsychiatrie

    Hans Steiner, Niranjan S. Karnik, Belinda Plattner,
    Melissa Silverman und Richard Shaw

    „Jedes Kind beginnt sein Leben als ein

    asoziales Wesen, in dem es darauf besteht,

    dass seine Wünsche erfüllt werden, ohne die

    Wünsche und Forderungen seiner

    Mitmenschen zu berücksichtigen. Dieses

    Verhalten wird für das junge Kind als normal

    angesehen, jedoch als asozial oder dissozial,

    wenn das Kind älter wird. Das Kind muss zu

    einem Zustand der prosozialen Anpassung

    erzogen werden; diese Aufgabe kann nur

    erfüllt werden, wenn die emotionale

    Entwicklung des Kindes normal verläuft."

    Verwahrloste Jugend,

    August Aichhorn (1930)

    Einleitung

    Jugenddelinquenz ist und verbleibt ein zentrales soziales Problem auf dem ganzen Globus. Unabhängig von den spezifischen sozialen und kulturellen Kontexten kämpfen die Gemeinschaften mit den Methoden, um ihre Kinder angemessen zu sozialisieren, so dass sie produktive und beitragende Mitglieder der Gesellschaft werden. Die Delinquenz kann als ein fehlangepasster Pfad der Entwicklung betrachtet werden, der in antisozialem und kriminellem Verhalten bei Kindern münden kann, so dass sie sich selbst, andere oder die Gemeinschaft im weiteren Sinne schädigen. Delinquente nach der Art ihrer Verbrechen und anderer kriminologischer Kriterien zu gruppieren, erbrachte nur einen geringen Erfolg bei den Bemühungen um Rehabilitation und Prävention der ungünstigen Verläufe sowie der Wiederholungstaten. Diese Erfahrung macht es notwendig, neue Ansätze für das Thema der fehlangepassten Aggressionen bei Jugendlichen zu entwickeln. Ebenso ist es relativ erfolglos, Delinquente als eine solide psychopathologische Gruppe zu verstehen, denn das führt zu einer sehr breiten und heterogenen Kategorie, die nur geringe prädiktive Validität hat, wenn man den lang- und kurzfristigen Verlauf vorhersagen will (Steiner und Cauffmann 1998). Der Blick auf die Delinquenz durch die Linsen der Kriminologie hat insofern einigen Vorteil und muss als solcher bewahrt bleiben, als er die Gemeinschaft schützt und die Einrichtung von speziellen Einrichtungen für Haft und Rehabilitation ermöglicht. Ergänzend dazu ist jedoch die folgende Perspektive, die wir vorschlagen: Zunehmend kann ein Konsensus beobachtet werden, dass Delinquenz und Kriminalität Untergruppen eines breiteren antisozialen und aggressiven Verhaltensmusters darstellen. Umgekehrt kann die fehlangepasste Aggression und Psychopathologie am besten als eine Untergruppe von allgemeinen delinquenten Verhaltensmustern betrachtet werden (vgl. Abb. 1.1).

    Hier erweitern wir die Argumente von Adrian Raine, die Kriminalität als eine Form von Psychopathologie zu betrachten (Raine 1993), und wenden diese auf Kinder und Jugendliche an. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen ergeben sich neue Perspektiven, die diejenigen der Kriminologie ergänzen und erweitern und zu ganz neuen Fragestellungen mit neuen Behandlungsmethoden kommen (s. Abb. 1.2).

    Abb. 1.1: Antisoziales Verhalten, Delinquenz und fehlangepasste Aggression

    Ein vielversprechender neuer Weg des Verständnisses für diese Phänomene stammt aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften und der Entwicklungspsychiatrie. Die hier entwickelten Erkenntnisse postulieren verschiedene Subtypen der Aggression auf der Basis verschiedener zugrundeliegender neurowissenschaftlicher und psychologischer Mechanismen und ermöglichen ein Verständnis dieser Prozesse sowohl in Begriffen der Evolution als auch der Klinik. Besonders attraktiv an diesem Ansatz ist die Möglichkeit einer Verbindung zu spezifischen Ansätzen und Behandlungen.

    These 1: Delinquenz kann im allgemeinsten Sinn psychopathologisch klassifiziert werden, weil delinquente Jugendliche hohe Prävalenzraten für psychische Störungen aufweisen.

    Delinquente können auf der Basis der zugrundeliegenden Psychopathologie klassifiziert werden und dadurch unter die Perspektive der Seelischen Gesundheit gestellt werden, zumal verschiedene methodisch angemessene Studien die außerordentlich hohen Raten und zahlreichen Formen psychischer Störungen nachgewiesen haben (Cocozza et al. 2005; Steiner et al. 2003a; Teplin et al. 2002; Vermeiren et al. 2000; Wasserman et al. 2003). Die Forschung hat zunehmend den Beweis erbracht, dass viele psychische Störungen neurobiologische und genetische Wurzeln haben. Während diese nicht notwendigerweise direkte ursächliche Pfade in Richtung Delinquenz darstellen, können sie jedoch ein Bündel von Umständen darstellen, welche die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Verhaltensweisen und Kognitionen erhöhen, welche Jugendliche für delinquentes Verhalten anfällig werden lassen. Die Berücksichtigung einer psychopathologischen Perspektive in der Rehabilitation und Behandlung von Delinquenten impliziert den Einsatz effektiver Interventionen einschließlich Psychotherapie, Psychopharmakologie und Soziotherapie, um die spezifischen Prozesse und Symptome anzugehen. Diese These ermöglicht auch die direkte Untersuchung des gegenwärtigen Systems der strafenden Intervention bei prä-delinquenten und delinquenten Populationen und ermöglicht eine Erklärung dafür, warum die gegenwärtigen Straf- und Behandlungseinsätze bei diesen Individuen oft versagen.

    Abb. 1.2: Delinquenz durch die Linse der Psychopathologie

    Ergebnisse der California Youth Authority Survey (Steiner et al. 2001) erbrachten Prävalenzraten von mehr als 90 % für externalisierende Störungen (wie z. B. disruptive Verhaltensauffälligkeiten und Substanzmissbrauchsstörungen) in Anstalten sowohl für männliche als auch weibliche Jugendliche. In derselben Studie wurde gefunden, dass weibliche Jugendliche (64 %) zweimal so häufig internalisierende Störungen wie männliche Jungendliche (29 %) mit Depression und Angst als Hauptdiagnosen hatten. Ferner waren komorbide Störungen sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Jugendlichen mit mehr als 80 % die Norm, wobei drei oder mehr psychische Störungen vorlagen (vgl. Abb. 1.3). Schaut man sich diese Befunde genauer an, so sind zwei unterschiedliche Subtypen der delinquenten Persönlichkeiten zu beobachten. Wenn man die Anzahl der Diagnosen mit psychologischen Messverfahren für Belastung und Selbstbeherrschung vergleicht, wird eine bedeutsame Beziehung zwischen Komorbidität und dem Ausmaß des Leidens deutlich. Möglicherweise noch interessanter ist der Befund, dass Delinquente mit einem Verhaltensmuster hoher Selbstbeherrschung signifikant niedrigere Raten für eine Wiederinhaftierung haben als Individuen mit niedriger Selbstbeherrschung (vgl. Abb. 1.4). Funktional sind Individuen mit niedriger Selbstbeherrschung weniger in der Lage, ihre aggressiveren und impulsiven Tendenzen zu kontrollieren und einzudämmen und sind damit eher in der Gefahr, kriminelle Handlungen zu begehen, welche sie erneut in das Strafvollzugssystem für Jugendliche bringen. Hingegen haben Individuen mit hoher Selbstbeherrschung ein größeres Ausmaß der Selbstregulation und Selbstkontrolle und haben damit eine geringere Wahrscheinlichkeit, erneut inhaftiert zu werden. Die Anerkennung dieser Unterschiede beleuchtet die Notwendigkeit, unterschiedliche Ansätze zur Behandlung dieser zwei verschiedenen delinquenten Subpopulationen zu entwickeln.

    Abb. 1.3: Anzahl komorbider Diagnosen (in Prozent)

    Abb. 1.4: Wiederholte Gefängnisstrafen auf der Basis der Selbstbeherrschung

    Abbildung 1.4 ist eine vereinfachte Darstellung einer 1999 veröffentlichten Arbeit, in der wir zeigten, dass die Rückfallraten von inhaftierten Delinquenten als eine Funktion ihrer Selbstbeherrschung dargestellt werden kann. Wenn wir die Stichprobe in Delinquente mit hoher und niedriger Selbstbeherrschung einteilen, dann ergeben sich signifikante Unterschiede in den Inhaftierungsraten in den nächsten 4,5 Jahren (Steiner, Cauffman und Duxbury 1999). Auf der anderen Seite haben wir auch gezeigt, dass die Anzahl der vorhandenen Diagnosen, also die Extensivität der Psychopathologie negativ mit der Selbstbeherrschung korreliert: je höher die Anzahl der erfassten Diagnosen ist, desto niedriger ist der Wert der Selbstbeherrschung (Steiner et al. 2001).

    Abb. 1.5: Das Sonnen-System-Modell für die Beziehungen zwischen dem Justiz-System und Seelischer Gesundheit

    Der Blick durch die Linsen der Psychopathologie auf die Delinquenz führt zu einer sehr unterschiedlichen Betrachtung des Justizsystems und seiner Beziehungen zur seelischen Gesundheit im Kindesalter. Im Versorgungsmodell der Gegenwart gibt es nur disparate und kleine Schritte, welche außerhalb und gelegentlich im geringen Umfang auch innerhalb des Justizsystems für Jugendliche umgesetzt werden. Dieser Ansatz kann in Analogie zum Sonnensystem mit dem Justizsystem für Jugendliche im Zentrum und Fragmenten oder Planeten der seelischen Gesundheitsfürsorge im Umkreis des Systems dargestellt werden (vgl. Abb. 1.5).

    Um diese Struktur zu ersetzen, schlagen wir einen Wechsel in der Betrachtung des Justizsystems für Jugendliche vor. Wir plädieren für eine Sicht, die eine herausragende Rolle für die ätiologischen Wurzeln der Aggression betont und sich von kriminologischen Kriterien entfernt. Eine derartige Perspektive würde sich von Typologien wie Diebstahl, Schwänzen und Körperverletzung entfernen und sich stattdessen um ein Verständnis für die treibenden Kräfte hinter diesen Handlungen bemühen. Eine psychopathologische Perspektive könnte eine Handlung des „Angriffes mit einer todbringenden Waffe" dahingehend verstehen, dass sie aus Wut in der Hitze einer Auseinandersetzung gespeist war und dass eine andere ähnliche Handlung als geplant und proaktiv betrieben wurde. Aus einer psychopathologischen Perspektive sind diese beiden treibenden Kräfte sehr verschieden und führen zu weitgehend verschiedenen langfristigen Verläufen und Behandlungsansätzen.

    Abb. 1.6: Das integrierte Modell für das Justiz-System für Jugendliche und Seelische Gesundheit

    Durch den Einsatz von standardisierten, evidenzbasierten Praktiken, welche in Untersuchungen an inhaftierten Jugendlichen entwickelt und validiert wurden, kann das Justizsystem für Jugendliche in eine Verbindung mit den modernen Versorgungsansätzen gebracht werden. Ein derartiger Ansatz würde unrealistische Erwartungen an das System vermindern, während gleichzeitig die vorhandenen Ressourcen maximiert und wiederum den Einsatz neuer Ressourcen ermöglichen würden. Ein derartiges System wäre ein stärker integriertes System der Strafverfolgung und seelischen Gesundheit bei Jugendlichen mit überlappenden, integrierten und koordinierten Funktionen (vgl. Abb. 1.6).

    These 2: Delinquente sind als psychopathologisch zu betrachten, weil sie sich in Beziehung zu psychosozialen Kräften und Umwelteinflüssen entwickeln, welche die normale Sozialisation der Aggression verhindern.

    Dank der Pionierarbeit von August Aichhorn haben wir gelernt, die Entwicklung delinquenter Jugendlicher im sozialen Kontext der Welt, die sie bewohnen, zu betrachten. Kinder entwickeln sich innerhalb einer komplexen psychosozialen Umwelt, welche bisweilen einen Bruch der normalen Entwicklungslinien zur Folge haben und die Kinder in ein Leben führen, dass durch Aggression und Störungen des Sozialverhaltens gekennzeichnet ist (Garbarino 1992, 1995, 1999, 2006; Garbarino et al. 1998). Innerhalb dieser Kontexte kann die Ausformung von Aggression einer Form der Bewältigung darstellen (Bandura 1973, 1977) oder in der Konditionierung von Furcht enden. Der zuletzt genannte Prozess kann in eine fehlangepasste Ausdehnung von Furcht und Angstreaktionen auf Reize münden, die denen ähnlich sind, welche die ursprünglichen Furchtreaktionen provoziert haben (Charney 2004a, b). Ferner hat die Neuroforschung gezeigt, dass die Endprodukte in diesen Kontexten ein Muster emotionaler Differenzierung sind, in denen Angst, Trauer, Furcht und aggressives Verhalten nicht mehr dem evolutionären Zweck dienen, für die sie entwickelt waren, und stattdessen unter unangemessenen Umständen oder in einem exzessiven Ausmaß ausgelöst werden (Plattner et al. zur Veröffentlichung eingereicht). Das Ergebnis ist eine Kaskade unregulierter Emotionen mit potentiell ungünstigen Verläufen, sowohl für den Urheber als auch das Ziel der kindlichen Aggression.

    Das National Institute of Child Health and Human Development (NICHD Early Child Network 2004) hat die Ergebnisse einer Studie an 1100 Kindern berichtet, die prospektiv mit der Child Behavior Checklist (CBCL) untersucht worden waren, und gefunden, dass sie insgesamt eine Rückbildung der Aggression vom Kleinkindalter bis in das Schulalter zeigt. Die Prädiktoren für abnehmende Aggression waren hoch ausgeprägte familiäre Ressourcen und stärker feinfühlig ausgeprägtes Erziehungsverhalten der Eltern. Eine persistierende Aggression sagte ungünstige soziale und schulische Verläufe voraus. Die Persistenz für fehlangespasste Verhaltenszüge in der Adoleszenz folgt keinem linearen Pfad und zahlreiche disruptive Ereignisse können zu ungünstigen Verläufen führen. So steht bei vielen Jugendlichen eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) als Folge von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung im Vordergrund und ist als ein Risikofaktor für die Jugendlichendelinquenz ermittelt worden (Carrion und Steiner 2000; Ruchkin et al. 2002; Steiner et al. 1997; 2003a). Diese allgemeinen Befunde sind in einer Serie innovativer Studien weiter spezifiziert worden. Ruchkin und Mitarbeiter (2002) haben 1973 männliche russische Delinquente mit einem mittleren Alter von 16,4 (s = 0,9) Jahren untersucht. Sie fanden, dass 42 % ihrer Probanden voll und 25 % teilweise die Kriterien für eine PTBS auf der Basis eines strukturierten Interviews (K-SADS-PL) erfüllten. Nach diesem Bericht waren 74 % der Stichprobe zumindest einmal und 59 % mehrfach einem gewalttätigen Ereignis ausgesetzt gewesen. Die häufigsten Ereignisse betrafen häusliche Gewalt (72 %), Beobachtung eines Gewaltverbrechens (51 %), körperliche Misshandlung (48 %) und Opfererfahrung bei einem Gewaltverbrechen (32 %). In einer unlängst durchgeführten Studie zu PTBS unter Jugendlichen in Strafanstalten in Österreich berichteten Plattner und ihre Kollegen Raten von 72 % für weibliche und 22 % für männliche Jugendliche (Steiner et al. 2003b). Nimmt man diese Studienergebnisse zusammen, so besteht eine besonders bemerkenswerte Beziehung zwischen psychiatrischem Trauma und der Bereitschaft eines Kindes, sich fehlangepasst aggressiv zu entwickeln, wie ursprünglich von Aichhorn angenommen. Die exakten Mechanismen dieser Verbindung müssen weiter untersucht werden; wir nehmen jedoch an, dass die Konditionierung von Furcht, ein Auslösermodell für Furcht und Aggression und psychosoziales Lernen am Modell wichtige zu berücksichtigende Faktoren sind.

    These 3: Neue Einsichten der Neurowissenschaften machen es auch möglich, neue Typologien für die gestörte Aggression zu entwickeln und diese mit spezifischen Interventionen zu verbinden.

    Bis dato haben wir über die unangepasste und gestörte Aggression im Zusammenhang mit anderen mobilisierenden Psychopathologien gesprochen. In diesem letzten Teil unserer Diskussion wollen wir unsere Aufmerksamkeit auf neue Ergebnisse der Neurowissenschaften und in der Entwicklungspsychiatrie lenken, die uns dazu verhelfen sollen, eine neue Taxonomie für spezifische Störungen der Aggression zu schaffen. Wir verstehen unter diesen spezifischen Störungen solche, bei denen die Aggression aufgrund ihres Ausmaßes, ihrer Heftigkeit und Häufigkeit im klinischen Mittelpunkt steht und unsere vollkommene Aufmerksamkeit verlangt. Es handelt sich um primäre Störungen im klinischen Sinn nach der ICD. Die existierenden Diagnosegruppen (oppositionelles Trotzverhalten, Störungen des Sozialverhaltens, antisoziale Persönlichkeit etc.) sind in diesem Zusammenhang nicht sehr nützlich, weil sie uns nur sehr selten zu spezifischen Behandlungsmethoden führen. Sie sind also keine Krankheiten im engeren Sinne, sondern nur Syndrome mit „großer Heterogenität" und unvollkommener Abgrenzung, wie ja ihre hohen Komorbiditätsraten anzeigen (Steiner 1997; Steiner und Remsing 2006). Auf der anderen Seite benötigt man klare und hilfreiche Einteilungen, wenn man mit Delinquenten arbeitet, denn es ergibt sich oft, dass die schwersten Formen der Aggressionsstörungen hier vorgefunden werden (Steiner und Karnik 2004).

    Um diese neuen Kategorien zu schaffen, können wir uns einiger Erkenntnisse der Neurowissenschaften bedienen, die direkte Relevanz haben. Wir haben diese Diskussion in einer Serie von Arbeiten dargestellt, die von der Stanford/Howard Workgroup on Juvenile Impulsivity and Aggression (Connor et al. 2006; Blair et al. 2006; Steiner et al. 2006) zusammengestellt wurden. Im Folgenden skizzieren wir unseren Ansatz.

    Für die Erfassung und das Verständnis der Aggression sind zahlreiche Ordnungssysteme vorgeschlagen worden. Tab. 1.1 führt diese zahlreichen Subtypen auf, die vorgeschlagen und auf empirische Studien gestützt sind. An dieser Tabelle fällt auf, dass viele Autoren offensichtlich ähnliche Phänomene mit unterschiedlichen Begriffen beschreiben. Eine genauere Analyse dieser Subtypen legt nahe, diese in zwei größeren Subklassen der Aggression zusammenzufassen. Für diese Klassifikation gibt es weitere Unterstützung aus neueren Befunden der neurowissenschaftlichen Literatur (Blair et al. zur Veröffentlichung eingereicht). Diese zwei Subklassen lassen sich folgendermaßen bezeichnen (Steiner und Saxena et al. 2003).

    Reaktive/affektive/defensive/impulsive (RADI) oder „heiße" Aggression.

    Diese Form der Aggression ist weitgehend ungeplant und häufig offen. Der antizipierte Verlauf der Aggression aus der Sicht des Aggressors ist ein negativer Affekt. Assoziierte Emotionen bei diesem Subtyp der Aggression umschließen Ärger, Frustration, Irritabilität und Furcht.

    Proaktive/instrumentelle/geplante (PIP) oder „kalte" Aggression.

    Die PIP-Untergruppe ist häufig durch eine geplante Ausführung der Aggression charakterisiert. Diese Art von Aggressionen ist häufig verdeckt und der antizipierte Verlauf ist aus der Perspektive des Aggressors in der emotionalen Bewertung positiv. Die mit diesem Subtyp der Aggression verbundenen Emotionen umfassen Interesse und Freude über die Handlung oder das Ergebnis oder Gefühle des Ekels oder der Verachtung gegenüber dem Objekt der Aggression.

    Tab. 1.1: Empirisch gestützte Subtypen der Aggression

    Blair et al. (zur Veröffentlichung eingereicht) haben mehrere Male und überzeugend nachgewiesen, dass diese beiden Formen der Aggression durch sehr unterschiedliche Neuro-Architekturen unterstützt werden. Die kalte PIP Aggression – wie vieles anderes instrumentelles Verhalten – läuft nicht in bestimmten neuronalen Funktionsschleifen und steht auch unter erheblicher persönlicher Kontrolle. Im Gegensatz dazu ist die heiße RADI-Aggression auf engste Weise mit den Funktionsschleifen für die Erkennung von Bedrohung und Furcht verbunden, ist also auf ganz gewisse Bahnen beschränkt und steht viel weniger unter persönlicher Kontrolle mit viel weniger Spielraum für persönliche Planung und Kontrolle im Ablauf der Aggression. Diese Unterschiede werden schon seit Jahrhunderten in den Gesetzen der meisten modernen Zivilisationen beachtet und anerkannt: Mord und Totschlag haben zwar das gleiche Resultat, involvieren aber sehr unterschiedliche kausale Mechanismen.

    Diese Ergebnisse der Neurowissenschaften führten unsere Gruppe zu der Frage, ob es möglich sein könnte, phänomenologische Merkmale dieser Untertypen der Aggression bei normalen Jugendlichen und bei inhaftierten Delinquenten zu finden. Wir verwandten dazu den breit eingesetzten Youth Self-Report von Achenbach (1991), um Jugendliche auf der Basis dieser beiden Subtypen von Aggression zu identifizieren. Zwei unabhängige Experten beurteilten die Merkmale der Skalen des YSR zur Erfassung von Aggression und Delinquenz und ordneten sie den Kategorien RADI, PIP oder „unsicher" zu. Der Übereinstimmungskoeffizient Kappa war mit 0.75 hochsignifikant (p<0.0001) und die interne Konsistenz betrug gemäß Cronbach’s Alpha für die neuen Skalen für RADI und PIP 0.85 und 0.80. Diese neue Skala differenzierte zuverlässig zwischen Jugendlichen mit RADI und PIP Subtypen der Aggression.

    Abb. 1.7: Vergleich von PIP- und RADI-Problemen bei Oberschülern und jugendlichen Inhaftierten auf der Basis von expertenbeurteilten YSR-Merkmalen (obere 2 Prozent)

    Diese revidierte Skala wurde dann in einer Pilotstudie an inhaftierten Jugendlichen mit Extremwerten in den oberen 2 % für den YSR-Gesamtwert und einer Kontrollgruppe von Highschool-Schülern eingesetzt (vgl. Abb. 1.7). Während die Kontrollpersonen niedrigere Werte in der YSR-Skala für Aggression hatten, wiesen die Delinquenten hohe Werte auf. Weniger als 10 % der Delinquenten konnten in den Untertyp RADI der Aggression und 10 % in den Untertyp PIP klassifiziert werden, während fast 50 % einen kombinierten Typ mit sowohl PIP als auch RADI-Aggression zeigten (Sims et al. 2005).

    Also erscheint es ganz so, als ob die Untertypen der Aggression, wie sie durch die Neurowissenschaften vorgeschlagen werden, zu konkreten Ergebnissen bei zwei großen Stichproben von Jugendlichen führen. Die Untertypen unterscheiden delinquente und normale Jugendliche und resultieren in Extremformen, die sich gut voneinander unterscheiden, obwohl kombinierte Störungen gehäuft auftreten, wenn der klinische Störungsgrad ansteigt. Diese Ergebnisse bauen auch eine Brücke zu den Ergebnissen im Schulkindalter bei Jungen (Tremblay et al. 2001; Vitaro et al. 2001; Dodge und Coie 1994), erweitern aber die Ergebnisse auf Jugendliche und beide Geschlechter. Am wichtigsten aber ist die Differenzierung dieser Typen der Aggression bei den inhaftierten Delinquenten, d. h. einer Stichprobe von höchster ökologischer Validität.

    Diese ermutigenden Ergebnisse haben unsere Gruppe dazu geführt, die gegenwärtige Einteilung der Aggression zu überdenken und ein neues Verständnis für das Spektrum der Aggression zu entwickeln (vgl. Abb. 1.8). Wir schlagen vor, die diagnostischen Kriterien für die Störung des Sozialverhaltens so zu reformulieren, dass diese Diagnose zu einer typologischen Störung der kalten PIP-Aggression wird. Die Störung mit oppositionellem Trotzverhalten sollte entsprechend verändert werden, so dass diese Diagnose einer Störung der heißen RADI-Aggression entspricht. Beide Diagnosen sind Teil eines diagnostischen Entwicklungsspektrums.

    Abb. 1.8: Vorgeschlagene Spektra von Aggressionsstörungen

    Individuen in diesem Spektrum beginnen mit einem fehlangepassten Muster der Aggression und entwickeln in jedem Fall eine von mehreren kinder- und jugendpsychiatrischen Diagnosen mit fortschreitendem Verlauf. Wenn dieses Muster sich trotz Interventionsbemühungen verschlechtert, können sich die betroffenen Individuen in eine von zwei Formen der Aggression verteilen – einen chronischen Typ und einen akuten Typ. Individuen, die auf dem PIP-Pfad sind, zeigen immer Frühzeichen einer fehlangepassten „kalten" Aggression, die geplant und verdeckt ist, wie oben beschrieben wurde. Wenn dieses Verhaltensmuster anhält, entwickelt das Kind sehr wahrscheinlich die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens. Wenn dieses Muster bis in das Erwachsenenalter anhält, dann erhält dieses Individuum sehr wahrscheinlich die Diagnose einer antisozialen Persönlichkeitsstörung, speziell in Fällen, bei denen das Muster der Aggression chronisch ist, oder das betroffene Individuum erhält die Diagnose einer Psychopathie in Fällen, in denen das aggressive Verhalten eher akut ist.

    Bei der Betrachtung des „heißen" oder RADI-Subtyps der Aggression, muss man die im Diagnostic and Statistical Manual-IV-Trainings-Revision (DSM-IV-TR) enthaltene Diagnose der Störung mit oppositionellem Trotzverhalten (OTV) berücksichtigen. Kriterien für diese Diagnose haben eine bedeutsame Überlappung mit dem RADI-Muster der Aggression und speziell deswegen, weil die DSM-IV-TR Kriterien für OTV fordern, dass die aggressiven Handlungen unter dem Einfluss von starken und negativen Emotionen erfolgen, welche den aggressiven Handlungen vorausgehen oder diese unterhalten. Die Kriterien spezifizieren außerdem, dass die aggressiven Handlungen in zahlreichen Kontexten auftreten und einen adaptiven Zweck verfolgen wie zum Beispiel den Einsatz von Gewalt, um sich selbst während Krieg oder Kampf zu verteidigen. Schließlich spezifizieren die Kriterien, dass das Auftreten des Verhaltens nicht ausschließlich aus sozialen Umweltbedingungen abgeleitet werden kann, wie es zum Beispiel in Situationen der häuslichen Gewalt vorliegt.

    Auf der Basis dieser Überlegungen würde die RADI-Aggression mit einem fehlangepassten Typ der reaktiven oder emotionalen Aggression beginnen, die primär einen negativen Affekt hat. Wenn das Muster bis in die Kindheit anhält, müsste die psychiatrische Diagnose einer Störung mit OTV gestellt werden. Wenn das Muster der Aggression bis in das Erwachsenenalter fortschreitet, würden die betroffenen Individuen die Diagnose einer irritablen Persönlichkeitsstörung chronischer Ausprägung oder einer intermittierend explosiven Störung in der akuten oder schädlichen Form erhalten.

    Diese zwei neuen Klassen der Aggression führen zu sehr unterschiedlichen Ansätzen für die Behandlung dieser Störungen. Wir glauben, dass der RADI-Subtyp besser auf psychopharmakologische und psychotherapeutische Interventionen anspricht, während der PIP-Subtyp stärker strukturierte Umgebungen erforderlich machen dürfte, welche Methoden der Verhaltensmodifikation ebenso wie modifizierte Formen der Psychotherapie einschließen. Diese Form spricht möglicherweise nicht so gut auf Pharmakotherapie an wie der RADI-Subtyp (Soller et al. 2006), weil diese Art der Aggression aus geplantem Verhalten and nicht explosiver Emotion besteht.

    Schlussfolgerungen

    Dieses Kapitel hat verschiedene Konzepte für die Jugenddelinquenz auf der Basis der neurowissenschaftlichen Forschungsliteratur, der Entwicklungspsychiatrie und der Epidemiologie untersucht. Jede dieser Domänen ergänzt einander und hat hochgradig spezifische Implikationen für die Identifikation und Diagnose und schließlich für die Behandlung und Rehabilitation. Jede Domäne verspricht, unsere Effektivität im Umgang mit diesen schwierigen Jugendlichen zu verbessern. So könnten wir in der Behandlung von reaktiv aggressiven Jugendlichen in der Lage sein, Techniken für die Ärgerbewältigung einzusetzen und auch Medikamente zu verbessern, welche hinsichtlich der Affektstabilisierung und Impulsreduktion hilfreich sind, wie zum Beispiel die Antikonvulsiva und Anxiolytika. Hingegen könnten wir bei der Behandlung von Jugendlichen mit PIP stärker einsichtsorientierte und an der Verhaltensmodifikation orientierte Methoden innerhalb eines geschützten Rahmens einsetzen, so dass diese Kinder lernen, moralische Entscheidungsfähigkeit zu entwickeln und ihre Neigung zu reduzieren, für ihre eigenen persönlichen Bedürfnisse andere zu verletzen.

    Wir haben die hohen Prävalenzraten der psychiatrischen Morbidität unter jugendlichen Delinquenten und potentielle Pfade und Beziehungen zum sozialen Umfeld dargestellt. Auf der Basis dieser Hypothesen haben wir argumentiert, dass Delinquente aus einer psychopathologischen Perspektive betrachtet werden sollten, welche darauf hinausläuft, dass die Intervention eher aus einer therapeutischen statt aus einer strafenden Perspektive angegangen werden sollte.

    Wir schlagen außerdem ein neues Ordnungssystem der Aggression vor, welches unser sich herauskristallisierendes Verständnis der Aggression auf einer neurowissenschaftlichen und psychologischen Ebene integriert. Wir haben ferner dafür plädiert, Spektrumsdiagnosen einzusetzen, welche die neurowissenschaftliche Basis der Aggression aufnehmen und anerkennen und die Klassifikation in zwei Subtypen, nämlich einen „heißen Typ der RADI und einen „kalten Typ der PIP berücksichtigen. Damit werden weitere differentielle Ansätze der Behandlung und Rehabilitation im Juvenilen Strafsystem nahegelegt. Ein fehlendes Verständnis für diese unterschiedlichen Entwicklungsverläufe impliziert das Risiko des Ignorierens der Psychopathologie, für die es schon jetzt effektive und evidenzbasierte Behandlungsinterventionen gibt. Ein derartiges Defizit würde die betroffenen Individuen einem Leben mit wiederholter Aggression, Gewalt und unzulänglichen Sozialfunktionen und einem Fokus auf ausschließlich strafenden Behandlungsansätzen ausliefern. Es hat sich klar gezeigt, dass derartige häufig im jugendlichen Strafvollzug zu beobachtende Ansätze nicht wirksam sind, für das Sozialsystem kostspielig sind und zahlreiche Probleme erneut hervorbringen, welche eigentlich eingedämmt werden sollten.

    Unsere wissenschaftliche Basis für die Erklärung von Delinquenz und Aggression erlaubt uns nun, diese schwer zu behandelnden Jugendlichen sehr differenziert zu sehen, wie es bis dato nicht möglich war. Wir sind daher in der Lage, vollkommen neue Ansatze zur Behandlung vorzuschlagen, die dann hoffentlich als wirksames Gegenmittel zu dem weit verbreiteten Pessimismus dienen, mit dem die Behandlung dieser sehr schwierigen Krankengruppe so oft angegangen wird.

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